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Veröffentlicht am 07.08.2017

Die ersten beiden Bände der Kultreihe im Doppelpack

Agatha Raisin & Der tote Richter / Der tote Tierarzt
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Vor kurzem wurde auf ZDFneo die erste Staffel der Serie Agatha Raisin ausgestrahlt. Für Cosy-Crime-Serien bin ich immer zu haben, und der Pilotfilm um die Todesquiche hat mich auch gleich vollends überzeugt. ...

Vor kurzem wurde auf ZDFneo die erste Staffel der Serie Agatha Raisin ausgestrahlt. Für Cosy-Crime-Serien bin ich immer zu haben, und der Pilotfilm um die Todesquiche hat mich auch gleich vollends überzeugt. Ich habe schon öfter von der Buchreihe gehört, aber erst die Serie hat mir den Anstoß gegeben, sie nun auch wirklich endlich anzufangen.

Worum geht es also? Agatha Raisin führt ihre eigene PR-Agentur in London. Sie hat damit großen Erfolg, ihre Kunden vergöttern sie, und sie konnte in den vergangenen Jahren einigen Wohlstand anhäufen. Mit Mitte 50 ist es nun an der Zeit endlich ihren wahren Lebenstraum zu verwirklichen: die Agentur verkaufen, ein hübsches Cottage in den Cotswolds erwerben und sich zur Ruhe setzen. Im vermeintlich verschlafenen Dorf Carsely findet sie den idealen Altersruhesitz. Agatha will unbedingt von der Dorfgemeinschaft aufgenommen werden, also entschließt sie sich, an einem Backwettbewerb teilzunehmen. Da sie eine miserable Köchin ist, und ihre Fähigkeiten auf die Bedienung einer Mikrowelle begrenzt sind, ist sie praktisch dazu gezwungen, die Wettbewerbsregeln zu umgehen - doch leider endet das mit einem toten Preisrichter und Aggie wird zur vermeintlichen Giftmörderin abgestempelt.

Ich muss leider sagen, dass das erste Buch, das die Vorlage zum genialen Pilotfilm lieferte, für mich etwas enttäuschend war. Man findet kaum etwas vom Humor der Serie darin wieder, die Serien-Agatha wurde um ganze zehn Jahre verjüngt, liebgewonnene Figuren aus der Serie gibt es im Buch entweder gar nicht (Gemma) oder in einer etwas anderen Variante und mit weit weniger Bedeutung für die Handlung (Roy Silver).

Im Mittelpunkt stehen weniger der Mordfall und Agathas Ermittlungen, sondern ihr Hadern mit dem Ruhestand und dem Landleben. Die meiste Zeit beschäftigt sich die Protagonistin also eher mit der Frage, ob sie zurück nach London gehen und ihre Karriere wiederaufnehmen sollte - der Mordfall wird dann mehr oder weniger im Vorbeigehen gelöst.

Dazu kommt noch, dass die Romanvorlage schon ein wenig älter ist, das erste Buch erschien in England bereits 1992. Manches wirkt ziemlich angestaubt, also hat man für die Verfilmung die Geschichte einfach in die heutige Zeit übertragen. Ich lese öfter ältere Bücher, mich persönlich hat es also nicht gestört, dass man zum Telefonieren einen Festnetzanschluss und für die Recherche eine Bücherei braucht, und nicht alles übers Smartphone erledigt wird. Aber gerade auf jüngere Leser dürfte das ziemlich irritierend wirken, vor allem wenn sie nach der Serie die Bücher in Angriff nehmen.

Am Ende des ersten Buches hatte ich mich also schon damit abgefunden, dass ich hier auf einen der seltenen Fälle gestoßen bin, in denen die Verfilmung die Vorlage um Längen übertrifft. Allerdings hat mich dann die zweite Hälfte des Doppelbandes positiv überrascht: Kaum hat Agatha sich endgültig für Carsely und gegen London entschieden, wird im nächsten Fall um den toten Tierarzt richtig ermittelt und die Hobby-Detektivin läuft zur gewohnten Hochform auf. Endlich taucht die Agatha auf, die man in der Serie so liebenswert fand: schrullig, witzig und mit einem Händchen für die Lösung schräger Mordfälle.

