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Veröffentlicht am 06.12.2023

Einfach genial mediterran kochen!

5 Zutaten mediterran
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"5 Zutaten mediterran" des bekannten TV- und Autorenkochs Jamie Oliver ist auf Zuspruch vieler FreundInnen und Bekannte sowie auf Drängen seiner Frau entstanden - er hatte eigentlich anderes vor... Das ...


"5 Zutaten mediterran" des bekannten TV- und Autorenkochs Jamie Oliver ist auf Zuspruch vieler FreundInnen und Bekannte sowie auf Drängen seiner Frau entstanden - er hatte eigentlich anderes vor... Das neue geniale Kochbuch erschien (HC, geb., 320 Seiten) im Dorling-Kindersley-Verlag (DK) und kommt schon optisch durch die orangene Farbgebung sehr erfrischend zur Geltung.


In unserer schnelllebigen (und oft auch zeitfressenden) Zeit sind Gerichte, die schnell zubereitet sind, Gold wert. Hier sind es tolle Rezepte der Mittelmeerküche, die der Autor von seinen vielen Reisen in den Mittelmeerraum mitnahm, um daraus zu schöpfen. Zudem zählt die mediterrane Küche zu den beliebtesten und gesündesten auf unserem Planeten. Mit diesem Wow-Kochbuch des beliebten Kochs und Autors Jamie Oliver lassen sich im Alltag mit minimalem Aufwand originelle Gerichte kochen.


Die Rezepte sind bewusst kurz gehalten, knapp und übersichtlich und mit tollen Fotos versehen, die Lust drauf machen, die jeweilige Speise nachzukochen. Jedes Rezept hat eine individuelle Zutatenliste und am Ende des Buchs gibt es ein Register sowie persönliche Tipps als Extra, was mir besonders gefiel.


Die zahlreichen 5-Zutaten-Rezepte mediterran gliedern sich in


Salate, Suppen und Sandwiches, Pasta, Gemüse, Gebackenes und Gefülltes, Seafood, Fisch, Hähnchen & Ente, Fleisch und süsse Sachen.


So ist also je nach persönlichem Geschmack und Vorliebe für jeden etwas dabei! Wir waren besonders von "Griechische Hähnchenpasta", "Tunesische Spaghetti mit Garnelen", "Köstliche Kichererbsensuppe", "Hausgemachtes Kafteji" und gefüllten Fladenbroten (Pide) sehr begeistert. Ebenso wie von der Klarheit der Zubereitungsschritte, der Mengen- und Rezeptangaben, einem Markenzeichen von Jamie Oliver, die in jedem seiner genialen Kochbücher zu finden sind! Die leckere Apfeltarte wird wohl bei uns das Weihnachtsdessert ergeben, mit einem Hauch von Zimt.


Fazit:


Das neue Kochbuch des (nicht ohne Grund) sehr beliebten und international bekannten Kochs und Autors Jamie Oliver bietet mediterrane Rezepte mit nur 5 Zutaten, die genial nachzukochen sind und sicher auch Anfängern gelingt! Es stellt ein Fest mediterraner Zutaten, Aromen und Genüsse dar und geniale zahlreiche "quick & easy" Rezepte für jeden Tag - dafür von mir ein chapeau und 5 - die volle Punktezahl! Für alle, die die mediterrane, gesunde Küche lieben - ein ganz besonderes Kochbuchgeschenk!

5
**** + Kochbuch- und Geschenketipp!

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Der geheimnisvolle Adventskalender

24 Wege nach Hause
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"24 Wege nach Hause" von Jenny Fagerlund (HC, gebunden, 348 Seiten) erschien (2023)im Dumont-Verlag und ist der zweite Roman, den ich sehr begeistert von dieser schwedischen Autorin gelesen habe: Auch ...

"24 Wege nach Hause" von Jenny Fagerlund (HC, gebunden, 348 Seiten) erschien (2023)im Dumont-Verlag und ist der zweite Roman, den ich sehr begeistert von dieser schwedischen Autorin gelesen habe: Auch dieser hat meinen Geschmack sehr getroffen und ist gerade in der Vorweihnachtszeit herzerwärmend, wobei er ganz ohne Klischees auskommt, dafür aber in die (menschliche) Tiefe geht: Ein Markenzeichen der Autorin in der Unterhaltungsliteratur!


Worum geht's?


