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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2020

Wir wissen, was auf uns zukommt...

2084
7

Ein Schriftsteller beschreibt im Jahr 2084 die Situation auf unserem Planeten und führt Interviews mit verschiedenen Menschen, unter anderem mit Wissenschaftlern, die erklären, wie es zu dem kommen konnte, ...

Ein Schriftsteller beschreibt im Jahr 2084 die Situation auf unserem Planeten und führt Interviews mit verschiedenen Menschen, unter anderem mit Wissenschaftlern, die erklären, wie es zu dem kommen konnte, was dann gekommen ist.

Zugegeben, es ist ein Schreckensszenario, was Powell da aufzeigt. Aber leider wissen wir heute schon, dass es vermutlich so oder ähnlich kommen könnte. Wenn wir nicht endlich etwas gegen die Erderwärmung tun. Für die meisten Maßnahmen wird es wohl schon zu spät sein, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die Schlussfolgerung, die Powell zieht, ist bestimmt nicht unumstritten, aber vielleicht geht es nicht anders. Auf jeden Fall ist es ein aufrüttelndes Buch, das einmal mehr darauf hinweist, dass unsere Entscheidungsträger endlich wirkame Maßnahmen beschließen müssen. Wir wissen ja alle, was auf uns zukommt. Manche leugnen es, andere schieben den Gedanken daran beiseite. Diejenigen, die es ernst nehmen, müssen jetzt handeln! Nicht nur halbherzig, sondern mit vollem Einsatz. Dass das schwer ist, wenn man nur in kurzfristigen Wahlperioden denkt, ist klar. Dieses kurzfristige Denken müssen wir überwinden. Nur dann können wir die Erde vielleicht noch retten. Vielleicht aber auch nicht.

Sehr gut geschrieben, beeindruckend dargestellt, erschreckend in der Analyse – keine leichte Lektüre. Aber ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit. Es ist fünf nach Zwölf, wir sollten uns jetzt wirklich beeilen!!

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Die Rebellion der Barone

Drachenbanner
4

Die Geschichte von der Lady und dem Lord. Und damit meine ich keineswegs die Protagonisten der fiktiven Story, sondern die historischen Persönlichkeiten Lady Eleanor von England und Lord Simon de Montfort, ...

Die Geschichte von der Lady und dem Lord. Und damit meine ich keineswegs die Protagonisten der fiktiven Story, sondern die historischen Persönlichkeiten Lady Eleanor von England und Lord Simon de Montfort, dem 6. Earl of Leicester. Die Geschehnisse um diese beiden schillernden Figuren stehlen der fiktiven Geschichte um Adela und Bedric ein wenig die Show, was natürlich auch an den ereignisreichen Jahren von 1238 bis 1265 liegt, in die uns dieses Buch entführt.

Rebecca Gablé versteht es sehr gut, mit einer bildhaften und ausdrucksstarken Sprache das Mittelalter in England dem Leser näher zu bringen. Wir tauchen ein in eine Welt voller Abhängigkeiten und Ungerechtigkeiten, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Die Autorin lässt uns das schwere Schicksal der Leibeigenen miterleben, zu denen auch Bedric gehört, der für den Earl of Waringham auf seinen Feldern schuften muss. Auf der Burg hat Adela, Bedrics Milchschwester, ein sehr viel angenehmeres Leben, ist sie doch die Tochter des Earls. Bedrics Mutter hat einst ihren Sohn und Adela gestillt, weil Adelas Mutter das nicht konnte. Die beiden Kinder sind bis zu ihrem siebten Lebensjahr zusammen aufgewachsen, erst dann musste Bedric zu seiner Familie zurück, um seinem Vater auf den Feldern zu helfen. Doch die Verbindung der beiden ist etwas Besonderes, sie treffen sich heimlich und verstehen sich auch ohne Worte.

Als Bedrics Vater durch einen Unfall ums Leben kommt, wird es für den Jungen noch schwerer. Er leidet nicht nur unter der harten Arbeit, sondern auch unter der Missgunst von Raymond, Adelas Bruder, dem ältesten Sohn des alten Earls. Als Adela dann zum Hof von Prinzessin Eleanor, der Schwester von König Henry III., geschickt wird, um dort als Hofdame zu dienen, verliert Bedric seine engste Vertraute. Als etwas später die Situation für ihn unerträglich wird, flieht er aus Waringham. In London trifft er auf Simon de Montfort, eine Begegnung, die sein Leben verändert.

Eingewoben in die und teilweise etwas überlagert von den historischen Ereignissen um Simon den Montforts Kampf gegen die Übermacht der Krone und die Einführung der Provisions of Oxford ist es dennoch eine interessante und auch spannende Geschichte um die beiden Milchgeschwister, die zusammen sein wollen, aber nicht zusammen sein dürfen. Wie das ausgeht, mag jeder Leser selbst herausfinden.

Mir hat das Buch an sich gut gefallen, allerdings fand ich die Zeitsprünge von einmal sieben und einmal zehn Jahren zu groß. Da werden aus Kindern von einer Seite auf die nächste Erwachsene, da sind Dinge geschehen, die der Leser dann nur tröpfchenweise nachgereicht bekommt. Da fehlt einfach etwas. Es wäre meiner Ansicht nach für die fiktive Geschichte besser gewesen, wenn das Buch ein paar Seiten mehr gehabt hätte. Man wäre näher dran geblieben an der Entwicklung, das hätte ich mir bei den großen Zeitsprüngen schon gewünscht.
Positiv habe ich empfunden, dass man als Leser schon fast gezwungen wird, sich etwas näher mit den Ereignissen jener Zeit zu befassen. Nicht umsonst gelten die Provisions of Oxford als Grundstein des englischen Parlamentarismus und Simon den Montfort als mutiger Streiter für ein besseres England. Der Lord und die Lady waren respektable und starke Persönlichkeiten, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Das Attentat von Sarajevo

Der Attentäter
4

Ein historischer Thriller, den man lesen sollte. Denn ein bedeutsames Ereignis unserer Geschichte wird hier von Ulf Schiewe lebendig und spannend in Szene gesetzt. Das Attentat auf den österreichischen ...

Ein historischer Thriller, den man lesen sollte. Denn ein bedeutsames Ereignis unserer Geschichte wird hier von Ulf Schiewe lebendig und spannend in Szene gesetzt. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo.

Beleuchtet werden die Geschehnisse in der letzten Woche vor dem Attentat aus unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen aus Sicht der Attentäter, drei junge Männer, erst 19 Jahre alt, die alle an Tuberkulose erkrankt sind, und die bereit sind sich mit ihrer Tat zu opfern. Nicht alles verläuft so glatt, wie sie es geplant hatten. In den letzten Tagen vor der Tat kommen auch Zweifel auf, ob das alles so richtig ist.
Die zweite Perspektive ist die Sichtweise des Thronfolgers und seiner Frau. Der Autor gewährt Einblicke in die familiären Verhältnisse der Hoheiten und in ihre jeweiligen Eigenheiten. Teilweise recht vergnüglich zu lesen, aber immer mit einem gewissen Grausen im Hinterkopf, da man das Ende des Paares ja kennt.
Eine weitere Perspektive kommt hinzu, und hier verknüpft Ulf Schiewe die realen Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte. Das geschieht nach meiner Ansicht sehr geschickt und belebt diesen Roman ungemein. Die Geheimdienstmitarbeiter Markovic und Simon ermitteln, weil es Hinweise gibt, die auf ein mögliches Attentat hindeuten. Das tun sie sehr geschickt, und man kann durchaus den Eindruck gewinnen, das die Ermittler die Tat vielleicht doch noch verhindern können. Eine wichtige Rolle spielt auch die fiktive Bordellbesitzerin Svetlana, doch ich will hier nicht zu viel verraten.

Relativ kurze Kapitel sorgen für Spannung. Die Kapitel werden zum Ende hin immer kürzer, was aber die Spannung nur noch steigert. Einige Zeitungsartikel aus der damaligen Presse werden zitiert, was recht informativ ist. Die Fakten um das Attentat sind gut herausgearbeitet. Das Buch ist sehr gut geschrieben, man wird zum eigenen Recherchieren angeregt. Ich konnte dadurch noch eine ganze Menge dazulernen. So wünscht man sich einen gelungenen Geschichtsunterricht. Großartig, unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.08.2017

Spannender Auftakt der neuen Thriller-Reihe

Spectrum
4

Ein Massaker in Südafrika und die Geiselnahme in einer Bank in den USA stehen am Anfang der neuen Thrillerreihe von Ethan Cross. Die ermittelnden Beamten in Las Vegas werden unterstützt von August Burke, ...