Hätte ich die Bände einzeln gelesen, hätte ich Agatha Raisin und der tote Richter bestenfalls mit 3 Sternen bewertet (kann man schon mal lesen, muss aber auch nicht unbedingt sein), Agatha Raisin und der tote Tierarzt aber auf jeden Fall mit 4 Sternen. So habe ich mich nun insgesamt für 4 Sterne entschieden und werde auch auf jeden Fall weitere Bände der Reihe lesen.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Wie alles begann...

Agatha Raisins erster Fall
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Sir Teller steht unter dem Verdacht, seine Frau ermordet zu haben. Seine übliche PR-Agentur soll zumindest die Schlagzeilen kontrollieren, wenn schon nicht die Richtung, in die die Polizei ermittelt. Doch ...

Sir Teller steht unter dem Verdacht, seine Frau ermordet zu haben. Seine übliche PR-Agentur soll zumindest die Schlagzeilen kontrollieren, wenn schon nicht die Richtung, in die die Polizei ermittelt. Doch der Chefin der Agentur ist dieser Fall zu heiß, sie schickt ihre Assistentin Agatha Raisin, um Sir Teller höflich aber bestimmt eine Abfuhr zu erteilen. Hier bietet sich Agatha die Chance ihres Lebens...

Agatha Raisins erster Fall ist kein ganzer Roman, sondern eine Kurzgeschichte, in der man die junge Aggie kennenlernt. Aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen in Birmingham, ist sie noch lange nicht die elegante Frau von Welt, die der Leser später in den Romanen kennenlernt, sondern eine eher unsichere junge Frau, die nicht davon überzeugt ist, dass sie in London und in der harten PR-Branche bestehen kann.

In kurzen 70 Seiten wird Mord an Lady Teller aufgeklärt und der Leser erfährt, wie Agatha ihre ersten Schritte zur erfolgreichen PR-Frau geht. Davon war ich nebenbei bemerkt ein wenig enttäuscht, denn man hat eigentlich immer den Eindruck, in Agatha eine knallharte Geschäftsfrau vor sich zu haben, die ihre eigene Agentur (und sich selbst) aus dem Nichts erschaffen hat - hier stellt sich dann allerdings etwas anderes heraus.

Der Mordfall ist aufgrund der Kürze relativ einfach gestrickt, und am Ende wird ein überraschender Täter präsentiert, den ich jetzt allerdings nicht ganz so überzeugend fand.

Agatha Raisins erster Fall war insgesamt eine aufschlussreiche Rückblende in die jungen Jahre der späteren Hobby-Detektivin, für große Fans der Reihe auf jeden Fall empfehlenswert, für alle anderen reicht es aber auch, einfach mit dem ersten Roman Agatha Raisin und der tote Richter einzusteigen.

Veröffentlicht am 31.07.2017

...als hätte Morpheus das Sandmännchen zu einer Packung Schlaftabletten geladen.

Eine von uns
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Im Jahr 1984 versetzt der "Fox" ein englisches Dorf in Angst und Schrecken. Er dringt in Häuser ein, nimmt belanglose kleine Dinge mit, und hinterlässt unheimliche Spuren seines Eindringens. Als auch noch ...

Im Jahr 1984 versetzt der "Fox" ein englisches Dorf in Angst und Schrecken. Er dringt in Häuser ein, nimmt belanglose kleine Dinge mit, und hinterlässt unheimliche Spuren seines Eindringens. Als auch noch ein Dorfbewohner spurlos verschwindet, ist es mit der dörflichen Idylle endgültig vorbei.