Petra, Mitte 30, fährt gemeinsam mit ihrer Nichte Charlie (12) bei starkem Schneefall von Stockholm nach Nyponviken, einem kleinen schwedischen Dorf. Dort möchte sie einen Neuanfang nach dem Verlust ihrer Schwester Alice, die ihrem Krebsleiden erlag und die Mutter von Charlie war, mit ihrer Nichte starten: Auch ihren Friseursalon konnte sie durch die Erkrankung ihrer Schwester, deren Pflege fortan oberste Priorität hatte, nicht halten: Er ging in Konkurs. Mit wenigen Möbeln, die sie an Alice und auch an ihre Mutter erinnern, machen sich die beiden auf den Weg.


Vor ihrem Tod hatte die Schwester ihr noch gesagt, dass die Familie in Nyponviken eine Wohnung habe. Diese befände sich auf einem Hof mit einer Gärtnerei und einem Café. Im Dorf angekommen, haben beide Glück und treffen auf Viveka, der die Gärtnerei und das Café gehört. In Letzterem arbeiten Maja, eine junge Frau, die aus Göteborg zurückkam und die über 80 Jahre alte Berit, die trotz des hohen Alters das Regiment innehat, Vivekas Mutter ist - und meist ziemlich unwirsch und griesgrämig: Darunter verbirgt sich jedoch ein weiches Herz, das besonders für die Familie schlägt... Genauso könnte man Holger beschreiben, den alten Gärtner, der eher wortkarg und allen Neuerungen abgeneigt ist, sich jedoch später als liebenswerter und sehr guter Zuhörer entpuppt! Jemand legt Petra einen Adventskalender vor die Tür, der von der mit nur 22 Jahren verstorbenen Lilly stammt: Jeder Tag beginnt mit einem Zitat und ist eine Einladung, die kleinen Geschäfte aufzusuchen, die das Dorf bietet: So betritt man als Leser ein Marmeladengeschäft, einen Teeladen, eine Konditorei und nimmt am schwedischen Lichterfest teil; bei jedem Besuch erfährt man etwas mehr über Lilly, die eine eigenwillige Künstlerin gewesen zu sein schien und viel zu früh starb.

Wer mag diesen Kalender wohl vor Petras Tür gelegt haben? Und werden Nick, der Petra in Stockholm bei der Insolvenz ihres Friseursalons sehr half, sie auch in der Zeit sehr unterstützte, als Alice sehr krank war, und Petra wieder zusammenfinden? Nach aller Enttäuschung, die Petra nach Nordviken mitnahm?


Meine Meinung:


Dies alles muss der geneigte Leser selbst herausfinden: Ich garantiere dabei, dass der Roman zu keiner Zeit langweilig ist und manche Themen sehr unter die Haut gehen. Es gibt auch einige Parallelen zwischen Petra und mir, die mir diesen Roman noch kostbarer erscheinen ließen: Auch ich habe eine ältere Schwester verloren, die meine beste Freundin war und die ich sehr vermisse. Holger, der brummelige alte Gärtner, erinnerte mich sehr an meinen Vater, der Holgers Beruf mit Passion teilte.

Petra's Weg ist der nach vorn: In Stockholm lässt sie alles hinter sich, kappt alle Beziehungen und startet mit Hilfe der sehr sympathischen und hilfsbereiten Viveka und Maja in Nordviken neu durch: Selbst Charlie, anfangs sehr mürrisch und entsetzt über den Umzug, beginnt das Dorf und die Menschen sehr zu mögen. Während Petra früher selbstbewusst, voller Energie und ohne Angst war, ihre Ziele geradlinig verfolgte, muss sie nun lernen, von Neuem zu beginnen: Die Entwicklung dieser positiven, starken und sympathischen Romanfigur gefiel mir sehr!

Die Themen des Romans, der in der Vorweihnachtszeit spielt, sind vielfältig: Sie reichen über Tod und Trauer, Verlustängste und Missverständnisse bis hin zu Neuanfang, Freundschaft, Liebe, Familiengeheimnisse und die Aufforderung, im Hier und Jetzt zu leben! Hierbei bringt die Autorin eine Intensität in den Roman, der mir durch den sehr atmosphärischen Schreibstil, das Winterfeeling, hohe Emotionalität und auch Authentizität der Romanfiguren sehr gefallen hat. Er transportiert Hoffnung und Mut, der Zukunft optimistisch ins Auge zu blicken, auch wenn man große Verluste erlitten hat. Er erzählt vom "wieder bei sich ankommen".


