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Veröffentlicht am 09.03.2021

Gemeinsam stark

Die Bücherfrauen
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Das Début der jungen amerikanischen Autorin, die selbst ihre beruflichen Ziele stets der Kulturförderung widmete, ist im S. Fischer Verlag (2021, HC gebunden) erschienen und hat mir aus mehreren Gründen ...


Das Début der jungen amerikanischen Autorin, die selbst ihre beruflichen Ziele stets der Kulturförderung widmete, ist im S. Fischer Verlag (2021, HC gebunden) erschienen und hat mir aus mehreren Gründen gut gefallen; auch wenn der deutsche Titel "Die Bücherfrauen" gegenüber dem Originaltitel (To the Stars through Difficulties) womöglich hinterherhinkt bzw. bei einigen falsche Erwartungen weckte (ich habe den Roman in einer großen Leserunde gemeinsam gelesen).

Inhalt
Kansas, 2008: Nach einem Tornado steht in dem kleinen Städtchen Prairie Hall, Kansas, USA kein Stein mehr auf dem anderen: Bis auf die Fassade der ehemaligen Carnegie-Bibliothek, die wundersamerweise stehenblieb...

In das Nachbarstädtchen New Hope verschlägt es die drei Hauptprotagonistinnen - aus sehr unterschiedlichen Gründen:
Angelina, deren Liebe zu Büchern von ihrer Großmutter Amanda herrührt, die sich für die Entstehung der Bibliothek in New Hope vor fast 100 Jahren einsetzte, will ihre Dissertation endlich zu Ende schreiben: Seit 10 Jahren bereits sammelt sie Fakten über die Carnegie-Bibliotheken in Kansas und hofft, durch Amandas Tagebücher neue Primärquellen erschließen zu können.
Traci, die der Großstadt (NYC) und den Bettwanzen in ihrer letzten Unterkunft entfliehen will, hat sich eine Tätigkeit als Gastkünstlerin im Kulturzentrum New Hope erschwindelt und keinen Plan, wie sie die "Quassel-Quilter" oder die "Querulanten" (Problemkids) nach einem Lehrplan unterrichten soll; jedoch eine Menge Energie, Kreativität, Klugheit und Selbstbewusstsein, dass sie alle Hürden irgendwie schaffen kann.
Gayle, die mit ihrer Familie durch den Hurrikan alles verlor; traumatisiert und zunächst bar aller Hoffnung ist, jemals wieder auf die Füße zu kommen. Sie wohnt nach dem Ereignis bei einer Cousine und trifft auf einem Basar auf Traci, die sie zu einem Event ins Kulturzentrum einlädt (dies nicht ohne Hintergedanken, da es jede Menge fleißiger Frauenhände und Ideen benötigt, um die Erhaltung des Kulturzentrums - der einstigen Bibliothek - finanziell zu gewährleisten. Obwohl Gayle wie alle Kansanianer eher von dickschädeligem Charakter ist und die beiden Gemeinden eher rivalisierten in der Vergangenheit, lässt sich Gayle mit einer Freundin darauf ein, zu einem Treffen der Quassel-Quilter zu kommen.

Die Themen dieses lesenswerten Romans sind sehr vielfältig:
Der Romaninhalt kreist um die Entstehungsgeschichte der Carnegie-Bibliotheken in den USA, die mich neugierig machte auf den Gründer und Investor Andrew Carnegie (1835 - 1919), da ich bisher nur die Carnegie-Hall in London kannte. Im Kern ist auch zu lesen von der Aufbewahrung und den Ausleihmodalitäten der Bücher während der letzten 100 Jahre, die in Kansas nicht so viel anders war als hierzulande, wie ich schmunzelnd feststellte (ich leihe seit meiner Kindheit gerne Bücher aus und liebe Bibliotheken). Es geht auch um Familiengeheimnisse und den Lebensweg drei sehr unterschiedlicher, aber auch starker Frauen; um Freundschaft und Solidarität, (neuen) Lebensmut und Selbstbewusstsein.

Die Autorin versteht es meiner Meinung nach sehr gut, die Schicksale der drei so unterschiedlichen Frauen wie Angelina, Traci und Gayle sowie der weiteren Frauen, die immer mehr Zeit und Engagement in das Projekt "Kulturzentrum und sein Überleben" hineinstecken, sehr unterhaltsam zu schildern: Alle drei befinden sich an einem Scheideweg in ihrem Leben, an dem ein Neuanfang angezeigt ist. Dieser kann aber viel eher aus einer gemeinsamen Anstrengung, einer gewissen Bündelung der Kräfte, aus Solidarität und Gemeinsinn entstehen! So geht es auch um diese Entfaltung der jeweiligen Kräfte, die Angelina, Traci und Gayle besitzen: Mut, Willenskraft und Ausdauer. Genau diese Eigenschaften waren jenen Siedlerfrauen Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls zu eigen, die "Dürreperioden, Staubstürmen und Heuschreckenplagen" trotzten und dennoch die Anfänge der Leihbücherei in New Hope besiegelten. Der Roman gibt viele Einblicke in die Kultur dieses Bundesstaates und das "Irgendwo im Nirgendwo" wird einem richtig sympathisch.

Ebenso wie seine streitbaren Frauen. Besonders ist mir Traci ans Herz gewachsen, da sie ein besonderes Schicksal mitbrachte und sich als empathisch, kreativ und umsichtig verhielt; auch wenn sie keinen Plan von einem "Lehrplan" hatte und sicher viele Ängste ausstand, dass ihr Flunkern auffallen könnte, meisterte sie ihre Aufgaben mit Bravour!
Letztlich bringt sie Gayle soweit, dass diese sich wieder vorstellen kann, ein Haus zu bauen, "das neue Schatten wirft". Angelina erkennt, dass ihre Dissertation vielleicht doch nicht das Lebensglück de facto sein wird: Zu sehr klaffen ihre Vorstellungen und die ihres jeweiligen Mentors auseinander, bis sie zum Romanende hin eine viel bessere Idee in sich trägt....

Ich fand problemlos Zugang zu allen drei Hauptprotagonistinnen und mochte Traci aus genannten Gründen am liebsten. Aber auch Rachel und Elena Morton sind sehr toughe Frauen und absolute SympathieträgerInnen. Etwas geheimnisvoll ist die verwandtschaftliche Beziehung Angelinas zu dem Ort, zu dem ihre Mutter stets voller Ablehnung meinte, dass sie nie mehr nach Kansas zurückgehen wolle (Angelina wuchs in Pennsylvania auf).
Kansas wurde sehr atmosphärisch beschrieben und auch die amerikanische Vergangenheit kritisch gesehen (etwa die Rede Lincolns und das Ende der Sklaverei in den Südstaaten); oder die Ablehnung der Schriften des Ku-Klux-Klans, der nach Meinung von Amanda Sprint, der Großmutter Angelinas, nichts in der Bibliothek zu suchen hatte.

"Was Bücher im Gehirn eines Menschen anrichten können, macht uns mehr Angst als die Pocken"
(Amanda Sprint, Kansas, USA, 1910), Zitat S. 317

Der Roman ist in zwei Bücher gegliedert; er liest sich flüssig und auch schwarzer Humor, der immer wieder einfließt, hat mir sehr gut gefallen. Das "zweite Buch" ist Amanda gewidmet und die besagten Tagebücher helfen zum Schluss, die vielen Rätsel zu enthüllen.

Fazit:

Ein interessanter Débutroman über die Entstehungsgeschichte der Carnegie-Bibliotheken in den USA und dem Zusammentreffen von drei sehr unterschiedlichen jungen Frauen, die in New Hope, Kansas, viel voneinander lernen, da sie neuen Lebensmut und neue Wege durch ihre Solidarität und ihren Gemeinschaftssinn finden - und ganz nebenbei das Kulturzentrum, das aus der ehemaligen Carnegie-Bibliothek hervorging, durch ihre kreativen Einfälle und mithilfe vieler weiterer Frauen und Jugendlicher zu retten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente 4*, allerdings auch den Hinweis ans Lektorat und die Übersetzerin, dass hier jeweils "Luft nach oben" zu finden ist! (Was ich allerdings keinesfalls der Autorin anlaste).

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Ganz entspannt Aufräumen

Ordentlich entspannt - Der Guide für deine Aufräum-Routine
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"Ordentlich entspannt" (UT: Der Guide für deine Aufräum-Routine) von Carla Schwolow erschien im Verlag Prestel (2021, HC geb.). Das Sachbuch zum Thema "aufräumen" mit zahlreichen, wunderschönen (und aufgeräumt ...

"Ordentlich entspannt" (UT: Der Guide für deine Aufräum-Routine) von Carla Schwolow erschien im Verlag Prestel (2021, HC geb.). Das Sachbuch zum Thema "aufräumen" mit zahlreichen, wunderschönen (und aufgeräumt wirkenden Fotos) zeigt die Wohnung der Autorin, die mit Freund Henrik und dem Kater Alfie zusammenwohnt (das Konterfei von letztgenannten ist ebenfalls zu bewundern). Das Buch gibt praktische Tipps und Methoden zum Aufräumen.

Die Buchinnenseiten, die das gängige "Equipment" zum Ordnung schaffen zeigen (Kehrblech, Eimer, Staubwedel, Staubsauger & Co) brachten mich zum Schmunzeln. Nach dem Vorwort dieses wirklich sehr persönlichen Sachbuchs finden Putz- und Aufräumwütige (gerade jetzt im Frühjahr werden ja viele von uns vom Putzfieber befallen) nützliche Tipps und eine gute Gliederung, die es ermöglicht, Punkt für Punkt oder Raum für Raum vorzugehen, was ich je nach "Aufräumtyp", deren Klassifizierung ich hier interessant fand, so in noch keinem anderen Buch dieses Genres fand.

So geht es über tägliche Routinen (Rituale) über das richtige Equipment, das Henrik vorstellt, über Strategien und das Leben mit Haustieren (und dessen Echtfell-Beseitigung der Haare) bis hin zu Stauräumen, Pflanzen und das Einrichtungs 1x1; hierzu gibt es jeweils Einblicke in die Wohnung der Autorin und auch von Freunden, was dem Sachbuch eine sympathische sehr persönliche Note verleiht (und nicht zu übersehen ist, welch Pflanzenfreunde beide sind).

Besonders gut gefiel mir der "lockere Ton" im Sprachstil, in dem Carla ihre Tipps und Tricks vorstellt. Das Thema "Stauraum", bei dem ich einiges hinzulernen konnte und die Pflanzenwelt (und deren Pflege), auf die auch ich als meine "Mitbewohner" nicht verzichten möchte, fand ich persönlich sehr positiv. Auch die Challenge am Buchende, bei der man Gelerntes dann in die "Aufräum-Praxis" im eigenen Zuhause umsetzen kann, fand ich eine geniale Idee, wobei die Themen der Challenge durchaus erweiterungsfähig und auch abwandelbar sind (Bsp.: #klarschiffim Keller). Carla Schwolow betont (zu Recht, wie ich finde!), dass gemeinsames Putzen mehr Freude macht - und auch der Erfolg multipliziert sich natürlich, wenn alle mitanpacken. Letzteres hat mir besonders in WG-Zeiten Spaß gemacht - und anscheinend allen daran Beteiligten.

Fazit:

Es gibt sicherlich eine große Auswahl an Büchern, die sich mit dem "Ordnung schaffen zuhause" beschäftigen; was diesen Guide jedoch für mich zu einem Besonderen macht, ist die Tatsache, dass alltagstaugliche Methoden und Rituale je nach Aufräumtyp für jeden in die Praxis umsetzbar ist und die wundervoll gestalteten Seiten auch wirklich Lust zum (selbst und gemeinsam!) Aufräumen machen! Carla Schwolow legt dabei Wert auf den Wohlfühlcharakter, weniger auf eine Perfektion; nach dem Motto: "Schön soll's sein, nicht perfekt!"
Dem kann ich mich nur anschließen und vergebe mit einer Leseempfehlung 4*

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Veröffentlicht am 20.02.2021

3. Fall für Karen Pirie - der in die Zeit des Balkankrieges führt...

Der lange Atem der Vergangenheit
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Um die Reihe um die Ermittlerin Karen Pirie zu ergänzen, griff ich beherzt (ich bin ein Fan von Val McDermid) zu diesem 3. Band der Reihe: Es hat sich gelohnt!

Karen und Jason ("der Minzdrops") ermitteln ...

Um die Reihe um die Ermittlerin Karen Pirie zu ergänzen, griff ich beherzt (ich bin ein Fan von Val McDermid) zu diesem 3. Band der Reihe: Es hat sich gelohnt!

Karen und Jason ("der Minzdrops") ermitteln in einem Fall, der laut der Forensik in Gestalt der bekannten und symphatischen River ca. 8 Jahre zurückliegen könnte: Ein Skelett wird in einem Turm einer früheren Schule in Edinburgh gefunden, als ein Sachverständiger (mit Höhenangst^^) das reparaturbedürftige Dach inspiziert und in einem der Türmchen die Überreste eines Menschen vorfindet. Damit tritt die Abteilung für Altfälle oder Cold Cases, die Karen Pirie leitet, auf den Plan:

Wer war dieser Mensch und weshalb wurde er ermordet (im Schädel befindet sich über dem rechten Auge eine Einschussstelle)?

Dieser Frage gehen die Ermittler nach und stoßen mittels einer nicht ganz verrotteten Hotel-Eincheckkarte auf die Professorin Maggie Blake, zu der eine Verbindung eindeutig hinweist. Wie sich herausstellt, war Maggie und deren alte Freundin Tessa gemeinsam im belagerten Dubrovnik; Tessa ist Anwältin für Menschenrechte und Maggie hielt Kurse in der Universität, als der Jugoslawienkrieg begann und beide festsaßen....

Doch weiteren perfiden Morden, die mit früheren Kriegsverbrechern, die nicht in Den Haag abgeurteilt werden konnten, sondern untertauchten, in Zusammenhang stehen, sind auch Alan Macanespie und Proctor vom Justizministerium auf Anweisung ihres neuen Chefs auf der Spur: Um mehr herauszufinden, setzen sich beide mit Maggie in Verbindung. So führen also mehrere Ermittlungswege geradewegs in die Vergangenheit einiger Personen, die in der Zeit von 1990 bis 1991 Kriegsverbrechen verübten, die bis dato nicht verurteilt wurden - und jemand Selbstjustiz an ihnen verübte. Nur wer war dieser "jemand"?

Val McDermid versteht es, psychologisch tiefgründige und spannende Kriminalromane zu schreiben, Fährten zu legen und den Leser auch mal an der Nase herumzuführen. Dazwischen vermitteln aber all ihre "Fälle" auch ein Wissen, sodass man neben der rasanten und oft sehr spannenden eigentlichen Krimihandlung auch eine Menge historisches Wissen (das gut recherchiert wurde) "miteinfahren" kann: In diesem Falle Zusammenhänge des Konflikts zwischen Serben und Kroaten und dem Zerfall des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien.

Fazit:

Wer an einem gut durchdachten, spannenden und mit psychologischer Finesse ausgearbeiteten Kriminalroman Freude hat, sollte hier zugreifen! Val McDermid hebt sich für mich mit ihren sehr authentischen, spannenden und komplexen Fällen, die sehr gut recherchiert sind, von der breiten Masse des Mainstreams ab. Ich freue mich nun auf den noch fehlenden Zwischenband - und auf einen (hoffentlich bald folgenden) neuen Fall für Karen Pirie! Von mir eine Leseempfehlung in Sachen gute Kriminalliteratur und 4,5*

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Veröffentlicht am 11.02.2021

Schöner Irland-Cosy mit sympathischen Ermittlern!

Der Tag beginnt mit Mord
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"Der Tag beginnt mit Mord" von Molly Flanaghan ist der Auftaktband einer geplanten Serie um eine sympathische Ermittlerin, Fionna O'Connor und ist an der schönen irischen Westküste (nahe der "Cliffs of ...

"Der Tag beginnt mit Mord" von Molly Flanaghan ist der Auftaktband einer geplanten Serie um eine sympathische Ermittlerin, Fionna O'Connor und ist an der schönen irischen Westküste (nahe der "Cliffs of Moher") im fiktiven Dörfchen Ballinwroe verortet. Es handelt sich um eine geplante Cozy-Crime-Serie, die im Aufbau-Verlag (atb, 2021) erschien bzw. hoffentlich weitergeht.

Inhalt:

Fiona O'Connor, die nach Ballinwroe, ihrem Heimatdorf, nach dem Tod ihrer Eltern aus Dublin zurückkehrt und das Haus zu einem Bed & Breakfast umbaut, sieht sich einer Dorfbevölkerung gegenüber, die sie eher ablehnt, da sie im Alter von 16 Jahren fluchtartig alles hinter sich ließ: Doch Fiona hat einen unbeugsamen Willen und macht allen (auch Nathan Flynn, dem Hotelbesitzer und Bürgermeister des Dorfes) im Pub unmittelbar klar, dass sie zu bleiben gedenkt und sich von nichts und niemand vertreiben lässt: In der Vergangenheit sind einige Provokationen und Einschüchterungsversuche passiert, die sich etwa in toten Vögeln vor Fionas Haustür, Gülle in den Beeten u.a. Vorkommnissen manifestierten. Sie sagt demjenigen den Kampf an, der hinter diesen üblen Machenschaften steckt.
Der junge Pater Michael Moran, der seinen eigenen Dämonen davonlaufen möchte, dies aber nicht schafft, soll Fiona nach Hause begleiten, bevor der Streit zwischen Nathan und ihr weiter eskaliert. Da entdecken beide etwas Helles zwischen den Ruinen der alten Mühle, in denen Fiona als Kind oft spielte: Es handelt sich um eine Hand, die zu einem Gast gehört, der sich im B & B eingemietet hatte: Steven Millers Leben endete grausam und Fiona und Michael sind zutiefst erschrocken über den Fund der Leiche.

