Erfrsichend anders
Melyn – Leg dich nie mit einem Meeresgott anCoopers ruhiges Leben wird durcheinander gewirbelt, als er am Strand ein hilfloses und etwas seltsames Mädchen findet. Sie stammt aus der Anderswelt und sucht nun Schutz in Wales bei Cooper und seiner ...
Coopers ruhiges Leben wird durcheinander gewirbelt, als er am Strand ein hilfloses und etwas seltsames Mädchen findet. Sie stammt aus der Anderswelt und sucht nun Schutz in Wales bei Cooper und seiner Großmutter Nia, mit der er in einem kleinen Haus an den Klippen von Aberystwyth lebt.
Nach und nach erfährt Cooper von der Anderswelt und einer uralten Legende – ist er derjenige, der in dieser Legende erwähnt wird und der einen ebenso alten Fluch brechen kann?
Früher habe ich viel Fantasy gelesen, in den letzten Jahren ist das weniger geworden. Was vor allem daran liegt, dass mich die fantastischen Welten nicht mehr im selben Maße begeistern konnten – für meinen Geschmack kam häufig zu wenig neues hinzu. Man kann das Rad nicht neu erfinden, aber aus alt bekanntem, kann man etwas neues und erfrischendes Basteln. Ira Potter ist letzteres mit „Melyn – leg dich nie mit einem Meeresgott an“ ohne jeden Zweifel gelungen. Auf wundervolle und humorvolle Art, wird die walisische Mythologie in eine fantastische Handlung eingebunden und bringt diese den Lesenden dadurch näher. Das gesamte Setting war mein absolutes Highlight an diesem Buch.
Cooper ist in gewisser Weise der typische Fantasy-Protagonist (wobei diese in vergleichbaren Geschichten inzwischen häufiger weiblich sind): er stürzt sich nichts ahnend in ein Abenteuer, von dem er nicht genau weiß, ob er ihm gewachsen ist. Dabei bleibt er allerdings oft überraschend ruhig. Meine Lieblingsfigur ist dennoch seine Großmutter, die auf alles ein Auge hat und mehr weiß, als es zunächst scheint.
Der Stil lässt sich angenehm lesen. Er ist schnörkellos, ohne dadurch die Atmosphäre unter den Tisch fallen zu lassen. Dazu kommt eine große Portion Humor, die einem beim Lesen immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Er ist nicht zu flach, wird an den richtigen Stellen eingebunden und ist wohl dosiert. Für mich ein absolut gelungener Aspekt.
Die Handlung selbst ist spannend gestaltet. Nach und nach werden Familiengeheimnisse gelüftet, wodurch einige überraschende Wendungen auf die Lesenden warten. Hier wird auf viele Konventionen des Fantasy-Genres zurückgegriffen und gleichzeitig etwas Einzigartiges daraus gemacht. Auf die einzelnen Aspekte will ich an dieser Stelle nicht eingehen, um niemandem den Lese-Spaß zu verderben. Wer viel Fantasy liest, wird vielleicht auch nicht im selben Maße überrascht sein von so mancher Wendung. Jedoch sind schon allein das Setting und die Grundidee es wert, diesem Buch eine Chance zu geben.
Ein besonderers Highlight dieses Buches – auch wenn es nichts mit dem Inhalt der eigentlich Geschichte zu tun hat – war die Aussprachehilfe, die am Ende angehängt ist. Dort wird Buchstabe für Buchstabe erklärt, wie man walisisch ausspricht, sodass man selbst ein bisschen anhand von beispielsweise Namen wie Aberystwyth üben kann. Da Cooper selbst (ebenfalls) kein walisisch spricht, werden die Begriffe und Phrasen im Text übersetzt und erklärt, sodass der Lesefluss nicht unterbrochen wird.
„Melyn“ ist ein großartiges Buch für Fantasy-Fans und alle, die sich für die walisische Mythologie interessieren. Von mir eine klare Leseempfehlung!