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Veröffentlicht am 26.10.2021

Kindliche Liebe wächst zu einem Wahn heran

Brief einer Unbekannten
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Ein Romanschriftsteller, erfolgreich in Beruf und mit den Frauen, kommt aus dem Urlaub zurück und findet einen Brief vor, ohne Namen, Absender oder Unterschrift. In ihm schüttet seine vermeintliche ehemalige ...

Ein Romanschriftsteller, erfolgreich in Beruf und mit den Frauen, kommt aus dem Urlaub zurück und findet einen Brief vor, ohne Namen, Absender oder Unterschrift. In ihm schüttet seine vermeintliche ehemalige Nachbarin ihm sein Herz aus, klagt ihn an, beschuldigt ihn als herzloses Monster.

Stefan Zweig hat mich auch hier weder von Sprache, noch von seinen eigentlich recht banalen Geschichten, die sich zu einem reißenden Strom verwandeln. Ich habe die Erzählung dann innerhalb weniger Stunden weggelesen und war von Seite zu Seite mehr gefesselt. Kurzum: sprachlich top, spannend und psychologisch wieder extrem interessant.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine bunte und gelungene Genremischung

Anarchie Déco
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1927 taucht ein neues Teilgebiet der Physik auf: die Magie. An vorderster Front steht die junge berliner Physikerin Nike Wehner und forscht zu diesem neuen Phänomen. Doch schon bald muss sie auch die Polizei ...

1927 taucht ein neues Teilgebiet der Physik auf: die Magie. An vorderster Front steht die junge berliner Physikerin Nike Wehner und forscht zu diesem neuen Phänomen. Doch schon bald muss sie auch die Polizei tatkräftig unterstützen, denn es häufen sich immer mehr mysteriöse Verbrechen, bei denen Magie zum Einsatz kommt, für die Polizei komplettes Neuland. Neben dem Kampf gegen eine Verschwörung muss Nike aber auch mit ihrem eigenen Leben, den gesellschaftlichen Zwängen entkommen, und versuchen, nicht in den politischen Wirren Berlins in den späten 20ern unterzugehen.

Eigentlich sind weder Fantasy, noch Krimi mein Genre, allerdings reizte mich dieses Buch, da sich einerseits die Kombination aus diesen beiden Genre spannend anhörte, und ich mich in das Berlin der 20er Jahre entführen lassen wollte. Nach dem Lesen kann ich allerdings sagen, dass dieses Buch nicht immer ist, was Klappentext und Cover versprechen. Wir haben hier eine sehr schöne Mischung aus den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen in den goldenen Zwanzigern, mit denen man aufgrund der gesellschaftlichen Hintergründe der Hauptprotagonistin unweigerlich konfrontiert wird, Urban Fantasy und einem Kriminalfall, der jedoch sehr schnell in eine Verschwörung ausartet. Gerade aber dieses Einfließen von gesellschaftsrelevanten und politischen Aspekten in die Geschichte haben mir besonders gut gefallen. Sie geben der Geschichte eine enorme Tiefe, die ich bei den bisherigen Fantasy-Büchern, die ich gelesen habe, in großen Teilen vermisste. Trotzdem kommen aber Magie und Verbrechensbekämpfung nicht zu knapp, eine ausgewogene Symbiose entsteht, in der sich diese drei verschiedenen Schwerpunkte immer wieder fließend abwechseln und so für einen angenehmen Fluss sorgen. Neben der Thematik der Geschichte konnte mich auch der Schreibstil für sich einnehmen. Bunt und facettenreich wird hier ein schönes Bild von Setting und Handlung gestaltet, das die Leser:innen wortgewandt durch die Geschichte führt. Bemerkenswert sind vor allem aber die Gestaltung von Setting und Protagonist:innen. Beides hat eine enorme Tiefe, bietet immer wieder neue Aspekte und erzeugt ein authentisches Lesegefühl. Vor allem schätze ich aber, dass die Protagonist:innen allesamt ein wenig aus der Norm fallen und deswegen für mich persönlich sehr nah an die Realität kommen. Äußerst interessant ist in meinen Augen, wie die Magie nicht als naturgegebenes Phänomen, dass sich schon immer im Bewusstsein der Menschen befunden hat, gestaltet wird, sondern die Protagonist:innen viel mehr im Gleichschritt mit den Leser:innen mehr und mehr über diese Erfahren, da die Magie in der Geschichte als physikalischen Phänomen angesetzt ist, also rational erklärt wird, wobei diese Erklärungsversuche in meinen Augen teilweise ein wenig hinken.

Alles in Allem bin ich von der Geschichte positiv überrascht und begeistert, auch wenn das Äußere des Buches etwas anderes versprochen hat, kann ich das Buch von ganzen Herzen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Aufstieg des Hauses Ronnefeldt

Die Teehändlerin
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Frankfurt 1838: Frederike ist vierfache Mutter und zufriedene Kaufmannsgattin. Hin und wieder gönnt sie sich ein wenig Zeit, um im Teeladen ihres Mannes mitzuhelfen. Ihr Mann Tobias hat neben dem Tee noch ...

Frankfurt 1838: Frederike ist vierfache Mutter und zufriedene Kaufmannsgattin. Hin und wieder gönnt sie sich ein wenig Zeit, um im Teeladen ihres Mannes mitzuhelfen. Ihr Mann Tobias hat neben dem Tee noch eine andere große Leidenschaft: Er forscht nach Pflanzen und Tieren und liebt es, auf Expeditionsreisen zu gehen. Und so verknüpft er beides bei einer mehrere Monate andauernden Expeditionsreise nach China, um dem Land das Geheimnis des Tees zu entlockend. Derweil muss Frederike immer mehr den Teehandel übernehmen, da der Prokurist, der von ihrem Mann vor seiner Abreise eingestellt wurde nicht ehrlich zu sein scheint, aber auch Frederike hat ein Geheimnis, dass ihre Standhaftigkeit ins Wanken bringen könnte.

Ich bin wirklich gut in das Buch eingestiegen. Der Schreibstil der Autorin spricht mich wirklich an: flott, unterhaltsam und atmosphärisch. Die Zeit des Biedermeiers, die aufkommende Industrialisierung und das städtische und gesellschaftliche Leben wird wirklich sehr gut beschrieben, nahbar und greifbar. Im Generellen ist das Setting sehr gut gestaltet. Man kann sich Frankfurt und die Gegenden darum sehr gut Vorstellen. Auch wird das Leben der Bürgerlichen Familie, die damaligen Gesellschaftlichen Konventionen sehr ausführlich dargestellt. Das Ringen zwischen liberalen, demokratischen Kräften und konservativen Befürwortern der Rekonstruktion, aber auch der damals herrschende Antisemitismus und das Rollenbild der Frau. In dieser Hinsicht greift die Autorin den Geist des Vormärz sehr gut auf. Äußerst spannend empfand ich es aber, wie das Geschäft des Teehandels abläuft. man bekommt einen sehr guten Einblick in die Welt des Handels in frühindustriellen Zeiten. Enorme Spannung boten aber Friederikes Geheimnisse und die Intrigen des Prokuristen, sowie die Expedition Tobis' nach China. Hier boten auch die historischen Hintergründe mit dem Opiumkrieg Britanniens einen geschichtlichen Mehrwert. Handlungstechnisch muss ich aber sagen, dass mich die Auflösung des Handlungsstranges rund um Feng recht enttäuscht hat. Die Auflösung der geheimen Identität Fengs ist für mich nicht schlüssig, wirkt abhackt und übertrieben gehetzt. da hätte die Autorin in meinen Augen auf den letzten Metern sich mehr Mühe geben können. Dies ist dann aber auch mein einziger Kritikpunkt, da mich die Protagonistinnen und Protagonisten wiederum voll und ganz überzeugt haben. Auch wenn ein Dualismus, eindeutig gute gegen eindeutig böse Personen, herrscht, sind diese facettenreich und umfangreich gestaltet. Hier konnte mich die Autorin wieder voll und ganz überzeugen.

So empfinde ich das Buch trotz dieses kleinen Mangels als lesenswert und gelungen. Ich bin schon wirklich auf die Fortsetzung gespannt.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein Roman mit Tiefe

Die Landkarte der Liebe
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Katies Schwester Mia hat Selbstmord begangen. Nach einer mehrwöchigen Reise stürzte sich die junge Frau auf Bali von einer Klippe. Katie, die nicht nachvollziehen kann, warum ihre Schwester das tat ist ...

Katies Schwester Mia hat Selbstmord begangen. Nach einer mehrwöchigen Reise stürzte sich die junge Frau auf Bali von einer Klippe. Katie, die nicht nachvollziehen kann, warum ihre Schwester das tat ist am Boden zerstört. Als letztes Erinnerungsstück an ihre geliebte Schwester bleibt ihr nur das Tagebuch, das diese auf ihrer Reise führte. Und so macht sich Katie auf, um den Stationen der Reise ihrer Schwester zu folgen. Um zu erleben, was diese in den letzten Monaten erlebt hat.

Am Anfang war es ein wenig schwierig, in die Geschichte hineinzukommen, da mir der Schreibstil nicht ganz so zugesagt hatte. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und dann wurde die Geschichte einfach wunderbar. Ich kann aber nicht genau sagen, was mich am Schreibstil gestört hat, denn dieser ist bunt, beschreibend und melodiös, eigentlich genau das, was ich an einem guten Schreibstil schätze. Die Autorin hat es geschafft, die Orte der Reise vor meinen Augen auferstehen zu lassen, wobei über der Geschichte aber ständig eine bedrohliche Atmosphäre hing. Ich tauchte also immer tiefer in die Geschichte ein und kam wirklich flott durchs Buch. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, wie wunderbar die Protagonisten gezeichnet sind. Katie war wirklich gut gezeichnet, facettenreich und vor allem wirklich sympathisch. Aber auch Mia wuchs einem wirklich ans Herz. Positiv überrascht hat mich aber, welche Tiefe die Geschichte hat, und wie sehr sie mir unter die Haut ging. Ich erwartete zwar keine leichte, kitschige Sommerromanze vorzufinden, aber dass ich dennoch so viel aus der Geschichte für mich selbst mitnehmen konnte, und in welchem Maß es mich zum nachdenken angeregt hatte, überraschte mich dennoch. Gut fand ich auch, dass die Geschichte keineswegs an den Haaren herbeigezogen oder auch nur ansatzweise übertrieben wirkte. Auch hier wahrt die Autorin ein gewisse Authentizität, die einem die Geschichte noch näher bringt. Schön fand ich auch, dass sich diese Authentizität bis zum Ende des Buches durchzog und auch das Ende nicht übertrieben wirkte. Es hat sich meiner Meinung nach gut in die Geschichte eingefügt und diese perfekt abgerundet.

Alles in Allem ist das Buch wirklich ausgezeichnet gelungen und ich bin mir sicher, dass ich noch andere Bücher der Autorin lesen werde. Da das Genre, aus dem das Buch stammt, eigentlich gar nicht so mein Geschmack ist, und ich es aber trotzdem geliebt habe, kann ich für die Geschichte nur eine ganz große Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Der Turm der Ketzerin
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Frankreich 1588: Der junge Pierre wurde im katholischen Glauben erzogen, um ihn vor religiöser Verfolgung zu bewahren. Doch nach Jahren erfährt er, dass er als Hugenotte geboren wurde. Magali, Pierres ...

Frankreich 1588: Der junge Pierre wurde im katholischen Glauben erzogen, um ihn vor religiöser Verfolgung zu bewahren. Doch nach Jahren erfährt er, dass er als Hugenotte geboren wurde. Magali, Pierres Schwester will dem Katholizismus die Treue halten, doch Pierre beschließt, zu seiner ursprünglichen Konfession zurückzukehren. Sein Glück scheint vollkommen, als er in La Rochelle die Liebe seines Lebens findet. Allerdings droht dieses Glück sehr schnell zu zerbrechen, denn nicht nur die immer noch anhaltenden erbitterten Glaubenskämpfe in Frankreich, sondern auch die strengen Sitten- und Moralvorstellungen der Familie seiner zukünftigen Braut könnten Pierres Höhenflug jäh beenden.

Da mich der erste Teil der Reihe so überzeugen konnte, habe ich den zweiten gleich nachdem ich den ersten beendet habe hintendrauf gelesen. Der zweite Teil der Reihe steht meiner Meinung nach dem ersten in fast nichts nach. Er ist ebenso spannend und angenehm zu lesen wie der erste. Gut fand ich dabei dass die wichtigen Dinge aus dem ersten Teil noch einmal erklärt wurden, sodass der zweite Teil auch unabhängig vom ersten gelesen werden kann. positiv überrascht haben mich diesmal die unerwarteten Wendungen, die sich über das komplette Buch verteilten. Allerdings muss ich sagen, dass mich der zweite Teil nicht in einem solchen Maße packen konnte, wie der erste. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt, denn die Spannung blieb auf einem ähnlich hohem Level, wie die im ersten Teil. Auch die Protagonisten sind ebenso gut und facettenreich gestaltet. Auch strotzt der zweite Teil vor interessanten Fakten über das 16. Jahrhundert in Frankreich.

Alles in Allem ist das Buch eine wirklich gute Fortsetzung von "Das Lied der Hugenotten" und wirklich empfehlenswert, auch wenn es mich leider nicht in einem so hohen Maße mitreisen konnte, wie der erste Teil der Reihe.

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