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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2023

Eine Welt der Manipulation und wir Menschen sind die Opfer, eine Utopie?

Subliminal. Das Experiment
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Ein Experiment, ausgeklügelt von den Mächtigen dieser Welt, den Machern in den großen Konzernen, denen, für die es nur ein Credo gibt, Geld, es soll es richten, soll mit unterschwelligen Reizen, versteckt ...

Ein Experiment, ausgeklügelt von den Mächtigen dieser Welt, den Machern in den großen Konzernen, denen, für die es nur ein Credo gibt, Geld, es soll es richten, soll mit unterschwelligen Reizen, versteckt in der überbordenden Medienbeschallung, die Menschen manipulieren, dazu, Meinungen zu entwickeln, die sie gar nicht haben, sich auf die Seite derer zu stellen, die ihre Stellung schändlich missbrauchen, für eine Welt von morgen, die nach ihren Regeln funktioniert. Ein Hirngespinst, noch eine Verschwörungstheorie, die Journalistin Natascha erlebt es anders. Auf der Suche nach der großen Story, die ihre angezählte Karriere rettet, stößt sie genau auf einen solchen, streng geheimen Versuch. Völlig fixiert darauf, durch diese Entdeckung wieder 'dabei zu sein', wird ihr erst sehr spät bewusst, was hier eigentlich genau vor sich geht und in welcher Gefahr sie sich inzwischen befindet.
Was für ein starker Plot. Daraus lässt sich ein genreübergreifende Geschichte gestalten, die es in sich hat. Eine Utopie, schon irgendwie nahe dran an unserer heutigen Realität, Skrupellosigkeit zuhauf und als großer Überbau, ein Thriller der Extraklasse, so war es wohl angedacht. Ja, und die Erwartungen waren hoch. Doch in der Umsetzung ist vor allem die Spannung auf der Strecke geblieben. Ein gewisses Grundtiming zu Beginn, dann nimmt die Geschichte durchaus ordentlich Fahrt auf. Und dann abbremsen, langgezogene Statements, Ausführungen, damit es auch jeder versteht. Kann man machen, einmal vielleicht, aber immer wieder? Dann fühlt sich Standpunkt eher wie Lamenti an und der Geschichte, Runde um Runde, geht langsam die Luft aus. Zumindest die Lust der Leser weicht einer Art Ungeduld und dem Gefühl, dass einem hier nicht zugetraut wird, gedanklich ausreichend vor Ort zu sein.
Die Geschichte hat etwas, durchaus, ist von der Aussage her direkt ein bisschen angsteinflößend und zum darüber Nachdenken bleibt eine Menge hängen, aber die Spannung wird einfach verschenkt.

Veröffentlicht am 21.03.2023

Ein Mädchen, das anders ist und uns davon erzählt

Das Geheimnis meines Erfolgs
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Alex ist anders. Das Mädchen wird von ihrer Mutter Nina alleine großgezogen. Diese kämpft für ihre Tochter, fördert sie, wo es nur geht, nimmt deren Empfindungen war, die Probleme mit dieser Welt und die ...

Alex ist anders. Das Mädchen wird von ihrer Mutter Nina alleine großgezogen. Diese kämpft für ihre Tochter, fördert sie, wo es nur geht, nimmt deren Empfindungen war, die Probleme mit dieser Welt und die Zurückgezogenheit in ihre eigene. Aber wir erfahren dies alles, nicht aus der Perspektive der Mutter, der reflektierenden Erwachsenen, sondern aus der von Alex selbst. Sie erzählt in diesem Roman von ihren Empfindungen, der so anderen Wahrnehmung der Dinge, ihren ganz speziellen Unerträglichkeiten und sie offenbart, wie bewusst ihr dieses Anderssein ist, dass sie darunter leidet, weil auch die anderen es tun. Aber sie lässt uns auch Anteil nehmen an ihrem kleinen Universum, führt uns darin ein und aus Befremden, Fremdheit wird mit der Zeit Verstehen.
Dies ist eine zutiefst berührende Geschichte, in der die Autorin das Thema Andersartigkeit auch durch den recht eigenen Schreibstil zusätzlich verstärkt und uns geradezu dazu zwingt, unsere festverankerten gedanklichen Vorgaben einmal beiseite zu legen und einfach zuzuhören. Das langsame Verstehen, das Zulassen und Nachempfinden auch der Freude und der in einem solchen Menschen innewohnenden Fantasie, ein Geschenk, das noch lange danach in einem lebendig bleibt.

Veröffentlicht am 20.03.2023

Die Kunst-Schickeria, eine Welt für sich und das kann auch mal zu Toten führen

Die Sonne über Berlin - Trugbild
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Der Maler Gernot Reischberger, einer der angesagtesten überhaupt, legt auch im Tod eine echte Performance hin. Durch die eigene Farbe zu ersticken, ganz großes Kino und für seine Werke bedeutet das definitiv ...

Der Maler Gernot Reischberger, einer der angesagtesten überhaupt, legt auch im Tod eine echte Performance hin. Durch die eigene Farbe zu ersticken, ganz großes Kino und für seine Werke bedeutet das definitiv Wertzuwachs. Für Kommissar Dahlberg ist der entscheidenen Fakt aber erst einmal, es war Mord. Und so macht sich dieser notgedrungen auf, in die mächtig schräge dekadente Welt des Berliner Kunstbetriebs. Da muss schon mal durchatmen und viel Humor aufbringen, um bei den Abstrusitäten dieser exzentrischen Gesellschaft noch fokussiert zu bleiben und auf keine falsche Fährte zu geraten. Beim Umgraben des Vergangenheit des Mordopfers wird man dann auch fündig. Der schon als Student sehr umtriebige Maler hatte so einiges am Laufen, damals in der DDR, zwischen Leibzig und Berlin.
Dieser Kriminalroman, er hat wirklich Klasse. Da ist ein sympathischer Ermittler mit durchaus persönlicher Note, der hier bereits seinen dritten Fall mit uns Lesern teilt, ein erstes Mordopfer, mit einer Menge Vita im Gepäck, ein skuriles Ambiente, überraschende Wendungen, ein packender Spannungsbogen, der nicht einen Durchhänger hat und das Ende, passt einfach perfekt. Und als richtig großes I-Tüpfelchen obendrauf weht hier einen herrlich sarkastisch ironischen Humor durchs Geschehen, der die Geschichte sehr gelungen begleitet. Für mich haben sich der Herr Kommissar und damit auch seine kreative Erschafferin, die Autorin selbst, mit ihrem neuesten Fall jede Menge weiterer Meriten erworben. 'Die Sonne über Berlin' hat sich inzwischen als Kriminalreihe etabliert, mit genau den richtigen Ecken und Kanten, um seinen Lesern ein spannendes unterhaltsames erfrischend anderes Krimi-Lesevergnügen zu bieten.
Und natürlich hoffen wir darauf, dass es bald wieder sonnig strahlen wird über dem schönen Berlin, mit einer neuen Mordgeschichte.

Veröffentlicht am 20.03.2023

Aufbruch, Ausbruch aus geschaffenen Strukturen, von Angesicht zu Angesicht

Nur ein paar Nächte
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Ben hat sich gut eingerichtet in ihrem Leben, dem seiner kleinen Familie, die nur aus ihm und seiner 12-jährigen Tochter Mia besteht. Mias zunehmendes Bedürfnis, mehr zu erfahren, über ihre Mutter und ...

Ben hat sich gut eingerichtet in ihrem Leben, dem seiner kleinen Familie, die nur aus ihm und seiner 12-jährigen Tochter Mia besteht. Mias zunehmendes Bedürfnis, mehr zu erfahren, über ihre Mutter und warum sie nicht bei ihnen ist, Ben blockt es kategorisch ab, obwohl er in seinem Innersten weiß, das wird nicht mehr lange funktionieren. Und dann klingelt es an der Tür und sein Vater bittet um eine Bleibe, nur für ein paar Nächte, denn Bens Mutter hat ihn hinausgeworfen, weil er ihr untreu war. Nur wenig später, der nächste Schock. Mia wird von der Polizei nach Hause gebracht, weil sie versucht hat, allein nach Hamburg zu fahren und dort bei ihrer Mutter Antworten zu finden, wo ihr Vater sich bisher verweigert hat. Diese unerwartete Situation, das Aufeinandertreffen dieser drei Generationen, mit jeder Menge unbewältigtem Gesprächsbedarf, sie führt zum Aufbruch mühesam zurückgedrängter Emotionen, der vehementer Forderung nach Antworten, nach Auseinandersetzung mit den eigenen Entscheidungen, Fehlern, den weitreichenden Lebenslügen, die so viel Erstarrung und Distanz mit sich bringen. Und jetzt ist es da, das Unausweichliche, das sich in die Augen sehen und so auch die Möglichkeit, diesem 'in nur ein paar Nächten' die Chance abzuringen, ein neues Ist zu erarbeiten, das die Protagonisten frei gibt, für ein Leben, authentischer und mit einem stärkeren eigenem Bewusstsein als zuvor.
Mich hat diese Geschichte in seiner Fokussierung bezogen auf Raum und Personen, auch unter Einschluss der zweiten Zeitebene, sofort regelrecht in seinen Bann gezogen. So intensiv, kompakt, packend, ohne Wertung, aber mit viel Reflexion hat der Autor hier wirklich etwas geschaffen, das einen als Leser fesselt und begeistert. Und einen, fast schon zufrieden, zurücklässt, im Einklang mit der Gewissheit, so ist Leben.

Veröffentlicht am 19.03.2023

Das historische Passau, ein Schmiedegeselle und sein großer Traum

Wolfsklingen
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1218, Thiemo, ein junger Schmied, kommt nach Passau, um hier sein Glück zu machen. Nachdem seine ganze Familie bei einem Feuer ums Leben gekommen ist, sucht er den Neuanfang, will Meister werden und die ...

1218, Thiemo, ein junger Schmied, kommt nach Passau, um hier sein Glück zu machen. Nachdem seine ganze Familie bei einem Feuer ums Leben gekommen ist, sucht er den Neuanfang, will Meister werden und die berühmten Wolfsklingen fertigen, die überall in Europa für Qualität und Erlesenheit stehen. Nach langem Suchen findet er einem Schmiedemeister, der ihm Arbeit gibt. Ein guter Anfang und dann ist da noch die Tochter seines neuen Brotgebers, in die er sich verliebt. Thiemo strebt nach Erfolg und Redlichkeit und Geduld sind nicht seine stärksten Eigenschaften. Und so nimmt er die ihm gebotene Gelegenheit auf Nebenverdienste, auf undurchsichtige Botengänge und noch einiges mehr, wahr. Erst naiv und unbedarft, merkt er schon bald, in was er da hineingeraten ist, aber er sieht nur sein Fortkommen, um jeden Preis. Und dann ist es fast zu spät.
Ein sehr von den interessanten Details dieser Zeit lebendes Buch, die Stadt Passau, das Schmiedehandwerk, die Machtstrukturen und Intrigen im klerikalen Gefüge, das ist gut recherchiert und gibt dem Leser spannende Einblicke in diesen städtischen Kosmos. Auch emotional bietet diese Geschichte jede Menge Potential. Schließlich geht es hier um puren Lebenskampf, das Abkommen vom rechten Weg, die Liebe und den selbstverschuldeten Absturz bis fast in den Tod, aber auch um Selbsterkenntnis und Hoffnung, auf vielleicht eine zweite Chance. Manchmal ist weniger ja mehr, aber diese Geschichte schreit geradezu nach 'mehr Gefühl'. Dies ist ein Roman und als Leser will ich das Geschehen erleben, im besten Fall so, als wäre ich dabei. Und daran fehlt es einfach. Da es ein Erstling ist, würde ich sagen, der handwerkliche Aspekt stimmt, das Fundament steht. Jetz heißt es, den Emotionen Raum geben. Dann wird daraus auch ein rundes Ganzes.