Fazit:


Ein warmherziger, emotionaler und in die Tiefe gehender wunderschöner Winter- und Adventszeitkalender, deren allesamt sympathischen Romanfiguren, die sehr menschlich und authentisch sind, man allesamt ins Herz schließt und sich nur ungern von ihnen trennt. Ein Winterroman, der berührt und vom Loslassen und Neubeginn handelt, der Mut macht und den ich sehr gerne weiterempfehle! Von mir erhält er 5* und damit die volle Punktzahl!

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Amo ergo sum (ich liebe, folglich bin ich)

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Der Roman "Florence Butterfield und die Nachtschwalbe" von Susan Fletcher erschien (HC, geb., 494 Seiten) im Verlag Kindler (Rowohlt Verlagsgruppe). Die mir bis dato unbekannte britische Autorin entführt ...

Der Roman "Florence Butterfield und die Nachtschwalbe" von Susan Fletcher erschien (HC, geb., 494 Seiten) im Verlag Kindler (Rowohlt Verlagsgruppe). Die mir bis dato unbekannte britische Autorin entführt hier ihre Leser in eine Seniorenresidenz namens "Babbington Hall". Ein umgebauter Herrensitz im ländlichen Oxfordshire mit großem Garten, das man sich recht zauberhaft vorstellen kann.


Hier lebt seit Kurzem Florence Butterfield (87), genannt Florrie, die Hauptprotagonistin des Romans, deren Vater Polizist war und die ihrem geliebten Bruder Bobs (im 1. Weltkrieg umgekommen) versprochen hat, die Abenteuer in ihrem Leben zu suchen, die er nicht mehr verwirklichen konnte. Florrie verlor durch einen Unfall ein Bein, was sie an den Rollstuhl fesselt und ist ohne ihre Hörgeräte stocktaub. Doch sie ist auch ein Mensch, der dem Positiven stets zugewandt ist und für den jeder Tag wie ein kleines Wunder ist. Trotz ihrer Malaisen ist sie lebenslustig, liebt Lavendel und ihr Sonnenblumenbild sowie das Teetrinken im Bett. Mit ihrer neuen Situation im Senioren- und Pflegeheim hat sie sich bestens arrangiert und lässt den Leser in Rückblicken ihr erfülltes Leben sehen, in dem sie weit gereist ist und 6 Männer von Herzen liebte.


Doch etwas kommt Florrie merkwürdig vor: Wieso verunglückte der liebenswerte Arthur Potts im Garten der Residenz tödlich? Und wieso sollte Renata Green, die zurückhaltende, aber liebenswerte Heimleiterin von Babbington Hall, sich durch einen Sturz aus ihrer im 3. Stock befindlichen Wohnung stürzen? Hatte sie ihr doch kurz zuvor erzählt, dass sie sehr gerne Paris besuchen würde und erstmals in ihrem Leben verliebt ist; sich gerne über Männer und die Liebe mit Florrie unterhalten würde? Diese Ungereimtheiten passen für Florrie nicht zusammen und sie findet in Stanhope, einem rüstigen, ebenfalls liebenswerten ehemaligen Lateinlehrer, unvermutet einen Verbündeten, der auch nicht an einen Freitod von Renata glauben mag: Die Handlung bekommt fortan Krimielemente und Florrie und Stanhope könnten entfernt an Miss Marple und Mister Stringer erinnern: Sehr findig (immerhin ist Florrie die Tochter eines Polizisten) versuchen sie nun, die Puzzleteile zusammenzusetzen, die das Gegenteil eines Suizids im Falle von Renata beweisen können: Einen Mord!


