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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2023

Zum zweiten Mal gelesen, zum zweiten Mal verliebt! Herzensbuch! ♥

Die Beschenkte (Die sieben Königreiche 1)
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Katsa ist eine besondere junge Frau: Sie hat verschiedenfarbige Augen und die Gabe zu töten. Für ihren Onkel, den König, muss sie die Drecksarbeit erledigen. Hinter ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Katsa ist eine besondere junge Frau: Sie hat verschiedenfarbige Augen und die Gabe zu töten. Für ihren Onkel, den König, muss sie die Drecksarbeit erledigen. Hinter ihrem Rücken wird sie Monster genannt und ist im ganzen Land gefürchtet. Aber sie tut auch Gutes. Bei einem geheimen Auftrag trifft sie auf Prinz Bo – den ersten Menschen, der es wagt, ihr in die Augen zu schauen. Bo wird ihr erster würdiger Gegner im Kampf. Er behandelt sie trotzdem nicht, als wäre sie ein Monster – und zum ersten Mal wagt sie es, Fragen zu stellen, die alles, woran sie je geglaubt hat, erschüttern könnten…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1/5 (aktuell)
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod, Gewalt gegen Frauen, s+xualisierte Gewalt, Gaslighting, Tierquälerei
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- zarte Slow-Burn-Liebesgeschichte
- feministische Jugendfantasy
- starke weibliche Hauptfigur (will nicht heiraten und keine Kinder)
- Beziehung auf Augenhöhe
- Love Interest zum Verlieben (wandelnde Green Flag)
- Setting: Mittelalter, Schlösser, Wälder, Berge, Meer
- Handlung im Vordergrund
- lange Reise
- wendungsreiche Geschichte
- furchteinflößender Antagonist
- Wohlfühl-Roman

Meine Rezension

„Wenn ein Ungeheuer aufhörte, sich wie ein Ungeheuer zu verhalten, hörte es dann auf, ein Ungeheuer zu sein? Wurde es zu etwas anderem?“ Seite 133

Fast alle Bücher, die ich besitze, lese ich nur ein einziges Mal. Zu viele Bücher auf der Leseliste, zu wenig Zeit – ihr kennt das sicher. Ganz selten mache ich aber eine Ausnahme – wie hier mit der „Beschenkten“. Doch warum überhaupt? Dafür gab es zwei Gründe: 1) Weil ich endlich Band 3-5 lesen wollte (die Autorin war in den letzten Jahren nicht untätig, außerdem hat die Reihe neue Cover und eine neue Übersetzung bekommen) und 2) weil ich herausfinden wollte, ob mir das Buch heute (mit 28 Jahren und deutlich kritischer und feministischer eingestellt) immer noch so gut gefallen würde wie in meiner Jugend (vor 12 Jahren, mit gerade einmal 16), als ich mich mich heftig in dieses Buch und seinen Prinzen Bo verliebte.

„Sie war so schnell und zielgerichtet und so kreativ, dass sie einen Mann ohnmächtig schlagen konnte, obwohl man ihr beide Arme an den Seiten festgebunden hatte. Das war ihre Gabe.“ Seite 18

Doch was war am Ende das Ergebnis? Litt ich mit 16 unter einer pubertätsbedingten Geschmacksverwirrung oder ist „Die Beschenkte“ tatsächlich so gut wie in meiner Erinnerung? Erleichtert und beruhigt konnte ich bei der Lektüre feststellen, dass ich dem Urteil der 16-jährigen Lila tatsächlich vertrauen kann, denn auch beim zweiten Mal habe ich diesen Fantasy-Roman wieder absolut geliebt! Schon die ersten Seiten haben sich angefühlt wie heimkommen – ein absolutes Wohlfühl-Buch zum Eintauchen und Alles-um-sich-herum-Vergessen…

Doch was macht die „Beschenkte“ eigentlich so gut? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Ich war erneut gefesselt vom schönen Schreibstil (meine Güte, kann diese Autorin gut erzählen!), begeistert von der starken weiblichen Hauptfigur Katsa (feminist icon! ♥) und ihrer glaubwürdigen Entwicklung und ganz und gar VERZAUBERT von Prinz Bo – dieser wandelnden Green Flag, die man um jeden Preis beschützen will! Seine herzliche, liebevolle und geduldige Art Katsa gegenüber haben dafür gesorgt, dass ich mich aufs Neue in ihn verliebt habe. Ich meine, nicht umsonst habe ich sogar mal einen Hamster nach ihm benannt…

Trotzdem sollte man nicht den Fehler machen, hier Romance mit etwas Rahmenhandlung zu erwarten. Der Plot und die „Quest“ der beiden bleiben stets im Vordergrund. Der Roman beschäftigt sich altersgerecht und tiefgründig mit Themen wie Erwachsenwerden, Selbstfindung, Freundschaft, erste Liebe, gesellschaftlichen Erwartungen, Freiheit, Selbstbestimmung und der Frage, was ein Monster zum Monster macht. Kristin Cashore erfindet das Rad (= Jugendfantasy-Genre) nicht komplett neu, trotzdem fühlt sich ihre erfundene Welt „frisch“ und spannend an und es hat mir großen Spaß gemacht, sie zu entdecken. Das Worldbuilding wird uns dabei in gut verdaulichen Häppchen serviert – zusammen mit einem wendungsreichen Plot, sodass es nie langweilig wird. Wenn ich bei HBO, Netflix oder Prime einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir eine Verfilmung dieses großartigen Buches wünschen!

„Ihr kam der Gedanke, dass es nicht nur seine sonderbaren Augen waren, die sie irritierten. Es war die Tatsache, dass er sich nicht fürchtete, in ihre zu schauen.“ Seite 75

Wer mit einem feministischen Blick auf diese Geschichte schaut, wird mit Erstaunen feststellen, dass sie bereits 2008 (!) erstmals erschienen ist und dass Kristin Cashore ihrer Zeit damit weit voraus war! Im Zentrum der Geschichte steht nämlich eine Heldin, die WIRKLICH stark und WIRKLICH furchteinflößend ist und die fest entschlossen ist, niemals zu heiraten und Kinder zu bekommen. Und auch der Traumprinz ändert mit seinem Erscheinen nichts daran! Wirklich revolutionär – und zwar noch nicht einmal nur für diese mittelalterlich angehauchten Welt (schön wär’s!), sondern leider auch für unsere ganz reale im Jahr 2023…

Würde man etwas am Buch kritisieren wollen (not me!), könnte man vermutlich erwähnen, dass es im Mittelteil durchaus noch etwas mehr Spannung und Action vertragen hätte, aber das ist wirklich Kritik auf sehr hohem Niveau. Einen richtigen Kritikpunkt habe ich aber tatsächlich: Es geht um die einzige Szene im ganzen Buch, die etwas aus der Zeit gefallen wirkt. Als Katsa zum ersten Mal mit einem Mann schläft, hat sie Schmerzen und blutet – was zwar unwahrscheinlich ist, wenn jemand so geduldig und vorsichtig ist wie ihr Partner, aber durchaus möglich. Allerdings wird danach von beiden generalisiert und es so hingestellt, als würde es ALLEN Frauen so gehen und als wäre das eine unveränderliche Tatsache, die man so hinnehmen müsse.

Kann sein, dass man es in dieser Welt nicht besser wusste und auch bei uns kamen die Diskussionen über das Jungfernhäutchen usw. ja erst in den letzten Jahren auf. Trotzdem will man diese Fehlinformationen (Schmerzen sind eben NICHT nicht normal, 50-75% der Frauen bluten beim ersten Mal nicht einmal) nicht unbedingt in den Köpfen Jugendlicher wissen. Wenn man sich allerdings anschaut, was da draußen so herumschwirrt und von Teenies gelesen wird (Dark Romance zum Beispiel), relativiert sich dieser Kritikpunkt wieder ganz schnell. Eben weil bei „Die Beschenkte“ so eine gesunde Beziehung im Mittelpunkt steht und dem Zielpublikum als Vorbild dienen kann. Wer das Buch Jugendlichen weiterempfiehlt, sollte das Thema (nach Möglichkeit) vor der Lektüre trotzdem kurz ansprechen.

Mein Fazit

„Die Beschenkte“ – auch 12 Jahre später für mich noch ein absolutes Jahreshighlight und Herzensbuch! Wer diesen Reihenauftakt liest, den erwartet eine fesselnd erzählte, tiefgründige, berührende, sehr feministische Fantasy-Geschichte voller liebenswürdiger Figuren, die auch euch ans Herz wachsen werden. Wenn ihr im nächsten Jahr nur ein Buch lest, das ich euch empfohlen habe – dann lasst es dieses sein!

Bewertung

Cover / Aufmachung (alt): 5 Sterne ♥
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 5 Sterne ♥
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Ende: 5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Spannung: 4 Sterne
Tempo: 4 Sterne
Wendungen: 5 Sterne ♥
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 5 Sterne ♥

Insgesamt:

☆★☆☆★♥ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir fünf Sterne und ein Herz und damit den Lieblingsbuchstatus!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.12.2023

4,5 Sterne: Rundum gelungene, fesselnde Fortsetzung mit einem Love Interest zum Verlieben!

Das Reich der Sieben Höfe – Flammen und Finsternis
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Feyre hat es geschafft: Sie hat Amarantha besiegt, den Fluch gebrochen und das Fae-Reich gerettet. Doch sie ist auch traumatisiert, kann nicht schlafen, muss sich immer ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Feyre hat es geschafft: Sie hat Amarantha besiegt, den Fluch gebrochen und das Fae-Reich gerettet. Doch sie ist auch traumatisiert, kann nicht schlafen, muss sich immer wieder übergeben. Es hilft nicht, dass Tamlin aus Angst um ihre Sicherheit anfängt, sie im Schloss einzusperren. Und dann wäre da auch noch der gefürchtete High Lord der Nacht, Rhysand, bei dem sie wegen eines Vertrages jeden Monat eine Woche verbringen muss… Aber ist der Hof der Nacht wirklich so schrecklich, wie alle Welt glaubt?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1/5 (aktuell)
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis etwas länger

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod, Gewalt gegen Frauen, s+xualisierte Gewalt Gaslighting, toxische Beziehung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+re (für alle Geschlechter), Miststück, Weib

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Slow-Burn-Liebesgeschichte (sehr langsam!)
- Found Family
- nicht viel, aber detaillierter Spice
- Magie und magische Wesen (Fae usw.)
- Intrigen, Politik
- Umgang mit Trauma
- toxische Beziehung bzw. Befreiung daraus
- Liebesgeschichte im Fokus, trotzdem auch Worldbuilding & Handlung vorhanden
- Setting: Hof der Nacht, Winter, Berge
- unaufdringlicher Feminismus
- viele starke Frauenfiguren

Meine Rezension

„Nur wenige haben je die Grenze zum Hof der Nacht überschritten und überlebt.“ Seite 548

Nachdem mir Band 1 des „Reichs der sieben Höfe“ in den Sommerferien so überraschend gut gefallen hatte, war eine Verlängerung unserer Leserunde auf Bookstagram schnell beschlossen. Meine Erwartungen an Band 2 waren sogar noch höher, weil er immerhin als bester Teil der Reihe gilt…

Doch konnte mich auch die Fortsetzung wieder überzeugen oder haben wir es hier mit einem mittelmäßigen zweiten Band zu tun (was ja ganz oft bei Reihen der Fall ist)? Hier kann ich euch beruhigen (bzw. beunruhigen, falls ihr entsetzt seid, dass mir ACOTAR gefällt): Auch Band 2 liefert wieder ab und die Liebesgeschichte ist dieses Mal sogar NOCH besser!

Tamlin mochte ich in Band 1 ja noch sehr (zum Glück aber kein Tattoo stechen lassen, yes!), aber die traumatischen Ereignisse haben ihn sehr zum Negativen verändert. Diese Entwicklung finde ich keinesfalls an den Haaren herbeigezogen, sondern sie ist stringent und glaubwürdig – was Tamlin allerdings keine Spur sympathischer macht. Sein Beschützerinstinkt nimmt überhand und kontrolliert jetzt IHN. So engt und sperrt er Feyre immer mehr ein, weil er den Gedanken nicht ertragen kann, dass ihr etwas passieren könnte (was leider auch nicht unwahrscheinlich ist). Doch das ist noch nicht alles: Er traut ihr nichts zu, sieht sie als Besitz, hat seine Wut nicht unter Kontrolle, will eine brave Ehefrau aus ihr machen, die sich aus den Regierungsangelegenheiten heraushält und stattdessen die pompöse Hochzeit plant.

Auftritt Rhysand, der sich für alle Fehler in Band 1 ernsthaft entschuldigt, feministische Reden schwingt, Feyre ernst nimmt, zu jeder Zeit auf Consent achtet, keine Angst vor ihren Fähigkeiten hat und sie sogar noch trainiert und zur Kriegerin ausbildet. Da schlägt das Herz DIESER Feministin natürlich direkt höher! Seite für Seite hat sich dieser Kerl in mein Herz geschlichen, bis ich mich selbst (und nicht nur ein bisschen!) in ihn verliebt hatte – und das passiert mir selten! Für mich ist Rhysand ein wirklich toller Love Interest und der ideale „Book Boyfriend“. Feyres Gefühle für ihn nachzuvollziehen war dementsprechend einfach.

„Rhysand, der High Lord des Hofs der Nacht, stand neben mir. Dunkelheit umwaberte seine Gestalt wie Tinte, die im Wasser Schlieren zieht.“ Seite 592

Sarah J. Maas entwickelt die Enemies-to-lovers-Liebesgeschichte extrem langsam und erzeugt eine unglaublich dichte, kribbelnde Atmosphäre zwischen Rhysand und Feyre. Weil so lang im Buch nicht viel passiert außer Mini-Annäherungen und Wortgefechten, haben selbst kleine Momente eine große Wirkung: Wenn Rhysand beispielsweise Feyre den Waffengurt umschnallt und dabei ihre Oberschenkel an der Außenseite berührt, könnte man ausrasten vor Glücksgefühlen! Und das hat es wirklich, dieses Buch – mich viele Stunden lang glücklich gemacht, denn für mich ist das ein echter Wohlfühlroman zum Eintauchen und Alles-um-sich-herum-Vergessen. Was den Spice betrifft (wenn er dann mal vorkommt, denn erneut sind es wenige Szenen), so ist dieser in diesem Band allerdings deutlich detailverliebter, ausufernder und direkter (weniger poetisch) – hier mochte ich Band 1 deutlich lieber, aber das ist sicher Geschmackssache.

