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Veröffentlicht am 07.01.2024

Vorurteile und Selbstjustiz

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Der neueste Fall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein erhitzt leider schnell gewisse Gemüter im Volk. An der erdrosselten 16-jährigen Larissa werden u. a. DNA-Spuren eines jungen Asylbewerbers gefunden, ...

Der neueste Fall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein erhitzt leider schnell gewisse Gemüter im Volk. An der erdrosselten 16-jährigen Larissa werden u. a. DNA-Spuren eines jungen Asylbewerbers gefunden, dieser umgehend per Fahndung gesucht. Zwar offiziell zunächst als Zeuge, doch wirkt diese Meldung wie ein Brandbeschleuniger für diejenigen, welche ihren Hass auf Asylbewerber nun noch mehr bestätigt sehen. Leider ist der gesuchte Mann unauffindbar und es ist nicht sicher, ob er untergetaucht oder nun selbst Opfer eines Verbrechens wurde. Schließlich wird kurz darauf ein zu Tode misshandelter Mann aufgefunden, welcher vor Jahren für den Tod einer Schwangeren verantwortlich war. Handelt es sich um einen Fall von Selbstjustiz?
Tatsächlich geben sich in diesem Roman Vorurteile und Selbstjustiz die Hand, teilweise ausgelöst durch den Mord an Larissa, teilweise eben dadurch erst ins Visier der Ermittlungen geraten. Die Ermittlungen laufen alles andere als gradlinig und bieten somit ausreichend Möglichkeiten zum Miträtseln. Als störend empfand ich die privaten Problemchen der Pia Sander, die sich primär durch ihren uneinsichtigen Ehemann ergeben, was auch Dauer irgendwann nervte. Zudem legt die Autorin sehr offensichtlich im Roman eine Verbindung zu einer weiteren Ermittlerin, die Pia Sander evtl ablösen könnte, was ich als zu konstruiert empfand, das mögen andere anders sehen.
Ein spannender, verzwickter Fall, nervige Privatprobleme, brisante soziale Themen und ein etwas zu superlatives Ende - mit ihrem Roman zeigt die Autorin die Monster in den Menschen und um sie herum.

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Brutale Morde im Großbereich Hamburg

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
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Die Umweltaktivistin und Influenzerin des Online-Kanals Miras Mission wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, ausgeweidet wie ein Tier aus der Massentierhaltung. Zwar haben ihr diverse Hater und Online-Trolle ...

Die Umweltaktivistin und Influenzerin des Online-Kanals Miras Mission wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, ausgeweidet wie ein Tier aus der Massentierhaltung. Zwar haben ihr diverse Hater und Online-Trolle mit ihren Kommentaren ein ebensolches Schicksal angedroht, doch kann man diese anonymen Spinner wirklich ernst nehmen? Zudem stellt sich die Frage, woher Mira das Geld hatte, um sich eine Luxuswohnung in der Hamburger Hafencity leisten zu können. Die Mordermittlerin Jagoda „Milo“ Milosevic und ihr Partner Vincent Frey tappen bzgl. der Beweggründe des Täters zunächst im Dunkeln. Erst recht, als ein weiterer Mord mit derselben Handschrift in keinerlei Verbindung zur Influenzerin zu stehen scheint.
Agonie ist der zweite Band des Autorinnenduos Lea Adam, in welchem sie Milo und Vince eine perfide und brutale Mordserie aufklären lassen. Ebenso mit an Bord ist die Rechtsmedizinerin Susanne Süß, wenn auch diesmal nicht ganz so stark vertreten wie im ersten Band.
Wer den ersten Band Stigma gelesen hat kennt bereits die direkte Art sowie die Schlagabtäusche zwischen Milo und Frey, welche von Freys Seite nach seiner Schussverletzung zunächst etwas zynischer ausfallen. Wieder sehr unterhaltsam zu lesen. Das Privatleben der beiden spielt im Hintergrund mit, grätscht hier und da in die Handlung hinein, ohne die Ermittlungen auszubremsen. Als Extra gibt es wieder Einschübe der Tatperson in kursiver Schrift zu lesen, wodurch die Beweggründe und das Verständnis für die Morde sehr greifbar werden.
Die Morde sind kaltblütig und brutal, einige Details am Fundort werden natürlich erwähnt, die Ausführung der Bluttaten an sich wird jedoch nicht beschrieben. Nicht minder schockierend empfand ich die Details aus der Massentierhaltung des Großkonzerns, welcher während der Ermittlungen in den Fokus gerät.
Agonie ist ein spannender Hamburger Thriller, welcher diesmal Einblicke in die grausame Welt der Massentierhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Fantastische Krimödie voller unterhaltsamer Ideen

Der Spurenfinder
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Der berühmte Spurenfinder Elos von Bergen zieht mit seinen Kindern ins hochlangweilige Friedhofen, um dort seine Memoiren zu schreiben. Und die Zwillinge vor möglichen Gefahren oder Racheaktionen zu schützen. ...

Der berühmte Spurenfinder Elos von Bergen zieht mit seinen Kindern ins hochlangweilige Friedhofen, um dort seine Memoiren zu schreiben. Und die Zwillinge vor möglichen Gefahren oder Racheaktionen zu schützen. Dass sich Mord und Intrige dann doch in dieses verschlafene Nest verirren sorgt dafür, dass Elos wieder aktiv werden muss. Und diesmal wollen seine Kinder un-be-dingt mithelfen. Auch wenn das vielleicht nicht immer so ganz glatt läuft wie erhofft.
Gleich vorweg: Der Roman ist eine äusserst unterhaltsame Mischung aus Fantasy, Krimi und Humor, vollgepackt mit genialen Ideen. Ausgestattet mit zwei Karten (eine von den Verlorenen Provinzen, eine von Friedhofen) und mit vielen Illustrationen versehen, welche von Sohn Naru stammen könnten, ist das Buch zudem auch optisch sehr überzeugend. Aus dem langweiligen Dorfalltag wird für die Zwillinge Ada und Neru schon bald ein spannendes, wenn nicht sogar lebensgefährliches Abenteuer, welche sie und ihren Vater, Spurenfinder Elos von Bergen, durch verschiedene Orte bis hin zum Palast auf dem Drachenberg führt. Ob in Thronsaal oder Kerker sei hier nicht verraten. Die über die Grenzen hinaus hohe Bekanntheit ihres Vaters gestaltet sich für die Kinder nicht immer zum Vorteil. Der Kriminalfall selbst entpuppt sich als überaus perfide, an welchem die drei einige Zeit zu knabbern haben, bis sie die richtige Spur und somit die Tatperson finden. Und bis dahin hat man Gelegenheit, sich aufs Köstlichste mit dem Buch zu amüsieren.
Alle Daumen hoch für das Leseabenteuer aus der Feder von Marc-Uwe Kling und seinen Töchtern. Ich hoffe, das war nicht der letzte Fall für die Spurenfinder-Familie.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Versprochenes La Catrina-Thema verkommt hier zur Nebensache

Flowers & Bones, Band 1: Tag der Seelen
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Valentina und ihr Zwillingsbruder Emiliano entstammen einer mexikanischen Familie, in der die Aufgabe der La Catrina, der Seelenbegleiterin der Toten, von Generation zu Generation vererbt wird. Als wohlgehütetes ...

Valentina und ihr Zwillingsbruder Emiliano entstammen einer mexikanischen Familie, in der die Aufgabe der La Catrina, der Seelenbegleiterin der Toten, von Generation zu Generation vererbt wird. Als wohlgehütetes Geheimnis unter den Frauen gehandhabt versteht ihr Vater nicht, warum Valentina den bald anstehenden Tag der Toten, den dios de los muertos und Tag ihrer ersten Verwandlung zur La Catrina, bei ihrer Oma in Mexico sein möchte. Stattdessen zwingt der Alleinerziehende seine Kinder, mit ihm nach Dublin zu ziehen. Dort geraten sie schon bald in den Konflikt zwischen Hexen, dem Volk der Drachenwandler und einer bisher noch unbekannten weiteren magischen Rasse.
Was stark thematisch angepriesen wird, nicht zuletzt durch das passend gestaltete Cover, geht im gebotenen Highschool-Teenie-Drama fast komplett unter. Statt den Fokus auf die mexikanische Tradition zu lesen bzw den Umgang mit den Seelen, baut die Autorin künstlich aufgebauschten Klischee-Zickenterror ein, der rein gar nichts zur Handlung beiträgt, lässt wie aus dem Nichts eine Anti-Drachen-Bewegung aufpoppen samt undurchdachter Parolen und unzählige Magiebegabte in Valentinas Umfeld erscheinen, welche man aus den Vorgängerbänden kennen muss, um sie zuordnen zu können. Zumal diese plötzlich mit magischen Superlativ-Fähigkeiten glänzen, wo ich mich wunderte, warum alle Welt solche Angst vor den Drachen in Menschenegestalt haben soll, welche doch nur um Asyl bitten. Generell wurden mir nicht nur die Personen zu unübersichtlich, sondern auch gewisse Geschehnisse zu unlogisch, z. B. die Verwandlung am dios de los muertos betreffend, welche scheinbar nach Regeln stattfindet, wie es der Autorin am besten in den Drama-Plan passt und dabei doch diverse Logiklücken reißt. Vieles erfährt man nicht durch spannende Handlung sondern langweilige Erzählungen, den Stil empfand ich als defokussiert, verwirrend, plakativ, chaotisch und in den grundlegenden Punkten absehbar. Das dios de los muertos Feeling konnte die Autorin mir nicht näher bringen. Und als unabhängig von den anderen Bänden des Universums lesbar sehe ich das Buch nicht.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Spannender Auftakt einer angehenden Gerichtsmedizinerin

Stalking Jack the Ripper
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Was hab ich mich gefreut, dass die Reihe um Audrey Rose endlich ins Deutsche übersetzt wird. Und es geht auch gleich spannend los: Audrey lernt gegen den Willen ihres Vaters, Lord Wadsworth, bei ihrem ...

Was hab ich mich gefreut, dass die Reihe um Audrey Rose endlich ins Deutsche übersetzt wird. Und es geht auch gleich spannend los: Audrey lernt gegen den Willen ihres Vaters, Lord Wadsworth, bei ihrem Onkel die Kunst der Gerichtsmedizin, schleicht sich als Mann verkleidet in den Hörsaal und assistiert ihrem Onkel ohne mit der Wimper zu zucken bei den Untersuchungen der Leichen. Neuerdings sorgt ein Serienmörder für Angst unter den Bewohnerinnen Londons: Jack the Ripper hat bereits mehrere Frauen grausam umgebracht. Zusammen mit dem Studenten Thomas Cresswell, welcher ihrem Onkel ebenfalls praktisch zur Hand geht, will Audrey hinter das Geheimnis des Täters kommen. Oder hat Thomas etwas mit den Morden zu tun? Immerhin ist dieser Kerl so attraktiv wie undurchsichtig und scheint irgendein gewichtiges Geheimnis vor ihr zu verbergen.
Die Story spielt im Viktorianischen London zur Zeit der Ripper-Morde, also 1988, und ist in vielen Punkten an die damaligen Geschehnisse angelehnt. Audrey Rose ist eine intelligente und willensstarke junge Frau und ihre Begeisterung für die gerichtsmedizinischen Untersuchungen ihres Onkels haben auch auf mich eine gewisse Faszination beim Lesen ausgeübt. Ihre Flirts mit Thomas sind zum Glück alles andere als kitschig, dafür sind die beiden zu starke und eigenwillige Charaktere. Die gewählte Auflösung der Morde fand ich persönlich weniger spannend und zu früh vorhersehbar, da hätt ich mir Audrey etwas cleverer gewünscht. Alles in allem jedoch ein absolut lesenswerter Auftakt in die Reihe der besonderen Fälle rund um Audrey Rose, wenn auch noch mit Luft nach oben für die Folgebände. Weiterlesen werd ich auf jeden Fall. Und die Cover der Reihe sind einfach genial!

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