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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2017

Cooler Katalog

Rüstung & Robe
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"Rüstung und Robe" ist der Katalog einer Ausstellung, die im Sommer 2009 im Basler Museum Tinguely zu sehen war. Gezeigt wurden darin mittelalterliche Defensivwaffen (von Kettenhemden über einzelne Rüstungsteile ...

"Rüstung und Robe" ist der Katalog einer Ausstellung, die im Sommer 2009 im Basler Museum Tinguely zu sehen war. Gezeigt wurden darin mittelalterliche Defensivwaffen (von Kettenhemden über einzelne Rüstungsteile hin zu kompletten Kampfkürissen), kontrastiert mit Roben und opulenten Abendkleidern des italienischen Star-Modedesigners Roberto Capucci.

Die Ausstellung selber war schon großartig - aber der Katalog ist auch nicht von schlechten Eltern. Zum einen ist er charakterisiert durch wunderschöne, großformatige und meistenteils farbige Fotos, sowohl von den Rüstungen als auch von den Kleidern.

Zum andern gibt es zahlreiche hochwertige Aufsätze über die in der Ausstellung behandelten Themen. Auch Sachen, die in der Ausstellung nur am Rand behandelt wurden, werden thematisiert, unter anderem die Werke des expressionistischen Künstlers Oskar Schlemmer (z. B. das "Triadische Ballett") oder die Metallskulpturen des Schweizer Kunstschmiedes Daniel Spoeri.

Insgesamt also ein toller, informativer und schön anzusehender Katalog zu einer einmaligen Ausstellung.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Großartiges Titelbild, der Rest ist Müll

Seelenfresser
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Ich bin durch Zufall auf dieses Buch gekommen; als ich es zum ersten Mal gesehen habe, beeindruckte mich das Profilfoto einer sehr hübschen Frau auf dem Titelbild, sodass ich es mir gleich gekauft habe.

Wie ...

Ich bin durch Zufall auf dieses Buch gekommen; als ich es zum ersten Mal gesehen habe, beeindruckte mich das Profilfoto einer sehr hübschen Frau auf dem Titelbild, sodass ich es mir gleich gekauft habe.

Wie auf dem Klappentext ja ersichtlich ist, geht es um einen Horrorroman mit klar erkennbaren erotischen Elementen. Wenn man das Buch gelesen hat, wird man aber feststellen, dass es sich eher um einen Porno mit zwischendurch eingestreuten Elementen gewaltiger Geschmacklosigkeit (durchmischt mit Klischees) handelt. Angst oder sogar Horror habe ich an keiner einzigen Stelle des Buches verspürt.

Die pornographischen Elemente überwiegen insgesamt sehr deutlich: Bereits auf den ersten Seiten geht es deftig zur Sache; auch später werden sexuelle Praktiken in aller Klarheit und sehr explizit geschildert: Die dabei gebrauchten Beschreibungen sind von ihrer Qualität her so primitiv, dass es mich persönlich an Pornos erinnerte, die früher Mitschüler von mir auf Bänke oder in Schulbücher hineingekritzelt hatten: Auf Seite 125 etwa: "Sie zog ihre Schamlippen mit Daumen und Zeigefinger auseinander... Sie stöhnte, gab animalische Laute von sich..." So in etwa geht es die ganzen dreihundertfünfig Seiten lang.

Und jedes, wirklich jedes Klischee wird bedient (Gääähn!): Der Rektor, der in seinem Büro einer unanständigen Englischlehrerin (natürlich mit Hornbrille! Ach weh! Ach Gott! ) den Po versohlt, die College-Schülerinnen, die mit lesbischer Liebe experimentieren, die rachegierige Ehefrau, die ihren Mann fesselt und ihn mit ihren schmutzigen Höschen knebelt - und über allem thront die dämonisch schöne und dämonisch böse, vamp-artige junge Frau, die den Leuten ihre Seele klaut (was sonst) und Mitschülerinnen zu abartigen Spielchen zwingt: "Ich will, dass du auf Händen und Knien zu mir kriechst. Und dann will ich, dass du mir die Füße küsst" (S. 181).

Der einzige Unterhaltungswert des Schinkens besteht in seiner unfreiwilligen Komik, etwa wenn zwei Jungs, Kelsey und Michael, sich über die Dämonin (Myra) unterhalten: "Myra ist so was wie eine Inkarnation des Bösen, stimmt's?" (S. 71). Sorry, aber an der Stelle gab's für mich kein Halten mehr, da musste ich einfach schallend losbrüllen vor Lachen.

Na ja, insgesamt: Wer einen etwas abartigen, mit Gewaltelementen durchsetzten Porno sucht, der ist hier definitiv richtig: Um sich selbst sexuell zu erregen, dürfte das "Werk" durchaus geeignet sein. Wer aber einen Horror-Roman sucht und Angst haben will - der lasse lieber die Finger davon. Ein Buch, von dem man die Welt besser verschont hätte.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Großartiges Standardwerk

Für die Freiheit sterben
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Bereits im Jahr 1988 erschien James M. McPhersons Buch "Battle cry of freedom", das im Jahr 1992 erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurde - unter dem Titel "Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des ...

Bereits im Jahr 1988 erschien James M. McPhersons Buch "Battle cry of freedom", das im Jahr 1992 erstmals auf Deutsch veröffentlicht wurde - unter dem Titel "Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges". Behandelt wird dabei jene gewaltige Auseinandersetzung, die unter anderem in Fernsehserien wie "Fackeln im Sturm" oder in Büchern wie "Die älteste noch lebende Rebellenwitwe erzählt" thematisiert wurde.