Wer war dieser Gast und warum war er nach Ballinwroe gekommen? Hatte er etwas zu verbergen, da sein Zimmer vollkommen verwüstet wurde? Diesen und anderen Fragen zur Aufklärung des Mordfalles gehen bald Inspector Aiden Connolly und sein Stgt. Scott nach. Der sympathische Aiden bemerkt sehr schnell, dass die junge Besitzerin des B & B eine scharfe Beobachtungsgabe besitzt und ihm viele wertvolle Infos zum Ermordeten liefert: Hatte er Feinde im Dorf oder kannte er einen der Dorfbewohner? Was hat es mit dem Fund auf sich, den Fiona am Fenster von Steven Miller zwischen den Dachziegeln entdeckt?

Meine Meinung:

Die Krimihandlung ist in die schöne irische Landschaft der Westküste eingebettet, der Schreibstil der Autorin ist eingängig und flüssig - zuweilen mit einem Augenzwinkern - zu lesen. Der atmosphärische Krimi, der als HauptprotagonistInnen eine pfiffige, selbstbewusste und emanzipierte Fiona und einen nach außen kalten, auch kaltschnäuzigen Inspector Aidan Connolly, der in Dublin mit seinem Vater und seiner kleinen Tochter zusammenwohnt, im Grunde aber doch durchaus liebenswert ist und sympathische Züge zeigt, nimmt zum einen durch die spannende Handlung Fahrt auf und vermittelt zum anderen das sich-Näherkommen dieser beiden Ermittler. Besonders gefallen haben mir die kritischen Seitenhiebe zu Themen wie Missbrauch durch die katholische Kirche, das Pub- und Dorfsterben, die Abhängigkeit von Tourismus und neben der Gesellschaftskritik auch die kulturellen Elemente wie z.B. die Tatsache, dass heute Gälisch wieder gelehrt wird, währenddessen diese alte Sprache lange Zeit verpönt und gar verboten war (nicht nur in Irland, auch z.B. in der Bretagne).
Die Geschichte des Ermordeten gewinnt an Brisanz, als es Zweifel an seiner Identität gibt und ein weiteres Thema ist auch Korruption, selbst innerhalb der Gardia (irische Polizei), deren Netzwerke fast unsichtbar sind.
Witzig fand ich den Vater von Aidan, der, früher selbst Polizist, natürlich auf dem Laufenden bleiben will und immer im Bilde, wo sein Sohn gerade ermittelt: Er hat noch gute Verbindungen zu einigen Sergeants und wirkt so im Hintergrund bei der Lösung des Falles mit (auch wenn Aidan dies offiziell nicht unbedingt glücklich macht).
Eine weitere positive Figur war für mich der Pubbesitzer Evan Gallagher, dessen Ziel es wie das von Fiona ist, das einst sehr lebendige Dorf wiederzubeleben. Er ist einer, der nicht abwanderte, sondern neue Möglichkeiten suchte und Ballinwroe ersparte, auch noch das einzige Pub zu verlieren.
Man rätselt als Leser mit, wer der Mörder sein könnte und Molly Flanaghan gelingt es, falsche Fährten auszulegen: Eine weitere wichtige Figur ist Pater Michael Morgan, den man im Verlauf des Krimis etwas besser kennenlernt. Der Showdown am Fluss ist sehr spannend, wenn auch ein klein wenig holperig, jedoch laufen letztendlich die Fäden schlüssig zusammen.

Fazit:

Ein lesens- und empfehlenswerter Cozy-Krimi für alle, die Irland mögen und eine neue Autorin für sich entdecken möchten, die den Leser auf die schöne grüne Insel entführt. Momentan zumindest literarisch und in spannender Weise. Ich bin gerne ins B & B von Fiona eingecheckt und schon sehr neugierig, wie sich die Figuren in den Folgebänden weiterentwickeln - und welche Fälle sie lösen werden. Auch wenn es noch Luft nach oben gibt, hat mir der Krimi ausgesprochen gut gefallen und ich empfehle ihn sehr gerne weiter! Für das Début vergebe ich 4*

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Veröffentlicht am 11.02.2021

Das "Herzstück" in jedem Backbuchregal!

