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Veröffentlicht am 24.10.2022

Ruhiger, aber trotzdem spannender Auftakt eines Spionage-Spinoffs

Die Saphirkrone
1

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist einfach nur schön. Liebe das Saphirblau, die Krone, den Glitzer und den geschwungenen Titel im Fokus. Optisch passt es dabei sehr gut zur Haupttrilogie um Evie, sodass sofort deutlich wird, dass diese Bücher zusammengehören müssen, hebt sich dabei aber genug von der „Splitterkrone“-Reihe ab, dass man sich denken kann, dass es sich hierbei um einen Spin-Off handelt.
Der Titel „Die Saphirkrone“ macht dabei durchaus Sinn, allerdings hätte ich es hier schöner gefunden, wenn, wie auch bei der Haupttrilogie, der Originaltitel „Capture the Crown“ übernommen worden wäre. Der passt natürlich noch viel besser zum Inhalt und hat noch dazu eine doppelte Bedeutung, die einem erst beim Lesen auffällt.


Meine Meinung:
Ich fand die „Splitterkrone“-Trilogie rund um Evie und Lucas schon toll, umso mehr habe ich mich dann darüber gefreut, dass Gemma auch ihre Geschichte bekommt! War also schon früh klar, dass ich das Buch lesen würde, und im Nachhinein bin ich natürlich auch sehr froh darüber.

Gemma hatte in der Haupttrilogie nämlich schon viel Potenzial, als sie noch ein Kind war, auch wenn man da noch nicht viel über sie weiß. Aber man bekommt mit, dass sie einen Gargoyle als besten Freund hat, eine starke Mentalmagierin ist und sich über dieser Magie mit dem Prinzen des verfeindeten Königreichs Morta, Leonidas, unterhält.
Bereits da lässt sich also schon erahnen, dass die Autorin vielleicht noch etwas mit ihr vorhat, insofern war es keine allzu große Überraschung für mich, als Gemmas Trilogie angekündigt wurde.
In „Die Saphirkrone“ lernen wir Gemma dann als Erwachsene kennen, die auf mich ehrlicherweise aber viel jünger als 29 wirkte, eher wie Anfang oder höchstens Mitte zwanzig. Sie hat ihr Trauma vom Sieben-Türme-Massaker noch lange nicht verarbeitet, hat Schwierigkeiten, ihre Magie zu kontrollieren und muss noch viel lernen. Sie hat sich selbst noch nicht gefunden und auf diesem Weg dahin begleiten wir sie.
Abgesehen davon unterscheidet sie sich von Evie allerdings nicht zu stark, wobei Evie noch ein bisschen mehr badass ist als Gemma. Das hat mich zwar beim Lesen nicht so sehr gestört, weil ich Gemma trotzdem genauso gerne mochte und man hier natürlich nicht den direkten Vergleich mit Evie hat. Angesichts dessen, dass Gemma viel von ihrer Tante Evie gelernt hat und sie bewundert, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie ihr nacheifert. Dass sich zwei Protagonistinnen aus dem gleichen Universum allerdings charakterlich so stark ähneln, ist natürlich ein bisschen schade; man verliert zwischendurch ein bisschen aus den Augen, dass man, auch wenn es sich hierbei um ein Spin-Off handelt, ja trotzdem zwei verschiedene Reihen handelt. Da hätte ich mir gewünscht, dass sich die Bücher in dieser Hinsicht etwas stärker voneinander unterscheiden.

Denn auch Leonidas hat mich zwischendurch sehr stark an Lucas erinnert, wobei das nicht daran gelegen hat, dass sie sich charakterlich unbedingt ähneln – das ist eher nicht der Fall –, sondern vielmehr, dass beide ähnlich oberflächlich ausgestaltet sind. Leo ist zwar trotzdem ein seeehr interessanter Love Interest hehe, aber mehr Persönlichkeit, als dass er ebenfalls ein mächtiger Mentalmagier, der Prinz von Morta und damit Gemmas Erzfeind und irgendwie geheimnisvoll ist, hat er leider nicht.
Trotzdem mochte ich ihn sehr gerne! Die Spannung zwischen ihm und Gemma ist praktisch mit Händen greifbar und in so manchen Situationen mit ihm bin ich fast geschmolzen.

„Mein gesamter Körper kribbelte vor Erwartung. Doch Leonidas kam nicht näher. Stattdessen hob er meine Hand und drückte mir einen sanften Kuss auf die Fingerknöchel. Die zarte, werbende Berührung war so flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, doch sie jagte Feuerzungen durch meinen Körper. Eine davon traf mein Herz wie ein Pfeil und entzündete es.“ (66 % – Pos. 3986)

Dennoch glaube ich, ihm und auch dem Buch hätte es tatsächlich sehr gutgetan, wenn wir auch ein paar Kapitel aus seiner Sicht hätten lesen können. Dann hätte man seine Motive und Handlungen besser durchschauen und vor allem nachvollziehen können – manches passt hier rückblickend nämlich nicht sooo gut zusammen –, und auch inhaltlich wäre „Die Saphirkrone“ etwas gefüllter gewesen.

Zwar wird ziemlich schnell deutlich, dass das Spin-Off eher eine Spionagegeschichte ist, während es in „Die Splitterkrone“ ganz nach der Bellonier-Tradition der Gladiatorenkämpfe viel um offene und kriegerische Auseinandersetzungen ging. Hier liegt der Fokus auf politische Ränkeschmiedereien, Intrigen und Hinterhalt. Dass es da ruhiger zugeht, ist also offensichtlich, und da ich sowieso ein großer Fan von cleverer politischer Fantasy bin, was die Autorin hier auch durchaus gut hinbekommen hat, hat mich das ruhigere Erzähltempo nicht gestört. Denn spannend ist es aufgrund der vielen Geheimnisse, dass man nicht weiß, wem man wirklich trauen kann und was hinter dem Diebstahl des Zährensteins tatsächlich steckt, sowie der guten Mischung aus zwischendurch doch mal der einen oder anderen Actionszene oder prickelnder, sexueller Spannung zwischen Leo und Gemma durchaus! Trotzdem habe ich zwischendurch etwas vermisst, das die Story hier und da etwas aufgelockert hätte – entweder ein interessanter Subplot oder eben Kapitel aus der Perspektive einer anderen Figur, bspw. Leonidas, seine Schwester Delmira oder meinetwegen auch Abschnitte über Grimleys oder Lyras Abenteuer.
Das fehlt hier leider gänzlich, was nicht nur der Grund dafür ist, dass man einen nicht so ganz zufriedenstellenden Eindruck der Geschichte bekommt, sondern auch dafür, dass die Nebenfiguren, wie eben bei Leo schon angeschnitten, nicht sehr ausgebaut ist.
Das Ende geht dann dafür, dass die Handlung zwischendurch so lange aufgebaut wird, relativ schnell vonstatten und auch hier fehlt mir etwas, sodass ich nicht wirklich begeistert aus der Geschichte herausgehe. Als Fan der „Splitterkrone“-Trilogie hätte ich mir darüber hinaus auch einige Easter Eggs zur Haupttrilogie gewünscht, die sich hier jedoch in wenigen Erwähnungen am Rande von „Tante Evie“, „Onkel Lucas“ oder „Lady Xenia, berühmte Spionin“ erschöpfen. Das hätte jetzt zwar nicht unbedingt etwas zur Handlung beigetragen, aber gefreut hätte ich mich natürlich trotzdem.

Nichtsdestotrotz schließt das Buch mit einem vielversprechenden Ausblick auf die Fortsetzung, die dann vermutlich mehr in Andvari spielen wird (und vielleicht bekommen wir da ja die Easter Eggs?). „Die Saphirkrone“ findet nämlich hauptsächlich in Morta statt, wobei ich von diesem Land nun einen ähnlich fundierten Eindruck bekommen habe, wie von seinem Prinzen. Es hat eine düstere Ästhetik, aber mehr, insbesondere über die Landschaft kann ich euch leider auch nicht sagen.

Aber ich habe Hoffnung, dass man darauf und auch auf die vielen unbeantworteten Fragen aus dem Auftakt im Folgeband Antworten erhält! Ich freue mich schon darauf, mehr von Gemma und Leonidas zu lesen.


Fazit:
Nachdem mir die „Splitterkrone“-Trilogie um Evie so gut gefallen hat, habe ich mich natürlich riesig über das Spin-Off aus Gemmas Sicht gefreut!
„Die Saphirkrone“ ist dabei als Spionagegeschichte etwas ruhiger als die Haupttrilogie, aber dafür nicht weniger spannend! Ein paar Ungereimtheiten und Fragen bleiben offen, und ein Perspektivenwechsel oÄ hätte dem Buch zwischendurch sicherlich auch gutgetan, und dass man relativ wenig über Morta erfährt, obwohl das Buch größtenteils in diesem Land spielt, ist etwas schade. Aber ich freue mich trotzdem riesig auf die Fortsetzung!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2022

Interessant, aber würde eher das (gekürzte) Hörbuch als das Buch empfehlen.

Freiheitsgeld
1

Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Mit ...

Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Mit dem platinenähnlichen Gebilde in der Mitte sieht das Cover sehr futuristisch aus – es ist also gleich ersichtlich, dass „Freiheitsgeld“ nicht in der Gegenwart spielt. Die vier verschiedenfarbigen Kreise erinnern zum einen entfernt an eine Münze – der Bezug zum Inhalt ist offensichtlich –, zum anderen wie vier verschiedene Zonen. Auch das spiegelt sich im Inhalt wider, wie man beim Lesen merkt! Insofern eine gelungene Aufmachung.
Gekrönt wird das ganze von dem schwarzen Farbschnitt, der das helle Cover im Kontrast noch mehr hervorstechen lässt, und ein Lesebändchen hat es auch (das bei meinem Exemplar allerdings nicht am Buchrücken sondern mitten auf einer Seite angeklebt war?).


Meine Meinung:
Mit „Freiheitsgeld“ habe ich mich ausnahmsweise mal aus meiner Fantasy-NA-Comfort-Zone herausgetraut, und auch wenn es mir im Großen und Ganzen ganz gut gefallen hat, würde ich jetzt wohl nicht sagen, dass ich mich ein weiteres Mal diesem Genre widmen werde – auch wenn ich dystopische Thriller grundsätzlich ganz interessant finde.

Auch „Freiheitsgeld“ konnte mich zumindest in den ersten zwei Dritteln von sich überzeugen. Man befindet sich hier in Deutschland im Jahr 2064 – viele kleinere Städte wurden zugunsten von Naturschutzgebieten abgerissen bzw. verlassen, das Leben in der Gesellschaft ist vollständig technologisiert, was sich vor allem in den vielen Robotern, die insbesondere Dienstleistungen übernommen haben, zeigt und ausnahmslos jeder Bürger erhält einmal monatlich sein „Freiheitsgeld“ unabhängig davon, wie seine berufliche, private oder soziale Situation aussieht. Dass letzteres offensichtlich an die Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen angelehnt ist, ist offensichtlich. Der Autor spinnt hier diese Idee weiter und fragt sich, was passiert, wenn einerseits viele Arbeiten wirklich von Robotern übernommen werden, sodass es alleine deshalb vielleicht gar nicht so sinnlos ist, jedem ein Grundeinkommen zukomme zu lassen, und wenn es andererseits für jeden eine völlig freie Entscheidung ist, arbeiten zu gehen oder nicht – man kann sich seinen Lebensunterhalt durch das „Freiheitsgeld“ ja ohnehin leisten.

Dabei hat die Auszahlung dieses Grundeinkommens natürlich seine Vorteile – so muss niemand fürchten zu verarmen, man ist nicht gezwungen, in einem Beruf zu arbeiten, der einen nicht erfüllt und so weiter. Hier hat das „Freiheitsgeld“ darüber hinaus die Folge, dass sich dadurch herauskristallisiert, welche Arbeiten tatsächlich systemrelevant sind und diese Berufe auch mehr wertgeschätzt werden.
Das im Zusammenspiel mit dem technischen Fortschritt, den der Autor ausgehend vom heutigen Standpunkt weitergesponnen hat, sodass man bspw. alle wichtigen Dokumente und auch das Geld über seinen „Pod“ (also sein Smartphone) verwaltet, es fast ausschließlich selbstfahrende Autos gibt oder Medikamente personalisiert werden, stellt ein Gedankenexperiment dar, dass gerade deshalb so interessant ist, weil das alles eben nicht allzu weit hergeholt scheint und man sich durchaus vorstellen kann, dass die Zukunft in 40 Jahren so ähnlich aussehen mag.

Trotzdem habe ich mich auch in den ersten zwei Dritteln zwischendurch ein wenig gelangweilt. „Freiheitsgeld“ wird nämlich nicht nur aus Ahmads Sicht erzählt, sondern auch die beiden Ehepaare Valentin und Lina sowie Kilian und Therese berichten aus ihrem Leben. Im Nachhinein ist deutlich, weshalb der Autor so weit ausholt, und gerade zwischen den Paaren lassen sich rückblickend viele Parallelen erkennen. Allerdings holt Eschbach hier wirklich weit aus, sodass es unheimlich lange dauert, bis deutlich wird, weshalb die einzelnen Handlungsstränge für die jeweils anderen relevant sind, und worauf der Autor eigentlich hinaus möchte. Ich bin immer für einen soliden Handlungsaufbau und gutes Worldbuilding zu haben und nehme dafür auch gerne ein etwas langsameres Erzähltempo in Kauf. Hier ging es mir dann aber doch zu langsam. Ich möchte nicht sagen, dass innerhalb der ersten hundert Seiten nichts passiert, denn dem ist nicht so. Trotzdem braucht man hier einen sehr langen Atem, da man ab irgendeinem Punkt immer stärker das Gefühl hat, der Autor komme einfach nicht auf den Punkt.

Sobald aber endlich alles zusammenläuft, habe ich dann relativ schnell gemerkt, dass ich dem Buch nicht mehr als drei Sterne geben kann. Was während der ersten zwei Drittel noch ein interessantes Gedankenexperiment war, auf dessen Auflösung ich sehr gespannt war, hat sich „Freiheitsgeld“ dann im letzten Drittel überraschender-, meiner Meinung nach aber im Verhältnis zur restlichen Geschichte sehr unpassenderweise zu einem wilden Verschwörungsthriller entwickelt, der mehr wie ein auf den letzten Metern aus den Fingern gesaugter, verrückter Plottwist als das logische Ende, auf das die Geschichte zwangsläufig hinauslaufen muss. Versteht mich nicht falsch: Im Nachhinein ist es durchaus so, dass der Autor offensichtlich auf genau dieses Ende hingearbeitet hat, insofern passt es also durchaus zusammen. Allerdings hatte ich beim Lesen gerade nicht das Gefühl, dass das Ende zum Rest des Buches passt. Anders als der Rest, der nämlich sehr nahe an aktuelle Diskussionen ist und gerade deshalb, wie gesagt, das Buch so spannend ist, wirkt die Auflösung verglichen damit sehr unglaubwürdig.
Darüber hinaus ist das Ende nicht wirklich ein „Ende“ und während mir bewusst ist, dass so etwas in diesem Genre nicht so leicht ist, hätte ich mir trotzdem einen richtigen Abschluss gewünscht. So blättert man die letzte Seite in der Erwartung um, dass da noch etwas kommen müsste, aber das Buch ist eben zu Ende und man geht mit einem sehr unzufriedenen Gefühl aus der Geschichte.
Es war also eben nicht das, was ich bei dem Anfang erwartet hätte, insofern war ich persönlich dann sehr enttäuscht. Das ist aber jetzt natürlich auch wieder sehr subjektiv und ich kann mir gut vorstellen, dass andere davon mehr abgeholt werden. Meins war es aber nicht.


Fazit:
Interessantes Gedankenexperiment, das zumindest in den ersten 2/3 gar nicht mal so weit hergeholt und deshalb auch durchaus spannend ist. Dann wurde es mir persönlich doch etwas zu wild und das Ende fand ich völlig unzufriedenstellend, daher wurden es dann 3 statt 4⭐️. 😅
Den anderen Stern ziehe ich ab, weil ich den Einstieg und es auch zwischendurch immer mal wieder etwas zu langatmig fand - man wartet einfach sehr lange, bis die einzelnen Fäden mal zusammenlaufen.
Abgesehen davon ist es aber, wie gesagt, mal sehr interessant. Würde aber eher die (gekürzte) Hörbuch-Version zum Nebenherhören empfehlen als das geschriebene Buch.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 12.10.2022

Supercooles Magiesystem!!!

Vicious Magic: Verzwickte Gaben (Band 1)
1

4,5 ⭐️.

Vielen lieben Dank an NetGalley und den impress-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ihr wisst, normalerweise ...

4,5 ⭐️.

Vielen lieben Dank an NetGalley und den impress-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ihr wisst, normalerweise bin ich kein großer Fan von Personen auf dem Cover, und auch dieses hier würde ich mir vermutlich, wenn ich die Wahl hätte, eher auf mein digitales Bücherregal laden als es in mein physisches zu stellen. Aber ich finde die Gesamtkomposition mit der jungen Frau im Goldkleid im Vordergrund, die offensichtlich Lyssa sein soll, und die von Metallstäben, die an Hochhäuser erinnern, "durchbrochen" wird, und dem schwarzen Hintergrund sehr cool. Zusammen sehen die einzelnen Teile der Reihe, die sehr ähnlich gestaltet sind, darüber hinaus super aus.

Meine Meinung:
Ahhhh, wie cool ist dieses Magiesystem bitte?? 😍
Es hat mir nicht nur richtig gut gefallen, wie vor allem Lyssas Ferrokinetik super spannend beschrieben ist. Vor allem deshalb sticht das Buch aus dem Meer an Urban Fantasy heraus, weil ich etwas Ähnliches in der Art bisher noch nicht gelesen habe! Die Magischen haben alle eine unterschiedliche Ausprägung ihrer Magie, wobei manches öfter vorkommt als anderes. So gibt es z. B. Magische mit Feuermagie, es gibt Eismagische, solche, die die Zeit beeinflussen können uvm. Toll fand ich dabei auch, dass jeder unterschiedliche, zu seiner Magie passende Eigenschaften hat: Die Feuer- oder Eismagischen zB haben auch eine entsprechende Körpertemperatur, und man sieht auch ihren Augen an, welches Element sie beeinflussen können.

Die Protagonistin ist dabei die einzige auf der Welt, die Gold beeinflussen kann, was sie nicht nur mächtig sondern auch wertvoll macht. Sie selbst weiß dabei genau, welche Bedeutung sie vor allem für die Magic Control Agency, für die sie arbeitet hat, und spielt dieses Wissen auch aus. Lyssa ist dabei eine selbstbewusste junge Frau mit einem trockenen Humor, viel Mut und kurz einfach eine tolle Protagonistin in die man sich gerne hineinversetzt.
Auch die anderen Figuren sind bereits super ausgebaut und sehr greifbar; man bildet schnell Sympathien für manche, für andere demgegenüber weniger. Dabei kann man einige nicht so gut durchschauen wie andere, trotzdem bleibt hier einiges vorhersehbar, insbesondere die größeren Twists. Das ist natürlich schade, aber das Lesen macht dennoch sehr viel Spaß.

Darüber hinaus fand ich hier das Mini-Fremdgeh-Trope nicht ganz so nice, wobei das fast schon beidseitig war, weshalb ich es nicht ganz so schlimm fand, zumal es sich auch gut in die Geschichte eingefügt hat und insgesamt Sinn ergeben hat. Trotzdem mag ich sowas nicht so sehr haha, aber ich weiß natürlich, dass das sehr subjektiv ist.


Abgesehen davon ist „Vicious Magic“ aber ein hervorragender Reihenauftakt, mit dem die Autorin bereits auf diesen ersten 400 Seiten der Reihe beweist, dass sie sich darin versteht, Welten zu bauen und sie so real erscheinen zu lassen, dass man schnell vergisst, dass man liest. Hier ist nämlich nicht nur das Magiesystem sehr beeindruckend, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Strukturen einer Welt, die mit unserer fast identisch ist, sich aber darin unterscheidet, dass dort Menschen und Magische zusammenleben. Ein bisschen unterschwellige Gesellschaftskritik ist hier auch dabei, denn die Art, wie die Menschen und die Magischen selbst andere Magische kontrollieren und unterdrücken, ist mindestens fragwürdig, und bietet auf jeden Fall viel Zündstoff für spätere Konflikte. Deshalb und wegen des überaus fiesen Cliffhangers am Ende freue ich mich riesig auf die Fortsetzung!

Fazit:
Mit dem Auftakt der "Vicious Magic"-Trilogie erhält man ein supercooles Magiesystem, spannendes Worldbuilding und einen fiesen Cliffhanger am Ende, der noch dazu mit tollem Humor und einem sehr sympathischen Schreibstil besticht. Mini-Punktabzug gibt es für die leichte Vorhersehbarkeit und das Fremdgeh-Trope (das aber nicht annähernd so moralisch fragwürdig umgesetzt wurde, wie es in anderen Büchern ist; ich mag es einfach nur nicht, die meisten von euch dürfte es vermutlich nicht stören). Freue mich auf die Fortsetzung!
4,5 ⭐️.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Tolle Ergänzung zum Grishaverse

Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Da es sich hierbei ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Da es sich hierbei um eine Graphic Novel handelt, und bei einer solchen die Gestaltung eine wesentliche Rolle spielt, fließt die Aufmachung von „Demon in the Wood“ ausnahmsweise in meine Bewertung mit ein.

Das ist aber auch gut so, denn die Graphic Novel ist sehr hochwertig gestaltet!
Zwar zeichnet der Verlag das Buch als „Gebundene Ausgabe“ aus, während ich das Buch aus meiner laienhaften Sicht aufgrund der Flexibilität eher als Softcover bezeichnen würde, aber das ändert weder etwas an der Hochwertigkeit noch daran, dass ich den Preis von 18 € für mehr als gerechtfertigt halte. Ich würde sogar sagen, dass die Flexibilität dem Buch eher noch zugutekommt, da es so leichter in der Hand liegt, es sich besser öffnen lässt und man die Zeichnungen besser ansehen kann. Trotz seiner Biegsamkeit ist das Buch darüber hinaus fast so stabil wie ein „richtiges“ Hardcover, insofern sehe ich keine Nachteile.
Auch im Inneren ist die Gestaltung sehr schön. Der farbige, gestochen scharfe Druck der einzelnen Seiten ist ebenso hochwertig wie das Äußere der Graphic Novel. Der Verlag hat zudem sehr dickes Papier verwendet, das nicht nur zur Robustheit des Buches beiträgt, sondern auch dafür sorgt, dass die Zeichnungen nicht durch die Seiten scheinen. All das würde meiner Meinung nach sogar noch einen höheren Preis rechtfertigen!

Der Zeichenstil, der ein bisschen an den der „Avatar: Der Herr der Gezeiten“-Comics erinnert, gefällt mir persönlich super, man erkennt sowohl den Dunklen als auch Baghra auf Anhieb, und Emotionen, Gestiken und Mimiken sind sehr ausdrucksstark dargestellt.
Dabei beweist Dani Pendergast auf jeder Seite sehr viel Liebe zum Detail auch in Bezug auf den Hintergrund; selbst wenn in den einzelnen Kacheln inhaltlich gerade nicht viel passiert, braucht es doch seine Zeit, bis man alle Einzelheiten wahr- und aufgenommen hat. Das macht die Graphic Novel zu einem Kunstwerk, das anzuschauen viel Freude bereitet, auch noch nach dem ersten Lesen.

Bei einer Graphic Novel ist es mir darüber hinaus wichtig, dass Bilder und Geschichte ineinandergreifen, sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Wenn dem nicht so ist, brauche ich nicht unbedingt visuelle Unterstützung, dann reicht mir eine einfache Kurzgeschichte.
Hier ist es aber gerade so, dass die Kurzgeschichte über den Darkling, die man, soweit ich weiß, ja nun schon etwas länger lesen kann, durch die Zeichnungen von Pendergast in eben diesem Sinne ergänzt wird. Die Figuren, aber auch die Erzählung an sich erhalten durch die graphische Begleitung mehr Substanz und vor allem mehr Emotionalität. Dadurch fällt es auch dem Leser leichter, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Die Bilder erzählen selbst eine Geschichte, die durch die Worte Bardugos ausgeschmückt werden, und umgekehrt. Die künstlerische Leistung von Dani Pendergast und das literarische Werk von Leigh Bardugo greifen also ineinander und ergänzen sich gegenseitig.


Inhalt:
Anders als viele andere Grishaverse-Fans muss ich zugeben, dass ich kein großer Freund des Dunklen bin. Bereits in der Trilogie ist er ein hervorragend ausgearbeiteter Villain, das stelle ich gar nicht infrage! Auf menschlicher Ebene finde ich ihn allerdings grauenhaft und alleine schon wegen seiner Grooming-Tendenzen nicht nur in Bezug auf Alina, sondern auch bei Zoya und Genya (und bestimmt noch anderen jungen Frauen) sehr unsympathisch.
Trotzdem habe ich mich riesig auf diese Graphic Novel gefreut, alleine schon, weil sie aus der Feder von Leigh Bardugo stammt und eine Ergänzung des Grishaverse ist. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich vorher die Befürchtung hatte, dass durch diese Vorgeschichte die Taten des Dunklen relativiert werden und seine Figur dadurch einen kleinen redemption arc erhält.
Das hätte mir persönlich überhaupt nicht gefallen, zum einen, da es auch die Mahnung der Autorin an die Leser in Bezug auf Charaktere wie seinen relativiert hätte. Zum anderen und vor allem aber, weil in dem Falle dann auch die Charakterentwicklungen von Alina, Zoya und Genya zumindest zum Teil zunichte gemacht würden, da sie ja sehr stark darauf basieren, dass sie es schaffen, sich vom Dunklen zu lösen und sich gegen ihn zu wehren. Das wäre praktisch sinnlos, wenn man aus der Graphic Novel die Message mitbekommen würde, dass der Dunkle und seine Taten „ja doch gar nicht so schlimm“ waren. Dazu würde ihn dann zu einem gewissen Grad viktimisieren und ihn der Verantwortung entziehen.

Darüber hätte ich mir bei Leigh Bardugo aber eigentlich keine Sorgen machen müssen, denn natürlich passiert dies in dieser Graphic Novel nicht. Der Darkling bleibt der Darkling, seine späteren Taten werden nicht relativiert und er ist auch weiterhin der Böse der Geschichte.
Trotzdem schafft die Autorin es, dass man hier mit ihm als Protagonisten sympathisiert, seine Handlungen (auch die späteren) besser nachvollziehen und sich in ihn hineinversetzen kann. Er wird dadurch nicht viktimisiert oder zum Helden gemacht, stattdessen wird er als Bösewicht der Trilogie nahbarer, er wird menschlicher und als Figur insgesamt runder. Durch diese Kurzgeschichte bekommt der Dunkle eine stärkere Basis, einen besseren Hintergrund also. Man versteht nun, wie es dazu kommt, dass er die Zweite Armee und den Kleinen Palast gründet, und man kann sehr gut nachvollziehen, wieso er so extrem und fanatisch in seinen Ansichten ist.
Der Dunkle ist kein Held, aber er ist der Held seiner eigenen Geschichte, und das zeigt diese Graphic Novel sehr gut; sie ergänzt seinen Charakter, statt ihn zu verändern, und auch, wenn man sich nun besser in ihn hineinversetzen kann, bleibt er die gleiche Figur.
Die Gratwanderung zwischen Charakterausbau und Relativierung der späteren Taten der Figur, die zur Charakteränderung führt, der sich Autorinnen bei Vorgeschichten gerade über ihre Bösewichte stellen müssen, ist Leigh Bardugo hier also hervorragend gelungen.


Ähnliches gilt im Übrigen für die Welt des Grishaverse. Ohne irgendwelche Widersprüche zu ihren früheren Werken zu schaffen, gelingt es Leigh mit dieser Kurzgeschichte über den Dunklen, das Universum selbst weiterzuentwickeln. Man bekommt hier einen Einblick darin, wie das Leben für Grisha in Ravka, insbesondere an der Grenze zu Fjerda vor der Sicherheit, die der Kleine Palast und die Zweite Armee für die Grisha bedeuten, gewesen sein muss: Sie waren durchweg auf der Flucht, die Menschen haben ihnen nicht vertraut, sondern sie gefürchtet und deshalb gejagt. Es gab keinen Ort, an dem die Grisha sicher waren. Die Hoffnungslosigkeit dieser Situation und wie es ist, so leben zu müssen, wird hier sehr gut dargestellt.

Darüber hinaus hat mir hier auch sehr gut gefallen, wie diese beiden Aspekte ineinandergreifen: Der Dunkle und die Welt des Grishaverse bekommen nicht nur losgelöst voneinander mehr Kontext.
In dieser Kurzgeschichte wird auch deutlich, wie beides einander bedingt: Die Art der Lebensumstände ist der Grund dafür, aus dem sich der Dunkle als junger Grisha zu dem entwickelt, den wir in der Trilogie kennenlernen, und der dann schließlich mit seinen Handlungen wiederum die Welt des Grishaverse verändert.
Das kennt man aber von Leigh Bardugo: Wieder einmal wird deutlich, wie stark hier alles ineinandergreift, wie riesig, durchdacht und tiefgreifend das Grishaverse tatsächlich ist und wie viel Potenzial dem noch innewohnt. Dies immer wieder aufs Neue zu beweisen, ist eine großartige Leistung, die ein wesentlicher Grund dafür ist, weshalb Leigh Bardugo zu meinen Lieblingsautor
innen zählt!

Abschließend weise ich aber einmal darauf hin, dass man zwar grundsätzlich die Graphic Novel als „nullten“ Teil des Grishaverse sicherlich als erstes lesen könnte, wenn man die Welt in chronologischer Reihenfolge kennenlernen möchte. Ich glaube aber trotzdem, dass es sinnvoller ist, jedenfalls die Trilogie vor dieser Kurzgeschichte zu lesen, da man dann mit der Welt und ihren Regeln etwas vertrauter ist und so auch in der Graphic Novel Vieles mehr Sinn ergibt. Hinsichtlich des Magiesystems und seiner Regeln sowie des Weltenbaus wird hier nämlich nichts erklärt, was aber auch gar nicht Sinn dieser Graphic Novel ist – sie ist eben „nur“ eine Ergänzung des Grishaverse, dafür aber eine sehr starke.


Fazit:
Wie erwartet liefert Leigh Bardugo mit ihrer neuesten Ergänzung zum Grishaverse wieder einmal ein Highlight.
Meine anfängliche Angst, „Demon in the Wood“ könnte auf einen redemption arc für den Dunklen oder eine Relativierung seiner Taten hinauslaufen, bestätigt sich (natürlich) nicht. Zwar sorgt die Graphic Novel durchaus dafür, dass man sich besser in den Dunklen hineinversetzen und mit ihm (oder zumindest seinem früheren Ich) sympathisieren kann. Dies allerdings ohne, dass er anders oder völlig neu charakterisiert wird als in der Trilogie, in der er ohne Zweifel der Bösewicht ist. Er ist kein Held, aber er ist der Held seiner eigenen Geschichte, und das hat Leigh hier wunderbar verdeutlicht.
Darüber hinaus erweitert die Graphic Novel nicht nur seinen Charakter, auch die Welt des Grishaverse bekommt mehr Substanz, und die Reihe wird toll ergänzt!
Schließlich ist die Graphic Novel mit dem ausdrucksstarken, detailreichen Zeichenstil, der die Geschichte visuell unterstützt und erweitert, sowie der hochwertigen Aufmachung seitens des Verlages auch optisch ein Hingucker.
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2022

Das Potenzial ist praktisch greifbar, aber der Schreibstil ist nicht meins

Ich bin dein Schicksal
1

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Okay, Kinder, ich ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Okay, Kinder, ich sag, wie’s ist: Das Cover war der ausschlaggebende Grund dafür, weshalb ich das Buch überhaupt erst angefangen habe! Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich ein absolutes Coveropfer bin, und mit „Ich bin dein Schicksal“ hat sich der one-Verlag mal wieder selbst übertroffen.
Ich liebe das dunkle, kühle Lila mit den helleren Wolken oder Nebelschwaden, die goldenen Glitzerdetails, die roségoldene Folierung und das Lesebändchen im gleichen Farbton. Alles harmoniert wunderbar miteinander, sieht sehr hochwertig aus und ist, kurz gesagt, ein absoluter Blickfang.
Darüber hinaus erinnert die Farbgebung des Covers stark an die Ästhetik der Onyx, die hier im Buch nicht nur wegen Cal eine große Rolle einnehmen. Das dreieckige Symbol ist auch über jedem Kapitel abgedruckt, was es bedeuten soll, konnte sich mir bisher allerdings noch nicht erschließen.
Auch die Bedeutung des Titels ist mir noch nicht so ganz klar – vielleicht kommt das mit dem zweiten Band?
Schön klingt er aber allemal.


Meine Meinung:
Es gibt so viele Gründe, aus denen ich dieses Buch so gerne viel mehr geliebt hätte, als es letztlich der Fall war. Demgegenüber gibt es eigentlich nur zwei, aus denen es mir eben nicht sonderlich gut gefallen hat, die aber für mich so wesentlich sind, dass sie eben so stark ins Gewicht fallen. Beide sind dabei aber (jedenfalls zum Teil!) sehr stark subjektiv, sodass ich vorab einfach sagen würde: Lest die Leseprobe und macht euch selbst ein Bild davon, ob ihr meine Kritik nachvollziehen könnt, oder ob ihr die Dinge anders wahrnehmt. Ich spreche hier von der Protagonistin und dem Schreibstil, wobei ich jetzt einfach mal direkt mit Erin anfange.


Anfangs kam ich noch ziemlich gut mit ihr klar. Sie hat einen trockenen Humor, ein ziemlich cooles Hobby (sie dreht YouTube-Videos über Lost Places!), ist mutig und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Im Laufe der Handlung ist mir dann jedoch immer negativer aufgefallen, wie selbstgerecht und scheinheilig sie eigentlich ist. Sie weiß immer alles besser, und wenn eine Person mal so handelt, wie es ihr nicht passt, wird sie direkt wütend und verhält sich, als wäre sie aufs Übelste verraten worden. Ob sie sich selbst vielleicht gerade nicht unbedingt besser verhält, reflektiert sie nicht, stattdessen sind immer die anderen schuld und sie hat auf jeden Fall recht. Das wird mit der Zeit immer offensichtlicher.

Die anderen Figuren stechen demgegenüber nicht besonders heraus. Einzig Cal hat noch einiges an Persönlichkeit. Die Geheimnisse, die ihn umweben, machen ihn interessant und man freut sich darauf, mehr über ihn zu erfahren. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass er mir in diesem Band trotzdem immer noch zu konturenlos ist. Dass er geheimnisvoll wirkt, hat hauptsächlich mit seinem Kartell und seinem Beruf als Kopfgeldjäger zu tun, weniger damit, wie er sich allgemein verhält. Das ist nämlich eher nichtssagend und lässt kaum Schlüsse auf seinen Charakter zu. Vermutlich ist das dann auch der Grund, weshalb eine sehr wesentliche Sache, die mit ihm zu tun hat, dann auf mich etwas zu sehr aus dem Nichts an den Haaren herbeigezogen wirkte, als wie ein Plottwists. Selbst rückblickend kann ich nicht wirklich behaupten, dass die Autorin mit Hinweisen oder Ähnlichem darauf hingearbeitet hätte, was meiner Meinung nach eigentlich entscheidend für einen guten Plot ist: Man darf ihn natürlich nicht vorhersehen, aber rückblickend muss sich alles genau bis zu diesem Punkt zusammenfügen. Dem ist hier nicht so.


Damit wären wir dann auch bei meinem zweiten großen Kritikpunkt an „Ich bin dein Schicksal“: der Schreibstil von Kira Licht. Das Buch ist mein erstes Werk der Autorin, von daher habe ich natürlich keinen Vergleich. Aber auf mich wirkte er vor allem zweierlei: sehr steif und sehr unnatürlich.
Das merkt man vor allem an den Dialogen, die viel gestelzter und gezwungener wirken, als man es bei einem Jugendbuch, in dem die Unterhaltungen hauptsächlich zwischen Teenagern geführt werden, erwarten würde. Das hat dann zwangsläufig die Folge, dass man sich beim Lesen nicht wirklich fallenlassen kann und man stets merkt, dass man gerade liest.
Auch in den Gedanken der Protagonistin setzt sich dieser Eindruck, den ich vom Schreibstil bekommen habe, fort. Während Erins Verhalten viel kindischer ist, als man es von einer Siebzehnjährigen erwarten würde, denkt sie in einer Syntax, den ich eher einer Fünfzigjährigen Professorin zutrauen würde, die noch dazu mit jemandem spricht, der schwer von Begriff ist.

Darüber hinaus war auch der Handlungsaufbau nicht unbedingt mein Fall. Man verfolgt hier hauptsächlich zwei verschiedene Handlungsstränge, deren Verknüpfung der Autorin in meinen Augen nicht so gut gelungen ist. Zuerst erfährt man von Cal, seine Beziehung zu Erin alles um Obskuris bilden den ersten Handlungsstrang, den man eine Weile verfolgt bis zu einem Punkt, an dem es beginnt, spannend zu werden. Dann jedoch wird man in ein Problem eingeführt, das mit Erins Großmutter und dem Schicksal ihrer Eltern zusammenhängt. Während ich verstehe, weshalb es erzähltechnisch notwendig ist, dass nun der Fokus ein wenig mehr darauf gelegt wird, finde ich die Umsetzung der Autorin eher kontraproduktiv. Der Handlungsstrang rund um Cal und Obskuris wird praktisch erstmal aufs Abstellgleis gelegt, während Erin sich um ihre Familie kümmert und dabei das Rätsel, das sie gerade entdeckt hat und das bis dahin wirklich ein dringendes Problem zu sein schien, erst einmal außer Acht lässt. Als Leser fragt man sich, was denn nun damit ist, ob es Erin hinterher noch heimsuchen wird, dass sie dieses scheinbar dringende Problem noch nicht einmal mit Cal bespricht, oder ob es doch gar nicht so dringend ist, wie es zunächst wirkte.
Sowohl in Bezug auf Erins Charakter als auch inhaltlich passt also irgendwie alles nicht so richtig zusammen, und darüber stolpert man beim Lesen.

Viel nervenaufreibender finde ich daneben jedoch die unzähligen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler, die einem hier gefühlt fast jede dritte Seite ins Auge springen. Das finde ich bei Büchern aus kleineren Verlagen oder von Selfpublishern in der Menge bereits nervig, wobei ich da auch noch gewillt bin, ein Auge mehr zuzudrücken, da man dort nicht unbedingt immer erwarten kann, dass Bücher so sorgfältig lektoriert werden, wie es in größeren Verlagen in der Regel der Fall ist. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, ich lese gerne und auch oft SP-Werke oder Bücher aus kleinen Verlagen. Es ist aber ja nunmal so, dass es sich ein Verlag wie der one-Verlag, der zur Bastei Lübbe gehört, leisten kann, dass ein Buch durch mehr Hände geht wie der Debütroman einer Frau Autorin, die ihr Schätzchen in Eigenleistung veröffentlicht und dafür auch noch erstmal in Vorkasse gehen muss. Dass mir dann in „Ich bin dein Schicksal“ so viele Fehler aufgefallen sind, finde ich da fast schon frech – und ich habe ein Exemplar der ersten Auflage bekommen, keine Rezensions-/ Druckfahne, bei der das nicht unüblich ist, und wo ich das deshalb nicht kritisieren würde!


All das stellt leider die guten Seiten in den Schatten, die „Ich bin ein Schicksal“ zu einem spannenden Auftakt gemacht hätten, allen voran das, alle Kritik zum Schreibstil mal beiseite gestellt, wirklich gelungen ist!
Kira Licht hat mit Obskuris und den Noctua, die in zehn nach (Edel-) Steinen benannten Kartelle mit jeweils vier Kategorien, den Alpha, Beta, Gamma und Delta unterteilt sind.
Dabei hat jedes Kartell und jede Kategorie eigene Eigenschaften, Aufgaben und Fähigkeiten, die sie von den anderen abheben – so sind z. B. die Onyx, zu denen Cal gehört, alle sehr dunkel gekleidet, (passend also zu ihrem namensgebenden Stein, wie es auch bei den anderen Kartellen der Fall ist) und ihre Alpha haben nur wenige äußerliche Eigenschaften, wie spitze Zähne oder reflektierende Augen, die sie von Menschen unterscheiden. Die Alpha sind dabei diejenigen Noctua, die den Menschen noch am ähnlichsten sind und die daher als solche durchgehen. Die Beta haben äußerliche Eigenschaften von Menschen und Tieren, die Gamma und Delta nur von Tieren, wobei letztere die Reittiere der Alpha darstellen.
Bei der Beschreibung des Aussehens und ihrer Fähigkeiten sowie der Aufgaben der einzelnen Kartelle, die ihnen in Obskuris für ein funktionierendes Zusammenleben zugewiesen sind, gibt die Autorin sich sehr viel Mühe. Obwohl sie praktisch eine völlig neue Parallelwelt erschafft, fällt es einem dadurch beim Lesen sehr leicht, sich in ihr zurechtzufinden. Anfangs macht die Informationsflut vielleicht den Eindruck, dass man länger brauchen würde, bis man einen Durchblick hat, aber dem ist gar nicht so. Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso das Miträtseln um die oben erwähnte Problematik in Bezug auf Obskuris. Was Erins Familie angeht, hatte ich schon ziemlich früh meine Vermutungen, die zwar in diesem Band noch nicht bestätigt wurden, aber bei denen ich aufgrund der Hinweise, die man gegen Ende bekommt, stark davon ausgehe, dass sie zutreffen werden.
Ob ich die Fortsetzung allerdings überhaupt erst lesen werde, muss ich mir trotz des tollen Worldbuildings erst noch überlegen. Das Ende kommt nämlich für meinen Geschmack selbst für einen Cliffhanger etwas zu abrupt, fast schon konstruiert und, wie oben erwähnt, zu sehr an den Haaren herbeigezogen, was ein wenig so wirkt, als sollte auf den letzten Metern der Leser noch einmal so sehr schockiert werden, dass er unbedingt zur Fortsetzung greifen muss.


Fazit:
Das Worldbuilding ist der Autorin wirklich super gelungen – man wird mit allerhand neuen Informationen über Obskuris und die Noctua konfrontiert, bei denen man jedoch keinerlei Schwierigkeiten hat, sie zu verarbeiten. Die Regeln und Eigenheiten von Obskuris werden anschaulich dargebracht und man findet sich dort erstaunlich schnell zurecht.
Das hätte „Ich bin dein Schicksal“ zu einem sehr vielversprechenden Auftakt machen können, aber leider war es das auch schon an Lob meinerseits. Vor allem die selbstgerechte und scheinheilige Protagonistin, die neben den eher konturenlosen Nebenfiguren im Laufe der Handlung immer stärker negativ auffällt, sowie der unbeholfene Schreibstil, der sich in steifen, unnatürlichen Dialogen sowie einer unglücklichen Verknüpfung der beiden Handlungsstränge niederschlägt, haben mich gestört.
Auch die vielen Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler lassen das Buch nicht gerade in einem guten Licht dastehen, das ist aber weniger der Autorin und viel mehr dem Verlag vorzuwerfen.
Ob ich die Fortsetzung der Dilogie lesen (oder hören) werde, muss ich mir noch überlegen – an der Geschichte an sich bin ich grundsätzlich sehr interessiert, aber ich weiß nicht, ob ich mir den Schreibstil und die Protagonistin ein zweites Mal antun möchte.
2/5 Lesehasen.

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