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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das gesellschaftliche Wesen

Winterkrieg
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Nach dem Leseeindruck des Buches wollte ich dieses unbedingt ganz lesen. Nach den ersten 30 Seiten hatte ich den Eindruck, dass es dem Autor nicht darum geht, eine Geschichte mit interessanten Personen ...

Nach dem Leseeindruck des Buches wollte ich dieses unbedingt ganz lesen. Nach den ersten 30 Seiten hatte ich den Eindruck, dass es dem Autor nicht darum geht, eine Geschichte mit interessanten Personen zu erzählen, sondern viel mehr darum, was man an gesellschaftlichem Verhalten an jenen beobachten kann. So dachte ich zunächst, dass Max der Protagonist in dieser Geschichte sei. Dem ist aber nicht so, denn es werden auch Kapitel aus der Sicht seiner Frau Katriina und seinen Töchtern Eva und Helen verfasst. Ich dachte auch, dass Max als Soziologe und so wir er zu Beginn des Leseeindrucks gewirkt hat, ein guter Beobachter sei, nur nicht alles direkt gut deuten könne. Im Verlauf der Geschichte musste ich jedoch feststellen, dass Max kein besonders guter Beobachter ist. Wie auch jede andere Figur, die in diesem Buch auftaucht, sieht jeder durch seine Brille, die durch die gesellschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Zeit geprägt ist. Was alle aber gemeinsam haben, ist, dass jeder sich selbst im Mittelpunkt des Interesses sieht. Keiner merkt so genau, was eigentlich mit den Menschen um ihn herum los ist oder was diese bewegt, denn jede Figur ist von ihren eigenen Problemen eingenommen. Zumal betont werden muss, dass die durchgängige Unzufriedenheit und die Suche nach Glück sich wie ein roter Faden durch das Leben der Figuren zieht. Um einmal zu verdeutlichen, dass jede Figur mit sich selbst beschäftigt ist, zu reflektieren versucht, aber es nicht ausreichend schafft und auch ihre jeweilige Zeit in der sie lebt, widerspiegelt, möchte ich einmal näher auf Eva eingehen. Sie studiert in London Kunst. In einem Kapitel vergleicht sie sich mit den daheim gebliebenen und denkt, dass sie im Leben weiter gekommen ist, als all diejenigen in ihrem Alter, die in Stockholm geblieben sind. Ich finde, dieses Thema, des Vergleiches mit Daheimgebliebenen ist auch hier in Deutschland aktuell, in der Generation derjenigen, die ebenfalls zum Studieren von Zuhause weggehen und sich dadurch reflektierter fühlen, es aber oftmals aber nicht sind. Auch wird deutlich, dass Eva Angst hat, wie auch mehrere andere Figuren wie Malik, sich fest an etwas zu binden, sei es der Ort, ein Beruf, ein Kind, ein fester Freund. Sie hat Angst ein vorausgeplantes Leben zu führen, Verantwortung zu übernehmen, für jemand anderen auf Lange Zeit da zu sein, sich zu kümmern, sich quasi für einen anderen Menschen hinzugeben. Auch dieses Thema der Ungebundenheit ist ein Aktuellen unter jungen Erwachsenen.