So zumindest die Theorie. Tatsächlich traf mich beim Lesen nichts als geballte Langeweile, die doch recht wenigen Seiten zogen sich wie Kaugummi.
Wer sich für dieses Buch interessiert, weil mal wieder ein guter, englischer Krimi (am Ende noch mit einer Prise schwarzem Humor) auf die Leseliste soll, der sollte "Eine von uns" am besten gleich im Laden liegen lassen, denn es ist definitiv kein Krimi. Ein Spannungsbogen ist genauso wenig vorhanden wie ein roter Faden. Ach ja, und schwarzer Humor wird natürlich erst recht nicht geboten.

Untergliedert ist der Roman in vier Teile, die jeweils aus einer anderen Perspektive die Vorkommnisse schildern. Problematisch ist daran, dass es zum einen - von der vermissten Person einmal abgesehen - so gut wie keine Vorkommnisse gibt, und zum anderen ist von diesen vier Protagonisten einer farbloser als der andere. In Teil 1 begleitet man Deloris, eine Hausfrau, die gut geheiratet hat, oft "Dallas" schaut, und sich ansonsten für Schuhe und Klamotten interessiert - das ist dann schon ihr ganzer Charakter. In Teil 2 schwenkt die Perspektive zu Jim, dem Dorfvikar, der ein finsteres Geheimnis hütet. In Teil 3 ist Brian, der Dorfpolizist an der Reihe, der seinen behinderten Bruder pflegt. Teil 4: Stan, Supermarktfilialleiter mit - Sie ahnen es vielleicht schon - einem düsteren Geheimnis.
Leider machen ein paar Geheimnisse und Skandälchen die Figuren kein bisschen interessanter, und die häufigen Rückblenden in die Vergangenheit dieser Charaktere erzeugen nur mehr Seiten, aber leider nicht mehr Spannung. Zumal diese Rückblenden in der Regel auch weder mit dem Fox, noch mit laufenden Ermittlung zu tun haben. Welchen Sinn und Zweck sie erfüllen sollten, blieb leider völlig im Dunkeln.

An dieser Stelle möchte ich dann noch einmal anhand eines konkreten Beispiels auf den "roten Faden" zurückkommen: In Teil 1 versammelt sich die Nachbarschaft und möchte eine Bürgerwehr gründen, sich bewaffnen, in der Nachbarschaft patrouillieren und den Fox zur Strecke bringen. In den nachfolgenden Teilen ist nie wieder die Rede von diesem Vorhaben, weder erfährt der Leser, ob die Pläne sich zerschlagen haben, noch ob tatsächlich Nachtwachen durch die Straßen ziehen. Spätestens in Brians Abschnitt sollte das Thema aber eigentlich nochmal aufgegriffen werden, denn Polizisten sind in der Regel ja nicht die größten Freunde von Selbstjustiz und Lynchmobs.

Was meinem Enthusiasmus schon auf den ersten Seiten einen gehörigen Dämpfer verpasst hat, war eine Grabsteininschrift. Eine im Jahr zuvor verstorbene Dorfbewohnerin lebte von 1947 bis 1983, verstarb also im jungen Alter von 36 Jahren und hinterließ eine 26-jährige Tochter. Wer findet den Fehler? Zu meinem Bedauern ganz offensichtlich weder die Autorin noch der Lektor.

Da spätestens ab der Hälfte des Buches sowieso klar ist, worauf das ganze hinauslaufen wird und wer hinter dem Fox steckt, ging meine noch vorhandene Restmotivation leider gänzlich flöten, und ich quälte mich durch die restlichen Seiten.
Manchmal entschädigt mich ein talentierter Erzähler mit einem guten Stil für eine dünnere oder vorhersehbare Story, aber auch das findet man hier nicht. Es ticken schon mal Digitaluhren (S. 198 im Ebook), die "Girls" und "Boys" sind ständig "am Telefonieren" oder "am Gehen" - im Großen und Ganzen las es sich für mich mehr als holprig. Ob das nun an der Autorin oder am Übersetzer lag, kann ich leider nicht beurteilen.

