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Veröffentlicht am 05.06.2020

Isländische Abgründe!

Abgrund
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Mit Abgrund hat die isländische Autorin Yrsa Sigurdardottir bereits ihren vierten Thriller um den Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freyja geschrieben.

Helgi wird in einem zerklüfteten Lavafeld ...

Mit Abgrund hat die isländische Autorin Yrsa Sigurdardottir bereits ihren vierten Thriller um den Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freyja geschrieben.

Helgi wird in einem zerklüfteten Lavafeld erhängt mit einem Nagel in der Brust und einer leider nicht mehr lesbaren Nachricht aufgefunden. Zur gleichen Zeit finden aufgrund eines anonymen Hinweises Freyja und ein Mitarbeiter des Jugendamtes den kleinen Siggi in der Wohnung des Toten. Der Junge kennt lediglich seinen Vornamen sowie den der Eltern. Er weiß nicht, wo er wohnt und wie er in die Wohnung gekommen ist.
Der Thriller beginnt sehr spannend und packend mit der Ermordung von Helgi, der unter Drogen gesetzt so gut wie nichts von seiner Ermordung mitbekommt. Außer der Brieftasche des Toten gibt es keine Hinweise und keine Spuren auf das Verbrechen. Helgi war ein scheinbar unbescholtener Bürger. Die Grundspannung in diesem Buch wird durchgängig gehalten. Die eigentliche mühsame Ermittlungsarbeit zu den beiden Fällen wird sehr gut und fesselnd dargestellt. Für mich war es zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur ansatzweise langweilig. Akribisch werden Spuren gesammelt und ausgewertet, Puzzleteile zusammengesetzt. Bis auf die Anfangsszene kommt das Buch ohne Blutvergießen aus. Die Auflösung des Falles hat mich voll überzeugt und ist in sich absolut schlüssig. Die gesamte Story ist gut aufgebaut. Die beiden Handlungsstränge – die Ermordung Helgi’s und die Suche der Eltern von Siggi – werden sehr gekonnt miteinander verknüpft und gut aufgelöst.
Wie immer in dieser Reihe stehen auch die zwischenmenschlichen Beziehungen im Mittelpunkt. Wie bereits in den vorigen Büchern gehen die Akteure mehr oder weniger harmonisch mit einander um. Kommen Huldar und Freyja doch zusammen? Mit Humor und Sarkasmus geht Huldar an diesen Fall heran und bemüht sich einfallsreich um eine Annäherung an Freyja. Wie wird sich die berufliche Beziehung zwischen Huldar und Erla, der Vorgesetzten von Huldar, weiter entwickeln? Wie geht es mit Gudlaugur weiter nach seinem Coming Out? Wird er es den Kollegen mitteilen? Und welche Rolle wird Lina in den weiteren Büchern spielen, die Berufspraktikantin, die neunmalklug Erla mit ihren Anmerkungen und Vorschlägen zur Weißglut treibt?
In dem Buch tun sich wahrlich menschliche Abgründe auf. Als Stichworte sind hier lediglich zu nennen häusliche Gewalt, Sexvideos im Internet und Vergewaltigung.
Mir hat dieser vierte Band enorm gut gefallen, da er von Anfang bis Ende sehr harmonisch und eindrucksvoll geschrieben ist, so dass man das Buch in wenigen Tagen durchgelesen hatte.

Ich gebe dem Buch hier volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

München's spannende Vergangenheit!

Das Ludwig Thoma Komplott
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Der Münchner Hauptkommisssar Tom Perlinger arbeitet zusammen mit seinen zwei Kommissaren an einem Cold Case – fünf Prostituiertenmorde in den 1960er Jahre in München, als sein Chef die Ermittlungen plötzlich ...

Der Münchner Hauptkommisssar Tom Perlinger arbeitet zusammen mit seinen zwei Kommissaren an einem Cold Case – fünf Prostituiertenmorde in den 1960er Jahre in München, als sein Chef die Ermittlungen plötzlich einstellen lässt. Die Verlegerin Julia Frey, eine Freundin von Tom aus Jugend- und Schultagen, entdeckt in dem Nachlass ihres Großvaters ein bisher unveröffentlichtes Manuskript von Ludwig Thoma. Sie scheint aufgrund dieses Manuskripts und eines aktuellen Zeitungsartikels Hinweise auf diese Morde erhalten und dabei ein großes Geheimnis entdeckt zu haben und will Tom informieren. Kurz bevor sie ihn trifft, wird Julia von zwei Unbekannten vor seinen Augen erschossen….

Sabine Vöhringer hat mit „Das Ludwig Thoma Komplott“ den zweiten Krimi um Tom Perlinger vorgelegt. Bereits im Prolog geht es spannend zu. Claas, ein früherer und eigentlich verschwundener Kollege, will Tom töten. Sofort weiß der Leser die Hintergründe, die auf Geschehnisse aus dem ersten Buch „Die Montez-Juwelen“ zurück weisen. Mit dem Mord an Julia geht es direkt gleich spannend weiter. Mir fiel es zunächst schwer, alle Personen im Buch auseinander zu halten, denn im Laufe der Ermittlungen tauchen sehr schnell weitere ehemalige Mitglieder der alten Schulclique rund um Tom auf. Aber nach dieser ersten Hürde habe ich diesen spannenden Plot sehr genossen. Er nahm richtig gut Fahrt auf. Sabine Vöhringer hat hier einen spannenden und recht verzwickten Krimi geschrieben, der viel Lokalkolorit aufweist. Im Buch spielen die russische Mafia, Immobilienspekulationen, geschichtliche Hintergründe, bekannte Münchner Schauplätze und die Spider Murphy Gang eine Rolle. Es war spannend mit zu verfolgen, wer alles verdächtig ist und welche Rolle ein jeder in dieser Geschichte einnimmt. Zudem bekommt man einiges zu dem berühmten Schriftsteller Ludwig Thoma zu hören und wird noch einmal auf seine Lausbubengeschichten oder Ein Münchner im Himmel aufmerksam gemacht. Alle Personen sind authentisch und sympathisch beschrieben. Wer noch nicht in München war, kann anhand eines Stadtplanes im hinteren Klappenumschlag die einzelnen Schauplätze und Tatorte nachverfolgen. Für mich war die Auflösung des Falles sehr überraschend, aber auch gut gelungen. Das Ende ist unheimlich spannend und hat einen großen Showdown.

Ich gebe dem Buch sehr verdiente 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Wunderbarer Auftakt der Warwick-Saga!

Schicksal und Gerechtigkeit
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William Warwick ist der Sohn des sehr angesehenen englischen Kronanwalts Sir Julian und will entgegen dessen Wünschen nicht Jurist werden. Stattdessen strebt er eine Laufbahn als Polizeibeamter an. Doch ...

William Warwick ist der Sohn des sehr angesehenen englischen Kronanwalts Sir Julian und will entgegen dessen Wünschen nicht Jurist werden. Stattdessen strebt er eine Laufbahn als Polizeibeamter an. Doch bevor er dort anfängt, absolviert er ein Kunststudium. Nachdem er zunächst ganz unten als Police Constable seine ersten Erfahrungen im Streifendienst sammelt, wechselt er als Detective Constable aufgrund seiner Kunstkenntnisse zu Scotland Yard in die Abteilung Geldwäsche, Kunst und Antiquitäten, die gerade in einem großen Fall aus der Kunstfälscherszene ermitteln. Und er lernt und verliebt sich im Laufe der Zeit auch in Beth Rainsford die aber ein Geheimnis mit sich zu tragen scheint.

Es handelt sich bei diesem ersten Teil aus der Warwick-Saga um die Geschichte über einen Polizisten wie Jeffrey Archer in seinem Vorwort zu diesem Buch verrät. Warwick ist eine Figur aus den Kriminalromanen von Harry Clifton aus der berühmten Clifton-Saga. Für mich war Jeffrey Archer bisher Neuland gewesen. Ich bin froh, ihn hier auf Instagram für mich entdeckt zu haben.
Archer schreibt so wunderbar leicht und flüssig, man taucht sofort in die Welt rund um William Warwick ein und wird von dieser Welt gefangen genommen. Man kommt sich vor, als würde man in einen wunderbaren warmen Fluss eintauchen und sich mit der Strömung mit treiben lassen. Man merkt überhaupt nicht wie schnell man in diesem Buch vorankommt. Das Buch hat die ganze Zeit über eine gewisse Grundspannung, die es einem unmöglich macht, das Buch zur Seite zu legen. Das Buch hat mehrere Erzählstränge und mehrere gleichzeitig vorliegende Kriminalfälle. Es ist interessant wie die Polizeibeamten in den 1980er Jahren Polizeiarbeit leisten und wie sie langsam aber sicher Erkenntnisse und Beweismaterial gegen den genialen Dieb und Kunstfälscher sammeln und ihn schließlich dingfest machen. Zum Ende hin gibt es noch zwei sehr interessante und spannende Gerichtsverhandlungen, die mir mit den juristischen Kniffen und der Redegewandtheit der Beteiligten sehr gut gefallen haben. Das Buch endet mit einem Cliffhanger und macht Lust auf die Fortsetzung. Die Personen rund um William, seine Familie, die Polizeibeamten und Beth sind allesamt sehr gut ausgearbeitet, authentisch und glaubwürdig.

Mir hat mein erster Jeffrey Archer Roman wunderbar gefallen und gebe dem Buch volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Spannender Auftaktthriller!

Belladonna
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Belladonna ist das bereits in 2001 erschienene Debüt und der Auftakt zu der sehr erfolgreichen Grant County Reihe von Karin Slaughter um die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Dr. Sara Linton sowie ihren ...

Belladonna ist das bereits in 2001 erschienene Debüt und der Auftakt zu der sehr erfolgreichen Grant County Reihe von Karin Slaughter um die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Dr. Sara Linton sowie ihren Exmann und Polizeichef der amerikanischen Kleinstadt Heartsdale in Georgia Jeffrey Tolliver. HarperCollins hat hier die 2.Auflage neu herausgebracht.

Sara Linton findet die blinde Collegeprofessorin Sybil Adams aufgeschlitzt und blutüberströmt auf einer Damentoilette. Sie kann ihr nicht mehr helfen. Wie sich später herausstellt, wurde sie brutal vergewaltigt. Sara und Jeffrey nehmen die Ermittlungen auf. Die Ermordete hatte eine Zwillingsschwester, Lena Adams, die ebenfalls Polizistin in Heartsdale ist. Das verstärkt den Druck auf die Ermittlungen. Nachdem später einen weitere Frau nackt und vergewaltigt aufgefunden wird, ist schnell klar, dass ein perfider Serientäter unterwegs ist. Das weckt eine schlimme Vergangenheit im Leben von Sara auf.

Diesen Thriller hatte ich bereits einmal gelesen und war daher nicht nur über die Neuauflage erfreut, sondern auch gespannt, ob mich dieser Thriller wieder erneut fesseln konnte. Und das kann ich nur mit Nachdruck bestätigen. Bereits im ersten Kapitel merkt der Leser ganz schnell, wohin die Reise geht. Der Plot ist einfach sehr fesselnd und bildhaft erzählt. Das Buch hat über die gesamte Länge eine unheimliche Präsenz und ist von Anfang bis Ende spannend. Es handelt sich um den sprichwörtlichen Pageturner. Die beschriebenen Gewaltszenen sind sehr erschütternd dargestellt und sind sicherlich auch nicht jedermanns Geschmack, wenn man eher zartbesaitet ist. Ich wusste zwar aufgrund des Rereads wer der Mörder war, dennoch hat mich diese Story bis zur letzten Seite wunderbar unterhalten.

In den ersten beiden Kapiteln werden die beiden Hauptprotagonisten sehr überzeugend, authentisch und detailliert beschrieben. Das ist so gut gemacht, dass ich das Gefühl hatte, die beiden schon länger zu kennen. Sie waren einst verheiratet, aber ein Fehltritt führte zur Scheidung. Dennoch können beide nicht voneinander lassen, auch wenn Sara sich selbst vorgibt, keinen Kontakt mit Jeffrey aufrecht zu erhalten, was aber aufgrund ihrer beruflichen Situationen nicht immer leicht ist. Das Privatleben beider wird sehr einfühlsam und in ausreichendem Maße geschildert. Ich fand diese Dosis genau richtig und hat mir die beiden noch sympathischer werden lassen, zumal sie auch Ecken und Kanten haben.

Dieser Thriller hat mich auf wunderbare Weise sehr gut unterhalten und ich kann diesem tollen Thriller einfach nur volle 5 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Spannender und unterhaltsamer Krimi!

Ostseegruft
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Die Lübecker Kommissarin Pia Korittki nimmt am Begräbnis ihrer ehemaligen Freundin Kirsten teil, die sie zwei Jahre zuvor auf Ihrer Hochzeit zuletzt gesehen hatte. Sie kam angeblich bei einem Unfall ums ...

Die Lübecker Kommissarin Pia Korittki nimmt am Begräbnis ihrer ehemaligen Freundin Kirsten teil, die sie zwei Jahre zuvor auf Ihrer Hochzeit zuletzt gesehen hatte. Sie kam angeblich bei einem Unfall ums Leben. Als am Grab von Kristen ein unbekannter Mann lauthals verkündet, es läge kein Unfall vor, horcht Pia einige Personen aus der Trauergemeinde aus und hat den Verdacht, dass möglicherweise doch kein Unfall vorliegt. Binnen zwei Tagen muss sie so viele Ergebnisse liefern, dass der Fall vom Vorgesetzten wieder neu aufgerollt werden kann….
Mittlerweile hat Eva Almstädt mit „Ostseegruft“ bereits ihren 15.Krimi um Pia Korittki abgeliefert. Für mich war es die erste sehr unterhaltsame Begegnung.
Die Handlung beginnt recht harmlos mit dem oben beschreiben Begräbnis und steigert sich im Laufe dieses Buchs in eine sehr rasante und spannungsgeladene Geschichte mit einer recht eindrucksvollen und unerwarteten Wendung im Geschehen. Es geht nämlich nicht nur um die Aufklärung der Umstände, die zu Kirstens Tod geführt haben. Auch eine ältere Mordgeschichte kommt ans Tageslicht und scheint mit Kirstens Tod zusammen zu hängen. Auch dass Kirstens Vater vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist, verzwickt diesen Plot ungemein. Es tauchen immer mehr verschiedene Personen aus dem persönlichen Umfeld von Kirsten auf. Der Ehemann, Familienmitglieder, Schwiegereltern und andere Personen aus dem Dorf werden nach und nach vernommen und jede einzelne Person scheint ein Motiv zu haben und verdächtig zu sein. Immer wieder führt Eva Almstädt die Leser und mich gekonnt aufs Glatteis. Der letzte Abschnitt des Krimis hat es wahrlich in sich. Es gibt eine sehr intensive und anschauliche Tatortrekonstruktion und die Geschichte nimmt einen unglaublichen Spannungsverlauf. Die Auflösung dieses Krimis ist für mich absolut nachvollziehbar, auch wenn einige Fragen offen geblieben sind, die jedoch nicht so relevant waren.
Neben den eigentlichen Ermittlungen kommt auch das Privatleben von Pia als allein erziehende Mutter eines elfjährigen Jungen nicht zu kurz. Sehr geschickt wird die Zwickmühle dargestellt, einerseits alles für den Job zu geben, andererseits aber sich voll und ganz ihrem Sohn widmen zu müssen. Dass dann auch noch ein Mann aus früherer Zeit auftaucht, gibt diesem Teil der Handlung noch eine weitere pikante Note hinzu. Pia ist durch die persönliche Betroffenheit sehr sympathisch und emotional dargestellt. Der Schreibstil ist absolut flüssig und das Tempo abwechslungsreich.
Dieser Krimi von Eva Almstädt hat mich von Anfang an eingenommen und in seinen Bann gezogen und mich voll überzeugt. Einige kleinere Fragen sind offen geblieben. Ich gebe dem Krimi daher sehr verdiente 4,5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Krimis von ihr.

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