Thematisch stehen die emotionale und physische Entwicklung der Hauptfigur, der Umgang mit Trauma, Vorurteile, die Befreiung aus einer toxischen Beziehung, Freundschaft, Liebe, aber auch Diskriminierung, Macht, Intrigen und Politik im Vordergrund. Erneut werden diese Dinge mit angemessener Tiefe (für Romantasy) behandelt. Ein absolutes Highlight war natürlich Rhysands Freundeskreis, der zusammenhält wie Pech und Schwefel (Found-Family-Trope der feinsten Sorte!). Aus feministischer Sicht hat mir Band 2 auch deutlich besser als der Auftakt gefallen, was nicht zuletzt an Rhysand liegt, den man durchaus als Feministen bezeichnen könnte. Seine Führungsriege besteht z. B. (auch) aus intelligenten, starken, teilweise furchteinflößenden Frauen, wodurch er sich jedoch nicht einschüchtern lässt. Außerdem wird mit den traditionellen Geschlechterrollen immer wieder gebrochen (z. B. haben wir hier ein männliches Opfer von s+xueller Gewalt), auch wenn es trotzdem ein paar unnötige Klischees gibt, die man sich hätte sparen können. Abzug gibt es wieder für die Übersetzung: Wie schwer kann es sein, eine Frau z. B. als „VerräterIN“ zu bezeichnen und hier zu gendern?!

„Und unter meiner Haut, in meinen Knochen hämmerte und pulsierte etwas. Erhob sich, stieg auf, peitschte durch mein Blut.“ Seite 591

Mein einziger Kritikpunkt ist dieses Mal, dass die Handlung im Vergleich zu Band 1 etwas zu sehr in den Hintergrund tritt und dass man das Buch kürzen und straffen hätte müssen, um das Tempo und die Spannung durchgehend hoch halten zu können. Das Ende wurde mir dann jedoch fast wieder etwas zu hastig abgehandelt, hier hätte ich mir dann doch ein paar Seiten mehr gewünscht. Beim Pacing gibt es also noch Luft nach oben – und von mir einen halben Stern Abzug.

Mein Fazit

„Flammen und Finsternis“ ist vielleicht nicht ganz perfekt (beim Pacing und der Spannung gibt es noch etwas Luft nach oben), aber doch eine richtig gute, deutlich feministischere, fesselnde, mitreißende und berührende Romantasy-Fortsetzung. Band 3 ist schon ganz fest eingeplant – ich kann es kaum erwarten, noch mehr von der Autorin zu lesen! Von mir gibt es jedenfalls wieder eine Leseempfehlung!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 3 Sterne
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Ende: 4 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Figuren: 5 Sterne ♥
Spannung: 3,5 Sterne
Tempo: 3 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir viereinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2023

Richtig gute, mitreißende Vampir-Romantasy fürs Herz! ♥

When The King Falls
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Achtung! Die Rezension enthält leichte Spoiler!

Inhalt

Jedes Jahr wählt der Vampir-König eine neue menschliche Braut aus, von der er sich in den kommenden Monaten ernähren wird. Dieses Jahr hat es ...

Achtung! Die Rezension enthält leichte Spoiler!

Inhalt

Jedes Jahr wählt der Vampir-König eine neue menschliche Braut aus, von der er sich in den kommenden Monaten ernähren wird. Dieses Jahr hat es Florence nach 8 Versuchen endlich in die Top 10 und zum großen Ball der Entscheidung geschafft. Sie hat Glück und wird erwählt. Was der König eigentlich nicht weiß: Florence gehört zu einer Familie von Rebell:innen, die den Herrscher stürzen wollen. Seit Generationen haben sie auf genau diese Moment hingearbeitet. Jetzt liegt es an der geliebten Tochter und Schwester, die sie für das Wohl der Menschen geopfert habe, den Vampirkönig zu töten…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1/2
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis etwas länger

Inhaltswarnung: Blut, Tod, Trauer, Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Slow-Burn-Liebesgeschichte
- Enemies to lovers (dt. von Feindschaft zu Liebe)
- stilvoller Spice
- Vampire
- Respektvoller Love Interest, der Wert auf Consent legt
- Machtgefälle, das NICHT ausgenutzt wird
- unaufdringlicher Feminismus
- Frauenfreundschaft
- wenig Worldbuilding

Wollt ihr wirklich meine Sicht? Dann lest mein Rezensionsgedicht!

“Ich will wissen, wer der Mann ist, in dessen Hände ich mein Leben lege. Ich will sein Gesicht sehen und mir endlich vorstellen können, wie er aussieht, wenn er stirbt.“ Seite 14

Es wirkte wie eine Falle, Cover und Farbschnitt waren einfach zu schick,
doch seit ich es gesehen habe, glaub‘ ich auf Liebe auf den ersten Blick!
Klappentext gelesen – irgendwas mit Vampiren, wird schon passen –
und schnell das Buch in meinen Einkaufswagen fallen lassen.
Klar, das Ding könnte über die Laufstege in Paris stolzieren,
aber auch für die inneren Werte braucht es sich nicht zu genieren!

Im Gegenteil, starker Einstieg und danach geht es nur noch bergauf,
ich bin sicher, auch ihr würdet ihn nicht bereuen, diesen Kauf!
Flott und fesselnd geschrieben, Spannung, Fokus auf Gefühle und Innenwelt,
kurz: eine Vampir-Romantasy, wie sie mir gefällt!

Auch wenn die Rebellin Florence beim großen Ball noch so offensiv um den Vampirkönig und die Stelle als Blutbraut wirbt,
eigentlich will sie nur sein Gesicht sehen, damit sie endlich weiß, wie er aussieht, wenn er stirbt.
Dass sie den König hasst, kann sie im Bad neben seiner Schwester nicht verhehlen,
doch – was für ein Twist – die rennt zu ihrem Bruder und überzeugt ihn, sie zu wählen.
Nicht wie eine Spionin, sondern devot soll sie sich geben,
aber Florence als unterwürfiges Mäuschen? Nicht mehr in diesem Leben!

Die Familie so: Florence, unser Schatz, du verstehst das sicherlich!
Um diesen Krieg zu gewinnen, müssen wir jemanden opfern, und zwar: dich.
Du schaffst das, das wissen wir, weil wir dich kennen –
und falls doch nicht, erreg keine Aufmerksamkeit und versuch nicht zu rennen.
Viel Glück, liebes Kind, wir geben dir die Pille mit im Kleid,
und beobachten deine lebensgefährliche Mission aus der Sicherheit.

Florence‘ Auftrag ist klar: Komm dem Vampirkönig näher, Zielort: Bett.
Doch der Plan hat eine Schwachstelle, denn: Verdammt, ist der NETT!
Ihre Rolle und ihre echten Gefühle lassen sich immer schwerer trennen,
am liebsten würde sie einfach davor wegrennen.
Denn egal, was sie fühlt – fest steht das Ende:
Sie muss ihn töten zur Sonnenwende!

Um die Mission nicht zu gefährden, wäre es wichtig, dass Florence sich niemals gegen ihn verteidigt,
trotzdem hat sie ihn nach zwei Treffen schon dreimal beleidigt.
Wirkliche Assassinen-Skills hat sie (leider!) nicht, aber ihr Mundwerk schießt schneller als Lucky Luke‘s Schatten,
und – zack – ist schon wieder eine Konversation vollkommen außer Kontrolle geraten.
Mir als Leserin zauberten diese Momente ein Schmunzeln ins Gesicht,
und ganz ehrlich, was Besseres gibt es doch nicht!

Ich habe aufgelacht, breit gegrinst, die Geschichte hat mich berührt
und mit jeder Seite erneut zum Weiterlesen verführt!
Man fühlt so mit Florence mit, spürt jedes Kribbeln, ihren Schmerz,
ja, dieses (feministisch angehauchte) Buch ist wirklich was fürs Herz!
Auch das Hörbuch wird wunderbar von Dagmar Bittner gelesen,
sie gibt jeder Figur eine eigene Stimme, ein eigenes Wesen.

Bleibt mir fern mit euren Christian Greys, Huntern und Mafia-Bossen,
Benedict ist ein respektvolles Monster, und das hab‘ ich genossen!
Endlich mal kein Milliardär, der sich in einen Kontrollfreak verwandelt,
sondern ein Typ, der sich um die Prota kümmert und sie echt gut behandelt.
Consent ist ihm wichtig, Rücksicht immer vorhanden,
solche Männer sind „hot“, das hat Marie Niehoff verstanden.
Dazu noch eine ausgezeichnete Chemie und die dichte Atmosphäre –
wäre schön, wenn das bei jeder Liebesgeschichte so wäre!

Für Denis Scheck wäre die Lektüre wahrscheinlich eine ganz fürchterliche Qual –
naja, zum Glück ist das für mich mittlerweile ein Qualitätsmerkmal.
Ich schreibe seine Empfehlungen ganz genau mit, all die wichtigen Sachen –
nur um dann das genaue Gegenteil zu machen…
Herr Scheck, wollen Sie sich nicht lieber „hochwertige Literatur“ besorgen?
Die Mülltonne mit den „schlechten“ Büchern bitte an meine Adresse, ich werde sie fachgerecht entsorgen!

Alle anderen bekommen aber genau das, was sie sich erwarten,
da spielt die Autorin mit offenen Karten.
Eine mitreißende Liebesgeschichte, später lovers, vorher natürlich enemies,
am besten hat mir gefallen, dass sich die Autorin dabei so viel Zeit ließ!
Als nach einer gefühlten Ewigkeit die Annäherung endlich kam,
passte sie dann sogar mir in den Kram (und das heißt was!).

