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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Eine individuelle Familiengeschichte mit allem was dazugehört

Treibgut
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Der angesehene Meeresbiologe Adam Gardener steht kurz vor seinem 70.Geburtstag und will dort noch einmal ein forscherisches Highlight präsentieren. Deshalb setzt er die Medikamente, die ihn beeinträchtigen, ...

Der angesehene Meeresbiologe Adam Gardener steht kurz vor seinem 70.Geburtstag und will dort noch einmal ein forscherisches Highlight präsentieren. Deshalb setzt er die Medikamente, die ihn beeinträchtigen, heimlich ab. Seine zwei Kinder, Ken und Abbey hat er nach dem sehr frühen Tod seiner Frau alleine großgezogen. Sein Sohn, ein gutsituierter Geschäftsmann, mit Frau und zwei Kindern, strebt eine politische Karriere an. Da ist heile Welt natürlich sehr wichtig, auch wenn es nur Fassade ist. Denn in seiner Ehe gibt es massive Probleme. Abbey ist Künstlerin geworden. Die enge Beziehung der beiden Geschwister in ihrer Kindheit hat sich inzwischen zu einem sehr angespannten kontroversen Verhältnis gewandelt, was sich aufgrund von Kens notwendigem Wohlwollen ihr gegenüber, ihr Atelier gehört ihm und sie nutzt es kostenlos, als noch problematischer darstellt. Auch die anderen Protagonisten in diesem Familiengefüge stellen durchaus starke Charaktere da und als dann, gerade vor dem Hintergrund der hochgehaltenen konservativ vorgelebten Lebensweise auch noch eine uneheliche Tochter mit Frau und Kind auftaucht, ist eine noch weiter gesteigerte 'Turbulenz' in all den Gegensätzlichkeiten vorprogrammiert.
Und dann der große Tag, da kann man sich schon ein bisschen denken, dass es dann herausbricht wie ein Vulkan, all das Ungesagte und noch ein paar vergrabene Geheimnisse mit dazu.
Dies ist eine sehr lebendige Geschichte rund um eine Familie und ihr 'Treibgut', fein und präzise miteinander verwoben in ihrem Mit- und Gegeneinander, in ihrem Aufbegehren und auch dem Versuch auf Versöhnung.
Das Ganze hat genau die richtige Balance, um gut zu sein und trotzdem den Anspruch auf angenehme Unterhaltung nicht zu sprengen.
Ich mochte es sehr.

Veröffentlicht am 16.04.2024

Als Kind Flüchtling zu sein, allein in einem neuen Land und doch ist da viel Menschlichkeit

Der Wind kennt meinen Namen
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Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen, aus purer Not, um dem Tod zu entrinnen und dann ein neues Land, das einen nicht willkommen heißt, oft zumindest, davon handelt Isabel Allendes neues Werk. Da ist ...

Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen, aus purer Not, um dem Tod zu entrinnen und dann ein neues Land, das einen nicht willkommen heißt, oft zumindest, davon handelt Isabel Allendes neues Werk. Da ist der 6-jährige Samuel, der 1938 von seiner Mutter, als letzter rettender Ausweg, mit einem Kindertransport nach England geschickt wird. Und da ist Anita, mehr wie 80 Jahre später flüchtet ihre Mutter mit dem fast blinden Mädchen aus ihrer Heimat El Salvator, um in den USA Zuflucht zu suchen. An der Grenze werden die beiden getrennt und Anita kommt in ein Lager. Beide Kinder versuchern zu überleben, gerade auch in sich selbst. Bei Samuel ist es vor allem die Musik, die ihn die lange Litanei ertragen lässt, bis er irgendwann ankommt, bei neuen Eltern, die alles tun, um ihm ein zuhause zu geben. Und Anita, sie schafft sich eine eigene Welt, in ihrer Fantasie, mit einer imaginären Freundin, die ihr das Gefühl gibt, nicht so unendlich allein zu sein.
Und so zeigt die Autorin uns auf, einprägsam und wie immer in ihrem sehr gut lesbaren Stil, was Flüchtlingsein bedeutet, egal, zu welcher Zeit, egal, mit welchem Hintergrund. Und dass es Kinder sind, das gräbt sich nochmal so tief ein, in unser Bewusstsein und rüttelt auf. Unsere eigene Einstellung auch zur aktuellen Lage, die so viele weitere Menschen in Not 'produziert', diese Geschichte hilft, sie, falls das so ist, vielleicht wieder zurechtzurücken, hin zu Empathie und Menschlichkeit. Und genau diese Menschlichkeit, sie kommt letztendlich auch in diesem Buch nicht zu kurz und lässt die Hoffnungslosigkeit zu Hoffnung werden, hier ganz konkret für diese beiden Kinder. Und irgendwann, nach ein wenig langer Zeit, findet sich die Verbindung, die die Handlungsstränge zusammenführt und dieser Geschichte ein gutes Ende gibt. Einige der Protagonisten werden verdienterweise etwas 'belohnt' und dem Leser hilft es, den, man muss es wohl tatsächlich Mut nennen, aufzubringen, um, wo immer es geht, menschlich zu sein.
Dieses Buch, es bietet richtig gute Unterhaltung, mit Themen, die ihre Aktualität nie verlieren werden. Auch die politischen Vorgaben werden nicht ausgespart und trotzdem bleibt es persönlich.
Fiktion, die der Realität in nichts nachsteht!
Der neue Allende-Roman.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Eine dicke Freundschaft und ein Streit ändert daran gar nichts