Sehr viele Personen bevölkern diesen Roman, der in Rückblicken Florries Leben beschreibt: Orte und die Männer, die sie geliebt hat wie auch ihre Eltern und ihr Bruder, den sie in kindlichem Alter verloren hat. Auch gibt es ein Geheimnis namens "Hackney-Vorfall", das erst ganz am Romanende gelüftet wird (für mich irgendwann etwas vorhersehbar war). Florrie muss man mit all' ihrer Lebensfreude und Lebenslust bis ins hohe Alter einfach ins Herz schließen; ebenso wie Stanhope, der ein liebenswürdiges Pendant zu Florrie ist und sie in den Ermittlungen der "Ungereimtheiten" erfinderisch unterstützt. Dennoch muss ich bei all' der Fülle der Themen sagen, dass mir persönlich dieser Roman in vielerlei Hinsicht zu ausufernd und von Längen durchzogen war, der meine Lesefreude zuweilen verringerte. Thematisch geht es um Freundschaft (hier war Pinky, die lebenslange Freundin von Florrie, ein menschlicher Leuchtturm), um Glück und Liebe, aber auch um Ängste, Traumata und Verluste, die das Lebensglück verhindern oder schmälern können. Schön fand ich die tief empfundene Dankbarkeit Florries für die Begleitung vieler netter Menschen in ihrem Leben und die "Pakete voller Liebe", die sie stets an diese absendete - sogar an die demente Tabitha, die einen Stock über ihr im Seniorenheim wohnt.


Fazit:


Eine wirklich schöne Buchidee in malerischer Atmosphäre, der Seniorenresidenz Babbington Hall, die jedoch allzu oft in Nebensächlichkeiten stilistisch 'ausufert' und durch langatmige Passagen die Lesefreude bei mir schmälerte. Daher von mir knappe 3*.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Flüchten oder Standhalten

Beuteherz
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"Beuteherz" von Ulrika Rolfsdotter erschien (TB, 447 Seiten) im Heyne-Verlag (Penguinrandomhouse Gruppe). Übersetzt aus dem Schwedischen wurde der Kriminalroman von Sabine Thiele.

Ich war auf den 1. Fall ...

"Beuteherz" von Ulrika Rolfsdotter erschien (TB, 447 Seiten) im Heyne-Verlag (Penguinrandomhouse Gruppe). Übersetzt aus dem Schwedischen wurde der Kriminalroman von Sabine Thiele.

Ich war auf den 1. Fall von Annie Ljung sehr gespannt, da sie (wie auch die Autorin) denselben Beruf hat wie ich). Nie zuvor habe ich einen Krimi gelesen, in dem eine (schwedische) Sozialarbeiterin/-pädagogin ermittelt und muss sagen, dass mir das Début der Autorin sehr gut gefallen hat!


Inhalt:


Als ihr Cousin Sven Bergsen Annie anruft, die sich in Stockholm seit einigen Jahren vor allem um misshandelte Frauen kümmert, kehrt sie in den Ort ihrer Kindheit und Jugend in Nordschweden zurück, in den sie niemals wieder fahren wollte: Lockne. Doch ihre demente Mutter braucht sie, auch wenn die Beziehung zu ihr schon länger eher schwierig ist. Es ist kurz vor Ostern und sie nimmt sich vor, nur einige wenige Tage zu bleiben. Mit Sven und seiner Frau Lillemor hat sie ein herzliches Verhältnis, dementsprechend freuen sich beide, dass Annie zu Besuch ist. Kurz darauf verschwindet ihre Nichte Saga, die ihr mit 17 Jahren zum Verwechseln ähnlich sieht, spurlos. Obwohl ihr Unwillen gegen diesen Ort, den sie in jungen Jahren verlassen musste, deutlich spürbar ist, lässt sie nun Sven und Lillemor nicht in dieser äußerst belastenden Situation alleine, da diese stets nach Birgitta, Annies Mutter schauen. Sie begegnet zwangsläufig Josef Hoffner, dessen Vater Sven im Suff bei einem Kartenspiel einen Wald abluchste, den Sven, der faktisch pleite ist, da der kleine Lebensmittelladen schon längst nicht mehr läuft, von Johan zurückhaben will. Nach einiger Zeit bilden sowohl die Dorfbewohner als auch die Polizei Suchtrupps, die jedoch in starkem Schneefall keine Ergebnisse zeigen. Die verzweifelten Eltern gehen nicht davon aus, dass Sara davongelaufen ist: Doch wo ist die Tochter zu finden - und ist sie noch am Leben in dieser Kälte?


