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Veröffentlicht am 19.07.2021

Own Voice, divers und auch sonst ein Highlight

Blackout
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Vielen lieben Dank an den Cbj-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover. ...

Vielen lieben Dank an den Cbj-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover. Die einzelnen Buchstaben von „Blackout“ bilden jeweils das Dach eines Wolkenkratzers, unten im Hintergrund erkennt man eine Karte von New York City und oben sieht man den Sternenhimmel. Der Titel ist in Regenbogenfarben gehalten und bildet als einziges Farbelement einen starken Kontrast zum ansonsten schwarzen bzw. dunkelblauen Hintergrund.
All das passt wunderbar zum Inhalt und ist noch dazu ein Hingucker.


Meine Meinung:
„Blackout – Liebe leuchtet auch im Dunkeln“ ist eine Anthologie, also eine Sammlung von sechs verschiedenen Kurzgeschichten, über Schwarze Teenager während eines Stromausfalls (Blackouts) in New York City.

Normalerweise fällt es mir immer etwas schwerer, Anthologien zu bewerten, da in der Regel ja jede Geschichte völlig eigenständig ist, und sie sich nicht bloß inhaltlich, sondern auch stilistisch mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden, bspw. im Schreibstil.
Zum anderen setze ich mich als Leser im Normalfall mit Kurzgeschichten nicht so intensiv auseinander, wie mit einem ganzen Roman, der über mehrere Hundert Seiten geht, da ich mit einer Kurzgeschichte ja logischerweise schneller „fertig“ bin, als mit einem ganzen Buch, und ich dementsprechend auch nicht so eine intensive Beziehung zu den einzelnen Figuren aufbauen kann.
Auf „Blackout“ trifft das alles jedoch nicht zu.

„Ausgerechnet du mit deinem Elefantenhirn kannst nicht zwei und zwei zusammenzählen und weißt nicht, wie sehr ich dich liebe? Dass von Anfang an du die eine warst?“ (S. 185)

Zwar ist es auch hier so, dass die einzelnen Kurzgeschichten alle durchaus relativ kurzweilig sind – das haben Kurzgeschichten nun eben einfach so an sich (duh, sie sind halt „kurz“). Anders als in anderen Anthologien, die ich bereits gelesen habe, sind diese sechs Geschichten jedoch nicht bloß für sich alle in sich abgeschlossen und schön zu lesen, sie – und auch ihre Autorinnen! – harmonieren auch miteinander allesamt wunderbar.

Jede der sechs Geschichten hat eine unterschiedliche Thematik, setzt einen anderen Fokus und bedient sich verschiedener Stilmittel, die Protagonisten sind jeweils alle auf ihre Art einzigartig, greifbar und echt. Die Autorinnen haben also Kurzgeschichten geschaffen, die unabhängig voneinander selbstständig bestehen und mitreißen können.

„Was ich meine, ist, dass du dich auch für dich entscheiden könntest, statt dich für einen von ihnen zu entscheiden. Niemand sagt, dass du in einer Beziehung sein musst.“ (S. 233)

Was „Blackout“ jedoch ausmacht, und was mir sehr gut gefallen hat: Sie sind trotzdem miteinander verbunden. Nicht nur, weil die Ausgangssituation – der Blackout in NYC – die gleiche ist, sondern weil die Protagonisten über wenige oder mehrere Ecken miteinander verwandt oder befreundet sind, sich dadurch also zum Teil untereinander kennen und deshalb auch in anderen Geschichten Erwähnung finden, und weil alle sechs Paare das gleiche Ziel haben, nämlich eine Blockparty in Brooklyn.

Das ist eine sehr subtile und für die jeweiligen Plots nicht weiter relevante Verbindung, aber so erhält das Buch, das aus prinzipiell eigenständigen Kurzgeschichten besteht, einen roten Faden, der die Geschichten miteinander verknüpft und „Blackout“ so abrundet.
Zwar ist es teilweise nicht unbedingt leicht, den Überblick darüber zu behalten, wer mit wem befreundet ist, und wer von wem der Onkel oder die Großmutter ist, aber das stört beim Lesen auch nicht weiter.

Auch die Echtheit der einzelnen Kurzgeschichten macht „Blackout“ zu einem besonderen Buch. Obwohl die sechs Geschichten jeweils einen anderen Fokus haben, ist ihnen allen gemeinsam, dass sie und ihre Protagonisten mit ihren Konflikten einfach nur ehrlich, aus dem Leben gegriffen und dadurch schon fast auf magische Weise berührend sind. Man kann sich so gut in die einzelnen Situationen hineinversetzen und die Emotionen der Gefühle nachvollziehen, weil das, was ihnen passiert, schlicht und einfach echt ist.

„Wenn ich mich selbst nicht so lieben und akzeptieren kann, wie ich bin, wie soll ich dann erwarten, dass andere es tun?“ (S. 53)

Dazu kommt noch, dass die Anthologie aus sechs Own Voice-Geschichten Schwarzer Autorinnen besteht, die auch hinsichtlich LGBTQ+-Repräsentation ein absolutes Positivbeispiel sind.

Mein einziger Kritikpunkt: „Der lange Weg“, die einzige Kurzgeschichte, die in fünf Akte aufgesplittet wurde, findet in meinen Augen keine völlig zufriedenstellende Aufklärung. Es wird die ganze Zeit auf einen Konflikt hingearbeitet, über den am Ende ein wenig hinweggegangen wird, wodurch es ein wenig unspektakulär wirkt. Nichtsdestotrotz hat mir auch diese Geschichte im Ganzen sehr gut gefallen, und zusammengenommen mit dem ganzen Rest reicht dieser Punkt keinesfalls aus, um einen halben Punktabzug zu rechtfertigen!


Fazit:
„Blackout“ ist eine Anthologie aus sechs tollen Kurzgeschichten, die gut für sich alleine stehen könnten, durch eine sehr subtile Verbindung jedoch auch wunderbar miteinander harmonieren. Auch wenn es sich um sechs verschiedene Geschehnisse mit der gleichen Ausgangssituation handelt, wirkt das Buch rund und in sich abgeschlossen.
Man muss sich zwar (bis auf die eine Ausnahme) immer wieder recht schnell von den Protagonisten verabschieden, aber dadurch fühlt man nicht weniger mit ihnen mit. Zudem kann man auch als Leser*in unheimlich viel aus den Geschichten mitnehmen.
„Blackout“ ist ehrlich, zuckersüß, #ownvoice, ein Positivbeispiel von LGBTQ+-Repräsentation und insgesamt einfach ein Highlight. Auch die eine, etwas unspektakulär endende Geschichte ändert daher nichts an meiner absoluten Leseempfehlung!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2021

Relatable, humorvoll und einfach nur super cute

Kate in Waiting
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Vielen lieben Dank an Knaur Romance für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir vor allem deshalb sehr ...

Vielen lieben Dank an Knaur Romance für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir vor allem deshalb sehr gut, weil man auf Anhieb die Musicalthematik des Buches erkennt. Abgesehen davon glitzert es, was für mich immer sofort ein Kaufargument darstellt! :D Auch, dass sowohl Cover als auch Titel vom Original übernommen wurden, finde ich toll, da beides auf den Inhalt super passt.
Die Innenklappen sind ebenfalls schön gestaltet und insgesamt ist das Buch ein Hingucker.


Meine Meinung:
„Kate in Waiting“ wollte ich sehr gerne lesen, weil ich mal wieder Lust auf eine leichte, humorvolle Young Adult-Liebesgeschichte hatte, und genau das habe ich hier auch bekommen!

Bereits zu Anfang fällt einem der leichte Schreibstil auf, der sich durch viele kurze Sätze auszeichnet, wodurch die Erzählung sehr „gedanklich“ und jugendlich wirkt. Das passt super zur Protagonistin Kate und wirkt sehr authentisch. Man liest dadurch sehr schnell. Hinzu kommt der erfrischende Humor der Autorin, und man hat beim Lesen sehr viel Spaß. „Kate in Waiting“ ist alleine deshalb schon ein schönes, lockeres Buch für zwischendurch!

Der jugendliche, humorvolle Schreibstil sorgt zudem dafür, dass Kate einem auf Anhieb sympathisch ist und man sich super in sie hineinversetzen kann. Zwischendurch haben sie und auch ihr bester Freund Andy mich zwar durchaus ein bisschen genervt, aber das liegt in meinen Augen ganz einfach daran, dass ich auch 6 Jahre älter bin als die beiden. Sie haben nämlich ihrem Alter entsprechend gehandelt und reagiert, sodass ich ihnen manche Situationen nicht vorwerfen kann, im Gegenteil fand ich es (obwohl es mich genervt hat, ja, ich weiß, sehr widersprüchlich xD) sehr schön, dass die Autorin auch hier auf Authentizität geachtet hat. Kate denkt und handelt eben wie ein 16-jähriges Mädchen.

„Aber ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken. Es ist der meistunterschätzte Satz der Welt. Ich weiß genau, was du meinst.
Übersetzung: Nein, du bist nicht seltsam. Sogar deine seltsamen Seiten sind nicht seltsam. Du ergibst Sinn.“ (S. 74)

Trotzdem sind Kate und ihre Freunde trotz des Altersunterschieds zu mir noch sehr nachvollziehbar, was sicherlich auch an den vielen Anspielungen zur Popkultur meiner Generation – z. B. Glee, Rapunzel oder Pokémon, um mal ein paar zu nennen – liegt.

„Außerdem ist Flynn Rider der animierte Ponyfransen-Klugscheißer-Schurke meiner Träume.“ (S. 58)

Auch das hat dazu beigetragen, dass ich beim Lesen so viel Spaß hatte – ich habe mich oft in Kate wiedergefunden! Unter anderem auch wegen des Musical-/ Theaterthemas, zum einen, weil ich viele erwähnte Musicals selbst sehr gerne mag, zum anderen, weil ich mich auch in die Schulzeit zurückversetzt gefühlt habe.
Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen!

Plottechnisch ist ansonsten zwar nicht besonders viel los in „Kate in Waiting“, aber darum geht es hier auch gar nicht. Im Fokus steht vor allem die Freundschaft zwischen Kate und Andy inklusive aller Höhen und Tiefen. Die Message, die man aus dem Buch mitnimmt, ist, dass Freundschaft ebenso tief verbinden kann wie romantische Beziehungen. Vor allem in Young Adult geht das, finde ich, oft sehr unter, weshalb mir die Schwerpunktsetzung der Autorin hier mit am besten gefallen hat.
Dabei sind Andy und auch alle anderen Figuren nicht bloße „Statisten“, die die Lovestory der Protagonisten voranbringen sollen, sondern sie haben alle eine eigene Persönlichkeit und Geschichte, wodurch auch sie für den Leser sehr greifbar werden.

Trotz allem kommen natürlich auch die Liebesbeziehungen hier nicht zu kurz. Es gibt einige, die sich über die Handlung hinweg entwickeln – manche zeichnen sich relativ früh ab, andere können einen durchaus überraschen. Was sie jedoch alle gemeinsam haben: die Autorin widmet sich jeder Beziehung mit der gleichen Intensität, wodurch sie alle zu etwas Besonderem werden, das man gut nachempfinden kann. Auch die Beziehungen entsprechen dabei dem Alter der Protagonisten; sie sind eher niedlich und süß, was sie aber nicht weniger echt und stark macht.