What a ride – und dann lässt man uns einfach warten? Hey!
Doch was ist das? Band 2 schon im Jänner?! Marie Niehoff – SLAY!
Zum Cliffhanger am Ende – es stimmt, der ist gemein,
aber die Fortsetzung wollte ich sowieso lesen, also will ich mal nicht so sein…
4,5 Sterne, denn ich hätte gern noch mehr erfahren über diese fremde Welt,
dann ist es um die Wertung nächstes Mal sogar noch besser bestellt.

Mein Fazit

Nach langer Zeit ist das endlich wieder ein richtig gutes Vampirbuch gewesen,
deshalb meine Empfehlung: Lesen, lesen, lesen!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4,5 Sterne
Worldbuilding: 2,5 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Ende: 4 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Figuren: 4,5 Sterne
Spannung: 4 Sterne
Tempo: 4 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir viereinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2023

Zuerst passiert nichts und dann alles auf einmal…

Burn Our Bodies Down
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Für Margot gab es immer nur sie und ihre (toxische) Mutter. Doch als sie ein Foto findet, das Aufschluss über ihre familäre Herkunft gibt, macht sie sich alleine auf ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Für Margot gab es immer nur sie und ihre (toxische) Mutter. Doch als sie ein Foto findet, das Aufschluss über ihre familäre Herkunft gibt, macht sie sich alleine auf den Weg ins verschlafene Phalene. Schon am Tag ihrer Ankunft bricht dort allerdings ein Brand aus und eine Leiche wird gefunden, die genau so aussieht wie sie. Warum ist ihre Mutter damals weggelaufen? Was lauert in Phalene? Ist Margot in Gefahr?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis lang

Inhaltswarnung: Tod, Gaslighting, toxische Eltern-Kind-Beziehung, Gewalt, Blut, Schwangerschaft, Gewalt (auch gegen Kinder), Feuer, Body-Horror, Abtreibung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- (extreme) Slow-Burn-Geschichten
- starke, komplexe Frauenfiguren im Zentrum
- Kleinstadt-Setting
- Familiengeheimnisse
- Mystery
- leichter Body-Horror
- enthält Gore (Blut, Tod, Brutalität)
- toxische Familie

Meine Rezension

“Ich bin es gewohnt, mein Leben um leere Stellen herum aufzubauen, um verschlossene Türen und unbeantwortete Fragen.“ Seite 170

Da mich Rory Power mit ihrem letzten Buch („Wilder Girls“) gut unterhalten konnte, war die Entscheidung schnell getroffen, dass ich mehr von ihr lesen wollte. Der Klappentext und der Titel von „Burn Our Bodies Down“ haben mich dann auch sofort neugierig gemacht – weil beides so vage gehalten war und ich keinerlei Vermutung hatte, worum es gehen könnte. Auch der perfekte Zeitpunkt für die Lektüre stand bald fest: der Spuktober. Wie könnte es auch anders sein?

„So ist das bei mir: Wie Wut sitzt zusammengerollt in meiner Brust, bis der kleinste Funke den Docht in Brand steckt.“ Seite 193

Nun fragt ihr euch bestimmt: Konnte mich auch Rory Powers zweites Buch wieder überzeugen? Hat es sich vielleicht sogar den Titel „Jahreshighlight“ verdient? Hier muss ich euch leider ebenso enttäuschen, wie „Burn Our Bodies Down“ mich enttäuscht hat. Für mich war es nämlich deutlich schwächer als „Wilder Girls“, sodass es gerade einmal für nett gemeinte 2,5 Sterne reicht.

Dabei gab es durchaus wieder Dinge, die mir sehr gut gefallen haben. Die Grundidee und Themen (Familie, Herkunft, Erwachsenwerden, Emanzipation, toxische Eltern-Kinder-Beziehungen, Gaslighting) sind beispielsweise wieder super: kreativ, erfrischend und ungewöhnlich. Die Geschichte hatte also definitiv Potential. Schade, dass die Autorin das nicht ausschöpfen kann! Auch aus feministischer Sicht gibt es hier absolut nichts zu meckern: Uns Leser:innen erwarten nämlich erneut starke, komplexe („schwierige“) Frauenfiguren (männliche Charaktere spielen nur Nebenrollen) und „casual queerness“ (die Protagonistin ist lesbisch, was aber nur am Rande erwähnt wird). Der Schreibstil lässt mich hingegen zwiegespalten zurück – in manchen Momenten fand ich ihn sehr atmosphärisch und eindringlich, in anderen haben mich die vielen gleichen, etwas uninspiriert wirkenden Satzanfänge (Ich, Ich, Ich, Ich) und die oft unwichtigen Details (die viele Szenen unnötig in die Länge zogen) eher gestört und genervt.

„Der Mais ist bis an den Rand der Einfahrt herangekrochen, golden und knisternd wiegt er sich im Wind. Ich denke, er ist tot – der Farbe nach zu urteilen muss er tot sein –, dennoch scheint er weiterzuwachsen.“ Seite 106

Leider gab es aber auch zwei große Schwächen, die meine Sterne-Bewertung stark nach unten gedrückt haben. Erstens ist das das arg misslungene Pacing, also das Erzähltempo und die Handlungsdichte. Wer das Buch mochte, wird es mit (seeehr) viel Wohlwollen als „slow burn“ bezeichnen, aber für mich fühlte es leider so an, als würde auf den ersten 250 Seiten so gut wie nichts passieren (ich bin fast eingeschlafen) und dann auf den letzten 50 Seiten alles auf einmal (man weiß gar nicht, wie einem geschieht). Ich musste mich jedenfalls immer wieder aktiv zwingen, weiterzulesen – Lesespaß sieht anders aus. Von Horror erwarte ich einfach mehr – eine durchgehend unheimliche Atmosphäre, Gänsehautmomente, einen überzeugenden Spannungsbogen.

Zweitens sind mir leider auch einige Logikfehler aufgefallen. Zum Beispiel war für mich das Verhalten der Figuren in manchen Momenten überhaupt nicht nachvollziehbar. Da gab es eine Szene, in der die Leiche eines Mädchens in einem Feld gefunden wird – und statt ihren Puls zu fühlen, ehrlich betroffen zu sein und zu schauen, ob es noch etwas zu retten gibt, starten die 2 Dorfpolizisten einfach mitten in diesem Feld ein knallhartes Verhör. Und während dieser unpassenden, taktlosen Befragung ignorieren einfach alle Anwesenden die Leiche, die da neben ihnen im Dreck liegt. Gleichzeitig war ich entsetzt und musste schmunzeln, denn realistisch geht anders.

Dazu kommt, dass die weiblichen Hauptfiguren zwar auf ihre Weise interessant und durchaus komplex sind, dass sie aber das ganze Buch über sehr wenig greifbar bleiben und leider auch alles andere als sympathisch gezeichnet sind. Sie haben alle eine gewissen Grausamkeit im Umgang mit anderen an sich und ich möchte mit keiner dieser Frauen befreundet sein. Dadurch stellte sich in mir irgendwann das Gefühl ein, dass die sich schon alle gegenseitig verdient haben, und es fiel mir schwer, mit ihnen mitzufühlen und mitzufiebern. Nach „Burn Our Bodies Down“ bin ich mir unsicher, ob ich Rory Power noch eine Chance geben soll.

Mein Fazit

Das Beste an „Burn Our Bodies Down” sind leider der coole Titel und das schöne Cover. Inhaltlich konnte mich das Buch leider trotz guter Ansätze (Grundidee, Fokus auf „schwierige“ weibliche Figuren, gelungenes Ende) nicht überzeugen. Dafür war es mir zu langatmig, zu wenig gruselig, zu unlogisch, zu distanziert (Figurenzeichnung). Für eine Leseempfehlung reicht es deshalb leider (bei weitem) nicht. Wenn ihr euch ordentlich gruseln wollt, greift doch stattdessen zu „Dark Inside“, „Horrid“, „Bird Box“ oder „The Ending“!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Umsetzung: 2,5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 2 Stern
Ende: 3 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Protagonistin: 3 Sterne
Figuren: 2,5 Sterne
Spannung: 2 Stern
Tempo: 1 Stern
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 2 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir zweieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2023

Okay/ganz nett für zwischendurch – Stärken und Schwächen halten sich die Waage

Whitefeather (Legende der Schwingen 1)
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Mit 18 Jahren stehen Liz und ihre Freund:innen kurz vor dem Moment, der alles verändern wird: Nur wenn sie von der heiligen Klippe abspringen, erhalten die Auserwählten ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Mit 18 Jahren stehen Liz und ihre Freund:innen kurz vor dem Moment, der alles verändern wird: Nur wenn sie von der heiligen Klippe abspringen, erhalten die Auserwählten unter ihnen entweder weiße oder schwarze Engelsflügel und dürfen in einer der zwei Himmelsstädte leben. Wer kein Engelsblut in sich trägt, auf den wartet im Abgrund jedoch der Tod. Wer von den 5 Freund*innen wird zum Whitefeather? Wer zum Blackfeather? Und werden überhaupt alle den Sprung überleben?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1/2
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum
Perspektive: hauptsächlich weibliche Perspektive, hin und wieder auch männliche
Kapitellänge: mittel

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+rensohn, H+renbock

Kurzrezension

„Bist du bereit für deinen Absprung?“ E-Book, Position 30

„Whitefeather“ ist das beste Beispiel dafür, dass auch durchwachsene Rezensionen neugierig machen können. Diese waren nämlich der Grund dafür, dass ich zu dieser Jugendfantasy über Engel gegriffen habe. Doch worum geht es überhaupt? Es geht um eine Welt, in der Jugendliche, die vermutlich Engelsblut in sich tragen, zusammen auf Höfen aufwachsen, um dann mit 18 Jahren von einer heiligen Klippe zu springen. In diesem Moment erhalten sie entweder schwarze oder weiße Flügel und leben fortan in einer der zwei Himmelsstädte. Es sei denn, sie tragen doch kein Engelsblut in sich – denn dann stürzen sie ab und sterben…

„Whitefeather“ habe ich schon vor längerer Zeit gelesen, doch die Rezension bin ich euch bis heute schuldig geblieben. Meine Erinnerung ist deshalb auch schon etwas verblasst, doch zum Glück konnte ich auf meine Notizen von damals zurückgreifen. Trotzdem soll es dieses Mal nur eine Kurzrezension werden, deshalb komme ich auch gleich zum Punkt: Insgesamt fand ich das Buch ganz okay – es hat mich weder vollkommen begeistert noch auf ganzer Linie enttäuscht.

Was hat mir gefallen? Ich mochte sowohl den flüssigen, anschaulichen Schreibstil (auch wenn es stimmt, dass teilweise auf etwas unpassende Weise altertümliche und moderne Worte aufeinandertreffen) und die lebendigen und authentischen Dialoge. Auch die Grundidee und das Worldbuiling (die Himmelsstädte Sorothez und Tirithan und das Leben dort) haben mir ganz gut gefallen – auch wenn ich die Geschichte machmal als etwas vorhersehbar und klischeehaft wahrgenommen habe. Im Mittelteil gab es vereinzelt sehr spannende Passagen und auch die eine oder andere unerwartete Wendung und schockierende Enthüllung. Mit der Figurenzeichnung bin ich insgesamt ebenfalls zufrieden: Die meisten Figuren fand ich gut ausgearbeitet und sympathisch – besonders Oz ist mir hier positiv in Erinnerung geblieben. Als „ganz nett“ würde ich die Liebesgeschichte beschreiben – auch wenn sie mich nicht vom Hocker gehauen hat, wie man so schön sagt.

Doch „Whitefeather“ hat leider auch ein ein paar nicht unerhebliche Schwächen: Zum Beispiel braucht die Geschichte sehr lange, bis sie endlich ins Rollen kommt und bis endlich etwas passiert. Es gibt einige Spannungsmomente, die gut gelungen sind (während einer solchen Passage habe ich mir auch überstürzt Band 2 runtergeladen, bin mir aber jetzt im Nachhinein nicht mehr sicher, ob das eine gute Entscheidung war), dazwischen bricht aber der Spannungsbogen immer wieder ein und langatmige Abschnitte vermiesen einem den Lesespaß. Eine feministische Analyse lässt mich ebenfalls ernüchtert zurück: Das Buch enthält leider einige Geschlechterstereotype (Verhalten von Männern vs. von Frauen stellenweise sehr klischeehaft) und die Protagonistin ist alles andere als eine starke weibliche Hauptfigur: Sie wirkte auf mich leider sehr naiv und passiv – in eigentlich allen Belangen. Das ging auch 2020 (da ist das Buch erstmals erschienen) schon besser!

Gewünscht hätte ich mir auch, dass bei den (teilweise durchaus ernsten/schwierigen) Themen, die K. T. Meadows in ihrem Buch behandelt (Missbrauch, Vorurteile, Liebe, Freundschaft, gesellschaftliche Erwartungen), noch mehr in die Tiefe gegangen worden wäre. An dieser Stelle gleich eine Warnung: Am Ende dieses Buches erwartet euch ein ziemlich gemeiner Cliffhanger – zur Lektüre von Band 2 hat er mich bisher trotzdem nicht motivieren können. Ich bin noch hin- und hergerissen, ob ich die Fortsetzung lesen soll…

Mein Fazit

„Whitefeather“ ist „okaye“/ ganz nette Engelsjugendfantasy für zwischendurch – mehr aber auch nicht. Die Stärken (gute Ideen, sympathische Figuren, flüssiger Schreibstil) und die Schwächen (naive Protagonistin, Klischees, Spannungseinbrüche) halten sich hier die Waage. Für mich ganz klar ein Buch, das man lesen kann, aber sicher nicht gelesen haben muss. Aufgrund der Rollenklischees und der passiven weiblichen Hauptfigur würde ich das Buch Jugendlichen aber definitiv nicht weiterempfehlen. Ich denke, es gibt bessere, zeitgemäßere Geschichten da draußen – mit stärkeren Frauenfiguren, die Mädchen eher als Vorbild dienen können.

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 3,5 Sterne
Einstieg: 2 Stern
Schreibstil: 4 Sterne
Protagonistin: 3 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Spannung: 2,5 Stern
Tempo: 2 Stern
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 3 Sterne
Einzigartigkeit: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★☆ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir drei Sterne!

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