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Veröffentlicht am 16.06.2023

Würdige Fortsetzung einer raffinierten Hexengeschichte

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Die falsche Schwester
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ist, wie immer beim Knaur-Verlag, einfach nur toll. Wie beim ersten Band fällt hier auf den ersten Blick der – dieses Mal dunkelblau – folierte Reihentitel im Zentrum und der Untertitel am unteren Bildrand auf. Wenn man sich das Cover dann genauer ansieht, erkennt man auch hier, dass die hellblauen Schnörkeleien auf dem dunkelblauen Hintergrund um den Titel herum wieder nicht bloß Schnörkeleien sind, sondern man findet erneut ein Symbol, das stark an ein Auge erinnert und das auch an jedem Kapitelanfang wieder auftaucht – dieses Auge sieht aber um Einiges anders aus als das, das auf dem Cover des ersten Bandes abgebildet ist, alleine schon wegen des Sterns in der Mitte. Ich denke mal, das ist ein Hinweis auf die etwas „andere“ Protagonistin dieses Teils. ;)
Auch hier findet man Monde, Schlangen und eine Sonne – alles „witchy“ Symbole, die damit hervorragend zum Buch passen. Die Monde sehen dieses Mal aber ein klein wenig anders aus und zusätzlich findet man auf dem Cover noch eine Krone, was ebenfalls ein Hinweis auf einen Aspekt des Inhalts ist.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich diese Detailverliebtheit des Covers liebe – wenn man weiß, was passiert, erkennt man sofort, dass hier jemand am Werk war, der sich gut mit dem Inhalt auskennt. Und wenn man den Inhalt noch nicht kennt, ist das Cover trotzdem ein Hingucker – genau diese Anforderungen sollte ein Cover (v. a. im Fantasybereich) erfüllen!


Meine Meinung:
Der Auftaktband „Das begabte Kind“ hatte mir ja bereits super gefallen, auch wenn ich zu Beginn Einstiegsschwierigkeiten hatte. Obwohl es nun mittlerweile ein gutes halbes Jahr her ist, dass ich Band eins gelesen habe, und ich mich, bevor ich „Die falsche Schwester“ geöffnet hatte, eigentlich auch nur noch an das extrem fiese Ende des Auftaktes erinnern konnte, der Rest also in den Untiefen meines Gedächtnisses erstmal verschüttet war, habe ich dieses Mal sehr gut in die Geschichte gefunden.
Zwar verzichtet die Autorin auf einen Rückblick am Anfang (davon bin ich bei Fantasy immer ein großer Fan), aber trotzdem webt sie kleine Gedächtnisstützen so geschickt in die Handlung ein, dass sie einem im Prinzip doch einen Rückblick gibt, ohne dass der Leser das aber merkt. Das fand ich super und das hat definitiv einen Großteil dazu beigetragen, dass ich mich sofort wieder in der Geschichte verlieren konnte und das Gefühl hatte, Band eins gerade erst zur Seite gelegt zu haben.


Ein anderer Grund dafür ist aber natürlich auch die Tatsache, dass die Autorin nun nicht mehr in die Welt einführen muss, sondern inhaltlich genau da anknüpfen kann, wo der Vorgänger aufgehört hat. Das gelingt ihr hier, wie gesagt, hervorragend. Ich war sofort wieder in der Geschichte drin, es geht auch gleich weiter, und so hatte ich mir nichts, dir nichts bereits gut die Hälfte nach der ersten Lesesession inhaliert.

Die Plotdichte ist hier aber auch wieder sehr hoch! Man begleitet die vier Hexen, die man bereits im ersten Band kennengelernt hat, dabei, die Nachwehen von Helenas Taten zu glätten. Nebenher müssen sie sich aber auch nicht nur neuen Problemen stellen, sondern natürlich auch denjenigen, die sich bereits im Auftakt angedeutet haben.
Dabei verfolgt man zusammen mit Elle, Leonie, Elles Tochter Holly und Theo zusätzlich zu Ciaras Weg, der sich im Ende von Band eins überraschenderweise abgezeichnet hat, vier verschiedene Plots gleichzeitig – es passiert also ständig irgendetwas.
Trotzdem hat man dabei nicht das Gefühl, dass man von Informationen überladen würde oder dass die Autorin sich hier zu viel aufgebürdet hätte.
Stattdessen gewichtet sie die unterschiedlichen Handlungsstränge in genau der richtigen Weise, dass man stets am Ball bleibt und sich gespannt fragt, was als nächstes passiert. Man hat zu keinem Zeitpunkt Probleme damit, der Handlung zu folgen. Zwar fragt man sich zwischendurch, wo das alles denn am Ende hinführen wird, aber zum Schluss – vor allem durch die letzten beiden Kapitel – ergibt wieder alles einen Sinn und man erkennt erneut, dass Dawson hier alles gut durchdacht ist und ein ganz großes Bild vor Augen hat. Alles greift wie Zahnräder ineinander und man kann nur staunen.

Auch das Magiesystem, das ich in meiner Rezension zum ersten Band bereits in höchsten Tönen gelobt habe, wird hier weiter fortentwickelt. Man denkt, man hätte nun vollständig begriffen, wie die Kräfte der Hexen hier funktionieren, und dann überrascht Dawson einen mit weiteren Informationen, unerwarteten Wendungen und subtil angesprochenen Fragen, deren Antworten hier nicht vollständig gegeben werden, über die man sich jedoch unentwegt Gedanken macht, und die mit Sicherheit eine Rolle im Abschluss der Reihe spielen werden. Auch hier sieht man also wieder die Zahnräder drehen, obwohl man noch nicht absehen kann, wo sie letztlich einrasten werden.


Darüber hinaus spricht die Autorin wie auch im Auftakt hier nebenbei wieder wichtige Themen an, die immer noch brandaktuell sind, wie Sexismus und female rage, Transsexualität und Transfeindlichkeit, Rassismus und white privilege, und zwar auf eine Art und Weise, die der Sensibilität und Relevanz dieser Themen mehr als gerecht wird. Wieder einmal schneidet sie politische Diskussionen an, teilt dem Leser ihre eigene Meinung mit und gibt Betroffenen gleichzeitig eine Stimme, die jeder hören kann, der sich diesem Buch widmet. Das gibt nicht nur dem Buch Substanz, sondern verleiht auch ihren Figuren Authentizität und trägt wesentlich dazu bei, dass man sich so gut in sie hineinversetzen kann.


Denn auch hier gibt Dawson jeder ihrer Protagonistinnen ihre eigene Stimme, versteht sie und gibt ihnen den Raum zur Entwicklung, den sie brauchen, um zu greifbaren, lebensnahen Protagonisten zu werden. Wieder einmal ist dabei keine ihrer Figuren einfach nur „gut“ oder „böse“ ist. Stattdessen folgt jede Figur einfach nur den eigenen Überzeugungen, die dem Leser so plausibel gemacht werden, dass er sich mit Leichtigkeit in jede Figur hineinversetzen kann und versteht, weshalb die Figur sich so entwickelt, wie sie es eben tut.
Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb sich Ciara mittlerweile zu meiner Lieblingshexe entwickelt hat, auch wenn sie am Ende vom ersten Band ihre Schwester Niamh tötet, die bis dahin mein Liebling war. Jede der Protagonistinnen, aber vor allem Ciara begeht teils unverzeihliche Fehler, ohne dass diese dann entschuldigt oder relativiert werden. Die Taten, die die Hexen begehen, werden genauso schlimm dargestellt, wie sie sind, und trotzdem kommt man nicht umhin, mit ihnen mitzufühlen und mit ihnen zu sympathisieren, einfach, weil man sie – unabhängig davon, ob man ihnen zustimmt oder nicht – einfach versteht. Das ist ganz großartiges Characterbuilding, das Dawson bereits im Auftakt gezeigt und hier nur fortgeführt hat!


Zusammenfassend kann ich nur sagen: „Die falsche Schwester“ ist eine ganz großartige Fortsetzung eines bereits gelungenen Auftaktes, der – nicht zuletzt auch wegen eines erneut sehr fiesen Cliffhangers – ungemein neugierig auf den Reihenabschluss macht!


Fazit:
Habe ich in meiner Rezension zu Band eins bereits das Magiesystem und das Characterbuilding gelobt, kann ich das hier wieder nur unterstreichen. Auch wenn man denkt, man hätte nun alles über die Magie im Hexenzirkel begriffen, merkt man schnell, dass Dawson noch viel mehr in petto hat, als es zunächst den Anschein hat. Zahnrädchen greift in Zahnrädchen, bis sich ein immer größeres Bild zeigt. Dabei begleitet man fünf wahnsinnig vielschichtige Hexen und ebenso interessante Nebenfiguren, von denen keine nur „gut“ oder „böse“ ist, sondern jede einfach nur ihren eigenen Überzeugungen folgt, und als i-Tüpfelchen wichtige Themen wie Feminismus, Transsexualität und Akzeptanz auf sensible, emotionale und vor allem lautstarke Weise praktisch nebenbei an.
Wie auch schon beim ersten Band muss man sich aber auch hier auf ein wahnsinnig fieses Ende einstellen. Mein Tipp, wenn ihr die Reihe noch nicht begonnen habt: Wartet jetzt einfach noch ein wenig den Erscheinungstermin des letzten Teils ab, denn ihr werdet nach Band eins und auch nach Band zwei unbedingt weiterlesen wollen.
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2023

Tolle Stimmung und Grundidee, aber mehr nicht

Moorläufer. Im Reich des letzten Drachen
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein richtiger Eyecatcher! Bis auf die Augen des Drachen ist es komplett in Naturtönen gehalten, trotzdem fällt es einem sofort in den Blick. Das liegt vermutlich an der düsteren Stimmung, die das Cover transportiert, und die die des Buches perfekt widerspiegelt. Toll finde ich auch die vielen kleineren Details, die erst auffallen, wenn man sich das Buch genauer ansieht, sowie die vielen Hinweise auf den Inhalt, die erst nach fortgeschrittener Handlung deutlich werden. Der Verlag hat hier mal wieder ganze Arbeit geleistet!


Meine Meinung:
Vom Inhalt bin ich leider nicht ganz sooo begeistert wie von der Aufmachung.
Das Buch ist mir nicht nur wegen des tollen Covers aufgefallen, sondern auch, weil ich bereits die „Dornenthron“-Dilogie des Autors gelesen und vor allem wegen des Schreibstils und der düsteren Stimmung sehr gemocht habe.


Auf etwas Ähnliches habe ich mich hier auch eingestellt; hinzu kommt, dass es hier augenscheinlich um einen Drachen, ein mystisches Moor und einen mysteriösen Tod gibt – alles Punkte, die eine atmosphärische, spannende Lesezeit versprechen.
Atmosphäre bekommt man hier auf jeden Fall auch, das ist einer der größten Pluspunkte dieses Buches! Bereits in den ersten paar Kapiteln wird man in die düstere Magie des Moors gezogen, man fragt sich, was es mit den Irrlichtern auf sich hat, und wann man wohl das erste Mal auf den mysteriösen Drachen trifft. Zu der drückenden Grundstimmung, die den wesentlichen Spannungsfaktor des Buches ausmacht, tragen auch die Dorfbewohner bei, die nicht gut auf den Protagonisten zu sprechen sind und sich dementsprechend ihm gegenüber verhalten.
Das hat mir alles sehr gut gefallen!

