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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2024

Cooles Setting, schwaches Ende…

The Dark
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nach einem schweren Schicksalsschlag erhält Notärztin Kate das Angebot, auf einer Forschungsstation in der Antarktis zu arbeiten. Dort wird die 13-köpfige Crew monatelang ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nach einem schweren Schicksalsschlag erhält Notärztin Kate das Angebot, auf einer Forschungsstation in der Antarktis zu arbeiten. Dort wird die 13-köpfige Crew monatelang auf sich gestellt sein. Während Kate mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist, hinterlässt das fehlende Sonnenlicht bei den anderen langsam seine Spuren (Kopfschmerzen, Depressionen, Streit). Bis eines Tages ein Team-Mitglied tot aufgefunden wird… War es wirklich ein Unfall?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel

Inhaltswarnung: Tod, Tod eines Tieres, Gewalt, Blut, Verletzungen, Alltag als Ärztin, Schwangerschaft, Geburt, Operationen, Medikamentenmissbrauch, Alkoholmissbrauch, psychische Krankheiten, Depression, Suizid
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Miststück, Schl+mpe

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- starke, intelligente Frauenfiguren
- gleichberechtigte „Gesellschaft“
- Antarktis-Setting
- Isolation
- Jede:r verdächtigt jede:n
- Wissenschaftsthemen
- Protagonistin mit Problemen

Meine Rezension

„Wie ein Arzt der UNA erklärte, ist es leichter, jemanden von der internationalen Raumstation ISS zurückzuholen als im tiefen Winter von diesem Fleckchen Erde.“ Seite 32

Da ich sowohl Settings mit Schnee und Eis als auch Thriller liebe, in denen die Figuren isoliert und auf sich gestellt sind, hat mich der Klappentext von „The Dark“ natürlich sofort angesprochen. Der perfekte Thriller für die Wintermonate – dachte ich. Doch muss man dieses Buch wirklich gelesen haben? Ich finde nicht, auch wenn es mir insgesamt ganz gut gefallen hat.

„Meile um Meile plattes Eis, der Horizont ist ein glatter Schnitt unter dem strahlend blauen Himmel, die Schneeoberfläche vom Wind zu horizontalen Wellen gemeißelt – mitsamt Schatten, sodass es auf unheimliche Art an ein Meer erinnert.“ Seite 23

Zu den größten Stärken von „The Dark“ gehören für mich ganz klar der einfache (aber nicht oberflächliche), flüssig lesbare Schreibstil und das extrem coole Antarktis-Setting, das sehr realistisch und atmosphärisch beschrieben wird. Man kann die eisige Kälte und die angespannte Stimmung unter den Crew-Mitgliedern fast selbst körperlich spüren! Ein weiterer Pluspunkt (Buch bitte nicht mit leerem Magen lesen!) ist auch das extrem leckere, ausgefallene Essen, das dort immer aufgetischt wird. Ob das realistisch und glaubwürdig ist, ist eine natürlich andere Frage…

„Der Schrecken des Unsichtbaren. Ein primitiver Teil meines Gehirns sagt mir, dass da draußen alles Mögliche sein könnte, auch wenn der rationale Teil weiß, dass da nichts weiter ist als Luft und Eis.“ Seite 104

Aus feministischer Sicht haben mir besonders die vielen starken, intelligenten und hochkompetenten Frauenfiguren (Ärztin, Leiterin der Station, Mechanikerin usw.) und die gleichberechtigte „Gesellschaft“ auf der Station gefallen. Es gibt hier keinen Sexismus und keine veralteten Geschlechterrollen oder -klischees, weil jede Person dort z. B. für ihre eigene Wäsche und ihre eigenen Aufgaben verantwortlich ist (alle sind Expert*innen in ihrem Feld). Das fand ich sehr erfrischend!

Auch die Grundidee, die Themen (Trauer, Sucht, Freundschaft, Liebe, Isolation, Leben in einer Extremsituation, psychische Krankheiten, Wissenschaft), die überraschenden Wendungen und so manche spannende Szene haben mich überzeugt. Die Protagonistin Kate fand ich außerdem sympathisch, ihre Entwicklung war glaubwürdig. Kates Innenwelt wird so greifbar und glaubwürdig geschildert, dass ich sofort eine Verbindung zu ihr aufbauen konnte! Das Hörbuch, das ich parallel gehört habe, hat mir insgesamt ebenfalls gut gefallen, auch wenn mir Tanja Geke manche Figuren zu klischeehaft gesprochen hat (z. B. den Russen mit übertriebenem Akzent).

