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Veröffentlicht am 15.09.2016

Feuer und Eis

Frostseelen
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Thea ist eine Feuermagierin, eine sogenannte Brennerin. Obwohl ihr Trieb bisher nie besonders stark war, ist sie ehrgeizig und meldet sich freiwillig früher zu den Abschlussprüfungen ihrer Akademie an, ...

Thea ist eine Feuermagierin, eine sogenannte Brennerin. Obwohl ihr Trieb bisher nie besonders stark war, ist sie ehrgeizig und meldet sich freiwillig früher zu den Abschlussprüfungen ihrer Akademie an, um danach in den Krieg gehen und ihrem Land Athosia im Kampf gegen die barbarischen Nørlande dienen zu können. Eine gewisse Rolle spielt bei ihrem Entschluss auch, dass ihr Verlobter Ian als Hauptmann ebenfalls bereits im Grenzgebiet stationiert ist. Theas beste (und einzige) Freundin Eleni wird als Heilerin ebenfalls mit in den Kampf ziehen.

Doch schon auf dem Weg an die Front geschehen merkwürdige Dinge und Thea hört erschreckende Nachrichten über eine grauenvolle Seuche, die sich im Kampfgebiet ausbreitet. Ein perfider Trick der Feinde, der außer Kontrolle geraten ist?
Im Grenzgebiet angekommen, überschlagen sich bald die Ereignisse und für Thea entwickelt sich alles auf höchst unerwartete Weise. Sie muss Dinge hinterfragen, auf die ihr bisheriges Leben aufgebaut war und kann nicht länger sicher sein, was sie glauben und wem sie vertrauen darf!

Autorin Natalie Speer (alias Christiane Spies) hat hier eine beeindruckende Welt geschaffen. Beim Lesen spürte man direkt die klirrende Kälte. Ich könnte mir das Buch auch hervorragend verfilmt vorstellen. Im Gegensatz zu vielen anderen High Fantasy Büchern, in denen man eine ganze Weile braucht, um die Welt und ihre Bewohner kennenzulernen, war ich hier direkt mittendrin. Es gibt nicht allzu viele besondere Wesen, und die verschiedenen Gruppierungen der Menschen sind schnell eingeordnet. Im weiteren Verlauf erfahren wir dann aber mehr über die Geschichte des Landes, die sich als äußerst komplex und spannend erweist.
Die Figuren sind gut gezeichnet. Mir hat besonders gefallen, dass keiner von ihnen perfekt ist, sie haben und machen alle ihre Fehler. Insbesondere Theas Freundin Eleni war für mich besonders spannend, da ich mich bei ihr mit einer Einschätzung wirklich schwergetan habe. Ian blieb für mich ein wenig blass, aber im Endeffekt spielt er auch nur eine Nebenrolle, wenn auch eine wichtige. Thea ist eine interessante Protagonistin, deren Verhalten glaubwürdig und nachvollziehbar ist. Wichtig finde ich, dass man ihre Entwicklung gut miterleben kann.

Die Handlung nimmt nach einem eher ruhigen Beginn zunehmend Fahrt auf und der Spannungslevel wird konstant hochgehalten, da sich manche Zusammenhänge wirklich erst ganz am Ende ergeben und so die offenen Fragen beantwortet werden. Die 560 Seiten verfliegen dadurch nur so!

Von mir deswegen eine absolute Leseempfehlung!

Im Rahmen einer Leserunde hat die Autorin verraten, dass es weitere Bücher geben wird, die in dieser Welt spielen werden, die Geschichte hier ist aber in sich abgeschlossen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vielseitiges und spannendes Buch über ein düsteres Kapitel der Ravensburger Geschichte

Feuerrot
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Ravensburg, Ende des 15. Jahrhunderts.

Die junge Magdalene, genannt Madda, arbeitet als Magd im Haus der Kaufmannsfamilie Humpis. Somit ist sie den größten Teil der Woche dort bei der Arbeit, nur am Sonntag ...

