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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2024

Ein würdiger David Copperfield Nachfolger, 150 Jahre später und unglaublich gut

Demon Copperhead
1

Dieser Demon Copperhead wächst auf in den 1990er-Jahren, im vergessenen Teil von Amerika, in den Appalachen. Bei seiner Geburt ist sein Vater bereits tot und die drogensüchtige Mutter trifft, wenn man ...

Dieser Demon Copperhead wächst auf in den 1990er-Jahren, im vergessenen Teil von Amerika, in den Appalachen. Bei seiner Geburt ist sein Vater bereits tot und die drogensüchtige Mutter trifft, wenn man überhaupt davon reden kann, fortwährend die falschen Entscheidungen, einschließlich ihres neuen gewalttätigen Mannes. Als auch sie dann stirbt, beginnt Demons Odysee, durch Pflegefamilien, die sein Leben noch unerträglicher machen, ein amerikanisches Sozial- und Gesellschaftssystem, in dem die Ärmsten keine Chance bekommen, verbunden mit einer unerträglichen Aussichtslosigkeit von seiten dieser Menschen selbst. Auch wenn sie alles geben, werden sie als Abschaum der Gesellschaft gesehen und auch so behandelt. Und ja, Demon ist einer von ihnen und er erleidet all das, genauso, authentisch und bitter. Und doch steht er immer wieder auf, wenn, welche prekäre Situation auch immer, ihn niedergerungen hat. Und jedes Erheben, jedes sich hochstemmen aus den Abgründen, die sich auch dem Leser hier auftun, erfüllt ihn das mit einer zunehmenden Stärke seiner Person, seiner Persönlichkeit.
Mich hat dieses Buch, dieser Junge, sehr beeindruckt. Und die literarische Darstellung seines Lebens, mit dieser feinen humorigen Note, der Tiefe, der Intensität und Präzision, wie diese Zeit wirklich war, ohne einzuknicken gegenüber den Realitäten, dies alles so mitzuerleben, es hat einen schon während des Lesens geradezu berauscht und sich tief eingegraben, in das eigene Ich.
Dies ist eines 'der Bücher', das etwas mit einem macht, ein Leseerlebnis der Extraklasse und einfach grandios gut.

Veröffentlicht am 14.03.2023

Hummelträume und eine Freundschaft, die trotzdem bleibt

Ophelia träumt vom Mond
1

Ophelia ist eine Hummel. Jede Nacht schaut sie zu dem großen Mond hinauf und träumt davon, diesen dort oben zu besuchen. Schließlich erzählt sie ihrem Freund Helge, einer Schnecke, von ihrem Wunsch und ...

Ophelia ist eine Hummel. Jede Nacht schaut sie zu dem großen Mond hinauf und träumt davon, diesen dort oben zu besuchen. Schließlich erzählt sie ihrem Freund Helge, einer Schnecke, von ihrem Wunsch und sie macht auch gleich ein paar Vorschläge, wie das klappen könnte. Sie könnte einen Pusteblumenballon nehmen oder eine Wolke. Sie könnte auf einem Vogel hinauffliegen, mit einer langen Leiter zu ihm hochklettern oder, das müsste bestimmt klappen, sie fliegt in einer Rakete dorthin. Doch Helge lacht mit jedem neuen Vorschlag immer lauter über ihre Ideen, dabei meint Ophelia das total ernst. Traurig darüber, dass Helge so gemein ist und das alles nur albern findet, zieht die kleine Hummel schließlich vondannen. Doch dann, eines Abends, erfüllt sich Ophelias Traum doch noch, nur auf etwas andere Art. Und Helge tut es furchtbar leid, dass er so gespottet hat. Aber Freundschaft hält so etwas aus. Ophelia verzeiht ihm und dann schauen die beiden gemeinsam hinauf zu dem großen Mond, der irgendwie so ganz nah ist.
Was für ein wunderschönes Bilderbuch, mit allem, was Kinderherzen erfreut. Da ist diese tolle Geschichte, die von den eigenen Träumen, deren Erfüllung und ganz wichtig, von Freundschaft erzählt. Und dann sind da die Bilder, so warm, heimelig und anrührend gestaltet und immer genau passend zum Vorlesetext, dass einem das Herz aufgeht. Dass hier Autorin und Illustratorin in einer Person unterwegs ist, das merkt man einfach. Da steckt ganz viel Herzblut drin. Und wir, die Vorleser und die, die dieses Buch einfach miterleben, wir haben ganz viel Freude daran.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Eine ganz eigene Patchworkfamilie, die sich erst spät findet

People Person
1

Ich wusste es nicht. Wenn man auf eine People Person trifft, ist das meistens ein sehr nette Begegnung, freundlich, gut gelaunt, seinem Gegenüber zugewandt, Hilfsangebote und schon fertige Planungen für ...

Ich wusste es nicht. Wenn man auf eine People Person trifft, ist das meistens ein sehr nette Begegnung, freundlich, gut gelaunt, seinem Gegenüber zugewandt, Hilfsangebote und schon fertige Planungen für demnächst schon inklusive. Doch das findet dann nie statt, denn Verantwortung, Arbeit, feste Termine, das ist nicht ihr Ding. Wichtig sind nur sie selbst und wonach ihnen gerade ist. Cyril Pennington, fünf Kindern von vier Frauen, ist ein solches Exemplar und sich ändern und gar in irgendeiner Weise Sorge für seine große Familie zu tragen, das fällt ihm im Traum nicht ein. Seine Kinder Nikisha, Danny, Dimple, Lizzies und Prynce würden sich das zwar wünschen, aber Kontakt gibt es, auch untereinander, so gut wie nicht. Doch dann braucht eine von ihnen, Dimple, Hilfe und sie wendet sich an ihre Geschwister. Man trifft sich, ist empört, geht die Sache gemeinsam an und greift der jungen verunsicherten Frau unter die Arme. Und, die fünf können es selbst kaum glauben, da wächst tatsächlich etwas heran, was sie bisher noch nie erfahren haben, Familie. Zusammenhalt, Gemeinsamkeit, Dinge, die man teilen kann, ob in Freude oder im Leid, und auch ihre Mütter sind daran beteiligt. Der Vater, er fehlt, aber manchmal muss man Dinge akzeptieren und sie für sich abschließen, damit da Platz ist für, in diesem Fall, eben diese bunte Patchworkfamilie der ganz eigenen Art.
Dies ist eine sehr erfrischende, humorvolle Geschichte, mit einer so lebendigen Sprache, dass es einfach Spaß macht, hier hereinzuschauen und sich zu erfreuen an dem Geschehen, den Turbulenzen und einfach an diesen so unterschiedlichen Menschen, die alle richtig sympathisch rüberkommen. Und der passende Teil 'nicht so lustig' ist auch mit dabei.

Man wird hier wirklich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 16.07.2022

Zur Sklavin gemacht und trotzdem ein freies Wesen

Das Mädchen von Agunt
1

Diese hier in seiner Hörbuchform präsentierte Geschichte erzählt von den Gegebenheiten in der Stadt Aguntum, 150 n.Chr.. Rom, unter deren Regentschaft Südtirol zur damaligen Zeit stand, ist weit und so ...

Diese hier in seiner Hörbuchform präsentierte Geschichte erzählt von den Gegebenheiten in der Stadt Aguntum, 150 n.Chr.. Rom, unter deren Regentschaft Südtirol zur damaligen Zeit stand, ist weit und so hat der Bürgermeister der Stadt inzwischen alle Fäden in der Hand und Recht und Gesetz kommen immer mehr abhanden. Doch dann erscheinen zwei neue Protagonisten, aus Rom angereist, in der Stadt, der eine um hier eine im staatlich zugewiesene Aufgabe zur Sicherheit der Straßen anzutreten, der andere, um einen Weg zu finden, einen weiteren ihm persönlich angetanenen Betrug des Bürgermeisters zu stoppen. Und so bekommt die Gruppe der rechtschaffenen Bürger Zulauf und eine spannende Geschichte rund um Macht, Intrigen, Unterjochung und gar Mord nimmt ihren Lauf. Und das Mädchen von Agunt, Cincia, eine gerade ins Slaventum gezwungene junge Frau, spielt dabei eine sehr entscheidene Rolle.
Eine sehr unterhaltsame Geschichte, von der Sprecherin des Hörbuchs passend umgesetzt. Die unterschiedliche Stimmgebung beim Auftreten der einzelnen Personen, dazu der ruhige Erzählton, der trotzdem richtig Spannung erzeugt, es war mir eine Freude und hat auf jeden Fall überzeugt.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Hier haben Möhren Namen und das macht, wie alles andere auch, viel Spaß

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
1

Ein Gasthaus im Elsass mit sehr leckerem regionalem Essen, hier kehrt man gerne ein, was neben den Künsten des Kochs auch an der freundlichen Bewirtung durch dessen Schwester liegt. Elsa, mit ihren Zwillingen ...

Ein Gasthaus im Elsass mit sehr leckerem regionalem Essen, hier kehrt man gerne ein, was neben den Künsten des Kochs auch an der freundlichen Bewirtung durch dessen Schwester liegt. Elsa, mit ihren Zwillingen schon reichlich beschäftigt, kümmert sich hier um alles, was für einen florierenden Gasthof so nötig ist. Und dazu gehört, ganz wichtig, natürlich das Zwischenmenschliche, denn ihr Bruder Robert, der Herr der Küche und auch der liebevoll selbst angepflanzten Zutaten, er ist ein totaler Eigenbrödler und Kontakt mit Menschen, das ist überhaupt nicht sein Ding. Er spricht lieber mit seinen Möhren, die alle Namen haben und beim Ernten natürlich nicht am Grün herausgerissen werden, denn wer lässt sich schon gern an den Haaren ziehen. Doch dann stellt Elsa Fatima ein, um ihre ihre zwei Wildfänge den Sommer über betreuen zu lassen und diese bringt ihren Sohn Hassan mit. Der Junge würde sich gerne bei Robert nützlich machen. Bisher hat das noch mit keinem möglichen Gehilfen funktioniert, aber zu Hassan, der ebenfalls sehr in sich gekehrt und eigen ist, findet der Grummler tatsächlich einen Draht und dieser darf bleiben. Und auch seine Mutter, die weiß, was in solchen Menschen vorgeht, darf eintreten in Roberts Reich. Tatsächlich taut Robert sichtlich auf. Und dann trifft Maggie ein, eine buntangezogene immer gut gelaunte energiegeladene Engländerin und Fatimas Freundin. Sie braucht eine kleine Auszeit und dafür ist dieses herrliche ländlich gelegene Anwesen genau richtig. Und wer hätte das gedacht, Robert mag sie, gesteht sich das natürlich nicht ein und wünscht sich genau das Gegenteil von dem, was er sich ersehnt, nämlich, dass sie wieder geht.
Schön, genau das ist diese Geschichte, das herrliche Elsass, darin eingebettet ein paar Menschen, die man sehr schnell lieb gewinnt, leckeres Essen, der sicherlich schon ein wenig skurrile Umgang mit den Gaben der Natur, jede Menge zwischenmenschliche Empathie und ganz viel Gefühl.
Ein Buch, so richtig zum Wohlfühlen und verbunden mit einer delikaten Portion Lesespaß.
Und neben all dem ist da noch etwas, was bleibt. Möhren 'an ihren Haaren ziehen', nie mehr.

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