Trotzdem blieb die Geschichte insgesamt hinter meinen Erwartungen zurück. Das lag (neben dem einen oder anderen unnötigen Klischee) hauptsächlich am überhasteten (stellenweise auch etwas unrealistischen) Schluss und daran, dass die eigentlich kompetente und vernünftige Protagonistin gegen Ende jeglichen gesunden Menschenverstand über Bord wirft und sich absolut dumm und nicht nachvollziehbar verhält. Dadurch bringt sie leider sich selbst und andere Menschen in Gefahr. Sehr schade! Auch für die Spannungseinbrüche und das geringe Tempo im Mittelteil gibt es Punkteabzug. Denn obwohl ich das Buch eigentlich mochte, konnte es mich irgendwie nie für längere Zeit fesseln und so habe ich schlussendlich über 2 Monate daran „herumgelesen“.

Mein Fazit

„The Dark“ ist für mich ein ganz guter feministischer Thriller für Zwischendurch (cooles Setting, flüssiger Schreibstil, starke Frauenfiguren), der mich allerdings nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte (unlogisches Verhalten, überhastetes Ende, Spannungseinbrüche). Für mich ist es ein Buch, das man durchaus lesen kann, das man aber sicher nicht gelesen haben muss…

Bewertung

Cover / Aufmachung: 4 Sterne
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne ♥
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 4 Sterne
Ende: 3 Sterne
Schreibstil: 4 Sterne
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 3,5 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Pacing/Tempo: 2,5 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2024

3,75 Sterne: Mutiges und wichtiges Buch – ich habe mir trotzdem mehr erhofft…

Männer töten
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

In einem Club lernt die Stadtpflanze und Wahlberlinerin Anna Maria einen oberösterreichischen Bauern namens Hannes kennen. Wenig später zieht sie zu ihm aufs idyllische ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

In einem Club lernt die Stadtpflanze und Wahlberlinerin Anna Maria einen oberösterreichischen Bauern namens Hannes kennen. Wenig später zieht sie zu ihm aufs idyllische Land. Doch schon bald fallen ihr seltsame Dinge auf: Die katholische Pfarrerin ist weiblich, die Frauen in Engelhartskirchen verscheinen unglaublich glücklich und frei und es gibt überraschend viele Witwen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: keine Kapitel, das Buch ist in vier Teile untergliedert

Inhaltswarnung: Tod, Gewalt gegen Frauen, s+xualisierte Gewalt (bis Vergew+ltigung), S+xismus, Blut, Alkoholmissbrauch, Erbrechen, Schwangerschaft, Suizid, psychische Krankheiten
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Bitch (nicht als Beleidigung verwendet), H+re, Schl+mpe

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- starke Frauenfiguren
- Gesellschaftskritik
- Feminismus
- historische Fiktion
- Gewalt gegen Frauen / s+xualisierte Gewalt / Misogynie als zentrales Thema
- Matriarchat als Dystopie und Utopie zugleich
- Dorfsetting
- Partys & Alkohol
- Situationskomik

Meine Rezension

„Wir alle stellen es uns manchmal vor.
Wir stellen uns Fragen. Fragen wie: Was wäre, wenn?
Wie es sich anfühlen würde […]
Am Ende würdest du dich nicht fragen, ob Rache glücklich macht
Du kennst die Antwort“ E-Book, Position 39

2023 war für mich ein eher fantasy- und romantasylastiges Jahr – Literatur kam da ehrlicherweise etwas (zu) kurz. Deshalb wollte ich es auch mit „ernsthafter Literatur“ abschließen, am besten mit feministischer, am besten mit weiblicher, am besten mit österreichischer. Welches Buch hätte sich da besser angeboten als „Männer töten“ von Eva Reisinger? Das Lob im Feuilleton, die zahlreichen Lesungen und die Nominierung für den Österreichischen Buchpreis hatten mich nämlich sehr neugierig gemacht! Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, meine Erwartungen wären nicht hoch gewesen. Doch konnten sie auch erfüllt werden?

Leider nicht ganz! Autorin Eva Reisinger hat aus einer grandiosen Idee ein gutes Buch gemacht (ohne Zweifel!), aber es hätte auch ein großartiges werden können. Was die vielversprechenden, mutigen und provokanten ersten Seiten versprechen (Autorin träumt vom Matriarchat, Triggerwarnung erklärt, dass in diesem Buch Männer sterben werden), kann der Rest leider nicht ganz halten.

Dabei gibt es viele Dinge, die mir an diesem Buch (und rund ums Buch) sehr gut gefallen haben: Da wären zum Beispiel die herrliche Situationskomik und der eigenwillige Humor, der mich immer wieder zum Auflachen gebracht hat. Beste Szene: Die Frauen des Dorfes betrinken sich im Zuge eines Junggesellinnenabschieds auf dem Parkplatz, als eine Gruppe Kinder vorbeigeht und eines davon freundlich mit „Hallo, Mama!“ grüßt. Unvereinbar mit dem konservativen österreichischen Ideal der aufopferungsvollen, vorbildlichen, perfekten, nie an sich oder Spaß denkenden Mutter und für manche vermutlich ziemlich skandalös – ich fand es erfrischend und charmant! Positiv überrascht hat mich übrigens auch die Beziehung der Hauptfigur zu Hannes, dem Bauer – dieser wird zur Abwechslung mal nicht als rückständig, sondern als unglaublich liebevoll, geduldig und als Mann mit einem Herz aus Gold dargestellt.

„Währenddessen morden die Männer im Land weiter und in der Zeitung wundert man sich, dass es nicht von allein besser wird. Die Polizei rät Frauen, selbstbewusster zu sein, dann würden sie nicht vergewaltigt. Was nach Satire klingt, ist in Österreich viel zu oft Realität.“ E-Book, bei 46%

Aus feministischer Sicht begrüße ich natürlich nicht nur das durchgehende Gendern (alles andere wäre auch inkonsequent gewesen), die vielen starken weiblichen Figuren
und das Matriarchat, das Eva Reisinger in ihrem Roman erschafft, sondern auch die Themenwahl (Misogynie, Sexismus, sexualisierte Gewalt) und die klare Kritik am Umgang Österreichs mit Femiziden und Gewalt gegen Frauen. Nicht nur ihr Buch, sondern auch ihre Interviews nutzt die Autorin übrigens, um aufzuklären, dass Frauenmorde eben nicht aus dem Nichts kommen und unbeeinflussbar wie Naturkatastrophen, sondern dass sie (leider!) eine logische Konsequenz von veralteten Rollenbildern, toxischer Männlichkeit, Misogynie und Rape Culture sind. Gewalt gegen Frauen kann hierbei als Pyramide oder Kontinuum gesehen werden: Was mit verlgeichsweise harmlosen sexistischen Sprüchen und Vergew+ltigungswitzen beginnt, setzt sich als Catcalling und Belästigung fort und endet mit s+xueller Gewalt und Femiziden. Für ihren Einsatz und ihren Mut kann ich der Autorin nur applaudieren und dankbar sein!

„Wie oft hat sie sich in Sicherheit gewogen: Zum Glück ist ihr das nicht passiert. […] Die Statistik schwebt über ihr und erinnert sie daran, dass es ihr irgendwann passieren könnte.“ E-Book, bei 47%

Auch in diesem Roman gibt es Überlebende sexualisierter Gewalt, auch in dieser Welt (zumindest außerhalb von Engelhartskirchen) wird den Frauen nicht geglaubt, wird der Täter verteidigt, will der Täter nicht einmal sich gegenüber zugeben, was er getan hat. Doch dieses Mal schlagen die Frauen zurück, wehren sich, greifen selbst zu drastischer Gewalt. Ich glaube, in der Literatur ist es erlaubt, dabei als Leserin auch so etwas wie Katharsis, Gerechtigkeit, Erleichterung zu fühlen – auch wenn man im echten Leben eine absolute Gegnerin von Auge-um-Auge und Selbstjustiz ist. (Großer Filmtipp zum Thema, den jede:r gesehen haben sollte: „Promising Young Woman“. Unbedingt anschauen! ♥) Übrigens: Wer sich hier über die Männermorde empört, aber am Sonntag entspannt den Tatort mit seinen zerstückelten Frauenleichen schaut (tote Frauen sind für uns leider längst „normal“ geworden) und sich nicht über die Berichte REALER Frauenmorde aufregt, den:die kann ich sowieso nicht ernst nehmen! Wo bleibt hier eure Wut? Wo der Antrieb, wirklich etwas zu verändern?

Trotz seiner Stärken und guten Intentionen lässt mich der vorliegende Roman aber auch mit einer gewissen Ernüchterung zurück: Das lag zum Beispiel am einfach gehaltenen, etwas oberflächlichen Schreibstil, von dem ich mir bei einem Buch, das immerhin für den Österreichischen Literaturpreis nominiert wurde, einfach mehr erwartet habe. Dazu kommt, dass die Hauptfigur und einige der Nebenfiguren etwas blass und wenig greifbar bleiben, wodurch die Geschichte leider nicht die emotionale Durchschlagskraft entwickeln kann, die sie haben hätte können. Richtig packen konnte mich zudem erst die zweite Hälfte, in der die Handlung dann nach einer langen (und teils auch etwas langweiligen) Durststrecke voller Dorfidylle, Alkoholexzesse und Partys (mir war das einfach too much, sorry) endlich in Schwung kommt. Das offene Ende lässt viel Raum für Interpretation und Spekulation und hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Die paar Tage Abstand zur Lektüre haben mir deutlich gemacht, dass es für 4 Sterne leider nicht ganz reicht, deshalb 3,75 Sterne.