Lilly und Billy
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Das Hasenmädchen Lilly und der junge Enterich Billy sind dicke Freunde. Schon morgens freuen sie sich darauf, sich gleich zu sehen, während der Woche in der Schule und am Wochenende so richtig den ganzen ...

Das Hasenmädchen Lilly und der junge Enterich Billy sind dicke Freunde. Schon morgens freuen sie sich darauf, sich gleich zu sehen, während der Woche in der Schule und am Wochenende so richtig den ganzen Tag. Da wird dann getollt, man gibt sich gegenseitig lustige Namen und der ein oder andere freundschaftliche Schubser ist auch dabei. Doch an einem Samstagmorgen geht es Lilly gar nicht gut. Sie macht sich große Sorgen um ihren kleinen Bruder, der letzte Nacht sehr krank geworden ist. Da ist dann das Foppen und Schubsen von Billy plötzlich gar nicht mehr lustig und aus ihrem sonst so freundschaftlichen Spiel wird eine böse Streiterei, so richtig mit Hauen und Wehtun. Erst die kluge Füchsin macht dem ein Ende und erklärt den beiden, nachdem sie sich beruhigt haben, was da falsch gelaufen ist. Lilly und Billy hatten nämlich richtig Angst bekommen, dass sie nun keine Freunde mehr sind. Aber das ist nicht so, denn nach dem Streiten kommt das Vertragen. Das hinzukriegen ist zwar gar nicht so einfach, aber danach ist alles wieder gut.
Das ist eine tolle Geschichte, die uns sehr helfen kann, denn das könnten richtig gut auch du und ich sein, Freunde, bei denen gerade einmal etwas schief läuft. Aber das mit dem Vertragen bekommen auch wir dann bestimmt hin. Und natürlich der kleine Tipp, schaut hin, wenn es dem anderen einmal nicht so gut geht, dann einfach auch mal zuhören und trösten. Und von Lillys Seite aus betrachtet, nicht einfach vor sich hingrummeln, sondern mit dem Freund reden, damit er weiß, das etwas nicht stimmt.
Man muss Lilly und Billy einfach mögen und dazu tragen auch die sehr gelungenen Bilder bei. Man freut sich und leidet mit ihnen. Und deshalb wollen sie uns auch nicht nur auf ganz tolle Weise etwas von Freundschaft erzählen. In einem nächsten Band geht es dann um ein anderes Thema, worüber zu reden ganz wichtig ist in unser aller Leben. Und so können wir uns freuen, auf ein schönes Wiedersehen.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Mit Lyrik erzählt, das unstete Gefühl einer Liebesbeziehung

Paare
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Kein Gedicht, eine ganze Geschichte, wird hier erzählt durch die Lyrik, ein Experiment, das sich das Thema Liebe auf die Fahnen schreibt.
Eine Frau lebt mit Mann und Katze in einer funktionierenden Zweierbeziehung. ...

Kein Gedicht, eine ganze Geschichte, wird hier erzählt durch die Lyrik, ein Experiment, das sich das Thema Liebe auf die Fahnen schreibt.
Eine Frau lebt mit Mann und Katze in einer funktionierenden Zweierbeziehung. Ein wenig gelangweilt sucht sie nach Anderem, will sich ausprobieren in neuen 'Konstellationen'. Die Beziehung zu einer anderen Frau, gerne auch im Einklang und unter Fortführung ihrer bisherigen Partnerschaft, dazu war ihr Mann nicht bereit und so kommt es zur Trennung. Es folgt eine wilde komplizierte Liebe, in der die eine der anderen nicht genügt und die Protagonistin gerade auch das sucht, von dem sie sich zuvor abgewendet hat, Stabilität und Zweisamkeit. Und so kommt es, wie es sicherlich auch zu erwarten war. Und dann geht die Geschichte noch etwas weiter.
Das Geschehen an sich, eine Episode aus einem Leben, ein Ausbruch, der scheitert oder vielleicht eher die Erkenntnis bringt, dass jemand das Falsche gewollt hat, wo er meinte, es wäre sein Weg. Das ist nicht aufregend, aber es ist authentisch und real, kurzweilig und fokussiert auf das Wesentliche.
Das Besondere daran ist die Erzählform, Paarreimlyrik im Ich-Erzählerstil und dazwischen etwas Prosa, mit einem Perspektivwechsel verbunden. Es ist experimentell, kreativ und auch durchaus spannend, vor allem aus der Sicht des Lesers, der sich bisher noch nicht unbedingt an dichterische Ausdrucksweisen herangetraut hat.
Und natürlich fragt man sich, ob es funktioniert. Tut es, wenn man es einfach einmal anders mag, sich auch ein wenig herausfordern will.
Mir hat es gefallen, im Namen der Kunst und im Umgang mit dem Wort.

Veröffentlicht am 10.04.2024

Zwei junge Frauen, einfach Life und eine Oberflächlichkeit, die nach Tiefe ruft

Happy Hour
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Isa, die Ich-Erzählerin in dieser Geschichte und ihre Freundin Gala kommen an, in New York, der Stadt der Städte, mit Parties exquisit. Genau das ist der Plan, ein langer Sommer in dieser Stadt, das Leben ...

Isa, die Ich-Erzählerin in dieser Geschichte und ihre Freundin Gala kommen an, in New York, der Stadt der Städte, mit Parties exquisit. Genau das ist der Plan, ein langer Sommer in dieser Stadt, das Leben spüren, abfeiern, wo es angesagt ist, sich unter die Schönen und Reichen mischen, um jeden Preis. Und dieser Preis fängt schon bei dem total überteuerten Zimmer, das sich die beiden fortan teilen, an. Untertags wird gejobbt, Geldverdienen, wo und wie immer es geht. Wenigstens die Unterkunft muss dadurch in trockenen Tüchern sein. Und nachts, Feiern in den feinen Kreisen, sich hineinschleichen, mit manchem Gefallen. Bezahlen müssen andere, die, die es haben und dafür schmiert man ihnen auch viel Honig um den Mund. Und wenn das Geld fehlt, wird eben gehungert, Priorität hat der Spaß.
Die Frage, die sich hier stellt, ist es denn irgendwann wirklich noch Spaß, die pure ungetrübte Feierlust, die das Leben schöner macht. Funktioniert das oder belügt sich hier jemand selbst, denn Selbstreflexion ist durchaus da und die Wahrnehmung der Oberflächlichkeit dieser Gesellschaft auch. So ganz kommt das nicht heraus, wenn Isa in ihrem Tagebuchstil davon erzählt.
Der Schein und das Darunter unter dem hippen High Society-Schleier, eine interessante Konstellation, doch die Umsetzung muss man mit dem ein oder anderen Fragezeichen versehen. Denn das Mehr, das schon dazugehört, um den Anspruch zu erfüllen, den dieses Buch durchaus hat, oder nicht?, es bleibt vage, angedeutet auf eine Art, der das Subtile fehlt, um die Leser wirklich zu fordern. Stattdessen wird es überdeckt von sich wiederholenden Banalitäten und es tun sich Zweifel auf, was hier gewollt ist, wohin die Reise geht. Was soll das Fazit sein nach einem Sommer in dieser Stadt, mit Happy Hour im Überdruss.
Als Debüt ok, aber ich glaube, bei der Autorin geht mehr. Und ich bin gespannt darauf.