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Sioux

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Veröffentlicht am 12.11.2019

Eindinglich, obwohl recht emotionslos

Winterbienen
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Klappentext:
Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur ...

Klappentext:
Januar 1944: Während über der Eifel britische und amerikanische Bomber kreisen, gerät der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten.

Der Schreibstil:
Der Autor erzählt diese Geschichte in Tagebuchform. Damit einhergehend erwartet man natürlich eine sehr persönliche Erzählung. Sehr schnell wird jedoch klar, dass dies nicht auf dieses Buch zutrifft. Der Erzählstil ist eher emotionslos, nahezu objektiv bzw. berichtend und sehr bildreich erzählt. Dem Tagebuchstil treu erfährt der Leser aber keine näheren Beschreibungen zum Aussehen des Erzählers oder nähere Erklärungen zu den anderen Figuren in der Geschichte, da Egidius sie ja schon kennt.
So ist der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, mir hat er aber recht gut gefallen. Ich habe mich schnell an den Erzählstil gewöhnt und fand es einfach sehr authentisch gehalten, dadurch, dass die Situation eben nicht so ausgeschmückt, sondern direkt beschrieben wurde.
Einzig anmerken möchte ich aber noch, dass anfangs ein wenig Verwirrung beim Leser eintrifft, weil recht viele Fachbegriffe genutzt werden (die erklären sich aber nach und nach).

Die Figur Egidius Arimond:
Der Hauptprotagonist der Geschichte ist ein etwas spezieller Typ. Man muss sich vorstellen, dass er schon lange mit dem Krieg lebt, sogar den ersten Weltkrieg mitbekommen hat, und durch seine Krankheit ein wenig zum Einsiedler geworden ist.
Interessant fand ich ihn besonders, weil er mehrere Handlungsstränge der Geschichte zusammenbringt. Da ist die Gegenwart mit ihm, seiner Krankheit, den Kriegsgeschehnissen, dann die Bienen und ihr Leben, seine Vergangenheit und Gegenwart mit seinem Bruder, der mitten drin ist im Kriegsgeschehen und dann noch die Geschichte seines Vorfahren, die er zu recherchieren versucht. Das macht ihn natürlich zu einem Charakter, der selber nicht so viel erlebt, dennoch viel zu erzählen hat.
Trocken, fast emotionslos erzählt Egidius von den Juden und seinem Leben. Ich fand, dass man daran sehr gut erkennen konnte, wie sehr ihn seine Lebensumstände mit dem Krieg im Rücken verändert und auch abgehärtet haben. So haben die Hintergrundgeschehnisse für mich mehr Präsenz in der Geschichte bekommen, was ich sehr gut fand.
Ich könnte Egidius jetzt keinesfalls mit nur wenigen Charaktereigenschaften beschreiben, einfach weil er recht undurchsichtig bleibt und man sich am Ende vielleicht doch die Frage stellt, inwieweit er psychisch krank ist. Diese Idee kommt dem Leser erst nach und nach und zeigt ein wenig, wie sich der Protagonist entwickelt. Diese Entwicklung fand ich allerdings sehr gut, weil man stets merkte, wieviel Einfluss das Leben auf ihn nimmt und das ihm auch einfach etwas fehlt, woran er sich festhalten kann.
Sagen kann ich aber, dass man ihm meiner Meinung nach viel andichten kann, im Prinzip vermute ich aber, dass er sich einfach nur retten will und das die ganze Geschichte über. Er ist schlau, durchschaut die Propaganda und spricht vom Ende, gleichzeitig weiß er aber auch, dass er als Epileptiker eigentlich ein Ausgestoßener ist und im Volk der Bienen schon längst kein Teil des Volkes mehr gewesen wäre.
Ich sehe ihn einfach als sehr komplexe Figur, die mir eigentlich ganz gut gefallen hat. Er passte in die Geschichte, war für mich der ideale Erzähler, denn durch ihn wurde alles ganz leise sehr eindringlich.

Zur Geschichte allgemein:
Ich weiß, dass viele die Bienen als Analogie zu Egidius Leben sehen und ständig den Vergleich suchen. Ich habe mir natürlich auch meine Gedanken gemacht, konnte aber diese These, dass man es alles vergleichen kann, nicht unterstützen. Klar gibt es Parallelen, aber für mich waren die Bienen vielmehr ein Mittel zur Verstärkung der sonstigen Erzählung.
Also, die Geschichte ist in die Jahreszeiten aufgeteilt und erzählt dann wie oben schon erwähnt in Tagebuchform. Es gibt mehrere Handlungsstränge. Darunter die Einträge des Ambrosius Arimond, die ich nicht ganz so interessant fand, aber irgendwie in den Gesamtkontext gepasst haben, und die recht objektiven und sachlichen Berichte über die Bienen.
Es fällt auf, dass das wahre Leben hier oft als Nebensächlichkeit erscheint, die weniger Beachtung bekommt, als der Leser vielleicht erwarten würde. Schließlich spielt das Ganze zu Zeiten des zweiten Weltkrieges und dann schwingt ja schon eine gewisse Erwartungshaltung und Atmosphäre mit.
Die Bienen dagegen werden sehr ausführlich beschrieben und Egidius scheint sie gänzlich zu verstehen. Ganz im Gegensatz zu dem, was die Menschen machen. Den Krieg muss man fast aus der Handlung herausfiltern. Er schlägt immer wieder brutal in die Geschichte ein, ist aber auch genauso schnell wieder verschwunden. Die Bienen dagegen haben eine gewisse Ordnung, sind aber auch nicht friedlich.
Anders als andere, habe ich die Berichte über die Bienen aber keinesfalls als eine Meinungsäußerung von Egidius verstanden, sondern als pure Sachberichte, die einfach die Menschen der Natur gegenüberstellen.
Interessant waren auch die Bilder von Flugzeugen innerhalb der Geschichte. Sie verdeutlichten nochmal, dass der Protagonist wirklich schon lange in dieser Welt lebt und soll vielleicht auch einen Zusammenhang zu den Bienen schaffen, die ebenso bedrohlich über die Menschen hinwegsurren können, wie Flugzeuge es tun. Die Bilder der Flugzeuge ähneln nämlich im weiteren Verlauf der Geschichte immer mehr den Bienen. Dies passt dann wiederum auch zum Handlungsverlauf. Zum Ende hin wird die Story immer drängender, schneller, die Tagebuchabstände sind länger, Egidius bringt den Leser immer mehr dazu, ihn zu hinterfragen.
Dieser schnellere Abschnitt war teilweise natürlich etwas verwirrend, hat die Geschichte für mich zum Ende hin aber auch noch mal wieder gerettet, weil es dann zwischendurch doch etwas langweilig wurde. Einfach, weil über einige Passagen hinweg relativ wenig passiert und die Bienen für den Leser eben auch nicht so interessant sind.

Fazit:
Ein Buch, das sicherlich viel Potential zu Diskussionen liefert. Ich würde es aber an eurer Stelle einfach offen angehen und euch überraschen lassen. Ich bin völlig ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und konnte es am Ende dennoch für mich verstehen. Zu viele Vorkenntnisse führen, glaube ich, einfach dazu, dass man zu viel hineininterpretiert.
Die Geschichte fand ich ganz interessant und auch gut umgesetzt. Natürlich ist es nicht für jeden etwas, aber es hat erzählt, was es erzählen wollte. Einzig negativ bemerken kann ich, dass es teilweise ein paar Längen hatte und ich auch nicht alles so interessant fand.

4 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Wer Herzklopfmomente mag, der wird sie hier finden

Als ob du mich liebst
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Klappentext:
Tu so, als ob du mich liebst – so lautet der Deal.Nichts leichter als das, denkt er. Denn sein Herz hat er noch nie verloren. Bis jetzt.Einfach frei sein, ein normales Leben führen und die ...

Klappentext:
Tu so, als ob du mich liebst – so lautet der Deal.Nichts leichter als das, denkt er. Denn sein Herz hat er noch nie verloren. Bis jetzt.Einfach frei sein, ein normales Leben führen und die Liebe erfahren, mit allem, was dazugehört: aufregende Küsse, Händchenhalten, Zärtlichkeiten. Genau das wünscht sich Jasmin Blum, als sie zu ihrer Freundin Louisa in eine WG zieht. Sie möchte diese Momente spüren, die ein Herz höher schlagen lassen. Und sie will das alles mit ihm erleben. Mit Kale Haber, der so verrucht, unnahbar und sexy ist. Mit seinen unverwechselbaren Augen, dem durchtrainierten Körper und seinem Motorrad hat er schon so manches Mädchenherz gebrochen.Es scheint jedoch unmöglich, ihn für dieses Vorhaben zu gewinnen. Doch das Schicksal spielt Jass den Ball in die Hände, und so schlägt sie Kale einen Deal vor, den er nicht ablehnen kann. Er soll so tun, als würde er sie lieben. Unter einer Bedingung: Keiner von ihnen darf dabei sein Herz verlieren. Für Kale eine Kleinigkeit, denn er versteht sich darin, anderen etwas vorzuspielen, ohne wirklich etwas zu fühlen.Doch je mehr Zeit die beiden zusammen verbringen, und je mehr Herzklopfmomente Kale Jass schenkt, umso heftiger wird das Prickeln zwischen ihnen. Jass erkennt, dass nicht nur sie ein Geheimnis hat, sondern dass auch hinter Kales eiskalter Fassade mehr steckt, als sie jemals ahnen konnte.

Das Cover:
Das Cover fand ich schon auf den ersten Blick wunderschön. Die warmen Goldtöne lassen es strahlen und das Paar passt super ins Bild. Gleichzeitig dachte ich dann aber auch: reale Figuren auf Büchern finde ich ja immer nicht so schön. Dann habe ich aber erfahren, dass die beiden nicht einfach nur nach ihrem schönen Gesicht ausgesucht wurden. Die Frau ist Buchbloggerin und teilt damit eine Leidenschaft der Protagonistin. Und der Kerl hat zwei verschiedene Augenfarben. Blau und Braun wie Kale. Sie stehen also im direkten Zusammenhang mit dem Buch und mit darüber bin ich sehr froh. Es lässt es realer wirken.

Der Schreibstil:
Den Schreibstil der Autorin empfand ich als sehr angenehm. Das Buch fing begann mit einem direkten Einstieg und ab dann war ich komplett in der Geschichte drin. Es ließ sich super flüssig und locker lesen. Dadurch, dass es nur aus der Perspektive der Protagonistin erzählt wurde, bleibt das Herz (ich möchte nicht spoilern) stets präsent, was ich sehr gut fand. Einzig kritisieren möchte ich, dass es mir an manchen Stellen einfach etwas zu kitschig war.

Die Charaktere:
Jasmin, oder Jass, ist eine Protagonistin, die wohl jedem Leser gleich gefallen wird, denn sie liebt ebenso das Lesen und steckt mit ihrer Nase nicht selten in irgendeinem Buch. Außerhalb der fiktiven Welten möchte sie einfach nur ein normales Leben führen. Uni, arbeiten, Partys, Freunde treffen, was man eben so Anfang 20 tut. Dann ist da aber auch noch diese Liste und die Hoffnung, die Liebe, von der sie immer wieder in ihren Büchern liest, zu erleben. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass Jasmin dadurch immer ein wenig zwischen Realität und Wunschdenken schwankt. Das macht ihr auch irgendwann noch Probleme, aber es gibt da noch ein viel größeres, das sie immer mit sich trägt.
Mir war Jass unheimlich sympathisch. Sie macht im Prinzip das, was sich jeder Liebesgeschichtenleser wohl wünscht oder vielmehr fragt. Sie ist mutig und startet die „Operation Liebe“.
Wer das Buch liest, wird merken, dass Jass keineswegs perfekt ist. Es gab immer wieder Dinge, die hätten doch einfach nicht so gemusst, da hätte sie einfach ein wenig mehr Mut zeigen müssen. Aber könnt ihr das? Ich spreche die Leseratten unter euch an. Seid ihr immer mutig? Ich konnte mich auf jeden Fall sehr gut in sie hineinversetzen und empfand sie als sehr authentisch. All ihre Fehler waren für mich begründet und im Gesamtkontext logisch. Sie ist einfach eine Romantikerin:)

Kale ist für den Leser weniger durchschaubar als Jass, einfach, weil man nicht aus seiner Perspektive liest. Die wichtigsten Dinge werden jedoch über irgendwen vermittelt und schon hatte ich ein ziemlich genaues Bild von ihm. Während Jass komplett verwirrt ist, sich gut zuredet, sich Sachen ausredet, agiert Kale für mich ziemlich ehrlich. Manchmal hatte ich das Gefühl, er bemerkte selbst nicht, was er da gerade tat und diese Momente sagten super viel über ihn aus. Das hat die Autorin sehr geschickt gemacht, denn so ist es uns als Leser möglich, noch viel tiefergehende Informationen über ihn durch Jass Perspektive zu sehen, die ihr gar nicht richtig bewusst sind.
Ansonsten hat er mir super gefallen. Er ist keineswegs so oberflächlich, wie es am Anfang vermittelt wird. Ich würde eher sagen, Kale hat einfach noch keine Liebesromane gelesen. Seine Reaktionen auf Jass`Handlungen und Situationen, waren stets ein Highlight in der Geschichte. Richtig süß, wie er sich versteckt und Jass verwirrt zurückbleibt und mit seinen eigenen Zweifeln und Problemen zeigt er mehr Tiefe, als ich erwartet hätte.

Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte begann wie gesagt sehr direkt. Ich war erst ein wenig verwirrt, weil mir doch Informationen zu fehlen schienen, aber bald war klar, dass die Protagonistin damit erst später rausrücken wollte.
Die Idee fand ich total interessant. Da gibt sie einem fremden Kerl, den sie toll findet, einfach eine Liste mit Dingen, die eigentlich nur ein Paar in einer Beziehung tut. Tja, sie hat den Richtigen angesprochen, denn er sagt ja tatsächlich „ja“. Dann erst begann die Geschichte so richtig und ich war zugegeben etwas skeptisch. Wie soll das schließlich funktionieren? Und tatsächlich war es für mich nicht ganz rund. Sie arbeiten zwar die Liste ab, ja, und Kale betont auch manchmal, dass es nur gespielt ist, aber er strengt sich einfach zu sehr an, bzw. muss es eben nicht. Es wirkt von Anfang an unheimlich echt und die Liste gerät viel zu schnell in Vergessenheit. Da hätte ich mir einfach noch ein wenig mehr Verwirrung für Jasmin gewünscht. Nicht, weil ich es ihr nicht gegönnt hätte, sondern weil es dann einfach doch etwas schnell ging mit dem Verlieben usw. Noch dazu konnte Jass sich nicht richtig entfalten meiner Meinung nach, weil Isa ihr immer wieder etwas über Kale gesagt hat. Für Jass´Entwicklung wäre es einfach besser gewesen, wenn sie selbst ein wenig mehr hätte kämpfen müssen.
Für die, die wenig Drama lieben, ist es dagegen perfekt. Es beschleunigt die Geschichte einfach ein wenig und macht sie dadurch auch knackiger und Drama gibt es trotzdem noch. Schließlich ist das mit der Liebe nie einfach, auch wenn man die „Bedienungsanleitung“ in der Hand hält.
Dann ist da aber noch diese andere große Sache. Ich würde jetzt spoilern, wenn ich sie benennen würde. Jass hat ein Geheimnis und umso enger die beiden zusammenrücken, umso mehr bedrückt es sie. Die Ängste, die sie verspürt, waren super nachvollziehbar. Die Rückblicke in die Vergangenheit haben alles nochmal verdeutlicht und auch bewusster gemacht, dass es für Jass keineswegs ein einmaliges Problem ist. Stattdessen hat es ihr Leben geprägt und die Narben trägt sie nicht nur auf der Haut, sondern auch auf ihrem Herzen, dass sich immer noch vor anderen verschließt. Natürlich habe ich mich irgendwann gefragt, warum sie es ihm nicht endlich mal sagt? Ich meine, man weiß ja schon, worauf es hinausläuft und meistens fährt man mit der Wahrheit ja besser. Aber das Geheimnis ist natürlich auch ein großer Faktor für die Spannung. Sowohl auf Kale bezogen, als auch auf Jass selbst, denn der Ausgang ist bis zuletzt unklar. Es ist ein Faktor, den man nicht einkalkulieren kann und mit dem man einfach leben muss. Spannung, die man eigentlich nicht haben will, weil es doch so viel schöner sein könnte, aber so spielt eben das Leben.
Was ich weiter etwas schade fand, war, dass viele Passagen etwas kitschig rüberkamen und somit weniger authentisch wirkten. Dadurch kamen sie nicht so nah an mich ran und ich konnte die Emotionen nicht gänzlich spüren. Wer sich daran jedoch nicht stört, wird ab der Hälfte des Buches durchgängig weinen, denn es ist wirklich rührend und leider auch tragisch. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man als Leser nur noch hofft und mitleidet.
Es ist fast unglaublich, dass das Mädchen vom Anfang, das einfach nur wie im Liebesroman leben will, das selbe wie am Ende ist. Das Buch betont immer wieder, wie wichtig es ist, das Leben im Ganzen zu lieben und zu leben und nichts auszulassen. Nichts ist umsonst und jeder Moment ist kostbar. Nach dem Lesen denkt man auf jeden Fall darüber nach und wird vielleicht in so mancher Hinsicht ein Stück mutiger. Was wäre schließlich passiert, wenn Jass sich nicht getraut hätte, die Liste abzugeben?

Fazit:
Ein Buch mit einer wirklich schönen Hintergrundgeschichte, das ein ernstes Thema wundervoll rüberbringt. Die Charaktere sind liebevoll und die Idee wirklich interessant und aufregend. Mir war es manchmal etwas zu kitschig und mir fehlten ein paar echte, tiefe Gefühle, aber wer mit ersterem klarkommt und eine Geschichte lesen will, die einen zum Weinen bringen könnte, der ist hier gut beraten.

4 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Spannend, tolle Charaktere, unerwartet

Dear Logan
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Klappentext:
Als Logan nach sechs Jahren Funkstille plötzlich vor der Tür ihrer Hütte steht, will Maddie ihn am liebsten umbringen. Egal, ob Logan der Sohn des US-Präsidenten ist oder dass sein Lächeln ...

Klappentext:
Als Logan nach sechs Jahren Funkstille plötzlich vor der Tür ihrer Hütte steht, will Maddie ihn am liebsten umbringen. Egal, ob Logan der Sohn des US-Präsidenten ist oder dass sein Lächeln ihr Schmetterlinge verursacht! Doch bevor sie sich über ihre Gefühle für ihn klar werden kann, wird Logan entführt – und plötzlich liegt es an Maddie, ihren ehemals besten Freund zu retten. Dumm nur, dass ein gewaltiger Schneesturm aufzieht und die Zeit unerbittlich gegen sie arbeitet …

Das Cover:
Ich finde das Cover wunderschön. Es passt zu Alaska, nimmt Bezug auf die Handlung ist dabei schön schlicht. Auf jeden Fall ein kleines Highlight in meinem Bücherregal.