Mein Fazit

„Männer töten“ ist ohne Zweifel ein wichtiges und mutiges Buch (besonders für das konservative Land, in dem es erschienen ist), das hoffentlich viele Leute zum Nachdenken bringen und längst notwendig gewesene Diskussionen anstoßen wird. Dafür bin ich Eva Reisinger sehr dankbar! Meiner Meinung nach hätte man aus der großartigen Grundidee aber noch deutlich mehr machen können (in sprachlicher und emotionaler Hinsicht, auch was die Tiefe betrifft).

Bewertung

Cover / Aufmachung (alt): 4 Sterne
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 3,75 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 2 Sterne
Ende: 3 Sterne
Schreibstil: 2,5 Sterne
Protagonistin: 3,5 Sterne
Figuren: 3,5 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Pacing/Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆,75 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir 3,75 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2023

Geniale Grundidee, aber man hätte so viel mehr daraus machen können!

Die Gabe
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Auf der ganzen Welt entwickeln Mädchen und Frauen plötzlich die „Gabe“, sie können mit ihren Händen starke Stromstöße abgeben und sind auf einmal das körperlich stärkere ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Auf der ganzen Welt entwickeln Mädchen und Frauen plötzlich die „Gabe“, sie können mit ihren Händen starke Stromstöße abgeben und sind auf einmal das körperlich stärkere Geschlecht. Wie wird das die Welt, die Gesellschaften und die Machtverhältnisse verändern?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis lang

Inhaltswarnung: Tod von Menschen, explizite Gewalt, Blut, Drogenmissbrauch, sexualisierte Gewalt (bis Vergew+ltigung, Missbrauch von Minderjährigen), Tod von Tieren, Tierversuche, Tierquälerei, Menschenhandel, Sexismus, Misogynie, Operationen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schl+mpe, Fo+++ (mehrmals), H+re,

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Feminismus
- Gesellschaftskritik
- historical fiction (= fiktive Geschichte)
- Gedankenexperimente
- viele verschiedene POVs (dt. Perspektiven / Sicht)
- schonungslose Brutalität
- nüchterner Schreibstil

Meine Rezension

„Abertausende von Lichtpunkten senden eine neue Botschaft aus. Wenn sich die Menschen verändern, kann der Palast nicht standhalten. Denn so steht es geschrieben: ‚Der Blitz ruht in ihrer Hand, und sie befiehlt ihm einzuschlagen.‘“ Seite 7

Als ich vor vielen Jahren den Klappentext von „Die Gabe“ gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich es lesen musste. Beim ersten Versuch habe ich das Buch schon nach wenigen Seiten weggelegt, weil ich einfach nicht reingekommen bin. Doch da es mir immer wieder mit einem gewissen Nachdruck empfohlen wurde und auch vor kurzem die dazugehörige Serie auf Prime erschienen ist, war diesen Sommer der perfekte Zeitpunkt für eine zweite Chance. Dieses Mal habe ich es dann auch wirklich durchgezogen. Doch hat sich das denn gelohnt? Von mir gibt es ein klares… JEIN.

Was hat mir denn gefallen? Begeistert haben mich hier die kreative Grundidee, das Worldbuilding und die philosophischen Fragen, die immer wieder gestellt werden und mich zum Nachdenken gebracht haben: Wie würde es Gesellschaften auf der ganzen Welt verändern, wenn plötzlich Frauen durch die Gabe, starke Stromstöße abgeben zu können, das körperlich stärkere Geschlecht wären? Wenn Frauen plötzlich Rache nehmen könnten für all das, was ihnen angetan wird? Wenn sie es plötzlich wären, die herrschen würden? Wäre die Welt eine bessere, eine friedlichere – oder wäre sie genau wie die heutige, nur mit umgekehrten Geschlechterrollen? Autorin Naomi Alderman, die in Margaret Adwood eine Mentorin gefunden hat, zeichnet jedenfalls ein düsteres, dystopisches Bild dieser neuen Weltordnung. Themen wie Macht und ihr Missbrauch, Rache, Ungerechtigkeiten, Fraussein, Sexismus, Gewalt gegen Frauen (und Männer), Religion und Politik werden tiefgründig behandelt.

„‘Jetzt werden sie wissen‘, brüllt eine Frau in Tundes Kamera, ‚dass sie nachts nicht mehr allein aus dem Haus gehen sollten. Dass sie es jetzt sind, die Angst haben sollten.“ Seite 195

Plötzlich sind es Burschen und Männer, die abends nicht mehr alleine das Haus verlassen sollen, plötzlich werden sie vergewaltigt, überfallen, getötet, plötzlich werden ihre Genitalien verstümmelt. Nicht nur einmal habe ich mir hier beim Lesen gedacht: „Wie grausam, wie schrecklich, wie krank, wie gestört wäre das, wenn wir als Gesellschaft DAS mit Männern machen würden?“ – bis mir dann wieder eingefallen ist, dass ja GENAU das bereits gemacht wird. Nur halt mit Frauen. Nur, dass wir so daran gewöhnt sind, dass wir so abgestumpft sind, dass es für uns traurigerweise in gewisser Weise NORMAL geworden ist und wir gar nicht mehr sehen, was für ein Wahnsinn das eigentlich ist. Immer wieder hält Naomi Alderman so unserer Gesellschaft auf oft schmerzhafte Weise den Spiegel vor. Stellenweise fühlte es sich aber ehrlicherweise auch wie eine Form von Katharsis an, zu lesen, wie sich Zwangsprostituierte an ihren Tätern rächen, wie Frauen sich gegen das Unrecht, das ihnen widerfährt, endlich wehren.

„Man streitet darüber, ob dieses neue Organ schon immer im menschlichen Genom versteckt war und jetzt zum Leben erweckt wurde, oder ob es sich hier um eine Mutation handelt, eine schreckliche Deformierung.“ Seite 26

Stellenweise war ich aber auch schockiert und entsetzt von der Grausamkeit, mit der manche Frauen im Buch agieren, mit der sie ihre neu gewonnene Macht missbrauchen. Ob ein weltweites Matriarchat wirklich genauso schlimm wie das aktuell vorherrschende Patriarchat wäre, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, wohl aber zeichnen Berichte von Menschen, die matriarchalische Dörfer oder Städte besucht haben, ein anderes, friedlicheres Bild. (Hier ist aber natürlich auch wieder die Frage zu stellen, wie sich Frauen verändern würden, wenn die Machtverhältnisse über Generationen vertauscht wären, wenn sie eine ganz andere Erziehung bekämen.) Deshalb gehe ich bei Aldermans Zukunftsvision voller brutaler Schilderungen und Gewaltexzesse (bitte nicht unterschätzen!) nicht ganz mit, was mich aber nicht weiter gestört hat, weil ich mich gerne auf ihren Weltenentwurf eingelassen habe. Großartig fand ich übrigens die aus Briefen bestehende Rahmenhandlung (die in einer matriarchalischen Zukunft spielt) und das Ende, bei dem dann alle vier Handlungsstränge meisterhaft und spannend und mit einem großen Knall zusammengeführt werden. Das hat mich für vieles entschädigt!

Denn leider habe ich auch einige Kritikpunkte. Das größte Problem hatte ich von Anfang an mit dem sehr nüchternen, distanzierten Schreibstil – der wohl auch dazu geführt hat, dass ich wie beim ersten Versuch wieder sehr schwer ins Buch gefunden habe. Stellenweise finden sich im Text wirklich schöne Sätze und tiefgründige Passagen, aber die meiste Zeit blieben für mich leider die Gefühle vollkommen auf der Strecke. Und ein Buch, das mich emotional kaltlässt, kann niemals ein Lieblingsbuch sein. Das führte auch zu meinem nächsten Problem: den Figuren. Meiner Meinung nach blieben sie zu farblos, ich konnte zu ihnen einfach keine Verbindung aufbauen, nicht mit ihnen mitfühlen und mitfiebern, habe ihr Handeln eher neutral von einem Beobachtungsposten aus verfolgt. Dazu kommt, dass das Buch aus so vielen verschiedenen Perspektiven geschrieben ist, dass es irgendwann unübersichtlich wird. Der Gedanke dahinter ist mir klar, man wollte besonders viele Einzelschicksale zeigen und einen Überblick geben, was überall auf der Welt passiert, aber mir war es hier einfach irgendwann zu viel.

Der dritte Punkt, der mich gestört hat, waren das zu langsame Tempo mit den ungünstig platzierten Zeitsprüngen und der (einzelne Szenen sind ausgenommen) absolute Mangel an Spannung. Die Ereignisse an sich wären hochspannend und dramatisch gewesen, aber hier passieren sie eben so unspektakulär „vor sich hin“ – hier ein bisschen was, dort ein bisschen was –, dass einen das Buch einfach nicht fesselt. Stellenweise habe ich mich wirklich durchgequält und war dann auch froh, als ich das Ende erreicht hatte. Jetzt kann ich zumindest mitreden, wenn es um dieses immerhin oft als feministisch gefeierte, hochgelobte und auch prämierte Werk geht. Meiner Meinung nach hätte man SO viel mehr aus dieser grandiosen Grundidee machen können – hier wurde so viel Potential verschenkt, was ich unglaublich schade finde. Da fand ich „The Handmaid’s Tale“ (dt. Der Report der Magd) von Atwood, mit dem „Die Gabe“ ja immer wieder verglichen wird, schon deutlich stärker und überzeugender.

