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Veröffentlicht am 16.09.2019

Verschenktes Potential

Otto
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"Das ist das Traurige der Welt, die Momente halten nicht, auch die schönen vergessen wir, und selbst wenn nicht, irgendwann nehmen wir sie mit, und sie lösen sich auf mit uns."
"Otto" wird vom Verlag auf ...

"Das ist das Traurige der Welt, die Momente halten nicht, auch die schönen vergessen wir, und selbst wenn nicht, irgendwann nehmen wir sie mit, und sie lösen sich auf mit uns."
"Otto" wird vom Verlag auf der Rückseite des Buches angepriesen als "Klug, liebevoll und mit sehr viel schwarzem Humor" und die ersten Seiten des Romans erfüllen dieses Versprechen scheinbar. Aber wie das manchmal so ist: Der Roman beginnt gut, die ersten sagen wir mal 60 bis 70 Seiten versprechen eine durchaus gelungene Mischung aus jüdisch-schwarzem Humor, interessante und skurrile Charaktere und sind gut genug, den LeserInnen vorzumachen, dass sie ein guter Roman erwarte. 
Aber dann passiert, was bei einem mittelmäßigen Roman passieren kann: das Niveau bricht ein. Oder - in diesem Fall - besser gesagt: Der Einstieg ist ein Versprechen, das nicht gehalten wird. Denn was ich für die Einleitung hielt und als Versprechen empfand, was den weiteren Verlauf des Romans angeht, entpuppte sich als - nun ja - der Roman. Und der Roman ist: Ein wirres Konstrukt, das über weite Strecken nervt, weil die Autorin es nicht schafft, bei den LeserInnen Empathie für die Charaktere zu wecken. 
Tatsächlich fehlte mir seitens der Autorin Empathie für ihre eigenen Charaktere - sie straft den vom Verlag voreilig und maßlos übertriebenen verwendeten Begriff "liebevoll" Lügen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder waren ihr die Charaktere egal oder sie war nicht in der Lage, den Charakteren Leben einzuhauchen. Beide Möglichkeiten sprechen nicht für die Fähigkeiten der Autorin.
Was nun den "schwarzen Humor" angeht: Jep, es gibt ihn. Ab und zu - meiner Meinung nach viel zu selten - schimmert er aus dem Wust hervor. Er hätte einiges retten können, aber selbst das ist nicht gegeben.
Der Schreibstil, der mich anfangs noch begeisterte, begann wegen der mäßigen Geschichte irgendwann an zu nerven. Oh, Dana von Suffrin liefert im Roman ohne Frage viele tolle Sätze ab. Aber ich hatte oft den Eindruck, dass sie mehr Wert auf den Schreib- und Erzählstil legte als auf die Anekdoten und Charaktere, die das Buch bevölkern. Ganz ehrlich: Es ist eine unterirdische Leistung, unter anderem den Holocaust zu thematisieren und bei mir exakt null Empfindungen auszulösen. Das habe ich vorher noch nie erlebt und ich nehme es Dana von Suffrin ehrlich gesagt tatsächlich übel. 
Mich nervte das Sprunghafte, die Lieblosigkeit irgendwann spürbar. Ich hatte keine Lust weiterzulesen und tat das im Grunde genommen nur, weil ich die Hoffnung hatte, dass das Ende das Ruder noch einmal herumreißen könnte. Das letzte Kapitel ist dann letztlich auch sehr gelungen, aber das ist mir zu wenig. Zumal mich das letzte Kapitel wesentlich mehr gepackt hätte, wenn der Roman vorher besser gewesen wäre. Wenn den LeserInnen jedoch die Charaktere gleichgültig bleiben, dann kann auch ein halbwegs gutes Ende nichts mehr bewirken. 
"Otto" ist vor allem: Eine verpasste Chance, ein nicht eingehaltenes Versprechung und vor allem verschenktes Potential. Der Roman hat seine Momente, ohne Frage, aber am Ende, als ich das Buch zuklappte, ging mir nur ein Wort durch den Kopf: "Schade."

