Profilbild von Schnick

Schnick

Lesejury Profi
offline

Schnick ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnick über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2024

Langatmig und spannungsfrei

Die Entführung
0

"Die Entführung" wird groß als "lang ersehnte" Fortsetzung von John Grishams Bestseller "Die Firma" beworben. Und tatsächlich wurden Mitch McDeere und seiner Frau Abby die Hauptrollen in Grishams neuestem ...

"Die Entführung" wird groß als "lang ersehnte" Fortsetzung von John Grishams Bestseller "Die Firma" beworben. Und tatsächlich wurden Mitch McDeere und seiner Frau Abby die Hauptrollen in Grishams neuestem Werk zugewiesen. Allerdings ist mir nicht ganz klar, warum ausgerechnet die McDeeres in diesem Thriller auftauchen, denn er hätte auch mit völlig anderen ProtagonistInnen funktioniert. Insofern ist "Die Entführung" zwar durchaus eine Fortsetzung, weil die McDeeres auftauchen, letztlich aber handelt es sich um eine Mogelpackung, die offensichtlich nur dazu dient, möglichst viele KäuferInnen zu gewinnen.

Diese Mogelpackung ist in gewisser Weise auch dringend notwenig, denn im Kern ist "Die Entführung" ein mittelmäßiger, langatmiger und überraschungsfreier Thriller, aufgepeppt mit den McDeeres und ein paar juristischen Ausflügen, die zwar ganz nett sind, aber allzu oft den ohnehin schon ziemlich überladenen Roman unnötig aufblasen. Am Ende habe ich mich ehrlich gesagt gefragt, was das alles eigentlich sollte.

Ich habe mir die von Charles Bauer eingelesene Hörbuch-Fassung gegönnt. Diese kann ich dank Bauers guter Arbeit empfehlen. Letztlich war seine sehr angenehme Art, das Buch vorzutragen, der Grund dafür, dass ich es überhaupt geschafft habe, das Buch bis zum Ende zu hören.

Lange Rede, kurzer Sinn: "Die Entführung" ist erschreckend lahm und am Ende unbefriedigend. Ein bisschen mehr "thrill" hätte es ruhig sein dürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2024

Enttäuschende Hörbuch-Umsetzung eines mäßigen King-Romans

Holly
0

Ich habe das Hörbuch zu Stephen Kings "Holly" gehört. Leider gehört das Buch zu den schwächeren Werken Kings. Das ist schade, denn die Protagonistin, die erstmals in der "Mr. Mercedes"-Reihe auftauchte ...

Ich habe das Hörbuch zu Stephen Kings "Holly" gehört. Leider gehört das Buch zu den schwächeren Werken Kings. Das ist schade, denn die Protagonistin, die erstmals in der "Mr. Mercedes"-Reihe auftauchte und eine tragende Rolle, gehört zu den mir ans Herz gewachsenen King-Schöpfungen. Ich hätte sie gern in einem spannenderen, besseren Roman erlebt.

Sprecher des Hörbuchs ist - wie bei bisher (fast?) allen deutschsprachigen King-Hörbüchern - David Nathan. Seine Stimme dürfte vor allem mit der deutschen Stimme des Schauspielers Christian Bale in Verbindung gebracht werden. Als Vorleser überzeugt mich David Nathan allerdings nicht. Tatsächlich gebe ich Nathan für seine Leistung in "Holly" mit viel gutem Willen höchstens 2 Sterne. Ich habe sie als so schlecht empfunden, dass sie mir das inhaltlich durchschnittliche Erlebnis noch mehr verleidete. Tatsächlich rate ich vom Hörbuch ab.

"Holly" spielt größtenteils im Jahr 2021 zum Höhepunkt der Corona-/Covid-19-Pandemie. Wer diese Periode satt hat, sollte sich vom Roman fernhalten, denn immer wieder wird die Pandemie direkt oder indirekt erwähnt - über Masken, Todesfälle, Erkrankungen und so weiter und so fort. Das ergibt Sinn, denn damals war Corona-/Covid-19 nun einmal bestimmendes Thema. Das es Einzug in den Roman gefunden hat, war für mich daher okay und hat mich persönlich nicht gestört. Befremdlich hätte ich es eher gefunden, wäre die Pandemie nicht thematisiert worden. Auch dass immer mal wieder Trump erwähnt wird, war für mich nachvollziehbar.

Mich hat eher die Geschichte an sich gestört. Stephen King kann es besser. Das hat er oft genug bewiesen. "Holly" ist in weiten Teilen erschreckend vorhersehbar und King nutzt das Potential der Geschichte schlicht und ergreifend nicht aus. Da wäre so viel mehr drin gewesen - zumal, wenn man sich die Länge des Romans vor Augen führt!

Vor allem Tempo und Spannungsbogen des Romans sind enttäuschend. Wenn ich ab etwa Mitte eines Romans nur noch darauf warte, dass er doch endlich zum Ende kommen möge, dann hat der Roman ein tiefsitzendes Problem. Immerhin schafft es King, das ganze Ausmaß des Grauens, das sich hinter den Taten des von Anfang an bekannten "bösen" Ehepaars verbirgt, bis zum letzten Viertel aufzusparen, aber zu viele Passagen ziehen sich unnötig in die Länge. Viele Passagen sind weder poetisch noch inhaltlich von Nutzen. Sie sind einfach da und eines Schriftsteller-Veteranen unwürdig.

Dass der Protagonistin und Ermittlerin Holly Gibney der Zufall genau zur richtigen Zeit den Weg weist, ist vielleicht einmal akzeptabel, tritt in "Holly" aber mindestens einmal zu oft auf, als dass man noch von einer guten Ermittlerin sprechen kann. Das hat sie nicht verdient. Und wir als LeserInnen haben so lahme Tricks auch nicht verdient.

Alles in allem ist "Holly" meiner Meinung nach eher etwas für King-KomplettistInnen, im King-Kanon gehört der Roman eher zu den schwächeren, wodurch er für alle anderen ein eher verzichtbares Werk darstellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.02.2024

Kurzweilige Unterhaltung

Gehe mit den Toten
0

Schon lange wollte ich mal ein Buch von Alexander Hartung lesen. Sein Name taucht immer wieder auf, wenn es um Thriller geht. Da seine Bücher im Durchschnitt recht hoch bewertet werden, war meine Neugierde ...

Schon lange wollte ich mal ein Buch von Alexander Hartung lesen. Sein Name taucht immer wieder auf, wenn es um Thriller geht. Da seine Bücher im Durchschnitt recht hoch bewertet werden, war meine Neugierde schnell geweckt.

Mit "Gehe mit den Toten" bot sich nun eine gute Gelegenheit, denn es ist eine aktuelle Veröffentlichung, die nicht (zumindest noch nicht) Teil einer Serie ist.

Erschienen ist der Thriller bei Edition M, dem deutschen Krimi-und-Thriller-Ableger von Amazon Publishing. Das bedeutet, dass das Taschenbuch noch billiger wirkt als bei anderen Taschenbuch-Veröffentlichungen. Ich persönlich mag die Qualität der Buchumschläge von Amazon Publishing nicht besonders.

Aber nun zum Inhalt. Ein reicher Mäzen Frankfurts wurde ermordet in seinem Haus aufgefunden. Der Mord war brutal und es scheint ein persönliches Motiv gegeben zu haben. Unter anderem Lara Plank wird auf den Fall angesetzt. Schon bald ist sie quasi im Alleingang unterwegs. Einzig ihr ehemaliger Kollege Simon steht ihr zur Seite.

Alexander Hartungs Schreibstil und Erzähltempo gefallen mir grundsätzlich. Ich konnte das Buch zügig lesen und Hartung hat erfreulicherweise auf Pseudo-Cliffhanger verzichtet - es gibt AutorInnen, die solche Cliffhanger massiv einsetzen, so dass es nur noch nervt. Hartung gehört zum Glück nicht zu dieser Spezies, was aus meiner Sicht für ihn spricht.

Allerdings muss ich gestehen, dass er Lara Plank auf eine Art und Weise porträtiert, die mich teilweise stark irritiert hat. Zum einen ist sie wohl seit 5 Jahren bei der Kriminalpolizei und sie ist wohl auch eine herausragende Beamtin. Das merkt man nur leider nicht allzu oft. Sie ist überfordert, ihr Handy aufzuladen und verpasst dadurch wichtige Anrufe. Sie vernimmt trotz gegenteiliger Anweisungen Zeuginnen komplett allein und wundert sich dann, dass ihr daraus ein Strick gedreht wird. Sie gibt einem Ex-Kollegen ihre Zugangsdaten zum Polizeicomputer und so weiter und so fort.

Natürlich ermittelt sie weiter, als sie beurlaubt wird - so verlangt es das Thriller-Gesetz -, natürlich findet sie etwas heraus, was all ihre Kolleg
innen übersehen haben (obwohl es ehrlich gesagt so offensichtlich war, dass es selbst ein Blinder mit Krückstock gesehen hätte, aber egal. Und selbst dann hören die Alleingänge nicht auf.

Ein Thriller muss für mich nicht hyper-realistisch sein, aber "Gehe mit den Toten" lehnt sich sehr weit aus dem Fenster - auch, was den Umgang der Vorgesetzten mit Lara Plank und ihren Alleingängen angeht.

Hartung geht auch wenig subtil vor, wenn er Zeitsprünge macht und dann seinen Protagonistinnen Dialoge in den Mund legt, die die Leserinnen auf den aktuellen Stand bringen sollen. Das kommt zum Glück nicht allzu oft vor, hat mich aber ein bisschen gestört.

Wenig überraschend ist, dass am Ende wirklich alles bis ins Kleinste aufgeklärt und für die LeserInnen nett verpackt serviert wird.

Trotz dieser (und weiterer) Schwächen hat mich "Gehe mit den Toten" immerhin so gut unterhalten, dass ich das Buch binnen weniger Stunden gelesen hatte. Das wiederum spricht für den Thriller. Ein total langweiliges Buch wäre eine Qual gewesen und ich hätte deutlich mehr Zeit benötigt. Positiv hervorzuheben ist auch, dass Alexander Hartung zwar dem Genre entsprechend Gewalt thematisiert, diese aber nicht exzessiv einsetzt.

Alles in allem wurde ich gut unterhalten. Wer allerdings realistische oder anspruchsvolle Thriller bevorzugt, sollte die Finger weglassen.

Von mir gibt's 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2024

Für mich eine Bereicherung

Vielfalt
0

Als Sebastian Pertsch auf Mastodon "Vielfalt" ankündigte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt kaufen und lesen möchte. Meine Geduld wurde auf die Probe gestellt, weil der Duden Verlag das ...

Als Sebastian Pertsch auf Mastodon "Vielfalt" ankündigte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch unbedingt kaufen und lesen möchte. Meine Geduld wurde auf die Probe gestellt, weil der Duden Verlag das Erscheinungsdatum nach hinten verschob und die im Anschluss eBook-Ausgabe - für die ich mich entschieden hatte - noch einmal auf Februar 2024 verschoben worden ist.

Nun halte ich also die gedruckte Ausgabe in meinen Händen und bin zugleich glücklich und beeindruckt. Das glänzende Cover ist ein Hingucker; tatsächlich bin ich mittlerweile froh, nicht geduldig genug gewesen zu sein, auf die eBook-Ausgabe zu warten. Beindruckend ist für mich der Inhalt.

Die in diesem Band versammelten Begriffe waren und sind mir allesamt geläufig. Ich nutze sie immer wieder. Und doch habe ich viel gelernt.

"Vielfalt" versteht sich nicht als klassisches Wörterbuch, wie der Untertitel "Das andere Wörterbuch" klarstellt. Vielmehr ist "Vielfalt" - zumindest empfinde ich es so - als Einladung zu verstehen: Zum einen gibt es eben doch einiges, was wir - die LeserInnen - durch die 100 Beiträge lernen können. Zum anderen lädt "Vielfalt" dazu ein, andere Perspektiven auf diese Begriffe kennenzulernen. Die Beiträge laden dazu ein, sich mit den Begriffen, mit den Perspektiven auseinanderzusetzen. Und die Beiträge laden natürlich auch zu Diskussionen ein.

Jedem Begriff ist eine Doppelseite gewidmet. Das ist teilweise sehr knapp bemessen, denn zu jedem Begriff ließe sich deutlich mehr schreiben. Und doch bin ich froh, dass es diese Einschränkung gibt, denn so ufern die Beiträge nicht aus. Wer Interesse an weiterführenden Informationen hat, dem stehen zahlreiche Quellen und Medientipps zur Verfügung.

"Vielfalt" ist eine meiner Meinung nach eine sehr gelungene Veröffentlichung, die mich mal zum Lachen (alter weißer Mann), mal zum Nachdenken (inklusive Sprache) gebracht hat. Für mich ist dieses Buch eine Bereicherung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2024

Toll geschriebenes, sehr informatives Sachbuch

Sind wir allein im Universum?
0

"Sind wir allein im Universum?" Ich würde wetten, dass die Mehrheit der Menschen sich diese Frage mindestens einmal im Leben gestellt hat bzw. stellt oder noch stellen wird. Insofern ist der Titel von ...

"Sind wir allein im Universum?" Ich würde wetten, dass die Mehrheit der Menschen sich diese Frage mindestens einmal im Leben gestellt hat bzw. stellt oder noch stellen wird. Insofern ist der Titel von Lisa Kalteneggers Buch gut gewählt.

Lisa Kaltenegger ist ihres Zeichens Astronomin und Astrophysikerin und hat es immerhin zur Leiterin des Carl Sagan Institutes an der Cornell University gebracht. Das ist beeindruckend und spricht für den Inhalt des Buches.

"Sind wir allein im Universum? Meine Suche nach Leben im All" erschien bereits 2015, wurde aber Ende 2023 laut Verlag noch einmal komplett überarbeitet neu veröffentlicht. Im Verlauf der Lektüre bin ich immer wieder auf Flüchtigkeitsfehler gestoßen, hier hätte der Verlag meiner Meinung nach sauberer arbeiten können und müssen (Auswirkungen auf den Inhalt haben die Flüchtigkeitsfehler zwar nicht, aber sie nerven).

Inhaltlich hat mich das Buch überzeugt: Lisa Kaltenegger hat ein sehr unterhaltsames Buch geschaffen, das selbst Laien wie mir komplexe Sachverhalte nahezubringen vermag. Und es ist tatsächlich sehr spannend, Lisa Kalteneggers Ausführungen zu folgen und Einblicke in ihre Arbeit zu gewinnen - und natürlich auch ein bisschen besser die Suche nach Leben, wie wir es kennen, zu verstehen (und manch sensationsheischende Zeitschriften-Überschriften besser einordnen zu können).

Ich liebe es sehr, wenn WissenschaftlerInnen uns an ihrem Wissen auf eine Weise teilhaben lassen, die einladend und vermittelnd ist, statt ausschließend. Das gelingt Lisa Kaltenegger mit ihren Ausführungen. Ich habe viel Spaß gehabt, das Buch zu lesen. Und ich habe für mich den Eindruck, etwas dazu gelernt haben, auch wenn ich mir nicht alles merken konnte. Besonders freut mich, die Arbeit von Frau Kaltenegger und ihren KollegInnen besser verstehen zu können.

Mir haben außerdem die begleitenden Illustrationen von Mandy Fischer gefallen, die manche Ausführungen noch besser verdeutlichen und gleichzeitig die Ausführungen auflockern und lebendiger machen. Das ist ein sehr schöner Ansatz.

Alles in allem ist "Sind wir allein im Universum?" - so plakativ der Titel des Buches auch sein mag - ein sehr empfehlenswertes Buch: spannend, unterhaltsam, informativ und dabei nicht zu anstrengend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere