Profilbild von Sioux

Sioux

Lesejury Star
offline

Sioux ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sioux über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2020

Liebe für unendlich. Mit all ihren Emotionen.

All Your Kisses
0

Klappentext:
Als Rune Kristiansen nach Blossom Grove, Georgia, zurückkehrt, hat er nur eins im Sinn: herausfinden, warum Poppy ihn von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verbannt hat. Und das, obwohl ...

Klappentext:
Als Rune Kristiansen nach Blossom Grove, Georgia, zurückkehrt, hat er nur eins im Sinn: herausfinden, warum Poppy ihn von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verbannt hat. Und das, obwohl sie ihm versprochen hatte, bis in alle Ewigkeit auf ihn zu warten. Zwei Jahre lang hat Poppys Schweigen Rune jeden Tag aus Neue das Herz gebrochen, doch als er ihr nach all der Zeit das erste Mal wieder gegenübertritt, weiß er augenblicklich, dass der schlimmste Schmerz ihnen erst noch bevorsteht.

Cover:
Ich liebe das Cover. Es erinnert mich an die Farbexplosion bei einem Holi-Festival. Doppelt schlicht gelungen würde ich sagen. Ein echter Hingucker im Bücherregal. Ob man es nun lieber bunt oder dunkel mag.

Schreibstil:
Es ist mein erstes Buch von Tillie Cole und ich bin total überrascht, dass die Autorin nicht längst zusammen mit Emma Scott und Brittainy C. Cherry erwähnt wird, denn sie schreibt ebenso emotional wie die beiden und wagt sich an die unschönen Themen. Die Emotionen waren einfach wunderbar greifbar und immer wieder setzte sie geschickt Wiederholungen und Ergänzungen ein, die den ganzen Text miteinander verbanden. Das passte super zu der Liebe zwischen Rune und Poppy, denn ihre Liebe ist schließlich immer da und bleibt die Haupthandlung.
Man stellt sich hier also darauf ein, etwas ausführlicher von Gefühlen zu lesen. Dennoch zaubert die Autorin mit dieser Ausführlichkeit auch ein paar Längen ins Buch, die man entweder genießt oder als störend empfindet.

Meine Meinung:
Wenn die ersten Seiten dich schon verzaubern, wie willst du dann dem Charme des Buches über die Handlung hinweg widerstehen?
Die Zeitspanne dieses Buches ist eng bemessen, umso schöner, dass die Autorin es schon zu der Zeit anfängt, in der die Protagonisten fünf Jahre alt sind. Es fängt an mit den Kirschblüten, einem Mädchen und einem Jungen und dem Schwur auf beste Freundschaft. Von diesem anfänglichen Moment an habe ich die Leichtigkeit bestaunt, die die beiden in ihrer Beziehung an den Tag legen. Anstatt ihre Zeit mit zweifeln zu verschwenden, sich zu hintergehen und anzulügen, vertrauen die beiden sich einfach und halten zueinander. Immer. Und sie geben dem anderen einfach keinen Grund, an sich zu zweifeln. Das fand ich super schön, weil es so ungewohnt war und einfach unkompliziert. Es hat die Liebe zwischen den beiden betont und sie beständiger gemacht.
Mit acht Jahren bekommt Poppy schließlich ihr Glas der tausend Jungsküsse. Wer das vorher erschienene Ebook-Cover kennt, wird es sich vorstellen können.
Ich fand es war eine wundervolle Idee, die schnell zum eigentlichen Thema der Handlung wird. Noch dazu ebnet das Glas und sein Hintergrund das spätere Geschehen.
Die junge Poppy ist schön, lieblich, voller Lebensfreude und lässt sich diese von kaum jemandem nehmen. Durch den Tod ihrer Oma wird sie allerdings bereits an das Leben nach dem Tod herangeführt und erhält hier eine Weisheit, die sie die restliche Story hinweg älter erscheinen lässt als sie wirklich ist.

Rune dagegen verhält sich mehr seinem Alter entsprechend. Nachdem er zurückkehrt, kommt bei ihm endlich der Teenager durch. Eine Phase, die durch die Liebe zu der besonnenen Poppy verschoben worden zu sein scheint.
Erst nach seiner Rückkehr wurden die beiden für mich zu Individuen. Vorher waren es Poppy und Rune. Eine Einheit. Fast schon unwirklich. Nun sind die beiden mehr erkennbar. Das hat es für mich genau zum richtigen Zeitpunkt gerettet, denn ansonsten hätte ich die Handlung wohl als zu seicht, zu einfach (im Sinne von zu glücklich) empfunden.
Ich will nicht spoilern, aber beide verändern sich, weil auch ihr Leben, ihre ganze Weltanschauung sich auf einmal verändert.
Und genau das wird dann auch problematisiert. Rune der zerbrochene Bad Boy trifft auf eine Poppy, die völlig abgeklärt durchs Leben geht. Das sorgt für Spannungen, die die Geschichte immer wieder lebendiger machen und gleichzeitig die hochemotionalsten Szenen heraufbeschwören. Als Leser versteht man Rune dabei wohl am besten. Er ist derjenige, der unsere Gefühle im Prinzip spiegelt und ganz „normal“ auf die Situation reagiert. Ihn begleitet eine unheimliche Tragik, die den Leser komplett durchflutet.
Poppy betrachten wir aus seiner Sicht, obwohl aus beiden Perspektiven erzählt wird. Ihr kommen wir Leser nie so nah, denn ihre Vorstellungen und Lebensweisheiten resultieren aus einer Erfahrung, die wir nicht so recht nachvollziehen können. Einerseits, weil ihr religiöser Glaube nur am Rande erwähnt wird und andererseits, weil wir auch nie richtig die Gelegenheit bekommen, sie zu durchschauen. Sie ist einfach so.
Ich persönlich fand ihren Charakter aber einfach unheimlich interessant und habe sie gerne beobachtet, ebenso wie Rune sie beobachtet. Die Autorin hat ihr eine faszinierende Ausstrahlung verpasst, die einen in ihren Bann zieht.

Der Handlungsverlauf ab dem siebzehnten Lebensjahr der beiden, der den größten Teil der Geschichte ausmacht, besteht eigentlich nur aus einem Abschied. Teilweise gab es ein paar Längen, aber ansonsten ließ es sich wirklich sehr sehr schön lesen. Die Liebe der beiden findet sich in jedem Wort, in jeder Situation und in jeder Aufmerksamkeit. Besonders toll fand ich, dass Poppy Rune neu kennenlernt und er sich dann ganz von alleine weiterentwickelt, einfach weil er mit Poppy konfrontiert wird. Es war alles authentisch und dennoch haben sich die beiden gegen die harte Realität aufgelehnt und ihre ganz eigene erschaffen, die nichts verleugnet, aber auch nichts schlimmer macht, als es ist. Diese Art in den Tag hineinzuleben, mit dem wichtigsten Menschen an seiner Seite ist es, was die Story ausmacht. Ich fand es wundervoll.

Tja und das Ende. Wer bei diesem Buch eine actionreiche Spannung erwartet oder überhaupt einen großen Spannungsverlauf, der wird enttäuscht sein. Eigentlich weiß man schon vor der Hälfte des Buches, wie es weiter- und ausgehen würde. Aber der Fokus der Geschichte liegt eben auf etwas anderem. Liebe soll hier begreiflich gemacht werden. Und das wird sie auch. Das Ende ist dabei nicht aufzuhalten und so tragisch und zugleich wunderschön wie es nur ging. Der Epilog setzt dem Ganzen ein Topping, das die Geschichte perfekt abrundet.

Fazit:
„All Your Kisses“ ist eine wunderschöne Geschichte, die beim Leser sämtliche Emotionen auslöst. Es ist kein fröhliches Buch, aber auch kein trauriges. Einfach ein Buch, dass von der wahren Liebe zwischen zwei Menschen erzählt und das auf die vertrauensvollste und tragischste Art, die ich je erlebt habe.
Nicht jede Geschichte muss vor Spannung strotzen, Actionmomente enthalten und benötigt Drama. Manchmal reicht es auch, eine Liebesgeschichte zu erzählen, die eine unendliche Liebe erlebbar macht. Mit allen Momenten des Vertrauens, der Aufmerksamkeit, der Zweisamkeit und Hingabe.

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2020

Spannend, super verstrickt, aufregend und mega erzählt

Four Dead Queens
0

Klappentext:
»Sei schnell und noch schneller wieder weg«, das ist das Motto von Keralie Corrington, Taschendiebin aus Quadara. Im Regierungsbezirk von Quadara stiehlt sie dem Boten Varin Erinnerungschips ...

Klappentext:
»Sei schnell und noch schneller wieder weg«, das ist das Motto von Keralie Corrington, Taschendiebin aus Quadara. Im Regierungsbezirk von Quadara stiehlt sie dem Boten Varin Erinnerungschips – ein begehrtes Gut auf dem Schwarzmarkt. Allerdings muss sie feststellen, dass es sich keinesfalls um leere Chips handelt: Unfreiwillig wird sie Zeugin, wie Quadaras vier regierende Königinnen ermordet werden. Keralie und Varin werden unfreiwillig zu Spielbällen einer weitreichenden Verschwörung. Zusammen versuchen sie, den Strippenziehern zu entkommen und deren Pläne zu vereiteln.

Der Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr schön flüssig und interessant. Ich war sofort voll in der Geschichte drin. Besonders gefallen hat mir, wie eindrücklich sie Erinnerungen mit der Gegenwart verwob und so auch den Clue der Geschichte gut einbinden konnte. Es war wirklich sehr angenehm zu lesen.

Meine Meinung:
Aus dem Klappentext weiß man: Keralie wird Zeugin der Morde an den vier Königinnen. Für mich schonmal ein totaler Antrieb ganz zu Anfang des Buches, weiter und weiter zu lesen. Dazu kommt, dass Keralie total cool wirkt. Und damit meine ich „cool“ in dem Sinne, wie man es eigentlich verwendete: gelassen, gefasst und einfach sie selbst. Ich mochte sie sofort. Sie weiß um ihre Stärken und hat einen eigenen Kopf, der sie mir sehr sympathisch gemacht hat.
Die Spannung wird nun erhöht, indem nicht nur aus der Perspektive von Keralie, sondern auch aus der der vier! Königinnen erzählt wird. Die erste Königin wird erst dann ermordet. Wo befinden wir uns also in der Geschichte? Was ist Vergangenheit und was Gegenwart? Was vielleicht Zukunft? Mit diesen Gedanken, die beim Leser entstehen, spielt die Autorin wunderbar. So ist die ganze Geschichte in vier Teile aufgeteilt. Jeweils mit noch mehr Perspektiven, die die Geschichte weitreichender und umfassender werden ließen.

Alle Teile waren dabei verschieden gut gelungen wie ich finde. Im ersten Teil zum Beispiel verläuft die Geschichte noch etwas schleppend. Man weiß nicht ganz wohin es führt, während andere Szenen wiederum unerträglich spannend und actionreich waren. Sie dient wohl erst einmal dazu, die Protagonisten und auch die erzählte Welt kennenzulernen. Denn obwohl es ganz fantasylike irgendwo in einer Parallelwelt zur Frühen Neuzeit angesiedelt zu sein scheint, gibt es auch Technologien, die diesen Eindruck stören (vielleicht ähnlich wie bei Panem). Daraus wiederum entstehen Menschen und Dinge, die wir uns heute noch nicht einmal vorstellen können. Ich fand diese Kombination sehr interessant und innerhalb der Geschichte logisch, nachvollziehbar und gut ineinandergefügt.

Keralie und Varin sind ein tolles Gespann. Ich in sehr froh, dass die Autorin sich bei ihrem Begleiter für einen aus Eonia (das sind die aus dem unemotionalen Landteil) entschieden hat. Es ist einfach wunderbar zu sehen, wie Keralie ihn mehr und mehr mit ihrer Art ansteckt und verzaubert und er immer mehr auftaut. Er beschwört zudem auch bei Keralie eine andere Seite herauf. Ich fand es wirklich schön, sie so in ihrer ganzen Vielschichtigkeit kennenzulernen. Das hat mir Keralie einfach noch greifbarer gemacht und dabei war sie das schon von Anfang an.
Mit Keralie lernt man einfach die perfekte Heldin für solch eine Geschichte kennen. Und perfekt meine ich hier nicht im Sinne, dass sie keine Ecken und Kanten hat, sondern dass sie einfach super passt. Mir hat es gefallen, dass sie ihre festen Prinzipien hat, die sie stets befolgt. Sie hat aber auch schon einiges durchgemacht und sich eine harte Schale zugelegt. Dazu ist sie eine Diebin und hat gelernt, so zu leben und so zu sein. Während des Handlungsverlaufs entwickelt sie sich toll. Ich mochte es sehr, wie sie sich entwickelt hat. Sie hat gelernt, ihren eigenen Wert zu erkennen und konnte alle ihre Fähigkeiten in einem ganz anderen Kontext verwenden. So ist es für sie wohl das schönste Happy End, dass ihr voriges Leben nicht „umsonst“ war.

Die nächsten Teile werden nun immer spannender, obwohl ich gestehen muss, dass es zwischendurch immer mal Phasen gab, in denen ich mich fragte, was für eine Handlung ich eigentlich gerade lese. Ich konnte mich durch die Geschichte tragen lassen, aber es passiert dann einfach manchmal nichts Großes. Die Autorin arbeitet zu einem Großteil auf der Spannungsebene einfach mit ihren Perspektivwechseln. Gerade zwischen den einzelnen Teilen gibt es große Umschwünge. Jedes Mal wieder muss man sich das Bild, das man sich von der Geschichte gemacht hat (also mit dem, was schon passiert ist, passiert und passieren wird) neu zusammenstecken. Das hat es total interessant gemacht. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie es am Ende zusammenpassen wird. Wie funktioniert es, obwohl doch Vergangenheit und Zukunft ineinander übergegangen zu sein scheinen? Tja, macht euch auf einen ziemlich genialen vierten Teil gefasst, denn der hat alles übertroffen. Zwar hatte ich zwischendurch eine leichte Ahnung wie es ausgehen könnte (oder eher was als nächstes passieren würde), diese wurde aber immer wieder von neuen Ereignissen begraben. Letztlich ist es dann doch so gekommen und auch wieder nicht. Die Autorin hat einfach noch einen drauf gesetzt und noch ganz zum Schluss einen Clue eingebaut, der mich wirklich überrascht hat. Er hat die Geschichte rein von der Logik und Interessantheit der Story perfekt abgerundet. Wenn ich meckern müsste, dann nur daran, dass es mir ganz zuletzt vielleicht ein ganz klein wenig zu schnell ging.

Fazit:
Also, ich will erst einmal allgemein sagen, dass mich die Idee dieses Buches total geflasht hat, denn es ist interessant, spannend und innovativ. Die Geschichte ist hier fast zweitrangig, obwohl man das so auch nicht sagen kann. Aber die Erzählperspektive hat sie einfach zu etwas Besonderem gemacht und sehr viel Spannung erzeugt. Die Aufteilung in vier Teile hat mich als Leser immer wieder zum Nachdenken gebracht. Es war fast wie ein Rätselspiel. Großes Lob an die Autorin für die Nachvollziehbarkeit und die schönen Verstrickungen. Ich liebe es, wenn Fantasybücher komplex und gut durchdacht sind. Meine einzige Kritik ist, dass mir zwischendurch immer mal wieder etwas Handlung gefehlt hat. Da hat die Autorin sich wohl ein wenig zu viel auf die Beschäftigung durch die Denkprozesse des Lesers gestützt. Zum Ende hin kam es einem dann zu schnell vor, weil vorher alles so langsam passierte.
Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Als begeisterte Fantasyromanleserin kann ich es total empfehlen!

Es gibt 4 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2020

Zum Schnellweglesen, mehr aber auch nicht

Best I’ve Ever Had – Für jetzt und immer
0

Zur Info: Dies ist der 3. Band der Sea-Breeze-meets-Rosemary-Beach-Reihe. Die Figuren darin kennen wir alle. Die Liebesgeschichte in diesem Buch ist dennoch unabhängig von den anderen Büchern lesbar. Es ...

Zur Info: Dies ist der 3. Band der Sea-Breeze-meets-Rosemary-Beach-Reihe. Die Figuren darin kennen wir alle. Die Liebesgeschichte in diesem Buch ist dennoch unabhängig von den anderen Büchern lesbar. Es ist eben nur schöner, wenn man auch die Geschichten der anderen kennt.

Klappentext:
Nachdem Eli Hardy ein ganzes Jahr wie vom Erdboden verschwunden war, kehrt er auf seinem Motorrad als neuer Mann in die Küstenstadt Sea Breeze, Alabama, zurück. Die Tattoos, die nun seine Arme, Brust und die Seite seines Halses bedecken, sind genau wie die wilden Locken ein Ausdruck der letzten Monate, in denen er sich den dunklen Schatten seiner Vergangenheit gestellt hat. Als Eli unerwartet auf Ophelia Finlay trifft, die Schwester seines besten Freunds Nate, wird er von seinen starken Gefühlen für sie völlig überrascht. Wird sie es schaffen, wieder neue Hoffnung in sein Herz zu bringen?

Schreibstil:
Abbi Glines schreibt schön flüssig und locker. Es fällt einem leicht, durch die Seiten zu fliegen. Ich hätte mir manchmal aber gewünscht, dass noch etwas mehr Raffinesse, etwas feinere Wörter, die mehr ausdrücken, eingefügt worden wären. Das hätte dieser Geschichte sehr geholfen, da sie doch ein paar Schwachstellen hatte.

Meine Meinung:
Von Abbi Glines bin ich spannende, aufregende Anfangsszenen gewöhnt. Nachdem der Prolog mich nicht ganz so mitreißen konnte, fing es gewohnt flott an.
Ophelia (die übrigens die Tochter von Rush ist, den ich super gern hatte und der hier auch einmal ganz rushmäßig erwähnt wurde, ansonsten aber leider nicht wirklich Teil der Handlung war) hat sich gleich auf Eli gestürzt und auch er treibt die Handlung ordentlich voran. Die eigentlich unschöne Anfangssituation (wegen der Umstände) geriet so in Vergessenheit.
Mir gefiel das Tempo, wie sich die Beziehung entwickelte und wie Ophelia sich stets sehr bewusst war, was da eigentlich gerade passiert. Bei ihr hatte ich nie das Gefühl, sie macht sich was vor und es war sehr erfrischend, dass sie beschließt zu kämpfen.
Zunächst aber muss ich was über das sagen, was mir in dem Buch gefehlt hat.
Eli kommt hier wieder zurück in seine Heimat und hat sich äußerlich sehr verändert. Er hat sich quasi in das Klischee eines Bad Boys verwandelt. Auch innerlich wie er sagt. Das Ganze wurde fürchterlich aufgebauscht. Immer wieder kamen aus seiner Perspektive Sachen wie: innerlich war ich dunkel, ich würde sie mit in meinen Abgrund ziehen und könnte nie ein guter Mensch sein. Ihr wisst schon. Das übliche Gerede, dass zu diesem Klischee gehört. Nur leider blieb es bei Eli auch ein bloßes Klischee. Ich konnte es nicht mit seinem Charakter vereinbaren. Seine „grumpy“ Phase hält nur bedingt an und seine Abgründe haben wir nur zweimal durch Erzählungen aus seiner Vergangenheit mitbekommen. Sein Verhalten passte nicht dazu. Weder vor sich selbst noch vor Ophelia. Es war fast, als hätte man ihm eine fremde Vergangenheit verpasst, die er nur mehr schlecht als recht beschreiben konnte, aber immer wieder die Anweisung bekam, sie zu erwähnen.
Da wäre definitiv Potential gewesen, aber es wurde leider verschenkt.
Das bezieht sich leider auch auf die Beziehung zu Ophelia. Auch über Ophelia weiß man nicht viel. Man lernt sie nicht richtig kennen. Ihr Bruder Nate sagt, sie sei eine Zicke. Man merkt es aber nie. Vage wird von einem Job berichtet, aber was tut sie da? Was sind ihre Erfahrungen und Träume? Was tut sie gerne außer essen? Sie beschreibt sich selber ebenfalls als kompliziert. Angeblich passen die beiden gut zusammen, weil sie beide innerlich kaputt sind. Bei Eli wird das wenigstens noch versucht, anzudeuten. Bei Ophelia nicht. Und so löst es sich wieder nur in ein pures Klischee auf.

Meine Kritikpunkte am Handlungsverlauf kann ich leider nicht ohne Spoiler anmerken. Also ACHTUNG SPOILER!

Kurz gesagt beginnt die Beziehung als One Night Stand und wird dann sehr unaufregend zu etwas Festerem. Das Komische ist nur, dass die beiden nicht so richtig darüber reden und etwas Festes haben, ohne etwas Festes zu haben. Wenn das überhaupt geht?! Jedenfalls ist es so. Die beiden verbringen fast jeden Tag miteinander, nur kommt es nie an den Punkt, an dem Eli endlich mal rausrücken muss mit der Sprache. Kein Wunder, wenn alles zwischen den beiden immer nur Friede Freude Eierkuchen ist. Unrealistisch wenn ihr mich fragt. Und obwohl die beiden sich darüber Gedanken machen, was sie für den anderen empfinden, so machen sie keinerlei Anstalten, den anderen besser kennenzulernen.
Die Tiefe fehlt. Es bleibt alles oberflächlich. Nicht, dass es nicht schön war, die schönen Szenen zu lesen. Ich habe es sehr genossen und fand die beiden wirklich süß zusammen. Es wirkte nur alles einfach nicht echt. Wie die Liebesgeschichte, die man sich wünscht, die aber nur in Träumen Bestand hat.

Enttäuschend war auch, dass Elis Oma nicht mehr Platz bekommen hat. Die Erkrankung muss wirklich bedrückend und sehr schwer für die Familie sein. Bei den Nebenprotagonisten merkt man das auch ein wenig. Die haben sowieso sehr viel mehr Tiefe gezeigt als Eli und Ophelia. Eli selbst macht sich aber nie Gedanken um seine Oma. Es ist fast so, als wäre sie nicht krank. Passt vielleicht nicht in das Bad Boy-Klischee.

Auch wenn ich viel an den beiden Hauptprotagonisten auszusetzen habe, habe ich ihre Geschichte dennoch sehr gerne gelesen. Ich denke jedoch eher, dass es an der Idee lag, die ich von den beiden hatte und nicht daran, dass sie tatsächlich so waren.
Das Ende war dann für mich noch überraschend, weil auf den letzten zehn Seiten doch noch überstürzt was passierte. Auf einmal muss Eli sich doch noch ein wenig mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Nur leider blieb es wieder nur oberflächlich und leider war es wieder viel zu einfach geklärt. Ich hätte mir da noch irgendein tiefergehendes Gespräch zwischen den beiden gewünscht. Irgendwas, das beweist, dass es nicht nur darum geht, dass der Bad Boy und die schöne, unerreichbare Blondine zusammenkommen.

Fazit:
Ein Buch, dessen Story man gut lesen kann, wenn man sich nicht an Klischees stört und einfach nur was für Zwischendurch haben will. Es ließ sich sehr leicht lesen, da der Schreibstil flüssig und die Handlung kurzweilig ist. Mir aber fehlte die Tiefe und Authentizität.

3 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2020

Toller Cherry, allerdings mit Abzügen in der B-Note

Wie die Ruhe vor dem Sturm
1

Klappentext:
Als ich meine neue Stelle als Nanny einer reichen Familie antrat, konnte ich nicht ahnen, dass es Greyson Easts Kinder waren, die ich betreuen würde. Und auch nicht, dass der Junge, den ich ...

Klappentext:
Als ich meine neue Stelle als Nanny einer reichen Familie antrat, konnte ich nicht ahnen, dass es Greyson Easts Kinder waren, die ich betreuen würde. Und auch nicht, dass der Junge, den ich einmal geliebt hatte, zum Mann geworden war – ein eiskalter, einsamer, unnahbarer Mann. Alles an Grey war in Schmerz versunken. Doch ab und zu sah ich den Jungen von damals in seinen sturmgrauen Augen – und ich wusste, dass es sich um ihn zu kämpfen lohnte.

Schreibstil:
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin einfach total happy, dass die Autorin wieder geschrieben hat, wie sie es immer tut. Fast jeden Satz kann man sich als Zitat an die Wand pinnen. Ihr Stil ist einfühlsam, sehr emotional, stark und mitreißend. Ich liebe es, dass sie so gut mit Worten umgehen kann. Jedes Wort ist so aufgeladen. Keiner kann sich ihnen entziehen.
An diesem Buch fand ich zudem besonders schön, dass sie rhetorisch schön mit Wiederholungen gearbeitet hat. So hat sie Vergangenheit mit Gegenwart verbunden und Phrasen als Symbole für die Liebe zwischen den beiden genutzt. Das fand ich super, da sich dieses Paar so vor dem Schreibstil abgehoben hat. Etwas Eigenes hatte.

Meine Meinung:
Die Haupterzählerin dieser Geschichte ist Eleonor, genannt Ellie.
Schon der Prolog macht deutlich, dass die Geschichte unter einem tragischen Stern steht: ihre Mum hat Krebs. Und genau diese Tatsache trifft auf ein Mädchen, dessen beste Freundin ihre Mum ist. Ihre Mum, die ihr immer wieder Mut macht, ihr Selbstbewusstsein stärkt, sie ermutigt, zu sein, wer sie ist und sich nicht für jemanden zu verbiegen. Ich weiß gar nicht, ob ich schon jemals in einem Buch von einer solch tollen Mum gelesen habe. Man spürt an Ellie förmlich, dass sie geliebt wird und das ist etwas, was Ellie als Charakter sehr besonders macht.
Das erste Kapitel beginnt dann ein paar Monate später. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt: Ellie lernt Grey kennen.
Und ab dann lesen wir gleich von zwei wundervollen Hauptprotagonisten. Ich liebe es an Ellie, dass sie mit ihren dreizehn Jahren noch recht kindlich naiv ist, was das „wahre“ Leben angeht und gleichzeitig in ihrem Inneren schon weiser ist, als so manch anderer Teenie (oder wohl eher jeder). Es ist einfach wunderbar von einem Mädchen zu lesen, dass sich von anderen nicht runtermachen lässt und einfach mit einem sehr erwachsenen, realitätsnahen Blick auf ihre Mitschüler blickt. Da gibt es keine Unsicherheiten, weil jemand ohne Grund über sie herzieht. Nein, sie sind einfach Muggle (die Harry-Potter-Fans unter euch werden Ellie umso mehr lieben) und haben die Welt einfach noch nicht vollständig durchdrungen. Ich wünschte, ich hätte in Ellies Alter so gedacht. Dann wäre doch einiges leichter gewesen.

Tja und wenn dann das wahre Leben kommt, in Form von Grey, dann wird Ellie plötzlich wunderbar unsicher und süß. Es war sehr schön zu sehen, wie sich die beiden einander annähern und mit ihrer unkonventionellen Art eine Art von Beziehung eingehen, die alles andere als oberflächlich und schwärmerisch wirkt.

Ein Grund für diese besondere Beziehung ist nicht nur Ellie, sondern auch Grey. Er hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Wer sich schon mal einsam gefühlt hat, kann sich vielleicht ungefähr vorstellen, was Grey jeden Tag durchmacht. Mit Ellie jedoch kann er dieser Einsamkeit entfliehen und man merkt richtig, wie das was sie tun, eigentlich egal ist.

Ich bin einfach dahingeschmolzen. Grey ist ihr eine große Stütze und mit viel Einfühlungsvermögen erzählt die Autorin hier von zwei Kindern, die ungewollt die schrecklichen Seiten des Lebens kennenlernen.

Nun kommt Teil 2. Die Geschichte macht einen Zeitsprung von ungefähr 16 Jahren. Und tja, alles hat sich geändert.
Wie der Zufall es nunmal will, treffen die beiden wieder aufeinander.
Erst einmal das Gute: Ich fand es sehr schön, wie Ellie nach und nach wieder Platz in Greys Leben findet, sich ihn förmlich erkämpft. Sie lässt nicht locker, steckt selber zurück und verarbeitet gleichzeitig, was ihre eigene Vergangenheit ist.
Greys Kinder Karla und Lorelai sind stets ein Lichtblick dieser Geschichte. Zusammen mit ihnen arbeitet Ellie nicht nur den Tod ihrer Mum, sondern auch die der Mädchen auf. Dies wird wirklich sehr schön gemacht. Sehr langsam, aber auch immer wieder mit entscheidenden Geschehnissen. Ellie ist einfach toll zu den Kindern und beweist einmal mehr, was für einen tollen Charakter sie hat. Besonders die Stellen, in denen sie ausgeflippt ist, weil jemand die beiden ungerecht behandelt hat, fand ich großartig:)
Sie ist eine Löwin und gleichzeitig aber auch unheimlich verletzlich. Ebenso wie Grey. Bei ihm hat sich viel getan. Anfangs habe ich ihn wirklich gar nicht mehr wiedererkannt und war schockiert darüber, was aus ihm geworden ist. Erst nach und nach wird er dem Jungen von damals wieder ähnlicher. Und das nur durch Ellie. Hier kommt schon mein erster Kritikpunkt: Ich fand, dass Grey sich ziemlich von Ellie hat mitziehen lassen. Ich hätte mir gewünscht, dass er ein wenig mehr Eigenitiative gezeigt hätte. Vor allem, weil es auch bei ihm eine Elterproblematik gab und er nun selbst Elternteil ist. Dieser Punkt wurde aber leider nicht richtig aufgegriffen und hat mir sehr gefehlt. Er hat einfach zu viel vom jungen Greyson liegen lassen.
Viel schöner wäre es gewesen, wenn er sich etwas mehr auch auf Ellies Gefühle konzentriert hätte anstatt immer nur auf sich.

Dazu kommt, dass Ellie irgendwie bei dem ganzen „Sich um andere kümmern“ verloren gegangen ist. Mir fehlte es, über ihr Leben etwas zu erfahren. Wie sieht ihr Leben jetzt nach all den Jahren konkret aus? Was sind ihre Leidenschaften? Ihre Zukunftsvorstellungen? Will sie vielleicht auch Kinder?

Als sich dann endlich Greys Schutzpanzer aufzulösen beginnt und der Leser Hoffnung schöpft, wurde ich wieder ein wenig enttäuscht.
Gut war wie oben schon erwähnt die emotionale Ebene. Besonders in Bezug auf die beiden Kinder. Die Autorin konnte mich mit jeder Szene, in denen es um sie ging, wirklich catchen. Mehr Probleme hatte ich mit der Beziehung zwischen Grey und Ellie. Klar, man merkt, dass sie Gemeinsamkeiten haben und sich definitiv mal gut gekannt haben und auch die Annäherung fand ich ganz gut. Mir fehlten dann aber doch ein paar „glückliche“ Szenen, um die Beziehung spüren zu können. So war es letztlich nur so, dass die beiden halt wieder zusammenkommen. Was man sich ja schon denken konnte. Ebenso ist die Wendung der Geschichte gegen Ende eher vorhersehbar.
Hätte die Autorin Ellie und Grey einfach etwas mehr Platz für sich gelassen, wäre meine Meinung eine ganz andere. So war ich etwas enttäuscht.

Fazit:
Ja, es ist ein Brittainy C. Cherry. Emotional, berührend, mit erwachsenen Charakteren, einer Story, die keinesfalls klischeemäßig daherkommt und tollen Protagonisten. Der Schreibstil ist wieder wundervoll und mir sind so viele tolle Szenen in Erinnerung geblieben, die ich nicht missen möchte. Ich fand die Aufteilung in zwei Teile sehr sinnvoll. Teil eins hat mir ausgesprochen gut gefallen, Teil zwei war okay. Karla und Lorelai, Greys Töchter, sind wahre Schätze und alles, was um sie herum geschah, war spannend, interessant und schön. Bei der Beziehung zwischen Grey und Ellie habe ich einiges vermisst und wurde hier leider enttäuscht. So gefällt mir wohl zwei Drittel des Buches sehr gut, das letzte Drittel bleibt im mittelmäßigen Bereich.

Es gibt 4 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 13.07.2020

Zu viel Sex, zu wenige Gespräche

All of You
0

Klappentext:
Es sollte rein geschäftlich sein: Geld gegen eine gespielte Beziehung, kein Sex und schon gar keine Gefühle. Doch je länger Shaw und Willow allen das glückliche Paar vorspielen, desto heißer ...

Klappentext:
Es sollte rein geschäftlich sein: Geld gegen eine gespielte Beziehung, kein Sex und schon gar keine Gefühle. Doch je länger Shaw und Willow allen das glückliche Paar vorspielen, desto heißer brennt die Leidenschaft zwischen ihnen. Bis ein schreckliches Ereignis aus ihrer Vergangenheit aufgedeckt wird und alles gefährdet …

Schreibstil:
Der Ton dieses Buches ist viel ernster und so passt sich auch der Schreibstil etwas an. Aus Band 1 war ich es locker und flockig gewöhnt. Hier ist nun alles etwas gemäßigter. An der direkten Art ihrer Charaktere hält die Autorin dennoch in gewisser Weise fest. Wenn sie etwas sagen, hat es durchaus eine Aussagekraft.
Ansonsten ließ es ich alles flüssig lesen. Mir fehlte hier nur eine gewisse Leichtigkeit, die einen Sog bewirkt hätte.

Meine Meinung:
Ich muss gestehen, dass ich ziemlich lange gebraucht habe, um mit der Story dieses Buches warm zu werden. Shaw und Willow kannte ich ja schon. Alles schick. Allerdings erzählt dieser Band wohl den Teil der Beziehung, der irgendwie unerlässlich, gleichzeitig für den Leser aber auch nicht so spaßig ist. Alles ist jetzt ernster und was ganz besonders hervorsticht: die Geheimnisse drohen mehr und mehr, aufgedeckt zu werden.

Das Besondere an dieser Fortsetzung ist wohl, dass Band 1 mit einem Cliffhänger endet, von dem nur Shaw weiß. Willow hat mit ganz anderem zu kämpfen und weiß im Prinzip von nichts.
Für Willow geht es darum, sich lieben zu lassen und ohne Bedingungen zu lieben. Das fand ich im Verlauf der Handlung auch sehr gut herausgestellt. Immer wieder wird ihr klar, dass sie in alte Muster fällt und setzt sich neue Ziele. Es ist ein Prozess, den der Leser hautnah miterleben kann. Dabei bleibt Willow ganz so, wie wir sie ganz zu Anfang dieser Welt kennengelernt haben: aufmüpfig, selbstbestimmt und verschlossen (was Shaw auch mindestens zehnmal herausstellt).
Bei ihr habe ich wirklich Fortschritte gesehen und konnte ihr Handeln steht’s sehr gut nachvollziehen.
Dazu kommen bei ihr die Thematiken rund um ihre Familie und ihren Ex-Verlobten Reid. Ersteres findet in der Story genau die richtige Menge Platz. Man merkt, wie schwierig es ihr fällt, all das zu überwinden und dennoch kämpft sie. Besonders dieser Handlungsstrang hat mich irgendwie durch die Geschichte getragen, denn er materialisiert sich später auch noch in Gesprächen mit Personen und Handlungen seitens Shaw. Es ist alles miteinander verstrickt. Man könnte fast sagen, das ist es, was die Story zusammenhält. Shaw ist es nämlich leider nicht.

Bevor ich aber zu ihm übergehe, möchte ich gerne noch was zu Reid sagen – aka Shaw’s Erzfeind (was ich schon alles als etwas kindisch übertrieben empfand). In Bezug auf ihn hat Willow eigentlich schon in Band 1 eine klare Meinung. Vor allem, weil ihre Gefühle für Shaw sich auch nicht wesentlich verändern und wir so ja schon wissen, dass sie für Reid nie so viel empfunden hat. Nur irgendwie dringt diese Erkenntnis, die Willow ja selbst gewonnen hat, nicht richtig zu ihr durch, was ich recht schade fand. Immer wieder geht sie auf ihn zu oder toleriert ihn sowie seine Anfeindungen gegen Shaw. Ich als Ex-Freundin hätte dem schon längst einmal die Meinung gegeigt. Willow aber guckt sich das alles nur an und lässt Reid damit ganz schön in der Luft hängen. Ein klarer Cut wäre netter gewesen und auch wesentlich angenehmer für mich als Leserin, die jedes Mal bei seinem Auftreten die Augen verdrehte. Ärgerlich war dann vor allem, dass ganz am Ende eben genau das passiert, was schon dreihundert Seiten vorher hätte passieren können, wenn Willow den Mund aufgemacht hätte. Und genau das kann ich leider nicht entschuldigen, denn so sehr ich auch die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit begrüßte und auch wirklich gut fand, so hat sich emotional zu Reid nie diese Verbindung hergestellt. Er war lediglich für Shaw’s Teil der Handlung eine Bereicherung.

Nun zu Shaw: Tja in Band 1 habe ich ihn wirklich wirklich gerne gemocht. Er war leidenschaftlich, verliebt, direkt, bestimmend, sexy und fürsorgend. Ein toller großer Bruder, ein exzellenter Geschäftsmann und ein leidenschaftlicher Liebhaber und vielleicht mehr. In diesem Band wurde er für mich mehr und mehr zum sexsüchtigen, machohaften Feigling. Anstatt mit Willow zu reden, Vertrauen gegen Vertrauen einzutauschen, hält er alles zurück. Dabei sitzen ihm sein Vater und Reid im Nacken und an der Wahrheit hängt nicht nur Willow’s Schicksal, sondern auch das von Annabelle. Mir ist bewusst, dass er es immer wieder damit begründet, dass er sie nicht verlieren will. Aber wenn es ihm alles so ernst ist, warum will er dann eine Beziehung auf Lügen aufbauen? Warum nicht ehrlich sein?
Auf den ersten hundert Seiten konnte man es noch ertragen. Dann wurde es aber nur noch nervig und langatmig. Immer, wenn man dachte, jetzt kommt der Moment, schläft er doch wieder nur mit ihr. (Vielleicht sollte man auch erwähnen, dass dieses Buch mehr Sexszenen enthält, als ein Leser ertragen kann. Zumindest, wenn er eine vernünftige Handlung erwartet.)

Der Handlungsverlauf geriet durch diese Szenen immer wieder ins Stocken. Über Weite Teile hinweg ging es eigentlich nur darum, dass Shaw es ihr nicht sagen will und Sex. Was ich wirklich schade fand, da Shaws Gefühle für sie eigentlich total süß und ernst sind.

Zu den einzelnen Handlungsteilen der Story kann ich sagen, dass vieles davon leider sehr voraussehbar ist. Selbst Willows und Shaws Beziehung und ihre Probleme miteinander schließen sich dem an. So wurde ein eigentlich tiefgehender Plot lang und länger und konnte mich als Leserin nicht wirklich bei der Stange halten. Dafür fehlte mir einfach die Spannung.

Mein Fazit:
Ich bin mit dieser Fortsetzung leider gar nicht warm geworden. Willows Teil der Geschichte ist schön gemacht und sehr tiefgreifend. Der Rest jedoch blieb für mich recht oberflächlich, vorhersehbar und sehr lang. Es wollte sich nicht so recht Spannung einstellen und mir war es irgendwann einfach zu viel Sex. Etwas tiefgründigere Gespräche hätten dem Buch nicht geschadet.

Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere