Hier spalten sich Herz und Verstand
Faded - Wenn alles stillstehtKlappentext:
Als Felicity Wilde mit nichts außer einer alten Gitarre und einem gefälschten Ausweis in Nashville ankommt, will sie nur eins: so unauffällig wie möglich bleiben. Aber sie hat nicht mit Ryder ...
Klappentext:
Als Felicity Wilde mit nichts außer einer alten Gitarre und einem gefälschten Ausweis in Nashville ankommt, will sie nur eins: so unauffällig wie möglich bleiben. Aber sie hat nicht mit Ryder Woods gerechnet. Der stadtbekannte Rockstar schlägt sie vom ersten Moment an in seinen Bann. So sehr Felicity auch versucht, die Gefühle, die er in ihr weckt, zu unterdrücken, fasziniert er sie bei jeder Begegnung mehr. Doch ein Leben im Rampenlicht an Ryders Seite ist für Felicity eigentlich unmöglich …
Der Schreibstil:
Julie Johnson schreibt wundervoll. Man spürt die Musik, die in den Protagonisten lebt auf jeder Seite und sie pflicht so viele Emotionen in ihren Text ein, dass man einfach nicht unberührt bleibt. Das Buch ließ sich wunderbar flüssig und leicht lesen. Ein „In einem Rutsch“-Buch. Definitiv.
Meine Meinung:
Ehrlich gesagt brauchte ich etwas, um mich dazu durchzuringen, mit dem Buch anzufangen. Nach Band eins wusste man ja nun, dass es nicht ganz so glücklich anfangen würde. Ich drücke mich vor solchen Passagen immer gerne und habe mir dann gesagt: Dann lies erst mal nur zwei Kapitel. Das hat aber nicht geklappt. Ich musste weiterlesen:) Und habe bis auf eine Unterbrechung nicht aufgehört.
Klar ist da eine gewisse deprimierende Stimmung am Anfang, aber die Autorin hat es geschafft, diese so zu beschränken, dass es für mich als Leserin nicht allzu nervenaufreibend wurde. Anfangs wird viel aus Felicitys Perspektive erzählt. Man bekommt eine vage Vorstellung davon, was in den letzten zwei Jahren passiert ist und es wird sofort wieder sehr emotional. Anstatt einer nervigen Protagonistin trifft man auf eine, die sich vor ihren Emotionen versteckt, um nicht daran zu zerbrechen. Das beschreibt die Autorin wirklich sehr schön und hat es für mich alles erträglicher gemacht. Auch bei Ryder ist noch so viel und er gibt dem Leser im Hier und Jetzt Hoffnung, dass es besser werden kann. Er ist der Kämpfer in diesem Band und das trägt unheimlich durch die Geschichte.
Es ist also keine richtige deprimierende Stimmung am Anfang, sondern vielmehr ein brodelnder Topf voll Ungesagtem, Versprochenem, Enttäuschungen, Hoffnungen, Wut, Trauer und Liebe, der überzukochen droht.
Felicity ist hier die Person, die die Vernunft verkörpert. Sie kann das Geschehene zurecht nicht einfach hinter sich lassen und besteht so zunächst sehr stur auf ihre Position.
Ich habe mich zwischenzeitlich immer wieder beim Lesen gefragt, wie die Autorin das richten will. Wie will sie es schaffen, Felicity wieder Vertrauen und Hoffnung zu geben, ohne dass die Authentizität dabei verloren geht? Ohne das Felicity sich erneut in eine Beziehung begibt, die wieder zu zerbrechen droht?
Ryder sieht das Ganze etwas einfacher und ich bin froh drum. So kommt nämlich eine Ahnung von dem, was in Band eins passiert ist, auch in diesem Band wieder vor. Zudem muss man eben manchmal auch leichtsinnig sein und Risiken eingehen, wenn man weiterkommen will. Dennoch ist er gleichzeitig unheimlich naiv und fühlt sich dann ziemlich vor den Kopf gestoßen, wenn es nicht so aufgeht, wie er sich das vorgestellt hat. Das war an der ein oder anderen Stelle schon etwas merkwürdig, denn er spricht dann beispielsweise zwei Wochen lang nicht mit Felicity, nur weil sie ihm nicht gleich vertrauen wollte und letztendlich reicht ein Moment, um es für ihn wieder gerade zu biegen. Das ist das, was ich gerade meinte. Wie will die Autorin es schaffen, dass es authentisch rüberkommt? Authentizität ist hier der entscheidende Punkt und der hat mir an einigen Stellen etwas gefehlt. Es ist aber auch einfach eine sehr verzwickte Lage, in der sich die beiden da befinden und ich selbst könnte nicht sagen, wie ich es besser gemacht hätte. Vielleicht durch noch mehr Gespräche, noch mehr Zeit. Dabei ist es keinesfalls so, dass sie nicht sprechen. Hier hat die Autorin wieder wundervoll die Musik eingebunden und manchmal muss so ein Gespräch dann eben auch sehr laut geführt werden, was ich als sehr passend für die starken Emotionen empfand.
Letztlich verfolgt man als Leser, wie die beiden Protagonisten auf einem Pfad laufen, der sich unweigerlich wieder zueinander führt. Nur manchmal überspringen sie einen kleinen Teil, manchmal stürzen sie dafür aber auch ab.
Mir hat gefallen, dass zumindest immer deutlich wurde, worum es ging. Worum es Ryder und vor allem worum es Felicity ging, wenn sie stur blieben, sauer waren oder verletzt. Auch da hat die Autorin dem Leser die Emotionen sehr schön begreiflich gemacht.
Was mich zum Ende hin noch gänzlich verwirrt hat, war, dass es da eine ganz entscheidende Information gibt, die Felicity verschweigt, die sie aber auch selbst zuvor nie in ihren Gedanken erwähnt. Bei dieser Sache mutet dies allerdings schon sehr unauthentisch an, denn es muss sie auf jeden Fall belastet haben. Das ploppte mir am Ende etwas zu kurz und überraschend auf, um wirklich authentisch zu sein.
Schön dagegen fand ich, wie die Eltern der beiden in die Geschichte eingeflochten wurden. Das waren für mich kleine Highlights und Momente, in denen die Geschichte nochmal richtig zeigen konnte, dass sie nicht nur aufs Happy End abzielte. Ryder selbst macht nämlich manchmal diesen Eindruck, da er als trockener Alkoholiker und ehemaliger Suchtkranker dann doch sehr positiv in seine Zukunft sah. Hinsichtlich dessen, dass dies in Band eins alles zerstört hat, empfand ich das als etwas naiv. Auch von Felicity. Ein paar Seiten mehr hätte dem Buch so an einigen Stellen nicht geschadet.
Fazit:
Ich bin nicht ganz so beflügelt wie bei Band eins. An einigen Stellen fehlte mir ein wenig Authentizität und die Autorin hat mir einiges als zu positiv geschildert. Dem Buch hätten zudem hier und da ein paar Seiten mehr nicht geschadet, da vieles dann doch sehr schnell abgehandelt wurde. Dennoch war es wieder ein sehr emotionales Vergnügen, dieses Buch zu lesen und ich bin einfach um die Idee der Geschichte dankbar. Es zeigt, wie kaputt man gehen kann, wenn man etwas nicht für sich, sondern für andere tut und wie sich alles ins Gegenteil verkehren kann, wenn man sich dann doch auf andere verlässt, vertraut und dabei ein wenig an sich selbst denkt.
4 von 5 Sterne von mir.