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Veröffentlicht am 04.10.2017

Absolut genial

Das Lied der Krähen
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Im Barrel von Ketterdam herrschen die Gesetze der Gangs, eine davon, die Dregs. Per Haskell ist der Kopf dieser Gang, doch seine Recht Hand Kaz Brekker, leitet auf den Straßen von Ketterdam seine Geschäfte. ...

Im Barrel von Ketterdam herrschen die Gesetze der Gangs, eine davon, die Dregs. Per Haskell ist der Kopf dieser Gang, doch seine Recht Hand Kaz Brekker, leitet auf den Straßen von Ketterdam seine Geschäfte. Ohne Skrupel und für jeden Auftrag bereit, wird er hier nur Dirtyhands genannt. Nun hat er einen ganz besonderen Auftrag erhalten, denn er soll einen gefährlichen Magier aus dem bestgesichertem Gefängnis der Welt, dem Eistribunal, befreien. Eine unlösbare Aufgabe? Nicht für Kaz, denn der glaubt, dass nichts unmöglich ist. Aus diesem Grunde sammelt er fünf weitere Außenseiter um sich, die ihn bei seiner Mission begleiten sollen. Nina - die Grischa, Inej - die nur das Phantom genannt wird, ein verurteilter Verräter - Matthias, ein Scharfschütze, der Glücksspielen nicht widerstehen kann - Jesper und Wylan - Sohn eines reichen Krämers mit einem Händchen für Sprengstoff. Diese sechs machen sich auf dem Weg, das Unmögliche möglich zu machen, doch eines ist klar, jeder hat Geheimnisse und auch der Auftrag hat es ganz schön in sich. Meine Meinung: Das Lied der Krähen schlug ja schon große Wellen, bevor es hier überhaupt in den Handel kam. Jetzt, nachdem ich es gelesen habe, weiß ich auch warum, denn Leigh Bardugo hat hier ein unglaubliches Fantasyepos erschaffen, mit dem sie mich restlos begeistern konnte. Diese Geschichte ist unglaublich Komplex und doch erzählt Bardugo sie mit einer Leichtigkeit, die beeindruckt. Der Schreibstil ist fesselnd und auch wenn es hier sehr ausschweifend wird, wird es nicht langweilig. Ganz im Gegenteil, man hat den Eindruck, die Charaktere und deren Innerstes absolut kennenzulernen. Sie erweckt mit Worten ihre Charaktere, aber auch gleichzeitig die Welt um sie herum, so dass man ein ganz klares Bild vor Augen hat, von den Begebenheiten, aber auch von den Personen. Der gesamte Plot ist ineinander verstrickt, dadurch, dass Bardugo immer wieder einen anderen ihrer Charaktere erzählen lässt, erfährt man ihre Hintergründe und doch verwebt sie die gedanklichen Rückblenden mit der aktuellen Handlung, wobei diese dann eher langsam voranschreitet. Trotzdem gab es mir als Leser das Gefühl, hier ganz tief dabei zu sein. Natürlich baut die Autorin auch immer wieder Szenen ein, die spannend und actiongeladen sind, aber auch da verstrickt sie das ganz geschickt mit den Personen. Es ist beim Lesen, als wenn man ganz viele kleine Bruckstücke langsam zu einem großen Gesamtbild zusammenbaut und dabei selbst mit der Geschichte verwoben wird. Ich hatte einfach den Eindruck, dass ich hier tatsächlich die Personen hinter den Masken, die sie zeigen, kennenlernte. Leigh Bardugo lässt einen personellen Erzähler das Geschehen und die Gedanken der Figuren in der dritten Person erzählen. Dabei wechselt er hier die Perspektiven zwischen den sechs Krähen, die auf der Mission zu einem Team zusammenwachsen müssen. Wenn man die Hintergründe der Charakere kennenlernt, dann merkt man erst, wie schwierig dies eigentlich sein müsste und doch merkt man, wie sie beginnen zueinander zu stehen. Die Charaktere scheinen überschaubar und doch sind auch diese völlig komplexe Persönlichkeiten. Begonnen beim eiskalt wirkenden Dirtyhands Kaz Brekker, in dem so viel mehr steckt, als nur der skrupellose Dieb. Er ist der Kopf der Gemeinschaft, der Denker und Ideengeber, aber auch seine Geschichte erfährt man hier und man merkt, wie es überhaupt dazu kam, dass er in Ketterdam landete. Nina, die Grischa und Matthias, der Drüskelle haben eine gemeinsame Vergangenheit, die mich berühren konnte. Inej, die von allen das Phantom genannt wird, konnte ich regelrecht vor mir sehen, wie sie an Fassaden klettert und lautlos durch Ketterdam schleicht. Jesper hat ein viel größeres Geheimnis, als man glaubt. Nur Wylan bleibt noch sehr ungreifbar für mich, aber da glaube ich, steckt Absicht dahinter. Ein Buch, das also gar nicht nur aus einem oder zwei Protagonisten besteht, sondern durch alle handelnden Personen zum Leben erweckt wird. Durch diese so unterschiedlichen Charaktere kommt es einfach zu allerhand Dynamik in der Gruppe und dadurch wird die Geschichte noch einmal mehr lebendig. Mein Fazit: Eine unglaublich komplexe High Fantasy Geschichte, die absolut lebendig wirkt und wird, allein durch diese ganz eigene Gruppendynamik, die hier zwischen den Charakteren entsteht, hat man das Gefühl, mittendrin zu sein. Es gibt Szenen mit Kampf und Action, aber Momente zum Nachdenken und innehalten. Die Welt wird lebendig und noch lebendiger werden die sechs Krähen. Ich liebe diese Geschichte und bin absolut gespannt auf die Fortsetzung. Wer High Fantasy der besonderen Art liebt, wird hier auf seine vollen Kosten kommen.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Magisch

Iskari - Der Sturm naht
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Einst galten Menschen und Drachen als Freunde, die Drachen dienten den Menschen sogar. Doch dann änderte sich etwas und die Drachen wurden gejagt. Das Mädchen Asha, die Tochter des Drachenkönigs, wurde ...

Einst galten Menschen und Drachen als Freunde, die Drachen dienten den Menschen sogar. Doch dann änderte sich etwas und die Drachen wurden gejagt. Das Mädchen Asha, die Tochter des Drachenkönigs, wurde durch den ersten Drachen, Kuzo, sogar schwer verbrannt und nach diesem Angriff legte Kuzo die gesamte Stadt in Feuer und Asche. Die Schuld dafür bekam Asha und es hat viele Jahre gedauert, bis die Stadt von den Sklaven neu aufgebaut wurde, doch dann erstrahlte sie in neuem Glanz. Heute ist Asha eine Iskari, eine Drachenjägerin und weil der erste Krieger ihres Vaters ihr damals das Leben rettete, wurde sie ihm zur Frau versprochen. Damit ist Asha allerdings alles andere als glücklich, denn dieser brutale Mann ist ihr einfach nur verhasst. Doch plötzlich gibt es eine neue Chance für Asha, denn wenn es ihr gelänge Kuzo zu töten, würde sie von ihrer Schuld und somit von ihrer Hochzeit entbunden. Doch mit dem, was dann geschieht, hätte sie niemals gerechnet.
Meine Meinung:
Es fiel mir gar nicht so leicht, diese Geschichte kurz zusammenzufassen, denn da steckt noch so viel mehr dahinter, so viel Fantasie und Komplexität, dass es mir fast schon zu wenig ist, was ich bis hierhin beschrieben habe, aber nur fast, denn ich möchte natürlich auch nicht zu viel verraten. Der Einstieg in dieses wunderschöne Buch fällt recht leicht, auch wenn man hier mitten in die Geschichte geworfen wird und ein wenig Zeit benötigt, um die Zusammenhänge zu verstehen. Doch Kristen Ciccorellis Schreibstil ist einfach umwerfend, der Stil eine Mischung aus moderner Sprache und doch märchenhaft. Dabei mutet der Stil auch sonst eher ein wenig wie tausend und einer Nacht an und hat vom ersten Augenblick an etwas magisches, verzauberndes. Viele Bilder sorgen für das passende Kopfkino und bringen noch einmal mehr Abwechslung.
Der Beginn ist noch recht zusammenhanglos, allerdings bekommt man hier einige Puzzleteile, teilweise sogar durch Rückblicke auf die alten Geschichten, die kapitelweise in die laufende Handlung einfließen. Dieses betonte zum einen noch einmal mehr das märchenhaft-magische und zum anderen brachte es auch interessante Erkenntnisse. Während der Plot also recht ruhig beginnt, wird doch dann immer mehr an der Spannungsschraube gezogen und ab einem Punkt war ich dann so gefesselt, dass ich alles rund um mich herum nicht mehr wahrgenommen habe, sondern tief in der Geschichte angekommen war. Neben all der Spannung und der magischen Momente mit den Drachen gibt es hier auch noch etwas fürs Herz und dieser Part konnte mich richtig berühren.
Erzählt wird hier in erster Linie aus der Perspektive Ashas, der Iskari und Tochter des Drachenkönigs, gewählt wurde die personelle Erzählform in der dritten Person. Das brachte dieses märchenhafte und magische noch einmal deutlich in den Vordergrund, da man ein bisschen das Gefühl hatte, einem Geschichtenerzähler zu lauschen und ließ dem Leser auch Raum für genügend eigene Fantasie. Zwischendurch, wie bereits erwähnt, gibt es hier kleinere Geschichten, von denen man erst später erfährt, was es damit auf sich hat.
Die Charaktere sind hier sehr gut ausgearbeitet und ich hatte lange Zeit nur Ahnungen, wer welches Geheimnis hütet. Asha, die Protagonistin war mir lange Zeit nur wenig sympathisch, doch trotzdem war spürbar, dass in ihr viel mehr steckt, als man zunächst kennenlernt. Zu Beginn scheint sie einfach nur die kalte und knallharte Drachenjägerin zu sein, doch so nach und nach gelingt es, dass sie immer mehr zu sich selbst findet. Auch hier konnte sie mich dann doch letzten Endes von sich überzeugen und ich habe mit ihr mitgefiebert und gehöfft.
Neben Asha ist noch Torwin, der Sklave des Kriegsherrn und zukünftigen Bräutigams Ashas. Dieser Mann hat mich vom ersten Mann berühren können und er ist ein Charakter, der das Herz schneller schlagen lässt. Neben diesen Beiden gibt es zahlreiche Nebencharaktere, die hier mit ihren Handlungen geschickt ins Geschehen eingreifen und einfach nur komplett passend und stimmig wirkten. Schnell hat man als Leser seine Sympathien, aber auch seine Antipathien hier verteilt.
Mein Fazit:
Auch wenn diese Geschichte ein Jugendfantasybuch ist, ist es doch recht anspruchsvoll und so fließend erzählt, dass auch erwachsene Fantasyfans hier auf volle Kosten kommen. Gerade Fans von Drachen sind mit dieser Geschichte genau richtig und werden sich hier wohl fühlen. Ich war von Beginn an begeistert und ab einem bestimmten Punkt wie gebannt und verzaubert von der Geschichte. Die Charaktere sind lebendig und gut ausgearbeitet und auch die Entwicklungen der einzelnen, aber auch der Personen untereinander sind nachvollziehbar und glaubhaft. Alles in allem ein weiteres Highlight des Jahres - lest hier unbedingt einmal rein.

Veröffentlicht am 13.01.2025

Positiv überrascht

Love Me Like It's Yesterday
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Taro ist gelernter Psychiater, doch seitdem sein Youtube Kanal Make her yours erfolgreich ist, lebt er als Influencer. Als ein neuer Konkurrent auftaucht, lässt sich Taro zu einer Wette hinreißen, er soll ...

Taro ist gelernter Psychiater, doch seitdem sein Youtube Kanal Make her yours erfolgreich ist, lebt er als Influencer. Als ein neuer Konkurrent auftaucht, lässt sich Taro zu einer Wette hinreißen, er soll mit seiner Methode eine Frau verführen, aber nicht irgendeine, sondern eine von einem User ausgewählte. Die Wahl fällt auf Juno, doch Taro könnte nicht überraschter sein, als er von der Möbelrestauratorin erfährt, dass sie alles Digitale ablehnt und noch nicht mal ein Handy besitzt. Zunächst denkt Taro ans Aufgeben, doch dann müsste er seinen Kanal löschen. Also beschließt er, Juno mit herkömmlichen Methoden rumzukriegen. Doch je mehr er Juno kennenlernt, desto mehr muss er sich eingestehen, dass sie etwas besonderes ist.
Der Klappentext und das Thema Digital Detox machten mich neugierig und auch das Cover finde ich definitiv ansprechend. Wie sehr mich dieser Roman aber überzeugen konnte, hat mich dann doch völlig überrascht.
Autorin Juliane Käppler schreibt sehr leicht und locker und man fühlt sich innerhalb kürzester Zeit mitten in die Geschichte versetzt. Richtig gut fand ich die Kapitelüberschriften über Junos Kapitel, die immer mit einer Art Wörterbuch begannen, mit Junos ganz eigenen Wortkreationen. Man bekommt hier auf jeden Fall eine Menge zum Schmunzeln, aber auch einige Momente, die nachdenklich stimmten. Genau das hat mich auch sehr positiv bei diesem Buch überrascht, denn diese RomCom hat auch ganz viel Tiefgang.
Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven zwischen Juno und Taro in der Ich-Erzählform, was dem Leser tiefe Einblicke in die Gefühle und Gedanken der beiden Charaktere gibt.
Wir lernen zu Beginn erst Taro und seinen Youtube Kanal kennen, wissen also, mit welchen Gedanken er bei Juno auftaucht. Der Blick auf Juno zeigt schnell, dass sie ein ganz besonderer Charakter ist, die sich aus persönlichen Gründen fern von Social Media und der digitalen Welt hält, selbst Kassetten begegnen dem Leser hier, für die, die es nicht mehr kennen: damit konnte man Musik aufnehmen und mit einem Recorder abspielen. Mir gefiel dieser Einblick besonders gut, denn es zeigt durchaus Vor- aber auch Nachteile unserer Welt. Immer erreichbar sein, ist nicht immer gut, sich durch Medien beeinflussen lassen? Auch das ist nicht immer positiv. Dieses Thema lässt den Leser auf jeden Fall innehalten und darüber nachdenken, vor allem auch mal darüber, einfach selbst mal den ein oder anderen Tag das Smartphone einfach mal links liegen zu lassen. Dabei ist die Geschichte durchaus ausschweifend erzählt, aber keineswegs langweilig, denn irgendwie ist sie so intensiv, dass man jeden Moment genießt.
Die Liebesgeschichte zwischen den Beiden ist absolut Slow burn und alles andere hätte hier auch nicht gepasst, denn auf den ersten Blick sind Juno und Taro so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Juno bezeichnet Taro zu Beginn als Hipster, was wirklich perfekt zu ihm passt. Er ist erfolgreich und in allem so, wie man es von einem Hipster erwartet, klare Linien in seiner Wohnung, teures Auto und natürlich ständig online. Juno ist ein wenig „angestaubt“ und das im wahrsten Sinne des Wortes aufgrund ihres Berufs. Aber auch sonst ist sie einfach anders, allein dadurch, dass sie alles an Medien ablehnt. Die Beiden lernen sich kennen und jeder gibt dem anderen auf eine andere Art Input, der zu den jeweiligen Entwicklungen der beiden passt. Mir haben beide unheimlich gut gefallen, da ich sie für absolut authentisch hielt.
Nebencharaktere gibt es gar nicht so viele, besonders im Gedächtnis sind mir Junos Nachbarn geworden, die gelinde gesagt, sehr nervig waren, aber durchaus für einen ganz spannende Plottwist sorgten.
Mein Fazit: Ein sehr warmherziges Buch mit tollten, lebendigen Charakteren und ein Thema, das wohl so gut wie jeden von uns trifft, denn wie oft ertappt man sich bei allem dabei, wieder einmal das Smartphone in die Hand genommen zu haben. Auch wenn die Geschichte manchmal weit ausgeholt wird, ist sie durchweg gut erzählt und weiß zu fesseln. Zum Lächeln, zum Lachen, aber auch zum Nachdenken und dabei noch wirklich toll geschrieben.

Veröffentlicht am 06.10.2024

Starker Krimi

Glutmoor (Janosch Janssen ermittelt 2)
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In einer Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand findet Krankenschwester Carina Sander ihre Familie tot vor. Alle vier wurden mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Kriminalkommissar Janosch Janssen ...

In einer Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand findet Krankenschwester Carina Sander ihre Familie tot vor. Alle vier wurden mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Kriminalkommissar Janosch Janssen erscheint gemeinsam mit seiner Vorgesetzten und Schwiegermutter am Tatort. Verschiedene Spuren deuten auf verschiedene Tatverdächtige, doch auch die Vergangenheit des Vaters Gregor Sander taucht während den Ermittlungen auf. So viele Anhaltspunkte und doch scheint keiner richtig. Wer kann so einen Hass auf die Sanders gehabt haben?
Der Klappentext machte mich sehr neugierig auf diesen Krimi und beim Lesen habe ich dann recht schnell festgestellt, dass es sich bereits um den zweiten Band der Reihe handelte, aber von meiner Seite aus gab es keinerlei Verständnisprobleme und ich kann sagen, dass man auch ruhig zugreifen kann, wenn man keine Vorkenntnisse hat.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er ist klar und schnörkellos und lässt sich flüssig lesen. Autor Lars Engels gelingt es hier problemlos, den Leser mit in seine Geschichte zu ziehen, da es ohne abzuschweifen bildhaft erzählt ist.
Da es hier recht schnell zum Auffinden der Leichen kommt, wird es auch schnell spannend. Viele kleine Fährten werden ausgelegt, die den Leser dazu animieren, Vermutungen aufzustellen und mitzurätseln. Hier scheint alles möglich zu sein, denn die Verdächtigen verhalten sich auch genauso.
Erzählt wird das Ganze aus unterschiedlichen Perspektiven aus den Sichten von Kriminalrätin Diana Quester, die auch gleichzeitig die Schwiegermutter des Kriminalkommissars Janosch Janssen ist und hin und wieder erhält man auch Rückblicke. Genau diese waren leider das, was mich an diesem Krimi nicht ganz so fesseln konnten. Normalerweise finde ich Einblicke in die Vergangenheit immer super, aber hier waren es die, die für mich Längen in die Handlung brachten.
Der Fall selber war wirklich interessant und auch der Beginn mit der Flucht aus der DDR, die der ermordete mit seinem damals besten Freund versucht hat, fand ich sehr interessant. Während es Sander glückte in die BRD zu flüchten, stirbt sein bester Freund.
Die Protagonisten Janssen und Quester fand ich beide sehr gut gelungen und authentisch. Janssen ist kurz davor Papa zu werden, denn seine Frau Helen ist in der 39. Woche. Langsam wird er nervös und immer wieder muss er feststellen, dass er vor allem Dinge, die Kindern angetan werden, nicht mehr so einfach verarbeiten kann. Als Mutter konnte ich das hervorragend nachvollziehen.
Auch seine Schwiegermutter Diana Quester fand ich absolut gelungen und ihre barsche Art nicht zu übertrieben. Hier muss auch sie selbst häufiger über ihre Handlungen nachdenken und umdenken.
Aber auch alle Nebencharakter sind authentisch und glaubhaft, was diesen Krimi absolut hervorhebt.
Mein Fazit: Ein wirklich spannender zweiter Fall für Janssen und Quester, die mir ebenfalls gut gefallen haben. Der Fall war grausam und die Ermittlungen spannend und luden zum miträtseln ein. Ich bin sehr gespannt auf weitere Fälle und freu mich auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 06.10.2024

Das Atlantis des Nordens

Rungholt
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Deutschland, Nordsee 1907 - als am Silvesterabend ein riesiger Eisberg an den Strand gespült wird, sind die Menschen mehr als neugierig, denn im Eis eingeschlossen kann man eine Jolle sehen. Auch Janna ...

Deutschland, Nordsee 1907 - als am Silvesterabend ein riesiger Eisberg an den Strand gespült wird, sind die Menschen mehr als neugierig, denn im Eis eingeschlossen kann man eine Jolle sehen. Auch Janna ist fasziniert, aber auch voller Hoffnung, denn seit fast einem Jahr wird ihr Zwillingsbruder vermisst, der auf einem Schiff angeheuert hatte. Neben den vielen Neugierigen kommen auch Gaukler ins Dorf, unter ihnen die alte Sigal mit ihrem Wagen. Beinahe magisch angezogen von der ungewöhnlichen Frau, macht Janna eine Entdeckung. Sigal besitzt ein uraltes Tagebuch einer Frau, die aus dem sagenumwobenen, vor 600 Jahren versunkenen Rungholt stammt. Während Janna Sigal vorliest, übersetzt diese das Tagebuch und irgendwann wird deutlich, dass das Schicksal der Frauen auf besondere Art miteinander verknüpft scheinen.
Ich muss gestehen, dass ich die Sage rund um das norddeutsche Atlantis zuvor nicht kannte, doch allein die Tatsache, dass Rungholt einst wirklich existierte, machte mich unglaublich neugierig auf dieses Buch.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, zum einen gibt es da Janna im Jahre 1907, zum anderen Lenore, deren Perspektive knapp zwei Jahre vor dem Untergang Rungholts 1360 beginnt. Dabei erzählt die Autorin mit einem wirklich unheimlich guten Schreibstil von den Ereignissen. Dank ihrer wohl durchdachten und unheimlich bildlichen Sprache sah ich nicht nur die Zeit um 1907, sondern auch Rungholt wurde für mich lebendig. Ich habe regelrecht eine Zeitreise begangen und bin fasziniert, wie dicht Autorin Ann-Kathrin Wasle hier recherchiert hat.
Mir haben zwar beide Perspektiven, die jeweils ihre eigenen Geheimnisse und Besonderheiten hatten, sehr gut gefallen, aber die Erzählungen von Rungholt haben auch mich auf ganz besondere Art und Weise berührt, da ich auch immer im Hinterkopf hatte, dass damals wirklich hier so viele Menschen ums Leben kamen.
Die Handlungen beider Zeitebenen spiegeln die damaligen Zeiten recht gut wieder, zwar gibt es hier und da Längen, aber ich bin auch kein versierter Leser historischer Romane. Ab einem gewissen Punkt kommt der schon von Grunde auf düsteren Story ein mystischer Aspekt hinzu, der das Buch dann spannend werden lässt. Ich hatte zwar meine Vermutungen, war mir aber nie sicher und wurde dadurch immer Tiefer in die Geschichte gezogen.
Beide Zeitebenen haben einen ähnlichen Ton, während Lenore 1360 auf Rungholt auf ihren Verlobten wartet, wartet Janna auf ihren Bruder. Beide Frauen haben somit einen geliebten Menschen auf hoher See verloren.
Wirklich fasziniert bin ich von Rungholt selber, diese Stadt, deren Bürger von Handel lebten und die sehr groß gewesen sein muss, ich las den Vergleich zu Hamburg zur damaligen Zeit in der Rungholt 2000 Einwohner und Hamburg 5000 Einwohner hatte. Diese Stadt war in nur einer Nacht einfach vom Meer verschluckt. Noch heute werden Fundstücke der Stadt ausgegraben und irgendwie berührt dies ungemein. Wirklich sehr interessant und sehr bewegend.
Janna wirkt zunächst sehr ruhig, schüchtern und wie eine Tagträumerin. Mir war sie umgehend sympathisch und ihre Faszination für Rungholt konnte ich absolut verstehen. Ich selber habe mir seitdem ein paar Dokumentationen angeschaut und Berichte im Internet gelesen und dieses Thema wirkt ganz besonders, so viele verlorene Menschen, für immer unter dem Schlick des Watts begraben. Aber kommen wir zurück zu Janna, während sie die alte Sigal abends besucht und ihr Lenores Tagebuch vorliest, wird Janna mutiger, schafft es aus sich herauszukommen und für sich einzustehen. Die Entwicklung war glaubwürdig und hat mir gut gefallen.
Lenore im Jahre 1360 war eine sehr mutige, extrem starke Frau, die sich nicht so leichter klein machen ließ. Sie fand ich unglaublich sympathisch und ich habe mit ihr mitgebangt, denn Lenore will mit Eintritt ihrer Volljährigkeit Rungholt verlassen. Für mich war sie auf jeden Fall ihrer Zeit weit voraus.
Neben den beiden Protagonistinnen gibt es einige Nebencharaktere, von denen vor allem Lenores Vetter Thorstein einen großen Raum einnimmt. Doch auch die weiteren Charaktere sind authentisch und lebendig und ich fand sie richtig gut ausgearbeitet,
Mein Fazit: Wer sich von alten Sagen begeistern lässt und eine unglaublich lebendige Geschichte dazu lesen möchte, sollte hier in Rungholt reinschnuppern. Wirklich toll geschrieben, sehr düster und mystisch und mit einer Portion Wehmut, weil man den Ausgang Rungholts ja kennt. Sehr lesenswerter Roman.