Ravensburg, Ende des 15. Jahrhunderts.

Die junge Magdalene, genannt Madda, arbeitet als Magd im Haus der Kaufmannsfamilie Humpis. Somit ist sie den größten Teil der Woche dort bei der Arbeit, nur am Sonntag bekommt sie Ausgang und kann ihre Familie in der Unterstadt besuchen.
Als sie gerade auf dem Weg dorthin zu ihrer kranken kleinen Schwester ist, wird sie Zeugin, wie ein fremder Mönch in die Stadt einzieht. Noch weiß sie nicht, welches Unheil dieser Mann über die Stadt bringen wird, handelt es sich bei ihm doch um den berüchtigten Inquisitor Heinrich Kramer. Gleichzeitig trifft noch ein anderer Gast in der Stadt und bei den Humpis ein, der Sohn italienischer Geschäftsfreunde, der das Leben der Familie und Maddas ebenfalls gehörig durcheinanderbringen wird.

Nina Blazon schreibt sonst meist Jugendfantasy, aber auch mit diesem realistischen historischen Jugendroman konnte sie mich wieder absolut überzeugen.

Zu Beginn hatte ich etwas noch Schwierigkeiten, die Personen und ihre Verhältnisse untereinander einzuordnen, gerade bei der Familie Humpis. Als ich das aber einmal durchschaut hatte, ging es problemlos weiter.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, zum einen natürlich aus der von Madda, aber auch andere Figuren kommen zu Wort, so Beno, der Enkel des alten Onofrius Humpis ebenso wie Elisabeth, die Nichte von Onofrius‘ zweiter Frau. So ist der Leser aus unterschiedlichen Blickwinkeln dabei und bekommt verschiedene Einblicke, die sich zu einem spannenden Gesamtbild zusammensetzen. Auch die Liebe kommt übrigens nicht zu kurz!

Über die Inquisition am Bodensee hatte ich schon einmal einen Roman gelesen und war damals schon schockiert über den Irrglauben der damaligen Zeit und vor allem über die grauenvollen Methoden, bei denen Verdächtigen ja praktisch nichts anderes übrig blieb, als alles zuzugeben, was ihnen unterstellt wurde.

Hier handelt es sich zwar um ein Jugendbuch, die Schilderungen sind aber nicht weniger drastisch. Auch wenn die Folterungen nicht bis ins letzte Detail beschrieben werden, reichen die Beschreibungen definitiv aus, um sich das Grauen vorstellen zu können. Auch die psychologische Seite wird gut dargestellt, vom Denunziantentum der Mitbürger über die Tricks in den Prozessen bis hin zur Hilflosigkeit der Angeklagten.

Ein vielseitiges und spannendes Buch über ein düsteres Kapitel der Ravensburger Geschichte!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Geschichte, Ende aber zu konstruiert

Das Seehaus
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Ich lese sehr gerne Bücher über Familiengeheimnisse, die auf zwei Zeitebenen spielen. Erstaunlicherweise habe ich aber noch nie etwas von Kate Morton gelesen, was ich nun mit dem aktuellen Buch endlich ...

Ich lese sehr gerne Bücher über Familiengeheimnisse, die auf zwei Zeitebenen spielen. Erstaunlicherweise habe ich aber noch nie etwas von Kate Morton gelesen, was ich nun mit dem aktuellen Buch endlich einmal ändern konnte.

Sadie ist Polizistin in London. Bei ihrem letzten Fall hat sie sich zu sehr in eine Theorie verbissen, hat die nötige Distanz zu den Beteiligten verloren und stand kurz vor einer Suspendierung. Um dem zuvorzukommen, nimmt sie Urlaub und besucht ihren Vater, der vor kurzem nach Cornwall gezogen ist. Wirklich zur Ruhe kommt sie dort allerdings nicht. Bei ihren Streifzügen entdeckt sie eines Tages ein verlassenes Herrenhaus, wunderschön gelegen an einem See, in einem großen Park.
Sadie beginnt nachzuforschen, was es mit dem Anwesen auf sich hat.

Die zweite Handlungsebene spielt größtenteils in den 30er Jahren und schildert das Leben der Familie Edevane, die damals in dem Haus am See gelebt hat und die von einer schrecklichen Katastrophe erschüttert wurden.
Für den Leser enthüllt sich ganz langsam eine spannende Geschichte voller dramatischer Geheimnisse. In der Vergangenheitshandlung gibt es immer wieder kleinere Zeitsprünge, so dass wir miterleben, wie die junge Eleanor vor dem Ersten Weltkrieg ihren Mann kennenlernte, wie sie eine Familie gründeten und nach Cornwall zogen. Viele der dann folgenden Ereignisse erleben wir dann aus der Perspektive ihrer Tochter Alice ganz direkt mit.

Sehr geschickt baut die Autorin die Geschichte auf, legt immer wieder falsche Spuren und schickt den Leser gekonnt in die Irre. So suggeriert sie dem Leser immer wieder, dass sich etwas in bestimmter Weise abgespielt hätte, um später mit einer ganz anderen Auflösung anzukommen, bei der man aber immer zugeben muss, dass die erste eigene Interpretation eben nicht wirklich belegt war und es auch ganz andere Möglichkeiten gegeben hat.
So bleibt das Spannungslevel nach einem eher gemächlichen Beginn dann bis zum Ende hoch und ich mochte das Buch kaum aus den Händen legen. Durch die vielen Personen und Details und die ganzen Verwicklungen ist es auch empfehlenswert, das Buch möglichst in einem Rutsch zu lesen und nicht zu lange Pausen zu machen, schnell besteht sonst die Gefahr, den Faden zu verlieren.

Der Schluss war mir dann aber doch etwas zu konstruiert, zu viel des Guten. Die Autorin strapaziert den Zufall hier dann doch zu sehr, hier wäre für mich weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eigentlich gut - bis auf das Ende

Broken
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Der 17jährigen Matheo ist ein Ausnahmesportler. Schon in seinem jungen Alter ist er einer der besten Turmspringer der Welt. In einem guten Jahr stehen die Olympischen Spiele an und Matheo muss härter trainieren ...

Der 17jährigen Matheo ist ein Ausnahmesportler. Schon in seinem jungen Alter ist er einer der besten Turmspringer der Welt. In einem guten Jahr stehen die Olympischen Spiele an und Matheo muss härter trainieren als je zuvor. Seine Eltern und sein Trainer treiben ihn ziemlich an. Viel Zeit für normale Teenager-Dinge bleibt ihm somit nicht. Doch er hat gute Freunde und vor allem seine Freundin Lola. Die beiden sind total verliebt und sehr glücklich miteinander. Bei Lola und ihrem unkonventionellen Vater fühlt Matt sich wohl, herrscht dort doch eine ganz andere Atmosphäre als in seinem unterkühlten Elternhaus.

Doch dann geschieht etwas Schreckliches. Als Matheo von einem Wettkampf nachhause zurückkehrt, hat sich sein Leben völlig verändert.
Wer die Buchbeschreibung auf amazon gelesen hat, weiß schon, was geschehen ist. Ich persönlich finde es schade, dass hier so entscheidende Details vorab schon verraten werden, andererseits muss ich zugeben, dass mich die Beschreibung auch neugierig gemacht hatte.
Im Buch selbst ist lange unklar, was denn nun geschehen ist. Matt wacht am Morgen auf, sein Zimmer ist verwüstet und er halt Prellungen und Verletzungen am ganzen Körper, weiß aber nicht, wie es dazu gekommen ist. Er ist total verunsichert und verhält sich seinen Freunden und Lola gegenüber entsprechend merkwürdig. Als die Erinnerung zurückkommt, wird es noch schlimmer.

