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Veröffentlicht am 27.04.2023

Insgesamt etwas ernüchternd im Vergleich zum Auftakt

Der Dornenthron
1

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie ...

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des Auftakts gefällt mir dieses hier wieder sehr, und mit dem Dunkellila sieht es im Regal neben „Die Saphirkrone“ bestimmt auch sehr schön aus.
Die Farbgebung und auch der Titel sind vermutlich Anspielungen auf den Liladorn, der hier hin und wieder eine Rolle spielt, und jedenfalls die Farbe auch auf das Königreich Morta.


Meine Meinung:
Als Fan der „Splitterkrone“-Reihe habe ich mich sehr auf die Fortsetzung des Spin-Offs gefreut, zumal im Auftakt ja noch vieles ungeklärt und eindimensional blieb.
Da ich das Setting sehr mag und natürlich die Figuren, allen voran Leonidas, Gemma, Maeven und Grimley, hatte ich auch hier wieder viel Spaß beim Lesen.
Trotzdem hat es mir „Der Dornenthron“ zwischendurch dann aber doch nicht so leicht gemacht, und meine Erwartungen und Hoffnungen nach dem Auftakt konnte es auch nicht erfüllen.

Vor allem Gemmas Sturheit hat mich gerade in der zweiten Hälfte viele Nerven gekostet; wenn sie einfach mal über ihren Schatten springen und nicht ständig nur auf der Stelle treten würde, wäre einiges vermeidbar gewesen. Zum Ende hin ist sie dann aber glücklicherweise einsichtig und man geht doch noch mit einem positiven Gefühl aus der Geschichte.

Insgesamt etwas weniger negativ aufgefallen, aber doch schade ist in meinen Augen, dass die Autorin hier nicht gerade mit Originalität glänzt. Viele Motive und teilweise sogar ganze Plots werden immer wieder wiederholt, und zwar nicht nur im Vergleich zu dem Auftakt, sondern auch zur Hauptreihe.
Das ist besonders deshalb etwas enttäuschend, da ich diesen Aspekt ja bereits in meiner Rezension zur „Saphirkrone“ angesprochen habe und daher die Hoffnung hatte, dass die Autorin sich hier vielleicht ein bisschen etwas Neues einfallen lässt – zumal wir weder in der Haupttrilogie noch in „Die Saphirkrone“ ja besonders viel Zeit in Andvari verbracht haben, die Möglichkeit wäre also da gewesen.
Stattdessen fallen hier die Wiederholungen sogar noch stärker auf und die Unterschiede insbesondere zur Hauptreihe werden immer weniger. Man hat fast dauerhaft das Gefühl, die Geschichte schonmal gelesen zu haben, und irgendwann merkt man dann: Hat man ja auch. Dadurch wird das Buch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ein bisschen obsolet.

Ebenfalls kritisiert hatte ich in meiner Rezension zum Auftakt die Oberflächlichkeit der Nebenfiguren und des Worldbuildings. Auch hier lassen die Beschreibungen der Umgebung Andvaris zu Wünschen übrig, wohingegen die Mahlzeiten, die Gemma zu sich nimmt, immer bis ins letzte Detail beschrieben werden. Vielleicht sollte die Autorin mal ein Kochbuch veröffentlichen?
Aber auch die Figuren, allen voran Leonidas, scheinen kaum mehr Tiefe bekommen zu haben. Über ihn weiß man nach wie vor nicht viel mehr, als dass er der Prinz des verfeindeten Königreichs, ein mächtiger Mentalmagier und super sexy ist. Der Geschichte würde es wirklich guttun, wenn man ein paar Kapitel auch aus seiner Sicht lesen könnte.


Das alles ist wirklich schade, da die Reihe so einerseits etwas stagniert und andererseits aufgrund ihrer erheblichen Ähnlichkeiten zur „Splitterkrone“-Reihe an Eigenständigkeit und Bedeutung verliert. Nichtsdestotrotz habe ich auch „Der Dornenthron“ wieder sehr gerne gelesen und ich werde auch den Abschluss der „Gargoyle Queen“-Trilogie lesen. Das liegt aber vermutlich eher daran, dass ich mich auf dem Kontinent nach fünf Büchern mit seinen Bewohnern einfach wohl fühle, als dass ich im nächsten Band noch irgendwelche Neuerungen erwarten würde.


Fazit:
Meine Erwartungen nach dem Auftakt konnte „Der Dornenthron“ nicht erfüllen. Es gibt den Figuren nicht mehr Tiefe und auch das Worldbuilding bleibt weiterhin oberflächlich. Dazu fallen hier auch die Parallelen sowohl zum Auftakt als auch vor allem zur Hauptreihe noch stärker auf, sodass man sich zwischendurch fragt, ob man hier wirklich ein eigenständiges Spin-Off liest.
Trotzdem hatte ich meinen Spaß mit der Geschichte, was einfach daran liegt, dass ich mich in diesem Universum nach fünf Büchern mittlerweile wohlfühle und mir auch die Figuren (trotz fehlender Tiefe) sehr ans Herz gewachsen sind. Einzig Gemma raubt einem hier zwischendurch den letzten Nerv, aber das legt sich auch wieder.
Insgesamt bin ich zwar also ein bisschen enttäuscht, aber den Abschluss der „Gargoyle Queen“-Reihe werde ich trotzdem lesen.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2023

Weiterhin grandiose, blutige Wikinger-Saga

Frostnacht
1

Vielen lieben Dank an den blanvalet-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie bereits ...