Zuletzt ist noch erwähnenswert, dass „Kate in Waiting“ auch hinsichtlich LGBTQ+-Repräsentation absolut gelungen ist. Viele der Protagonisten sind queer, was jedoch nicht an die große Glocke gehängt wird oder übermäßig klischeebehaftet ist, sondern stattdessen einfach vorausgesetzt wird. Genauso sollte es sein.


Fazit:
„Kate in Waiting“ ist ein supersüßes Wohlfühlbuch mit authentischen Figuren und einer niedlichen Lovestory.
Ich kann nicht verleugnen, dass ich zwischendurch ein bisschen genervt von den Handlungen mancher Figuren war, aber das kann ich dem Buch trotzdem nicht negativ ankreiden, weil genauso 16-Jährige nun einmal handeln – authentisch eben, und trotzdem – oder gerade deshalb – sind vor allem Kate, aber auch ihre Freunde sehr relatable.
Auch der jugendliche, humorvolle Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man beim Lesen unheimlich viel Spaß hat.
Hinzu kommt schließlich, dass auch die Repräsentation jugendlicher LGBTQ+-Figuren toll gelingt, und ich muss „Kate in Waiting“ einfach 5/5 Lesehasen geben.

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  • Cover
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Veröffentlicht am 30.06.2021

Einnehmendes Magiesystem und magisches Setting, aber insgesamt zu wirr

Mondorchidee
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Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Okay, können wir bitte einmal darüber reden, ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Okay, können wir bitte einmal darüber reden, wie absolut fantastisch das Cover aussieht? Alleine die Farbgestaltung gefällt mir unfassbar gut, aber auch die Akademie, der Mond und die vielen kleinen Details sind so magisch. Ein wunderschöner Hingucker und noch dazu passend zum Inhalt!
Ebenso traumhaft sind im Übrigen die Karte am Anfang des Buches und die einzelnen Kapitelgestaltungen.
Der Titel gefällt mir ebenfalls sehr gut. Anfangs kann man sich noch nicht allzu viel darunter vorstellen, aber sobald man das Buch gelesen hat, weiß man, wie gut er auf die Geschichte passt.

Meine Meinung:
Zu „Mondorchidee“ habe ich im Vorhinein die Leseprobe gelesen, die mich bereits auf den ersten paar Seiten für sich einnehmen konnte. Zwar hatte ich auch da schon einige Fragen, aber das ist am Anfang ja nichts Ungewöhnliches. Nach Beenden kann ich jedoch leider nicht sagen, dass ich weniger verwirrt bin als zu Beginn, eher im Gegenteil.

Aber fangen wir mit den positiven Dingen an: Der Grund, weshalb ich „Mondorchidee“ zunächst so unbedingt lesen wollte, ist das ausgeklügelte, ungewöhnliche Magiesystem, das mich bereits auf den ersten Seiten von sich überzeugen konnte.
Die Magie in der „Orchideentrilogie“ beruht auf den drei verschiedenen Orchideen (daher auch der Name der Reihe), die den Magiebegabten ihre Fähigkeiten geben: Vom Beherrschen eines von drei Elementen über Teleportation oder Traummagie bis hin zu Zeitreisen in die Vergangenheit ist alles dabei.

Die einzelnen Magieausprägungen sind dabei sehr gut durchdacht und toll ausgearbeitet. Nach und nach erfährt man, was das jeweils Besondere ist, wie sich die Magie auf die Anwendenden auswirkt und welche Regeln gelten. Natürlich stellen sich zwischendurch immer mal wieder neue Fragen, sobald einige beantwortet sind, aber im Bezug auf das Magiesystem hat man dennoch nie das Gefühl, als bekäme man zu wenig Erklärungen oder als hätte die Autorin evtl. ein wenig mehr in die Tiefe gehen müssen. Sie trifft hier die richtige Mischung aus Fragen beantworten und den Leser neugierig halten.
Die Ausarbeitung des Magiesystems findet hier also eine gute Basis für einen Urban Fantasy-Auftakt.

Ähnliches gilt für das Worldbuilding in „Encantador“, der magischen Parallelwelt, in die die Protagonisten reisen. Allzu viel erfährt man zwar noch nicht, insbesondere hinsichtlich der Politik oder der Geschichte der Welt würden sich einige Details mehr in den Folgebänden bestimmt gut machen, aber auch in diesem Aspekt hat die Autorin eine gute, ausbalancierte Basis für die Fortsetzungen gelegt.

All dies hat sich bereits ein wenig in der Leseprobe abgezeichnet, weshalb ich umso neugieriger auf das Buch war, auch wenn ich anfangs, wie gesagt, noch etwas verwirrt war. Zum Zeitpunkt, als ich die Leseprobe gelesen hatte, dachte ich mir allerdings noch, das würde sich legen; es ist ja schließlich keine Überraschung, dass man in einen Fantasy-Auftakt erst einmal hineinfinden muss.

Leider muss ich sagen, dass sich diese Verwirrung in meinen Augen durch das ganze Buch zieht. Das liegt vor allem daran, dass zum einen viele wesentliche Entscheidungen der Protagonisten nicht bspw. durch Gedanken oder Dialoge erklärt und getroffen werden, sondern einfach vorausgesetzt. Es fehlt also an vielen Stellen an dem Entscheidungsfindungsprozess, der es mir evtl. erleichtert hätte, die Handlungen der Protagonisten besser nachvollziehen zu können. So konnte ich mich nur schwer in sie hineinversetzen, ihr Verhalten wirkte auf mich eher willkürlich.
Lea zum Beispiel hat mir die meiste Zeit viel zu impulsiv und unbedacht gehandelt, während Mike auf mich wirkte, als wäre ihm alles viel zu egal. Ich bin nicht so richtig mit den Protagonisten warmgeworden.

Zum anderen werden wesentliche Schlüsselszenen auch nur angedeutet (wenn überhaupt), oder es wurde zwischen einzelnen Szenen oder auch in der wörtlichen Rede gesprungen, sodass sich mir manche Entwicklungen nicht so richtig erschließen konnten oder für mich nicht nachvollziehbar waren. Je mehr ich gelesen habe, desto mehr habe ich mich gefragt, worum es eigentlich gerade geht, was genau und vor allem wie das passiert ist oder wer gerade redet.

Vielleicht wäre es in dieser Hinsicht besser gewesen, wenn die Autorin zwischendurch ein wenig Tempo herausgenommen und dafür einige Seiten mehr der Erklärung durch Dialoge oder Details gewidmet hätte, sodass man das Geschehen und die Protagonisten besser nachvollziehen könnte. So wirkte es mir alles ein wenig zu „random“.


Fazit:
„Mondorchidee“ hat vor allem hinsichtlich des Magiesystems und des Worldbuildings, die beide bereits im Auftakt schon wunderbar ausgearbeitet wurden und eine solide Basis für die Fortsetzungen bilden, unheimlich viel Potenzial. Deshalb habe ich mich nach der Leseprobe auch dafür entschieden, das Buch weiterzulesen.
Allerdings konnte ich all das beim Lesen zunehmend weniger genießen. Mir war einfach das Erzähltempo zu hoch, zu viele Details gingen dabei verloren und Erklärungen oder Schlüsselszenen wurden entweder bloß am Rande erwähnt oder ganz ausgelassen. Das hatte zur Folge, dass ich nicht mich nicht nur nicht in die Figuren hineinversetzen, sondern auch das Geschehen immer weniger nachvollziehen konnte. Zum Ende hin hatte ich dann leider viel mehr Fragezeichen im Kopf als am Anfang.
Nach dem Lesen der Leseprobe zu Band zwei werde ich die Reihe wohl auch nicht weiterverfolgen.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Eine ehrliche, feministische Umsetzung des Mythos um die Amazonen

Die Götter müssen sterben
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Aufmachung:
Das Cover sieht super aus! Man sieht eine Amazone und im Hintergrund den Mond – beides ein Hinweis auf Artemis, die im Buch natürlich eine wesentliche Rolle spielt. Mir gefällt es auch besonders ...

Aufmachung:
Das Cover sieht super aus! Man sieht eine Amazone und im Hintergrund den Mond – beides ein Hinweis auf Artemis, die im Buch natürlich eine wesentliche Rolle spielt. Mir gefällt es auch besonders gut, dass nicht auf dem ersten Blick erkennbar ist, dass es sich bei dem Cover um ein gemaltes Bild handelt.
Der Titel passt ebenso gut. Zum einen wird er im Text erwähnt, zum anderen bekommt er durch den Inhalt auch mehrere tiefere Bedeutungen. Solche Momente mag ich sehr gerne!

Meine Meinung:
Ich habe mich riesig auf „Die Götter müssen sterben“ gefreut, immerhin geht es um die Amazonen, den Trojanischen Krieg und im Allgemeinen um griechische Mythologie. Genau mein Fall!
Bereits jetzt kann ich auch schon sagen, dass mir die Umsetzung an sich super gefallen hat, auch wenn mich das Buch im Ganzen nicht hundertprozentig abholen konnte.

Zunächst einmal gefällt mir Nora Bendzkos Take auf die Amazonen sehr gut! Historisch und mythologisch weiß man nicht besonders viel über die Amazonen und Vieles ist sehr stark umstritten. Bendzko hat Teile des Bekannten und des Mythos genommen und hat ihre ganz eigene Version der Amazonen geschaffen, die überzeugen kann.
Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass die Autorin nichts beschönigt. Die Amazonen sind Kriegerinnen, die vom Kriegsgott Ares abstammen – und dementsprechend brutal, blutig und gewalttätig hat sie sie auch dargestellt. Gleichzeitig sind die Frauen nicht weniger menschlich, weshalb man trotzdem noch sehr gut mit ihnen sympathisieren und mitfühlen kann.
Vor allem aber ist dieses Buch und die Darstellung der Amazonen ein Paradebeispiel für feministische Literatur in der Fantasy! Selbst wenn mich nicht alle Aspekte des Buches überzeugen konnten – dadurch hat „Die Götter müssen sterben“ es geschafft, mich zu inspirieren, zu berühren und zu motivieren und alleine deshalb verdient das Buch einen besonderen Platz in meinem Regal.

„Abfall? Bei den Göttinnen, das warst du nie. Das ist keine Frau dieser Welt, und wenn es tausend Männer sagen.“ (S. 290)

Die Namen der einzelnen Amazonen (und auch der anderen Figuren) sind dabei zwar etwas schwierig zu merken und teilweise auch sehr ähnlich. Trotzdem erhält jede Figur einen eigenen Unterton im Schreibstil, sodass es einem sehr leichtfällt, sie voneinander zu unterscheiden. Das ist definitiv auch ein Pluspunkt, denn gerade bei so vielen Figuren ist das nicht selbstverständlich!

Dennoch würde ich sagen, dass ich „Die Götter müssen sterben“ niemandem empfehlen würde, der nicht wenigstens Grundlegendes über die Ilias, den Trojanischen Krieg und griechische Mythologie weiß, denn vieles wird hier beim Leser vorausgesetzt und nicht weiter erläutert. Das soll keine Kritik sein, im Gegenteil. Es wäre in meinen Augen eher unpassend, wenn die Autorin hier unnötig weit ausgeholt hätte, zumal der Fokus hier ja ganz offensichtlich auf den Amazonen liegt und der Trojanische Krieg, auch wenn er ein wesentlicher Auslöser für den ganzen Plot ist, eher im Hintergrund eine Rolle spielt. Vorwissen würde ich hier trotzdem voraussetzen, auch, weil es einem sonst mitunter nicht so leichtfällt, die einzelnen Figuren auseinander zu halten.

Im Übrigen hat mir auch die Darstellung der einzelnen Götter sehr gut gefallen. Ähnlich wie die Amazonen sind sie blutrünstig, brutal und manisch dargestellt – wie unsterbliche Götter eben. Auch hier hat die Autorin also nichts beschönigt oder „verniedlicht“.
Diese Ehrlichkeit und Ungefiltertheit ist der größte Pluspunkt des Buches und macht seinem Genre der Dark Fantasy alle Ehre.

Das klingt bis jetzt also alles sehr positiv und so habe ich das Buch durchaus auch wahrgenommen. Warum konnte „Die Götter müssen sterben“ mich also nicht völlig überzeugen?
Das kann ich leider auch nicht so wirklich beantworten. Ganz wesentlich liegt es daran, dass das Buch teils doch sehr langatmig ist. Nicht selten hatte ich bspw. das Gefühl, an die 200 Seiten gelesen zu haben, während es in Wahrheit bloß um die 50 waren. Ab und zu musste ich mich sogar regelrecht dazu überreden, weiterzulesen. Aber weshalb genau ich das Gefühl hatte, dass das Buch so zäh ist, kann ich nicht wirklich festmachen. Möglicherweise, weil der Schreibstil nicht meins war, vielleicht hätte ich mir auch ein paar mehr rasante Stellen gewünscht? Ich weiß es nicht zu 100 %, ich kann nur sagen, dass mich das Buch nicht so sehr gefesselt hat, wie ich es mir gewünscht habe.
Das ist natürlich jetzt extrem subjektiv, das ist mir bewusst. Deshalb werde ich dem Buch auch nur einen Punkt abziehen. Es hat eben alles richtig gemacht, was es richtig zu machen gibt, und ich habe keine handfesten Kritikpunkte. Der Funke ist bloß nicht übergesprungen, was vielleicht auch daran liegt, dass es möglicherweise nicht der richtige Zeitpunkt für mich gewesen ist.


Fazit:
„Die Götter müssen sterben“ ist eine große Empfehlung für alle Mythologie- oder Dark Fantasy-Fans, oder für Leute, die feministische oder queernormative Fantasy lesen wollen und kein Problem damit haben, wenn es etwas blutiger zugeht.
Nora Bendzko interpretiert den Mythos um die Amazonen neu und setzt ihn in überzeugender, greifbarer Weise um. Das Buch setzt Vorwissen über die griechische Mythologie, speziell über den trojanischen Krieg voraus, aber diejenigen, die gerne Bücher darüber lesen, werden hier ein paar interessante Lesestunden finden.
Ich habe keine objektive Kritik an „Die Götter müssen sterben“ zu äußern. Dennoch muss ich sagen, dass es mir zwischendurch leider zu zäh und zu anstrengend zu lesen war. Woran genau das gelegen hat, kann ich jedoch nicht sagen, es gibt keinen Anker im Buch, an dem ich dieses Gefühl festmachen könnte. Deshalb – weil das Buch also alles richtig gemacht hat, und es für mich möglicherweise nur der falsche Zeitpunkt war – werde ich dem Buch nur einen Punkt abziehen und empfehle es jedem, der sich für die Amazonen interessiert oder ein feministisches Buch lesen möchte.
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Mein Lieblingsbuch?! Oder auch: Warum Leigh Bardugo meine Queen ist.

Rule of Wolves
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Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist natürlich wunderschön, wie ...

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist natürlich wunderschön, wie sollte es bei einem Buch aus dem Grishaverse auch anders sein. Nicht nur das hochwertige Design an sich mit dem glänzenden Cover und dem Farbschnitt, das hervorragend zu „King of Scars“ passt, sondern vor allem die kleinen Details auf dem Cover, wie der Baum, der Adler, der Drache, der Wolf und der Fuchs, die allesamt natürlich eine Bedeutung haben, machen das Buch zu einem Hingucker.
Auch der Titel passt unglaublich gut zum Inhalt (natürlich, was anderes kann man von Leigh Bardugo auch gar nicht erwarten) und ich bin sehr froh, dass der Verlag bei dieser Dilogie die Originaltitel behalten und nur deutsche Untertitel hinzugefügt hat.


Meine Meinung:
Da ich meine Rezension zu „Rule of Wolves“ auch eine Woche nach Beenden immer noch nicht wirklich angemessen in Notizen zusammenfassen konnte, habe ich Folgendes anhand der Stichpunkte (also Emojis), die ich mir beim Lesen aufgeschrieben habe, einfach mal runtergeschrieben.

Leigh Bardugo hat hiermit nämlich schlicht und einfach ein unglaubliches Meisterwerk geschaffen! Alleine der extreme Bookhangover, unter dem ich immer noch leide (xD), ist ja eigentlich schon Beweis genug dafür. Alle Grishafans werden hiermit einen auf jeder Linie gelungenen, dem Grishaverse würdigen Abschluss, finden, der aber gleichzeitig auch Hoffnung auf mehr macht!


Fangen wir an mit dem Schreibstil der Autorin, der auf dem ersten Blick eher unscheinbar, vielleicht sogar ein bisschen kompliziert oder gewöhnungsbedürftig ist.
Während die Grisha-Trilogie noch aus Alinas Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben ist, sind alle anderen Bücher des Grishaverse – so auch „Rule of Wolves“ – aus den Perspektiven verschiedener Figuren geschrieben. Das gefällt mir vor allem deshalb so gut, weil das Grishaverse mit jedem Buch komplexer wird und man so den Überblick über die einzelnen Figuren und das Geschehen behält.
Dabei fällt positiv auf, dass Bardugo für jede Figur einen eigenen Unterton wählt – selbst wenn also die Namen nicht genannt würden, wüsste man leicht, aus wessen Sicht gerade erzählt wird.

Der Grund, aus dem die Autorin mittlerweile aber unbestreitbar zu meinen Lieblingsautor*innen zählt, ist jedoch ein ganz anderer: Die Frau ist ein absolutes Genie! Und zwar auf so subtile Weise, dass es mir erst im siebten Buch aufgefallen ist.
Was ich damit meine: Sie sagt SO VIELES zwischen den Zeilen, was sowohl für den Plot als auch für die Entwicklung der Figuren unheimlich von Bedeutung ist. Dadurch, dass dies allerdings höchstens nur angedeutet wird und man es sich selbst aus ein paar kleinen Wörtchen erschließen muss, erhält das, was sie damit sagt, so viel mehr Gewicht, als wenn sie sich in dieser Hinsicht deutlich ausgedrückt hätte. Das führt dann dazu, dass einem in vielen Fällen erst im Nachhinein (teilweise sogar noch Tage nach Beenden des Buches) auffällt, was sie mit wenigen Worten da angestellt hat.


Ich habe schon öfter gelesen, dass Viele Leighs Schreibstil wegen mangelnder Emotionalität zu den Figuren bemängeln, aber meiner Meinung nach wird durch dieses Talent der Autorin die Komplexität und Echtheit der Figuren nur umso deutlicher. Das hat in meinem Fall dann letztlich dazu geführt, dass ich fast schon eine ungesunde Beziehung zu den einzelnen Figuren aufgebaut habe. Ich muss mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass Nikolai, Zoya und Nina nicht echt sind!!! Und das macht mich traurig, ich wünschte, sie wären es. xD Kann man jemanden vermissen, den es gar nicht gibt?

Während ich den Zusammenhang zwischen Ninas Handlungsstrang in Fjerda und dem, was mit Nikolai und Zoya in Ravka passiert, in „King of Scars“ noch nicht so ganz gesehen habe, wird in „Rule of Wolves“ umso deutlicher, welch wichtige Rolle Nina im ganzen Geschehen hat – womit wir dann auch wieder bei dem Punkt wären, dass Leigh ein absolutes Genie ist.

Zwar war Nina bereits in „Das Lied der Krähen“ eine meiner Lieblingsfiguren, aber in dieser Dilogie, vor allem hier in „Rule of Wolves“ konnte sie noch einmal richtig unter Beweis stellen, wieso sie so eine eindrucksvolle, starke, inspirierende Protagonistin ist. Ich weiß nicht, ob ich Nina sein möchte oder sie gerne als Freundin hätte!
Dabei ist sie nicht nur die ganze Zeit tough oder lustig, sondern hat auch viele ernste Momente, in denen deutlich wird, wie jung sie eigentlich ist und dass sie eben nicht nur eine Heldin ist, der alles gelingt. Vor allem im Vergleich zu „Das Lied der Krähen“ wird deutlich, welch beeindruckende Entwicklung sie durchgemacht hat. Sie hat innerhalb einiger Monate so viel erlebt, an dem sie gewachsen ist, und die Person, die sie am Ende von „Rule of Wolves“ ist, ist eine größere, stärkere Version ihrer selbst, aber eben immer noch die Nina Zenik, die wir in „Das Lied der Krähen“ kennenlernen. Sie ist ganz einfach echt und deshalb kann man sich umso besser in sie hineinversetzen.

Was ich über Zoya schreiben soll, weiß ich gar nicht so wirklich. Auch sie ist eine beeindruckende, komplexe Figur, über die ich nur staunen kann – aber auf ganz andere Weise als Nina!
Bereits im dritten Band der Grisha-Trilogie, „Lodernde Schwingen“, hat sie sich als eine meiner Lieblingsfiguren des Grishaverse herausgestellt, was ich zu Beginn niemals gedacht hätte. Genau das beschreibt sie, denke ich, sehr gut. In ihr steckt so viel mehr, als man zunächst vermutet. Sie hat viele verborgene Schichten, die Leigh erst nach und nach aufdeckt. Gleichzeitig schafft sie es auch bei Zoya, dass sie echt bleibt und man nicht, je mehr man über sie erfährt, irgendwann das Gefühl bekommt, eine völlig andere Figur vor sich zu haben. Zoya ist wie ein Puzzle, das sich mit der Zeit immer weiter zusammensetzt und dessen Gesamtbild einen am Ende nur noch mehr beeindruckt. Ich kann Nikolai zu 100% verstehen.

Auch über ihn könnte ich eigentlich nur ein einziges Wort verlieren: LIEBLINGSFIGUR! Seit seinem ersten Auftritt in „Eisige Wellen“ bis hin zum letzten Satz in „Rule of Wolves“ (und darüber hinaus) ist er meine absolute Lieblingsfigur nicht nur im gesamten Grishaverse sondern überhaupt. Wie kann eine fiktive Figur so viel Macht und Charme haben, dass sie nicht nur innerhalb der fiktiven Welt jeden um den Finger wickelt, sondern auch darüber hinaus von ausnahmslos jedem Leser (jedenfalls ist mir noch nie eine Ausnahme untergekommen) auf Anhieb als Liebling erklärt wird? Ich könnte diesen Teil meiner Rezension mit Herzchen-Emojis füllen, das würde alles sagen.
Ich liebe seinen Verstand, seine Schlagfertigkeit, sein Selbstbewusstsein, seinen Humor, seine Bereitschaft, alles für sein Land und seine Lieben zu geben,

SPOILER ab hier:

UND VOR ALLEM LIEBE ICH SEINE LIEBE ZU ZOYA!!!!
Ganz im Ernst.
Bereits in „King of Scars“ hat sich abgezeichnet, dass sich zwischen Zoya und Nikolai eventuell was entwickeln könnte, aber da hätte ich niemals gedacht, dass ich ein Ship so sehr fühlen würde, wie es in „Rule of Wolves“ dann der Fall war. Ich habe alle meine Lieblings-Zoyalai-Stellen mit lila Post-Its markiert und jetzt habe ich keine lila Post-Its mehr.
Leigh hat die Beziehung der beiden einfach perfekt geschrieben! Jeder kleinste Satz, jede winzigste Andeutung löst ein Kribbeln aus – vor allem wiederkehrende Bilder wie die blaue Schleife oder „Wildblumen“ werde ich jetzt für immer mit Zoyalai verbinden. Gerade diese kleinen Details machen das Ship meiner Meinung nach aus, natürlich neben der Chemie zwischen den beiden Figuren. Aber das, was mir am besten an Zoyalai gefällt? Beide sind einander ebenbürtig, beide respektieren und wertschätzen einander. Das friends to lovers-Trope perfekt umgesetzt! Und zwar mit ganz viel slow burn und mutual pining. So sehr, dass es regelrecht süchtig macht, und dass man auf der letzten Seite einfach nicht akzeptieren will, dass es das jetzt schon mit den beiden gewesen sein soll. LEIGH, WO SIND MEINE FLUFF-SZENEN??? WO IST DOMESTIC ZOYALAI??? WO IST DIE VERFLUCHTE HOCHZEIT!?!?!?!!??!?!?!!!!

Spoiler Ende.

Joa, so viel dazu. Ich denke aber, dass die Beziehungen der Figuren untereinander niemals so gut funktionieren würden, wenn die einzelnen Figuren für sich jeweils nicht so mehrdimensional ausgeschrieben wären.

Das wiederum zeigt sich darin, dass auch die scheinbar unwichtigen Nebenfiguren alle eine wesentliche Bedeutung sowohl im Plot als auch für die anderen Figuren haben. Kaum eine Figur im gesamten Grishaverse ist nur dazu da, um die Seiten auszufüllen, jede hat ihren Platz. Womit wir wieder einmal bei Bardugos Genie wären.

Auch das ist mir allerdings erst im Nachhinein aufgefallen, und zwar, als ich in einer ganz bestimmten Szene für eine Figur, die mir bisher nie so wichtig war wie andere, beim Lesen ohne Übertreibung Rotz und Wasser geheult habe, und die mir auch Wochen später einfach nicht aus dem Kopf gehen will.

AB HIER MASSIVER SPOILER, unbedingt nur lesen, wenn ihr bereits wisst, worum es geht!!!!

Es geht natürlich um Davids Tod, den ich an sich schon niemals, NIEMALS kommen gesehen hätte, und bei dem ich auch niemals gedacht hätte, dass er mich so sehr mitnimmt.
Das liegt primär nicht mal nur an David selber, sondern vor allem an seiner Beziehung zu Genya und am Kontext, in dem das passiert ist: Seine eigene Hochzeit!!! Nachdem Genya noch so glücklich darüber war, dass er mit ihr getanzt hat!
Ehrlicherweise verstehe ich bis heute nicht, weshalb Leigh sich dazu entschieden hat (also schon, sonst hätte David den Raketenbau vermutlich nicht zugelassen), und ich werde ihr diesen Schritt auch NIEMALS in meinem Leben verzeihen. Niemals. Es tut so weh.

Spoiler Ende.

„Rule of Wolves“ ist also in jeder Hinsicht ein sehr emotionales Buch für mich.


Aber nicht nur bezüglich der Figuren hat Leigh Bardugo hier eine Meisterleistung hingelegt. „Rule of Wolves“ ist vor allem eine Fortsetzung (ich sage bewusst nicht Abschluss, because Verdrängungstaktik, ich weigere mich zu glauben, dass es das schon gewesen sein soll), die einem fiktiven Universum, das auch in Worldbuilding, Politik, Kultur und natürlich im Plot so komplex ist wie das Grishaverse, mehr als nur gerecht wird.

Im Krieg zwischen Ravka und Fjerda wird sehr stark deutlich, dass sich nicht nur die Protagonisten im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als man ihnen zum ersten Mal begegnet ist, unglaublich weiterentwickelt haben, sondern auch die Welt an sich. Als Beispiel: Während des Bürgerkriegs in Ravka in der Grisha-Trilogie wurde primär noch mit Schwertern gekämpft und Pistolen waren eine neuere Erfindung. In „Rule of Wolves“ herrscht zwischen Ravka und Fjerda dagegen ein regelrechtes Wettrüsten und die beiden Länder bekämpfen sich mit Panzern und Raketen. Es wird deutlich, dass zwischen dem Anfang der Reihe und diesem Band ca. vier Jahre vergangen sind, in denen die Welt natürlich nicht stillgestanden ist. Nicht nur, dass dieser Aspekt wesentlich zur Komplexität sowie auch zur Realistik des Grishaverse beiträgt, vor allem hat mir auch die Parallele, die hier zum ersten Weltkrieg gezogen wird, und die moralischen Schwierigkeiten, die mit technischem Fortschritt einhergehen, sehr gut gefallen.
Wie auch schon bei den Figuren folgt die Entwicklung der gesamten Welt dabei logischen Konsequenzen, die sich aus allem bereits Geschehenen ergeben, wodurch die Verbindung zur Grisha-Trilogie und Krähen-Dilogie hergestellt wird.

Das wird noch unterstützt durch die vielen Hinweise auf vergangene Ereignisse oder bekannte Figuren, die sowohl dezent als Easter Eggs versteckt sind, als auch deutlich auf sie Bezug genommen wird.
Als Fan der Reihe kann man sich darüber natürlich sehr freuen, auch über die – ebenfalls sowohl nur angedeuteten als auch offensichtlicheren – Cameos geliebter Figuren aus den vergangenen Reihen.
In der Hinsicht verbindet „Rule of Wolves“ nicht nur alle Teile des Grishaverse miteinander, sondern ist gleichzeitig auch Fan Service, ohne an Authentizität zu verlieren. Wenn ich nicht so schlecht darin wäre, geliebte Figuren und Geschichten gehen zu lassen, würde ich „Rule of Wolves“ sogar als perfekten Abschluss des Grishaverse sehen.

Spoiler:
Aber nach dem letzten Satz ist die Wahrscheinlichkeit ja sehr groß, dass mindestens noch ein weiterer Krähen-Teil folgt.
Spoiler Ende.

Trotzdem bete ich zu Djel und allen Heiligen, dass sich Leigh Bardugo, solange ich lebe, niemals aus dem Grishaverse verabschieden wird.


Auch wenn ich noch ewig weiter über „Rule of Wolves“ schwärmen könnte, möchte ich diese nun jetzt doch schon sehr lange Rezension mit einem letzten Punkt abschließen:

Das Grishaverse im Allgemeinen, da allen voran natürlich die Krähen-Dilogie, aber auch die Nikolai-Dilogie, dabei vor allem „Rule of Wolves“ ist ein absolut wunderbares Positivbeispiel für Repräsentation. Zum einen natürlich, weil hier mit Ravka, Fjerda und Shu Han drei völlig verschiedene Länder mit unterschiedlichen politischen Systemen, Kulturen und Religionen aufeinandertreffen und sie alle gleich wesentliche Rollen in der Geschichte einnehmen, während keines für sich absolute Richtigkeit beanspruchen kann, oder im Vergleich zu den anderen verteufelt wird.

Zum anderen aber insbesondere, weil das Grishaverse queernormativ ist und bspw. mit Tamar Homosexualität und mit Nina Bi-/ Pansexualität SPOILER sowie mit Hanne Transsexualität Spoiler Ende wunderbar authentisch repräsentiert werden.
Auch dafür kann man Leigh nur lieben.


Da habe ich mich jetzt also auf über vier Seiten mal mehr, mal weniger objektiv über „Rule of Wolves“ ausgelassen, was ganz schön viel ist in Anbetracht dessen, dass ich eine Zeit lang mit dieser Rezension erheblich überfordert war (bin ich immer noch).
Mein Eindruck zu „Rule of Wolves“ ließe sich aber alternativ auch in folgenden sehr subjektiven zehn Punkten zusammenfassen:

1. WIESO IST NIKOLAI SO CUTE?!? Ein Simp ist er auch. Kann es ihm aber nicht verdenken.
2. Zoya = A Queen, I would bow to her.
3. Eine einzige, einfache blaue Schleife kann so viel mit einem anrichten. If you know, you know. Oder Wildblumen ♥
4. Warum sollte man glücklich sein wollen, wenn man Leigh Bardugo doch auch die Macht geben könnte, mit dem ersten Satz eines Kapitels das Herz in Stücke zu reißen? :D
5. Aber die Cameos altbekannter Figuren heilen das Herz wieder ein bisschen. (Nur ein bisschen. Ich habe dir nicht vergeben, Leigh!)
6. Leigh  Queen of friends to lovers, slow burn und mutual pining, a.k.a. MEIN HERZ!!!
7. Aber Leigh, wo ist der Rest? :)
8. Leigh  Queen of Parallelen und Metaphern
9. Leigh  Queen of Plottwists. 🤯
10. Zeigt mir ein anderes fiktives Universum, das sowohl hinsichtlich der Figuren als auch des Worldbuildings auch nur annähernd so komplex und durchdacht ist, wie das Grishaverse. I’ll wait.



Fazit:
Ich habe noch nie so lange für eine Rezension gebraucht, weil ich das Gelesene schlicht nicht angemessen in Worte fassen konnte, und ich habe, glaube ich, auch noch nie so viel über ein Buch geschrieben. Wenn das mal nicht dafür spricht, wie sehr ich „Rule of Wolves“ liebe, dann weiß ich auch nicht.
Trotzdem kann ich immer noch nicht behaupten, dass ich dem Buch mit meiner Rezension auch nur ansatzweise gerecht geworden bin. Es ist einfach in jeder Hinsicht perfekt und kann sich absolut gerechtfertigt einen würdigen (vorläufigen!!!) Abschluss des Grishaverse nennen.

Die Entwicklung, die sowohl die Welt an sich als auch die einzelnen Figuren seit Beginn der Grisha-Trilogie bzw. der Krähen-Dilogie durchgemacht haben, ist unvergleichlich und zeugt davon, wie wahnsinnig durchdacht die gesamte Reihe und was für ein Genie Leigh Bardugo ist.
Letzteres zeigt sich auch in den winzigen, dezenten Andeutungen, die sie über die gesamte Handlung verteilt immer mal wieder macht, deren Gewicht einem aber erst im Nachhinein auffällt.

Sie schafft es, dass man sich mit wenigen Worten in die Welt und die Figuren verliebt und sie am liebsten nie mehr zurücklassen möchte. Beim Lesen von „Rule of Wolves“ habe ich vermutlich mein gesamtes Emotionsspektrum ausgeschöpft und auch eine Woche nach Beenden hat mich das Gelesene noch nicht losgelassen.
Das liegt an der eben erwähnten Genialität der Autorin, aber auch an allen unvorhersehbaren Plottwists und natürlich an den Figuren. Oh, die Figuren! Nikolai und Zoya gehört mein Herz und ich möchte bitte noch ganz viel über die beiden (und natürlich alle anderen) lesen.

„Herzensbuch“ wird „Rule of Wolves“ nicht gerecht, 5/5 Lesehasen erst recht nicht. Ich würde es wohl eher als „Lebenshighlight“ bezeichnen und nicht mal das reicht aus, denke ich.

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