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Veröffentlicht am 05.03.2017

fesselnder zeitgeschichtlicher Roman

Sturmherz
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Das Verhältnis von Alexa Petri und ihrer Mutter Cornelia ist seit Alexas 11. Lebensjahr äußerst angespannt. Alexa hat darunter lange gelitten und sich inzwischen damit arrangiert. So lebt und arbeitet ...

Das Verhältnis von Alexa Petri und ihrer Mutter Cornelia ist seit Alexas 11. Lebensjahr äußerst angespannt. Alexa hat darunter lange gelitten und sich inzwischen damit arrangiert. So lebt und arbeitet sie schon seit einiger Zeit in Berlin, während ihre Mutter in Hamburg geblieben ist. Doch jetzt liegt ihre Mutter nach einem Schlaganfall im Koma und es muss ein Vormund bestimmt werden. Da es außer Alexa keine direkten Verwandten mehr gibt, möchte sie die Vormundschaft übernehmen - ohne, dass sie weiß, was eigentlich so wirklich der Wille ihrer Mutter gewesen wäre. Also durchforstet sie die Wohnung ihrer Mutter, in der Hoffnung, etwas wie eine Patientenverfügung zu finden - doch stattdessen stößt sie auf Fragmente der Vergangenheit ihrer Mutter. Wie ihre Mutter als junge Frau große Pläne hatte - und wie sie ein Opfer der Hamburger Sturmflut wurde.

Corina Bomann hat sich für dieses Buch ein interessantes Hintergrundthema ausgesucht, von dem ich bisher noch nicht viel gelesen habe: Die Hamburger Sturmflut 1962. Dieses Thema wird vor allem in den Rückblenden um Cornelias Vergangenheit ausführlich behandelt: Was es für die Hamburger Bevölkerung bedeutete und für Cornelia im Besonderen. Das ganze Szenario ist sehr anschaulich dargestellt, ich hatte zwischendurch Bilder von verzweifelten Menschen und reißenden Wassermassen vor Augen. Wobei Corina Bomann generell sehr anschaulich schreibt.

Auch die Figuren sind so beschrieben, dass man mit der Zeit meint, sie vom Wesen her zu kennen und mitunter überrascht ist, was für Züge außerdem in ihnen stecken und woher so manche Eigenart kommt. Gerade letzteres wird erst bei Cornelia und dann bei ihrer Mutter Stück für Stück aufgedeckt. Auch die Figuren, die eigentlich nur eine Nebenrolle spielen, sind mit Liebe zum Detail ausgearbeitet.

Die Handlung spielt zum Großteil im Hamburg der heutigen Zeit. Neben Rückblenden wird Cornelias Vergangenheit durch Alexas Recherchen Stück für Stück aufgedeckt. Cornelia ist mit großer Begeisterung dabei und findet endlich Antworten auf Fragen, die sie sich schon lange gestellt hat.

Nachdem ich bisher nur Bücher von Corina Bomann kannte, die sich mit größeren Zeitsprüngen befassten und über mehrere Generationen reichten, war ich gespannt, wie mir die Mutter-Tochter-Konstellation gefallen würde. Zusammen mit dem Thema "Hamburger Sturmflut" hat sie mich überzeugt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil es so fesselnd geschrieben ist und ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Wobei ich von den Rückblenden auch noch mehr hätte lesen können...

Fazit: Wie man es von Corina Bomann gewohnt ist: Interessante historische Hintergründe und eine fesselnde Geschichte in der heutigen Zeit.

Veröffentlicht am 15.01.2017

interessanter Roman auf Basis historischer Fakten

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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1946 machen sich 600 sogenannte "Kriegsbräute" mit einem Flugzeugträger auf den Weg nach England, wo sie ihre Ehemänner wiedersehen und bei ihnen bleiben werden. Dabei haben sie sie mitunter seit Jahren ...

1946 machen sich 600 sogenannte "Kriegsbräute" mit einem Flugzeugträger auf den Weg nach England, wo sie ihre Ehemänner wiedersehen und bei ihnen bleiben werden. Dabei haben sie sie mitunter seit Jahren nicht mehr gesehen und sich vor der Hochzeit kaum kennengelernt. So ist es für sie ein Aufbruch ins Ungewisse und für die meisten ein Abschied für immer von ihren Familien, da es damals sehr kostspielig und langwierig war, von Australien nach England zu kommen. Dennoch herrscht an Bord generell eine gute Stimmung - und das, obwohl neben den Frauen noch die "übliche Besatzung" von Soldaten und Maschinisten an Bord ist, die wegen der Frauen enger zusammenrutschen müssen. Abgesehen davon gelten sehr strikte Regeln, damit es möglichst zu keinen Kontakten zwischen Männern und Frauen kommt. Dem Kapitän, einem eingefleischten Junggesellen, ist die Beförderung der Frauen auf seinem Schiff nämlich eigentlich gar nicht recht.

Eine der Frauen ist Frances, die sich zusammen mit Jean, Avice und Margaret eine Kabine teilt. Die Frauen kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen und haben die Reise mit sehr unterschiedlichen Gefühlen angetreten: Avice, Tochter aus besserem Haus, kann es kaum erwarten, ihren Joe zu sehen und früher als ihre ältere Schwester zu heiraten. Margaret ist schwanger und freut sich zwar auf ihren Ian und ihre bald kommende kleine Familie, doch oft nagt auch die Unsicherheit an ihr. Jean stammt aus sehr einfachen Verhältnissen, ist erst 16 und oft noch sehr kindlich. Und schließlich Frances hat im Krieg als Krankenschwester auf einem Kriegsschiff gearbeitet und ist sehr schweigsam und zurückgezogen. Wie zu erwarten, kommt es in dieser Kabine oft zu Spannungen, doch mit der Zeit entwickelt sich auch ein großes Gemeinschaftsgefühl.

Den Einstieg ins Buch fand ich etwas anstrengend, weil man zuerst eine ältere Dame kennenlernt, die mit ihrer Enkelin eine Indienreise unternimmt und dabei auf das Wrack der "Victoria" stößt. Man erfährt nicht, welche der vier Damen, die man nach einem Zeitsprung einzeln kennenlernt, es nun ist. Die vier Damen lernt man in ihrer jeweiligen australischen Heimat kennen und begleitet sie dann (ebenfalls einzeln) auf das Schiff, die "Victoria". Bis hierhin war die Erzählung zwar flüssig zu lesen, wirkte aber oft ein bisschen abgehakt. Das besserte sich, als das Schiff in See stach und die Frauen sich in einer Kabine finden, so dass ihre Erzählstränge zusammengeführt werden.

Die Geschichte liest sich weiterhin sehr flüssig. Durch Geschehnisse an Bord wird immer wieder Spannung aufgebaut, auch die Dramatik steigert sich immer wieder. Dafür, dass so viele Frauen an Bord sind, halten sich die Zickereien netterweise im Rahmen, wobei kein Charakter sich verbiegt. Die Geschichte gibt gut wieder, wie es bei einer so langen Überfahrt immer wieder zu besseren und anstrengenderen Zeiten zwischen den Kabinenbewohnerinnen und den Menschen auf dem Schiff kommt. Man begleitet die Männer und Frauen auf der letzten Fahrt der "Victoria", die anschließend verschrottet werden soll.

Jojo Moyes greift mit ihrem Roman ein Stück Geschichte auf, das mir bisher fremd war, das ich aber sehr spannend fand. Durch die verschiedenen Charaktere baut sie die verschiedenen Schicksale der Kriegsbräute ein - von denen, die unterwegs aus unterschiedlichen Gründen wieder zurückgeschickt werden über die, die in England nicht abgeholt werden und jene, die dort von ihrem Mann abgeholt werden und hoffen, glücklich zu werden. Im Nachhinein klingt das so, als könnte die Geschichte konstruiert wirken, aber das tut sie beim Lesen nicht. Die Charaktere zeigen viele Facetten, die durch die lange Zeit an Bord an ihnen zum Vorschein kommen. Mich hat die Geschichte sehr gefesselt, vom Stil wie vom Thema her.

Fazit: Ein interessanter und fesselnder Roman über eine Frauengruppe der Nachkriegszeit.

Veröffentlicht am 19.12.2016

hatte mehr erwartet

Stiefkind
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Rachel hat es geschafft: Sie hat sich aus prekären Verhältnissen hochgearbeitet, studiert und jetzt nach einigen Jahren als Single mit David verheiratet, einem erfolgreichen Anwalt, dessen Familie ein ...

Rachel hat es geschafft: Sie hat sich aus prekären Verhältnissen hochgearbeitet, studiert und jetzt nach einigen Jahren als Single mit David verheiratet, einem erfolgreichen Anwalt, dessen Familie ein altes Herrenhaus in Cornwall gehört. Davids Sohn aus erster Ehe, Jamie, ist 9 Jahre alt und eher zurückhaltend, doch an sich kommen er und Rachel gut miteinander aus - bis er ihr eines Tages sagt, dass sie an Weihnachten sterben wird und seine Mutter, die im Jahr zuvor an Weihnachten verstorben ist, wiederkommen wird. Verständlicherweise ist Rachel geschockt. Kann Jamie in die Zukunft sehen? Und wie kann sie die Geschehnisse beeinflussen?

Dieser Psychothriller verspricht Hochspannung, was ich leider nur bedingt unterschreiben kann. Spannend ist er, ja, aber leider auch vorhersehbar. Ich konnte zwar nicht exakt sagen, was wie passieren wird, aber mit meinen Vermutungen lag ich nie ganz daneben. Das war fast von Anfang an der Fall, weshalb auch eigentlich gruselige Passagen ihre Wirkung eher verfehlten, zumal manches dann auch ein bisschen zu viel war, ähnlich wie bei einem schlechten Horrorfilm. Diesen Kritikpunkt hatte ich auch schon bei "Eisige Schwestern", dem ersten Psychothriller von S.K. Tremayne. Dabei könnten beide Bücher vom Thema her sehr spannend und fesselnd sein, wobei sie vom Stil her auch Pageturner sind.

Die Charaktere sind so, dass man sie vor sich sieht, aber leider bin ich mit der Hauptfigur nur so mäßig warm geworden und fand sie eher anstrengend, ihren Mann fand ich auch nicht sonderlich nett. In Verbindung mit der Handlung führte das dazu, dass ich zwar wissen wollte, wie es weiter geht und ob ich mit meinen Vermutungen auch am Ende recht behalten sollte, das Buch aber nicht mit der Spannung verfolgt habe, wie ich es mir erhofft hatte. Unlogisch fand ich die Handlung noch nicht mal, es war einfach manchmal ein bisschen zu viel des Guten.

Fazit: Mich konnte das Buch leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 29.10.2016

netter Roman über einen Neubeginn

New York Diaries – Claire
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Claire kommt frisch getrennt aus London zurück und zieht es vor, zu ihrer besten Freundin June und ihrem besten Freund Danny in die WG in New York zu ziehen, als in ihr altes Kinderzimmer in New Jersey. ...

Claire kommt frisch getrennt aus London zurück und zieht es vor, zu ihrer besten Freundin June und ihrem besten Freund Danny in die WG in New York zu ziehen, als in ihr altes Kinderzimmer in New Jersey. Dafür wohnt sie sogar in Junes begehbarem Kleiderschrank. Zwei Jobs hat sie schnell gefunden, so dass sie sich sogar das Leben in New York halbwegs leisten kann. Doch wie es sonst für sie weitergehen soll, weiß sie nicht. Zumal in ihrem Leben viel zu schnell wieder Männer-Chaos herrscht: Im Appartment über ihr wohnt ihre erste große Liebe, Jamie und Danny ist zwar vergeben, aber irgendwie schlägt ihr Herz doch schneller, wenn sie ihn sieht. Von beruflichen Plänen mal ganz zu schweigen. Bleibt also die Frage: Was und wen will Claire eigentlich?

Nachdem mich Anne Freytag, die hinter Ally Taylor steckt, mit "Mein bester letzter Sommer" von sich überzeugt hat, kam mir Claires Geschichte als Auftakt der "New York Diaries" sehr gelegen. Zwar war zu vermuten, dass es deutlich leichtere Kost sein würde, allerdings hätte ich schon mit etwas mehr Substanz gerechnet. Dass Claire sich erst mal einrichten muss (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne) ist klar, aber irgendwie geht das ganz plötzlich und schnell - und schon steckt sie mitten im schönsten Männerchaos und verzehrt sich nach dem einen, den sie aber gerade nicht haben kann. Nebenbei merkt sie, dass ihre Jobs zwar ganz nett, aber keine dauerhafte Lösung sind und sie eigentlich ihren Traum verwirklichen möchte, eine eigene Bakery zu betreiben, es aber schon am Startkapital fehlt.

Das Buch liest sich sehr flüssig, allerdings hat Claire lange Passagen, in denen sie über Danny sinniert und sich den Kopf zerbricht, aber sonst eigentlich nicht viel passiert. Irgendwann konnte ich es schlicht nicht mehr hören, was das Buch für mich eher zäh machte. Als dieser Punkt dann aber einmal überwunden war und es auch mit der Handlung weiterging, gefiel mir das Buch auch wieder deutlich besser, aber insgesamt hätte man hier deutlich straffen können. Das ist schade, weil das Buch vom Klappentext eigentlich als Thema verspricht, dass es um die Frage geht, ob sich Claires Träume und Hoffnungen erfüllen werden. Dass dazu auch die Suche nach Mr. Right gehört, kann man sich zwar vorstellen, aber sie nimmt hier leider ziemlich viel Platz ein - gemessen daran, dass June ja eigentlich einen sehr konkreten Traum hat, den sie zwar wiederentdeckt, der aber insgesamt kaum Raum zugestanden bekommt und an dessen Verwirklichung sie sich lange nicht macht.

Die Protagonisten sind alle so dargestellt, dass man sie sich vorstellen kann - gerade die WG hatte ich bildlich vor Augen. Manche Figuren wirken erst sehr stereotyp, wobei das mit der Zeit auch oft aufgebrochen wird. In dieser Hinsicht gibt es einige interessante Entwicklungen, die die Geschichte für mich wieder interessanter gemacht haben.

Fazit: Ich hatte mir mehr versprochen, aber für zwischendurch ist "New York Diaries - Claire" durchaus nett zu lesen.

Reihenfolge:

1. Claire

2. Sarah (ab 02.01.2017)

3. Phoebe (ab 03.04. 2017)

4. Zoe (ab 03.07.2017)

Veröffentlicht am 24.10.2016

berührendes Jugendbuch

Mein bester letzter Sommer
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Tessa war immer die Vorzeigetochter, bei der das Klavierspiel so perfekt war wie fast alles, was sie gemacht hat. Nebenbei hat sie noch auf den perfekten ersten Freund für den perfekten ersten Kuss gewartet ...

Tessa war immer die Vorzeigetochter, bei der das Klavierspiel so perfekt war wie fast alles, was sie gemacht hat. Nebenbei hat sie noch auf den perfekten ersten Freund für den perfekten ersten Kuss gewartet - um dann zu erfahren, dass sie für das Warten eigentlich gar keine Zeit mehr hat. Sie ist schwer krank und hat nur noch einige Wochen zu leben, was sie wütend macht und frustriert. Bis sie zufällig Oskar kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Doch Oskar durchschaut sie und ihre Fassade und lädt sie ein, ihn auf einem Roadtrip durch Italien zu begleiten. Und so erlebt Tessa ihren letzten besten Sommer, voller Abenteuer, Emotionen und Zeit.

Ich habe das Buch aus privaten Gründen mehrfach für längere Zeit zur Seite legen müssen - und bin jedes Mal wieder super reingekommen. Allein das sagt schon viel über den Schreibstil und die Intensität der Geschichte aus, finde ich. Wenn ich das Buch dann wieder zur Hand genommen habe, fühlte es sich immer ein bisschen wie ein nach-Hause-kommen an - auch wenn ich immer wusste, dass es nur auf Zeit ist und das Ende ziemlich traurig werden würde. Darauf lässt schon der Titel schließen und ich kann nur empfehlen, bei der Lektüre Taschentücher in Reichweite zu haben. Ich habe mit den Figuren gelacht, geweint, gelitten, hätte aber auch Tessa und ihre Schwester gerne manchmal zur Rede gestellt. Und in der Haut von ihren Eltern hätte ich schon gar nicht stecken wollen...

Oskar tritt da als positiver Gegenpol in Tessas Leben, in den sie sich prompt verliebt. Sie versucht zwar, ihre Krankheit vor ihm zu verstecken, aber letzten Endes darf sie erfahren, dass er sie trotzdem liebt und auch an ihren Narben nichts abstoßendes findet. An solchen Punkten merkt man allerdings, dass Tessa eben auch ein Teenager ist, mit allen Unsicherheiten, die dazugehören.

Hat man einmal mit dem Buch angefangen, will man es nicht mehr aus der Hand legen - und will gleichzeitig doch nicht, dass es endet. Der Schreibstil von Anne Freytag in Verbindung mit dem Inhalt fesselt einen schon sehr, wobei eben der Inhalt bei mir auch zu einem Bedarf an Pausen geführt hat, den ich sonst nicht von mir kenne. Das klingt vielleicht widersprüchlich, ist es für mich aber nicht. Zumal manche Begebenheiten oder auch Sätze einfach auch mal sacken müssen.

Auch wenn "Mein bester letzter Sommer" in der Kategorie "Jugendbuch" zu finden ist, kann ich es Erwachsenen nur empfehlen. Es ist kein leichtes Thema, gerade auch mit Blick darauf, dass man vielleicht selbst Kinder hat, aber es ist trotzdem ein sehr sehr gutes Buch.

Fazit: Ich habe selten ein so lebensbejahendes Buch gelesen - absolut empfehlenswert!