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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

Mäßig unterhaltsam

Die Salzpiratin
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Traunsee, im Jahr 950. Ursel wächst als Tochter des Gutsbesitzers Reinhart auf, dessen Aufgabe es ist, am Traunsee dafür zu sorgen, dass die mit Salz beladenen Schiffe nicht von Piraten aus den umliegenden ...

Traunsee, im Jahr 950. Ursel wächst als Tochter des Gutsbesitzers Reinhart auf, dessen Aufgabe es ist, am Traunsee dafür zu sorgen, dass die mit Salz beladenen Schiffe nicht von Piraten aus den umliegenden Wäldern angegriffen und ausgeraubt werden. Seit vielen Jahren erfüllt Reinhart diese Aufgabe zur Zufriedenheit und sein Hof ist zu einem kleinen Dorf angewachsen.

Doch dem Grafen Wilhelm von Chiemgau ist dies ein Dorn im Auge, er will nicht weiter für den Schutz zahlen. Während eines Gewitters hat er eine Vision, die ihm ein Kloster an der Stelle von Reinharts Dorf zeigt. Wilhelm zögert nicht lange und lässt das Dorf von Söldnern dem Erdboden gleich machen. Alle werden umgebracht, kein Zeuge der Bluttat darf überleben.

Ursel kann dem Gemetzel durch einen Zufall entkommen. Dass auch einer ihrer Brüder überlebt hat, weiß sie nicht. Als Junge verkleidet, schließt sie sich den Salzpiraten an und hofft auf eine Gelegenheit zur Rache.
Als die Piraten nach einem erneuten Überfall ausgerechnet den Schreiber und Buchhalter des Grafen als Geisel nehmen können, wird ihre Tarnung auf eine harte Probe gestellt.

Das Buch war durchaus unterhaltsam, hatte aber auch seine Längen und einige Lücken in Handlung und Logik. Vieles war mir auch einfach zu vorhersehbar und so fehlte es mir leider doch immer wieder an Spannung. Durch den leicht lesbaren Schreibstil der Autorin war das Buch letztlich schnell gelesen, aber als besonderes Highlight wird es mir nicht in Erinnerung bleiben.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Die Reformation kommt nach Köln

Die Reformatorin von Köln
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Köln, Anfang des 16. Jahrhunderts, zu Beginn der Reformation. Jonatas Bruder Lucas ist tot und sie und ihr Vater sind in tiefer Trauer. Wie soll es nun weitergehen mit der Brauerei, die Lucas doch hätte ...

Köln, Anfang des 16. Jahrhunderts, zu Beginn der Reformation. Jonatas Bruder Lucas ist tot und sie und ihr Vater sind in tiefer Trauer. Wie soll es nun weitergehen mit der Brauerei, die Lucas doch hätte übernehmen sollen? Jonatas anderer Bruder Enderlin ist schon seit Jahren Mönch in einem Dominikanerkloster und entsagt der Welt außerhalb der Klostermauern so weit wie möglich.

Jonata wird von ihrem Vater mit einer Geschäftsreise nach Sachsen beauftragt, um dort Hopfen einzukaufen. Auf dem Weg dorthin hört sie das erste Mal von Martin Luther und seinen Thesen. Jonata beginnt, an dem zu zweifeln, was sie bisher von der Kirche und ihren Vertretern gehört hat. Ist der Ablassbrief, den sie für teures Geld gekauft hat, etwa doch kein Garant dafür, dass ihr geliebter Bruder nicht im Fegefeuer schmoren muss? Reicht es, aufrichtig zu bereuen, um ganz ohne Ablass von seinen Sünden befreit zu werden? Jonata fühlt die Richtigkeit dieser revolutionären Gedanken und will Luthers Schriften auch nach Köln bringen, um sie dort zu verbreiten. Unterstützung findet sie in dem jungen Drucker Simon von Werden, dessen Vater gerade gestorben ist und der nun mit einer schrecklichen Enthüllung zurechtkommen muss, die ihn und seinen Bruder zu entzweien droht.

Doch die Kirche sieht in Luther einen Ketzer, seine Schriften, Gedanken und Unterstützer müssen unter allen Umständen bekämpft werden. Ausgerechnet Enderlin wird von seinem Prior damit beauftragt, Köln rein davon zu halten! Wird er in seinem fanatischen Glauben auch vor seiner eigenen Schwester nicht Halt machen?

Einerseits hat mich das Buch ganz gut unterhalten, andererseits fand ich doch auch so einiges nicht schlüssig und somit etwas unglaubwürdig. Das fängt schon damit an, dass der Vater Jonata auf diese Reise schickt, wo er ihr als Frau doch eigentlich nicht wirklich viel zutraut. Dann war mir das ganze hinundher rund um Simon, seinen Bruder und die Druckerei einfach zu viel, auch wenn ich die Informationen zum Druckwesen an sich durchaus interessant fand.

Gut beschrieben fand ich den revolutionären Einfluss von Luthers Gedanken und Schriften, ebenso natürlich die Reaktion der Kirche, die ihre Einnahmen aus dem höchst einträglichen Ablasshandel dahinschwinden sah. Weniger glaubwürdig war für mich Enderlin, der sich mehr als einmal eher tollpatschig verhält und irgendwie keine gerade Linie findet. Er tat mir beinahe schon leid.

Insgesamt zog sich die Handlung für mich an vielen Stellen ziemlich. Die Autorin hat zwar einen gut zu lesenden Schreibstil, aber das konnte die Längen nicht immer wettmachen.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Zu viel Genre-Mix

Badisches Wiegenlied
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Offenburg, im Jahr 1847. In ganz Baden brodelt es, die Menschen wollen Demokratie und eine Revolution rückt in greifbare Nähe. Mittendrin befindet sich die junge Anna, die selbst zwar eher zurückhaltend ...

Offenburg, im Jahr 1847. In ganz Baden brodelt es, die Menschen wollen Demokratie und eine Revolution rückt in greifbare Nähe. Mittendrin befindet sich die junge Anna, die selbst zwar eher zurückhaltend in politischen Dingen ist, durch ihren Bruder Franz und ihre beste Freundin Luise ist sie aber doch ganz nah dran am Geschehen.

Doch in Offenburg geht gleichzeitig mit dem Geist der Revolution auch noch ein ganz realer Schatten um: ein Mörder, der jungen Männern die Kehle durchschneidet! Und auch hier sind Anna und Luise immer wieder viel zu dicht dabei!

Leider konnte mich das Buch nicht so richtig überzeugen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, die Autorin konnte sich nicht entscheiden, ob sie nun einen historischen Roman über die badische Revolution, eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund dieser Zeit oder einen historischen Krimi schreiben will. Herausgekommen ist eine Mischung aus diesen Zutaten, die mich dann leider so gar nicht fesseln konnte.

Die historischen Ereignisse werden sehr detailreich erzählt und so verliert sich die Handlung für mich in diesen Abschnitten in der leider eher trockenen Fülle der beschriebenen Personen, Orte und Geschehnisse. Die eingebundene Liebesgeschichte kommt erst recht spät in Schwung, auch wenn natürlich von Anfang an klar ist, wer sich da zu wem hingezogen fühlen wird. Damit hätte ich mich noch anfreunden können, aber ein völliger Fremdkörper in der Handlung blieben für mich die Mordfälle, die immer mal wieder eingestreut werden. Einen Verdächtigen hatte ich hier recht bald, die Auflösung gab mir bei der Person auch recht, das Motiv bleibt aber sehr dünn und damit kann auch dieser Teil der Handlung einfach nicht überzeugen.

Insgesamt daher für mich leider kein besonderes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Familiengeschichte vor charmanter Kulisse

Ein geschenkter Anfang
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Mit nur 56 Jahren ist Lou gestorben, nachdem sie an Demenz erkrankt war. Sie hinterlässt ihren Ehemann Jo, ihre beiden erwachsenen Kinder Cyrian und Sarah sowie die beiden Enkelinnen Pomme und Charlotte. ...

Mit nur 56 Jahren ist Lou gestorben, nachdem sie an Demenz erkrankt war. Sie hinterlässt ihren Ehemann Jo, ihre beiden erwachsenen Kinder Cyrian und Sarah sowie die beiden Enkelinnen Pomme und Charlotte. Die Familie ist ziemlich auseinandergebrochen. Sarah leidet unter einer unheilbaren Krankheit, ist deswegen einmal schrecklich enttäuscht worden und will sich nie wieder ernsthaft auf jemanden einlassen. Cyrian hat 2 Töchter von 2 verschiedenen Frauen, seine Ehe ist nicht besonders glücklich. Das Verhältnis zwischen Cyrian und seinem Vater Jo ist ziemlich distanziert.

Als der Notar bei der Testamentsverlesung einen Brief von Lou vorliest, in dem sie ihrem Mann vorwirft, sie betrogen zu haben, wird es zwischen Jo und Cyrian noch schwieriger. Doch Cyrian weiß nicht, was im zweiten Teil des Briefes stand, den der Notar nur Jo allein vorliest. Darin gibt Lou ihrem Mann eine Aufgabe: er soll dafür sorgen, dass ihre Kinder glücklich werden. Denn Lou hat offensichtlich erkannt, dass sie das nicht sind. Obwohl Jo sich einerseits sehr über diesen dummen Streich seiner verstorbenen Frau ärgert, ist es andererseits auch eine Aufgabe, die ihm Halt gibt und ihn von seiner Trauer ablenkt. Denn Sarah und Cyrian dürfen nichts davon wissen und Jo muss sich nun einiges einfallen lassen.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und hatte anfangs einige Probleme mit den vielen verschiedenen Perspektiven. Denn die Geschichte wird aus den Blickwinkeln aller Familienmitglieder erzählt, selbst Lou kommt von dem „Ort, an den wir alle einmal gehen“, zu Wort. Der Sprecher spricht sie alle gleich, aufgrund der Vielzahl wäre es wahrscheinlich auch schwierig, jedem eine eigene Stimme beziehungsweise Betonung zu geben. Es ist also wichtig, auf die jeweilige Überschrift zu achten, wer denn nun gerade erzählt.

Es ist eine Familiengeschichte, die sich langsam entfaltet und entwickelt. Große Spannung habe ich beim Hören nicht empfunden, aber dennoch hat mich die Geschichte gut unterhalten und ich war neugierig, was für Geheimnisse in dieser Familie so verborgen sind. Die eine oder andere Figur weiß dann auch tatsächlich noch zu überraschen.

Insgesamt eine hübsche Familiengeschichte voller wunderschöner Sätze vor der charmanten Kulisse einer kleinen bretonischen Insel.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Heitere Geschichte mit ernsten Untertönen

Die Wolkenfischerin
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Claire Durant lebt in Berlin und arbeitet für eine Gourmet-Zeitschrift. Als geborene Französin mit entsprechendem Hintergrund, Stil und Charme ist sie ja geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Doch ...

Claire Durant lebt in Berlin und arbeitet für eine Gourmet-Zeitschrift. Als geborene Französin mit entsprechendem Hintergrund, Stil und Charme ist sie ja geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Doch Claire hat bei ihrer Herkunft ein bisschen gemogelt. Weder ist sie geborene Pariserin, noch hat sie Kunstgeschichte studiert, wie in ihrem Lebenslauf angegeben, nicht einmal ihr Name stimmt!

Ihr Lügengebäude droht aufzufliegen, als ihre Mutter einen Unfall hat und mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben muss und sie Claire darum bittet, nachhause zu fahren und sich um ihre Schwester zu kümmern. Claire wird somit gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, die sie vor vielen Jahren komplett hinter sich gelassen hat. Dennoch fährt sie heim in die Bretagne und wird dort wieder zu Gwenaelle. Dort wird die ganze Sache noch komplizierter, denn ihr Chef Sebastian hat sich ausgerechnet Claires Heimatort Moguériec für seinen Urlaub ausgesucht!

Da ich Klappentexte meist meide oder sie schon lange vor der eigentlichen Lektüre mal überflogen habe, habe ich ein paar Seiten gebraucht, bis ich die zwei Handlungsebenen übereinanderlegen konnte. Dann war aber schnell klar, wie Gwenaelle und Claire zusammenhängen. Nach und nach zeigt sich, wie aus dem Mädchen Gwenaelle aus dem kleinen Nest in der Bretagne die weltgewandte Pariserin Claire werden konnte.
Doch kann das funktionieren, die eigene Vergangenheit und Herkunft so komplett hinter sich zu lassen, ja zu verleugnen? Für Claire hat es viele Jahre funktioniert, doch nun muss sie sich alldem stellen. Welche Folgen wird das wohl für sie haben?

Es war mein erstes Buch der Autorin, aber sich nicht das letzte! Schreibstil und auch Handlung haben mir großen Spaß gemacht. Ganz ernst darf man die Geschichte vielleicht nicht nehmen, an einigen Stellen ist manches überspitzt dargestellt und würde (hoffentlich!) so in der Realität wohl nicht passieren – aber gerade diese Szenen fand ich höchst amüsant! Ich bin absolut keine Romantikerin und lese auch eher selten Liebesromane. Hier habe ich eine Ausnahme gemacht und bin froh darüber! Die Liebesgeschichte spielt natürlich eine wichtige Rolle, aber vielmehr geht es um Claire und ihre Entwicklung. Die Bretagne ist außerdem natürlich eine wunderbare Kulisse für eine derartige Geschichte und das Buch macht somit direkt Lust, den nächsten Urlaub zu buchen!