Ich habe ehrlich keine Ahnung, was für eine Art Buch Harriet Cummings schreiben wollte. Möglicherweise einen Krimi, das ist aber leider nicht geglückt. Vielleicht sollte es auch eine Milieu-Studie, angesiedelt in der Thatcher-Ära, werden, aber dafür sind die Figuren viel zu platt und die ganze Geschichte zu einfach gestrickt. Auf meiner persönlichen Lesepleiten-Liste für 2017 hat "Eine für uns" jedenfalls gute Chancen auf einen der oberen Treppchenplätze.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Mysteriöse Morde in den goldenen Zwanzigern

The Diviners - Aller Anfang ist böse
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Die siebzehnjährige Evie hat in ihrer spießigen Heimatstadt in Ohio den Bogen endgültig überspannt. Nicht nur, dass sie zum Entsetzen ihrer prohibitionsbefürwortenden Mutter regelmäßig Alkohol konsumiert, ...

Die siebzehnjährige Evie hat in ihrer spießigen Heimatstadt in Ohio den Bogen endgültig überspannt. Nicht nur, dass sie zum Entsetzen ihrer prohibitionsbefürwortenden Mutter regelmäßig Alkohol konsumiert, nun hat sie auch noch den Sohn einer angesehenen Familie brüskiert, indem sie seine Affäre mit einem Dienstmädchen (die obendrein nicht folgenlos blieb) vor seiner Verlobten offengelegt hat. Was Evies Eltern nicht wissen: Evie hat eine einzigartige Gabe, sie kann die Gegenstände anderer Menschen "lesen", je wertvoller der Gegenstand dem Besitzer, umso intimer die Einblicke, was in diesem Fall dem begehrten Harold Brodie zum Verhängnis wurde.
Evie soll fürs erste die Stadt verlassen, bis ein wenig Gras über den Skandal gewachsen ist. Zu ihrem Entzücken wird sie zu ihrem Onkel Will geschickt - nach New York, in die Stadt, die niemals schläft. Noch ahnt Evie nicht, dass sie dort kaum Zeit für Einkaufsbummel und Flüsterkneipenbesuche finden wird, weil die ganze Stadt im Bann einer grausigen Mordserie steht...

Dieses Buch war ein unerwartetes Highlight in meinem Lesemonat, denn es ist ein gelungener Genre-Mix aus historischem Roman und Urban Fantasy, angesiedelt in einer der aufregendsten Epochen des 20. Jahrhunderts.

Was den historischen Teil angeht, hat Libba Bray ganze Arbeit geleistet, denn der Roman ist durchdrungen vom Zeitgeist der Roaring Twenties, und auch, was in punkto Mode, Styling, Musik oder Film der letzte Schrei war, wird immer mal wieder eingestreut. So ist Protagonistin Evie Rudolf Valentinos größter Fan, und wie es sich für ein echtes "Flapper"-Girl gehört, trägt sie einen Bob, Glockenhüte, pailettenbesetzte Kleider und gemusterte Strümpfe. Ihre erste neue Freundin in New York ist das Revuegirl Theta Knight, die sich einen Platz im Ensemble der "Ziegfeld Follies" ertanzt hat.

Auch der übernatürliche Part lässt keine Wünsche offen, der Bösewicht ist richtig gruslig, die Story dahinter in sich schlüssig und sehr spannend. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, werden die grausigen Morde nicht detailbesessen geschildert, sondern es wird immer dann "ausgeblendet", wenn das Opfer endgültig in der Falle sitzt. Trotzdem hatte ich als erwachsene Leserin so einige Gänsehautmomente, beispielweise, wenn die Toten aufgefunden und ihre Verstümmelungen thematisiert werden. Wer gerne richtig ausführliche Gemetzel-Szenen liest, wird die Schilderungen hier wohl ein wenig lahm finden, wer es nicht ganz so blutig mag, ist dagegen bestens bedient.

Für mich in jedem Buch ein sehr wichtiger Punkt: Die Figuren. Ich mag es nicht, wenn Personen in einem Roman wie austauschbare Scherenschnitte wirken, die man kaum auseinanderhalten kann. Hier ist es zum Glück ganz anders, die Figuren sind sehr liebevoll entworfen, haben ihre Ecken und Kanten, und da die Perspektiven oft wechseln, lernt man einige von ihnen ganz gut kennen. Vor allem Evie und Theta haben mein Leserherz im Sturm erobert, aber es gibt auch noch einige andere, die man unbedingt begleiten sollte.

