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Veröffentlicht am 03.01.2022

Mord und Totschlag im Mainz des 11. Jahrhunderts

Tod oder Taufe - Die Kreuzfahrer am Rhein
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Main 1096: Ein christliches Kreuzfahrerheer macht die Städte entlang des MIttelrheins unsicher. Erst entging Speyer gerade noch der Katastrophe, dann traf es Worms und nun stehen die radikalen Christen ...

Main 1096: Ein christliches Kreuzfahrerheer macht die Städte entlang des MIttelrheins unsicher. Erst entging Speyer gerade noch der Katastrophe, dann traf es Worms und nun stehen die radikalen Christen vor den Toren von Mainz und verlangen Einlass. Sie haben es auf die jüdischen Einwohner:innen der Stadt abgesehen. Mit dem Schlachtruf "Tod oder Taufe" soll die Welt vom scheinbar Bösen gereinigt werden. Inmitten all des Chaos steht der Rabbi Chaim mit seiner Familie, der zusammen mit seinem besten Freund, dem Domdekan Raimund versucht die Welt wieder in ihre Fugen zu bringen, ohne dabei selbst unterzugehen.

Ich war wirklich gespannt auf das Buch, da mich das Thema der Judenverfolgung im Rheingebiet im Mittelalter schon als Kind interessiert hat. Folglich war ich wirklich gehypt, mir das Thema mittels eines hoffentlich spannenden Romans zu Gemüte zu führen. Hinsichtlich des Informationsgehalts wurde ich dann auch wirklich nicht enttäuscht. Man bekommt beim Lesen eine wahre Bandbreite an Informationen aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Bereichen. So bekommt man neben den historischen Hintergründen zu den antisemitischen Verbrechen auch wirklich viele Informationen zur damaligen Religionsphilosophie des Judentums und des Christentums. Abgesehen davon konnte mich auch der sprachliche Stil des Autors überzeugen. Diesen empfinde ich als für einen historischen Roman angemessen und passend, nicht zu verschachtelt. Allerdings arbeitet der Autor mit sehr kurzen Kapiteln, was mir nicht so gut gefällt, auch wenn sie den Spannungsbogen immer höher treiben und die Geschichte pushen. Ein weiterer Punkt, der mich an diesem Buch ein wenig gestört hat, ist, dass das ganze Buch über hin und wieder liternaihafte Gebetsphrasen Einzug in die Geschichte finden. Diese waren für einen Teil der Leserschaft sicherlich interessant, mich haben sie leider ein bisschen gelangweilt und im Lesefluss unterbrochen. Die Protagonist:innen haben mir trotzdem recht gut gefallen. Zwar wirklen Chaim und Raimund ein wenig aus der Zeit gefallen. Trotzdem gefallen mir die beiden mit ihrer sympathischen und reflektierten Art sehr gut.

Letztendlich hat mir die Geschichte trotzdem sehr gut gefallen und ich habe mich unterhalten und definitiv auch unterhalten gefühlt. Deshalb ist das Buch meiner Meinung nach eine große Empfehlung für alle, die sich für die jüdische Geschichte im Mittelalter interessieren.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Ein Werk, dass man zwar nicht gelesen haben muss, aber trotzdem sehr empfehlenswert ist.

Kabale und Liebe
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Ferdinand von Walter, ein stattlicher Major und Sohn eines Adeligen und hohen Hofbeamten eines Fürsten, verliebt sich unsterblich in die hübsche und reizende Luise. Doch es gibt ein großes Problem: Luise ...

Ferdinand von Walter, ein stattlicher Major und Sohn eines Adeligen und hohen Hofbeamten eines Fürsten, verliebt sich unsterblich in die hübsche und reizende Luise. Doch es gibt ein großes Problem: Luise ist als Tochter eines Hofmusikanten aus dem Bürgertum und die Beziehung wäre ein Skandal, würde sie an die Öffentlichkeit geraten. Als Ferdinands Vater dann trotzdem von der verbotenen Liebe erfährt ist er sehr erbost und schmiedet einen Plan, um die junge Liebe zu zerstören. Doch sein intrigantes Spiel droht ihm immer mehr aus den Fingern zu gleiten.

Wir mussten das Buch gerade in der Schule lesen, und dementsprechend waren die Erwartungen bei mir nicht gerade sehr hoch geschraubt. Aber ich wurde definitiv überrascht. Am meisten wohl von der Sprache und vom Stil. Ich hatte mir das ganze viel zäher und altertümlicher vorgestellt, als es letztendlich war. Zwar finden sich viele Begriffe und Satzkonstruktionen, die so heute niemand mehr sagen würde, und es gab viele Wörter in Französisch, wobei ich nur bei wenigen von ihnen nachschlagen musste, was sie bedeuten. Und doch kam ich locker flockig durch das Buch. Zwar gab es immer wieder mal Stellen die ich ein wenig langatmig fand, aber die konnten die Spannung und den Lesefluss im Gesamten nicht bremsen. Kritisch fand ich hingegen einige der Personen. Zwar sind meiner Meinung nach alle, angefangen bei der Dienerin Sophie bis hin zum hinterlistigen Wurm alle Charaktere sehr ausführlich ausgearbeitet und wirken auf mich sehr authentisch. Allerdings wurde ich mit keinem der beiden Hauptcharaktere richtig warm. Luise fand ich ein wenig langweilig und unbedacht, und Ferdinand war in meinen Augen unangenehm impulsiv, herrisch und gestelzt. Vollends begeistern konnte mich hingegen Lady Milford mit ihren interessanten Ansichten auf die Welt und ihren beiden komplett unterschiedlichen und gegensätzlichen Charakterzügen: Berechnung auf der einen und Mitgefühl auf der anderen Seite. Ich möchte zwar nicht das Ende verraten, doch dieses kam für mich nicht gerade überraschend. Da hätte sich Schiller damals meiner Meinung nach etwas anderes ausdenken können, auch wenn diese Form etwas zu Ende zu bringen in der damaligen Zeit hoch im Kurs stand.

Alles in Allem bietet das Stück das Drama, das es verspricht, ohne dass es zu viel des guten werden würde. Ich bin im Nachhinein wirklich überrascht, dass mir Schiller doch so gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Das wohl bekannteste bürgerliche Trauerspiel

Emilia Galotti
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Der Prinz hat ein Auge auf die bürgerliche Emilia Galotti geworfen, ohne zu ahnen, dass diese bereits vergeben ist. Dies erfährt er erst, als es schon fast zu spät ist. Es ist der Tag der Hochzeit zwischen ...

Der Prinz hat ein Auge auf die bürgerliche Emilia Galotti geworfen, ohne zu ahnen, dass diese bereits vergeben ist. Dies erfährt er erst, als es schon fast zu spät ist. Es ist der Tag der Hochzeit zwischen Emilia und dem ihr Angetrauten. Doch auf dem Weg zur Eheschließung fallen die beiden einem vom Prinzen inszenierten Komplott zum Opfer und Emilia Galottis Zukünftiger stirbt. Als Emilias Vater davon erfährt, beschließt er, den Prinzen zu ermorden, richtet letztendlich aber seine eigene Tochter, um deren Ehre zu schützen.

Von vorne herein sei gesagt, dass ich ein großer Fan des bürgerlichen Trauerspiels bin, auch wenn diese meist im 21. Jahrhundert ihre Aktualität verloren haben. Das merkt man auch sehr stark bei diesem Werk von Lessing. Rückwirkend mag "Emilia Galotti" in seiner Entstehungszeit, den 1770er Jahren als politisches Mittel im Kampf gegen die übermächtige Herrschaft der Fürsten und die damaligen Ständekonventionen gut funktioniert haben. Allerdings hat ein junges Mädchen, dass freiwillig den Tod wählt, damit ihre Jungfräulichkeit und ihre Ehre geschützt bleiben, nicht mehr viel mit der Realität zu tun. Trotzdem ist und bleibt das Trauerspiel spannend. Tragik und das Bewusstsein darüber, dass mindestens eine:r der Protagonist:innen am Ende den Freitod wählen wird, drängen dazu weiterzulesen. Auch kann mich Lessing mit seiner Sprache überzeugen. Die Dialoge wirken keineswegs angestaubt und veraltet und machen beim Lesen immer noch Spaß. Kritik muss ich allerdings auch an den Protagonist:innen, allen voran Emilia Galotti, üben. Diese sind in meinen Augen wahrlich keine Sympathieträger:innen. Emilia war mir zu naiv und obwohl sie klug und intelligent gewirkt hatte, konnte ich ihr Handeln nicht immer nachvollziehen. Im Übrigen muss ich sagen, dass mich das Werk von den Figuren und der Handlung sehr stark an "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller erinnert. Der Vater, der meint alles besser zu wissen, die naive Tochter und der böse Handlanger, der am Ende alle Schuld in die Schuhe geschoben bekommt.

Wie dem auch sei, habe ich mich gut unterhalten gefühlt und kann Lessings Werk von Herzen weiterempfehlen, da es einen anschaulichen Einblick in den Geist und das Denken des 18. Jahrhunderts gibt.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

gelungener Thriller

Das Therapiezimmer
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Der Psychotherapeut Sam zieht zusammen mit seiner Ehefrau Annie aus New York City fort in eine kleiner verschlafene Stadt im New Yorker Oberland. In dieser kleinen Stadt, in der Sam aufgewachsen ist, ...

Der Psychotherapeut Sam zieht zusammen mit seiner Ehefrau Annie aus New York City fort in eine kleiner verschlafene Stadt im New Yorker Oberland. In dieser kleinen Stadt, in der Sam aufgewachsen ist, arbeitet er alleine in seiner Privatpraxis mit fast ausschließlichen weiblichen Klient:innen. Doch etwas, was Sam nicht weiß, ist, dass sich im Eck seines Praxiszimmers ein Lüftungsschacht befindet, der geradewegs in das Zimmer im Sock darüber führt. Und schon bald lässt sich die erste Person am anderen Ende nieder, der Versuchung nicht widerstanden, nicht zu lauschen.

Meiner Erwartungen an das Buch waren eigentlich recht hoch. Ich erhoffte mir vom Stil und von der Spannung her ein Buch, ähnlich "Girl on the Train" von Paula Hawkins, also diese ruhige Beobachterin, die einen Vorfall mitbekommt und dabei selbst sich selbst ein wenig in den Verdacht rückt. Allerdings spielt im Buch dieser Lüftungsschacht zum Lauschen nicht diese große Rolle, die der Klappentext des Buches verspricht. Abgesehen davon, hat mir der Schreibstil des Buches recht gut gefallen. Kurz angebunden, rasant, Potential für einen Pageturner, als der sich der Thriller letztendlich dann auch herausstellt. Zwar geht die Geschichte im ersten Drittel noch recht ruhig los, doch dann jagt eine überraschende Wendung die nächste und die Spannung steigert sich bis zum Finale hin kontinuierlich an. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch der besondere Humor der Autorin, der mich schon auf den ersten Paar Seiten für das Buch begeistern konnte. Nicht ganz überzeugen konnten mich allerdings die Protagonist:innen. Zwar sind sie recht facettenreich gestaltet, vor allem auf psychologischer Ebene glänzen sie, allerdings blieben mir sie teilweise, obwohl ein Teil der Handlung aus der Sicht der Protagonisten geschildert wird, recht fremd. So konnte leider keiner der Protagonist:innen mich für sich gewinnen.

Nichts desto trotz konnte mich das Buch überzeugen und ich habe mich während des Lesens wirklich sehr gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 01.12.2021

Ein Roman mit Page-Turner-Potential

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Berlin in den 20er Jahren: Die geschiedene Rosalie Gräfenberg genießt ein glamouröses Leben zwischen Paris und Berlin. Sie ist unabhängig und abenteuerlustig, verdient sich ihr Geld mit Reisereportagen ...

Berlin in den 20er Jahren: Die geschiedene Rosalie Gräfenberg genießt ein glamouröses Leben zwischen Paris und Berlin. Sie ist unabhängig und abenteuerlustig, verdient sich ihr Geld mit Reisereportagen und Journalismus. Auf einer Gala in Berlin lernt sie Franz Ullstein, den Generaldirektor des großen Verlages, für den auch sie arbeitet, kennen. Franz Ullstein verliebt sich sofort in die intelligente Frau und schon bald macht ihr der um Jahre ältere Mann einen Heiratsantrag. Es scheint schon so, als würde Rosalie mit einer Traumhochzeit in die Ullstein-Familie einziehen, doch sie hat nicht mit den Verwandten ihres Mannes gerechnet. Diesen ist Rosalie ein Dorn im Auge und ihnen ist jede Intrige recht, um die Ehe des frisch vermählten Paares zu zerstören. Doch Rosalie lässt sich nicht unterkriegen und probt zusammen mit ihrer Freundin, der Autorin Vicky Baum und deren Tippfräulein Lilli den Aufstand.

Mit den 20er Jahren, Liebe und Intrigen scheint eine perfekt Mischung für einen spannenden und guten Unterhaltungsroman gegeben zu sein, und für mich hat das Buch gehalten, was Aufmachung und Klappentext versprechen. Der Schreibstil ist leicht, locker und zügig, perfekt für einen Pageturner. Zusätzlich hält die Geschichte einen mit einem sich immer weiter aufbauenden Spannungsbogen an der Stange, sodass die Seiten wirklich nur so fliegen. Insofern konnte auch ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Auch die Protagonisten konnten mich im Anbetracht dessen, was die Geschichte vorgibt zu sein, überzeugen können. Rosalie fand ich fantastisch. Mit ihrem willensstarken und freiheitsliebenden, gleichzeitig auch kompromisslosen Charakter hatte sie es schnell geschafft, mich für sich einzunehmen. Vicky Baum war als die wohlhabende Freundin gestaltet die sie ja auch ist und Lilli ist das typische Mädchen, ausgeschlossen aus vermögenden Kreisen, dass nach gesellschaftlichen Aufstieg strebt. Die beiden sind insgesamt also ein wenig klischeehaft, was mich allerdings nicht gestört hat. Hinsichtlich der historischen Hintergründe hätte ich mir teilweise ein wenig mehr erhofft. Zwar ist die Verknüpfung von Realität und Fiktion rund um den Ullstein-Verlag - hier klärt das Nachwort auch ausführlich auf - sehr gut gelungen und man bekommt einen tollen Abriss davon, wie es dort in den damaligen Zeiten zugegangen sein muss. Das Berlin der Goldenen Zwanziger wurde für mich allerdings nicht immer greifbar. Zwar wurden gesellschaftliches Leben und politische Umbrüche immer wieder kurz angerissen, allerdings hätte ich mir da wirklich mehr erhofft und andere Unterhaltungsromane, die zu dieser Zeit spielen, konnten mir in dieser Hinsicht definitiv mehr geben.

Nichts desto Trotz konnte mich das Buch wirklich mitreißen und ich kann es aus vollem Herzen weiterempfehlen, auch wenn es definitiv nicht den Geschmack von jedem und jeder trifft.

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