Veröffentlicht am 07.09.2019

Langweilig, lieblos... reine Geldmacherei

Stranger Things: Suspicious Minds - DIE OFFIZIELLE DEUTSCHE AUSGABE – ein NETFLIX-Original
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Achtung, sehr kurze Rezi, weil mir das Buch keine längere Rezi wert war.

Typisches "Buch zum Film", in diesem Fall ein Buch zur Serie. Weder ist das Buch besonders gut geschrieben - mir gefallen weder ...

Achtung, sehr kurze Rezi, weil mir das Buch keine längere Rezi wert war.

Typisches "Buch zum Film", in diesem Fall ein Buch zur Serie. Weder ist das Buch besonders gut geschrieben - mir gefallen weder der Schreibstil noch der höhepunktlose Verlauf der Geschichte - noch bringt die Geschichte den Fans der Serie irgendeinen Gewinn. Im Gegenteil. Ich habe mich über weite Strecken schlicht gelangweilt und angesichts dessen, was wir durch die Serie bereits wissen, ergibt diese Vorgeschichte auch wenig Sinn.

Meiner Meinung nach ist "Suspicious Minds" nur etwas für Fans, die sich nicht daran stören, dass das Buch erstens schlecht geschrieben ist, zweitens einiges von dem, was wir bereits aus der Serie wissen, konterkariert, drittens - anders als behauptet - überhaupt keine ergänzenden Informationen liefert, und viertens ganz und gar lieblos aus verschiedenen Versatzstücken zusammengestückelt wurde, um möglichst schnell und möglich leicht Geld zu verdienen.

Es ist schade ums verschenkte Potential.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Ein Buch prall wie das Leben, voll hinreißender Beobachtungen und interessanter Charaktere. Toller Lesestoff!

Der Sprung
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"Nie wollte sie in den Tod springen. Immer nur ins Leben."

Manche Bücher sind wohltuende Überraschungen und "Der Sprung" gehört unbedingt dazu. Da ich Simone Lapperts Erstling "Wurfschatten" nicht kenne ...

"Nie wollte sie in den Tod springen. Immer nur ins Leben."

Manche Bücher sind wohltuende Überraschungen und "Der Sprung" gehört unbedingt dazu. Da ich Simone Lapperts Erstling "Wurfschatten" nicht kenne (was ich nach dem Genuss von "Der Sprung" zu ändern gedenke!), wusste ich nicht, was ich von ihr zu erwarten hatte. Die Prämisse des Romans jedenfalls klang interessant, auch wenn mir die Doppeldeutigkeit des Titels erst im Verlauf des Romans bewusst wurde. Aber ich greife vor.

"Der Sprung" beginnt mit... dem Sprung, der genau genommen kein Sprung, sondern ein Schritt über die Dachkante ist. Insofern ist von Anfang an klar, dass es im Roman nicht darum geht, OB gesprungen wird. Eher stellt sich die Frage nach dem Warum. Aber schnell wird klar, dass es letztlich auch nicht um das Warum geht - auch wenn ich mich das natürlich immer wieder gefragt habe, während ich das Buch las. Der Fokus liegt vielmehr auf den Geschichten um den Sprung herum, auf einigen Menschen, in deren Leben und Denken Simone Lappert uns einen kurzen, aber intensiven Einblick gewährt, während wir gleichzeitig dem Sprung entgegen lesen.

Da gibt es Felix, ein junger Polizist, dessen Frau ein Kind erwartet, der aber die Schwangerschaft nicht genießen kann, weil ihn die Vergangenheit im Griff hat. Da ist Maren, die mit Hannes zusammen lebt und sich von ihm verraten fühlt, seit er dem Genuss abgesagt hat und sich exzessiv um seine Gesundheit kümmert - und sich mehr und mehr von ihr abwendet. Da ist Theres, die mit ihrem Mann Werner ein kleines Geschäft führt, einstmals erfolgreich, aber durch die Konkurrenz von Supermärkten vor der Pleite steht - was Werner so gut wie möglich verheimlicht wird. Wir lernen Winnie, ein Schulmädchen, das ständig geärgert wird, kennen, und Henry, den Obdachlosen, Egon, der einst Hüte herstellte und verkaufte und nun als Vegetarier auf dem Schlachthof arbeitet. In seiner Freizeit sitzt er in Roswithas Café und beobachtet durch einen Feldstecher das Handygeschäft, das sich in den ehemaligen Räumen seines Hutgeschäfts befindet. Wir lernen Edna kennen, die den Ball ins Rollen bringt, als sie Manu auf dem Dach entdeckt und die Polizei ruft. Und es gibt Finn, der in Manu verliebt ist, und Roswitha, deren Café von allen besucht wird. Astrid, Manus Schwester, die mitten im Wahlkampf steckt und mit ihrem Mann ein Haus auf Usedom kaufen möchte - dafür aber die finanzielle Hilfe ihrer Schwiegermutter benötigt. Alle Personen des Romans haben Brüche in ihrer Biografie, alle sind sie unglücklich - manche mehr, manche weniger.

Es fällt mir schwer festzumachen, was mir an dem Buch besonders gut gefallen hat, denn es kommen so viele Faktoren zusammen. Zum einen die Charaktere. Sie gefallen mir - von wenigen Ausnahmen abgesehen - durchweg. Und obwohl jedem Charakter kein ganzer Roman zur Verfügung steht, sind sie alle so gut gezeichnet, dass wir am Ende das Gefühl haben, sie zu kennen.

Ich mag es, dass Simone Lappert manchmal kurz davor steht, ins Klischee- oder Märchenhafte abzugleiten (das gilt vor allem für Egons Erzählstrang), ehe sie sich wieder besinnt. Ich mag es, dass Manus Verhalten gar nicht so eindeutig ist, wie es anfangs den Anschein hat. Ich mag es, dass die Brotkrumen gelegt werden, die Leser*innen diese durchaus übersehen können, am Ende aber alles Sinn ergibt.

Ich mag es, dass sie es schafft, sich auf die einzelnen Personen zu konzentrieren, ohne dabei die übrigen Bewohner des fiktiven Städtchen - und damit uns, die Gesellschaft - aus den Augen zu verlieren. Die erschreckendsten Momente sind die, in denen die Bürger des Städtchens sich auf dem Marktplatz wie bei einem Happening versammeln und dem bevorstehenden Sprung hoffnungs- und erwartungsvoll entgegenfiebern.

Ich mag im Gegensatz dazu Simone Lapperts Beobachtungsgabe und ihre Fähigkeit, ihre Beobachtungen in tolle Sätze zu packen. Ich mag ihren Schreibstil, ihre Fähigkeit zitatereife Sätze aneinanderzufügen, ohne prätentiös zu wirken.

Vor allem aber feiere ich Simone Lappert dafür, dass sie zwar die Geschichte zu Ende erzählt hat, aber nicht jeden einzelnen Lebensweg bis zum Erbrechen erläutert. Ich mag es, dass einige Stränge, wenn auch zu Ende erzählt, dennoch offen sind. Wir wissen nicht, ob Felix mit Monique über seine Vergangenheit sprechen wird. Wir wissen nicht, ob Finn sich einen Ruck geben wird. Denn so ist das Leben: Wir wissen nicht, was noch kommen wird. Und es zeugt von Cleverness, dass Simone Lappert an genau den richtigen Stellen aufhört, weiterzuerzählen. Wir sind mitten im Leben der Personen eingestiegen, wir steigen mit in deren Leben wieder aus - aber die Geschichte selbst, die ist erzählt.

(Und nebenbei bemerkt: Ich feiere Maren! Und Winnie!)

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein tolles Krimi-Debüt und ganz großes Kino! Sehr zu empfehlen!

Bis ihr sie findet
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Als ich gestern das eBook zuklappte, dachte ich nur: Wow! Seitdem überlege ich, wie ich dem Buch mit meiner Rezension gerecht werden kann.

Gytha Lodge hat mit "Bis ihr sie findet" ihr Krimi-Debüt ...

Als ich gestern das eBook zuklappte, dachte ich nur: Wow! Seitdem überlege ich, wie ich dem Buch mit meiner Rezension gerecht werden kann.

Gytha Lodge hat mit "Bis ihr sie findet" ihr Krimi-Debüt vorgelegt, aber während des Lesens hatte ich nie das Gefühl, einem Debüt beizuwohnen. Dazu hat Lodge ein viel zu gutes Buch vorgelegt, das - und das hat mich besonders gefreut - ohne billige Effekte auskommt. Sie verzichtet genauso auf sinnlose Gewalt wie auf zwanghaft falsche Fährten (was nicht bedeutet, dass es nicht falsche Fährten gibt, es gibt sie nur nicht auf Teufel kommt raus). Zudem ist Gytha Lodge bereits mehrfach für ihre Arbeiten als Theaterautorin ausgezeichnet worden, eine Erfahrung, die beim Schreiben des Krimis sicher geholfen hat.

Herausgekommen ist ein Krimi, der sich auf die Ermittlungen konzentriert. Dass sich diese 30 Jahre nach dem Verschwinden Auroras nicht leicht gestalten, ist klar. Im Fokus der Ermittlungen befindet sich die Gruppe (ehemaliger) Jugendlicher, die damals mit Aurora zelten war - und noch immer in Freundschaft verbunden ist. So wie Jonah Sheens - der leitende Ermittler und Protagonist des Romans - im Dunkeln tappt, tappen auch wir Leserinnen im Dunkeln. Lodge widersteht erfreulicherweise immer wieder der Versuchung, das Tempo vorzeitig anzuziehen. Dadurch bietet sie zwar keinen Pageturner im klassischen Sinne, sie präsentiert aber ein Rätsel, das so verworren ist, dass sowohl Jonah als auch wir Leserinnen es erst ganz zum Ende lösen. Und was für eine Auflösung das ist! Sie ist großartig - zumal die Hinweise die ganze Zeit da waren und am Ende alles Sinn ergibt, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass es zu konstruiert war oder mir Informationen vorenthalten wurden. Im Gegenteil! Ich saß da und verfluchte meine Blindheit! Es war ganz ehrlich herrlich!

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Lodge keinen klassischen Pageturner geschrieben hat. Tatsächlich ist das Tempo über weite Strecken - gemessen an heutigen Thriller-Standards - eher gemächlich. Merklich angehoben wird das Tempo erst im letzten Viertel, wo es aber auch Sinn ergibt. Mir hat die zunächst ruhige Herangehensweise und das anfangs nur unauffällige Anziehen des Tempos sehr zugesagt. Die Charaktere, die Puzzleteile werden nach und nach präsentiert und die Leserinnen dadurch zum Rätseln eingeladen. Das Finale ist dagegen rasant, ohne dass Lodge es unnötig aufblasen muss - wenn man davon absieht, dass sie hier den Leserinnen das einzige Mal im Roman eine Information nur des Effektes wegen vorenthält - was ich ein bisschen schade fand, weil das aus meiner Sicht ein unnötiger Kniff war. Trotzdem ist das Finale alles in allem gelungen und vor allem sehr spannend!

Aber mehr noch: Gytha Lodge schaffte es, dass das Finale nicht nur spannend ist, sondern auch zu Herzen geht, obwohl Lodge ihrem unprätentiösen Schreibstil treu bleibt und nicht in Gefühlsduselei abgeglitten ist. Es sind schlicht die Umstände von Auroras Tod, die mich mitgenommen haben. Auch das macht diesen Krimi aus: dass die Autorin sich ihrer Sache sicher ist und die gewünschte Wirkung erzielt, während sie sich ganz auf die Geschichte verlässt.

Ich kann "Bis ihr sie findet" allen Krimi-Fans, die ein gut durchdachtes und unaufgeregt präsentiertes Rätsel zu schätzen wissen, ans Herz legen. Gytha Lodge ist ein großartiger Kriminalroman gelungen, der mich von Anfang bis Ende überzeugt hat!

Veröffentlicht am 14.08.2019

Achtsamkeit meets Mafia- bzw. Bäh-Anwalt = Beste Unterhaltung

Achtsam morden
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"Ich hatte doch nicht meinen nervigsten Mandanten zersägt, um mich sofort von allen möglichen Idioten wieder in Beschlag nehmen zu lassen!"


Karsten Dusse, seines Zeichens Rechtsanwalt, Autor für verschiedene ...

"Ich hatte doch nicht meinen nervigsten Mandanten zersägt, um mich sofort von allen möglichen Idioten wieder in Beschlag nehmen zu lassen!"


Karsten Dusse, seines Zeichens Rechtsanwalt, Autor für verschiedene Fernsehformate und von verschiedenen Sachbüchern zu juristischen Themen, hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Um es kurz zu machen: Ich habe mich prächtig amüsiert.

Ich kann nicht genau sagen, was genau ich erwartet hatte, denn Dusse war mir vorher gänzlich unbekannt. Immerhin ließen der Titel und die Inhaltsangabe darauf schließen, dass mich kein 08/15-Krimi erwartet. Tatsächlich hat mich Karsten Dusses Björn und damit "Achtsam morden" ein kleines bisschen an Jeff Strands Andrew Mayhem erinnert, auch wenn der Vergleich zunächst hinken mag. Björn ist erfolgreicher Anwalt, Andrew dagegen ein Versager vor dem Herrn. Immerhin aber sind beide Väter und haben Ehefrauen, mit denen nicht zu spaßen ist. Vor allem aber geraten beide mehr oder weniger unverschuldet in aberwitzige Situationen, die sie zu lösen versuchen und dadurch immer aberwitziger gestalten. Oh, und beide Protagonisten sind Ich-Erzähler. Das sind doch ein paar Gemeinsamkeiten! Die wichtigste Gemeinsamkeit aber ist: Ich kam aus dem Gackern kaum raus (auch wenn mir Andrew mehr liegt).

Was wichtig ist: Von "Achtsam morden" sollten die geneigten Leserinnen kein allzu realistisches Szenario erwarten. Realistisch sind letztlich nur die in dem Buch eingearbeiteten Achtsamkeits-Lektionen. Jedes Kapitel hat nicht nur eine Überschrift, sondern eine passende Achtsamkeits-Übung, die teilweise im Kapitel wiederholt werden, teilweise ergänzt. Und auch wenn Dusse sie nutzt, um die Handlung voranzutreiben und Björns Reaktionen auf die Geschehnisse rund um ihn herum, weiter ins Absurde zu steigern, sind sie doch beachtenswert und tatsächlich auch für uns hilfreich. Das ist das Schöne an diesem Buch: Dass die Leserinnen zwar aus dem Lachen nicht herauskommen, aber trotzdem etwas mitnehmen (können), was nicht nur witzig ist. Wenn sie denn unbedingt wollen.

Der Rest des Romans ist dermaßen überzogen bzw. überspitzt und spielt derart mit Klischees, dass es teilweise schreiend komisch ist. Um es ganz klar zu sagen: Für feinsinnige Geister ist dieser Roman nichts. Für Leserinnen, die Realismus erwarten, ebenfalls nicht. Wer allerdings Galgenhumor liebt, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Ist jeder Gag ein Treffer? Mitnichten! Aber es reihen sich dermaßen viele komische Szenen aneinander, dass die wenigen Gags, die nicht zünden, schnell vergessen sind.

Am Ende bleibt vor allem Atemlosigkeit, denn das Tempo zieht im Verlauf der 37 Kapitel stetig an. Bis zum ersten Mord dauert es ein bisschen, aber Dusse nutzt die Zeit, um die wichtigsten Figuren und vor allem dem ironisch-naiven Ton Björns einzuführen. Aber dann geht's los und wie das so ist: Ein "Missgeschick" führt zum anderen und Björn gerät immer tiefer in einen Strudel der ihm aber, so viel sei verraten, irgendwann tatsächlich dank seiner neu gefundenen Achtsamkeit durchaus gelegen zu kommen scheint. Irgendwann geht's für uns Leser
innen gar nicht mehr um's 'Wer ist verantwortlich?", sondern nur noch um das "Wie kommt er aus der Situation wieder raus?"

Mir hat das einen Riesenspaß bereitet und ich hoffe, dass das Buch viele Leser*innen finden wird, die ebenso ihren Spaß haben werden wie ich.