H wie Hoffnung
AlphabetDer Mörder Simon Austen sitzt nun schon seit einiger Zeit in einer Strafvollzugsanstalt ein. Hier beginnt er, sein Leben von Grund auf umzukrempeln, lehrt lesen und schreiben und holt den Schulabschluss ...
Der Mörder Simon Austen sitzt nun schon seit einiger Zeit in einer Strafvollzugsanstalt ein. Hier beginnt er, sein Leben von Grund auf umzukrempeln, lehrt lesen und schreiben und holt den Schulabschluss nach. Mit seinem neuen Wissen tastet sich Simon an die Welt außerhalb des Gefängnisses heran. Er beginnt Brieffreundschaften mit Frauen. Doch durch einen unglücklichen Zufall wird Simon aus seinem bisherigen Gefängnis nach Wentham verlegt. Dort beginnt er eine Therapie, durchbricht den monotonen Gefängnisalltag seiner bisherigen Einrichtung und macht Fortschritten hinsichtlich seines Gewissens zu seiner Tat.
Dieser Roman ist eindeutig nicht plotgetrieben sondern wächst mit seinem Hauptprotagonisten Stück für Stück mit. Denn Simon Austen, seine Geschichte, seine Empfindungen und seine Wahrnehmungen im britischen Strafvollzug der ausklingenden 80er sind es, die die Geschichte tragen. Die Autorin hat den Protagonisten derart realitätsnahe und vielschichtig gestaltet, dass es einem beim Lesen sehr schwer fällt, nicht sofort mit Neugierde, Empathie und abstandnehmender Befremdung gleichzeitig auf ihn zu reagieren. Denn er ist nicht durch und durch das, was wir als einen guten Menschen bezeichnen würden, und dennoch ein absoluter Sympathieträger, der uns das Leben und Denken nach einem Mord näher bringt. Und das ist es auch, was die Autorin ebenso gekonnt in ihren Roman mit einbaut. So werden ihren eigenen Erfahrungen als "Writer in Residence" im britischen Strafvollzug mit Simon Austen ein Gesicht gegeben, dass für die Unmenschlichkeit des ganzen Systems zu stehen scheint.
Ein Buch, dass einem wirklich im Gedächtnis bleibt und sowohl mit poetischer Sprache, als auch mit beeindruckender Bildgewalt zum Innehalten animiert. Eine absolute Leseempfehlung.