Es handelt sich um ein Standardwerk zur Epoche des amerikanischen Bürgerkrieges, das beinahe monumentale Ausmaße besitzt. Von 1003 Seiten sind allerdings nur 848 Seiten tatsächlich Text, der Rest besteht aus Anmerkungen, einem kleinen, mehrseitigen Teil mit Kurzbiographien der wichtigsten Generale und Politiker des Krieges und einer Zeittafel. Im Text integriert sind einige Karten und eine kleine Sektion mit Schwarzweiß-Fotos, unter anderem von Jefferson "Jeff" Davis oder Robert E. Lee.

Zum Geschichtswerk selber kann nur eines gesagt werden: Wahnsinn. In einem weitgespannten Bogen, der beim amerikanisch-mexikanischen Krieg in den 1840-er Jahren (u. a. Schlacht bei Cherubusco) beginnt, erzählt McPherson die Ursachen, Hintergründe, den Verlauf und das Ende des Krieges. Politik, Gesellschaftsbetrachtung und Militärhistorie halten sich hierbei die Waage.

Am besten liest sich das Buch, wenn man begleitend dazu gleich noch Der Amerikanische Bürgerkrieg. Soldaten, Generäle, Schlachten von William C. Davis liest. Jeder, der sich für den Bürgerkrieg interessiert, sollte aber auf jeden Fall McPhersons Publikation als Standardwerk gelesen haben.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Großartig

Menschenjagd – Running Man
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Stephen King verfasste im Jahre 1982 unter dem Pseudonym "Richard Bachmann" den Science-Fiction-Thriller "Menschenjagd", der später unter anderen mit Arnold Schwarzenegger verfilmt wurde.

Schauplatz des ...

Stephen King verfasste im Jahre 1982 unter dem Pseudonym "Richard Bachmann" den Science-Fiction-Thriller "Menschenjagd", der später unter anderen mit Arnold Schwarzenegger verfilmt wurde.

Schauplatz des Geschehens: Die Vereinigten Staaten - in der Zukunft. Einer verflucht düsteren, dystopischen Zukunft, charakterisiert von riesigen Slums, Großstädten, der Allgegenwart des Massenkonsums und des Menschenhandels. Um seine kleine Familie weiterhin ernähren zu können, bewirbt sich ein unbedeutender Angestellter namens Ben Richards als "Running man": In einer Show, in der es darum geht, vermeintliche Kriminelle aufzuspüren, soll er als Gesuchter, Gejagter, Gehetzter dienen. Die Jäger sind dabei das ganze Fernsehpublikum - also alle zusehenden Menschen der USA...

Der Thriller ist um einige Stufen härter und brutaler als die anderen Bücher Richard Bachmanns, unter anderem Amok. Roman. oder Todesmarsch. In "Menschenjagd" geht es weniger um psychologische Spielchen oder Subtilitäten - hier wird viel mehr Kleinholz gemacht. Das Tempo der Jagd ist hoch, die Jäger sind unerbittlich, doch Ben Richards erweist sich als erfindungsreich, listig und obendrein als jemand, der seine Haut mitunter sehr teuer verkauft.

Zusammenfassend: Eine knallharte Story voller Einfallsreichtum und mit viel Action. Prima auch zum "zwischendurch"-Lesen geeignet, denn mit seinem Umfang von etwas mehr als zweihundertfünfzig Seiten hat man es schnell durch.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Der junge King - ein Genuss

Carrie
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Der ursprüngliche Roman "Carrie" umfasste immerhin 98 Seiten und landete in Kings Papierkorb; nach einiger Zeit enschloss er sich dann aber doch dazu, das Buch zu publizieren (nach einigen Modifikationen ...

Der ursprüngliche Roman "Carrie" umfasste immerhin 98 Seiten und landete in Kings Papierkorb; nach einiger Zeit enschloss er sich dann aber doch dazu, das Buch zu publizieren (nach einigen Modifikationen und Ergänzungen). Es wurde sein erster großer Romanerfolg.

Die Story ist fast schon klassisch: Ein junges, von ihrer fanatisch-religiösen Mutter tyrannisiertes Mädchen namens Carrie entdeckt ihre telepathischen (bzw. telekinetischen) Kräfte und beginnt, es ihren Mitschülern heimzuzahlen. Jahre der Pein und der öffentlichen Demütigungen hat sie ertragen müssen - doch nun dreht sie den Spieß um...

Unendliches Mitleid empfindet man beim Lesen für die junge Carrietta, die von allen gehasst und geschmäht wird (heute würde man dazu wahrscheinlich "Mobbing" sagen). Insbesondere die ersten Szenen sind demütigend und frustrierend (ganz besonders die berühmte "Duschszene"). Da die anderen Hauptfiguren nicht besonders sympathisch sind, freut man sich fast ein wenig, wenn Carrie mit ihren Racheaktionen beginnnt.

Das Schönste an dem Buch ist aber fast, dass es so wunderbar kurz ist. Der junge Stephen King neigte nicht besonders zur Länge, sondern mochte lieber noch kleine, novellenartige Werke - bevor er dann später zu seinen ausufernden Monumentalwerken überging, die dann - leider - vielfach an Qualität vermissen lassen und nur noch durch Quantität glänzen. Aber "Carrie" ist dahingehend wunderbar: Es ist kurz, spannend und - eigentlich heute schon - ein Klassiker.