Zu Beginn gibt die Autorin ihren Figuren viel Raum, führt sie ausgiebig ein und es passiert erstmal nicht viel, bis zu besagtem Ereignis. Wirklich Spannung kam für mich aber auch dann nicht auf, da ich durch die Buchbeschreibung eben schon wusste, was geschehen ist. Ein bisschen Rätselraten gab es noch über die Frage, wer ihm das angetan hat, aber auch hier sind die Hinweise dermaßen offensichtlich, dass es schnell klar war.

Gut dargestellt fand ich aber Matts Umgang mit diesem Ereignis, seine Hilf- und Sprachlosigkeit, sein Unvermögen, sich anderen mitzuteilen, seine Verzweiflung und seinen Selbsthass. Hier legt die Autorin viel Wert auf die Schilderung von Emotionen und das gelingt ihr meiner Meinung nach auch gut, für mich las es sich alles sehr glaubwürdig und authentisch.

Dementsprechend gefiel mir das Buch trotz fehlender Spannung eigentlich gut – bis zum Ende! Hier habe ich mich dann aber richtiggehend über das Buch geärgert, die gewählte Lösung zum Schluss kann ich überhaupt nicht nachvollziehen und finde sie, gerade in einem Jugendbuch, auch nicht gut.

Insgesamt hat mir das Ende leider das ganze Buch ziemlich vermiest, weswegen ich mich mit der Bewertung wirklich schwertue.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ruhig erzählter Kriminalroman über Rache, Schuld und Vergeltung

Die Schattenbucht
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Ina Bartholdy ist Psychologin und hat aktuell gleich zwei schwierige Fälle. Die Bäckersfrau Marlene Adamski hat ohne ersichtlichen Grund versucht, sich umzubringen, indem sie von ihrem Balkon sprang. Ina ...

Ina Bartholdy ist Psychologin und hat aktuell gleich zwei schwierige Fälle. Die Bäckersfrau Marlene Adamski hat ohne ersichtlichen Grund versucht, sich umzubringen, indem sie von ihrem Balkon sprang. Ina tappt im Dunklen. Marlene scheint eine glückliche Ehe zu führen, ihre Bäckerei läuft gut, sie ist beliebt und engagiert in ihrer Gemeinde. Was hat diese allseits beliebte Frau zu einem Selbstmordversuch getrieben?
Außerdem betreut Ina den Teenager Christopher, dessen Mutter vor einiger Zeit spurlos verschwunden ist. Hat sein Vater etwas mit ihrem Verschwinden zu tun?
Als dann auch noch Inas Tochter Stefanie unerwartet bei ihrer Mutter auftaucht, wird auch Inas Privatleben ziemlich aufgemischt.

Die ersten beiden Romane des Autors hatten mich sehr schnell gefesselt, hier brauchte ich ein paar Seiten länger, bis für mich wirklich Spannung aufkam. Auch vermisste ich zu Beginn die besondere Atmosphäre, die mir in „Das Nebelhaus“ und „Das Küstengrab“ so gut gefallen hatten. Auch dieses Buch spielt wieder an der mecklenburgischen Küste, aber eigentlich spielt die Gegend diesmal keine große Rolle. Das Buch steigerte sich im weiteren Verlaf aber zum Glück immer mehr, die Spannung stieg und nach und nach fügten sich die verschiedenen Handlungsstränge zusammen und ergaben ein erstes Bild, bei dem aber noch viele Puzzlestückchen fehlten.

Als Leser erfährt man zwar schon recht früh von Ereignissen, die sich in der näheren Vergangenheit im Umfeld der Adamskis abgespielt haben und wie es dazu kam. Wohin das alles führte und wie es mit den heutigen Geschehnissen zusammenhängt, ergibt sich dann aber erst langsam und bis zum Ende kann der Autor noch mit einigen Überraschungen aufwarten, die mich schließlich ziemlich fassungslos zurückließen!

Ein ruhig erzählter Kriminalroman über Rache, Schuld und Vergeltung sowie die Eigendynamik, die manche Entscheidungen entwickeln können!