Vielen lieben Dank an den blanvalet-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie bereits in meiner Rezension zum Auftakt angesprochen, gefallen mir Cover der Reihe super. Im Prinzip sind sie alle identisch, bloß die Farbe des Feuers im Hintergrund (hier grün statt blau) und der Rabe sind verschieden. Dadurch erkennt man sofort, dass sie zusammengehören, und es ist ebenfalls sofort ersichtlich, dass es sich bei der Saga um eine High Fantasy-Reihe handelt. Das Schwert und der Rabe stellen dabei den Bezug zu den Blutgeschworenen her.
Super fand ich auch den Rückblick auf die Geschehnisse aus Band 1, die Aussprachehilfe und die Karte am Anfang sowie das Personenregister und Glossar am Ende!


Meine Meinung:
In meiner Rezension zum Auftakt habe ich bereits angesprochen, dass „Die Saga der Blutgeschworenen“ ganz eindeutig nichts für diejenigen unter euch ist, die es nicht gerne blutig haben, und vor allem auch nicht für Genre-Einsteiger. Das kann ich hier auch wieder nur unterstreichen, denn „Frostnacht“ ist mindestens ebenso brutal, wenn nicht sogar brutaler als sein Vorgänger.
Darüber hinaus merkt man hier ganz stark, dass „Frostnacht“ auf das Finale in „Blutnacht“ hinarbeitet, denn es wird immer komplizierter und verworrener.
Jemand, der nicht viel oder bisher gar kein High Fantasy liest, ist hiervon sehr wahrscheinlich überfordert, denn „Frostnacht“ fordert sehr viel Aufmerksamkeit vom Leser.

Aus genau dem Grund habe ich das Buch nach ca. 30 Seiten auch erstmal pausiert, da ich mich da mitten in der letzten Vorbereitung für meine mündliche Prüfung befunden habe und somit den Kopf für eine so hochkomplexe High Fantasy nicht frei hatte.
Aber auch nach meiner Prüfung, als sich die ganze Aufregung bereits gelegt hatte, hatte ich vor allem im ersten Viertel, aber auch zwischendurch immer mal wieder Konzentrationsschwierigkeiten, was vor allem daran liegt, dass unheimlich viel auf einmal passiert: Man verfolgt fünf Figuren (im Auftakt waren es noch drei – alleine daran sieht man also schon, dass es immer komplizierter wird) parallel, die jeweils noch von unzähligen Nebenfiguren begleitet werde, die alle ähnlich wichtig sind und dabei erfährt oder erlebt jeder relevante Dinge, die man am besten stets im Hinterkopf behält. Man muss also gut aufpassen, um am Ball zu bleiben, sonst versteht man irgendwann nichts mehr. Da hilft es auch nicht, dass die Namen alle sehr schwierig zu merken und teils auch noch sehr ähnlich sind.
Sobald man dann einmal in der Handlung ist, darf man deshalb auch bloß nicht den Fehler machen und das Buch über einige Tage pausieren - dann ist man wieder raus!!!

Besonders beeindruckend ist dabei, dass der Autor selbst überhaupt nicht durcheinanderzukommen scheint. Natürlich darf er das auch nicht, es sind ja immerhin seine Welt und seine Figuren, und er kennt sie am besten.
Trotzdem würde ich es ihm angesichts dieser Komplexität nicht verübeln, wenn er ein kleines Detail hier und da mal übersehen oder vergessen würde. Einem John Gwynne passiert so etwas aber offensichtlich nicht!
Vor allem in der zweiten Hälfte greift er immer mal wieder Kleinigkeiten aus dem bisherigen Geschehen, teils sogar aus dem ersten Band auf, an die ich überhaupt nicht mehr gedacht habe, und webt sie ins aktuelle Geschehen ein oder spinnt diese weiter.


Sobald man die ersten Startschwierigkeiten überwunden und sich an die sehr hohe Plotdichte gewöhnt hat, überzeugt Gwynne hier wieder mit sprachgewaltiger High Fantasy, in der ein Plottwist den anderen jagt, und die einen vor allem im letzten Drittel nicht mehr loslässt. Bemerkenswert ist dabei auch, dass der Autor es trotz der schwierigen und ähnlichen Namen schafft, dass der Leser die Figuren irgendwann mit Leichtigkeit auseinanderhalten kann - nicht, weil man sich die Namen irgendwann gemerkt hat (ohne das Namensverzeichnis am Ende wäre ich aufgeschmissen gewesen lol), sondern weil jede Figur, selbst die scheinbar unbedeutendsten Nebenfiguren einen so vielschichtigen und lebendigen Charakter erhalten, wie ich es selten in einer Reihe mit so vielen Figuren erlebt habe.
Ich will nicht allzu viel auf die einzelnen Figuren eingehen, da die Geschichte sehr stark von ihnen getragen wird und ich befürchte, aus Versehen zu viel über sie zu verraten und damit schon etwas vorwegzunehmen, ohne es zu bemerken. So viel kann ich aber sagen: Obwohl so unfassbar viel passiert und obwohl so viele verschiedene Figuren im Vordergrund stehen, glänzt jede einzelne von ihnen!
Mir fällt keine Figur ein, die hinter den anderen zu kurz kommt; John Gwynne kennt seine Figuren so gut, dass es ihm anscheinend mit Leichtigkeit gelingt, jedem von ihnen einen vielseitigen Charakter zu geben, sie sich entwickeln zu lassen und den Leser selbst mit denjenigen Figuren sympathisieren zu lassen, die eigentlich alles andere als Sympathieträger sind. Einfach beeindruckend!


Der zweite Band endet ähnlich wie der erste mit vielen Fragen und einem fiesen Cliffhanger, der die Wartezeit zum Abschluss alles andere als erleichtert.


Fazit:
Die Blutgeschworenen-Saga ist keine Reihe für ungeübte Fantasy-Einsteiger und selbst Profis definitiv auch nicht zu empfehlen, wenn euer Kopf aktuell ohnehin voll ist. Hier muss man beim Lesen 100%ig anwesend sein!
Wenn das aber der Fall ist und ihr euch auf diese hochkomplexe Geschichte mit gefühlt hunderten Figuren einlasst, bekommt ihr eine blutige, spannende Fortsetzung einer grandiosen, detaillierten, kreativen Wikingersaga mit so vielschichtigen und lebendigen Figuren, wie ich es selten in einer Reihe mit so einer hohen Plot- und Figurdichte erlebt habe. Ich freue mich auf den Abschluss!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2023

Mein (bisheriger) Lieblingsband dieser Wohlfühlreihe!

A Place to Belong
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
An den Covern der ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
An den Covern der „Cherry Hill“-Reihe gefällt mir besonders gut, dass sie auf den ersten Blick relativ identisch aussehen, sich bei näherem Hinsehen dann aber durch winzige Details unterscheiden.
Am offensichtlichsten ist dabei die verschiedene Highlight-Farbe, hier ein etwas dunkleres Flieder. Ich glaube zwar, dass das Flieder etwas besser zu Lilacs Geschichte („lilac“ = „flieder“) gepasst hätte und das rot von „A Place to Grow“ (Lilacs Geschichte) vielleicht besser auf Magnolias Buch (Magnolien sind rosa) gepasst hätte. Aber das ist nur eine winzige Kleinigkeit, die einer Perfektionistin auffällt und die am Ende keine große Rolle spielt. :D
Wie auch schon bei den beiden Vorgängern ist die vordere Innenklappe des Buches mit einer Aquarellzeichnung und der Definition von „Magnolia“ sowie einer Charakterbeschreibung von Maggie verziert, die eine tolle Ergänzung zur Buchgestaltung sind. Auch die einzelnen Kapitelüberschriften sind wieder mit den Blumen des Covers geschmückt und tolle Hingucker im Buch.


Meine Meinung:
„A Place to belong“ ist definitiv mein Lieblingsband der Reihe!!!! 🥰
Vermutlich liegt das daran, dass ich überhaupt keine Erwartungen an diese Geschichte hatte. Zwar kennt man einen Großteil der Figuren durch die Vorgängerbände natürlich schon und auch das Setting ist bekannt.
Maggie tritt hier jedoch das erste Mal auf, was als Protagonistin in einer fortgesetzten Reihe eher ungewöhnlich ist. Man erwartet in Reihen wie dieser ja normalerweise, dass eine Figur, die bisher nur am Rande eine Rolle gespielt hat, ihre Bühne bekommt. Maggie ist jedoch eine völlig neue Figur und noch ein komplett unbeschriebenes Blatt. Bevor ich das Buch das erste Mal geöffnet hatte, wusste ich überhaupt nicht, wie ich sie in das bisherige Geschehen einordnen sollte und welche Rolle sie auf Cherry Hill spielen könnte.
Vermutlich ist diese fehlende Erwartung mit ein Grund, weshalb mir der dritte Band wesentlich besser gefallen hat als sein Vorgänger, an den ich, wie aus meiner Rezension hervorgeht, ja mit zu hohen Erwartungen herangegangen bin.

Aber auch Maggie trägt einen wesentlichen Teil dazu bei! Ich konnte mich auf Anhieb gut in sie hineinversetzen und hatte sofort einen Bezug zu ihr. Zwar hat sie einen völlig anderen Hintergrund als ich und sie geht an Konflikte auch ganz anders heran als ich, aber die Autorin schafft es hervorragend, Maggies Gedankengänge und Gefühle zu transportieren. Auch wenn sie oft andere Entscheidungen trifft, als ich es in ihrer Situation tun würde, bin ich zu keinem Zeitpunkt etwa genervt von ihr. Dagegen sind ihre Handlungen und ihr Verhalten nachvollziehbar, logisch und passen zu ihrem Charakter. Man versteht, weshalb sie handelt, wie sie handelt, und wieso sie sich dagegen entscheidet, eine offensichtliche Entscheidung und stattdessen eine solche zu treffen, die ihre Geheimnisse noch größer und prekärer erscheinen lassen.

„Unsere Lippen bewegten sich wie in Zeitlupe aufeinander zu, und als sie sich trafen, war es wie ein Feuerwerk.“ (S. 155/336)


Das Ganze reizt die Autorin dann aber auch nicht aus.
Zwar haben mich die Geheimnisse, die Maggie vor den McCarthys hat, immer ein bisschen gestört (bin ein großer Verfechter von Klartext), aber insgesamt hat sich das trotzdem nicht besonders negativ auf meine Bewertung ausgewirkt, da die Autorin die Konflikte gut und mit nicht mehr Drama als nötig gelöst hat, und sie sich im Ganzen gut in die Geschichte einfügen. Sie trifft genau den richtigen Zeitpunkt für einen Richtungswechsel, wodurch die Handlung an Schwung gewinnt und nicht auf der Stelle tritt.
Das zeigt nur, dass Lilly Lucas ihre Figuren und ihre Geschichte im Gesamten gut kennt und weiß, wann es Zeit für ein Umschwenken ist.

Als ich erfahren habe, dass es im dritten Teil um Maggie und nicht, wie vermutet, um Poppy geht, war ich tatsächlich etwas enttäuscht. Poppy zählt nämlich seit dem Auftakt zu meinen Lieblingsfiguren der „Cherry Hill“-Reihe und ich freue mich sehr auf ihre Geschichte!
Allerdings hat Maggie mich hier doch sehr positiv überrascht, und im Nachhinein ist die von der Autorin gewählte Reihenfolge sehr sinnvoll, denn vor allem auch für Poppys Entwicklung war „A Place to Belong“ nicht unwichtig.

Damit komme ich im Übrigen zu einem weiteren Aspekt, mit dem die „Cherry Hill“-Reihe glänzen kann: Die bereits bekannten Figuren spielen auch weiterhin eine Rolle und vor allem die Schwestern gewinnen dabei, auch wenn sie nicht mehr oder noch nicht Protagonistin sind, stets an Substanz und Charaktertiefe. Hier merkt man das eben, wie gesagt, insbesondere an Poppy, die, obwohl sie hier „nur“ eine Nebenrolle hat, neben Maggie die größte Charakterentwicklung durchlaufen hat, aber auch June und Lilac bekommen ihre Momente. Besonders gefreut hat mich, dass hier auch die Mutter der Mädchen, Carol, etwas mehr im Rampenlicht steht als bisher.


In Bezug auf Flynn bin ich hingegen etwas ernüchtert, aber das ist so ähnlich ja bereits bei Bo und vor allem bei Henry gewesen.
Zwar ist Flynn durchaus sehr sympathisch, und man bekommt auch den einen oder anderen Einblick in seine Vergangenheit, aber neben Maggie bleibt er sehr blass und es bleiben hinsichtlich seines Charakters einige Fragen offen. Hier hätten dem Buch ein paar Seiten mehr und einen etwas detaillierteren Blick auf das, was er erlebt hat, sicher gutgetan.

Seine Chemie mit Maggie ist jedoch ab dem ersten Zusammentreffen spürbar und sorgt zwischendurch für einiges Kribbeln.

„‚Sorry, ich musste noch…‘
Ich sah so schnell über meine Schulter, dass ich mir fast den Nacken verriss. Aber der Schmerz war vergessen, als ich in Flynns Gesicht blickte.
‚… was erledigen‘, führte er seinen Satz zu Ende. Wie erstarrt sah er mich an. Nur seine Augen bewegten sich, huschten kurz an mir hoch und runter und blieben für eine Nanosekunde an meinen Lippen hängen.“ (S. 115/336)


Fazit:
Cherry Hill gehört mittlerweile zu meinen liebsten Wohlfühlorten, und das hat „A Place to Belong“ wieder mal nur bestätigt. Stelle mir die Farm mit den Pfirsichbäumen, dem Bach und natürlich die Baumhäuser so idyllisch vor, würde den Ort so gerne mal selbst besuchen! 😍
Was das Buch aber zu meinem Lieblingsteil macht, sind ganz klar Flynn und Maggie. Flynn lernt man bereits in den beiden Vorgängerbüchern kennen, Maggie tritt hier zum ersten Mal auf. Beide haben von der ersten Sekunde an eine tolle Chemie miteinander und auch einzeln habe ich sie gerne begleitet. Neben Maggie, die ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen habe, bleibt Flynn jedoch etwas blass.
Auch die Geheimnisse, die Maggie vor den McCarthys hat, haben mich immer ein bisschen gestört (bin ein großer Verfechter von Klartext), aber insgesamt hat die Autorin die Konflikte gut und mit nicht mehr Drama als nötig gelöst. Vor allem für Poppys Entwicklung war der Plot dieses Buches wohl auch wichtig, weshalb ich mich insbesondere nach dem letzten Absatz jetzt riesig auf ihre Geschichte freue! 💖
4,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Wenig Charakterentwicklung und zu viel Drama

Unsere Herzen auf Repeat
1

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Meine Meinung:
Ich habe das Buch ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Meine Meinung:
Ich habe das Buch angefangen, weil ich einen No-Brainer brauchte (Prüfungsphase, ihr wisst schon 🫡) und mir dachte, mit einer cuten queeren Lovestory über Musik und Freundschaft kann ich da ja nichts falsch machen! ☺️

Na ja, leider konnte mich „Unsere Herzen auf Repeat“ nicht so mitreißen wie erhofft, was vor allem an Eva lag. Die Geschichte wird zwar aus der Perspektive aller Bandmitglieder erzählt, aber größtenteils eben von Eva, die auf mich die meiste Zeit anstrengend und nervig wirkte. Über die ersten ~400 Seiten (von insgesamt 460) hatte ich in keinem Moment den Eindruck, dass sie auch nur bereit dazu ist, sich weiterzuentwickeln und den Schmerz, den sie empfindet, anzunehmen und darüber hinauszuwachsen. Stattdessen suhlt sie sich durchweg in Selbstmitleid und gibt allen anderen (allen voran Celeste) die Schuld dafür, dass sie sich miserabel fühlt, obwohl sie sich selbst auch nicht unbedingt vorbildlich verhalten hat.
Wenn so jemand den Großteil des Buches erzählt, ist es natürlich nicht weiter verwunderlich, dass sich dieser Eindruck auch aufs Buch überträgt und die Lesemotivation zunehmend schwindet. 😖

Dazu kommt, dass die Geschichte die meiste Zeit einfach nur langweilig ist. Es passiert kaum etwas; das „Drama“, das die Handlung wohl in Schwung bringen sollte, wirkt aufgesetzt und unnötig breitgetreten - ich sage nur: Kommunikation!!!!! Jedes Mal, wenn Eva und Celeste angefangen haben, miteinander zu reden, wurden sie entweder unterbrochen, oder einer von beiden (meistens Eva) war plötzlich zu beleidigt, um das Gespräch zu beenden. Irgendwann konnte ich nur noch die Augen verdrehen und mich fragen, ob die Autorin ihr Buch denn mit sonst nichts füllen kann, sodass sie sich hier offenbar gezwungen sieht, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.

Daneben wirkt all das Drumherum - die Sache rund um das Benefizkonzert, Stephs Großmutter, die Queerness der Hauptfiguren und letztlich auch die Charaktere und ihre Probleme selbst zu blass, zu unausgereift und zu eindimensional, als dass man großartig emotional involviert wird, obwohl all das mit Leichtigkeit das Grundgerüst für eine schöne, mitreißende und berührende YA-Story hätte sein können.

Der sehr distanzierte Schreibstil aus der dritten Person, der oft auch sehr durcheinander wirkte - manchmal wusste ich einfach nicht, auf wen sich eine bestimmte Information/ Aussage gerade bezieht??? -, hilft da natürlich auch nicht weiter. Vor allem die wilden Zeitsprünge haben mich hier irritiert. Zwar steht an jedem Kapitelanfang der Monat und das Jahr, in dem das folgende Kapitel spielt, aber dadurch, dass die Autorin so durcheinander durch die Vergangenheit springt, hatte ich trotzdem durchweg Schwierigkeiten damit, mich in der Handlung zurechtzufinden und die Ereignisse in die richtige Zeit einzuordnen. Die Autorin kann ja durchaus Zeitsprünge in ihre Geschichte einbauen! Da man anfangs ja gerade nicht weiß, was genau vor 1 1/2 Jahren eigentlich passiert ist und was dazu geführt hat, dass sich die Band getrennt hat und Eva so verletzt ist, können solche Zeitsprünge ein starkes erzählerisches Mittel sein, um die Spannung zu steigern.
Moreland hat sich stattdessen dazu entschieden, wild in den Jahren herumzuspringen, mal was aus 2019, dann aus 2016, dann wieder 2019, dann 2017 zu erzählen, und so weiter. Dabei hat sie dann auch noch ziemlich früh den Grund für das ganze Drama verraten, der noch dazu aus meiner Perspektive jetzt tatsächlich gar nicht soooo dramatisch war, und man kommt nicht umhin, sich zu fragen, ob es das tatsächlich alles war oder ob da noch was kommt, und warum um alles in der Welt die Vergangenheit nicht einfach chronologisch erzählt wurde.


Fazit:
Die 2,5⭐️ gibts für den Fandom-Content, der mit den Tumblr-Beiträgen inklusive Tags sehr authentisch ist und entsprechend gut unterhalten konnte, dafür, dass mich das Buch trotz allem ablenken konnte und mich in meiner Prüfungsphase mental nicht zu viel gefordert hat (abgesehen von den Zeitsprüngen, die mich nach wie vor verwirren), sowie schließlich für das nette Ende, das andeutet, dass sich die Autorin zumindest ein bisschen dafür entschieden hat, ihre Figuren sich doch ein wenig weiterentwickeln zu lassen. Abgesehen davon war „Unsere Herzen auf Repeat“ nichts für mich: Eine Hauptfigur fällt nur negativ auf, die anderen drei so gut wie gar nicht, der Schreibstil ist zu distanziert und teils sehr wirr, und das „Drama“ wird unnötig aufgebauscht. Vielleicht bin ich aber auch schon zu alt für dieses Hin und Her? Aber mit 19/20 sind die Hauptfiguren eigentlich nicht viel jünger als ich, also liegt’s vielleicht doch einfach an der Charakterisierung und daran, dass hier sonst nicht viel mit Inhalt ist.
2,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Sehr komplex, genial und bitte schnell mehr!

Wer die Hölle kennt
1

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ahhhh, ich kann mir ...

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ahhhh, ich kann mir dieses Cover einfach nicht lange ansehen, es ist so schrecklich! xD
Allerdings ist das in diesem Fall ausnahmsweise ein Kompliment, denn genau diesen Effekt soll dieses hässliche Kaninchen hinter dem Titel natürlich haben. Es ist einfach nicht schön, aber es passt wunderbar gut zur Stimmung des Buches und auch zum Inhalt. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass das Kaninchen wie die Schlange im ersten Band hier eine Bedeutung haben wird, die einem jedoch erst mit fortlaufender Handlung klar wird.
Aus genau diesem Grund finde ich es auch super, dass der deutsche Verlag die Originalcover übernehmen konnte. Das deutsche Cover finde ich trotzdem noch ein bisschen „schöner“ (soweit man hier von schön reden kann, haha), einfach aufgrund der Prägung.
Im Buch ist außerdem eine Karte von Yale abgedruckt, die ich mir vor dem Lesen erst einmal gefühlt eine halbe Stunde angesehen habe. Die hätte ich im ersten Band gebraucht, da war ich völlig verloren auf dem Campus! Aber ich bin natürlich froh, dass sie wenigstens in der Fortsetzung einen Platz im Buch gefunden hat, besser spät als nie. ;D


Meine Meinung:
Nachdem ich in den ersten zwei Dritteln vom Auftakt enorme Startschwierigkeiten aufgrund der Komplexität und der sehr langatmigen Erzählweise Bardugos hatte, hat mich das letzte Drittel und vor allem das Ende von „Das Neunte Haus“ völlig umgehauen, und ich war extrem froh, dass ich „Wer die Hölle kennt“ bereits parat hatte. Der letzte Satz aus dem Auftakt hat nämlich nicht nur mich, sondern auch meine Buddyreadpartnerin Sophia (@wordworld.books, Shoutout ♥) sprachlos zurückgelassen! War also klar, dass wir uns nahezu direkt im Anschluss der Fortsetzung widmen mussten.

Diese setzt dann auch ziemlich genau da an, wo Band eins aufhört: Bei Alex´ und Dawes´ Suche nach einem Weg in die Hölle, um Darlington zu befreien.
Wie auch schon „Das Neunte Haus“ setzt „Wer die Hölle kennt“ dabei ganz in Leigh-Bardugo-Manier nicht auf wilde, epische Kampfszenen und große Emotionalität, sondern auf einen ruhigeren, aber nicht minder mitreißenden Erzählstil. Die Alex-Stern-Reihe besticht dabei mit Krimielementen, Verschwörungstheorien und Mythen über Yale und andere Rätsel der Welt, die Bardugo so raffiniert in ihre Geschichte einbaut, dass man nur staunen kann und nicht umhinkommt, sich zu fragen, ob diese Parallelgesellschaft der Acht Häuser und Lethe, die mit Macht spielt, die sie nicht haben sollte, nicht doch unter uns existiert, ob es diese Form der Magie, Dämonen und die Hölle nicht tatsächlich gibt. Man muss sich zwar auch in der Fortsetzung der Reihe sehr stark konzentrieren, damit man nicht den roten Faden verliert und auch wirklich alle Informationen mitnimmt, die später noch relevant werden können – und wie man Leigh Bardugo kennt, werden sie das definitiv! Allerdings ist diese Leistung, die das Buch vom Leser fordert, nicht annähernd so zermürbend wie im Auftakt. Das liegt aber wohl mehr daran, dass man sich jetzt besser in der Welt von Yale und Lethe zurechtfindet, als dass „Wer die Hölle kennt“ weniger kompliziert und verworren ist. Das ist es nämlich immer noch, aber dieses Mal, wie man es von der Autorin auch kennt, auf die gute Art! Man versucht, das Genie Bardugo zu durchschauen und irgendwie vorherzusehen, was wohl als nächstes kommen mag; man stellt eigene Theorien auf, verdächtigt erst einmal jede Figur und hat Ideen, wie Alex und Dawes es zu einer Lösung schaffen könnten, nur um immer wieder aufs Neue festzustellen, dass man einfach nicht ansatzweise so schlau ist wie die Autorin, die es wirklich jedes Mal schafft, einen hinters Licht zu führen.


Trotzdem – und vor allem das ist der Grund, weshalb ich Leigh Bardugo zu meinen größten LieblingsautorInnen zähle, und zwar auch wenn ich nicht alle ihre Bücher mit der vollen Punktzahl bewerten würde – läuft am Ende auch hier wieder alles zusammen. Nahezu die Hinweise und Finten, die sie dem Leser im Laufe der Handlung stellt, die Fragen die sie aufwirft und selbst die scheinbar unwichtigsten Details bekommen schließlich eine Bedeutung, es macht alles zu 100 % Sinn, man wird auf jeden Fall für sein Durchhaltevermögen belohnt und man fragt sich zuletzt, wie man nicht selbst darauf kommen konnte, da das ja doch alles einfach logisch ist.
Selbst die kleinsten, unscheinbarsten Aussagen, die ich über das Geschehen schon längst wieder vergessen habe, greift die Autorin irgendwann auf und verleiht ihnen innerhalb der Handlung eine enorme Bedeutung, mit der man so niemals gerechnet hätte. Es verblüfft mich bei Bardugos Werken immer wieder aufs Neue, wie sie es schafft, über so hochkomplexe Geschichten den Überblick zu behalten und nichts zu vergessen oder sich selbst nicht zu widersprechen. Ich kann mich vor ihrem Genie einfach nur verneigen!



So viel also zu meiner Lobeshymne auf die Autorin.
Darüber hinaus hat „Wer die Hölle kennt“ aber auch neben dem komplexen, genialen Worldbuilding viel, was von sich überzeugt, allen voran die Figuren.
Während ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man mit Alex vor allem im ersten Band so seine Schwierigkeiten haben wird, da sie eben nicht die typische Heldin ist, sondern eher opportunistisch, moralisch grau und noch dazu emotional unnahbar, distanziert, fand ich sie schon früh klasse, auch wenn sie selbst bei mir ein wenig Zeit gebraucht hat, damit ich zu ihr einen Draht aufbauen und mich in sie hineinversetzen konnte. In „Wer die Hölle kennt“ merkt man dann aber so richtig, wie stark sie sich im Laufe der Zeit, vor allem verglichen mit ihren Anfängen bei Lethe, weiterentwickelt hat. Sie lernt, mit ihren Schwächen umzugehen und vor allem, sich auf andere Menschen einzulassen und sich ihnen zu öffnen.

Dabei fand ich es besonders schön, wie sich ihre Beziehung zu Dawes entwickelt, und vor allem, wie man merkt, dass die beiden voneinander lernen und sich gegenseitig helfen, zu wachsen, aufzublühen und zu noch beeindruckenderen Persönlichkeiten zu werden. Alex lernt dabei von Dawes, dass es auch in Ordnung ist, anderen mal eine weichere Seite zu zeigen, während Dawes immer besser darin wird, sich zu behaupten und für sich selbst, aber auch für ihre Freunde einzustehen und stark zu machen.

Das macht beide zu noch lebensnäheren Figuren, als sie ohnehin schon sind. Leigh versteht es super, ihre Figuren sich einerseits eigenständig und realistisch entwickeln zu lassen, und dabei aber andererseits auch nicht außer Acht zu lassen, wie der zwischenmenschliche Kontakt und die Beziehungen zu anderen Figuren sie ebenso formen und beeinflussen. Dieses fundamentale Verständnis, das die Autorin also für ihre Geschichte hat, greift also auch auf ihre Figuren über, was dem Ganzen Leben und Realismus gibt und das Buch so zu einem Tor in eine andere Welt macht. Das ist schlicht und einfach großartiges Storytelling, mit dem nicht Viele in der Weise mithalten können!

Ebenso bemerkenswert ist, wie sie es geschafft hat, Darlington mindestens genauso viel Leben einzuhauchen wie Alex und Dawes, obwohl er die beiden über den Großteil der Handlung nur mittelbar durch Erinnerungen und Erzählungen über ihn begleitet – er selbst sitzt in der Hölle fest und außer ein paar wenigen Begegnungen hier und da, bei denen auch nicht viel geredet wird, hat er keine aktive Rolle im Geschehen. Dennoch ist er genauso greifbar wie die anderen Figuren, er wächst einem ebenso ans Herz wie Alex und Dawes, und seine Beziehung zu den beiden ist nicht weniger spürbar und lebendig, wie die anderen Beziehungen in „Wer die Hölle kennt“.
Einer passiven Figur wie Darlington derart Leben einzuhauchen, dass man mit ihr genauso mitfiebert wie mit den Protagonisten, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen und zeigt wieder einmal das fundamentale Verständnis, das Leigh Bardugo von ihrer Geschichte und ihren Figuren hat. Auf die Gefahr hin, dass ich mich hier nur wiederhole: Ich ziehe meinen Hut vor ihr!

„‚Galaxy Stern‘, sagte Darlington, und seine Augen leuchteten golden auf, ‚ich rufe schon die ganze Zeit nach dir.“ (S. 246/576)


Alles – berechtigte! – Lob einmal beiseite: Ich habe auch ein kleines bisschen an der Geschichte auszusetzen, wobei zumindest der eine der beiden Kritikpunkte mehr auf einem Gefühl als auf einem bestimmten Aspekt am Buch beruht.
Zum einen hat mich nämlich im Mittelteil ganz kurz der Klammergriff der Geschichte verlassen, zum anderen fand ich die Auflösung zum Schluss im Vergleich zur restlichen Handlung eher schwach und underwhelming. Anders als „Das Neunte Haus“ beginnt „Wer die Hölle kennt“ zwar unheimlich stark, kann die meiste Zeit das Niveau auch halten und der große Showdown gegen Ende ist so genial, dass man sich kaum lösen kann.
Zwischendurch hatte ich allerdings kurz das Gefühl, dass die Handlung ein wenig auf der Stelle tritt – was aber ehrlicherweise vielleicht auch dessen geschuldet ist, dass ich generell gerade viel um die Ohren habe und bei einem Buch, das so viel Input liefert, zwischendurch bestimmt auch mal unbewusst abschalte. Wie stark die Handlung im Mittelteil also tatsächlich stagniert und wie viel meines Gefühls auf meinem Stress beruht, kann ich daher gar nicht wirklich sagen, weshalb sich, um dem Buch gegenüber fair zu bleiben, dieser Aspekt nicht allzu stark auf meine Endbewertung ausgewirkt hat.

Viel „enttäuschter“ war ich demgegenüber von der Auflösung am Ende – wobei enttäuscht hier auch noch zu negativ für das ist, was ich tatsächlich gegenüber dem Ende empfinde. Es ist immer noch stark, es macht Sinn und beeindruckt hinsichtlich der Details, die hier alle zusammenlaufen, und macht vor allem unfassbar neugierig auf den dritten Band.
Im Vergleich zum Rest fühlte sich das Ende allerdings fast schon zu eilig, zu wenig ausgereift an – das über Leigh Bardugo zu schreiben, fühlt sich fast schon an wie Blasphemie, als ob sie jemals etwas nicht ausreifen lässt!!! Seht diesen Kritikpunkt also bitte in Relation zu allem, was ich vorher über die Autorin geschrieben habe, haha.
Insbesondere aber das Zusammentreffen von Alex und Darlington war mir schlicht zu wenig. Zwar fällt Leigh Bardugo auch in ihren anderen Werken damit auf, dass sie mehr zwischen den Zeilen sagt als ausdrücklich (bestes Beispiel dafür ist „Rule of Wolves“ mit Zoyalai), und genau das liebe ich eigentlich auch an ihrem Schreibstil. Dadurch, dass man sich selbst zusammenreimt, was eigentlich gesagt wird, bekommt alles noch mehr Gewicht, noch mehr Bedeutung, und wirkt so noch viel intensiver, als hätte sie das, was sie sagen möchte, ausformuliert.
Bei allem, was Alex und Darlington jedoch bisher erlebt haben, wie sie vorher miteinander interagiert haben, und wie sie übereinander denken und füreinander fühlen, war es mir hier doch auch zwischen den Zeilen nicht genug, zu unterkühlt und zu wenig entsprechend dem, wie sie sich bis zu dem Punkt einzeln und miteinander entwickelt haben. Ich werde das jetzt nicht weiter ausführen, weil ich natürlich nicht spoilern möchte, deshalb nur noch ein Satz: Im Vergleich zu dem, was ich die beiden Bücher zuvor gelesen habe, habe ich da einfach mehr erwartet.
Deshalb bin ich nicht ganz so begeistert aus „Wer die Hölle kennt“ gegangen, wie ich es gewollt hätte, und deshalb gibt es auch nicht die volle Punktzahl.

Dennoch bin ich nach wie vor begeistert von der Genialität, die Leigh Bardugo mal wieder unter Beweis gestellt hat, und ich freue mich unglaublich auf die Fortsetzung und auch auf die Amazon-Serie! Das wird großartig, glaube ich.


Bonus: Ich möchte an dieser Stelle einmal das leuchtende Etwas positiv hervorheben, dass hier überraschend oft erwähnt wird, und das ich für die Geschichte zwar für wenig relevant halte, das mich aber durchweg mit großer Freude erfüllt hat, höhö. IYKYK


Fazit:
Die „Alex Stern“-Reihe ist definitiv keine leichte Kost, was vor allem an der Komplexität der ganzen Geschichte liegt. Wenn man zu Anfang von „Das Neunte Haus“ Schwierigkeiten hat, in die Handlung zu finden, kann ich an dieser Stelle nur sagen: Verstehe ich, aber durchhalten lohnt sich! Bereits im Auftakt bahnt sich an, dass man mit dieser Reihe wieder Beeindruckendes, Bahnbrechendes von Leigh Bardugo aufgetischt bekommt, und in „Wer die Hölle kennt“ bestätigt sich das Ganze nur. Ich könnte meine seitenlange Lobeshymne auf das Genie der Autorin ewig fortführen, aber hier nur ein Satz: Wenn man glaubt, sie und ihre Geschichte durchschaut zu haben, ist man auf dem Holzweg, so schlau kann man nämlich gar nicht sein.
Dazu kommen liebenswerte, lebensechte Figuren, die mit jeder Seite greifbarer werden und mehr ans Herz wachsen, selbst wenn sie in der Handlung nur mittelbar vorkommen, und ein Ende, bei dem man fast schon böse darüber ist, dass sich die Autorin aktuell auf zwei Filmsets befindet und deshalb vermutlich gerade nicht so viel Zeit hat, um an der Fortsetzung zu arbeiten.
Lediglich im Mittelteil bin ich beim Lesen gedanklich dann doch kurz abgeschweift (was aber sicher auch mit meinem momentanen Stress zusammenhängt), und die Auflösung am Ende hat mich im Vergleich zu allem, was man vorher liest, doch enttäuscht, daher gibt es insgesamt einen Punkt Abzug. Das muss man aber natürlich in Relation zu der Genialität Bardugos sehen, denn „Wer die Hölle kennt“ befindet sich trotz allem auf absolut höchstem Niveau!
4/5 Lesehasen.

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