Ein Massaker in Südafrika und die Geiselnahme in einer Bank in den USA stehen am Anfang der neuen Thrillerreihe von Ethan Cross. Die ermittelnden Beamten in Las Vegas werden unterstützt von August Burke, einem jungen Mann mit Asperger-Syndrom, der mit seiner besonderen Sichtweise auf den komplizierten Fall sehr hilfreich ist. In angenehm kurzen Kapiteln nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf. Dabei wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, also auch aus der Sicht der Täter und der Geiseln. Zunächst verschwinden die Täter unerkannt aus der Bank, und es bedarf der scharfen Logik von Burke, um hinter ihren Fluchtweg zu kommen. Die Täter um einen brutalen Killer nehmen kein Geld mit, sondern etwas viel Wertvolleres. Um diesen Fall zu klären, muss Burke mit dem eigenwilligen Nic Juliano von der örtlichen Polizei und dem älteren FBI-Agenten Sam Carter zusammenarbeiten, was ihm zunächst nicht leicht fällt. Aber nur gemeinsam können sie den skrupellosen Verbrechern auf die Spur kommen. Als dann auch noch ein geheimnisvoller CIA-Agent auftaucht, wird die Sache noch mysteriöser. Der brutale Killer, anscheinend Anführer der Geiselnehmer, scheint Südafrikaner zu sein. Besteht eine Verbindung zwischen dem Massaker und der Geiselnahme? Eine südafrikanische Polizistin macht sich mit einem besonderen Auftrag auf den Weg in die USA. Kann sie etwas zur Lösung des Falles beitragen?
Die Figur des August Burke ist sehr interessant beschrieben, und das Team um ihn herum findet sich im Laufe der Ereignisse zusammen.Die Geschichte ist von Anfang an hochspannend, und das bleibt so bis zum Schluss. Es gibt überraschende Wendungen, die ich so nicht erwartet hatte. Das empfand ich als positiv. Leichte Schwächen gibt es gegen Ende der Story, doch die schmälern den Lesegenuss nur minimal. Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 27.10.2018

Eine bemerkenswerte Persönlichkeit

Hemingway und ich
3

In einer kleinen Bar in Florida beginnt die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Er ist ihr Idol, doch bisher kannte sie ihn noch nicht persönlich. Das ändert sich jetzt. Hemingway ...

In einer kleinen Bar in Florida beginnt die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Er ist ihr Idol, doch bisher kannte sie ihn noch nicht persönlich. Das ändert sich jetzt. Hemingway ist schon ein bekannter Schriftsteller, Martha hat immerhin auch schon einen Roman veröffentlicht, der zweite soll bald folgen. Sie sieht gut aus, und sie gefällt dem bereits zum zweiten Mal verheirateten Mann. Nicht nur das Schreiben verbindet sie, sondern auch ihre Liebe zu Spanien. Dort kämpfen die Truppen von General Franco gegen die amtierende Regierung. Hemingway möchte helfen, Spanien vor der Eroberung zu bewahren, und Martha begeistert sich schnell für seine Idee. Sie wollen Geld sammeln für Krankenwagen, und sie beschließen mit einigen Freunden, nach Spanien zu reisen und von dort zu berichten.

Was auf den ersten Blick so aussieht, wie der Beginn einer großen Liebe, ist in Wahrheit der Beginn einer ziemlich problematischen Beziehung. Hemingway scheint Martha wirklich zu lieben, er möchte sie möglichst immer bei sich haben. Martha ist wie ihr Idol ein selbstständiger Geist, sie scheint ihn zwar auch zu lieben, aber sie möchte sich nicht einengen lassen. Sie möchte mit ihren eigenen Werken überzeugen und anerkannt werden, nicht als Frau an der Seite des großen Mannes. Beide wollen die öffentliche Anerkennung, beide wollen ihre Vorhaben durchziehen, ihre Reisen unternehmen, ihre Bücher schreiben. Vielleicht sind sie sich beide zu ähnlich gewesen, als dass daraus eine harmonische Beziehung hätte entstehen können. Sie haben es versucht, und sie sind am Ende gescheitert.

Da beide Figuren öffentliche Personen sind, dürfte ihre Geschichte vielen Lesern schon bekannt sein. Paula McLain beschreibt diese Beziehung aus ihrer Sicht. Sie hat sehr sorgfältig recherchiert, trotzdem darf man natürlich nicht vergessen, dass es sich hier um einen Roman handelt. Einen sehr guten Roman, wie ich finde, aber die Gefühle der Protagonisten sind eben nicht die wahren Gefühle der realen Personen. Fakten und Fiktion hat die Autorin dennoch sehr gut verbunden, sie weist auf die Problematik auch selbst in ihren Anmerkungen hin, was ich wichtig und gut finde.
In einer Zeit, als die Rolle der Frau noch hauptsächlich auf Haushalt und Kinder beschränkt war, war Martha Gellhorn eine Ausnahmeerscheinung. Sie wollte stets auf eigenen Füßen stehen, sie wusste, dass dies sehr schwer sein würde, doch sie war bereit, Risiken einzugehen. Große Risiken, die Mut erforderten und ihr viel abverlangten. Auf ihren Reisen und in den Kriegsgebieten dieser Welt war sie oft die einzige Frau unter Männern. Sie setzte sich durch und sie bewies, dass Frauen so viel mehr können, als nur am Herd zu stehen und Kinder zu hüten. Als Schriftstellerin kam sie nicht an das großartige Werk von Hemingway heran. Aber als Persönlichkeit war sie ihm mindestens ebenbürtig. Das Verdienst von Paula McLain ist es, an diese großartige Frau erinnert zu haben.

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