The Diviners - Aller Anfang ist böse hat mich vom ersten Satz an gefesselt und in eine meiner Lieblingsepochen entführt. Zum Glück muss ich mich auch noch nicht von Evie und den Goldenen Zwanzigern verabschieden, denn es gibt noch einen zweiten Teil mit dem Titel The Diviners - Die dunklen Schatten der Träume. Ein dritter Band (Before the Devil breaks you) wird Anfang Oktober in den USA erscheinen, und hoffentlich auch bald in deutscher Übersetzung verfügbar sein.

Veröffentlicht am 30.05.2017

Ein Kaleidoskop voller kleiner Augenblicke

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Anthony Peardew sammelt fast sein ganzes Leben lang verlorene Dinge ein, um den größten Verlust seines eigenen Lebens zu überwinden. Doch es gelingt ihm nicht, die rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu ...

Anthony Peardew sammelt fast sein ganzes Leben lang verlorene Dinge ein, um den größten Verlust seines eigenen Lebens zu überwinden. Doch es gelingt ihm nicht, die rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu machen, und so beschränkt er sich darauf, seine Fundstücke zu katalogisieren und zu archivieren, und sich Geschichten über ihre Herkunft auszudenken, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdient.
Niemand weiß von seiner Sammelwut, nicht einmal Laura, die seit einigen Jahren seine Assistentin ist und ihm auch den Haushalt führt. Umso überraschter ist sie, als Anthony ihr sein unvollendetes Lebenswerk nach seinem Tod hinterlässt.

Obwohl "Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge" ein eher ruhiges Buch ist, hat es mich dennoch vom ersten Satz an gefesselt. Die Geschichte ist ungewöhnlich aufgebaut, es gibt mehrere Erzählstränge: Zum einen geht es zu Beginn um Anthony und die Ursprünge seiner außergewöhnlichen Sammlung, später nimmt Laura seinen Platz ein, die die ihr gestellte Sisyphusaufgabe zu bewältigen hat. Der dritte Strang beinhaltet Rückblenden in das Leben von Eunice, die für einen Verleger arbeitet, und eigentlich nur vor langer Zeit einmal für einen Augenblick Anthonys Weg kreuzte.
In diese Rahmenhandlung werden regelmäßig die Geschichten einzelner Fundstücke, und der Menschen, die sie verloren haben, eingestreut. Diese kurzen Einblicke sind völlig unterschiedlich: mal amüsant, mal traurig, mal düster oder einfach nur anrührend. Mir hat dieser Erzählstil überraschend gut gefallen, er machte das Buch sehr abwechslungsreich und lebendig.

Die Protagonisten des Romans sind allesamt fein und detailliert gezeichnet, man lernt sie im Lauf der Handlung gut kennen und ich konnte mich mühelos in ihre Gefühlswelt versetzen. Selbst Nebenfiguren, die nur im Zusammenhang mit einem Fundstück einen kleinen Auftritt haben, hinterließen bei mir einen bleibenden Eindruck, und trotz der Kürze dieser Einschübe konnte ich mir ein Bild von ihrem Charakter machen.

Dieser Roman ist das Erstlingswerk der Autorin, und ich finde, er ist ihr ausnehmend gut gelungen. Die Art, wie Ruth Hogan Mr. Peardews Geschichte erzählt, birgt die Gefahr, vom Leser als eine Art Flickenteppich wahrgenommen zu werden, weil einfach so viele kleine Geschichten eingeflochten werden, die nicht unbedingt immer in einem direkten Zusammenhang zur Rahmenhandlung stehen.
Aber dennoch hinterlässt das Buch am Ende einen "runden" Eindruck und es wird mir sicher schon alleine (aber nicht nur!) aufgrund des ungewöhnlichen Aufbaus im Gedächtnis bleiben.