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Skadi

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2018

Ein schönes Fantasy-Abenteuer für Jung und Alt

Drachenkralle 1: Die Klaue des Morero
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Der 14-jährige Simon befreit die Drachin Maya von Jägern, die sie gefangen haben. Die beiden verpflichten sich durch ein Ritual miteinander. Als Simons Dorf von Fremden überfallen wird, erzählt einer der ...

Der 14-jährige Simon befreit die Drachin Maya von Jägern, die sie gefangen haben. Die beiden verpflichten sich durch ein Ritual miteinander. Als Simons Dorf von Fremden überfallen wird, erzählt einer der Täter ihnen von der Klaue des Moreros. Um zu verhindern, dass der böse Herrscher Igor alle Menschen unterwirft, begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise. Begleitet werden sie dabei von Simons bester Freundin Katharina und dem Drachen Maro, so wie von Simons jüngerer Schwester Jana.

Drachenkralle ist der Debüt-Roman von Janika Hoffmann und der Auftakt einer Trilogie und richtet sich an ein etwas jüngeres Publikum.

Mir persönlich hat der Roman dennoch sehr gut gefallen. Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass das für mich auch der Knackpunkt der Bewertung war: ich habe lange hin und her überlegt, wie viele Sterne ich dem Roman geben soll. Er weist zwar einige Schwächen auf, über die sich jedoch leicht hinwegsehen lässt, insbesondere für jüngere Leser. Da ich nicht ganz zur Zielgruppe gehöre, habe ich mir überlegt, wie ich das Buch vor einigen Jahren beurteilt hätte und mit meinen damaligen Lieblingsbüchern verglichen – mein 12-Jähirges ich wäre absolut hin und weg von dieser Geschichte gewesen.

Nun aber zu meinem Leseeindruck. Simon, der Protagonist ist genauso sympathisch wie Maya, Katharina, Maro, Jana und einige der später noch auftauchenden Figuren. Während des Lesens habe ich das kleine Grüppchen sehr ins Herz geschlossen und als ich auf der letzten Seite ankam, war ich ein wenig traurig, mich vorerst von ihnen verabschieden zu müssen.

Die Welt, die Janika Hoffmann mit Sarmela erschaffen hat, erwacht mit jeder Seite weiter zum Leben. Dies liegt vor allem an den wunderbaren Beschreibungen der verschiedenen Orte, die das Gespann auf seiner Reise besucht und durchqueren muss. Als Leser fällt es leicht, sich diese vor dem inneren Auge vorzustellen.

Die Spannung fällt an keiner Stelle ab. Jede Szene bringt den Plot voran, auf langweilige Szenen zur Überbrückung wurde weitestgehend verzichtet. Und wenn doch mal eine langsamere Szene dazwischen ist, dann ist sie doch sehr schön zu lesen. Immer wen man denkt, die Helden würden endlich eine Pause bekommen, wartet der nächste Schrecken auf sie. Dadurch wird es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.

Der Schreibstil wirkt einfach, was in diesem Fall kein Manko ist. Er passt damit aber hervorragend zur Zielgruppe und lässt sich locker und leicht lesen. Perfekt für ein entspanntes Wochenende mit Tee auf dem Sofa oder im Bett.

Kurz gesagt: ein bezaubernder Fantasy-Roman, nicht nur für jüngere Leser.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Vorsicht: Suchtpotential

Schneepoet
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Nach seiner Trennung von seiner großen Liebe Inga zieht Luc nach Paris, dort nimmt das Unheil seinen Lauf. Er versinkt in einem Strudel aus düsteren Gedanken, Drogen und Sex.

Das Buch kommt in ungewohnter ...

Nach seiner Trennung von seiner großen Liebe Inga zieht Luc nach Paris, dort nimmt das Unheil seinen Lauf. Er versinkt in einem Strudel aus düsteren Gedanken, Drogen und Sex.

Das Buch kommt in ungewohnter Form als Lucs Tagebuch daher und wird zu einer fesselnden Reise in seine Gedanken, bedrückend und erheiternd zugleich. Seine Geschichte ist voller tragischer Komik. Auf nahezu jeder Seite versteckt sich ein intelligentes Wortspiel – nach dem Lesen offenbart sich auch der Titel als solches. So bringt das Buch einen trotz der ernsten Themen und der drückenden Stimmung der Geschichte, den Leser regelmäßig zum Schmunzeln. An dieser Stelle ein ganz großes Kompliment an Nika Sachs für diesen großartigen Schreibstil, der das Buch zu etwas ganz speziellem werden lässt. Mit diesem Stil vereint sie eine ungewöhnliche Mischung aus bildhafter Sprache und Direktheit. Herrlich fern des Mainstreams.

Doch auch abseits des Stils ist das Buch großartig. Eine packende Geschichte, die man einfach weiterlesen muss! Deswegen eine Warnung: lesen während Bahnfahrten auf eigene Gefahr – ich hätte mehrere Male beinahe meine Haltestelle verpasst, weil ich vollkommen versunken in Lucs Geschichte war.

Dazu kommen Figuren, die so real wirken, dass man meinen könnte, sie säßen neben einem. Sie sind voller Ecken und Kanten, fernab vom Ideal und gerade deswegen auf ihre Art perfekt. Während des Lesens bin ich ihnen nicht nur begegnet, ich habe sie kennen gelernt und sie sind beinahe zu Freunden geworden. Chaotische Freunde, um die man sich dauernd Sorgen machen muss. Ich habe ihre kurzen Hochs und die vielen Tiefs miterlebt.

Und dann war das Buch plötzlich zu Ende. Aber zum Glück gibt es noch zwei weitere Teile und das Buch „Am Horizont schwarz“, die hoffentlich bald ebenfalls bei mir einziehen werden.

Kurz gesagt: absolute Leseempfehlung für eines der authentischsten Bücher, die ich in den vergangenen Jahren lesen durfte.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Von nordrhein-westfälischer Landespolitik und Christian Lindner

Noch eine Chance für die FDP?
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Die Abrechnung des Gerhard Papke? Nun, nicht ganz. Papke war von 17 Jahre lang, bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Frühjahr 2017 Mitglied des Landtags für die FDP. In dieser Zeit erfüllte ...

Die Abrechnung des Gerhard Papke? Nun, nicht ganz. Papke war von 17 Jahre lang, bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Frühjahr 2017 Mitglied des Landtags für die FDP. In dieser Zeit erfüllte er verschiedene Funktionen. Doch nicht nur das, Papke gehörte eine ganze Zeit lang zum engeren Vertrauten-Kreis Christian Lindners, der heute der Vorsitzende der Partei ist. Sein Ausscheiden aus der Politik begründete Papke ausgerechnet mit der politischen Linie seines langjährigen „Parteifreunds“, mit dem er damals gemeinsam in den Landtag einzog.
Das Buch beginnt langsam, bei genau dieser Entwicklung. Wie Lindner und er sich kennen lernten, wie Papke gemeinsam mit dem heutigen FDP-Vorsitzenden in den Landtag einzog und der Landtagsarbeit. Würde Papke um jeden Preis Lindner eins auswischen wollen, so hätte er die gemeinsamen Gespräche so gut er sich noch daran erinnert, aufschreiben können. Das tut er nicht. Er beschreibt nur das, was längst bekannt ist. Stellenweise rückt er es in ein anderes Licht, bewertet es selbst, doch in Bezug auf Lindner erfährt man nichts bahnbrechend Neues.
Was folgt ist ein ausschweifender Teil über die Landespolitik Nordrhein-Westfalens. Sicher ist dieser Teil wichtig, um die Prozesse und die Entwicklung der FDP sowie der Papkes (und in gewisser Weise auch Lindners) nachvollziehen können. Für jeden außerhalb NRWs ist dieser Teil aber auch genauso langweilig. Landesprogrammatik mischt sich mit Zahlen, die eben nur die Landespolitik tangieren. Dazu mischen sich ein wenig die Vorgänge der Bundespartei, da Papke aber weben kein Bundespolitiker war, auch nur aus einem begrenzten Blickwinkel. Große Enthüllungen sind auch hierbei nicht zu erwarten.
Wer das Buch nur wegen des Bezugs zu Christian Lindner liest, der muss einen sehr langen Atem haben. Erst auf Seite 150 befasst sich Papke wieder mit Lindner, der zunächst für eine Spitzenkandidatur nach NRW zurückkehrt. Hiermit kommt Papke dann auch zum Kern seines Rücktritts. Ein Islam-Papier über das er sich mit Lindner zerstritten hat. Hier kommt dann doch noch die Abrechnung mit Lindner. Papke schildert dabei selbstverständlich seine subjektive Wahrnehmung. Die ist spannend, immerhin kennt er Lindner besser als viele andere, aber auch hier verrät er keine Interna. Einerseits ist das Schade, andererseits muss man sagen, dass Papke dies sehr Souverän wirken lässt – es hätte doch einen sehr bitten Beigeschmack, würde er dieses Buch nutzen, um sämtliche Absprachen mit Lindner aus der Vergangenheit offen zu legen.
Kurz gesagt: für politisch Interessierte ein spannendes Buch, sicher auch für Wähler der FDP. Wer nur von Sensationsgier getrieben wird, kann allerdings getrost darauf verzichten.

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ein Leben im braunen Sumpf

Ein deutsches Mädchen
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Als Kind hatte Heidi Benneckenstein keine Ahnung, dass ihre Familie anders ist. Dass sie in eine Nazifamilie hinein geboren wurde, begriff sie erst später. Aber wie ist es, seine Kindheit unter anderem ...

Als Kind hatte Heidi Benneckenstein keine Ahnung, dass ihre Familie anders ist. Dass sie in eine Nazifamilie hinein geboren wurde, begriff sie erst später. Aber wie ist es, seine Kindheit unter anderem in Camps zu verbringen, in denen Hakenkreuze fast schon Normalität sind und in dem sich die Menschen längst vergangene Zeiten zurückwünschen? Wenn man Deutschland in seinen alten Grenzen aus Holz aussägen muss und lernt, es hätte den Holocaust nie gegeben?

Es ist ein erschreckendes Bild, dass diese Biographie zeichnet. Angefangen bei einer Kindheit im rechten Milieu, hinein in die rechtsradikale Szene. In einen braunen Sumpf, aus dem heraus zu kommen, alles andere als einfach ist. Aber Heidi hat dies geschafft. Trotz ihrer Vergehen, muss man den Hut vor ihrem Mut ziehen, dieses Buch zu veröffentlichen.

Heidi Benneckenstein hat den Weg in die Szene nicht frei gewählt, der Weg schien ihr vorgezeichnet und damit steht sie im Kontrast zu vielen anderen Aussteigern. Berichte über das innere der rechten Szene findet man zu Hauf, Aussteigerbiographien, Studien, Onlineartikel. Nur wenig über die Kindheit in der Szene und allein deswegen würde ich eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen. Hinzu kommt ein authentischer Bericht darüber, wie Nazis die Wahrheit solange verdrehen, bis sie in ihr Weltbild passt und darüber dass die etwas merkwürdig wirkende gutbürgerliche Familie von Nebenan manchmal mehr mit dem Biersaufenden Skinhead zu tun hat, als man auf den ersten Blick glauben würde.

Manchmal hadert sie damit, will nicht werden wie ihre Mutter, hat Stress mit dem Vater. Statt früh auszusteigen und das alles hinter sich zu lassen, steigt sie tiefer in die Szene ein. Die Seite des Rechtsradikalismus, die wir aus den Medien kennen. An vielen Stellen wirken diese Beschreibungen Klischeehaft, aber vielleicht sind diese Menschen auch tatsächlich eine Karikatur ihrer selbst. Interessant ist, wie tief Benneckenstein tatsächlich in der Szene steckte und wie schwer ihr der Ausstieg fiel. Hier kommt ein weiteres interessantes Puzzlestück, das ihre Biographie von der anderer Aussteiger unterscheidet, hinzu: sie ist gemeinsam mit ihrem Freund ausgestiegen. Das macht es schwerer und leichter zugleich und damit umso beeindruckender.

Es gibt viele Anekdoten in diesem Buch, schockierend und packend. Zumindest theoretisch. Es gibt viele Stellen, an denen die Atmosphäre authentisch wirkt, an denen man sich als Leser in Heidi Benneckenstein hineinversetzen kann, obwohl ihr damaliges Leben so herzlich wenig mit dem unseren zu tun hat. Trotzdem ist es nicht so fesselnd, wie es sein könnte. Das liegt vor allem Stil, der meist sehr nüchtern ist, manchmal träfe es sogar das Wort fad. Mit viel Abstand reflektiert Benneckenstein ihr Leben, das merkt man. Aber der Anspruch an ein solches Buch sollte auch nicht sein, ein stilistisches Meisterwerk zu sein, es sollte aufklären und diesen Zweck erfüllt es. Ich hoffe sehr, dass es irgendwann in jedem Bundesland auf dem Lehrplan auftaucht, denn dieses Buch zeigt uns definitiv mehr über dieses fremde Leben als jede Dokumentation inklusive kurzem Interview mit einem Aussteiger über die Szene und vor allem wesentlich mehr als überzeichnete Filme wie „Kriegerin“.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Eine spannende Zeitreise

Donaudämmerung
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Ernestine Bremstaller wird tot in ihrer Wohnung in Linz aufgefunden. Die Ermittlungen übernimmt das Dezernat IIa um Hauptkommissar Steininger. Was war das Motiv? Hat die ältere Frau sich mit den falschen ...

Ernestine Bremstaller wird tot in ihrer Wohnung in Linz aufgefunden. Die Ermittlungen übernimmt das Dezernat IIa um Hauptkommissar Steininger. Was war das Motiv? Hat die ältere Frau sich mit den falschen Leuten angelegt? Liegt es daran, dass man ihr nachsagte, eine Tante Hermann Görings zu sein? Oder an der großen Erbschaft, die sie erhalten haben soll? Jeder im Haus scheint verdächtig zu sein, aber jeder scheint auch ein Motiv zu haben. Die angeblichen Verwandtschaftsverhältnisse rufen auch die Gestapo auf den Plan und Steininger trifft auf seinen ehemaligen Untergebenen Sedlak.

Donaudämmerung ist nicht nur ein spannender, sondern auch ein auf seine eigene Art komischer Krimi. Der Autor Thomas Buchner schafft es eine wunderbare Atmosphäre zu erschaffen, dank der man als Leser nach bereits einer Seite eine kleine Zeitreise in die NS-Zeit unternimmt. Er konzentriert sich dabei nicht auf die eigentlichen Gräueltaten dieser Zeit, sondern schildert auf authentische Art das einfache Leben der Bevölkerungen in „der Ostmark“. Diese ordentliche Portion Lokalkolorit macht das Buch zu einem fantastischen Erlebnis.

Der drohende Krieg gegen Polen wird zwar immer wieder erwähnt, dem Zeitgeist entsprechend gehen jedoch alle davon aus, dass wäre eine schnelle Sache, weshalb es nicht zentral für das Leben der Figuren zu sein scheint.

Die häufig wechselnden Perspektiven sind am Anfang vielleicht etwas verwirrend, aber sie sorgen auch dafür, dass man als Leser eine ganze Bandbreite spannender Charaktere kennen lernt. Vom Ermittler-Team hin zu der etwas anstrengenden Nachbarin der Toten. Jede dieser Figuren hat ihre eigene Macke, ihre eigene Art zu sprechen und sie alle erwachen auf den Seiten wahrhaftig zum Leben. Im Großen und Ganzen sind sie war keine klassischen Sympathieträger, aber man muss ihre kautzige und schrullige Art doch irgendwie mögen. Ich persönlich musste beim Lesen sehr häufig schmunzeln angesichts der beschriebenen Situationskomik.

Ein besonderer Faktor hinsichtlich der Authentizität ist die Sprache. Da sind die etwas trottelig wirkenden Ermittler mit ihrem wunderbaren Dialekt und ihnen gegenüber sitzt der Gestapo-Mann Sedlak, der seine Stellung wohl auch sprachlich beweisen möchte. Die rustikale Ehefrau Steiningers „Mizzi“, die ihrem Mann gegenüber kein Blatt in den Mund nimmt und die Ermittlerin Anna Rabitsch, die sich auch nicht davon unterkriegen lässt, dass ihr Chef sie permanent unterschätzt. Und zur Beruhigung für all jene, die fürchten den Dialekt nicht zu verstehen – die Dialoge sind sehr gut zu verstehen und im Notfall gibt es hinten im Buch ein kleines Glossar mit Übersetzungen ungewöhnlicher Wörter.

Über das Ende möchte ich an dieser Stelle lediglich sagen: Ich habe es in keinster Weise kommen sehen. Zu viele Spuren, zu viele mögliche Verdächtige, eine zu verstrickte und höchst spannende Situation. Dadurch besteht bis zum Schluss Spannung.

Um es kurz zu fassen: Ich habe mich beim Lesen immer mehr in dieses Buch verliebt. Ungewöhnliche Figuren, starke Atmosphäre und eine unglaubliche Authentizität, die sicher auch daher rührt, dass Thomas Buchner als Historiker natürlich vom Fach ist. Daher absolute Leseempfehlung für alle Krimi- und Geschichtsfans!