„‚[…] In der Nacht ist mir endgültig klar geworden, dass man zwar jederzeit sterben, aber ebenso auf die seltsamste Art gerettet werden kann. Das Leben ist manchmal verrückter, als jeder Spaßmacher es sich ausdenken kann. Und so habe ich an jenem Morgen beschlossen, über alles zu lachen und später unbedingt mehr Zeit mit meinen Enkeln zu verbringen.‘“ (S. 58/400)


Was mir dagegen weniger gut gefallen hat, ist das Erzähltempo, das einen durch „Moorläufer“ führt. Es dauert gut ¾ des Geschehens, bis die Handlung wirklich mal in Fahrt kommt. In der Regel habe ich gerade bei High Fantasy nicht wirklich was dagegen, wenn das Buch länger braucht, um einen in seine Welt einzuführen – es ist oft ja auch nicht gerade wenig, womit der Leser konfrontiert wird. Allerdings handelt es sich bei „Moorläufer“ um einen Einzelband; das Buch hat also nur seine 400 Seiten, um dem Leser die gesamte Geschichte zu erzählen und kann nicht noch auf Folgebände verweisen. In so einem Fall wünsche ich mir dann schon, dass das Erzähltempo spätestens ab der Hälfte angezogen wird, damit man sich auch der Handlung hingeben kann und nicht immer darauf warten muss, dass etwas passiert. Dem ist hier nicht so. Der Großteil des Buches handelt davon, wie Milan zum Moorläufer wird, dass er durch die Moore läuft, sich verliebt und über seine Rachegedanken dem Nachtwyrm gegenüber. Das alles fühlt sich also eher wie eine sehr langatmige Einleitung an, von einer tatsächlichen „Handlung“ kann dagegen erst zum Ende hin gesprochen werden.

Das wiederum hat mir dann besser gefallen, nicht nur, weil endlich etwas passiert, sondern auch weil ich die Wendung zwar vorhersehbar, aber sehr originell und vor allem sehr passend zum restlichen Buch fand. Damit wurden einige Fragen beantwortet – wenn auch längst nicht alle. Es bleibt einiges offen und ungeklärt, was ich grundsätzlich nicht unbedingt schlecht finde (gerade für einen Fantasy-Einzelband bietet sich ein offenes Ende häufig an, da man eine neue Welt ja oft nicht vollständig in ein einziges Buch fangen kann), aber hier geht man dann doch mit einem eher unbefriedigtem Gefühl aus der Geschichte hinaus.
Dazu trägt im Übrigen auch das Erzähltempo bei: Während die ersten drei Viertel fast schon schleichend vorangehen, rast das Finale nur so an einem vorbei. Man hat dadurch nicht wirklich das Gefühl, dass die Stränge innerhalb der Handlung in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen. Die Schnelligkeit, mit der die Lösung präsentiert wird, hinterlässt bei einem ein „Das soll es jetzt gewesen sein?“-Gefühl, das daher rührt, dass dieses letzte Viertel vom Tempo her nicht zum Rest der Geschichte passt.


Zuletzt bin ich auch mit Milan nicht richtig warmgeworden. Zwar kann ich seine Gefühle und Handlungen durchaus nachvollziehen, und ich finde auch, dass er sich stets seinem Alter entsprechend – man begleitet ihn von seinem zwölften Lebensjahr bis in sein Teenageralter – verhält, ohne dabei zu impulsiv oder unbeherrscht vorzugehen. Er muss sich schon früh gegen einen unzufriedenen Vater wehren, gegen ein ganzes Dorf, das sich aus einem Grund, der nichts mit ihm zu tun hat, gegen ihn gewandt hat, und später sogar gegen seine enttäuschte Mutter. Da wäre es sogar verständlich, wenn er wütend und impulsiv gehandelt hätte; trotzdem ist er stets besonnen und denkt über die Folgen seines Handelns nach. Seine Wut bemerkt man dabei aber dennoch, und natürlich geht er dann auch mal über die eine oder anderer Grenze hinweg. Alles in allem ist er also eine sehr gut geschriebene Figur, in die man sich eigentlich gut hineinversetzen könnte.
Ich konnte zu Milan allerdings keine Bindung aufbauen. Woran genau das gelegen hat, kann ich dabei aber nicht sagen; vielleicht lag es an dem eher distanzierten Schreibstil aus der 3. Perspektive, auch wenn ich damit normalerweise weniger Probleme habe.
Manchmal ist es aber auch einfach so, dass man mit Protagonisten nicht warmwird, genauso, wie man manchmal jemandem im echten Leben ohne bestimmten Grund einfach nicht leiden kann; so ein Fall wird es wohl hier sein.


Fazit:
„Moorläufer“ ist ein High Fantasy-Standalone, das vor allem mit seiner atmosphärischen, düsteren und mystischen Grundstimmung punkten kann. Auch die Grundidee mit einem magischen Moor, in dem Irrlichter die Menschen zum tödlichen Nachtwyrm führen wollen, und Moorelfen, die nichts Gutes im Sinn haben, hat mich sehr angesprochen.
Die Umsetzung ist insbesondere hinsichtlich des Erzähltempos meines Erachtens nicht so gut gelungen, wie es hätte sein können. Der Großteil der Erzählung fühlt sich wie eine lange Einleitung an, während das Finale viel zu schnell vorbei ist. Es bleiben zu viele Fragen offen, als dass man zufrieden aus dem Buch geht, die großen Wendungen sind zwar originell, aber vorhersehbar und schließlich konnte ich mich auch mit dem Protagonisten nicht anfreunden.
Daher gibt es 3,5/5 Lesehasen von mir.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2023

Irgendwie fehlt der Funke...

Jade City - Familie ist Pflicht
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Zur Buchgestaltung ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Zur Buchgestaltung kann ich gar nicht viele Worte verlieren, denn sie gefällt mir wieder einmal einfach nur gut. Die grüne Grundfarbe passt natürlich hervorragend zur Jade, die hier eine große Rolle einnimmt. Gut gefällt mir auch das runde Ornament, durch das man wie durch ein Fenster den Scherenschnitt einer Stadt, deren Gebäude an die Ostasiens erinnern, sieht, davor eine Jadekugel, die wiederum umrahmt ist von Flügeln. Um diesen Kreis herum ist der Titel.
Die Innenklappen sind wie das Cover selbst grün-marmoriert gestaltet, sonst findet man dort weiter nichts. Zu Beginn des Buches befindet sich aber eine Karte der Insel Kekon sowie eine detaillierte Karte der Stadt Janloon, anhand derer man auch ablesen kann, welche Stadtteile zu welchem Clan gehören. Das hilft beim Lesen sehr bei der Orientierung. Danach folgt eine Auflistung der wichtigsten Figuren.


Meine Meinung:
Ich habe aus dem englischsprachigen Bookstagram und vor allem auch von einer sehr guten Freundin von mir, die einen ähnlichen Lesegeschmack hat wie ich, bisher ausschließlich Gutes über die „Jade Saga“ gehört. Insofern habe ich mich natürlich riesig gefreut, dass der Knaur-Verlag die Übersetzung herausbringt und dass ich den ersten Teil lesen und rezensieren durfte.
Vielleicht waren meine Erwartungen an „Jade City“ etwas zu hoch, denn letztlich bin ich leider eher enttäuscht aus dem Buch gegangen.

Das liegt zum einen an dem Plot. Liest man den Klappentext, kann man sich schon ein wenig denken, dass die Clans und die Familien Kaul und Ayt, sowie die jeweiligen Strukturen darin eine große Rolle in der Handlung spielen werden, dass es um mafiaähnliche Verhältnisse geht, blutig werden kann und vielleicht auch politisch angehaucht ist.
Ich bin normalerweise ein großer Fan von politischer Fantasy mit vielen Intrigen, bei denen es gerne auch mal gefährlich und blutig zugehen darf. Zudem bin ich eine stark figurenfokussierte Leserin – darauf, dass die Familien hier anscheinend so eine große Rolle spielen, da sie sich miteinander im Krieg befinden, habe ich mich also sehr gefreut. Hinzu kommt dann auch noch das Fantasyelement der Jademagie, und ich habe ein großartiges Epos erwartet, das vielleicht durchaus anfangs seine Zeit braucht, bis es sich entwickelt, dann aber nicht mehr loslässt.

Als ich dann also gut 100, dann 200 Seiten gelesen habe, und es war noch nicht allzu viel passiert, habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich lese ja häufig Fantasy und gerade bei Welten, die so kompliziert sind wie diese hier, ist es ja auch notwendig, dass sich das Buch nur langsam aufbaut.
Nach 300 oder 400 Seiten hätte ich mir dann aber schon mehr Spannung gewünscht. Versteht mich nicht falsch: Es gibt durchaus einige Momente, in denen das Erzähltempo angezogen wird und während derer man sich nicht vom Buch lösen kann. Jedes Mal, wenn man dann also glaubt, dass es jetzt endlich losgeht, flacht die Spannung aber wieder ab und es wird sich gefühlt nur unterhalten, oder irgendwer ist auf dem Weg nach irgendwo, oder die Figur, aus deren Sicht das Kapitel gerade geschrieben ist, denkt seitenlang über irgendein Thema nach. Man verliert dabei schnell wieder das Interesse und bekommt das Gefühl, dass die Handlung nur auf der Stelle tritt.
Kurz: Das Buch hat mich auf lange Sicht also schlicht nicht mitreißen können.


Dabei wäre das Potenzial dagewesen!
Die Machtstrukturen sind, wie gesagt, im Normalfall genau mein Ding, und auch das Magiesystem ist faszinierend. Man braucht nicht lange, um zu verstehen, wie genau die Jade die Grünblutkrieger stärker macht, aber im Laufe der Handlung lernt man trotzdem immer mehr dazu, bspw. welche unterschiedlichen Kraftausprägungen es gibt oder wie die Geschichte der Grünblutkrieger aussieht. Einiges bleibt noch offen, aber ich denke, da verschaffen die Folgebände noch mehr Klarheit.

Auch die Kultur Kekons, die augenscheinlich stark an die japanische angehaucht ist, sowie seine Geschichte, die Politik und die Beziehungen zu anderen Ländern, die bspw. an die USA (Espenia) erinnern, und wo sich Parallelen zu unserer Globalpolitik und -geschichte erkennen lassen, sowie die Bewohner der Hauptstadt Janloon und ihre Traditionen und Werte sind allesamt mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, dass man sich magisch an diesen fiktiven Ort versetzt fühlt und dabei leicht vergessen könnte, dass es sich hierbei nur um eine Geschichte handelt.
Das geht nur eben leider dadurch verloren, dass man sich von dem Inhalt eher gelangweilt fühlt.


Damit hängt aber auch mein nächster Kritikpunkt zusammen: die Figuren. Lediglich die Kapitel aus Andens Sicht konnte ich genießen, da er die einzige Figur war, mit der ich warm wurde. Zu allen anderen ließ sich entweder die Distanz nicht überbrücken, so Shae, oder sie waren mir schlicht unsympathisch (vor allem Lan und Bero) – und zwar nicht auf die gute Art, die daher rührt, dass die Figuren eben keine Sympathieträger sein sollen und die Charakterisierung dementsprechend gelungen ist, sondern einfach auf die nervige Art.
Alle anderen Figuren waren mir daneben zu blass, zu eindimensional, sodass ich auch da niemanden finden konnte, über dessen Anwesenheit ich mich gefreut hätte. In manchen Fällen waren die Figuren sogar so austauschbar ausgestaltet, dass ich mir noch nicht einmal merken konnte, wer nun wer ist, insbesondere bei den Maik-Brüdern. Da half selbst das Personenregister am Anfang nicht.
Das ist bei einem Buch, das vor allem auch von den Beziehungen der Figuren untereinander lebt, natürlich fatal. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, weshalb mich die Geschichte nicht so wirklich mitreißen konnte.


Abschließend will ich nun aber noch einmal betonen, dass ich „Jade City“ trotz aller Kritik nicht schlecht fand, im Gegenteil! Gerade das Magiesystem und das Worldbuilding haben mir ja sehr gefallen, und auf den letzten paar Seiten wird es auch durchaus noch sehr spannend. Bis dahin musste ich allerdings vor allem im Mittelteil schon kämpfen; die meiste Zeit war ich dann doch mehr oder weniger gelangweilt. Ich schätze, meine Erwartungen waren einfach viel, viel zu hoch, und vielleicht haben mir hier die Mafiavibes doch nicht so gut gefallen. Ob ich die Fortsetzung lesen möchte, weiß ich noch nicht.


Fazit:
Ich bin mit extrem hohen Erwartungen an das Buch herangegangen und wurde dann leider enttäuscht.
Zwar können das Magiesystem und das Worldbuilding überzeugen, aber der Großteil der Figuren und vor allem der Plot konnten mich leider nicht abholen. Ich konnte entweder keine Bindung aufbauen, war genervt, oder gelangweilt. Bei 650 Seiten High Fantasy rechne ich durchaus mit einem längeren Einstieg, aber bis hier mal etwas Mitreißendes passiert, muss man schon sehr viel Geduld aufbringen.
Nichtsdestotrotz, wie gesagt, ein starkes Fundament, das mich vielleicht mehr hätte überzeugen können, wenn ich andere Erwartungen gehabt und wenn die Umsetzung dieses Mafiadings mich hier mehr angesprochen hätte.
Daher gibt es von mir trotz aller Kritik noch 3/5 Lesehasen, aber ob ich die Fortsetzung lesen möchte, muss ich mir noch überlegen.

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Veröffentlicht am 11.05.2023

Düsterer, magischer Auftakt einer vielversprechenden Trilogie

Die Dunkeldorn-Chroniken - Blüten aus Nacht
1

Vielen lieben Dank an den blanvalet-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den blanvalet-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Es gibt zwei Gründe, aus denen ich überhaupt erst auf diese Reihe aufmerksam geworden bin: Erst einmal folge ich der Autorin auf Instagram, seitdem mich ihr Einzelband „Die letzte Dichterin“ restlos von ihrem poetischen Schreibstil überzeugen konnte. Der andere Grund: Diese unfassbar schöne Gestaltung der Bücher!
Die Cover sind allesamt sehr dunkel gehalten, wobei jedes einen anderen Unterton hat, dieses hier einen blauen. Der helle, leicht geschwungene Titel wird von einer Art Bilder- oder Spiegelrahmen umfasst, darum ranken sich dunkle Dornen und in der Mitte des oberen Drittels ist eine Blüte zu sehen. All das sieht nicht nur düster-märchenhaft aus, sondern bezieht sich ganz eindeutig auf die Pflanze, die der Reihe ihren Namen gibt und die in der Geschichte eine wesentliche Rolle einnimmt: den Dunkeldorn.
Das Cover ist dabei nicht nur ein Hingucker, der sofort alle Blicke auf sich zieht, sondern schafft beim Betrachter auch noch eine Atmosphäre, die der des Inhalts entspricht. Alles in allem also eine sehr gelungene und auch hochwertige Aufmachung!


Meine Meinung:
Meine Meinung zum Inhalt kann nur ähnlich positiv ausfallen.
Wie bereits erwähnt, war ich von dem bisher einzigen anderen Werk der Autorin, das ich gelesen habe, vor allem vom Schreibstil enorm begeistert. Insofern waren meine Erwartungen an die neueste Trilogie von Katharina Seck natürlich dementsprechend hoch, und genauso hoch war auch meine Ungeduld. Dass ich letztlich erst relativ „spät“ dazu gekommen bin, „Blüten aus Nacht“ zu lesen, liegt dagegen nicht etwa daran, dass ich zwischendurch kurzzeitig das Interesse an dem Buch verloren hätte, sondern schlicht und einfach an meiner miserablen Zeiteinteilung und dem Stress vor dem Examen. Ein Vorteil hat meine Bummelei allerdings: Inzwischen sind alle Bände der Trilogie erschienen, und sobald ich mir die Fortsetzung besorgt habe (was definitiv in den nächsten Wochen fest eingeplant ist!), kann ich „Ranken aus Asche“ und „Knospen aus Finsternis“ (das liegt hier schon bereit) hintereinander weglesen!


Und das ist definitiv auch nötig, wenn ich mir ansehe, wo „Blüten aus Nacht“ endet und welch starkes Fundament und großes Potenzial der Auftakt für die Reihe geschaffen hat – und auch angesichts des fiesen Cliffhangers am Ende dieses Buches!

Der erste Band der „Dunkeldorn-Chroniken“ hat zwar durchaus seine Schwächen – darauf gehe ich sogleich ein –, aber der Spannungsbogen im letzten Drittel, das Worldbuilding, die vielschichtigen Figuren und selbstverständlich der Schreibstil sind seine großen Stärken, die den Auftakt von anderen ersten Bänden von Fantasytrilogien abheben.

Bis man insbesondere den Punkt mit dem Spannungsbogen erkennt, braucht man allerdings durchaus einen etwas längeren Atem. Versteht mich nicht falsch: Angesichts des starken Worldbuildings, der sympathischen Protagonistin und der neugierig machenden Zwischenspiele wird man auch in den ersten zwei Dritteln genügend gefesselt, dass man nicht vor Langeweile gähnt oder genervt mit den Augen rollt. Im Nachhinein kann ich auch sagen, dass „Blüten aus Nacht“ diesen doch eher gezogenen Einstieg durchaus braucht und dass die Autorin ganz offensichtlich nicht gedankenverloren ausgeholt, sondern sich definitiv etwas dabei gedacht hat. Letzteres ist nur logisch, da sie ihre Geschichte natürlich am besten kennt. Allerspätestens im letzten Drittel, eigentlich auch schon früher merkt aber auch der Leser, dass sie sich zu allem Gedanken gemacht und ein großes Ganzes im Blick hat, das sich einem selbst erst nach und nach abzeichnet.

Damit eine Erzählung einen solchen Effekt hat, braucht es natürlich eines gewissen Vorgeplänkels und ein Ausholen ist unvermeidbar.
Auch dem Aufbau von Tensia mit seiner Hauptstadt Florensia, der Universität als eigenen kleinen Kosmos, und der Gepflogenheiten, Kultur und sozialen Strukturen der Gesellschaft kommt der lange Einstieg zugute. All dies schafft Katharina Seck mit einer solchen Detailverliebtheit und einer Echtheit, dass man als alles annimmt, was sie schreibt. Zwar braucht es eine Weile, bis man sich in der neuen Welt zurechtgefunden hat, und es sind (selbstverständlich) noch längst nicht alle Fragen beantwortet, aber das, was man hier liest, wirkt so echt, dass man geradezu vergisst, dass man liest.
Das ist in einem Fantasyroman, in dem alles neu geschaffen wird, natürlich unvorstellbar wertvoll, und das ist das, was mich bei „Blüten der Nacht“ von Beginn an in den Bann gezogen hat, auch wenn zunächst vor allem in dem Handlungsabschnitt, in dem Opal sich in der Universität einlebt, noch nicht viel passiert. Man lernt gemeinsam mit der Protagonistin die Welt und die Eigenheiten des Dunkeldorns kennen, stellt sich darauf ein, und beginnt, die Gegebenheiten zu verstehen, so Manches zu hinterfragen und eigene Theorien aufzustellen.

Im bereits oft genannten letzten Drittel dann beginnt der gesamte Aufbau endlich auf etwas hinauszulaufen, die bisher eingestreuten Hinweise, der Hauptplot, vermeintliche Nebenplots und das Zwischenspiel beginnen, sich zu einem roten Faden zusammenzufügen und man bekommt den Eindruck eines Gesamtbildes. Das wiederum führt dann allerdings nur dazu, dass man neue Theorien und Verdächtigungen aufstellt, dass sich neue Fragen auftun und man gar nicht mehr aufhören kann, mitzurätseln. Während also die ersten beiden Drittel dazu da waren, in die Handlung und die Welt einzuführen, zeichnet sich nun ab, dass sich die Geschichte in den Folgebänden zu einer spannenden, düsteren Fantasyreihe entwickeln wird, in der man gemeinsam mit der Protagonistin stets in Gefahr ist und niemals weiß, wem man trauen darf oder was die Wahrheit ist.

Um den Bogen zu oben zu spannen: Damit es möglich ist, dass sich das alles in dieser Weise zusammenfügen kann, ist es eben notwendig, dass durch einen langsamen Einstieg mit viel Liebe zum Detail in „Die Dunkeldorn-Chroniken“ eingeführt wird.



All das, was ich jetzt zum Plot gesagt habe, lässt sich mehr oder weniger auch auf die Figuren und die Protagonistin übertragen. Nach und nach werden die einzelnen Figuren eingeführt und vorgestellt, und der Leser bekommt einen kleinen Eindruck davon, welche Rolle wer in der Geschichte einnehmen wird.
Trotzdem weiß man bis zum Ende – und teilweise selbst da noch nicht! –, was wirklich hinter den Figuren steckt und was ihre wahren Motive sind.
Das macht nicht nur sie interessant, sondern trägt natürlich auch wesentlich dazu bei, dass man miträtselt und sich nicht von dem Gelesenen lösen kann.

Vor allem den Dornenprinzen habe ich noch nicht durchschaut. Ich bin mir nach wie vor nicht ganz sicher, ob er jemand ist, der bloß um sein eigenes Überleben kämpft und dabei vielleicht ein gutes Herz hat, ob er also eine Figur ist, die man in sein Herz schließen und für den man mitfiebern soll, oder ob er hingegen jemand ist, der andere zu seinem Vorteil nutzt und nur seine eigene Macht stärken will, oder ob nicht doch etwas völlig anderes hinter seiner Figur steckt.
Die Charakterisierung des Dornenprinzen ist widersprüchlich und mysteriös, aber nicht auf eine Art, die ihn zu einer unglaubwürdigen Figur macht, sondern dahingehend, dass er undurchschaubar, vielschichtig und unheimlich reizvoll und lebensecht erscheint.

„Aber sein Gesicht war nicht ruhig und besonnen und schön, es war vor Wut verzerrt. Die Wut verlieh ihm etwas Dunkles und Bedrohliches, sodass alle um ihn herum Abstand zu ihm genommen hatten, selbst die Professorin, die sonst nie vor irgendwem Angst gezeigt hatte.
Erst als sein Blick zu mir glitt, verrauchte der Zorn langsam, und er schenkte mir eines seiner seltenen Lächeln.“ (S. 290/400)


Opal, die Protagonistin, ist eine Figur mit einem starken Charakter, viel Selbstbewusstsein und einem gut ausgeprägten Moralkompass, die klug genug ist, zu wissen, wann sie sich wie verhalten muss, die aber trotzdem menschlich ist, Schwächen hat und auch mal Fehler macht. Man kann sich hervorragend in sie hineinversetzen und ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen nachvollziehen, selbst wenn sie sich anders verhält, als man selbst es an ihrer Stelle vielleicht getan hat. Das macht sie zu einer sympathischen Protagonistin, mit der man mitfiebert und die man gerne begleitet hat.



Abschließend möchte ich nur noch einige Worte zum Schreibstil verlieren.
Im Zusammenhang mit meinen Anmerkungen zum Worldbuilding habe ich bereits angesprochen, dass Katharina Seck unheimlich detailverliebt schreibt, und das spiegelt sich auch in ihrer Sprache wider. Sie spielt mit Worten und sprachlichen Bildern, erzählt viel zwischen den Zeilen und bewirkt mit ihrer poetischen Ausdrucksweise losgelöst vom Inhalt eine ganz eigene Art von Magie. Es gibt wenige AutorInnen, die mich alleine mit ihrer Art und Weise zu schreiben einnehmen können, und Katharina Seck ist eine davon. Ich freue mich auf die Fortsetzungen und auch auf viele andere Werke der Autorin, die ich noch lesen werde!



Fazit:
Man kann nicht leugnen, dass sich der Einstieg in „Blüten aus Nacht“ zieht. Vor allem in dem Handlungsabschnitt, in dem Opal sich in der Universität einlebt, passiert inhaltlich auf dem ersten Blick nicht allzu viel. Mit fortlaufender Handlung, insbesondere im letzten Drittel, kristallisiert sich jedoch heraus, dass das alles seinen Sinn und seine Berechtigung hat, und dass Katharina Seck hier ein viel größeres Bild zeichnet, als es zunächst den Anschein hat.
Im letzten Drittel läuft dann alles zusammen und das solide Grundgerüst für die Trilogie, das starke, detailreiche Worldbuilding und die mehrdimensionalen, vielversprechenden und gleichzeitig undurchsichtigen und daher spannenden Figuren werden deutlich. Zusammen mit einem fiesen Cliffhanger schreit „Blüten der Nacht“ förmlich danach, die Folgebände wegzusuchten, und getoppt wird das Ganze nur noch von einem poetischen Schreibstil, der viel mit Worten und Bildern spielt und zwischen den Zeilen erzählt.
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2023

Liest sich gut, aber Sogwirkung fehlt

The Way We Melt
1

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die Reihe fällt durch ihre Cover einfach sofort ins Auge. Ich liebe das schlichte, florale, wunderschöne Coverdesign, das Zusammenspiel der Farben des Titels und der Lineart der Blüten und Muscheln, das jedem Buch seine eigene Ausstrahlung verleiht. Dabei spiegeln die Blüten und Muscheln für mich die Stimmung der Küstenstadt Goldbridge ganz wunderbar wider.
Mir gefällt es gut, dass sich die Cover auf den ersten Blick sehr ähnlich sehen, bei näherem Hinsehen aber sowohl durch die Farben als auch die Details in der Zeichnung voneinander unterscheiden.
Auch den Titel des dritten Banders „The Way We Melt“ finde ich wieder sehr poetisch und wohlklingend, und natürlich ist mir auch hier das Wortspiel auf die Kochwelt („melt“) nicht entgangen. Inhaltlich konnte ich jedoch keine Verbindung zum Titel herstellen.


Meine Meinung:
Ganz so begeistert wie zu den beiden Vorgängerbänden fällt meine Meinung zu „The Way We Melt“ nicht aus, wobei ich noch nicht einmal wirklich sagen kann, woran genau das liegt.

Denn auch hier besticht Nena Tramountani wieder einmal mit einem zauberhaften, poetischen Schreibstil, der sich sowohl durch humorvolle Szenen als auch ernsthafte, emotionale Momente auszeichnet, und natürlich dem wunderschönen Setting Goldbridges.

„Was, wenn ‚für immer‘ nie eine Zeitangabe gewesen war, sondern ein Gefühl war? Was, wenn es real war, selbst wenn es nicht halten konnte? War das Hoffnung oder Wahnsinn? An etwas glauben, von dem man mit absoluter Sicherheit wusste, dass man es nie erreichen würde?“ (S. 315/448)

Auch hat mir, wie bereits in „The Way You Crumble“ sehr positiv aufgefallen ist, super gefallen, wie die altbekannten Figuren und die Protagonisten der Vorgängerbände hier in die Handlung einbezogen wurden.
Sowohl Tori und Julian, als auch Alexis und Echo, sowie natürlich der Rest der Bithersea-Familie und der Restaurantmitarbeiter tauchen hier selbstverständlich wieder auf. Anders als in anderen Reihen, die nach einem ähnlichen Prinzip aufgebaut sind (für jeden Band ein neues Couple), werden Tori und Julian sowie Echo und Alexis hier jedoch nicht bloß zu Randfiguren degradiert, die immer mal wieder am Rande auftauchen, während sich der Großteil der Handlung hauptsächlich um das Pärchen des aktuellen Bandes – hier also Darcy und Nicolas – dreht.
Stattdessen werden einerseits die Beziehungen und auch die einzelnen Charaktere der Figuren der Vorgängerbände weiter ausgebaut und bekommen so für sich auch mehr Substanz, andererseits bekommen auch die Beziehungen der vorherigen Protagonisten zu den aktuellen viel mehr Tiefe und entwickeln sich weiter.

Dabei steht vor allem die Beziehung der Bithersea-Brüder untereinander sowie zu ihren Eltern im Vordergrund, wobei hier natürlich Nicolas im Fokus steht. Dadurch wird die ganze Familie greifbarer und realistischer, und man hat praktisch das Gefühl, die Bitherseas persönlich zu kennen.
Das war, wie erwähnt, auch in „The Way You Crumble“ der Fall und selbst in „The Way I Break“ ist die Bedeutung, die Brüder für die gesamte Reihe haben werden, bereits deutlich geworden. Obwohl die Bücher also für sich abgeschlossene Geschichten bilden, was die Beziehung des jeweiligen Couples angeht, greifen die einzelnen Bände ineinander über und bauen aufeinander auf. Deshalb würde ich auch auf jeden Fall empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


Eine weitere Auswirkung davon ist, dass man dadurch das Gefühl hat, Nicolas bereits ein wenig zu kennen, obwohl er in den beiden Vorgängerbänden noch nicht auftaucht. Dort ist er nur eine Figur am Rande, über die immer mal wieder gesprochen wird, die aber selbst nie auftritt. Das verleiht ihr etwas Nebulöses, Geheimnisvolles, das natürlich neugierig macht.
Deshalb war Nicolas auch der Hauptgrund dafür, weshalb ich mich auf „The Way We Melt“ so sehr gefreut habe. Ich wollte ihn einfach endlich kennenlernen!

„‚Wenn du mich das nächste Mal küssen willst, dann verflucht noch mal nicht, weil du mich vergessen möchtest, sondern weil du bereit bist, mich nie wieder zu vergessen. Ist das klar?‘“ (S. 226/448)

Anders als meine hohen Erwartungen an ihn es mich hoffen lassen haben, konnte Nicolas´ Geschichte mich allerdings nicht so sehr mitreißen wie die von Alexis oder vor allem Julian. Das lag aber nicht daran, dass Nicolas irgendwie weniger Substanz hätte als seine Brüder. Dass gerade das keine Schwäche der Reihe sein kann, weil die Familie eine sehr gut durchdachte und ausgebaute, bücherübergreifende Hintergrundgeschichte bekommt, habe ich ja eben erläutert.
Vielmehr hat mir deshalb zu ihm die Verbindung gefehlt, weil ich im Laufe der Handlung nicht wirklich das Gefühl hatte, dass er sich weiterentwickelt.

Zwar wird immer mal wieder angedeutet, dass er in der Zeit, in der er in Griechenland war, etwas erlebt hat, dass er unbedingt noch aufarbeiten muss, und zum Ende hin nimmt er das auch in Angriff.
Auf die Aufarbeitung selbst – und die damit zwangsläufig einhergehende Charakterentwicklung – wird allerdings kaum eingegangen bzw. sie wird nicht entwickelt. Er bewegt sich fast schon sprunghaft von Verleugnung der Tatsache, dass er Therapie benötigt, hin zur Einsicht und umgekehrt. Ein Wachstum seinerseits konnte ich dagegen eher nicht erkennen.
Das hängt im Übrigen aber auch damit zusammen, dass das Erlebnis selbst ebenso wenig aufgearbeitet wird. Der Leser bekommt zunächst das Informationshäppchen, dass in Griechenland etwas passiert wird, dann kleine Informationen hier und da darüber, was passiert sein könnte – was im Übrigen alles gar nicht mal so geheimnisvoll ist, sodass man sich sehr schnell zusammenreimen kann, was vorgefallen ist – und schließlich bekommt man dann einfach gefühlt sehr plötzlich eine Lösung präsentiert und damit hat sich die Sache. All das wird darüber hinaus auch nicht wirklich nahtlos in die eigentliche Handlung der Geschichte und auch nicht in Nicolas´ Charakter mit eingebaut, sondern immer nur mal am Rande oder durch Rückblicke erwähnt, sodass man, wenn gerade mal nicht davon gesprochen wird, fast schon wieder vergisst, dass es da noch die Sache in Griechenland gibt.

Das wiederum führt nicht nur dazu, dass ich Nicolas´ Erlebnis nicht besonders gut nachempfinden konnte, sondern vor allem dazu, dass mir schlicht der Bezug zu ihm gefehlt hat, und das hinwieder hatte zur Folge, dass mir die emotionale Verbindung gefehlt hat, die vor allem „The Way I Break“ so besonders für mich gemacht hat.


Ähnliches gilt im Übrigen für Darcy. Auch an sie hatte ich hohe Erwartungen, da sie in den beiden Vorgängerbänden eine meiner Lieblingsfiguren war. Ich habe mich also sehr darauf gefreut, sie und ihr Umfeld besser kennenzulernen und vielleicht auch Seiten an ihr zu entdecken, die bisher verborgen geblieben sind.
Einige wenige solcher Seiten gibt es tatsächlich auch, allerdings hatte ich durchweg den Eindruck, dass bei ihrem Charakter nur an der Oberfläche gekratzt wird. Es wird vieles angesprochen, was sie ausmacht oder was ihr wichtig ist, aber nur selten konnte ich mich wirklich in sie hineinfühlen. Mir hat einfach irgendetwas an ihr gefehlt, das ihr die dafür nötige Charaktertiefe verliehen hätte.
Auch sie konnte die fehlende emotionale Verbindung für mich also leider nicht herstellen.
So konnte mich ein Buch, das ein traumhaftes Setting, einen wunderschönen, poetischen, gefühlvollen Schreibstil und für sich genommen sympathische und vielseitige Figuren hat, mich leider, leider nicht berühren.


Fazit:
Ich fand's wirklich schön, der Schreibstil gefällt mir sehr gut, und Darcy und Nicolas sind nette Protagonisten. Insgesamt hat mir aber trotzdem die emotionale Verbindung völlig gefehlt, die v. a. Band 1 der Reihe so besonders für mich gemacht hat. Das liegt daran, dass sich beide Protagonisten, ihre Beziehung und ihre Erlebnisse – vor allem die von Nicolas – für mein Empfinden zu wenig entwickelt haben, sodass ich nichts davon wirklich nachempfinden konnte. Das hatte wiederum zur Folge, dass ich nicht nur die Protagonisten an sich so richtig greifen konnte, sondern auch ihre Gefühle zueinander, und mir daher die Sogwirkung, die die Vorgängerbände ausmacht, gefehlt hat – und gerade davon lebt ein Liebesroman natürlich.
Das Buch liest sich wegen des Schreibstils, der zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Familie und des Prismas und natürlich des traumhaften Settings von Goldbridge trotzdem super, nur mein Lieblingsteil der Reihe ist es nicht.
3/5 Lesehasen.

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