Dadurch, dass jede Figur Ich-zentriert ist und einen Partner zum gemeinsamen Leben sucht, wird auch die Suche nach Anerkennung deutlich, bzw. auch die Problematik fehlender Anerkennung. Durch das eben gesagte, wirken die Figuren so, als würden sie ihr Leben ohne Leidenschaft für bestimmte Dinge bestreiten, als würden sie in ihrem Leben dahindümpeln. Folgendes Zitat möchte ich dafür bringen, dass jeder im Grunde nur seine oder ihre Rolle spielt: "Es war wie ein Schauspiel, das sie ihr ganzes Leben lang unbewusst, immer wieder geprobt hatte." (S. 82). Einen weiteren Punkt, den ich hier aufnehmen möchte, ist der Ausbruch aus der bestehenden Gesellschaft bzw. der Versuch eine ganze Gesellschaft zu verändern. Diesen unternimmt nämlich Russ, ein Freund von Eva in London. Diesen Protest, ja, er nennt es sogar Revolution, versucht er durch das Zelten vor dem Dom deutlich zu machen. Leider versandet diese Bewegung und schafft es nicht einmal mehrere Menschen zum reflektierten Denken und Überdenken der gesellschaftlichen Verhältnisse zu bewegen. Man könnte es aber auch so deuten, dass wir einerseits durch die gesellschaftliche Ordnung leben und sie uns andererseits einengt, und dies eben ein ständiger stiller Kampf ist, der die Gesellschaft an sich aus macht. Zu gesellschaftlichen Umbrüchen kommt es nur, wenn die Verhältnisse so schlecht sind, dass die Menschen nichts mehr zu verlieren haben oder die gesellschaftliche Ordnung von Oben ohne Konsens der Gesamtgesellschaft gegeben wird.
Hier noch ein paar Zitate, die das Buch gut beschreiben:
- "Eine Ursache für das Unglücklichsein, meint Paul, ist die Tatsache, dass wir ständig mit eine unendlichen Anzahl von Wahlmöglichkeiten konfrontiert werden." (S. 151)
- "Denn worum ging es denn sonst, als um einen Protest gegen die bösartige Welt? Als um den Traum von einer besseren Gesellschaftsordnung, einen sicheren Ort?" (S. 344)
- "Katriina betrachtet die Ehe als eine Form gegenseitiger Tyrannei, wie ein Leben in einem höhst effektiven, totalitären Staat. Man hatte selten eine Wahl, aber solange man sich um seine Sachen kümmerte und nichts infrage stellte, funktionierte es." (S. 29)
- "Nach Max Verständnis verwandelte sich die ganze Welt in eine einzige Galerie." (S. 36)
- "Heute konnte man nicht mehr erkennen, wo das Schaufenster aufhörte und der persönliche Wohnbereich begann." (S. 37)
Zum Schluss dieser Rezension möchte ich noch auf den Buchtitel hinweisen. Winterkrieg bezeichnet in der historischen Geschichte einen Krieg zwischen Finnland und der Sowjetunion. Der Krieg wurde dann durch einen Friedensvertrag beendet. Dabei konnte Finnland seine Unabhängigkeit zwar behalten, jedoch musste es Teile seines Gebietes abgeben. So ist also vielleicht auch dieses Buch zu verstehen. Im Kleinen beispielsweise, hat Katriina sich von Max scheiden lassen, beide haben dadurch Verluste einstecken müssen, aber sind an sich frei und unabhängig gewesen. Für Katriina war das gut und Max hätte diese Scheidung nicht gewollt. Im Großen betrachtet, muss jeder Zurückstecken und Bürden auf sich nehmen und ist trotzdem ein Subjekt. Es findet folglich eine Aushandlung zwischen gesellschaftlichen Normen und subjektiven Bedürfnissen statt. Dies endet im Grunde friedlich, wie der Winterkrieg, befriedigend ist es aber nicht.
Vielen Dank an den Autor für ein Buch, bei dem man zum Denken angeregt wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gehört nicht in die Kategorie Literatur

Das Gesicht der Anderen
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Der Beginn des Buches war sehr viel versprechend. Denn die ersten 30 Seiten waren sehr spannend geschrieben und ich war neugierig wie Magaretes Schicksal wohl weiter verlaufen würde und was der Mann auf ...

Der Beginn des Buches war sehr viel versprechend. Denn die ersten 30 Seiten waren sehr spannend geschrieben und ich war neugierig wie Magaretes Schicksal wohl weiter verlaufen würde und was der Mann auf dem Hochsitz mit seinem Sohn noch für eine Rolle spielen würde. Bis dahin erwartete ich, dass Themen wie der Umgang mit einem entstellten Gesicht, im Leben für etwas kämpfen, Werte, Menschenwürde und Leid thematisiert werden würden. Mit dem Zitat "Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen?" (S. 39) war dieser Themenbereich im Buch abgedeckt, bzw. wurde höchsten nicht ernsthaft und realistisch angesprochen. Meine zweite Erwartung war, dass diese Geschichte auch ein wenig eine Verschwörungsgeschichte, bzw. ein wenig Krimi oder Thriller sein könnte. Dem war jedoch nicht so. Ich muss zugeben, dass ich dieses Buch in kein Genre einordnen kann. Zugeben musst ich dann feststellen, dass die Ausgangssituation, dass der Vater Magarete unbeabsichtigt in Gesicht schießt eher unrealistisch ist und keinen Sinn macht, wenn die Geschichte auf diesem Ereignis nicht weiter aufbaut. Der Autor hätte daraus weiterspinnen können, dass die Pistole gelinkt war oder jemand andres absichtlich eine Patrone hineingelegt hätte usw. Des Weiteren finde ich es fragwürdig, dass Magarete mit ihrem entstellten Gesicht, bzw. mit Maske vergewaltigt wird. Dies wird dann noch dadurch getoppt, dass ein 36 Jahre älterer Musiker sich zu ihr hingezogen fühlt, wobei er sein Wesen später dahin verändert, dass er sich vor Magaretes Entstellung ekelt und möchte, dass sie stets die Maske trägt. Schließlich verführt er auch noch das Hausmädchen Sonja und betrügt Magarete damit, wobei noch zu nennen ist, dass er es sehr genießt, dass er auf Kosten Magaretes leben kann. Die detaillierten Beschreibungen über das entstellte Gesicht und solche Beschreibungen wie, dass Magarete ihre Emotionen durch die Kopfhaltung ausdrückt, regen den Leser zum Nachdenken an bzw. erzeugen ein flauen Gefühl bei diesem. Ferner halte ich es für absurd, dass ein Mädchen, dem von ihrem Vater ins Gesicht geschossen wird danach die Waffenfirma der Familie übernimmt und aktiv leitet! Zusammenfassend gesehen wirkt die Geschichte sehr konstruiert und nicht ausreichend durchdacht, sowie nicht ganz realitätsnahe. Denn ein Mädchen, das von ihrem Vater aus Versehen entstellt wird, dessen Eltern sich umbringen, das Vergewaltigt wird, in Isolation lebt, von ihrem Liebhaber betrogen wird, dass alle Menschen, die ihr nahestehen zum Schluss verliert, das kann diese ganzen Belastungen nicht in solchem Maße aushalten und wie in der Geschichte leben, jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen. Zum Ende hin, muss auch gesagt werden, dass Magarete von Innen hässlich wird. Total abgedreht fande ich dann den letzten Satz: "Ich erwarte ein Kind." (S.288). Ebenso bizarr erscheint es mir, dass ihrem Vergewaltiger und dem Hausmädchen ins Gesicht geschossen wird, sie so etwas überlebt und schließlich ihrem Liebhaber in Notwehr in den Kopf schießt. Auch verstehe ich den Titel "Das Gesicht der Anderen nicht". Geht es hierbei um ihr Gesicht oder um die Gesichter der anderen Menschen, die sie blöd anstarren und in welchen Zusammenhang steht er Titel mit der Aussage des Buches, vor allem, was ist die Aussage des Buches? Das einzig Positive, das ich dem Buch abringen kann, ist, dass man nie weiß wie die Geschichte weiter geht, man kann die Handlungen der Figuren nicht vorausahnen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel besser als erwartet

Männer wie Männer, Frauen wie Frauen
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Nach der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass hier eine Geschichte erzählt würde, die schon tausend Mal erzählt worden war. Besonders das erste Kapitel kam mir sehr kitschig und naiv vor und ich hatte ...

