Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2023

Gute Idee minderspannend umgesetzt

Babel
1

In den 1820er Jahren einer Welt ähnlich der unseren bezieht die Kolonialmacht Großbritannien ihre Stärke aus dem Silberwerk, einer auf besonders behandelten Silberbarren beruhenden Magie. Doch das Streben ...

In den 1820er Jahren einer Welt ähnlich der unseren bezieht die Kolonialmacht Großbritannien ihre Stärke aus dem Silberwerk, einer auf besonders behandelten Silberbarren beruhenden Magie. Doch das Streben nach noch mehr Macht und Reichtum kann nur auf Kosten anderer Länder und Kolonien erfolgen. Über all dies macht sich der junge Robin zunächst keine Gedanken, als er, beinahe von der Cholera dahingerafft, von einem fremden Briten geheilt und aus dem chinesischen Kanton nach London gebracht wird. Hier wird er darauf vorbereitet, in Oxford im Turm Babel zu studieren, welcher für die Produktion der Silberwerk-Barren eine entscheidende Bedeutung trägt. Zunächst begeistert von dem vielen neuen Wissen rund um Worte und Sprachen erhält Robins Enthusiasmus einen ersten Dämpfer, als er mit kritischem Gedankengut rund um die politischen Interessen Großbritanniens in Kontakt kommt. Doch seine Loyalität gilt zunächst Großbritannien - bis seine eigene Heimat China im Visier steht.
Die Idee an sich gefiel mir, ein magisch gestärktes Großbritannien und ein dort aufgewachsener chinesischer Junge, welcher sich vor einem drohenden Opiumkrieg entscheiden muss, wem seine Loyalität gilt. Eine Idee mit jeder Menge Potential. Auch das Magiesystem, welches man mit Robins Betreten von Babel endlich genauer kennenlernt, ist aussergewöhnlich. Was mir jedoch weniger gefiel war die Umsetzung des Ganzen. Mag sein, dass es Leute gibt, die mit Begeisterung gern noch ein und noch ein und noch ein Beispiel lesen wollen, wie das Magiesystem funktioniert. Nachdem ich das Prinzip verstanden hatte brauchte ich diese unzähligen Beispiele allerdings nicht mehr, zumal sie die Handlung in den meisten Fällen nicht voran brachten sondern eher in eine Sammlung interessanter Beispiele als Anhang gepasst hätten. Auch bremsten sie die Spannung aufs Ärgste aus. Ebenso war Robin als Erzählperspektive einfach langweilig: Der Junge lebt die ganze Zeit in seiner eigenen kleinen Blase und bekommt kaum mit, was um ihn herum geschieht, von der Weltpolitik ganz zu schweigen. Entsprechend bekommt man von der Welt nur das mit, was andere erwähnen oder jemand aus der Zeitung vorliest. Und selbst dann ist Robin primär mit sich selbst beschäftigt. Auf Dauer empfand ich das als ziemlich enttäuschend, statt unzähliger Magiebeispiele hätte ich lieber etwas mehr vom brisanten Weltgeschehen mitbekommen, welches die Autorin einem schlichtweg größtenteils vorenthält. Oder einfach von Robin und seine Kommilitonen, welche nicht selten mit Diskriminierung konfrontiert wurden. Da hätt man so viel draus machen können. Stattdessen liest sich das Buch über Längen wie eine Mischung aus Bericht und Sachbuch über Sprachforschung, entsprechend distanziert und flach blieben die Charaktere. Und der versprochene Bezug auf die Opiumkriege war auch eher enttäuschend.
Mir hätte das Buch deutlich besser gefallen, wenn die Autorin sich nicht nur auf ihre vielen magischen und nichtmagischen Sprachbeispiele, sondern auch auf die Charakterentwicklung und das Weltgeschehen konzentriert hätte. Zudem war die Perspektive des weltfremden, ichbezogenen Robin auf Dauer einfach öde. Ebenso hätte mehr „show, don’t tell“ dem Roman gut getan. So waren es statt großer Ereignisse und Erlebnisse doch nur die kleinen Appetithäppchen des großen Abenteur-Buffets.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.04.2023

Mit Mut und Vertrauen in ein neues Abenteuer

Ashwood Academy – Das Geheimnis des Phönix (Ashwood Academy 2)
1

So spannend, wie der erste Band endet, geht es auch umgehend weiter. Nach dem Zusammenprall mit den Trollen liegen Lenya und Waldnymphe Silva verletzt in den Krankenbetten des Wald-Internats. Besonders ...

So spannend, wie der erste Band endet, geht es auch umgehend weiter. Nach dem Zusammenprall mit den Trollen liegen Lenya und Waldnymphe Silva verletzt in den Krankenbetten des Wald-Internats. Besonders der Nymphe scheint es sehr schlecht zu gehen und aus ihren geheimnisvollen Hinweisen, wie ihr oder dem mysteriösen neuen Patienten von Lenyas Vater Corbinian geholfen werden könnte, wird Lenya einfach nicht schlau. Doch dank ihrer Freunde Benu, der Wechselkröte Penelope und dem Gleithörnchen Wanda entdeckt sie schon bald, dass sogar die gesamte Akademie in großer Gefahr ist.
Nachdem Lenya in Band 1 erfahren hat, dass sie als Lichtwächterin dem roten Turm der Ashwood Academy angehört, bekommt sie nun die Gelegenheit zu zeigen, was diese besondere Aufgabe bedeutet. Auch wenn sie dies zunächst selbst noch nicht weiß. Und dass manche Probleme nur mit vereinten Kräften gelöst werden können. Entsprechend geht es diesmal vor allem um Freundschaft, Mut und Vertrauen, um magische Geheimnisse ebenso wie alte Vorurteile und Missverständnisse. Beim Bewältigen ihrer Aufgabe bekommt sie diesmal Hilfe von unerwarteter Seite, während die Gefahr sich aus einer anderen Richtung anschleicht.
Erzählerisch konnte mich Karin Müller auch diesmal wieder auf voller Länge überzeugen. Die Szenerie ist wunderschön erdacht und beschrieben, die Charaktere sind in sich stimmig, die Handlung spannend und Lenya eine coole und äusserst sympathische Socke. Und die Szenen mit Gleithörnchen Wanda sind einfach zauberhaft süß, muss mal betont werden. Definitiv eine äusserst gelungene Fortsetzung rund um das magische Waldinternat und seinen mythischen Nachbarn.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2022

Schülerin entlarvt gelebten Sexismus im Schulalltag

Falling in love was not the plan
1

Eliza kann es nicht fassen: Seit Jahren arbeitet sie für die Schülerzeitung, hat sich zur leitenden Redakteurin hochgearbeitet und präsentiert viele produktive Ideen für das kommende Jahr - und dennoch ...

Eliza kann es nicht fassen: Seit Jahren arbeitet sie für die Schülerzeitung, hat sich zur leitenden Redakteurin hochgearbeitet und präsentiert viele produktive Ideen für das kommende Jahr - und dennoch erhält den Posten des Chefredakteurs Len DiMartile, nachdem der Neuling sich in seinem coolen Hoodie vors Team gestellt und nur dafür bedankt hat, nach seiner Sportverletzung mit dabei sein zu dürfen. Über diese sexistische Ungerechtigkeit macht Eliza sich in einem halbfertigen Artikel wütend Luft. Doch irgendwer beendet den Artikel für sie und lädt diesen auf die Titelseite der Schülerzeitung hoch. Die Reaktion darauf ist zunächst gelebter Sexismus pur, Eliza wird ziemlich angefeindet. Doch dann wendet sich das Blatt und Eliza wird das Aushängeschild derer, die sich für Gleichberechtigung und Chancengleichheit stark machen. Verwirrend wird es für Eliza, als sie feststellt, dass Len gar nicht ihr Feind sein will.
Ein sehr unterhaltsames und thematisch wichtiges Buch, erzählt aus der Sicht von Eliza, die sich bereits in der Familie gegen ein veraltetes Rollenklischee stellt. Wie wenig den Beteiligten der im Alltag gelebte Sexismus bewusst ist, wird anhand der verschiedenen Charaktere, Situationen und Reaktionen sehr gut deutlich. Interessant wird es, als es zwischen Eliza und Len anfängt zu knistern, werden sie von vielen Mitschülerinnen und Mitschülern doch als die Gegner im Kampf „Feminismus vs. Patriarchat“ hochstilisiert.
Humorvoll, bewegend und sympathisch werden hier Feminismus und eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte miteinander kombiniert. Sehr gelungen und absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.06.2022

Totenkulte und andere rätselhafte Morde im historischen Wien

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
1

Erneut benötigt Inspektor Leopold von Herzfeldt, der Grazer „Piefke“, die Hilfe des Wiener Totengräbers Augustin Rothmayer: Im Kunsthistorischen Museum wurde ein Professor der Ägyptologie tot aufgefunden, ...

Erneut benötigt Inspektor Leopold von Herzfeldt, der Grazer „Piefke“, die Hilfe des Wiener Totengräbers Augustin Rothmayer: Im Kunsthistorischen Museum wurde ein Professor der Ägyptologie tot aufgefunden, fachkundig als Mumie präpariert. Handelt es sich um einen uralten Fluch, welcher sämtliche Mitglieder einer früheren Expeditionsgruppe befällt? Zugleich halten weitere Fälle die Polizei auf Trab: Tatortfotografin Julia Wolf bekommt erschreckend verstümmelte junge Männer des horizontalen Gewerbes vor die Linse.
Auch im zweiten Band rund um Totengräber Rothmayer, Fotografin Wolf und Inspektor von Herzfeldt fühlte ich mich umgehend ins Wien des Jahres 1984 zurückversetzt. Wer den ersten Band bereits gelesen hat darf sich auf ein Wiedersehen vieler bekannter Charaktere freuen. Neben angenehm authentischen Details und dem Wiener Schmäh darf man den neu eröffneten Tierpark besuchen sowie einige andere aussergewöhnliche Ecken Wiens betreten. Die Charaktere sind hervorragend komplex angelegt, insbesondere bei den Ermittlern macht sich die damalige Arroganz reicher weißer Männer gegenüber Frauen sowie Personen bemerkbar, die nicht in ihre perfekte Schablone passen. Ein Umstand, der das Verhältnis zwischen Leo und Julia stark kriseln lässt. Neben den äusserst spannend angelegten Ermittlungen, zu denen Julia Wolf und der Totengräber wieder insgeheim bedeutend beitragen, darf natürlich auch Augustin Rothmayers Hobby als Autor nicht fehlen - diesmal gibt es Auszüge aus seinem zweiten fiktiven Werk über Totenkulte zu lesen, an welchem er gerade schreibt.
Ein perfekt inszenierter, komplexer Kriminalroman vor historischer Kulisse, diesmal mit leicht exotischem Touch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2022

Der Kampf gegen die Neverseen beginnt

Keeper of the Lost Cities – Das Tor (Keeper of the Lost Cities 5)
1

Für Sophie und ihre Freunde der Geheimorganisation Black Swan wird immer deutlicher, dass die Rebellengruppe Neverseen eine ernstzunehmende Bedrohung für das Leben sämtlicher Völker ist, die es dringend ...

Für Sophie und ihre Freunde der Geheimorganisation Black Swan wird immer deutlicher, dass die Rebellengruppe Neverseen eine ernstzunehmende Bedrohung für das Leben sämtlicher Völker ist, die es dringend aufzuhalten gilt. Da die Neverseen mittlerweile immer skrupelloser vorgehen, um ihre Pläne, Fintans Visionen, zu verwirklichen, müssen auch Sophie und ihre Verbündeten alle Möglichkeiten nutzen, um die Rebellen aufzuhalten.

„Manchmal muss alles erst schlimmer werden, bevor es wieder besser wird.“ (Keefe, S. 35)

Ein äusserst spannender fünfter Band, die Handlung zieht stark an und wird immer komplexer, die Feinde immer skrupelloser. Wobei der Fokus diesmal stark auf dem Kampf gegen Neverseen liegt. Mit diesem Band kommen mehrere, teils neue Charaktere zum tragen, die gekonnt miteinander interagieren. Persönliche Geheimnisse und Hintergründe werden gelüftet, tragende Schicksale ins Spiel geworfen. Insbesondere Keefe, der sich bereits im letzten Band zu einem dramatischen Schritt entschlossen hat, trägt wesentlich im Kampf gegen die Neverseen bei - mein persönlicher Held dieser Folge. Einige weitere Rätsel werden gelöst oder tragen als Cliffhanger dazu bei, weiterhin am Ball bleiben zu wollen.
Neben all der Spannung und den vielen Geheimnissen bremste lediglich die Eigenart der Autorin meinen Lesespaß aus, unnötige Klischees und Fäkalhumor in die Serie einzubauen, während die Teens eine befremdliche Abneigung gegen menschliche bzw. elfische Nähe zu haben scheinen. Schade, ohne diese Punkte wäre die Serie ein uneingeschränktes Lesehighlight, so kann ich den Band nur mit 4/5 Punkten werten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere