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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine starke Frau...

Die Rache der Duftnäherin
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Bremen, 14. Jahrhundert. Die Stadt hat mit den Nachwirkungen der Pest zu kämpfen, die Bevölkerung wurde dramatisch dezimiert. Nur zu gerne nimmt man daher Einwanderer aus Hoya auf und macht sie zu Bürgern. ...

Bremen, 14. Jahrhundert. Die Stadt hat mit den Nachwirkungen der Pest zu kämpfen, die Bevölkerung wurde dramatisch dezimiert. Nur zu gerne nimmt man daher Einwanderer aus Hoya auf und macht sie zu Bürgern. Doch die Hoyaer Grafen sehen diesen Verlust ihrer Leibeigenen nicht gerne und dementsprechend gibt es Kampf und Zwist.

Nur durch Zahlung einer immensen Summe können die Bremer eine Gruppe gefangengenommener Bürger wieder auslösen, doch nun steht die Stadt kurz vor dem Bankrott, ist man doch aus der Hanse ausgetreten und wollte das Glück auf eigene Faust versuchen.

Die "Duftnäherin" Anna von Goossen lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern im Haus des Großvaters Siegbert. Die von Goossens sind eines der reichsten Handelshäuser in Bremen und Großvater Siegbert hat auch großen politischen Einfluss. Man beschließt, die Handelssperre der Hanse zu umgehen und Geschäfte mit Brügge aufzunehmen. Zuerst scheint hier alles wunderbar zu verlaufen, doch dann geschieht etwas Schreckliches.

Und auch in Bremen selber passieren unheimliche Dinge. Menschen werden getötet und keiner weiß, wer dahintersteckt. Natürlich werden die Hoyaer verdächtigt, doch ist dieser naheliegende Verdacht wirklich richtig? Oder steckt vielmehr etwas ganz anderes hinter den Morden?

Das Buch ist die Fortsetzung von "Die Duftnäherin". Man kann diesen zweiten Band zwar ohne Vorkenntnisse lesen, doch einiges erschließt sich sicher besser, wenn man den Vorgänger kennt. Es sind eine ganze Reihe von Figuren, die der Leser sich merken muss und alle haben untereinander teilweise langjährigen Verbindungen und Beziehungen… ich rate daher dazu, die Bände in der chronologischen Reihenfolge zu lesen, man hat dann einfach mehr davon!

Aber auch so war es eine spannende und unterhaltsame Lektüre und ich werde Band 1 nun einfach demnächst einmal nachholen und mich ansonsten schon auf weitere Bücher von Autorin Caren Benedikt freuen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die australischen Schwestern - in Australien und Deutschland

Die australischen Schwestern
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In "Die Australierin" hat Autorin Ulrike Renk die Lebensgeschichte der Emilia Lessing erzählt, einer jungen Frau aus guten Hamburger Verhältnissen, die den Kapitän Carl Gotthold Lessing geheiratet hat, ...

In "Die Australierin" hat Autorin Ulrike Renk die Lebensgeschichte der Emilia Lessing erzählt, einer jungen Frau aus guten Hamburger Verhältnissen, die den Kapitän Carl Gotthold Lessing geheiratet hat, mit ihm jahrelang um die Welt gereist ist, bevor sie sich in Australien niedergelassen haben.

Die Fortsetzung erzählt nun die Geschichte von drei Enkelinnen Emilias. Emilias Tochter Minnie stirbt bei der Geburt ihres fünften Kindes. Die Großeltern wollen die Kinder bei sich aufnehmen und sich um ihre Erziehung kümmern, da der Vater Rudolf te Kloot dazu nicht in der Lage ist und auch nicht das Interesse an seinen Kindern zu haben scheint. Doch er besteht darauf, dass Carola, die älteste Tochter, nach Deutschland geschickt wird, um dort bei wohlhabenden Verwandten aufzuwachsen. Mina und Elsa, sowie die beiden kleinen Brüder, dürfen bei den Großeltern bleiben. Dementsprechend unterschiedlich verläuft der weitere Lebensweg der Schwestern. Carola ist zunächst totunglücklich darüber, dass sie von ihren Geschwistern und der ganzen Familie getrennt und nach Deutschland zu ihr völlig fremden Verwandten geschickt wird. Der Kontakt zur Familie in Australien droht einzuschlafen, doch die Schwestern schreiben einander jahrelang weiter, ihre Verbindung reißt nie ganz ab.

Auch das Leben von Elsa und Mina in Australien ist spannend, geht es auch nicht nur um die beiden, sondern um die Familie als ganzes. Wir lernen hier weitere Familienmitglieder besser kennen, insbesondere die vielen Tanten, die zeigen, wie unterschiedlich das Leben von Emilias Kindern verlaufen ist. Allen gemeinsam ist jedoch der Familienzusammenhalt, der immer durchscheint und der bei allen Schwierigkeiten und Streitereien nie ernsthaft in Gefahr ist.

Besonders faszinierend an diesem Buch ist das Nachwort, in dem die Autorin beschreibt, wie die Geschichte der Familien Lessing und te Kloot zu ihr kam. Denn das Leben der drei Schwestern hat sich Ulrike Renk nicht ausgedacht, sondern aus Briefen und sonstigen Dokumenten und Hinterlassenschaften zusammengesetzt, die ihr die Familie zur Verfügung gestellt hat. Die Lücken hat sie gekonnt und unterhaltsam mit eigener Phantasie gefüllt, so sind nicht alle Figuren historisch belegt und manche Episoden auch komplett erfunden, aber die gelungene Mischung macht das Buch für mich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis.

Am Ende ging es mir ein wenig zu schnell und schon war das Buch beendet, aber glücklicherweise soll es einen dritten Teil geben, so dass ich mich auf ein Wiedersehen freuen kann!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Deutsch-brasilianisches Familiengeheimnis

Die Lilie von Bela Vista
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Nach dem Tod ihrer Großtante Martha erhält Josie Zugang zu einem Bankschließfach. Dieses enthält ein altes Amethyst-Collier und ein Paar Ohrringe. Während ihr Lebensgefährte den Schmuck am liebsten schnellstmöglich ...

Nach dem Tod ihrer Großtante Martha erhält Josie Zugang zu einem Bankschließfach. Dieses enthält ein altes Amethyst-Collier und ein Paar Ohrringe. Während ihr Lebensgefährte den Schmuck am liebsten schnellstmöglich verkaufen möchte, um mit dem Geld endlich ein gemeinsames Eigenheim anzuzahlen, zögert Josie. Sie nimmt Kontakt zu einem Teil ihrer Familie auf, mit dem sie bisher nur wenig zu tun hatte. Ihre Verwandten führen einen Edelsteinhandel in Idar-Oberstein, wo Verarbeitung und Handel mit Edelsteinen eine lange Tradition haben. Sie wird herzlich aufgenommen und findet eine alte Freundin ihrer Tante. Diese beginnt, ihr die Geschichte von Marthas und Josies Vorfahrin Sophie zu erzählen, die das Familienunternehmen Mitte des 19. Jahrhunderts begründet hat. Sophies aufregende und erschütternde Lebensgeschichte rüttelt auch an Josies Weichenstellungen fürs Leben.

Ich lese sehr gerne Bücher, die eine Familiengeschichte auf mehreren Zeitebenen erzählen. Da ich schon „Die Glücksbäckerin von Long Island“ unglaublich gerne gelesen hatte, war klar, dass auch das neue Buch von Sylvia Lott auf meiner Wunschliste landet. Während das Cover eine heitere Geschichte verspricht, ist die Stimmung jedoch deutlich ernster und teilweise auch düsterer als im anderen Roman. Das ist keinesfalls negativ gemeint, man sollte sich nur vom Cover hier nicht täuschen lassen.

Sophies Lebensgeschichte ist hart und an vielen Stellen wirklich grausam. Als Leser rätselt man lange mit, wie aus dem lebensfrohen jungen Mädchen später einmal die knallharte und gefühltskalt wirkende Geschäftsfrau werden konnte. Ihre Geschichte breitet sich erst nach und nach vor dem Leser aus, immer mehr Puzzlestückchen kann man im Verlauf des Buches zusammensetzen, doch erst am Ende ergibt sich wirklich das ganze Bild.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich mit Josie nicht so wirklich warmgeworden bin. Aber es geht mir oft so, dass ich bei derartiger Lektüre eine Vorliebe für eine der beiden Zeitebenen entwickele und die andere es dann schwer hat. So war es auch hier, ich wollte in erster Linie wissen, wie es mit Sophie weitergeht und die Passagen um Josie herum waren da schmückendes Beiwerk, für mich aber gar nicht so unbedingt nötig, auch wenn ich sie durchaus gerne zwischendurch gelesen habe.

Ich habe viel gelernt während der Lektüre, nicht nur über Brasilien, sondern vor allem über den deutsch-brasilianischen Edelsteinhandel, der damals begründet wurde. Die Autorin schildert hier in vielen Dingen historische Fakten, die mir so bisher überhaupt kein Begriff waren. Auch über Edelsteine an sich kann man hier so einiges lernen und ich betrachte Schmuck nun teilweise mit ganz anderen Augen.

Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin und bin sehr gespannt, was für einer Geschichte sie sich als nächstes annehmen wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es wird immer spannender!

Imperium der Drachen - Kampf um Aidranon
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Nach dem spannenden Auftaktband "Das Blut des schwarzen Löwen" (Verdienter Gewinner des Deutschen Phantastik Preises 2015) geht "Imperium der Drachen" nun in die zweite Runde.

Iolan wird zum König gewählt ...

Nach dem spannenden Auftaktband "Das Blut des schwarzen Löwen" (Verdienter Gewinner des Deutschen Phantastik Preises 2015) geht "Imperium der Drachen" nun in die zweite Runde.

Iolan wird zum König gewählt und ist somit faktisch der mächtigste Mann im Cordurischen Reich. Doch schnell stellt er fest, dass er für einige seiner Ratgeber eine willkommene Marionette ist und dass sie glauben, mit dem unerfahrenen Fischersohn leichtes Spiel zu haben, um das Reich in ihrem Sinne zu lenken. Insbesondere der Quano und neue Erztheurg Urghaskar, der als einziger von Iolans wahrer Gestalt weiß, verfolgt seine eigenen Ziele. Iolan muss lernen, mit seiner neuen Macht umzugehen, seine wahren Freunde zu finden und zu lernen, wem er besser misstrauen sollte. Und als wäre das alles nicht schon schwierig genug, lauert im Hintergrund seines Wesens immer der Drache – doch vielleicht ist dies gar nicht unbedingt ein Nachteil?

Die Handlung ist wieder in mehrere Stränge aufgeteilt. Neben Iolans Entwicklung verfolgen wir auch die weitere Reise seines Bruders Markos und seiner Begleiter. Außerdem spielt auch Iolans Schwester Mirene in diesem Band eine größere Rolle und wird immer mehr zum Bindeglied zwischen Menschen und Quano, da sie sich mit deren Wesen und Philosophie beschäftigt und hier Grenzen überwindet, die bisher von allen als gegeben angenommen wurden.

Eigentlich müssten diese Bücher verfilmt werden! Schon der erste Teil war äußerst actionreich und spannend, der zweite Band setzt da meiner Meinung nach noch einen drauf. Viele Szenen waren dermaßen plastisch, dass vor meinem inneren Auge schon ein richtiger Film ablief – auf der Kinoleinwand stelle ich mir das großartig vor!
Neben der Action geht es hier aber auch und vor allem um die Entwicklung der Figuren. Während Markos schon im ersten Band recht reif und erwachsen war, sind es nun Mirene und vor allem natürlich Iolan, die sich weiterentwickeln. Insbesondere Iolan hat mich hier immer wieder positiv überrascht und ich habe seine Figur immer mehr ins Herz geschlossen. Mirene ist sowieso ein äußerst liebenswerter Charakter und ich habe bei ihr besonders mitgelitten.

Das Ende ist ein großartiger Zwischenschlusspunkt. Laut Autor ist es geplant, die Reihe in lose zusammenhängenden Zweiteilern weiterzuerzählen, hierfür müssen aber natürlich die Verkaufszahlen stimmen. Da bleibt mir also nur, eine absolute Kaufempfehlung auszusprechen und ich hoffe sehr, dass wir und bald wieder in Cordurien lesen werden!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Phantasievoller historischer Roman

Die Spionin des Königs
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Florentin von Rosenberg wird als Mädchen geboren – aber das wissen nur die Eltern und die Hebamme, denn mangels Stammhalter kommt der Vater auf eine verrückte Idee: er zieht das Mädchen als Jungen auf. ...

Florentin von Rosenberg wird als Mädchen geboren – aber das wissen nur die Eltern und die Hebamme, denn mangels Stammhalter kommt der Vater auf eine verrückte Idee: er zieht das Mädchen als Jungen auf. So lernt Florentin von kleinauf Reiten, Fechten und sich wie ein Junge zu benehmen. Lange Zeit ist dem Kind selbst nicht klar, dass es anders ist als die männlichen Spielkameraden. Florentin lernt einerseits bald zu schätzen, welche Freiheiten ihr das Leben als Mann bietet, insbesondere als sie am Schicksal ihrer geliebten Schwester miterleben muss, wie hilflos Frauen oft den Männern ausgeliefert sind. Andererseits bringt das ständige Versteckspiel Florentin auch immer in Bedrängnis und mehr als einmal muss sie sich entscheiden, was ihr wichtiger ist.

Irgendwann verlässt sie das väterliche Gut und landet durch Zufall am Hof des Preußenkönigs Friedrich II. Auch hier hält sie die Maskerade aufrecht und gelangt als junger Mann in den Vertrautenkreis des Königs. Damit bringt sie sich aber auch selbst immer mehr in Gefahr, denn das Leben am Königshof gleicht mit all seinen Intrigen und Ränkespielen einer Schlangengrube. Doch Florentin geht sogar noch weiter und lässt sich als Spion nach Russland an den Zarenhof schicken. Geschickt wechselt sie zwischen ihren Rollen hin und her und gelangt so an Informationen. Doch nicht nur die Politik wird ihr gefährlich, sondern auch ihr Herz! Wie wird sie sich nun entscheiden?

Ein wunderbar unterhaltsamer historischer Roman, der einerseits relativ eng an den geschichtlichen Fakten bleibt, wenn es zum Beispiel um den "alten Fritz" und die Zeit damals geht, zum anderen aber natürlich eine äußerst phantasievolle Geschichte in Form von Florentins Figur einbringt. Diese Kombination macht die Lektüre herrlich kurzweilig und die gut 600 Seiten verfliegen nur so.

Ich kannte die Autorin bisher nur aus dem Jugendbuchgenre, auch diese Bücher habe ich gerne gelesen, aber mit diesem historischen Roman hat sie mich noch weiter überzeugt und ich bin schon sehr gespannt auf jedes weitere neue Buch von ihr!