Meine Meinung:


Ulrika Rolfsdotter ist ein Name, den ich mir zweifellos merken werde: Der Kriminalroman wirkt auf mich sehr authentisch und interessant, da Annie, die Hauptprotagonistin, die Stelle ihrer Freundin Helena in der Nähe von Lockne antritt (Elternzeitvertretung) und sehr menschlich reagiert, als ihre Nichte spurlos verschwindet: In ihrer Profession beim Jugendamt gibt sie der Polizei Informationen, die zum Auffinden von Sara hilfreich sein könnten. Sie besitzt kriminalistische Fähigkeiten, Scharfsinn und Intelligenz, trägt jedoch selbst ein Traumata in sich, das mit dem Ort Lockne zu tun hat und sich erst nach und nach dem Leser erschließt. Mir waren besonders Annie Ljung, Gunnar Edholm und Sven und Lillemor sympathisch; auch die Rolle der dementen Mutter Birgitta gab einem zu Denken: Was meinte sie mit "Hilf dem Mädchen?" Was wusste sie wirklich, die sich mit Sara, die in Birgittas Pflegeheim jobbte, sehr gut verstand? Und was hat es mit dem Gedicht von Sara auf sich, das Annie bei ihrer Mutter in einer Schublade findet?


Die Autorin versteht es, von Beginn an Spannung aufkommen zu lassen, die sich im letzten Drittel noch steigert. Der Stil ist sehr atmosphärisch; die Kapitel kurz und die Sprache eingängig und schnörkellos; es sind kurze und prägnante Sätze, die den Spannungsbogen halten. Verdachtsmomente fallen auch auf diverse andere Figuren, die im Krimi auftauchen und der Plot ist nicht vorhersehbar. Allerdings habe ich einen Kritikpunkt: Trotz kriminalistischem Spürsinn von Annie gibt es für mich einen Stolperstein in ermittlungstechnischer Hinsicht, denn geübte KrimileserInnen (eins meiner Lieblingsgenres) werden hier evtl. vor Anna fündig und erkennen, vor wem man sich besser in Acht nehmen sollte. Da die Themen jedoch sehr vielschichtig sind (z.B. Schuldgefühle, Traumata, Demenz, Alkoholismus und Zerrütung von Familien, aber auch Freundschaft und die Arbeit sozialer Dienste bei Jugendämtern) und die Spannung absolut vorhanden war, hat mich dies nur am Rande gestört: Ich sehe auf jeden Fall Potential nach oben!


Fazit:


Ein starker, spannender, etwas feministischer Krimi aus Nordschweden, der mir aufgrund der Authentizität, der Klarheit im Stil und der Vielfalt der relevanten Themen sehr gut gefallen hat. Eine starke Frau, deren Profession Sozialpädagogin ist und die hier mit Intelligenz und Scharfsinn brilliert, begibt sich an den Ort, den sie nie wiedersehen wollte. Setzt sich schlussendlich mit ihrer eigenen Vergangenheit (und ihren Dämonen) auseinander. Sehr gerne empfehle ich "Beuteherz" und hoffe auf weitere Fälle für Annie Ljung!


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Veröffentlicht am 09.11.2023

Ein eindringliches Plädoyer für Zivilcourage und Solidarität

Kleine Dinge wie diese
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"Kleine Dinge wie diese" von der irischen Autorin Claire Keegan erschien in deutscher Übersetzung von Hans-Christian Oeser im Steidl Verlag, 2023 (HC, gebunden, 112 Seiten). Ich hatte bereits sehr begeisterte ...

"Kleine Dinge wie diese" von der irischen Autorin Claire Keegan erschien in deutscher Übersetzung von Hans-Christian Oeser im Steidl Verlag, 2023 (HC, gebunden, 112 Seiten). Ich hatte bereits sehr begeisterte Stimmen von Lesefreunden vernommen, die mich auf diese Autorin und ihre Werke sehr neugierig machten. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt und so wird 'Small Things like these', wie das englische Original lautet, nicht der letzte Roman sein, wohl aber ist es der Erste:


Inhalt:


Bill Furlong, Kohlenhändler im irischen County Wicklow, New Ross, Mitte der 1980er Jahre: Die Menschen suchen durch die katastrophale Wirtschaftslage, die sich in hoher Arbeitslosigkeit, Entlassungen zeigt, neue Perspektiven in London, New York oder Boston, die Auswanderungsquote ist hoch. Doch Bill Furlong hat es trotz schwierigem Start ins eigene Leben geschafft, mit Eileen und seinen 5 Töchtern ein gutes Leben zu haben: Ihm ist es wichtig, dass alle Töchter einen guten Schulabschluss machen, im Gegensatz zu seiner Ehefrau entgeht ihm aber nicht, dass es vielen anderen Familien nicht gut geht: So lindert er das Leid und den Mangel, indem er z.B. ein Kind mitnimmt, das am Straßenrand läuft und ihm sein Kleingeld schenkt. Abends bespricht er "die kleinen Dinge" mit seiner Frau und erzählt ihr eines Tages, was sich bei der Wäscheauslieferung ins Kloster (Nonnen von den guten Hirten) zugetragen hat: Er machte eine Entdeckung im Kohlenkeller des Klosters, die ihn psychisch zutiefst mitnahm und in einen emotionalen Ausnahmezustand brachte, so dass er sich beim Rückweg völlig verfahren hatte...


Nach diesem verstörenden Ereignis stellt er sich selbst Fragen; ist dankbar für die Aufnahme seiner Mutter bei Mrs. Wilson, die sowohl die Mutter als auch ihn in seiner Kindheit sehr unterstützte, wobei die Konfession in diesem Haus eine untergeordnete Rolle spielte und Mrs. Wilson eine unabhängige Frau war, die auf die Meinung anderer Leute keinen Wert legte. So wuchs er selbst ohne Vater auf, hatte aber immer Verbindung zum Anwesen und zu Ned, den Knecht wie auch zu Mrs. Wilson. Nun selbst Familienvater, ist ihm bewusst, dass auch seiner Mutter ein Aufenthalt bei den Nonnen sicher gewesen wäre, wenn es da nicht Mrs. Wilson gegeben hätte: Er weiß, dass die Meinung der Bevölkerung auseinandergeht, was das Kloster betrifft: Die Wäscherei hat jedoch einen guten Ruf, da sie stets in einwandfreiem Zustand zu den Priestern und wohlhabenden Mitbürgern zurückkommt: Man munkelt jedoch auch, dass es dort Mädchen von zweifelhaftem Ruf geben solle, die von morgens bis abends die Böden wienern und schuften. Doch genau weiß dies keiner, da kaum etwas nach außen dringt.


Mein Leseeindruck:


Dieser wundervolle Roman, der auf engem Raum so vieles ausdrückt, was zwischen den Zeilen zu lesen ist, hat mich sehr begeistert: Wird anfangs eher die Geschichte von Bill erzählt, seiner Herkunft und seinem Weltbild, das zunehmend Risse bekommt, da er sensibel, empathisch, großmütig und sehr menschlich ist, so zeichnet sich bald ab, dass ihm bei der Auslieferung der Kohlenlieferung im Kloster (und nach dem Ereignis im Kohlenkeller) eine trügerische Farce seitens der Oberin aufgebunden wird: Anfangs eingeschüchtert, durchschaut er mehr und mehr die Mechanismen der Macht und muss (und wird) sich am Ende entscheiden, ob er klein beigeben - oder ob er etwas unternehmen wird.


Allein durch die Figur des Bill Furlong, der ein großes Herz und viel Gerechtigkeitssinn hat, erhält dieser Roman trotz seiner knapp bemessenen Seitenzahl eine unglaubliche Dynamik: Man kann die innere Entwicklung dieses sympathischen Mannes auf sehr menschliche Art und Weise mitverfolgen, der sich seiner Mitverantwortung stellt und handelt!


Der Stil Claire Keegan's ist schnörkellos und geradlinig, er transportiert in jedem Satz nicht nur Worte, sondern auch tiefe Emotionen; die kurzen Kapitel, in denen wir Bill Furlong begleiten, in Kälte und Winter zum Kloster fahren, sind atmosphärisch und haben eine hohe Sprachdichte, wobei der Roman sehr gut zu lesen ist, was ich überaus schätze. Auch die Tatsache, dass Bill seinen Vater nie kennenlernte, verschafft der Geschichte um die berüchtigten "Magdalenen-Heime" in Irland (und Großbritannien) eine zusätzliche Spannung.


Fazit:


Ein überaus lesenswerter, kurzer, aber voller tiefer Emotionen steckender Roman, in dem es um die Auflehnung gegen Machtmissbrauch von Schutzbefohlenen geht. Für Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Gegen das Wegschauen und das Verdrängen. Für Zivilcourage und persönlichen Mut, der in der Person von Bill Furlong zutage tritt. Den betroffenen Mädchen hätte man zu dieser Zeit (erst 1996 wurde das letzte Magdalenenheim in Irland geschlossen!) viele Bill Furlong's gewünscht! Eine absolute Leseempfehlung und 5*!

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