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Veröffentlicht am 16.12.2017

Abgründe in Berlin

Dunkel Land
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Verena Hofer, arbeitslose Literaturdozentin und seit einem halben Jahr Adoptivmutter für ihre Nichte ist pleite. Deshalb hat sie für die Sommermonate einen vemeintlichen Babysitterjob für einen scheinbar ...

Verena Hofer, arbeitslose Literaturdozentin und seit einem halben Jahr Adoptivmutter für ihre Nichte ist pleite. Deshalb hat sie für die Sommermonate einen vemeintlichen Babysitterjob für einen scheinbar reichen Jungen in einem Dorf namens Wuthenow übernommen. Der Job ist gut bezahlt, ihre Nichte ist im dortigen Kindergarten versorgt und nach den Sommerferien hat sie einen Job an einer Privatschule in Aussicht.

Das Dorf, in dem sie unterrichten soll, stellt sich jedoch als Landgut heraus und der etwa 12-jährige Junge als erwachsener und durchaus attraktiver junger Mann, der Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis hat. Wenn er schläft, vergisst er alles, was er bis dahin erlebt hat. Trotzdem möchte er sein Leben so normal wie nur eben möglich leben und das beinhaltet seine Arbeit als Berater für die Staatsanwaltschaft in Berlin. Da es Amelie sehr gut gefällt und Verena ja kaum eine Wahl hat, schließlich hat sie kein Geld und ihre Wohnung in Nürnberg untervermietet, lässt sie sich darauf ein. Sie unterstützt Carl von Wuthenow bei seinen Ermittlungen. Es gibt Tote im Strichermileu in Berlin. Und schon bald fällt ihr auf, dass ihr das, trotz der Grausigkeit der Verbrechen, besser gefällt, als erwartet. Somit ist eine Fortsetzung, obwohl sie das eigentlich ausschließt, mehr als wahrscheinlich und ich hoffe sehr, die kommt.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Verena Hofer geschrieben und so erfahren wir viel aus ihrer Gedankenwelt. Ein wenig erfahren wir auch über Carl von Wuthenow, als sie einmal seine Notizen liest, die er sich jeden Abend anfertigt um am nächsten Morgen sein Kurzzeitgedächtnis „aufzufrischen“.

Der Schreibstil ist spannend und ich habe das Buch wirklich gut lesen können. An einigen Stellen schien es mir aber eine sehr emotionslose Schilderung der Ereignisse zu sein, was mich etwas im Lesefluss gestört bzw. beim Lesen irritiert hat.

Sehr schnell hatte ich einen Verdacht, wer wohl für die Morde verantwortlich sein könnte, die Autorin versteht es aber, Zweifel zu streuen und den Verdacht auf andere zu lenken.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten und die Entwicklung darin – sowohl was Verenas Interesse an ihrem Job angeht, als auch die Beziehzung zwischen Carl und Verena – schreit geradezu nach einer Fortsetzung. Für meinen Geschmack schreit es sogar ein bisschen zu sehr danach. Dennoch würde ich gern wissen, wie es weiter geht und würde die Fortsetzung gerne lesen.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Von der Sucht nach dem Happy End

Wir sehen uns beim Happy End
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Emilia/ Ella lebt glücklich mit ihrem Verlobten in einem kleinen gemütlichen Haus in Hamburg. Sie managt sein Leben und seinen Haushalt und ist für ihn da. Nebenbei hat sie einen Blog, „Better Endings“, ...

Emilia/ Ella lebt glücklich mit ihrem Verlobten in einem kleinen gemütlichen Haus in Hamburg. Sie managt sein Leben und seinen Haushalt und ist für ihn da. Nebenbei hat sie einen Blog, „Better Endings“, auf dem sie unter anderem alternative Enden für Filme, Bücher und Geschichten postet – alle mit einem Happy End. Sie ist der Überzeugung: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“

Eigentlich eine schöne Vorstellung. Nur leider ist das Leben eben kein Wunschkonzert und es spielt sich nicht nach einem vorgefertigten Skript ab. Das muss auch Ella feststellen, als sie in einem Mantel einen Brief findet, aus dem hervor geht, dass ihr geliebter Verlobter offensichtlich mit einer anderen Frau geschlafen hat und dieser auch noch erzählt hat, dass ihn Ellas Träumereien eigentlich stören. Sie rät ihm, die Hochzeit abzusagen.

Spontan beschließt Ella, das Haus zu verlassen und ihrem Traumprinzen etwas Zeit zu geben, sich zu besinnen, so dass sie doch am Ende ihr Happy End mit ihm bekommen kann. Zuerst kommt die Prüfung, dann das Happy End. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

Ella ist ein interessanter Charakter. Früh stellt sich heraus, dass sie ihre Happy-End-Sucht irgendwie von ihrer Mutter hat. Wie das genau zusammen hängt, erklärt sich allerdings erst recht spät. Und das finde ich auch gut so. Ella verhält sich manchmal so total daneben, schwindelt, ist übergriffig, bevormundet, hängt sich in Sachen rein, die sie so gar nichts angehen… Das macht sie sogar fast ein bisschen unsympathisch, wenngleich sie das alles gut meint. Aber gut gemeint ist eben selten gut gemacht. Ich fand ihre Handlungen dennoch immer nachvollziehbar und zu Ellas verkorkster Art passend.

Die Geschichte ist in sich stimmig, Ellas Entwicklung gut erzählt, ihre Beweggründe ausreichend spät erklärt und auch die Wendungen, die das Schicksal nimmt, fand ich genau richtig. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen und hatte eine schöne Zeit damit. Besonders die Blogeinträge, die immer wieder im Buch auftauchen, haben das ganze sehr schön aufgelockert und Einblick in Ellas Innerstes gegeben.

Fazit: Ein sehr schönes Buch nicht nur für Fans von Happy Ends.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gefühl
  • Handlung
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.10.2017

Glück an Regentagen? - Unglück im Winter

Das Glück an Regentagen
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Das Buch hat seinen Titel von einer Liste, die Maes Mutter gemacht hat, über Sachen, die man an Regentagen machen kann. Diese Tipps sind zu Beginn jedes Kapitels zu lesen und gar nicht mal schlecht. Mae ...

Das Buch hat seinen Titel von einer Liste, die Maes Mutter gemacht hat, über Sachen, die man an Regentagen machen kann. Diese Tipps sind zu Beginn jedes Kapitels zu lesen und gar nicht mal schlecht. Mae hat eine Kopie dieser Liste in ihrem Zuhause hängen, das Original hängt im Inn ihrer Großeltern in Alexandria Bay, bei denen sie aufgewachsen ist, nachdem ihre Eltern bei einem Unglück im Winter/ beginnenden Frühling ums Leben gekommen waren.
Doch das ist nicht der einzige Verlust, den Mae verkraften muss. Auch ihr Jugendfreund/ ihre Jugendliebe Gabe ist damals einfach irgendwann wortlos verschwunden. Und jetzt, im Erwachsenenalter, flieht ihr Verlobter vor ihr bzw. der Polizei, weil er sein eigenes Unternehmen betrogen und Gelder veruntreut hat.
Auch Gabe muss gleich zu Beginn des Buches eine Trennung erleben. Seine Frau behauptet, er habe sowieso immer nur Mae geliebt und verlässt ihn deshalb.
Und so kommen beide wieder zurück nach Alexandria Bay. Doch Alexandria Bay ist nicht mehr das, was Mae erwartet hat, wo sie sich immer geborgen gefühlt hat. Geheimnisse treten ans Licht, die die Vergangenheit in ein neues Licht rücken und die Zukunft für immer verändern.

Das Cover hatte mich sofort angesprochen. Titel und Klappentext fand ich super. Das Titelbild ist superromantisch und passte toll in die Zeit, in der ich das Buch gelesen habe – goldener Herbst. Nur Regen gibt es auf dem Titelbild keinen. Das fand ich irgendwie etwas irritierend – aber das ist wohl Geschmackssache.
Der Schreibstil ist super. Das Buch las sich unglaublich gut, ich war ziemlich schnell damit durch. Die Geschichte hat ein paar Überraschungen und an ein paar Stellen ein paar Logiklücken und lässt leider auch noch Fragen offen. Das Ende – in Form eines Epilogs – gefällt mir richtig gut und ist irgendwie genau der richtige Abschluss für diese Geschichte.

Irgendwie hat es mir in dem Buch an dem Regen gefehlt, den der Titel vermuten lässt, auch hat es mich ein wenig gestört, dass das Buch eigentlich im Winter spielt, obwohl das Titelbild auf einen Roman im Herbst hindeutet. Trotzdem war es ein gelungener Roman mit ein paar Schwächen.

Fazit: Ein schönes Buch für entspannte Lesestunden, das sich wirklich gut liest, aber nichts, was mir wirklich dauerhaft in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Unglaublich, aber häufig leider schon erlebt…

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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Bei Büchern ohne Handlung fällt es mir irgendwie immer etwas schwer, eine Rezension zu schreiben. Man kann sich bei diesem Buch auch wenig mit dem Schreibstil aufhalten, da es sich beim vorliegenden Buch ...

Bei Büchern ohne Handlung fällt es mir irgendwie immer etwas schwer, eine Rezension zu schreiben. Man kann sich bei diesem Buch auch wenig mit dem Schreibstil aufhalten, da es sich beim vorliegenden Buch vorrangig um eine Sammlung von Anekdoten handelt. Aber lesen lässt es sich wahrscheinlich gerade deshalb so gut.
Die Kapitel sind recht kurz und es gibt immer nur kurze Textabschnitte, die auf das Thema einstimmen, gefolgt von diversen Anekdoten, die Beobachter über Helikopter-Eltern zu berichten hatten. Das geht von der Schwangerschaft bis weit ins Erwachsenenalter, beobachtet von Ärzten, Nachbarn, Freunden und zum Teil auch geschildert von selbst betroffenen – Eltern, wie Kindern.

Es ist absolut erschreckend, was Helikopter-Eltern alles auf sich nehmen um ihren Nachwuchs vor allem zu schützen und bei allem zu unterstützen – und dabei häufig genau das Gegenteil bewirken, ohne es zu merken. Einige der Anekdoten, besonders bis ins Schulalter hinein, habe ich leider selber schon erlebt bzw. auch in Erziehungsratgebern gelesen und für total bescheuert befunden. Und trotzdem halten sich manche Ratschläge hartnäckig. Anfangs fand ich die Anekdoten noch recht witzig, später nur noch haarsträubend und unglaublich. Trotzdem habe ich das Buch sehr gern und schnell gelesen.

Mein Sohn (7 Jahre) hat sich das Buch jetzt auch mal angesehen und er ist sehr froh, dass wir ihn nicht so behandeln, wie es die Eltern dort tun und scheint uns in manchen Dingen jetzt auch besser zu verstehen, wenn wir ihm manchmal etwas „zu viel“ Freiheit geben, seine eigenen Fehler zu machen. Es freut mich sehr, dass nicht nur wir, sondern auch er uns nicht in die Kategorie der Helikopter-Eltern steckt. Auf der anderen Seite sind unsere Kinder noch sehr jung und wer weiß, wie sich das später noch entwickelt. Wahrscheinlich werde ich mir das Buch als Negativ-Beispiel ins Regal stellen und immer mal wieder rein schauen, wenn ich in eine Situation komme, bei der ich vielleicht etwas überbehütend reagiere.

Alles in allem ein tolles Buch, das ich auf jeden Fall allen Eltern oder auch werdenden Eltern empfehlen würde. Selbst ist man ja häufig nicht so reflektiert über sein Verhalten. Wenn einem aber in Form dieser Episoden der Spiegel vorgehalten wird, dann überdenkt man vielleicht auch sein eigenes Verhalten noch einmal.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Zweiter, aber durchaus allein stehender, Teil einer Krimi-Reihe

Das gefrorene Licht
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Zunächst muss ich sagen, dass ich die deutsche Erstausgabe aus 2007 gelesen habe, bei der das Buch noch als "Island-Krimi" tituliert wurde - nicht als Thriller. Ich hoffe, es hat sich außer dem Titelbild ...

Zunächst muss ich sagen, dass ich die deutsche Erstausgabe aus 2007 gelesen habe, bei der das Buch noch als "Island-Krimi" tituliert wurde - nicht als Thriller. Ich hoffe, es hat sich außer dem Titelbild und der Titulierung nicht all zu viel am Buch geändert bei den späteren Ausgaben.

Beim mir vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil einer Krimireihe um Rechtsanwältin Dóra Guðmundsdóttir. Im ersten Teil hat sie ihren deutschen Freund Matthias Reich kennen gelernt. Das scheint jedoch der einzige Bezug zum ersten Teil zu sein, den ich bisher nicht gelesen habe. Man muss den ersten Teil wirklich nicht gelesen haben, um diesen zu verstehen.

Das Buch:
Die Übersetzerin hat sich die Freiheit genommen hat, bei der Isländischen Sitte zu bleiben, dass alle sich mit dem Vornamen ansprechen. Für jemand Deutschen, der das nicht gewöhnt ist, war es zum Teil etwas eigenartig, aber das macht das ganze auch irgendwie sehr authentisch.
Am Beginn des Buches gibt es ein Personenverzeichnis. Das ist sehr hilfreich, denn es geht unter anderem um zwei entfremdete, wenn nicht verfeindete Familien, deren Geschichte in der Gegenwart auch noch eine Rolle spielt.

Inhalt:
Dóra wird erhält einen Anruf von einem Mandanten, dem sie bei einem Grundstückskauf geholfen hat. Dieser möchte gern einen verdeckten Mangel geltend machen, da es auf dem Grundstück, auf dem er ein esotherisches Wellnesshotel gebaut hat, anscheinend spukt und sowohl er und seine Angestellten, als auch seine Hotelgäste darauf negativ reagieren. Dóra kommt aus der Großstadt und glaubt nicht an Übersinnliches und fährt eigentlich nur hin, um ihm die Sache auszureden. Doch dann wird die Architektin des Hotels ermordet am Strand gefunden, vergewaltigt, erschlagen und mit Nadeln in den Fußsohlen. Kurz ereilt den Auraseher/ Hellseher des Hotels ein ganz anderes und doch ähnliches Schicksal. Er wird von einem wilden Hengst zu Tode getrampelt, einen toten Fuchs auf den Brustkorb gebunden – und Nadeln in den Fußsohlen. Und der Hotelbesitzer und Mandant von Dóra scheint der einizige Verdächtige der Polizei zu sein.

Auf eigene Faust und mit Hilfe ihres Freundes Matthias ermittelt die Rechtsanwältin. Dabei kommen nicht nur ihr Zweifel, ob Überirdisches nicht doch existieren könnte.

Meine Meinung:
Das Buch hat mich schon sofort mit dem Prolog, der im Jahr 1945 spielt, gefangen. Dóra ist eine hartnäckige, manchmal vielleicht sogar etwas nervige Ermittlerin. Sie geht ihren Eingebungen und ihren Spuren nach und teilt ihre Erkenntnisse nicht immer sofort mit der Polizei – um sich ihrer Sache zuerst sicher zu sein. Ob das bei der Polizei so gut ankommt, weiß ich nicht, aber letztendlich trägt sie zur Lösung des Falls bei.
Es gibt ein paar falsche Fährten, eine spannende Familiengeschichte, unerwartete Verstrickungen und dieses kleine bisschen Übersinnliches, welches ich bei einem Island-Krimi auf jeden Fall erwarten würde.

Fazit:
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Es ist ein spannender Krimi mit etwas Spukgeschichte, einer nicht ganz gewöhnlichen Ermittlerin und einem tollen Schreibstil. Unbedingt eine Leseempfehlung.