Nanettes Backbuch
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"Nanettes Backbuch" ist ein sehr handliches und in edler Gestaltung (Halbleinen), im ars vivendi-Verlag, 2020 erschienenes wundervolles Backbuch, das die Lieblingsrezepte der in Cadolzburg/Mittelfranken ...

"Nanettes Backbuch" ist ein sehr handliches und in edler Gestaltung (Halbleinen), im ars vivendi-Verlag, 2020 erschienenes wundervolles Backbuch, das die Lieblingsrezepte der in Cadolzburg/Mittelfranken geborenen Landbäuerin Nanette Herz (1927-2018) enthält. Diese Schätze wurden in Absprache mit ihren beiden Kindern nun gehoben und verdienen es, da tausendmal erprobt und sicher gelingend, sehr gut nachzubacken (da leicht und einfach sowie kurz und strukturiert erklärt), der Nachwelt erhalten zu bleiben.

Das Vorwort wie auch das Nachwort geben Einblicke in das Leben von Nanette Herz, ebenso fließen einige Erinnerungen und Anekdoten aus ihrem bewegenden Leben - sowie authentische Fotos - in das Backbuch mit ein, das damit einen sehr persönlichen Charakter erfährt (incl. handschriftlicher Aufzeichnungen von Nanette.) Sie hielt zeitlebens fast vergessene Traditionen am Leben und hielt Vorträge über bäuerliches Brauchtum. Auf einem Bauernhof aufgewachsen, auf dem auch eine Gaststätte betrieben wurde, war sie zeitlebens gastfreundlich und eine offene sowie herzliche Bäuerin, die sich auch bei den Landfrauen engagierte und sich für deren Weiterbildung einsetzte. Hierfür wurde Nanette Herz mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Eine wahre Schatzgrube sind ihre einfachen und doch sehr besonderen Rezepte, die verschiedene Kategorien ihrer Lieblingsbackwerke umfassen:

- aus der Form
- vom Blech
- Torten
- Gebäck & Co.
- Weihnachten

Ich habe zahlreiche Klassiker gefunden und diejenigen, die ich nachgebacken habe, waren so ausgesprochen wohlschmeckend, dass sie recht schnell "verputzt" wurden. Besonders gut fand ich die Tipps zum Backen, die sich an das Vorwort anschließen, sie sind wahrlich Gold wert: So wusste ich z.B. auch nicht, dass warme Buttermilch oder warmer Joghurt einen Hefeteig noch lockerer - und damit verlockender machen!

Meine Lieblingsrezepte sind (aus der Form) z.B. Schlupfkuchen mit Äpfeln; Schoko-Nuss-Kuchen und Gewürzkuchen. Im Sommer freue ich mich auf Nanettes "Johannisbeerkuchen" und ihren gedeckten Zwetschgenkuchen dann im Herbst (vom Blech). Die "Möhrentorte" und das Osterbrot wird um die Osterzeit nachgebacken und Nanettes Butterzopf (Hefeteig) ist wahrlich ein Gedicht! Bei Gebäckstücken fließt der fränkische Ursprung der Rezeptegeberin mit ein; hier kann man u.a. Hollerküchle, Zöpfle und Spatzen nachbacken. Die Weihnachtsrezepte reichen von Lebkuchen bis hin zu Stollen und hier favorisierten wir die "Hausfreunde" und die Bethmännchen, die ich aus Hessen kenne und die eines meiner Lieblings-Weihnachtsbäckereien darstellen.

Zu vielen Gebäcken gibt es schöne Fotos, jedoch nicht zu allen, was jedoch der Lust des Nachbereitens keinen Abbruch tut. Am Ende des handlichen Backbuchs befindet sich ein Register, mit dem jedes Rezept schnell nachgeschlagen werden kann.

Fazit:

Wer traditionsreiche, gelingsichere, leichtverständliche und auch vielfältige Rezepturen zur Backkunst sowohl in der Form, fürs Blech, für Torten und Gebäck sucht, der dürfte mit diesem authentischen und sehr schön ausgestalteten sowie aufbereiteten Backbuch und Nanettes Rezepten überaus glücklich sein. Mich hat das Backbuch restlos überzeugen können und ließ keine Wünsche offen. Daher von mir die volle Punktezahl und in memoriam an Nanette Herz ein ganz herzliches Dankeschön! 5*

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