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Veröffentlicht am 16.02.2024

Faber, Faberesser, Faberissimo!

Gestehe
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Heute am 15.02.2024 ist offizieller Erscheinungstermin für Gestehe von Henri Faber aus dem dtv Verlag . Es ist nach den hervorragenden Thrillern Ausweglos und Kaltherz nunmehr der dritte megaeinschlagende ...

Heute am 15.02.2024 ist offizieller Erscheinungstermin für Gestehe von Henri Faber aus dem dtv Verlag . Es ist nach den hervorragenden Thrillern Ausweglos und Kaltherz nunmehr der dritte megaeinschlagende Thriller - einfach nur faberissimo!

Ein klasse Schreibstil, kurze, knackige Sätze in relativ kurzen Kapiteln mit Sogwirkung. Man kann nicht anders als immerzu lesen, lesen, lesen. Das Buch ist spannend geschrieben und nimmt so ab der Mitte so richtig Fahrt auf.

Aber Schreibstil alleine reicht nicht. Es müssen eine gute Story und glaubwürdig handelnde Protagonisten im Spiel sein. Und das schafft Henri Faber mit Leichtigkeit. In Wien, dem Dorf, in dem jeder jeden kennt, ereignen sich grausame Morde, stets mit der Botschaft Gestehe verbunden. Starermittler Jo Winkler, nach dem Zerschlagen eines großen Organhändlerrings, Inspektor Jacket genannt, nimmt die Ermittlungen auf. Er ahnt Schlimmes. In dem Skript zu seinem neuen Buch werden die Morde genauso geschildert. Zwangsläufig gerät er unter Verdacht, bis die Ereignisse explodieren und er selbst unter Mordverdacht gerät. Sein Kollege Mohammed Mohgadamm, Momo, kommt mit dem extravagant auftretenden Jacket nicht klar, zumal er sich rassististen Ressentiments ausgesetzt sieht. Er ist das Gegenteil, eher sachlich, akribisch, pedanterisch. Beide Figuren überzeugen auf ihre eigene Art.

Eine Portion Humor ist immer dabei und gesellschaftskritische Anmerkungen zu unserer Wohlfahrtsgesellschaft und dem leider immer weiter um sich greifenden Rassismus kommen nicht zu kurz. Ein Schauer überfiel mich in der Szene, in dem Momo mitgeteilt wurde, er möge bitte dahin gehen wo er hergekommen ist.

Das Finale furioso hat mich vollends überrascht. Das habe ich nicht kommen sehen.

Fazit:
wieder ein überzeugender Thriller, den ich jedem Thrillerliebhaber uneingeschränkt empfehlen kann.

5⭐️


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Veröffentlicht am 11.02.2024

Spannende Story um Ritter, Intrigen und Mord im mittelalterlichen Köln

Das Blutgericht von Köln
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Das Blutgericht von Köln - Ingo Gach

Wer gerne Krimis liest und das in einem historischen deutschen Umfeld, sollte sich dieses Buch vom Emons Verlag unbedingt näher anschauen. Denn hier findet man einen ...

Das Blutgericht von Köln - Ingo Gach

Wer gerne Krimis liest und das in einem historischen deutschen Umfeld, sollte sich dieses Buch vom Emons Verlag unbedingt näher anschauen. Denn hier findet man einen sehr spannenden Krimi in einem historischen Rahmen mit wahren Begebenheiten und historischen Figuren.

Ende des 12.Jahrhunderts wird der Ritter Seyfrid von Viskenich nach der Teilnahme an einem Kreuzzug nach Jerusalem im Kampf schwer verletzt, sein Freund getötet. Nach seiner Genesung möchte er jedoch nur noch kranken Menschen helfen und wird Medicus in Salerno. Währenddessen wird sein Vater in Köln des Mordes angeklagt, zum Tode verurteilt, die Angehörigen für vogelfrei erklärt sowie Hab und Gut konfisziert. Seyfrid glaubt an die Unschuld seines Vaters und reist unter falschem Namen seines getöteten Freundes nach Köln.

Wer sich in Köln auskennt, wird einige Örtlichkeiten, Plätze und Gebäude wiedererkennen wie zB die Severinstrasse oder der Heumarkt. Auch viele der im Buch genannten Kaufleute wie Gerhard vom Hof oder Dietrich von der Mühlengasse oder der Erzbischof Adolf von Altena sind historisch verbürgt. Seyfrid gerät dabei schnell zwischen deren Fronten und wird Opfer von Intrigen und Machenschaften. Auch der Erzbischof versucht ihn für sich zu gewinnem. Nach und nach findet Seyfrid weitere Puzzleteile für die Lösung der Intrige, dem sein Vater zum Opfer fiel. Denn es gibt noch einen weiteren spannenden Handlungsstrang, der das Buch lesenswert macht. Denn zu jener Zeit wurde der englische König Richard Löwenherz gefangen genommen. Die Königinmutter Eleonore von Aquitanien schaffte es , die geforderte Lösegeldsumme von 150.000 Silbermark aufzubringen und nach Speyer zu bringen. Auf dem Weg dorthin machte sie Halt in Berlin und besuchte die Weihnachtsmesse. Inwieweit dieser Teil mit der Suche Seyfrid nach der Wahrheit in Zusammenhang steht, wird nicht verraten.

Diese historischen Bezüge geben einen schönen Rahmen für den spannenden Fall.

Das Köln im Jahr 1193 wird dabei leider nur etwas oberflächlich geschildert. Das macht aber hier nicht viel aus. Dafür ist die eigentliche Story recht gut durchdacht und ab der Mitte des Buches wird es so richtig spannend als die Auflösung des Falles stetig weiter fortschreitet.

Es gibt im Buch zahlreiche historische Begriffe, für die es am Ende des Buchs ein umfangreiches und informatives Glossar gibt.

Nebenbei gibt es noch eine kleine Liebesgeschichte um Seyfrid und der klugen und selbstbewussten Kaufmannstochter Rebecca.

Insgesamt eine Empfehlung für Freunde historischer Krimis. Ich vergebe hier 4 von 5 ⭐

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Kaltherz - Erneut gelungener Thriller von Henri Faber

Kaltherz
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Nach 𝗔𝘂𝘀𝘄𝗲𝗴𝗹𝗼𝘀 hat Henri Faber nun seinen 2.Thriller geschrieben, der beim dtv Verlag erschienen ist. Auch dieser konnte mich wieder überzeugen.

Dieser Thriller hat die Entführung der 5jährigen Marie ...

Nach 𝗔𝘂𝘀𝘄𝗲𝗴𝗹𝗼𝘀 hat Henri Faber nun seinen 2.Thriller geschrieben, der beim dtv Verlag erschienen ist. Auch dieser konnte mich wieder überzeugen.

Dieser Thriller hat die Entführung der 5jährigen Marie als Ausgangspunkt und kommt mit gerade mal mit vier Protagonisten aus, denen jeweils abwechselnd eigene, recht kurze Kapitel gewidmet sind. Die entführte 5jährige Marie, Jakob (der Vater), Clara (die Mutter) und Lansky (die Kommissarin). In jedem Kapitel agieren die Personen aus der Ich-Perspektive. Dadurch ist man direkt im Geschehen und sieht den Entführtenfall aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen. Dabei ist es Faber wirklich sehr überzeugend gelungen, die Emotionen und die Gefühlswelt aller Personen eindrucksvoll widerzugeben. Marie, die nicht ganz versteht, was geschehen ist, Jakob, der weiterhin die Firma an erster Stelle sieht, Clara, die nicht überwinden kann, Marie durch ihre Unachtsamkeit verloren zu haben sowie Lansky, die unerbittlich versucht, eine Spur zu Marie zu finden und dabei Grenzen polizeilichen Tuns dabei mehr als einmal überschreitet. Während Marie mir ein wenig zu blass blieb, die Charaktere von Jakob und Clara hingegen ausgewogen erscheinen, hat mir Lansky unheimlich gut gefallen. Sie will mit allen legalen und illegalen Mitteln diesen Entführungsfall lösen. Doch ihre innere, nicht verarbeitete Wut, deren Wurzeln in der Vergangenheit liegen, hindern und stoppen sie mehr als einmal. Mir hat diese Figur der Lansky so gut gefallen, dass ich mir eine eigene Thrillerreihe mit ihr vorstellen könnte. Sie ist stark, taff und doch zerbrechlich.

Auch der staccatoartige Schreibstil mit vielen kurzen Sätzen und Satzteilen hat mir gut gefallen. Man hat das Gefühl, mitten in Action zu sein.

Die nicht vorhersehbare Auflösung, das Setzen falscher Fährten und der Epilog sind aus meiner Sicht überzeugend gelungen. Lediglich der Spannungsbogen hätte ein wenig höher sein können.

Dennoch ein weiterer Thriller von Henri Faber, den ich jedem Thrillerfan uneingeschränkt empfehlen kann.

Ich gebe hier 4,5 von 5 ⭐

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Faszinierende Einblicke und Eindrücke zu Pompeji

Pompeji
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𝙿𝚘𝚖𝚙𝚎𝚓𝚒 𝙳𝚊𝚜 𝚗𝚎𝚞𝚎 𝙱𝚒𝚕𝚍 𝚍𝚎𝚛 𝚞𝚗𝚝𝚎𝚛𝚐𝚎𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗 𝚂𝚝𝚊𝚍𝚝 - 𝙼𝚊𝚜𝚜𝚒𝚖𝚘 𝙾𝚜𝚊𝚗𝚗𝚊

Verlag wbgPhilipp von Zabern

"In Pompeji spürt man mehr als an jedem anderen Ort die "Nähe" der Vergangenheit zu unserer Gegenwart" (S. ...

𝙿𝚘𝚖𝚙𝚎𝚓𝚒 𝙳𝚊𝚜 𝚗𝚎𝚞𝚎 𝙱𝚒𝚕𝚍 𝚍𝚎𝚛 𝚞𝚗𝚝𝚎𝚛𝚐𝚎𝚐𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗 𝚂𝚝𝚊𝚍𝚝 - 𝙼𝚊𝚜𝚜𝚒𝚖𝚘 𝙾𝚜𝚊𝚗𝚗𝚊

Verlag wbgPhilipp von Zabern

"In Pompeji spürt man mehr als an jedem anderen Ort die "Nähe" der Vergangenheit zu unserer Gegenwart" (S. 153).

Besser kann man es meiner Meinung nach nicht ausdrücken. Wer sich für Geschichte interessiert, wird früher oder später auf die durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 74 n.Chr. völlig zerstörte Stadt Pompeji stoßen. In wenigen Stunden und Tagen wurde die Stadt unter Asche und Lava begraben und für - man könnte meinen - die Ewigkeit konserviert. Schon in der Antike begannen die Ausgrabungen, die bis heute andauern. Massimo Osanno ist der Direktor des Archäologischen Parks in Pompeji und berichtet in diesem äußerst interessanten und sehr fundierten Sachbuch über die neuesten Ausgrabungen in der sog. Regio V, die z.B. in 2018 das berühmte Fresko Leda mit Schwan oder 2020 einen fast vollständig erhaltenen antiken Schnell-Imbiss hervorbrachten. Auf 416 Seiten erfahren wir Einiges über die Entstehungsgeschichte von Pompeji, deren Heiligtümer und Gebräuche und Sitten, Entdeckungen neuer reichaltig ausgestalteter Gebäude mit Bodenmosaiken, Wandmalereien oder modern anmutende Graffitti.

Es gibt über 150 schwarz-weiß Fotos und in der Mitte des Buchs 43 Farbbilder. Der Anhang mit Anmerkungen und einer umfangreichen Belegbibliophilie beträgt über 60 Seiten und belegt den wissenschaftlichen Ansatz.

Dennoch gelingt es Massimo Osanno mit Leichtigkeit, die neuesten Forschungsergebnisse auch für den "Laien" verständlich und leicht darzustelen. Dies insbesondere dann, wenn er den Leser an die Hand nimmt und sozusagen von Raum zu Raum in den Häusern herumführt und Dinge wie Fußbodenbeläge, Wandmalereien, Fresken oder noch gut erhaltene Alltagsgegenstände erläutert. Dabei wächst unaufhörlich die Lust, alles mit eigenen Augen vor Ort zu erleben.

Besonders interessant sind die Erläuterungen zur Ausgrabungsgeschichte und den zahlreichen Personen, die im Laufe der fast Jahrhunderte dauernden Ausgrabungstätigkeiten Großartiges geleistet haben.

Mir hat dieses Buch zahlreiche interessante Lesestunden bereitet. Ich konnte gefahrlos in diese untergegangene und doch so nahe Vergangenheit eintauchen und viel Neues, Ungewöhnliches und auch Vertrautes entdecken.

Eine absolute Empfehlung für historisch Interessierte und die etwas über Pompeji erfahren möchten.

5/5⭐

Anmerkung
Der Verlag Herder GmbH übernahm zum 02.01.2024 Teile derWissenschaftlichen Buchgesellschaft (wbg). Bleibt zu hoffen, dass man dort ebenso viele interessante, historische und wissenschaftliche Bücher und Bildbände geben wird.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Toller Cold Case Fall auf Island!

Reykjavík
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Mit an Bord ist auch die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdottir. Beide haben hier einen sehr interessanten und unterhaltsamen Krimi geschrieben, auch wenn auf dem Cover Thriller angegeben ist. ...

Mit an Bord ist auch die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdottir. Beide haben hier einen sehr interessanten und unterhaltsamen Krimi geschrieben, auch wenn auf dem Cover Thriller angegeben ist. Im Mittelpunkt stehen der junge Journalist Valur, der in Reykjavik bei einer eher kleinen Zeitung arbeitet, sowie seine Schwester Sunna. Es ist das Jahr 1986 als Valur an einer großen mehrwöchigen Reportage über einen 30 Jahre alten nie aufgeklärten Fall arbeitet, den ganz Island im Gedächtnis bewahrt. Alle kennen diesen Fall, bei dem 1956 die damals erst 15 Jahre alte Lara während der Ferien als Haushaltshilfe bei einem Ehepaar auf der Insel Videy nahe Reykjavik spurlos verschwand. Ich wurde mit den ersten 3 Kapitel auf diesen Cold Case sehr gut eingestimmt. Denn 1956 ermittelt der Polizeibeamte Kristian Kristiansson erfolglos auf der Insel. 10 Jahre später liest er einen großen Zeitungsbericht über den immer noch ungelösten Fall und schließlich gibt er 1976 ein letzes Presseinterview.

Dann beginnen in ruher und sachlicher, aber sehr interessanter Weise die Ermittlungen Valurs. Es fehlen zwar für einen Thriller typische Spannungselemente. Aber das stört kein bisschen. Durch die angenehme Schreibweise erfahren wir sehr viel über die 1986 in Reykjavik herrschende Atmosphäre. Nicht vergleichbar mit unserer Zeit. Neben dem einzigen Staatsfernsehen gab es dann den ersten privaten Radio- und Fernsehsender. Zu diesem Zeitpunkt feierte Reykjavik die 200-Jahrfeier und wurde zum Mittelpunkt des Weltgeschehens als sich dort US-Präsident Ronald Reagen und der sowjetrussische Generalsekretär Michael Gorbatschow zu Abrüstungsgesprächen trafen.

Aber im Mittelpunkt stehen die Ermittlungen. Die Protagonisten wirkten sehr sympathisch und lebensnah. Sie sind normale Menschen, die in einem Geflecht aus Intrigen, Schweigen und Machtspielchen versuchen, einen möglichen Mordfall zu klären. Sie verfügen dabei nicht über polizeiliche Ermittlungsmethoden, sondern gehen die Sache journalistisch und mit viel Mut und Eigeninitiative an. Am Ende des ersten Teils wurde ich komplett überrascht. Gegen Ende des Buchs kommt dann doch noch einmal Fahrt auf, als sich das für mich überraschende Ende anbahnt. Die Auflösung ist schlüssig und gefiel mir gut. Beide AutorInnen vermitteln die typische Rauhheit Islands und die kühle, dunkle, fast beängstigende Atmosphäre eines nordic Krimis.

Ich kann jedem, der Freude an nordischen Krimis und Thriller hat, das Buch wirklich empfehlen.

Dem Krimi gebe ich 4,5 von 5 Sternen.

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