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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2017

Die Vergangenheit holt einen immer ein

Die gute Tochter
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Achtundzwanzig Jahre ist es her, dass die Familie des Rechtsanwalts Rusty Quinn, bestehend aus der Mutter Gamma Quinn und ihren Töchtern Samantha und Charlotte, von den Brüdern Culpepper überfallen wurden. ...

Achtundzwanzig Jahre ist es her, dass die Familie des Rechtsanwalts Rusty Quinn, bestehend aus der Mutter Gamma Quinn und ihren Töchtern Samantha und Charlotte, von den Brüdern Culpepper überfallen wurden. Dabei wurde Gamma vor den Augen ihrer Töchter getötet und Samantha mit einem Schuss in den Kopf schwer verletzt und bei lebendigem Leib vergraben. Charlie konnte zwar entkommen, wurde dabei aber schwer traumatisiert. Heute arbeitet Charlotte ebenfalls als Rechtsanwältin gemeinsam mit ihrem berühmt berüchtigten Vater, der sich in dem kleinen Ort in Georgia viele Feinde machte, weil er immer den sogenannten Abschaum vertrat. Dann wird Charlotte plötzlich Zeugin eines Schusswechsels an einer Schule, bei der eine achtjährige Schülerin und der Direktor der Schule getötet wurden. Schützin, die Schülerin Kelly Wilson, doch was war ihr Motiv? Charlotte beginnt zu forschen, doch gleichzeitig wird sie von ihren Erinnerungen eingeholt.
Meine Meinung:
Karin Slaughter ist wohl schon seit langer Zeit nicht mehr aus der Thrillerwelt wegzudenken und auch ich bin seit Belladonna, ein großer Fan der Autorin. Mit Die gute Tochter hat sie aber ihren Hauptaugenmerk auf ganz andere Bereiche gelegt und erzeugt eher Grauen durch lange zurück liegende Traumata.
Der Schreibstil ist ohne Frage wieder richtig gut, sie fesselt den Leser an ihre Seite und mit ihrer Geschichte und lässt durch viele Details das Geschehen absolut realistisch und lebendig werden. Allerdings könnte dies auf den ein oder anderen Leser langatmig wirken. Mir wiederum hat dies sehr gut gefallen, da alles einfach eine Portion realistischer dadurch wurde. Sprachlich ist alles gut verständlich und auch bei den Taten nimmt die Autorin kein Blatt vor den Mund, sie erzählt durchaus schonungslos, wie die Opfer aussahen. Das macht sie z. B. beim Beschreiben des Mordes an der Mutter der Mädchen durch Wiederholungen sehr eindringlich und man kann als Leser absolut verstehen, warum die Mädchen auch als gestandene Erwachsene noch darunter leiden.
Der Plot ist hier sehr ungewöhnlich aufgebaut, denn Slaughter wechselt gerne zwischen den Perspektiven der Schwestern und auch in der Zeit. Mal erfährt man den Überfall aus Charlottes Sicht mal aus Samanthas, dies geschieht ebenso in der Gegenwart. Es kommt immer wieder zu spannenden Situationen, aber hier geht es nicht um das reine Tempo sondern vielmehr um das, was mit den Opfern der Überfälle geschehen ist und wie sich dies auf deren Psyche auswirkt. Gerade der Mittelteil wirkte dadurch etwas langatmig, aber nicht langweilig.
Durch einen Erzähler in der dritten Person erlebt der Leser das Geschehen. Dabei wird man hier zu einem Beobachter, der aber auch zu großen Teilen die Schrecken sehr deutlich gezeigt bekommt. Man ist nah am Geschehen, erlebt es aber immer wieder anders, da ja auch die Perspektiven wechseln. An manch einer Stelle wurde ich mit unvorhersehbaren Wendungen regelrecht überrascht, seien es Ereignisse aus der Vergangenheit, die erst jetzt wirklich herauskamen oder mit aktuellen Ereignissen. Das im Gesamtpaket wirkt alles sehr authentisch und man könnte hier fast schon vermuten, dass es irgenwo in einem kleineren Ort in Georgia wirklich zu diesen Ereignissen kam.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, man kann sich in die Schwestern, die hier als Protagonistinnen abwechselnd erzählen, sehr gut hineinversetzen. Vor allem Charlotte leidet bis heute noch sehr unter dem lang zurückliegenden Überfall, allerdings werden die Gründe dafür immer greifbarer, je weiter die Geschichte fortschreitet. Zunächst hatte ich noch recht wenig Verständnis, warum sie ausgerechnet an dem Ort des Grauens bleibt und sich sogar dafür entscheidet, mit ihrem Vater in der Kanzel zu arbeiten. Aber die Auflösung ist absolut glaubhaft. Samantha hingegen scheint das gesamte Geschehen auf den ersten Blick psychisch besser überstanden zu haben, auch wenn sie bis heute körperlich leidet, ist sie eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Doch auch bei ihr liegt noch mehr im Verborgenen, was sich erst später herauskristallisiert. Ein weiterer sehr spanender Charakter ist Rusty, für den ich zu Beginn nur wenig Sympathie aufbringen konnte, der mich aber letzten Endes doch absolut überzeugen konnte.
Mein Fazit:
Ein Buch, bei dem mich das gewählte Genre Thriller ein wenig stutzig zurücklässt, denn der eigentlich Fall, der hier aktuell vorliegt, bleibt eher im Hintergrund. Stattdessen werden hier eher die Bewältigung des Traumas der Vergangenheit in den Vordergrund gesetzt und auch die Charakterisierung der Protagonisten ist äusserst wichtig. Für Leser, die einen typischen Slaughter Thriller erwarten, kann dies sehr irreführend sein, denn meiner Meinung nach ist dies hier nur am Rande ein Thriller, auch wenn Slaughter durchaus Taten detailliert beschreibt. Für mich ein eindrucksvolles Buch, das mir nahe ging, für hartgesottene Thrillerfans könnte es abereher enttäuschend sein.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Gelungene Umsetzung

Unter Wasser hört dich niemand schreien
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Das Glück der Familie McGinnis, Phil und seine Frau Liz und die vierzehnjährige Danielle, scheint perfekt. Dank Phils neuem Job haben sie die Möglichkeit in die Luxusgegend The Palms zu ziehen, wo die ...

Das Glück der Familie McGinnis, Phil und seine Frau Liz und die vierzehnjährige Danielle, scheint perfekt. Dank Phils neuem Job haben sie die Möglichkeit in die Luxusgegend The Palms zu ziehen, wo die Häuser und Grundstücke einfach nur gigantische Ausmaße haben. Die Nachbarschaft ist elitär und im ersten Moment fühlt sich Liz, die als Schülerberaterin an einer Highschool arbeitet, doch recht fehl am Platze. Doch bei einer Party lernt sie die Nachbarn dann doch besser kennen, unter anderem Sonia Jorgensen, deren Tochter Kelsey in Danielles Alter ist und mit ihr gemeinsam zur Schule gehen wird. Kurzerhand lädt Liz Kelsey ein, damit die Mädchen sich besser kennenlernen. Die beiden Teenies freunden sich schnell an und schon bald geht Kelsey bei den McGinnis ein und aus. Aber ob das so gut ist?
Meine Meinung:
Dieses Cover, so schlicht und doch gleichzeitig so anziehend, machte mich wieder einmal neugierig auf die Geschichte dahinter. Diese hat es dann auch ganz schön in sich und ich kann sagen, dass ich vom ersten Moment an gefesselt war, von dieser sehr intensiven Story. Der Einstieg beginnt gleich spektakulär, denn die Autorin kommt umgehend mit dem im Wasser treibenden Mädchen daher und beginnt erst dann mit der eigentlichen Geschichte. Der Schreibstil konnte mich begeistern, denn Paula Treick DeBoard schreibt mit klarer, moderner Sprache und beschreibt ohne Ausschweifungen ihre Geschichte. Doch trotzdem bleibt sie dabei bildlich genug, dass man sich als Leser einen guten Eindruck von der Situation der Charaktere bilden kann. Aufgrund dass das Ende bereits am Anfang beschrieben wird, möchte man einfach nur wissen, wie es soweit kommen konnte und was dahinter steckt und dies treibt den Leser durch die Story.
Somit hat man gleich einen spannenden Einstieg, der danach kurzzeitig ausgebremst wird, denn die Autorin beschreibt in Rückblicken, was geschehen ist. Allerdings packt sie zwischen den einzelnen Abschnitten, immer wieder Einblendungen aus der Gegenwart. Somit rätselt man immer wieder, was kann jemanden soweit getrieben haben, um das Mädchen in den Pool der Familie McGinnis zu schubsen. Also es wird spannend und DeBoard treibt den Leser immer weiter in Richtung Höhepunkt der Geschichte. Es ist ein unblutiger Thriller, den ich fast schon in Richtung Psychothriller einstufen würde, aber er ist wirklich so greifbar beschrieben, dass man sich hier perfekt in die Protagonistin einfühlen kann. Die Umsetzung hat mir sehr gut gefallen.
Interessant ist hier wirklich der Erzählstil, den die Autorin verwendet. In der Ich-Form aus den wechselnden Perspektiven zwischen den Eheleuten Phil und Liz lässt sie die Ereignisse für den Leser lebendig werden. Man spürt den Beiden nach und ist zwischendurch fast schon sprachlos über die eigentliche Hilflosigkeit zweier Erwachsener.
Die Protagonistin Liz ist eine sehr sympathische Frau und anhand des Klappentextes ahnt man als Leser ja, dass sie tatsächlich in der Lage zu sein scheint, einem Mädchen etwas anzutun. Allerdings lernt man sie als sehr freundliche, bodenständige Frau kennen, die auch gleichzeitig eine wirklich tolle Mutter für ihre Tochter Danielle ist. Sie gibt dem Mädchen Halt und Sicherheit, dabei spürt man, dass sie lange Zeit alleinerziehend war, denn die Beiden geben ein wirklich gutes Team ab.
Phil ist ebenfalls sehr sympathisch, aber auch wenn man ihn durch seine Einblendungen im Buch kennenlernt, so bleibt er doch blass. Ich bin hier immer noch hin- und hergerissen, wie glaubwürdig ich ihn finden soll. Aber da kann ich eigentlich nur sagen: lest es am besten selbst, denn da verrate ich nachher noch zu viel.
Kelsey ist übrigens ganz unglaublich, sie brachte meine Emotionen so richtig in Wallung und ich bin von mir fast schon überrascht, wie abgrundtiefe Abneigung zu diesem Charakter bei mir entstehen konnte. Diesen Charakter hat die Autorin wirklich sehr gut dargestellt und konnte mich absolut überzeugen. Sie ist schon sehr speziell und meine Frage von Beginn der Geschichte, wieso man einen Teenager nur so sehr ablehnen kann, wurde mir eindrucksvoll beantwortet.
Mein Fazit:
Ein interessant aufgebauter, abwechslungsreicher Thriller, der ohne blutige Details den Leser in seinen Bann schlägt und durchaus dazu bringt, die eigenen Emotionen hochkochen zu lassen. Ein guter, mit den nötigen Details versehener Schreibstil und die Frage nach dem Wieso lassen das Buch zu einem Pageturner werden. Glaubwürdige, authentische Charaktere, die mich teilweise mit ihren Handlungen regelrecht verblüffen konnten und ungläubig mit dem Kopf schütteln ließen, runden das Gesamtbild ab. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.07.2025

Mit Höhen und Schwächen

Faebound
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Als jüngste Kommandantin der Elfen glaubt Yeeran es endlich geschafft zu haben. Doch schon ihr erster Einsatz geht völlig schief und sie muss ins Exil. Begleitet wird sie dabei von ihrer Schwester Lettle ...

Als jüngste Kommandantin der Elfen glaubt Yeeran es endlich geschafft zu haben. Doch schon ihr erster Einsatz geht völlig schief und sie muss ins Exil. Begleitet wird sie dabei von ihrer Schwester Lettle und ihrem Kommandanten Rayan. Doch jenseits der Grenzen treffen sie auf die seit vielen Jahren angeblich ausgestorbenen Fae, die für ihre Magie, aber auch ihre Grausamkeiten bekannt waren. Sie geraten in Gefangenschaft, aber schnell lernen sie, dass was sie glaubten über die Fae gewusst zu haben, sich als Irrtum erweist.
Über die Gestaltung dieses wunderschönen Buches brauche ich wohl erstmal nichts sagen, denn es ist wirklich wieder ein optisches Highlight.
Doch ich muss leider zugeben, dass es mir hier unheimlich schwerfiel, in die Geschichte einzusteigen. Dabei erzählt Saraa El-Arifi sehr gefühlvoll und bietet ihrer Geschichte ganz viel Atmosphäre, doch so richtig konnte mich der Stil nicht packen und ich habe ihn als eher holprig denn flüssig empfunden. Einmal in der Geschichte wirklich angekommen, fiel es dann leicht, ihr zu folgen.
Richtig gut gefallen hat mir das Worldbuilding, es ist zwar komplex, aber so leicht dargestellt, dass es sofort vorstellbar wird. Sei es das ausgefeilte Magiesystem oder die Stadt der Elfen, alles ist gut vorstellbar. Auch das wir hier Einblick in die Geschichte erhalten, fand ich toll.
Ein weiterer, für mich großer Pluspunkt, war die Integration der queeren Charaktere, ganz natürlich und ohne großen Fingerzeig, einfach so wie es sein sollte. Allerdings läuft es auch hier nicht ohne Vorurteile ab, denn andere Völker akzeptieren oder tolerieren ist dann wieder ein ganz anderes Thema.
Doch dann gibt es leider einen Punkt, der mir so gar nicht gefallen hat, denn die Spannung blieb flach, Wendungen, oftmals schon angedeutet, kamen überraschend für die Figuren und vieles wurde einfach unnötig in die Länge gezogen.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven der Schwestern Lettle und Yeeran. Diese sind beide Erwachsen und doch fand ich ihr Verhalten nicht immer dem Alter entsprechend, vor allem Lettle war da schwierig. Insgesamt empfand ich sie aber als umfangreich ausgearbeitet. Ebenso wie den ein oder anderen Nebencharakter, der nochmal Blickwinkel veränderte oder die Handlung interessanter machte.
Interessant war es, manche Momente aus beiden Sichten zu erfahren, was den Figuren mehr Tiefe verleiht, jedoch die Spannung zäher macht.
Mein Fazit: Gefahren, Intrigen, Machtkämpfe und eine Toleranz für queere Charaktere haben mir ausgesprochen gut gefallen. Doch ist Faebound definitiv ein Buch der ruhigen Töne, wer Action und Spannung bevorzugt, könnte enttäuscht werden. Da es für mich einige positive Aspekte gab und das Buch mit einem Cliffhanger endete, werde ich definitiv weiterlesen.

Veröffentlicht am 15.07.2025

Zum Miträtseln

The Perfect Marriage
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Seit zehn Jahren sind die erfolgreiche Anwältin Sarah und der nur leidlich bekannte Schriftsteller Adam sind seit mittlerweile zehn Jahren verheiratet. Doch um ihre Ehe ist es nicht allzu gut gestellt. ...

Seit zehn Jahren sind die erfolgreiche Anwältin Sarah und der nur leidlich bekannte Schriftsteller Adam sind seit mittlerweile zehn Jahren verheiratet. Doch um ihre Ehe ist es nicht allzu gut gestellt. Während Sarah sich in die Arbeit stürzt, sucht sich Adam eine Affäre. Mit Kelly verbringt er Schäferstündchen im vom Sarah gekauften Ferienhaus. Doch eines Morgens steht die Polizei vor ihrer Stadtwohnung, im Ferienhaus wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden: Kelly und Adam steht unter Tatverdacht. Trotz des Schocks übernimmt Sarah die Verteidigung ihres Mannes.
Ich hatte bereits im Vorfeld viele gute Meinungen zum Buch gelesen und war sehr gespannt.
Der Einstieg fällt sehr leicht, Autorin Jeneva Rose schreibt leicht und flüssig und zieht dadurch schnell in ihren Bann.
Der Fall scheint zunächst glasklar, doch schnell stellt sich hier heraus, dass auch das Opfer Geheimnisse hatte. Je mehr Personen auftauchen, desto undurchsichtiger wird der Fall.
Erzählt wird dieser Thriller aus abwechselnder Perspektive zwischen Sarah und Adam durch einen Erzähler in dritter Person. Wir bleiben hier Beobachter durch die Augen der beiden Protagonisten. Diese Blicke auf die anderen Charaktere schüren Misstrauen und laden förmlich zum Miträtseln ein.
Es gibt hier zwar einige Charaktere, die aber letzten Endes überschaubar bleiben, was aber mit daran liegt, dass jeder einzelne klar gezeichnet wurde. Oder halt auch eher unklar, denn als Leser wirkt hier einfach jeder verdächtig und so richtig sympathisch ist auf den ersten Blick auch niemand.
Sarah wirkt unterkühlt und berechnend, doch je mehr Einblicke man bekommt, desto mehr wird klar, wie clever diese Frau ist. Ihren Mut ausgerechnet ihren fremdgehenden Ehemann zu verteidigen, habe ich ihr hoch angerechnet.
Adam wirkt trottelig und naiv und ist mit Mitte dreißig immer noch Mamas Bärchen, was mich so manches Mal mit dem Kopf schütteln ließ. Für mich passten die beiden überhaupt nicht zusammen, was man auch an ihren Schwierigkeiten in der Ehe sieht.
Neben diesen kommen aber noch einige weitere Charaktere, wie Sarahs Kollegen oder die ermittelnden Beamten hinzu. Jeder ließ mich die Stirn runzeln, keiner war sympathisch und alle verdächtig. Letztendlich hat die Autorin mich gut an der Nase herumgeführt, was mir schon lange nicht mehr passiert ist.
Mein Fazit: Auch wenn dieser Thriller im Endeffekt eher unaufgeregt und unblutig bleibt, wird er doch immer mehr zum Pageturner. Jeder ist verdächtig und so richtig mag man niemanden. Genau das macht das Buch so unglaublich spannend und fesselnd. Ich empfehle es gerne, auch an zartbesaitete Leser.

Veröffentlicht am 14.07.2025

Gute Unterhaltung

Ghosted
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Emily, die in eher ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hat diesem Leben den Rücken gekehrt und wohnt nun mit ihrer besten Freundin in London. Sie will ein völlig neues Leben beginnen und einfach Karriere ...

Emily, die in eher ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hat diesem Leben den Rücken gekehrt und wohnt nun mit ihrer besten Freundin in London. Sie will ein völlig neues Leben beginnen und einfach Karriere machen. Bei diesen Versuchen lernt sie Andy kennen, der eigentlich nichts so ihr Typ ist, der sie aber besser versteht als andere. Doch dann meldet sich Andy von heute auf morgen einfach nicht mehr bei Emily. Nun glaubt sie wieder, dass all das nur an ihr liegt, und sucht in allem ihre Schuld, sie will nun eine bessere Version ihrer selbst werden, doch eigentlich gibt sie sich dabei immer mehr auf. Als dann allerdings Andy, nach einer Ouija Sitzung als Geist erscheint und Emily bittet, herauszufinden, was mit ihm geschehen ist, stimmt sie zu.
Die Geschichte rund um Emily startet quasi mittendrin, Autorin Rosie Mullender erzählt gleich drauflos und ich mochte den Schreibstil sehr, er liest sich leicht und flüssig und hat genau die richtige Prise Humor, aber auch ein wenig Ernsthaftigkeit, mit der diese Geschichte ein wenig Tiefe bekommt.
Da Andy und Emily sich auf die Suche begeben, was mit Andy passiert ist, wird die Geschichte auch recht spannend. Die Dialoge sind größtenteils witzig und vor allem Andy sorgte für viele Schmunzler.
Erzählt wird von Emily, die ihr altes Leben hinter sich lassen möchte. Ich fand sie zunächst als Protagonistin unheimlich nervig, sie versucht nach außen so perfekt zu wirken, dass es beinahe zwanghaft ist. Ihr Social Media Auftritt muss perfekt sein und dafür muss ihr Äußeres stimmen, das wirkte natürlich reichlich oberflächlich. Doch je mehr man über sie erfuhr, desto größer wurde auch das Verständnis für Emily und ihr Verhalten, denn im Grunde steckt Emily voller Selbstzweifel und diese loszuwerden, ist gar nicht so einfach. Wir begleiten sie auf dem schweren Weg, sich selbst zu zu lieben und letzendlich auch zu akzeptieren.
Andy ist hier der Charakter, der einem schnell ans Herz wächst. Er ist chaotisch, aber durch und durch liebenswert und mit seiner Art schafft er es auch immer mehr bei Emily durchzudringen.
Mein Fazit: Ghosted ist eine sehr humorvolle RomCom, die aber auch mit dem Thema Selbstliebe und Akzeptanz Tiefe bekommt. Zugegeben, Protagonistin Emily ist wirklich oft nervig und ließ mich hin und wieder mit den Augen rollen, doch Andy machte hier viels wieder wett. Insgesamt kann ich die Geschichte für gute Unterhaltung zwischendurch absolut empfehlen.