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Veröffentlicht am 18.02.2025

Anders als erwartet

Hairball
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"Hairball" stammt aus der Feder von Matt Kindt sowie Tyler und Hilary Jenkins.
Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Anna, das eines Tages einer schwarzen Katze begegnet. Die Katze erhält den Namen ...

"Hairball" stammt aus der Feder von Matt Kindt sowie Tyler und Hilary Jenkins.
Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Anna, das eines Tages einer schwarzen Katze begegnet. Die Katze erhält den Namen Bestie und lässt fortan Anna nicht mehr aus den Augen. Anna vermutet allerdings bald, dass Bestie es nicht gut meint mit ihr und ihrer Familie.

"Hairball" ist eine gelungene Mischung aus verschiedenen Genres, allen voran Comic, Coming of Age und (Mini-Prise) Horror. In teils drastischen Bildern erfahren wir die Geschichte von Anna in Rückblenden. Der Kniff besteht darin, dass Anna offenbar bei einem Psychologen sitzt und ihm im Lauf der Jahre ihre Geschichte bzw. ihre und Besties Geschichte erzählt. Dass es sich um mehrere Sitzungen handelt, erkenne wir vor allem an Annas Kleidung, aber auch daran, dass sie von einer Jugendlichen zu einer Erwachsenen heranwächst.

Mir hat "Hairball" vor allem deshalb gefallen, weil zwar scheinbar viele Themen vermengt werden, am Ende aber letztlich alles darauf hinausläuft, dass wir der Realität ins Auge blicken und daraus resultierend für uns selbst (und gegebenenfalls für andere Menschen/Lebewesen) Verantwortung übernehmen. Der Weg dorthin ist nicht immer leicht, und so ist auch Annas Weg kein einfacher.

Die Story hat mir grundsätzlich gefallen, etwas mehr Tiefe hätte dem Comic aber nicht geschadet. Die Ausflüge in die ägyptische Katzen-Mythologie sind ganz nett, ergeben auch insofern Sinn, als sie Anna helfen, Bestie nicht nur als Teufel in Katzen-Gestalt zu sehen. Allerdings sind sie für diesen Effekt dann doch lang und oberflächlich geraten. Als Hommage an Katzen sind die Paneele natürlich großartig.

Die Bilder von den Jenkins' fangen das Geschehen gut ein, haben mich aber ehrlich gesagt nicht vom Hocker gehauen.

Für Kinder ist "Hairball" aufgrund seiner teils drastischen Bilder nicht geeignet. Horrorfans werden enttäuscht sein, denn Grusel und/oder Horror sind allenfalls in homöopathischen Dosen vorhanden - auch wenn die Inhaltsangabe anderes suggeriert.

Wer allerdings einen Comic zum Thema Erwachsenwerden und Eigenverantwortung lesen möchte und sich an einigen Gewaltspitzen nicht stört, erlebt einen kurzweiligen Comic. Und Katzen gehen sowie immer.

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Gelungener Auftakt der geplanten Serie

Der Sternenstaubdieb
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3,5 Sterne

Chelsea Abdullahs "Der Sternenstaubdieb" führt uns in die Welt der Dschinns, Magie und ganz generell der Märchen aus dem mittleren Osten. Viele bekannte Märchenfiguren werden modernisiert und ...

3,5 Sterne

Chelsea Abdullahs "Der Sternenstaubdieb" führt uns in die Welt der Dschinns, Magie und ganz generell der Märchen aus dem mittleren Osten. Viele bekannte Märchenfiguren werden modernisiert und in einem neuen Kontext wiedergegeben. So treffen wir auf die 40 Räuber, auf eine abgewandelte Form der Geschichte von Schahriyar und Scheherazade und so weiter und sofort. Diese Geschichten in neuem Gewand in eine übergeordnete Geschichte rund um Intrigen, Mord und Verrat eingebettet (wieder) zu entdecken, macht ungemeine Freude.

Gut gefallen hat mir auch, dass Chelsea Abdullah ihre Charaktere nicht nur schwarz-weiß zeichnet, sondern - wie auch im echten Leben - viele Grautöne einfügt. Dadurch ist es möglich, dass sich zumindest einige Charaktere im Lauf der Geschichte charakterlich weiterentwickeln. Diesen Entwicklungen zu folgen, hat mir viel Spaß bereitet.

Natürlich gibt es "den Bösewicht". Wer das ist, ist relativ schnell klar. Und auch wenn er keine echte Entwicklung durchmacht, gibt Chelsea Abdullah ihm im Verlauf des Romans genug Hintergrundgeschichte, dass man ihn als LeserIn zwar immer noch furchtbar findet, aber immerhin versteht, wie es so weit kommen konnte.

Auch der Kampf zwischen Menschen und Dschinns wird nicht einseitig erzählt. Es gibt - wie im echten Leben - verschiedene Perspektiven auf die Gründe und die daraus resultierenden Konsequenzen, weshalb Menschen Dschinns und Dschinns Menschen töten. Und wie im echten Leben werden keine einfachen Antworten geliefert.

Chelsea Abdullah erschafft eine fantastische Welt, aber man merkt leider auch, dass es sich um einen Debütroman handelt. Einzelne Segmente sind unausgegoren. Immer wieder kommt es vor, dass sie Orten kein Leben einzuhauchen vermag, weil sie zu wenig Beschreibungen liefert. Ich brauche keine ausufernden Beschreibungen, aber wenn ein Diwan einfach als gegeben präsentiert wird und kaum beschrieben wird, bleibt er leblos. Immerhin wird das im letzten Drittel des Romans besser.

Ähnlich verhält es sich mit der Reise an sich. Eine Reise lebt von ihren Details. Diese fehlen hier fast komplett. Klar, unsere HeldInnen landen mal in einem Sandsturm, aber davon abgesehen fehlen mir viele Details, um die Reise vor meinem geistigen Auge tatsächlich stattfinden zu lassen. Stattdessen finden gefühlt vor allem Ortsprünge statt.

Ich hatte oft den Eindruck, dass die Autorin das Hauptaugenmerk auf die Action gelegt hat. Das zeigt sich unter anderem darin, dass praktisch kein Reiseabschnitt ohne eine Kampfszene auskommt - mit einem Endkampf zum Ende des Romans. Das ist grundsätzlich okay für mich, war aber letztlich durch die Menge dann letztlich austauschbar und irgendwann langweilig, zumal die vielen Kampfszenen nicht darüber hinwegtäuschen können, dass eine grundsätzliche Liebe zum Detail fehlt.

Und doch hat mir "Der Sternenstaub" alles in allem gefallen. Angelegt als Trilogie hat der Roman einen Cliffhanger, der aber aus meiner Sicht erträglich ist. (Ich hasse Cliffhanger.) Ich traue Chelsea Abdullah zu, den zweiten Teil ausgewogener und insgesamt deutlich besser zu präsentieren. Das Potenzial ist definitiv vorhanden.

Fazit: Auftakt einer Trilogie, der meiner Meinung nach oft unausgegoren ist, was daran liegen dürfte, dass es sich um einen Debütroman handelt. Mir gefällt die Idee sehr und es ist toll, die Entwicklung der ProtagonistInnen mitzuerleben. Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Spannend, unterhaltsam und mit einer tollen Protagonistin

Das falsche Blut (Ishikli-Caner-Serie 2)
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"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes ...

"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes (MAD) tätig und in Paris untergetaucht. Doch mit dem Untertauchen ist das so eine Sache: Als nämlich ein kleines Mädchen auftaucht, dessen Mutter in einem Schusswechsel getötet wurde, wird Ishikli auf den Fall angesetzt.

"Das falsche Blut" ist nicht nur das zweite Buch einer geplanten Trilogie, sondern auch erst der zweite (veröffentlichte) Roman - und Thriller! - von Philipp Gravenbach.

Gravenbach schafft es, dass "Das falsche Blut" zwar eine Fortsetzung ist, aber dennoch auch dann sehr gut funktioniert, wenn man den Vorgänger nicht gelesen hat. Das schreibe ich aus eigener Erfahrung, denn ich habe "Der 8. Kreis" tatsächlich noch nicht gelesen, werde das aber definitiv nachholen.

"Das falsche Blut" hat mir aus verschiedenen Gründen gefallen: Zum einen gefällt mir die Heldin des Thrillers. Ishikli Caner war mir sofort sehr sympathisch. Sie hat einerseits aufgrund ihrer bisherigen Lebensweise eine harte Schale, andererseits ist sie sehr menschlich - ein bisschen wie zum Beispiel Ellen Ripley aus den "Alien"-Filmen oder Furiosa aus "Mad Max: Fury Road".

Mir hat auch sehr gefallen, dass Philipp Gravenbach so schreibt, dass ich oft vor meinem inneren Auge einen Film laufen hatte. Tatsächlich kann ich mir durchaus vorstellen, mir eine Serie oder einen Film rund um Ishikli Caner anzusehen.

Auch die Nebenfiguren sind stark. Da gibt es Hauptkommissar Meissner, der nebst Kollegin Yvonne Cassel zum Mordschauplatz gerufen wird und mit ihr gemeinsam versucht, aus dem Mädchen schlau zu werden. Außerdem gibt es mit Vincent und Gislayne O'Connor sowie deren Boss Ikarus interessante Antagonisten.

Mir persönlich hat auch gefallen, dass ganz reale Missstände, wie zum Beispiel Menschenhandel, moderne Sklaverei mitten in Europa und so weiter, sehr unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger in die Story eingeflochten wurden.

Vor allem aber stimmt das Tempo. Der Thriller lässt sich super lesen und mir fiel es teilweise schwer, ihn beiseite zu legen. "Das falsche Blut" ist ein Pageturner im wahrsten Sinne des Worte.

Es gibt einzelne Schwächen: Teilweise hätte ich mir etwas mehr Details gewünscht. Bei einem Thriller sind mir Tempo und Spannung sehr wichtig. Ich muss also nicht seitenlange Charakterisierungen oder Proust'sche Detailverliebtheit geboten bekommen, aber manche Interaktionen hätten für mich mit etwas mehr Hintergrund-Informationen besser funktioniert, weil sie mehr Sinn ergeben hätten. Zudem hat mich persönlich gestört, dass Wörter kursiv geschrieben wurden, um Betonungen zu verdeutlichen. Das ist ein Mittel, das ich generell nicht besonders mag.

Alles in allem wurde ich aber super unterhalten. Ishliki Caner ist eine tolle Protagonistin, das Tempo ist rasant und auch wenn es zum Ende hin die Action nicht allzu realistisch ist, hatte ich einen Riesenspaß bei der Lektüre - und im Finale erfährt man sogar, was es mit dem falschen Blut auf sich hat.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Düsterer Kriminalroman mit Pageturner-Qualitäten

Dein finsteres Herz
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"Dein finsteres Herz" hat mir so gut gefallen, dass ich den Kriminalroman binnen eines Tages gelesen haben; insofern hat er definitiv Pageturner-Qualitäten, obwohl sich Autor Tony Parsons genug Zeit nimmt, ...

"Dein finsteres Herz" hat mir so gut gefallen, dass ich den Kriminalroman binnen eines Tages gelesen haben; insofern hat er definitiv Pageturner-Qualitäten, obwohl sich Autor Tony Parsons genug Zeit nimmt, vor allem die Hauptfiguren seines Romans sorgfältig auszuarbeiten.

Hauptfigur Max Wolfe ist so angelegt, dass es definitiv Spaß machen wird, ihm auch in weiteren Fällen über die Schulter zu gucken. Sein erster Fall ist schon ein schwerer Brocken.

Mir hat gefallen, dass bis zum Ende weitestgehend unklar ist, wer eigentlich der Täter ist, ohne dass Tony Parsons auf billige Twists setzen muss. Vielmehr sind sowohl das Finale als auch die Auflösung weitestgehend stimmig. Klar kann man das Haar in der Suppe finden, aber für mich hat weitestgehend alles gepasst - auch stimmungsmäßig.

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Veröffentlicht am 22.05.2024

Unterhaltsamer Cozy-Krimi

Mord im Antiquitätenladen
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Waldi Lehnertz, bisher vor allem aus der Sendung "Bares für Rares" bekannt, ist unter die Autoren gegangen. Gemeinsam mit Miriam Rademacher, die leider nicht auf dem Cover erwähnt wird, hat er den Roman ...

Waldi Lehnertz, bisher vor allem aus der Sendung "Bares für Rares" bekannt, ist unter die Autoren gegangen. Gemeinsam mit Miriam Rademacher, die leider nicht auf dem Cover erwähnt wird, hat er den Roman "Mord im Antiquitätenladen" geschrieben.

Dank einer Leseprobe im Internet wusste ich bereits, bevor ich das Buch in meinen Händen hielt, das mir der Schreibstil gefallen würde. Ich vermute stark, dass wir diesen vor allem Miriam Rademacher zu verdanken haben.

Der Schreibstil also gefällt mir schon einmal, aber wie ist es mit der Geschichte selbst?

Ich bin positiv überrascht worden. "Mord im Antiquitätenladen" ist ein klassischer Whodunit, der sich in diesem Fall von der Expertise, aber offenbar auch Person Waldi Lehnertz' nährt. Das tut dem Kriminalroman durchaus gut.

Zum einen ist da der grundsympathische Protagonist Siggi, der - natürlich - unfreiwillig in einen Mordfall hineingezogen ist. Da die Polizei - ein bisschen Klischee muss sein - ihm keinen Glauben schenkt und auch sonst eher tölpelhaft agiert, übernimmt Siggi gemeinsam mit seinem Freund Anton und seiner neuen Reinigungskraft Doro selbst die Ermittlungen.

Die Charaktere und das Ambiente des Antiquitätenladens machen sehr viel Spaß. Im Grunde genommen ist "Mord im Antiquitätenladen" ein Feelgood-Krimi. Für mich war das genau das Richtige. Die Spannung hält sich deshalb zwar in Grenzen - die Leser*innen wissen von Anfang an, dass Siggi & Co. den Fall lösen werden und niemand von ihnen ernsthaft zu schaden kommen wird -, aber das ist bei solchen Krimis nun wirklich kein Beinbruch.

Wichtig ist vielmehr, dass die Geschichte selbst im genau richtigen Tempo erzählt wird. Das ist hier der Fall. Schön auch die immer wieder eingeflochtenen Antiquitäten, deren Beschreibungen offenbar auf Waldi Lehnertz' Erfahrungsschatz basieren. Und auch der Fall selbst konnte mich durchaus überzeugen. Tatsächlich war, wie es sich gehört, der Täter eine Überraschung. Ich wusste bis zum Ende nicht, wer in Frage käme. Echte Verdächtige konnte ich im Lauf des Romans nicht ausmachen, so dass die Spannung für mich auch daher rührte, dass ich unbedingt wissen wollte, wer denn nun der Mörder ist.

Alles in allem hat mich "Mord im Antiquitätenladen" sehr gut unterhalten. Ich persönlich kann mir durchaus vorstellen, einen weiteren Roman rund um Siggi und seine Freunde zu lesen. Aber vielleicht entsteht auch keine Serie aus dem Roman, sondern Waldi Lehnertz und Miriam Rademacher erfinden komplett neue Charaktere. Auch denen würde ich gerne begegnen. So oder so sind - ganz real und nicht erdichtet - Waldi Lehnertz und Miriam Rademacher ein tolles AutorInnen-Paar, von dem ich gerne mehr lesen möchte.

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