Nach der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass hier eine Geschichte erzählt würde, die schon tausend Mal erzählt worden war. Besonders das erste Kapitel kam mir sehr kitschig und naiv vor und ich hatte das Vorurteil, dass ich die folgenden Geschehnisse erahnen kann und das Buch langweilig werden könnte. So war es jedoch gar nicht. Klar eine Geschichte wie die eines jungen Mädchens, dass schwanger wird und dadurch folglich Probleme resultieren, hat jeder schon einmal gehört. Aber darum geht es in diesem Buch nicht. Der Autor bringt diesen Inhalt des jungen schwangeren Mädchens auf eine literarische Ebene. Der Schreibstil ist dabei sehr angenehm zu lesen und beschreibt klar und deutlich Wesentliches ohne romantische oder überdramatisierte Ausschmückungen, die dieses Buch keinesfalls bedarf! So wird der Mann der Leena, die Protagonistin, schwängert, stets als "der Mann" bechrieben, er wird nie beim Namen genannt. Durch diese Namenslosigkeit wird der Mann zum Symbol für alle Männer die ein junges Mädchen in eine dergleichen brenzlige Situation bringen. Des Weiteren wird die Geschichte in einer personalen Erzählform geschrieben, dennoch hat man durch die vermittelte Innenperspektive auf Leena das Gefühl, dass die Geschichte beinahe in der Ich-Perspektive geschrieben sein könnte. Der Autor verbindet, wie hier deutlich wird, elegant die persönliche Situation von Leena, die stellvertretend für alle jungen ungewollt schwanger gewordenen Mädchen steht, und die geselslchaftlichen Sichtweisen und Einstellungen, die Einfluss auf das junge Mädchen nehmen. Folgendes Zitat unterstreicht dieses: "Ja, die Welt endet nicht mit uns, wenn man es so betrachtet. Und wahrscheinlich empfinden die Menschen dieselben Dinge immer gleich." (S. 75). Ferner wird herausgestellt, dass Leena mit allen Problemen alleine zurecht kommen muss, sie kann sich niemandem anvertrauen und über ihre Schwangerschaft oder "den Mann" reden. So wird beim Leser das Gefühl einer ausweglosen Sitation geweckt und Emotionen von Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit erzeugt. Ein Thema dieses Buches ist es also mit Herausforderungen im Leben umzugehen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Auch empfindet der Leser Wut darüber, wie die Familie Leena behandelt und wie die gesellschaftlichen Umstände ihr das Leben schwer machen. Schließlich nimmt Leena eine Stelle als Haushaltshilfe in einer anderen Stadt an. Dort redet ihre Chefin stets in der dritten Person mit ihr, obwohl sie Leena direkt anspricht. Dies wirkt als wäre Leena nicht wirklich anwesend und als dürfte sie nicht selbst über ihr eigenes Leben entscheiden, so, als wäre sie eine Spielfigur, die von verschiedenen Personen, die stellvertretend die Gesellschaft symbolisieren, hin und her geschoben wird. Folgendes Zitat unterstreicht dies: "Als wäre sie in der ganzen Angelegenheit wieder einmal eine Nebenfigur, die der Frau einen willkommenen Anlass zur Vergnügung geliefert hätte." (S. 238-239). Dies beantwortet auch ein wenig die Frage, warum Leenas Chefin unbedingt eine schwangere Haushaltsangestellte anstellt und sich so sehr für Leenas Umstände und den Vater des Kindes interessiert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kurzweilige Unterhaltung

Bauchgeflüster
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In diesem Buch wird zur Abwechslung einmal nicht die rosarote Seite der Schwangerschaft dargestellt. Es geht unter anderem darum, wie nervig und auch anstrengend die Kommentare zur eigenen Person werden, ...

In diesem Buch wird zur Abwechslung einmal nicht die rosarote Seite der Schwangerschaft dargestellt. Es geht unter anderem darum, wie nervig und auch anstrengend die Kommentare zur eigenen Person werden, wenn man schwanger ist. So kündigt die Ich-Erzählerin, Paulina, zum Beispiel impulsiv ihren Job als sie genug von den blöden Kommentaren ihrer Mitarbeiter hat. Paulina ist 25 und arbeitet als Reporterin in Köln. Der Roman erzählt über die Zeit, in der Paulina entdeckt, dass sie schwanger ist bis zu dem Zeitpunkt als ihr Kind geboren wird. Dabei befasst sich Paulina neben der Schwangerschaft mit Themen wie ihrer Mutter, ihrem Freund Steffen und dem Dorf aus dem sie ursprünglich kommt. Weiter punktet dieses Buch mit kecken Sprüchen, jedoch ist es eine kurzweilige nicht weiter tiefgehende Unterhaltung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr Spannend

Schnitt
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Die Geschichte ist sehr fesselnd geschrieben. Fortwährend passiert etwas Neues spannendes. Auch die Charaktere sind spannend erstellt. Zum einen steht natürlich eine brisante Thriller-Story im Vordergrund, ...

Die Geschichte ist sehr fesselnd geschrieben. Fortwährend passiert etwas Neues spannendes. Auch die Charaktere sind spannend erstellt. Zum einen steht natürlich eine brisante Thriller-Story im Vordergrund, aber ebenso spannend ist auch die Beziehung, die sich zwischen den etwas verkorksten Hauptcharakteren entwickelt. Definitiv ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte und fesselt. Dadurch, dass mit den Kapiteln die Sichtweise des Erzählers auch wechselt, wird noch mehr Spannung erzeugt. Denn sobald der Leser ein Kapitel gelesen hat, kann es sein, dass das nächste aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt. Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch!