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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2022

Der harte Weg nach oben und der Preis dafür

Zusammenkunft
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Dieser 'Roman', dieses frakmenthafte Gebilde über das Leben, den Aufstieg um jeden Preis und der Preis ist so unbeschreiblich hoch, diese Geschichte der Autorin Natasha Brown, sie ist gigantisch. Die Protagonistin ...

Dieser 'Roman', dieses frakmenthafte Gebilde über das Leben, den Aufstieg um jeden Preis und der Preis ist so unbeschreiblich hoch, diese Geschichte der Autorin Natasha Brown, sie ist gigantisch. Die Protagonistin dieses kleinen intensiven Werks ist eine Frau und ihre Hautfarbe ist nicht weiß. Sie hat gestrebt nach Aufstieg und Anerkennung und sie hat dafür gearbeitet, hat erduldet, erlitten, demütig und ohne einen Laut. Aber Aufgeben war nie eine Option, nicht gegenüber den Menschen auf der Straße, die ihr 'schlimme Worte' hinterherrufen, nicht in der besseren Gesellschaft, zu der sie jetzt formal selbst gehört und nicht gegenüber der männerdominierten Berufswelt der Hochfinanz, die notgedrungen auch die ihre ist. Doch dann macht ihr Körper ihr ein 'Geschenk'. Und ihre Verzweiflung und Erschöpfung ist so unendlich groß, dass sie daran denkt, es kompromisslos anzunehmen.
Das Buch ist von einer Intensität, die einem den Atem nimmt. Die Perspektive wechselt von mitten drin bis hin zur Beobachtung aus der erwanderten Ferne. Da ist distanzierte Analyse, das Sezieren einer immer noch vom Kolonialismus geprägten Gesellschaft, vom Einzelnen hin zum großen Ganzen. Und obwohl sich die Protagonistin ein Fühlen, Emotionen zeigen, nicht erlaubt, ist die Reaktion beim Leser genau dieses, berüht sein, Mitgefühl haben und dazu der dringende Wunsch auf etwas Hoffnung. Doch wenn wir das wollen, müssen wir es schon selbst tun, uns Hoffnung erdenken, wo 'diese Heldin' vielleicht tatsächlich keine mehr will.

Veröffentlicht am 30.01.2022

Eine Mädchenclique, die fest zusammenhält und ein Abenteuer mit kleinen Haken

Wir
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Mit 16, da ist alles möglich und wenn man in einer taffen Mädchenclique unterwegs ist, dann erst recht. Taja, Nessi, Stinke, Schnappi und Rute, das sind die fünf Girlies, die sich hier gefunden haben und ...

Mit 16, da ist alles möglich und wenn man in einer taffen Mädchenclique unterwegs ist, dann erst recht. Taja, Nessi, Stinke, Schnappi und Rute, das sind die fünf Girlies, die sich hier gefunden haben und gemeinsam durch dick und dünn gehen. Und das, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Als Taja plötzlich verschwunden ist, machen sich die anderen auf die Suche. Erst mal ohne Erfolg, bis dann nach einer Woche ein Lebenszeichen von Taja kommt. Ihre Freundinnen finden sie in einem Krankenhaus und erfahren, was ihr in den Tagen zuvor widerfahren ist. Und da ja gilt, einer für alle und alle für einen, macht sich die geballte Mädchenpower auf den Weg, mittenrein in ein echt heftiges Abenteuer durch jede Menge dunkler Winkel und Gassen der Großstadt Berlin. Dass das eigentlich eine Nummer zu groß ist für die fünf Mädchen, kann man sich ja denken, aber als ihnen diese Erkenntnis kommt, ist es für ein Umkehren schon zu spät.
Dieses Buch, das ist schon eine manchmal recht krass daherkommende Geschichte, wenn man an die Zielleserschaft denkt. Heute glaubt man mit 16, allem gegenüber, was die Erwachsenenwelt so an 'Speziellem' zu bieten hat, gewappnet zu sein, sein zu müssen, aber das ist nicht so, warum auch. Daher finde ich, die ein oder andere Thematik, die hier serviert wird und der Geschichte eigentlich auch keine neuen notwendigen Impulse liefert, hätte man auch weglassen können. Aber was soll's!
Insgesamt ein flotter spannender Roman mit ein paar kleinen Ecken und Kanten, wo man die Logik der Handlung etwas in Frage stellen könnte. Aber abermals, was soll's!
Hier geht es auf jeden Fall richtig ab und Langweile kommt garantiert nicht auf.

Veröffentlicht am 30.01.2022

Drei Mädchen im kleinstädtischen Umfeld ihrer Zeit und diese Zeit lebt

Unser kostbares Leben
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Irgendwo im Hessischen, in den 1970er und 80er Jahren, hier erleben die drei Freundinnen Caro, Claire und Minka ihre Kindheit und Jugend. Caro ist die Tochter des Schokoladenfabrikanten der Stadt, Claire ...

Irgendwo im Hessischen, in den 1970er und 80er Jahren, hier erleben die drei Freundinnen Caro, Claire und Minka ihre Kindheit und Jugend. Caro ist die Tochter des Schokoladenfabrikanten der Stadt, Claire deren aus Vietnam stammenden Adoptivschwester und Minka die Tochter des örtlichen Bürgermeisters. Sie sind 10 Jahre alt und beginnen gerade sich kritisch umzusehen in ihrer Welt. Das fängt hautnah mit der bei ihrer Wanderung totgefahrenen Kröten an und entwickelt sich, teils durch Geschehnisse aus dem engeren Umfeld angestoßen, in immer größerem Rahmen weiter. Und so trifft man in diesem Roman auf die bewegensten Themen dieser Jahre, die bis in die politische Ebene hineinreichen. Da geht es um Tierschutz, Medikamententests und um die Schädigung der Umwelt in einem Maße, dass einem wirklich die Luft wegbleibt. Aber tatsächlich ist dies, von der Autorin gut recherchiert, so wirklich geschehen. Und das war dann einfach so, zum Wohle der Allgemeinheit und des Fortschritts. So wird man es wohl verkauft haben, wenn das überhaupt nötig war, denn das meiste erfolgte doch eher im Verborgenen. Und das war ja damals noch leicht.
Das also waren die wichtigsten Dinge, prägend für diese Zeit. Aber auch die kleinen gut eingefügten Alltäglichkeiten wie Toast Hawaii oder Gummitwist auf der Straße vor dem Haus finden hier seine Erwähnung, was einem dann wiederum ein Lächeln entlockt, ob aus der eigenen Erinerung heraus oder durch die Erzählungen der Eltern. So steht alles bereit, für eine gute Geschichte. Was jetzt noch fehlt, sind die Protagonisten selbst, die dem Ganzen Leben einhauchen, Emotionen erzeugen und die erwartungsvollen Leser mitnehmen auf ihrem Weg durch diese Zeit. Und genau da liegt der Schwachpunkt dieses ambitionierten Romans. Dieses Miterleben, Miterleiden, sich mitempören, da kommt einfach zu wenig an. Und bei rund 600 Seiten Lesestoff kann das dann schon mal etwas lang werden.
Aber nichtsdestotrotz, dies ist ein gut recherchierter Roman über eine Zeit, die in vielem noch bis in unser Heute hinein nachwirkt. Und ich habe auf jeden Fall etwas dazugelernt.

Veröffentlicht am 26.01.2022

Ein Mädchen, das vielleicht etwas anders ist und das hindert sie an gar nichts

Aurora und die Sache mit dem Glück
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Aurora ist das ganze Glück ihrer Eltern. Die Drei haben es gut miteinander und dass Aurora in manchen Dingen etwas anders ist, damit können sie gut leben. Die Mutter hat zwar Sorge, dass dieses 'anders ...

Aurora ist das ganze Glück ihrer Eltern. Die Drei haben es gut miteinander und dass Aurora in manchen Dingen etwas anders ist, damit können sie gut leben. Die Mutter hat zwar Sorge, dass dieses 'anders sein' einen medizinischen Namen hat, aber das wird ihr nicht bestätigt. Und die meisten Menschen kommen mit diesen kleinen Eigenarten auch zurecht. Denn eigentlich ist Aurora ein nettes, geradliniges, durchaus selbstbewusstes Mädchen, das die Dinge direkt auf den Punkt bringt. Ihre Mitschüler lassen sie meist einfach in Ruhe, aber damit kann Aurora gut leben. Zuviel Nähe verträgt sie sowieso nicht und außerdem hat sie ja einen allerbesten Freund, ihren Hund Duck. Nur ein Mädchen in ihrer Klasse, die ist wirklich sehr gemein zu ihr, immer wieder. Aurora nimmt das einfach so hin, doch soviel sei verraten, später irgendwann, wird sie dieser Lindsey so richtig Bescheid sagen. Doch zuvor wird so einiges passieren, da wird es durchaus auch etwas dramatisch. Es gibt ein Unglück, eine falsche Anschuldigung, Traurigkeit und Missverständnisse, Aurora und ihre Eltern, die haben es einige Zeit miteinander recht schwer und dann kommt auch noch ein Besuch, der sich dann aber als wahres Glück entpuppt und vieles wieder gut oder eher viel besser macht, als es vorher war.
Dieses Buch, das ist eine sehr schöne warmherzige Geschichte, die sich ziemlich echt anfühlt, eben gerade nicht wie aus dem Bilderbuch und die auch Mut macht.
'Komisch' ist schon ein komisches Wort, geh deinen Weg und irgendwann passt dann auch alles zusammen.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Wenn Fürsorge zu einem Käfig wird und die Katastrophe folgt

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence Cave ist eigentlich ein ganz normaler netter Mensch. In seinem Beruf als Antiquitätenhändler und Restaurator geht er vollends auf. Ein Möbelstück wieder zu neuem Glanz verholfen zu haben, erfüllt ...

Terence Cave ist eigentlich ein ganz normaler netter Mensch. In seinem Beruf als Antiquitätenhändler und Restaurator geht er vollends auf. Ein Möbelstück wieder zu neuem Glanz verholfen zu haben, erfüllt ihn mit tiefer Zufriedenheit. Doch das Leben ist nicht leicht und in dem von Mr Caves nehmen die Verluste zu. Seine Mutter, seine Frau und dann auch noch sein Sohn, dem er bei dessen Unfall nur noch die Hand halten kann, während das Leben seinen Körper verlässt, sie alle sind nicht mehr da. Nun gibt es nur noch seine Tochter und so schwer es ihm fällt, seinem Dasein überhaupt noch etwas abzugewinnen, für Briony wird er dasein. Er wird ihr die Zeit schenken, die er bei seinem Sohn noch 'auf später' verschoben hat, er wird sie beschützen vor dieser Welt da draußen, die so grausam und gefährlich ist. Briony wird man ihm nicht wegnehmen, dafür wird er sorgen. Und genau das tut er dann auch. Dass das nicht gutgehen kann, nicht bei einem Erwachsenen und schon gar nicht bei einer Jugendlichen, die natürlich zunehmend ihre Freiheiten einfordert, ist vorauszusehen. Grenzen setzen ist ja in Ordnung, aber was Mr Cave da tut, dass übersteigt jede Verhältnismäßigkeit.
Dies also ist Mr Caves Geschichte. Hier schreibt er sie nieder. In der Ich-Form erzählt er den Gang der Dinge und bittet seine Tochter um Verzeihung und immer wieder auch um Verständnis für sein Tun. Dass mit dem Verstehen, das ist ihm dabei sehr wichtig und irgenwie hat man als Leser das Gefühl, Mr Cave richtet sich mit seiner Geschichte auch direkt an uns.
Das ist schon harter Tobak, dieses Buch. Sein Inhalt ist berührend, ja, nachvollziehbar, in gewissem Rahmen auch das, aber es ist auch ohne Ausweg, ohne Abzweig für 'es wird doch noch alles gut'. Und das muss man dann erst einmal sacken lassen. So in dieser Form hallt die Geschichte lange nach und wenn das vom Autor so gewollt ist, dann hat er, auf eine ein bisschen andere Art, wieder alles richtig gemacht. Und wer es gerne ein bisschen heller und hoffnungsvoller haben möchte, nicht sehr viel, aber doch ein wenig, dem kann ich die anderen Werke von Matt Haig sehr empfehlen. Man kann sie einfach nur mögen.