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Veröffentlicht am 10.05.2020

Die unendliche Flucht eines kleinen Menschen und niemals zuhause sein

Die verlorene Tochter der Sternbergs
1

Die Sternbergs leben im Berlin von 1933. Armanda betreibt im Erdgeschoss ihres Hauses einen Buchladen, den Buchgarten. Ihr Mann Julius hat gerade eine Arztpraxis für Kardiologie eröffnet und die beiden ...

Die Sternbergs leben im Berlin von 1933. Armanda betreibt im Erdgeschoss ihres Hauses einen Buchladen, den Buchgarten. Ihr Mann Julius hat gerade eine Arztpraxis für Kardiologie eröffnet und die beiden erwarten ihr erstes Kind. Schon zu dieser Zeit ist die Stimmung gegen die jüdische Bevölkerung zum Teil recht feindselig. Und dann dringen fanatische Studenten in Armandas geliebten Buchladen ein, holen alle Bücher heraus und verbrennen sie. Die Freunde der Sternbergs haben bereits das Land verlassen und die beiden angefleht, dasselbe zu tun. Doch für Julius kommt dies nicht in Frage, da er seine Patienten nicht im Stich lassen will. Die nächsten Jahre gehen dahin, die Repressalien werden schlimmer und Armanda wird das zweite Mal Mutter. Nun sind sie zu viert, Armanda, Julius und die beiden Töchter, die Ältere, Viera und die kleine Lina. Eines Tages wird Julius in seiner Praxis abgeholt und in ein Lager außerhalb von Berlin gebracht. Bei der Festnahme verletzt er sich und die Infektion breitet sich aus. Aber er schafft es noch, mithilfe seiner ihm dankbaren Patienten, zu organisieren, dass seine beiden Töchter über den großen Teich nach Kuba fliehen können. Dann stirbt er und seine Frau muss seinen Plan nun ausführen. Und so steht Amanda mit den beiden Mädchen in Hamburg am Hafen und muss Abschied nehmen. Und sie trifft eine Entscheidung und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die Geschichte beschreibt die unendliche verzweifelte Odysee einer jüdischen Mutter und ihrer beiden Mädchen, immer auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht und einem Zuhause. Für jeden von Ihnen hat das Schicksal eine andere furchtbare Variante des Versuchs zu überleben parat und am Ende der Geschichte schließt sich der Kreislauf eines Lebens, glücklich und herzzerreißend traurig zugleich.
In diesem Roman stehen persönliches Schicksal, Empfinden und Gefühle im Vordergrund, stellvertretend für das Leid der jüdischen Bevölkerung, von 1933, über den Krieg bis hin zur deutschen Kapitulation. Und die Personen und die Handlung sind inspiriert von tatsächlichen Ereignissen zu dieser Zeit und einer Person, die der Autor selbst hat kennenlernen und mit ihr reden dürfen.
Manche Zeitabschnitte finde ich ein wenig zu schnell erzählt. Das nimmt einem die Chance, mit der ein oder anderen Person in vollem Umfang mitzufühlen. An anderen Stellen wird länger verweilt, wie es der Geschichte gut tut. Aber alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Sehr passend auch die Anmerkungen zu den wahren Bezügen am Ende des Romans.

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  • Thema
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.02.2020

Ein Mädchen, die Wut und jede Menge turbulentes wunderbar alltägliches Leben

Helsin Apelsin und der Spinner
1

Helsin ist ein sehr lebhaftes Mädchen und manchmal kann sie sehr ärgerlich werden, wie das allen mal so geht. Aber bei Helsin ist das anders. Sie bekommt dann einen regelrechten Anfall. Sie schreit und ...

Helsin ist ein sehr lebhaftes Mädchen und manchmal kann sie sehr ärgerlich werden, wie das allen mal so geht. Aber bei Helsin ist das anders. Sie bekommt dann einen regelrechten Anfall. Sie schreit und schlägt um sich und manchmal kommt auch etwas zu schaden, aber nach kurzer Zeit ist alles wieder gut. Die Kinder in ihrer Klasse kennen das schon und sie warten dann einfach, bis es vorbei ist und dann gibt man sich einfach die Hand. Bis zu dem Tag, als Louis in die Klasse kommt und Helsins Namen sehr lustig findet. Und dann bekommt er eins auf die Nase und danach auch nicht die Hand. Und dann ist da noch das mit Louis Leguan, den er mit in die Schule bringt und der dort gestohlen wird. Als Helsin dann auch noch merkt, das Louis ganz nett und Tom, ihr bester Freund irgendwie beleidigt ist und sie einen Brief bekommt, von ihrer finnischen Oma, von der sie bisher noch gar nicht wusste, dass es sie gibt, da wird doch alles etwas viel. Sie hat zwar echt ganz tolle Eltern, aber ihnen sagen, was gerade bei ihr schief geht, das kann sie erst mal nicht so richtig.
Die Geschichte mit Helsin, der Name kommt übrigens von Helsinki, ist echt toll, super gelungen, von Anfang bis Ende, voller kleiner 'Dramen' und vieler starker Gefühle. Wut, Angst, Freundschaft, Enttäuschung, Beleidigtsein, dazu eine neue Oma und irgendwie auch ein Opa, da braucht es dann auch Eltern, die so wie Helsins ihre sind und die da sind für ihr Kind, ganz egal, was gerade so dumm gelaufen ist. Ich kann das Buch nur empfehlen, für kleine Leser vielleicht ab neun, aber auch zum Vorlesen bringt Helsin Apelsin richtig viel Spaß.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2019

Mystisch, gruselig und mit viel schriftstellerischer Eleganz

Melmoth
1

Helen Franklin lebt in Prag und fristet dort ihr Leben als Übersetzerin von Gebrauchsanweisungen. Sie selbst empfindet ihr selbstgewähltes Dasein als armselig, aber gleichzeitig genießt sie es, sich auf ...

Helen Franklin lebt in Prag und fristet dort ihr Leben als Übersetzerin von Gebrauchsanweisungen. Sie selbst empfindet ihr selbstgewähltes Dasein als armselig, aber gleichzeitig genießt sie es, sich auf diese Weise zu bestrafen, für etwas, dass sie einmal getan hat, aber erst einmal ein Geheimnis bleibt. Einer ihrer wenigen Freunde, Karel, der an der hiesigen Universität unterrichtet, übergibt ihr eines Tages ein Manuskript, mit der Bitte, sich damit zu beschäftigen. Ihn selbst hat das Schriftstück und die Umstände drum herum schon völlig aus der Fassung gebracht. Helen nimmt sich der Sache an, teils aus Pflichtbewusstsein dem Freund gegenüber, teils auch aus eigener Neugier. Und von diesem Zeitpunkt an wird alles anders. Denn Melmoth, die Zeugin, von der das Manuskript handelt, und die Legende, die sich um diese rankt, schleichen sich langsam ein, in Helens Leben. So voller Geheimnisse, gruselig, auch durchaus grausig und von Mystik durchzogen, greift diese Frau nach ihr, und zieht sie und auch den Leser ganz tief hinein in eine tiefe Düsternis, die die ganze Geschichte durchtränkt. Aber man hält sie aus, diese schaurige Dunkelheit, denn im Gegenzug erlebt man darin einen komplexen, kunstvoll verschachtelten und von großem schriftstellerischem Können getragenen Handlungsbogen, in seiner Gesamtheit wirklich nahezu perfekt. So habe ich es zumindest empfunden
Ein nicht einfacher, so ganz anderer Roman, Genreübergreifend und alle Erwartungen übertreffend, mit einer oder mehreren eleganten Wendungen nach Irgendwo. Sie werden es erleben.

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  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 25.06.2017

Beeindruckende Polizeiermittlung mit viel Spannung

Totenengel
1

Der emeritierte Professor Leonard Lawson, wird von seiner Tochter Louise tot aufgefunden, ermordet in seinem Haus, menschenunwürdig drapiert, mit einem eindeutig fanatisch-religiösen Hintergrund. Die Polizeieinheit ...

Der emeritierte Professor Leonard Lawson, wird von seiner Tochter Louise tot aufgefunden, ermordet in seinem Haus, menschenunwürdig drapiert, mit einem eindeutig fanatisch-religiösen Hintergrund. Die Polizeieinheit um Detective Chief Inspector Eve Clay nimmt die Ermittlungen auf. Schnell wird klar, dieser Mord ist nur Teil eines größeren Ganzen. Der oder die Täter folgen einem umfassenden Plan, der weiteren Menschen das Leben kosten wird. Und die Zeit läuft.
Der präzise genau beschriebene Ablauf der Ermittlungsarbeit, die Facetten, die von den einzelnen Mitgliedern der Spezialeinheit gesammelt und unter maßgeblicher Leitung von DCI Clay zu einem umfassenden Bild vom Ablauf des Mordes und dem Motiv, das die Täter umtreibt, zusammengeführt werden, dies alles endet schließlich in einem extrem spannenden, packenden Finale um Leben und Tod, auf beiden Seiten.

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Veröffentlicht am 09.10.2016

Norwegens Mitsommernacht, intensiv und spannend

Das Geheimnis der Mittsommernacht
1

'Das Geheimnis der Mittsommernacht', von Christine Kabus, ein beeindruckendes Buch, das man nicht so schnell vergisst. Es erzählt vom Leben zweier sehr unterschiedlicher Frauen im Norwegen des Übergangs ...

'Das Geheimnis der Mittsommernacht', von Christine Kabus, ein beeindruckendes Buch, das man nicht so schnell vergisst. Es erzählt vom Leben zweier sehr unterschiedlicher Frauen im Norwegen des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert. Über 650 Seiten intensive spannende Unterhaltung, und nicht eine Passage, die man hier 'überliest'. Schon das sagt ja alles über die Qualität dieses Romans. Allein das gesamte erste Viertel des Buches ist der Beschreibung der sehr unterschiedlichen Einbindung der beiden Hauptpersonen in ihren jeweiligen familiären Kontext gewidmet, bis hin zu einer tiefen Zäsur, die ihr Leben auf der einen Seite krass und jäh, auf der anderen Seite langsamer, durch eine 'andere Wahrnehmung' ihrer eigenen Person und ihres Umfelds, verändern wird.
Ich kann allen Lesern versprechen, schon nach wenigen Seiten fühlt man die Spannung , die dieses Buch aufrecht erhält bis zur letzten Seite, auf dem Weg durch das Leben dieser beiden faszinierenden Frauen.
Ich wünsche euch viel Freude dabei.

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