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Veröffentlicht am 28.08.2019

Ein nicht ganz ernst zu nehmender, schwarzhumoriger Krimi

Achtsam morden
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Björn Diemel ist 42, erfolgreicher Strafverteidiger, Vater einer kleinen Tochter - und ein Mörder. Aber nicht irgendein Mörder! Vielmehr hat er die Männer, welche allesamt Dreck am Stecken hatten, unter ...

Björn Diemel ist 42, erfolgreicher Strafverteidiger, Vater einer kleinen Tochter - und ein Mörder. Aber nicht irgendein Mörder! Vielmehr hat er die Männer, welche allesamt Dreck am Stecken hatten, unter Beachtung der Regeln für ein achtsames Leben unter die Erde gebracht. Naja, oder wohin die Toten eben jeweils entsorgt wurden. Und das alles, um ein besserer Vater und Ehemann zu sein. Also doch gar nicht so schlimm, oder?

"Achtsamkeit ist nicht »Leben und leben lassen«. Achtsamkeit ist: »Lebe!« Und so ein Imperativ kann schon mal Auswirkungen auf das unachtsame Leben anderer haben." (Zitat S. 24)

Zur Rettung seiner Ehe wird Worcaholic Björn von seiner Frau zu einem Achtsamkeits-Coach geschickt, um seine Work-Life-Balance wieder ins Lot zu bringen. Von den neu erlernten Regeln will sein Dauer-Mandant jedoch nichts wissen und funkt ihm einfach dazwischen. Zumindest versucht er es. Doch Björn findet einen Weg, sein geplantes Familienwochenende trotzdem in die Tat umzusetzen. Für den Großkriminellen leider mit tödlichem Ausgang...
Das Buch ist definitiv schwarzhumorig. Björn erzählt kurz vorweg, wie er zu seinem Work-Life-Balance-Coach kam und verdreht anschließend sämtliche Achtsamkeitsregeln so, wie sie ihm am besten in den Kram passen. Von Kapitel zu Kapitel wird er immer wagemutiger und kreativer. Einige Szenen wirken fast schon absurd komisch, während an anderer Stelle sein Pragmatismus die Oberhand gewinnt. Da alles aus Björns Sicht erzählt wird, rückt er selbst sich natürlich ins rechte Licht, während er andere Personen gern durch die zynische Brille betrachtet und einiges bestimmt etwas überspitzt darstellt.
Sehr gefallen hat mir, wie jedes der 37 Kapitel mit einem Tipp für ein achtsames Leben beginnt. Diese Tipps sind so sortiert, dass Björn im jeweiligen Kapitel Bezug darauf nimmt und schwarzhumorig alles so verdreht, dass seine folgenden Verbrechen auf positive Art entschuldigt sind. Dabei ist seine Logik manchmal einfach zu komisch. Auch dem Autor muss ich an dieser Stelle ein großes Lob aussprechen, wie er es geschafft hat, diesen nicht ganz ernst zu nehmenden Krimi mit den Regeln der Achtsamkeit zu verbinden. Nur, um diese Regeln einmal völlig neu zu interpretieren. Überhaupt ist der Roman sehr unterhaltsam geschrieben. Karsten Dusse schafft es glatt, dass dem Leser Björn mehr oder weniger sympathisch wird, obwohl er genaugenommen alles andere als dies ist, wenn man mal darüber nachdenkt. Aber das war mir beim Lesen egal, ich habe mich köstlich über Björns schwarzen Humor und seine kreativen Ideen amüsiert. Und zusätzlich 37 Tipps für ein achtsames Leben dazu bekommen. Vielen Dank für diese hervorragende Unterhaltung!

Veröffentlicht am 17.12.2023

Magisches Abenteuer durch Raum und Zeit

Magische Bilder
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Könnte es sein, dass ein Foto mehr ist als nur die leblose Wiedergabe eines vergangenen Moments? Diese Frage muss sich der Pariser Student Artur stellen, als er im Fotoatelier seines Chefs eine Fotografie ...

Könnte es sein, dass ein Foto mehr ist als nur die leblose Wiedergabe eines vergangenen Moments? Diese Frage muss sich der Pariser Student Artur stellen, als er im Fotoatelier seines Chefs eine Fotografie entdeckt, welche nicht nur zu leben scheint - sie zeigt sogar eine Situation, welche vor der Erfindung der Fotografie stattfand. Wie kann das sein? Eine moderne technische Spielerei? Zeit, darüber nachzudenken, bleibt Artur vorerst nicht, denn eine Gruppe Inquisitoren überfällt das Atelier und treibt Artur in eine gefährliche wie auch befremdliche Flucht. Denn kurz darauf lernt er eine magische Welt kennen, getarnt vor den Inquisitoren. Eine Welt, in welcher Artur sich erstaunlich schnell wohl fühlt. Und die ihn schon bald in weitere, gefährliche Abenteuer rund um den Globus führen wird.
Der erste Band der Dilogie hat mich gleich auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. Das Fotoatelier, der Angriff, die Flucht - und dann die magische Welt, in welche Artur unerwartet hineintappt und sowohl ihn als auch mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Es sind die vielen kleinen Details und Ideen, durch welche der Autor das Buch zu etwas Besonderem macht. Vom Inhalt möchte ich gar nicht allzu viel verraten, doch hatte ich das Gefühl, endlich wieder ein Buch lesen zu können, welches mit neuen, eigenen Ideen glänzt. Insbesondere die magischen Fotos, um welche sich Arturs Abenteuer fortan drehen werden, überzeugten mich sofort als besondere Form der Magie. Die Welten mit ihren Wesen, die Charaktere, das Magiesystem, alles hat seinen eigenen Charme, seine eigenen Besonderheiten. Vor allem ein ganz gewisser Sidekick hat mich zudem wiederholt zum Schmunzeln gebracht. Und einen gefährlichen Gegner gibt es natürlich ebenfalls wie es magische Geheimnisse zu lösen gilt.
Mit Magische Bilder startet man in ein ungewöhnliches magisches Abenteuer durch Raum und Zeit, welches durch eine Vielzahl fantastischer Ideen und einem hohem Maß an Spannung überzeugt. Volle magische Punktzahl!

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 17.10.2023

Schrägster Humor und spannende Abenteuer mit Manchesters skurrilster Zeitungsredaktion

Love Will Tear Us Apart
1

In der Redaktion der Stranger Times wird es nie langweilig: Hannah hat ihren Job als Chefredakteurin gekündigt, Banecroft sucht auf seine ihm eigene Art nach einer neuen Person für ihren Posten, während ...

In der Redaktion der Stranger Times wird es nie langweilig: Hannah hat ihren Job als Chefredakteurin gekündigt, Banecroft sucht auf seine ihm eigene Art nach einer neuen Person für ihren Posten, während er nachts darauf wartet, dass seine verstorbene Frau über Simons Geist Kontakt zu ihm aufnimmt. Und der nächste Idiotentag steht an, an welchem die Redaktion ein offenes Ohr hat für alle Leute und deren aussergewöhnliche Theorien. Während Hannah jetzt ein verdächtiges New-Age-Retreat-Center unter die Lupe nimmt und ihre neue Vertretung die Redaktion ein wenig aufmischt, verschwindet ein Kolumnist der Stranger Times auf mysteriöse Weise, den es genaugenommen so gar nicht gegeben haben kann.
Im dritten Band der Reihe um Banecrofts Team gibt es ein Wiedersehen mit alten und neuen Bekannten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Verschiedene Handlungsstränge greifen nach und nach ineinander, wiederholt gibt es Bezüge zu den vorherigen Bänden und natürlich auch ein paar echt schräge Zeitungsartikel zu lesen.
Tatsächlich war es wie ein nach Hause kommen in die skurrilste Redation der Welt für mich. Alle Charaktere tragen diesmal zur Unterhaltung bei und werden in verschiedenste Abenteuer verwickelt. Schräge Charaktere, humorvolle Sprüche, magische Geheimnisse und explosive Szenen, all das garniert mit Bonbons aus der Tüte und serviert von Mrs Harnforth, der Besitzerin der Stranger Times. Nach diesem Roman seh ich Wellness-Urlaub und Frischhaltedosen definitiv mit ganz anderen Augen.
In meinen Augen der bisher beste Band der Stranger Times.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 21.07.2023

Nerd in Nöten

Let's Play - Teil 1
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Ich liebe Webtoons, und mit den Themen Gaming und Nerds musste ich dieses Buch einfach lesen. Zumal das Cover schon einiges an Chaos verspricht.
Inhaltlich geht es um Sam, die, wenn sie nicht im IT-Unternehmen ...

Ich liebe Webtoons, und mit den Themen Gaming und Nerds musste ich dieses Buch einfach lesen. Zumal das Cover schon einiges an Chaos verspricht.
Inhaltlich geht es um Sam, die, wenn sie nicht im IT-Unternehmen ihres Vaters arbeitet oder mit ihrer Gamer-Gruppe unterwegs ist, an ihrem eigenen Videospiel schreibt. Worin sie auch definitiv Talent hat. Viewtuber und Influencer Marshalls Talent liegt hingegen darin, online Games zu testen und seine Community via Livestreams zu unterhalten. Dabei zerreißt er Sams Spiel aufs Übelste, mit schwerwiegenden Folgen für sie. Und zu allem Übel ist ihr neuer Nachbar niemand anderes als Marshall.
In dem Buch hat mir besonders Sam sehr gut gefallen, die zwar intelligent und sympathisch, zugleich jedoch introvertiert und mit Sozialphobie ausgestattet in die Erzählung startet. Sich da gegen den neuen, extrovertierten Nachbarn zu behaupten gestaltet sich schnell als neuer Task, doch auch im Job lernt Sam, aus sich herauszukommen und stärker zu werden. Unterstützung erhält sie von ihren Freundinnen ebenso wie von den Kollegen oder, eher symbolischer Natur, von ihrem Hund Bowser.
Das Buch ist komplett durchcoloriert und in westlicher Leserichtung. Die Panels sind dynamisch angeordnet, detailreich und machen einfach Spaß. Neben Sam empfand ich auch ihre Gamerclique als herrlich schräg. Hier hat die Autorin gekonnt mit dem Vorurteil aufgeräumt, Gamer würden wie verranzte Höhlenmenschen nur in irgendwelchen dunklen Nerdräumen rumhocken und Chips futtern. Die drei potentiellen Love Interests wirken momentan teilweise noch etwas blass und wie für den zweiten Band in Stellung gebracht, da wird dann wohl mehr zu kommen. Schade ist das abrupte Ende der Story. Ansonsten ein herrlich schräger Webtoon mit unterhaltsamem Gaming-Touch und kleiner Bonusstory.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Gute Idee minderspannend umgesetzt

Babel
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In den 1820er Jahren einer Welt ähnlich der unseren bezieht die Kolonialmacht Großbritannien ihre Stärke aus dem Silberwerk, einer auf besonders behandelten Silberbarren beruhenden Magie. Doch das Streben ...

In den 1820er Jahren einer Welt ähnlich der unseren bezieht die Kolonialmacht Großbritannien ihre Stärke aus dem Silberwerk, einer auf besonders behandelten Silberbarren beruhenden Magie. Doch das Streben nach noch mehr Macht und Reichtum kann nur auf Kosten anderer Länder und Kolonien erfolgen. Über all dies macht sich der junge Robin zunächst keine Gedanken, als er, beinahe von der Cholera dahingerafft, von einem fremden Briten geheilt und aus dem chinesischen Kanton nach London gebracht wird. Hier wird er darauf vorbereitet, in Oxford im Turm Babel zu studieren, welcher für die Produktion der Silberwerk-Barren eine entscheidende Bedeutung trägt. Zunächst begeistert von dem vielen neuen Wissen rund um Worte und Sprachen erhält Robins Enthusiasmus einen ersten Dämpfer, als er mit kritischem Gedankengut rund um die politischen Interessen Großbritanniens in Kontakt kommt. Doch seine Loyalität gilt zunächst Großbritannien - bis seine eigene Heimat China im Visier steht.
Die Idee an sich gefiel mir, ein magisch gestärktes Großbritannien und ein dort aufgewachsener chinesischer Junge, welcher sich vor einem drohenden Opiumkrieg entscheiden muss, wem seine Loyalität gilt. Eine Idee mit jeder Menge Potential. Auch das Magiesystem, welches man mit Robins Betreten von Babel endlich genauer kennenlernt, ist aussergewöhnlich. Was mir jedoch weniger gefiel war die Umsetzung des Ganzen. Mag sein, dass es Leute gibt, die mit Begeisterung gern noch ein und noch ein und noch ein Beispiel lesen wollen, wie das Magiesystem funktioniert. Nachdem ich das Prinzip verstanden hatte brauchte ich diese unzähligen Beispiele allerdings nicht mehr, zumal sie die Handlung in den meisten Fällen nicht voran brachten sondern eher in eine Sammlung interessanter Beispiele als Anhang gepasst hätten. Auch bremsten sie die Spannung aufs Ärgste aus. Ebenso war Robin als Erzählperspektive einfach langweilig: Der Junge lebt die ganze Zeit in seiner eigenen kleinen Blase und bekommt kaum mit, was um ihn herum geschieht, von der Weltpolitik ganz zu schweigen. Entsprechend bekommt man von der Welt nur das mit, was andere erwähnen oder jemand aus der Zeitung vorliest. Und selbst dann ist Robin primär mit sich selbst beschäftigt. Auf Dauer empfand ich das als ziemlich enttäuschend, statt unzähliger Magiebeispiele hätte ich lieber etwas mehr vom brisanten Weltgeschehen mitbekommen, welches die Autorin einem schlichtweg größtenteils vorenthält. Oder einfach von Robin und seine Kommilitonen, welche nicht selten mit Diskriminierung konfrontiert wurden. Da hätt man so viel draus machen können. Stattdessen liest sich das Buch über Längen wie eine Mischung aus Bericht und Sachbuch über Sprachforschung, entsprechend distanziert und flach blieben die Charaktere. Und der versprochene Bezug auf die Opiumkriege war auch eher enttäuschend.
Mir hätte das Buch deutlich besser gefallen, wenn die Autorin sich nicht nur auf ihre vielen magischen und nichtmagischen Sprachbeispiele, sondern auch auf die Charakterentwicklung und das Weltgeschehen konzentriert hätte. Zudem war die Perspektive des weltfremden, ichbezogenen Robin auf Dauer einfach öde. Ebenso hätte mehr „show, don’t tell“ dem Roman gut getan. So waren es statt großer Ereignisse und Erlebnisse doch nur die kleinen Appetithäppchen des großen Abenteur-Buffets.

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