Mein Fazit

„Die Gabe“ ist ein Buch, über das ich im Vorfeld unglaublich viel Gutes gehört hatte. Mit dementsprechend hohen Erwartungen bin ich an die Lektüre herangegangen. Leider konnten diese trotz vieler guter Ansätze und einer grandiosen Grundidee nicht erfüllt werden, dafür sind mir die Emotionen einfach zu sehr auf der Strecke geblieben. Froh bin ich trotzdem, diese tiefgründige feministische Dystopie gelesen zu haben, weil sie mich stellenweise doch zum Nachdenken bringen konnte und ich jetzt endlich mitreden kann. Eine klare Leseempfehlung gibt es von mir dieses Mal nicht, ich verweise stattdessen auf die Leseprobe. Wenn die euch überzeugt, dann go for it!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 3 Sterne
Protagonist:innen: 3 Sterne
Figuren: 2,5 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 2 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 5 Sterne ♥
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2023

Knisternde Slow-Burn-Liebesgeschichte, aber zu wenig Handlung…

A Crown of Fangs and Fury
0

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Prinzessin Élèntine wird von ihrem Vater nach einem langen Krieg mit dem König der Werwölfe verheiratet, um den Frieden zu sichern. Für Élèntine, die als Kind schwer ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Prinzessin Élèntine wird von ihrem Vater nach einem langen Krieg mit dem König der Werwölfe verheiratet, um den Frieden zu sichern. Für Élèntine, die als Kind schwer von einer solchen Kreatur verletzt wurde, ist es nicht leicht, sich in ihrem neuen Leben mit ihrem unterkühlten, abweisenden Ehemann und einem Volk, das sie nicht will, zurechtzufinden…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Blut, Gewalt, sexualisierte Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schl+mpe (1x)

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Werwölfe
- Slow-Burn-Liebesgeschichten (= dt. sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte)
- Enemies-to-Lovers (= dt. Feindschaft verwandelt sich in Liebe)
- zartes Love Triangle (dt. Liebesdreieck)
- Arranged Marriage (= dt. arrangierte Heirat)
- starke weibliche Hauptfigur
- Liebesgeschichte im Fokus, Handlung als Beiwerk
- mittelalterlich angehauchte Fantasy-Welt

Meine Rezension

„Seine Stimme war tief und samtig weich, wie ein Kissen, auf das ich mich fallen lassen wollte.“ Seite 136

„A Crown of Fangs and Fury” wurde mir von einer Bookstagram-Kollegin empfohlen und mit einigen geschickt platzierten Sätzen wärmstens ans Herz gelegt. Obwohl mich die letzten Geschichten, die im Selfpublishing erschienen sind, alle auf die eine oder andere Weise enttäuscht hatten, war ich mal wieder bereit, der Sparte eine neue Chance zu geben. So zog das Buch mit dem wunderschönen Cover auch schnell bei mir ein.

Nun gleich zur wichtigsten Frage: Hält meine Pechsträne an? Reiht sich „A Crown of Fangs and Fury” ein in die lange Reihe von SP-Enttäuschungen? Hier kann ich Entwarnung geben: Nein, Ursa Jaumanns Debüt hat mich durchaus positiv überrascht, mir gefallen und mich ein paar Stunden ganz gut unterhalten. Ein Jahreshighlight war es für mich aber auch nicht, dazu gleich mehr.

„Mir blieb nur ein kurzer Blick über die Schulter zu Floréane, die wie eingefroren in ihrem wunderschönen, roten Kleid auf dem eingeschneiten Waldweg stand. Ein Spritzer Blut auf weißem Samt.“ Seite 15

Zuerst möchte ich aber auf die Stärken dieses Romans eingehen. Ganz zentral ist für mich hier die überzeugende Liebesgeschichte, die mich wirklich begeistert und berührt hat. Die Autorin lässt ihren zwei Hauptfiguren viel Zeit, sich gegenseitig kennen- und (nach der anfänglichen Abneigung = enemies to lovers) lieben zu lernen. Ein Werwolfkönig, der langsam auftaut, Gespräche über Consent, knisternde Momente, tiefe Blicke und eine ausgezeichnete Chemie zwischen den beiden machten es mir als Leserin leicht, mit Élèntine und Cayden mitzufühlen und auf den ersten Kuss usw. hinzufiebern. Und wenn die Liebesgeschichte bei einem Romantasy-Buch stimmt (die ja im Mittelpunkt steht), dann stimmt schon einmal sehr viel!

Aus feministischer Sicht haben mir die immer stärker und selbstbewusster werdende Hauptfigur, die unaufgeregte Einbindung von LGBT-Themen und die relativ gleichberechtigte Gesellschaftsform der Werwölfe gefallen. So ist es im (mittelalterlich angehauchten) Königreich Darington im Gegensatz zu Élèntines Heimat üblich, dass Frauen praktische Hosen tragen und dass ein Volk von je einem weiblichen und einem männlichen Werwolf gemeinsam angeführt wird, damit die Interessen aller Geschlechter vertreten werden. Die letzten Seiten und den Schluss fand ich besonders stark, weil alle vorher sorgsam ausgelegte Puzzle-Teile plötzlich an ihren Platz fallen und die Geschichte zu einem sehr gelungenen, runden Ende geführt wird – inklusive Drama, unerwarteter Wendungen, großer Emotionen und eines spannenden Showdowns.

„Die Türme aus dunklem Stein reckten sich wie eine Schattenhand der untergehenden Sonne entgegen, als wollten sie sie vom Horizont reißen.“ Seite 16

Es gab allerdings auch ein paar Dinge, die mir nicht so gut gefallen haben. Insgesamt mochte ich den flüssigen, anschaulichen Schreibstil zwar und das Korrektorat hat sich ohne Zweifel bezahlt gemacht, aber nach einer Weile sind mit doch ein paar Wiederholungen und „Lieblingsformulierungen“ aufgefallen, die mich zunehmend gestört haben. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie oft die Protagonistin ihre Fingernägel in irgendetwas gekrallt oder gebohrt hat (oft!), aber zumindest weiß ich dank der Kindle-Suchfunktion, dass ganze 68 Mal im Buch gegrinst wird – das ist einfach zu viel (vor allem, da es auch noch gehäuft bei manchen Figuren oder in manchen Kapiteln auftaucht). Solche Dinge hätte man noch rauslektorieren können – und auch sollen.

Sehr genervt hat mich auch, dass sich die Heldin (und teilweise auch andere Figuren) immer wieder nicht nachvollziehbar, ja, sogar teilweise richtig dumm verhält und dabei nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Freund:innen praktisch grundlos in Gefahr bringt. Aber dann ist sie am Boden zerstört, wenn eine Mission, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war (und das ist einem als Leser:in so etwas von sonnenklar!), auch wirklich schiefgeht. Tja, mein Mitleid hielt sich da beim Lesen in Grenzen. Versteht mich bitte nicht falsch – ich liebe eigenwillige Frauenfiguren, die sich von der Männerwelt nichts vorschreiben lassen, aber dann bitte doch mit Sinn und Verstand! Nach einer Weile hat mir Cayden, ihr Ehemann, wirklich leidgetan, der alle Hände voll damit zu tun hat, seine scheinbar völlig lebensmüde Gemahlin immer wieder vor sich selbst und ihren „guten“ Ideen zu schützen.

Außerdem war der Plot den Großteil des Buches über doch recht dünn – hier hätte ich mir mehr Handlung, mehr Worldbuilding (Gesellschaftssystem), Spannung und Tiefe gewünscht. Wenn der Plot nur Beiwerk ist, dann reicht mir das nicht – ich bin aber sicher auch nicht die typische Romantasy-Leserin. Und: Auch wenn die zwei Liebenden wunderbar ausgearbeitet sind, so bleiben viele Nebenfiguren doch etwas blass – sie hätten noch mehr Farbe vertragen. Auf manche Formulierungen hätte ich zudem verzichten können – ich weiß, es geht hier um ein Wolfsrudel usw., aber wenn ich Worte wie „er ist der Alpha“ lese, MUSS ich einfach an diese selbsternannten Flirt-Coaches denken und meine Augen verdrehen. Keine Ahnung, warum ich euch das erzähle, das soll nämlich gar keine Kritik am Buch sein – ich schätze, ich wollte es mir einfach nur von der Seele schreiben! ;)

Mein Fazit

Was die Enemies-to-Lovers-Liebesgeschichte angeht, hat Ursa Jaumann bei ihrem Debüt alles richtig gemacht – und das sage ich selten über Liebesgeschichten! Die Schwächen (wenig Handlung, fehlende Spannung, unlogisches Verhalten, Wiederholungen) haben mich zwar gestört, vermiesen konnten sie mir mein Leseerlebnis aber zum Glück nicht. So hat mich „A Crown of Fangs and Fury“ doch einige Stunden lang ganz gut unterhalten und konnte mich emotional abholen. Ich sehe jedenfalls Potential und greife sicher gerne wieder einmal zu einem Buch von dieser Autorin. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung gibt es von mir nicht, aber für Fans von sich langsam entwickelnden Liebesgeschichten mit Fantasy-Setting ist dieser Roman sicher einen Blick wert!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 3 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 4 Sterne
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 3,5 Sterne
Liebesgeschichte: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 3,5 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Tempo: 3,5 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 4 Sterne
Einzigartigkeit: 2 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2023

Roman mit Humor und Tiefe, aber auch Längen!

Die Geschichte von Kat und Easy
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nach fast 50 Jahren treffen sich 2 Jugendfreundinnen in Griechenland wieder. Vieles blieb damals ungesagt, ein Unfall hat alles verändert. Werden die 2 Frauen endlich ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nach fast 50 Jahren treffen sich 2 Jugendfreundinnen in Griechenland wieder. Vieles blieb damals ungesagt, ein Unfall hat alles verändert. Werden die 2 Frauen endlich den Mut aufbringen, miteinander zu reden und die Geheimnisse von damals offenzulegen?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Ich-Erzählerin, Präteritum und Futur
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel

Inhaltswarnung: Alkohol, Drogen, Tod von Menschen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen (dieser Abschnitt ist inspiriert von @sassthxtic auf Lovelybooks):

- Jugend in den 70er-Jahren
- erste Liebe
- Urlaub in Griechenland
- alte Freund*innen treffen sich nach langer Zeit wieder
- Schilderungen von Drogenkonsum
- Beziehungen und Unausgesprochenes im Fokus
- Geschichten, die langsam ins Rollen kommen


Meine Rezension

„Kat hat die Macht. Sie hat die Macht, Wörter zum Leuchten zu bringen und Räume mit ihrer Wut zu verpesten.“ E-Book, Position 27

Bei diesem Buch haben mich damals tatsächlich die ersten Sätze der Leseprobe so neugierig gemacht, dass ich es unbedingt lesen musste, ohne auch nur eine Rezension dazu gesehen zu haben. Obwohl die Geschichte eher kurz ist, musste ich sie allerdings dreimal beginnen, weil ich davor irgendwie nie über das erste Kapitel hinausgekommen bin. Da aber bekanntlich aller guten Dinge drei sind, kommt nun endlich meine Rezension!

„Easy hat keine Angst, Easy ist sicher, dass immer einer neben ihr stehen wird, um sie aufzufangen.“ E-Book, Position 418

Für mich ist „Die Geschichte von Kat und Easy“ ein Buch, das man durchaus als leichte Sommerlektüre zwischendurch lesen kann, aber sicher nicht gelesen haben MUSS. Gefallen haben mir an diesem Roman der locker-leichte, flüssig lesbare Schreibstil, der Humor, der mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat (besonders die Szenen mit Lothar als fünftes Rad am Wagen waren wirklich witzig), und die unausgesprochenen Dinge und Geheimnisse von damals, die in der Gegenwart nach und nach aufgedeckt werden.

Wissen muss man hierbei, dass das letzte Viertel der mit Abstand stärkste Teil des Buches ist, weil sich die zuvor oberflächliche, irgendwie banale Geschichte dort in etwas Besseres, Spannenderes, Tiefgründigeres verwandelt, was ich sehr mochte und mich auf den letzten Seiten auch berührt hat. Das liegt sicher auch daran, dass einem die Figuren zwar erst ganz am Ende (vorher bleiben sie einem zu fern), aber eben doch irgendwie ans Herz wachsen, besonders Fripp. ♥

„Wenn wir gelassen altern wollen, müssen wir gute Verliererinnen werden und das Loslassen lernen.“ E-Book, Position 1230

Leider muss man ziemlich geduldig sein, um es überhaupt so weit zu schaffen, da der Roman immer wieder Längen und Durststrecken bereithält. Ich glaube auch, dass Menschen, die selbst in den 70ern ihre Jugend erlebt haben, aus Nostalgiegründen mehr Freude mit „Kat und Easy“ haben werden – mich aber als Kind der 90er konnten die ziemlich ausführlichen Schilderungen von banalen Jugendsorgen und Drogenkonsum über weite Strecken leider nicht wirklich fesseln. Dafür konnte ich nicht tief genug in diese Zeit eintauchen, dafür waren die Beschreibungen einfach nicht atmosphärisch genug. Da habe ich schon deutlich bessere Bücher über diese Zeit gelesen. Aus feministischer Sicht bin ich leider auch nicht ganz zufrieden, weil doch einige Rollenklischees und Geschlechterstereotype in der Geschichte vorkommen.


Mein Fazit

„Die Geschichte von Kat und Easy“ ist meiner Meinung nach vor allem ein Buch für die ehemaligen (und bestenfalls nostalgischen) Jugendlichen der 70er und für geduldige Leser_innen, die auf der Suche nach einer eher leichten Sommerlektüre für zwischendurch sind, die erst am Ende wirklich in die Tiefe geht. Mich hat die Geschichte stellenweise gut unterhalten, stellenweise sehr berührt (vor allem im letzten Viertel), stellenweise aber auch ziemlich gelangweilt. Für mich ist es deshalb ganz klar ein Roman, den man lesen kann, aber sicher nicht gelesen haben muss.

Bewertung

Cover / Aufmachung: 3 Sterne
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 3 Stern
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 4 Sterne
Humor: 5 Sterne ♥
Protagonistinnen: 3,5 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 3 Sterne
Einzigartigkeit: 2 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!

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