Der Schreibstil:
Das Buch ließ sich die meiste Zeit gut und flüssig lesen und hatte einen durchgehenden Handlungsstrang, der die Spannung oben gehalten hat. Das Erzählen wurde ein wenig an die karge Landschafts Alaskas angebracht. So ist der Schreibstil eher schnörkellos und schlicht. Erzählt werden nur Dinge, die unmittelbar mit der Handlung zu tun haben. Der Leser wird dadurch dazu gedrängt, sie nah an dem Spannungsfaden zu halten, was ich sehr praktisch orientiert und gut fand. Es betont nochmal, dass es sich hierbei um ein Buch handelt, das eigentlich nur ein Geschehnis über wenige Stunden erzählt.
Etwas irritiert haben mich dann aber dennoch einige fehlende Raum- und Personenbeschreibungen. Durch den sparsamen Stil, kam ich oftmals nicht mit, wo genau sich nun die Person befand oder warum ihre Gefühle umschlugen. Da hätte man vielleicht etwas weniger sparsam sein sollen, um beim Leser keine zu großen Leerstellen im Kopf zu erzeugen, die er nur mit einem bemerkbaren Sprung überwinden kann.

Die Charaktere:
Nicht selten wird in diesem Buch gesagt: Maddie ist kein einfaches Mädchen. Die Jahre haben sie geprägt, sie kommt alleine klar und jeder, der etwas anderes denkt, unterschätzt sie. Und ja, so ist Maddie. Das Leben in Alaska hat sie viel gelehrt, sie selbstsicherer gemacht und ihr vermittelt, dass die Gefahren der Natur Alaskas weitaus größer sind, als dass, was die Menschen mit sich bringen. Maddie so zu sehen, fand ich natürlich total interessant, weil sie dadurch alles andere als eine gewöhnliche Teenagerin ist und entsprechend auch anders auf den Teenager, der da auf einmal vor ihr steht, reagiert. Toll fand ich außerdem, wie stark sie geblieben ist, wie bestimmend. Sie wusste, was sie von ihm hielt, blieb stur und reagierte nicht so jung zickig, wie ich es erwartet hätte.
Unter all diesen harten Eigenschaften ist Maddie aber auch immer noch das Mädchen von vor sechs Jahren. Das Buch erzählt in den ersten Kapiteln von Maddie und Logan, die mit zehn Jahren beste Freunde sind. Maddie ist das typische Mädchen, wenn man es so nennen darf. Sie ist eigen, trägt gerne Kleider, lässt sich von Logan beschützen und steht total auf Glitzer. Auch, wenn es in der Handlung nicht so viel Platz einnehmen konnte, weil es einfach nicht gepasst hätte, verstrickt die Autorin dennoch die taffe Maddie von heute mit dem Glitzermädchen und hat sie so für mich sehr vielschichtig und greifbar gemacht. Das war einfach nochmal eine schöne Krönung ihres Charakters, der, obwohl Alaska so ganz anders ist, sich treu bleibt. Und dann passt es auch auf einmal, dass Logan interessant wird und der Kontrast zwischen „Ich finde ihn total blöd“ und „Ich mag ihn irgendwie“ entsteht, den die Autorin wirklich sehr schön eingebunden hat.
Nicht so gut gefallen hat mir dann einfach, dass (wie oben bereits erwähnt) oft Zuschreibungen erwähnt wurden. Ja, sie ist wirklich so und ich habe es ihr auch abgenommen, aber ich muss das als Leser nicht unbedingt auf jeder Seite lesen, sondern es reicht, wenn sie es durch ihre Taten zeigt – und das hat sie.

Logan war von einer ganz anderen Sorte. Sein Charakter stürzte sich erst einmal in Klischees: der „Prinz“, der meint ausbrechen zu müssen. Und dann wird er auch noch mitten in der „Pampa“ ausgesetzt, um „zu lernen, was wirklich wichtig ist“. So ähnlich fühlte es sich an und ich muss gestehen, dass ich ihn dadurch erst nicht so richtig wahrgenommen habe. Zum Glück kann dieses Klischee sich nicht durch die ganze Geschichte ziehen bzw. nimmt bereits ein jähes Ende, als das Abenteuer beginnt. Dann ist Logan der Junge, der mutig um seine Freundin kämpft, merkt, was er falsch gemacht hat und sich selbstlos opfert. Okay, letzteres fand ich etwas übertrieben, vor allem mit Hinblick auf Maddie, die es sowieso alles viel besser hinbekam, aber er hat gezeigt, dass er stark sein kann und es wurde auch sichtbar, warum er tut, was er tut. Das hat ihm eine Tiefe verliehen, die man bei Maddie nicht unbedingt gefunden hat und die ihn mir letztlich sehr sympathisch gemacht hat.

Zusamen ergaben die beiden wirklich ein sehr gutes Team. Die Darstellung der gegenseitigen Unterschätzung, die immer zwischen den beiden lag, fand ich sehr gut und hat der Geschichte an so mancher Stelle noch etwas Pepp verliehen.

Zur Geschichte allgemein:
Das Buch startet mit einer Analepse, also einem kurzen Rückblick auf sechs Jahre zuvor. Logan und Maddie sind da gerade einmal zehn und rennen durch den Palast. Sie haben sich gerade erst an ihr Leben gewöhnt. Schnell wird klar, worauf der Leser sich konzentrieren soll: auf Maddies Glitzerkleid und Logans Position als Sohn des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Dann jedoch passiert etwas, dass unfassbar scheint. Plötzlich verändert sich alles… und schon befinden wir uns im Hier und Jetzt – sechs Jahre später.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Logans und Maddies Perspektive erzählt und ich war sofort drin. Maddie hatte sich total verändert, passte nun nach Alaska und ich war gespannt, wie Logan ihr je wieder begegnen sollte. Dann ist es aber soweit und plötzlich nahm die Geschichte an Fahrt auf. Ich war mir erst gar nicht so richtig bewusst, wie eng alles miteinanderhing. Auch Maddie und Logan mussten das erst herausfinden. Während die Handlung voranschritt, passierte außerdem viel in den Köpfen von den beiden. Sie wollen entkommen, überlegen, was es mit dem Ganzen auf sich hat, aber (wie es sich für Teenager) gehört, machen sie sich auch über ihre Gefühle und den jeweils Anderen Gedanken. Das gab der Geschichte ein wenig mehr Tiefe und brachte die Handlung an einigen Stellen weiter, die der Leser ansonsten wohl als langweilig empfunden hätte. Schließlich können sie nicht durchgängig wie wildgeworden durch die Landschaft Alaskas rennen.
Ebenso fand ich einige Handlungen wirklich gewitzt gemacht. Dadurch, dass Maddie dann doch manchmal einen Plan in der Hinterhand hatte, habe ich mir umso mehr Gedanken gemacht, weil ich natürlich in jeder Situation irgendwie darauf hoffte. Dieser Kitzel – wann hat sie einen Plan, wann nicht? – fand ich wirklich gut. Maddies Charakter war so wirklich gut in die Geschichte eingebunden und genutzt.
Das immer wieder erwähnte Bild des roten Kleides, das ein wesentlicher Indizpunkt der Geschichte ist, wird immer wieder aufgegriffen und erinnert so stets an die wesentliche Gefahr, auch wenn die Liebesgeschichte zwischen den beiden den Leser diese gerne vergessen lassen würde.
An dem Handlungsaufbau kann ich somit nichts aussetzen. Vielleicht hätten die beiden noch etwas mehr über ihre jetzigen Gefühle füreinander sprechen können, aber letztlich war es ein Abenteuer, das in erster Linie von ihnen verlangte, ihr Leben zu retten.

Fazit:
Mir hat das Buch im Großen und Ganzen ganz gut gefallen. Die Verstrickungen und die Tiefe sind wirklich gut gelungen und ich mochte Maddie sehr. Mit dem Schreibstil hatte ich ein paar winzige Probleme, ebenso mit der Bildzeichnung der Figuren. Was ich am schönsten fand: Hier lernt man Alaska von seiner wahren Seite kennen.

4 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Kommt nicht an Band 1 heran.

Staub & Flammen
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ACHTUNG: ZWEITER BAND = FINALE!

Klappentext:
Livias Welt steht Kopf: Seit sie in den Katakomben von Paris den geheimnisvollen Maél getroffen hat, ist in ihrem Leben nichts mehr wie zuvor. Er offenbart ...

ACHTUNG: ZWEITER BAND = FINALE!

Klappentext:
Livias Welt steht Kopf: Seit sie in den Katakomben von Paris den geheimnisvollen Maél getroffen hat, ist in ihrem Leben nichts mehr wie zuvor. Er offenbart ihr nicht nur, dass die griechischen Gottheiten mitten unter den Menschen leben, sondern hat ihr ganz nebenbei auch noch ordentlich den Kopf verdreht. Als Maél eines Vebrechens angeklagt und im Olymp eingekerkert wird, zögert Livia nicht lange. Sie wird Maéls Unschuld beweisen. Ausgerechnet Maéls Halbbruder Enko scheint der Einzige zu sein, der ihr helfen kann. Zusammen machen sie eine unglaubliche Entdeckung: Nicht nur Maél ist in Gefahr, sondern die gesamte Menschheit …

Schreibstil:
Der Schreibstil war sehr locker und jugendlich, geradezu umgangssprachlich, was zwar gewöhnungsbedürftig ist, aber sehr gut zu den Charakteren passte. So fand ich ihn sehr schön. Dazu kamen immer wieder witzige Diskussionen oder Situationen, die die Geschichte für mich sehr fetzig wirken ließ. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus Livias Sicht.

Die Charaktere:
An Livia habe ich wie im ersten Band schon bewundert, wie gut sie mit allem umgeht. Es kommen immer mehr unfassbare Dinge auf sie zu und trotzdem behält sie einen kühlen Kopf und denkt immer voran. Anstatt dabei jedoch unauthentisch oder einfach nur gefühllos rüberzukommen, habe ich Livia ihr Verhalten komplett abgenommen und fand sie sehr sympathisch, denn sie teilt einfach alles mit ihren Freunden und gibt so einen Teil der Last ab. Das ist ein Punkt, den ich an dieser Geschichte sehr besonders finde: hier werden keine Geheimnisse vor Vertrauenspersonen gehütet, die dann doch irgendwie ans Licht kommen. Stattdessen hält sie alles vollkommen offen. Eine Stärke von Livia, die man nicht oft findet.
Weiter fand ich sie toll, weil sie trotz allem noch jung blieb. Livia ist 16 und verhält sich auch so. Sie muss pünktlich zuhause sein, geht auf Rockkonzerte, in die Schule sowieso und kann sich für Wasserdrachen begeistern. Dadurch kommt sie unheimlich authentisch rüber und reißt jeden Leser mit in ihre Welt. Es ist einfach sehr schon mitzuverfolgen, wie die Autorin Realität und Götterwelt (die hier genauso real ist) miteinander kombiniert und verwebt.
Nach Maéls Verschwinden ist Livia natürlich traurig und verzweifelt, aber sie verliert nie ihren Kampfgeist und diesen spürt man durch das ganze Buch hindurch. Er treibt die Geschichte voran und macht sie zur Anführerin ihrer Gruppe. Eine wirklich tolle Protagonistin.

Maél hat in diesem Buch keinen ganz so großen Auftritt, da er die meiste Zeit gefangen gehalten wird und später dann ebenso wie die anderen hinter Livia tritt. So gibt es jetzt eine allgemeine Einschätzung der Nebencharaktere:
Da haben wir Jemma, Gigi, Selkes, Noah, Enko, Hermes, Ödipus, Nereus und Tiffy. Alle fand ich super. Sie sind einzigartig, tragen alle ihren Teil zur Geschichte bei und ergeben ein unschlagbares Team. Sie vereinigen ihre Talente und bezwingen so das größte Problem überhaupt. Enko nahm eine besondere Postion ein. Ich fand es toll, wie tiefgreifend sein Charakter hier ausgearbeitet wurde. Er tritt in diesem Buch ein wenig an Maéls Stelle und gleichzeitig erfüllt er eine ganz andere Aufgabe.
Auch toll fand ich, wie die Autorin alle anderen Protagonisten beschrieben hat. Die Götterwelt erwacht bei ihr in einem ganz anderen Licht und das war die meiste Zeit super lustig. Lasst euch diese Charaktere einfach nicht entgehen. Sie sind mit viel Herz geschaffen<3

Zur Geschichte allgemein:
Zuerst einmal: Ich habe schon öfters gehört, dass das Buch die griechische Mythologie nicht realistisch darstellt. Dies kann ich natürlich bestätigen, will aber dringend warnen, dies als Bewertungskriterie zu verwenden. Es ist Fiktion, eine eigene Geschichte, eine eigene Welt. Die Autorin hat sich die Götterwelt hier passend um die Handlung gebaut und dabei Fakten und Erfundenes einfließen lassen. Sie kann also gar nichts falsch machen. In jedem anderen Fantasybuch würde das auch keiner anmäkeln.

So, jetzt weiter:)
Sehr gut fand ich, dass das Buch tatsächlich genau nach Maéls Verschwinden beginnt. Keine ewigen Wochen dazwischen, Livia ist jetzt gefragt. Außerdem spaltet sich das Buch für mich in zwei Hälften: das VOR und das NACH Maél. Der erste Teil ist etwas langatmig. Livia will und will, kommt aber nicht voran und letztlich ist man als Leser genauso verzweifelt wie sie, weil sie auf der Stelle tritt. So kann man zwar mitfühlen, es fehlt aber etwas Spannung, um flott voranzukommen.
Dann folgt der zweite Teil und alles geschieht Knall auf Fall. Die eine Begebenheit führt zur nächsten. Ein aufgedecktes Geheimnis unglaublicher als das davor. Ich fand es wirklich interessant immer weiter in die Götterwelt und Livias Leben vorzudringen und war überrascht, in welch großem Kontext Livia und Maél mit ihren Freunden letztlich standen. Das hätte ich so gar nicht erwartet, war aber sehr gut für das Ende, denn es lieferte wirklich ein großes Finale.
Die Liebesgeschichte zwischen Maél und Livia ist hier nur zweitrangig. Livia muss zwar im ersten Teil oft genug beweisen, dass es Maél ist, den sie liebt, und das tut sie auch sehr sympathisch, danach folgt aber viel Action. So treten die beiden mit ihren privaten Angelegenheiten etwas in den Hintergrund aber keineswegs auf der Stelle. So jung und unschuldig wie Livia ist, passiert auch ihr Liebesleben. Ich fand es wundervoll, dass das so gut angepasst war und fand es in dieser Geschichte sehr gut proportioniert und eingesetzt. Also: ihr bekommt natürlich eure Liebesgeschichte. Das ganze Tragische und Dramatische ist aber schon im ersten Band abgelaufen.
Weiter zur Geschichte: Ein wenig gestört hat mich, dass die Protagonisten bei einigen Sachen wirklich etwas in der Luft zu hängen schienen. Ich habe mich oft genug dabei erwischt, dass ich dachte: ach Kinder, das ist doch das und das. Der Hinweis kam eben schon 50 Seiten bevor die Truppe ihn bemerkt. Das war etwas schade, da es natürlich auch Spannung nahm. Dazu kam, dass die Ereignisse wirklich aneinandergereiht wurden. Passend dazu verteilt Livia an ungewissen Stellen immer wieder Aufgaben an alle, die etwas herbeigezogen wirken. Mir hat einfach die Raffinesse, die Verstrickung gefehlt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Einzelheiten etwas verteilter aufeinander treffen. So kann ich mich nur an eine Gelegenheit erinnern, in der tatsächlich zwei Erzählstränge aufeinanderprallten und das war die Sache mit Enko. Der schien mir aber die letzten hundert Seiten davor vergessen worden zu sein und so kam es mit ihm ziemlich plötzlich. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass es ein paar Dopplungen gab. Weiter gestört hat mich dann ein wenig, dass Livia es zu oft ziemlich einfach gemacht bekommt. Ich konnte vieles schon voraussehen, weil es einfach der leichteste Weg war. Da kam vielleicht ein wenig zu sehr das jugendliche Flair durch.
Das große Ganze wiederum fand ich sehr toll. Wie gesagt hätte ich niemals so ein Ende erwartet und der Weg dorthin war wirklich interessant. Immer wieder kam etwas, von dem ich noch nie gehört hatte und das sehr gut in den Zusammenhang passte. Am Ende war alles logisch und griff ineinander.

Fazit:
Ein wirklich gelungenes Finale, was die Story anging. Die Charaktere waren gewohnt toll, der Schreibstil locker und jugendlich. Einzig die Erzählweise hat mich manchmal stolpern lassen, da sie oft Spannung nahm und etwas aneinandergereiht wirkte. Etwas mehr Unvorhersehbares hätte es geben können und ein wenig flotter wäre toll gewesen. Ansonsten aber ein angemessenes Finale. Band 1 war einfach etwas stärker.
4 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Alex ist nicht für jeden was...

Midnight Blue
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Der Klappentext:

Indigo Bellamy zögert nicht lange, als sie das Jobangebot erhält: Sie soll Alex Winslow, den größten Rockstar der Welt, auf seiner Tournee begleiten und dafür sorgen, dass er nicht wieder ...

Der Klappentext:

Indigo Bellamy zögert nicht lange, als sie das Jobangebot erhält: Sie soll Alex Winslow, den größten Rockstar der Welt, auf seiner Tournee begleiten und dafür sorgen, dass er nicht wieder auf die schiefe Bahn gerät. Doch das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur ist Alex alles andere als begeistert von der Babysitterin, die ihm an die Seite gestellt wird – vom ersten Moment an knistert es zwischen ihm und Indigo heftig. Dabei haben beide mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen und sind nicht bereit, ihr Herz erneut zu riskieren …

Das Cover:
Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber das Buch ist bereits 2018 mit einem anderen Cover erschienen. Darauf der obligatorische halbnackte Kerl. Da bin ich dann doch froh, dass das neue Cover von Kerlen Abstand nimmt:) Stattdessen passt es nun wunderbar zum Titel , zur Geschichte und zu Alex, den ihr euch beim Lesen des Buches genauso vorstellen werde, wie auf dem Cover abgebildet. Das Bild verdeutlicht einfach, dass es hier um die Worte geht, die aus seiner Seele kommen und in seine Songtexte fließen. Dies ist ein großer Teil der Geschichte, auch wenn es nicht ganz so einfach ist, wie es jetzt vielleicht klingen mag.

Der Schreibstil:
L. J. Shen schreibt flüssig und leicht lesbar. Das ist Fakt. Dieses Mal bin ich auch wirklich durch die Seiten geflogen und habe die ein oder andere Situation, den ein oder anderen Schlagabtausch bewundert. Besonders genossen habe ich Alex Passagen, die einfach so wunderbar zu seinem Charakter passen. Es fühlte sich an, als würde er einem die Worte vor die Füße spucken. Seine Mentalität war nicht zu verleugnen.
Und dann sind da natürlich noch die wunderbaren Songtexte, die wunderbaren Worte der Liebeserklärung und alles andere, was für die Geschichte gar nicht so wichtig ist, uns Leser aber verzaubert. Der Schreibstil hat mir also wirklich gut gefallen:)

Sogar der Schmerz, den er mir verursacht, war kostbar, weil es zugleich sein eigener war.“

MIDNIGHT BLUE – L. J. SHEN
Die Charaktere:
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptprotagonisten Indie und Alex erzählt.

Indie ist zu Anfang das kleine, schüchterne Mäusschen, dass alles für ihre Familie tun würde. Überraschenderweise ist sie dafür bereit mit allem, was sie hat, zu kämpfen. So passt sie gut zu Alex, dem sie anfangs immer wieder Paroli bietet. Ich mochte ihre unkonventionelle Art, die Tatsache, dass sie sich stets bewusst war, worum es ging, und ihren großen Willen, der ihr dabei geholfen hat, ihren Stolz zu bewahren.
Anfangs fand ich sie somit super sympathisch und genau richtig für die Rolle. Dann kam jedoch die Wendung. Schneller, als ich es für möglich gehalten hatte, verliebt sie sich in Alex. Es ist, als würde sie einfach über all seine Macken hinwegsehen und Licht sehen, wo keines ist. Denn mir als Leser wurden zu der Zeit noch keine Lücken in Alex´ Panzer aufgezeigt. Er war einfach Alex. Respektlos, gemein, selbstbezogen und ein Lügner. Da fing es dann an mit meiner Skepsis gegenüber Indie? Sieht sie etwas, das ich nicht sehe? Reicht das äußere Bild des Rockstars, um tiefe Gefühle zu entwickeln? Offenbar schon. Ich habe es dann einfach hingenommen, weil es ja früher oder später eh so kommen musste. Aber ich hätte mich doch gefreut, ein bisschen mehr von ihr über ihre Gefühle zu erfahren… Und so geht es dann weiter. Indie schrumpft in der Geschichte. Sie wird immer mehr zum Mitläufer. Jemand, der an Alex klebt, sich herumschubsen lässt, sich nach einem kleinen Aufstand sofort wieder beruhigt. Und als sie dann endlich wieder eine Rolle bekommt, bleibt diese dem Leser vorenthalten. Alles konzentriert sich auf Alex, von Indies Reaktionen bekommt man nichts mit. Dabei wären die so wichtig gewesen, um das Ende authentischer, aufwühlender und auch emotionaler zu machen.

Kommen wir zu Alex. Wie oben bereits erwähnt, gibt es viele unschöne Adjektive, mit denen man ihn beschreiben könnte. Aber natürlich lernt man ihn mit der Zeit (es dauert wirklich ein bisschen) immer besser kennen. Er hat Selbstzweifel, ist verloren in seiner eigenen Welt, ihm fehlt der Bezugspunkt und er stürzt sich in Gefühle und eine Situation, die ihm überhaupt nicht gut tun. All das konnte ich nach und nach verstehen. Ich habe immer wieder mit ihm gelitten und versucht, zu begreifen, was das alles mit ihm gemacht hat. Aber es gab dennoch Punkte, an denen ich ihn nicht als zerbrochene Seele sehen konnte. An diesen Punkten verhielt er sich wie der letzte A****. Er benimmt sich Indie und seinen Freunden gegenüber mehr als einmal äußerst respektlos, zeigt oft keinerlei Gefühle, ist geradezu eine glasklare Eiswand. Wenn ich mal das Gefühl hatte, er würde sich ein ganz klein wenig öffnen, machte er es durch die nächste Tat wieder zunichte. So war es für mich gegen Ende, wo er tatsächlich langsam Verstand bekommt, gar nicht einfach, ihm das zu glauben. Liebt er sie jetzt wirklich? Oder ist das nur wieder eine Methode, um sich selbst aus der Schlinge zu ziehen? Zumal ich es noch nie erlebt habe, dass die Sicht auf die künftige Miss Happy End sich innerhalb der Geschichte so dermaßen ändert…
Ich hätte mir einfach gewünscht, dass er schon etwas früher durchblicken lässt, was Indie ihm bedeutet. Ich fand es echt nicht okay, wie er mit ihr umgesprungen ist. Hier und da ein wenig mehr Disziplin, Zärtlichkeit und Ehrlichkeit hätten ihm wirklich nicht geschadet.

Zur Geschichte allgemein: (Achtung Spoiler!)
Ich hatte nach meinen Erfahrungen mit der Autorin wirklich keinerlei hohe Erwartungen an das Buch. Die einzige Vorstellung, die ich hatte, rührt von dem Buch „Rockstars bleiben nicht für immer“ von Kylie Scott, das ich vor einigen Jahren gelesen hatte. Also waren meine Erinnerungen nicht mehr wirklich frisch, aber ich hatte eben schon eine ähnliche Geschichte gelesen.
Der Anfang bringt gleich alle Protagonisten aufs Parkett, wie sie leiben und leben. Indigo mit ihrem untrüglichen Willen, Geld für ihre Familie zu verdienen, ein Haufen Musiker und Manager, die eigentlich nur ein Problem haben: Alex Winslow, der respektlos und unverschämt daherkommt. Er scheut wirklich vor nichts zurück und überrascht in jeder Situation mit der unmöglichsten Reaktion. Das fing ja schonmal gut an. Ich war total gespannt. Wie bekommt man bitte so einen Typen rum? Ehrlich: Ich hätte ihn nicht mal mit der Kneifzange angepackt. Dafür war er mir einfach ZU heftig. Aber Indie lässt sich drauf ein, sie stürmt in den Kampf.
Danach geht die Geschichte wirklich gut vorwärts. Die Seiten flogen nur so dahin und ich war begierig darauf, herauszufinden, was als nächstes passiert. Zukunftsspannung nennt man sowas. Meistens die Spannung auf eine glücklicherer Zukunft. Das mit dem glücklich lässt hier aber lange auf sich warten. Alex bleibt gewohnt unausstehlich (und das im wirklich negativen Sinne) und Indie muss es irgendwie über sich ergehen lassen. Nur langsam kommen sie sich näher. Natürlich auf gar keinen Fall, weil er sie mag. Nein, Alex Winslow doch nicht. Schließlich gibt es da Fallon, die er nicht vergessen kann. Tja, was das mit Fallon so genau ist, weiß aber weder er, noch man als Leser ganz genau. Sie ist einfach immer präsent. Ich als Leser habe ich also schon einmal vorsichtshalber auf den großen Knall vorbereitet, sollte es je zu einem Aufeinandertreffen kommen. Bis dahin ist aber noch Zeit. Wir hätten nämlich noch Indies Bruder, der nichts als Ärger macht, aber wunderbare Situationen schafft, in denen Alex Indie bezirzen kann, Lucas, der irgendwie was von Indie will, oder vielleicht auch nicht?, und Alex natürlich, der eigentlich immer im Mittelpunkt steht. Es ist also genug Drama vorhanden, trotzdem ist es mir beim Lesen gar nicht soo aufgefallen. Es passte einfach so wie es war in den Handlungsverlauf, auch, wenn ich über die ein oder andere Sache wütende Diskussionen hätte führen können (nicht, weil es schlecht eingefügt war, sondern weil die Protagonisten einfach manchmal ziemlich dumme Sachen (im Sinne von: Müsst ihr der lieben Indie nun solche Probleme bereiten?) gemacht haben).
Gut dargestellt fand ich den Druck, der auf Alex lastete. Als gefeierte Rockstar, der bereits viel riskiert und versiebt hatte, hat er viel wieder aufzuholen und alles und jeder in seinem Leben erinnert ihn daran. Das wird innerhalb der Geschichte nie vergessen. So kommt es, dass die schönsten Szenen während seiner Arbeit entstehen. Wenn ihr es lest: Ihr werdet die Flurszenen lieben:) Aber das ist für ihn natürlich noch kein Grund, nett zu Indie zu sein. Er bleibt immer noch ein Blödmann. So weit sind wir noch nicht.
Durch die zwei Perspektiven kommt man als Leser näher an alles heran, muss aber auch miterleben, wie die Unwissenheit dem anderen gegenüber, demjenigen großen Schmerz beibringt. So gab es wirklich gut gemachte Szenen, in denen Indie Alex oder Alex Indie Dinge vorwirft oder an den Kopf wirft, über die der jeweils andere vorher noch ausführlich nachgedacht hat, sodass man als Leser förmlich spürt, wie das Messer in die Wunde gestochen wird. Auch da hätte es Alex geholfen, wäre er ein bisschen offener.
Das Ende geht dann geradezu flott. Der große Knall, dann geht es im Zeitraffer weiter. Ich freue mich wirklich, dass es so ein schönes Happy End gibt, aber ist das wirklich so realistisch? Es fühlte sich für mich ein wenig zu happy an. Schon vorher ist mir in der Geschichte aufgefallen, dass Dinge, von denen ich gedacht hätte, dass sie zum großen Drama werden, nur mäßig behandelt werden. Das ist einerseits natürlich schön, denn keiner braucht unnötig viel Drama, aber am Ende ist es mir dann doch etwas aufgestoßen, denn erst mit dem UnterdenTeppichkehren des letzten Dramas, verläuft alles happy ab. So war ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden, kann es aber so hinnehmen, da Indie es sich wirklich verdient hat. Ich hätte es mit dem Typen jedenfalls nicht ausgehalten. Dafür hat er mir zu wenig geboten. Songtexte schreiben können auch andere. Aber jeder, wie er will:)

Was mich noch wirklich wirklich gestört hat, und das ist jetzt super subjektiv, ist die Tatsache, dass das Buch nur wenig Romantik enthält. Durch Alex`Art muss man sich als Leser mit den kleinen Dingen zufriedengeben. Ein Satz, der nicht böse gemeint ist, ein Fahrradausflug mit mäßig netten Kommentaren oder ein hingeworfenes Geständnis, das im nächsten Moment wieder revidiert wird. Ich habe wirklich die ganze Zeit darauf gewartet, dass er sie einmal in den Arm nimmt, einmal zeigt, dass er Zärtlichkeit ihr gegenüber verspürt. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich das so vermissen könnte.

So und jetzt möchte ich noch einen anderes Thema das Buch betreffend ansprechen: der Drogenkonsum.
Ich habe das Buch zusammen mit einer Freundin gelesen und wir waren uns einig darin, dass der Drogenkonsum hier viel zu wenig verteufelt wird. Damit meine ich nicht, dass man Drogensüchtigen niemals mehr eine Chance geben sollte oder derartiges, sondern den Fakt, dass Alex und seine Ex-Freundin viel mit Drogen zu tun haben. Und dann geht es für drei Monate in eine Klinik und alles ist wieder gut. Das Anfahren von Menschen im zugedröhnten Zustand ist als Gesprächsthema schnell wieder abgehandelt und die Eltern und die Schwester von Alex haben noch andere Probleme, sitzen dort aber mit drei kleinen Kindern, den Alex bloß Geschenke machen will. Ich hätte es mir dann doch gewünscht, dass ein bisschen vehementer gegen das Ganze angegangen worden wäre. Schließlich ist so ein Buch eine gute Möglichkeit, um Gedanken beim Leser in Bewegung zu setzen. So hätte Alex vielleicht mal nicht an sich selbst denken können (von wegen die Kleinen brauchen wie er eine Gitarre), sondern sich darum Gedanken machen, sie von dort wegzuholen oder zumindest mit der Schwester zu reden.
Fallon kommt ebenfalls glimpflich mit ihrer Strafe davon und ist jetzt glückliche Yogalehrerin und Alex hat nach drei Monaten Klinikaufenthalt alles hinter sich.
Ich kenne mich nicht mit Drogen aus, aber ist das wirklich so?

„Ich gehöre dir.“ (…) „Bis zur allerletzten Note.“

MIDNIGHT BLUE – L. J. SHEN
Fazit:
Midnight Blue ist auf jeden Fall ein Buch, mit dem man sich anfreunden muss, da Alex nicht der einfachste Protagonist ist. Er war mir einfach ein wenig to much, ein wenig zu respektlos und hatte einen zu großen Part in der Geschichte. Ansonsten ließ sich das Buch aber gut lesen, die Spannung war da, die Songtexte sind wunderbar und Indie fand ich wirklich süß.
Wer die bisherigen Bücher der Autorin nicht so toll fand (wie ich), der bekommt hier auf jeden Fall nochmal was anderes geboten und kann dann sehen, wie es ihm gefällt. Ich kann nur sagen, dass man zwischen Vicious und Alex definitiv Parallelen ziehen kann und das gefällt mir nicht ganz so gut.

4 von 5 Sterne.