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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2017

Sensibel, aber erschütternd

Vom Himmel auf Erden
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Christoph Josef Ahlers und Michael Lissek legten mit "Himmel auf Erden, Hölle im Kopf" (gebundene Ausgabe) oder "Vom Himmel auf Erden" (Taschenbuchausgabe) ein sehr sensibles, kluges und intelligentes, ...

Christoph Josef Ahlers und Michael Lissek legten mit "Himmel auf Erden, Hölle im Kopf" (gebundene Ausgabe) oder "Vom Himmel auf Erden" (Taschenbuchausgabe) ein sehr sensibles, kluges und intelligentes, aber fast ebenso erschütterndes Werk über die menschliche Sexualität, vor allem über ihre Probleme und Abgründe vor.

Das Buch – knappe 440 Seiten dick – thematisiert beinahe alle derzeitigen Tendenzen und Strömungen, die auf dem Gebiet der Sexualentwicklung greifbar sind, von Internetpornographie über sexuelle Lustlosigkeit, Erektions- und Lubrikationsstörungen bis hin zu störenden oder sogar gefährlichen Abweichungen (Pädophilie etwa).

Das Werk ist in einem populärwissenschaftlich-journalistischen Stil gschrieben, diesbezüglich aber auf einem sehr hohen Niveau. Ich musste mehrfach in Fremdwörterlexika nachsehen, da mir nicht jeder verwendete Begriff auch geläufig war. Jedoch ist das Buch immer verständlich, es gab nichts, was komplett unzugänglich gewesen wäre.

Hinsichtlich der Thematik zieht sich eines wie ein roter Faden durch alle Schilderungen: Ahlers begreift Sexualität in erster Linie als einen Kommuikationsprozess, der mehr oder weniger gut funktioniert oder eben auch gestört ist. Auf dieser Basis entwickelt er seine Therapie- und Erklärungsmodelle. Meiner Ansicht nach ist auch dies sehr plausibel.

Ein sehr wichtiges, sensibel geschriebenes, aufgrund der zahlreichen Beschreibungen sexueller Störungen und Abirrungen aber auch sehr erschütterndes Buch.

Veröffentlicht am 05.03.2017

Prachtvolle Edition eines Meisterwerkes

Faust
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„Faust“ – erster und zweiter Teil gehört zu den Werken der deutschen Literatur, die man gelesen (und am Besten auch im Theater gesehen) haben muss. Mit dieser wundervollen Edition liegt nun eine dem Meisterwerk ...

„Faust“ – erster und zweiter Teil gehört zu den Werken der deutschen Literatur, die man gelesen (und am Besten auch im Theater gesehen) haben muss. Mit dieser wundervollen Edition liegt nun eine dem Meisterwerk würdigen Ausgabe vor.

Zum Stück selbst braucht man, glaube ich, wenig zu sagen: Die Geschichte des nach Erfüllung und Zufriedenheit Suchenden, der sein Heil zunächst in Gelehrsamkeit und Intellektualität sucht, der aber, nachdem er vom Teufel verführt wurde, beginnt, auch andere Dinge auszuprobieren: Die Liebe, sexuelle Orgien auf dem Blocksberg beim Hexensabbat, Duelle in dunklen Gassen und Zechgelage – all dies im ersten Teil, im zweiten wird’s dann noch toller und bunter, hier kommt die Politik in’s Spiel. Für mich ein großartiges Meisterwerk der Weltliteratur, das wie kein anderes den menschlichen Konflikt, die Suche nach Glück und innerer Ruhe portraitiert. Noch dazu in derart wundervollem Deutsch geschrieben – einfach Klasse!

Diese Edition ist meiner Ansicht nach absolut großartig und diesem Klassiker mehr als angemessen! ;)

Veröffentlicht am 26.02.2017

Guter Überblick!

Hitlers militärische Elite
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Das Buch "Hitlers militärische Elite. 68 Lebensläufe" wurde zwar von Gerd Ueberschär herausgegeben; mitgewirkt haben aber auch viele weitere nahmhafte Historiker aus Deutschland, Großbritannien und den ...

Das Buch "Hitlers militärische Elite. 68 Lebensläufe" wurde zwar von Gerd Ueberschär herausgegeben; mitgewirkt haben aber auch viele weitere nahmhafte Historiker aus Deutschland, Großbritannien und den USA (z. B. Gene Mueller, Friedrich-Christian Stahl, Sir David Fraser etc. etc.).

Nach einem Vorwort Ueberschärs werden in dem Buch schließlich nacheinander 68 Generale, Admirale sowie ranghohe Ärzte, Richter und SS- Männer beschrieben, die in der Wehrmacht Führungspositionen einnahmen. Unter ihnen befinden sich sowohl die bekannten, in unzähligen Fernsehdokumentationen und Filmen thematisierten Offiziere wie zum Beispiel Erwin Rommel (Chef des deutschen Afrika- Korps), Erich von Manstein (Eroberer von Sewastopol), Friedrich Paulus (Verlierer von Stalingrad), Walter Model (Hitlers Feuerwehrmann) oder Kurt Zeitzler (Oberkommandierender des Unternehmens "Zitadelle" im Jahre 1943), als auch Leute, deren Lebensläufe und Verstrickungen in das nationalsozialistische Terrorregime bisher nur wenig in der Öffentlichkeit publik gemacht worden war, wie zum Beispiel Karl von Roques (Chef der Sicherungsdivisionen im rückwärtigen Frontbereich der Heeresgruppe Süd/ Russland) oder Paul Hausser, der die Waffen-SS zu dem machte, was sie war: Eine rücksichtlos und brutal kämpfende, menschenverachtende militärische Elitetruppe. Die Lebensläufe sind zwar, insgesamt gesehen, relativ kurz, dafür aber reich an Informationen und nützlichen Fakten zum Verständnis. Zwei weitere Aufsätze bedeutender Historiker runden die Zusammenstellung ab.

Eines muss aber dennoch in aller Deutlichkeit betont werden: Das Buch eignet sich NICHT für Leute ohne Vorwissen. Viele Dinge, gerade bezüglich des genauen Kriegsverlaufes oder der operativ- strategischen Herangehensweise der deutschen Wehrmacht beispielsweise an den Feldzug im Osten, werden von den Autoren vorausgesetzt. Das Buch kann daher nur all jenen als Lektüre empfohlen werden, die bereits mindestens Grundkenntnisse zur Geschichte der deutschen Wehrmacht gesammelt haben.

Insgesamt aber ein absolut großartiges Buch! Für Interessierte mit Grundkenntnissen klar zu empfehlen.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Lustiger Karriere-Planer

Ritter
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Nachdem ich im Jahr 2010 bereits den entsprechenden Karriereführer für eine mögliche Anstellung in der römischen Armee gelesen hatte ("Legionär in der römischen Armee: Der ultimative Karriereführer") und ...

Nachdem ich im Jahr 2010 bereits den entsprechenden Karriereführer für eine mögliche Anstellung in der römischen Armee gelesen hatte ("Legionär in der römischen Armee: Der ultimative Karriereführer") und ihn sehr gut fand, musste das Pendant für das Mittelalter natürlich auch angeschafft werden. Ich muss allerdings sagen, dass ich die WBG-Ausgabe besitze und nicht diese hier; sie unterscheidet sich in Bezug auf das Format und das Titelbild ein wenig, weicht aber vom Inhalt, soweit ich weiß, nicht ab.

Tatsache ist aber: Wenn man Ritter werden will - mit diesem Handbuch wird es auf jeden Fall klappen.
Man lernt:
Den charakteristischen Werdegang und die Anforderungen an einen zukünftigen Ritter;
Die Auswahl der Ausrüstung (Rüstung, Waffen, Sattel, Kleidung);
Die höfischen Verhaltensregeln, vor allem gegenüber Damen;
Die genauen Vorgehensweisen bei Feldschlachten, Turnieren und Belagerungen.

Da sich der Autor stets an historisch erwiesene Wahrheiten und Lehrmeinungen hält und seinen Text mit sehr vielen wissenswerten Informationen aus der Geschichte gewürzt hat, ist die Lektüre des Handbuches auch ungemein informativ.

Ein sehr schönes, lustiges und lehrreiches Buch.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Nichts Neues

Red Sky
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Nate Southard ist, wie im kleinen Anhang des Buches zu lesen ist, so etwas wie der aufstrebende Stern am Himmel der US-Horror-Romanautoren.

Im Mittelpunkt der Handlung von "Red sky" steht Danny Black, ...

Nate Southard ist, wie im kleinen Anhang des Buches zu lesen ist, so etwas wie der aufstrebende Stern am Himmel der US-Horror-Romanautoren.

Im Mittelpunkt der Handlung von "Red sky" steht Danny Black, Bankräuber, samt seiner Gang. Nach einem gescheiterten Raubüberfall fliehen sie nach New Mexico und verstecken sich in einem verlassenen Fabrikgebäude in der Wüste. Doch (oh Wunder!) sie sind nicht allein...

Von der Aufmachung her ist das Buch schon mal toll: Gruseliges Titelbild, gutes Papier, angenehmes Layout. Auch die kurze Inhaltsangabe auf dem Buchrücken lässt dem Horror-Fan das Wasser im Munde zusammen laufen und ich persönlich hatte einen mordsmäßigen Appetit auf die Story.

Die wiederum ist unglaublich altbacken. Keine einzige Innovation findet sich hier; statt dessen werden altbekannte Horrorklischées zusammengemixt und zu einer Story aneinandergebastelt, die dem Leser furchtbar bekannt vorkommt. Auf Seite 198 begegnet folgender Satz: Ich hab sowas bislang nur in Horrorfilmen im Spätprogramm gesehen." Und genau das denkt man dann, wenn man Red sky" liest: Genau - sämtliche Ideen, die dem Buch zugrunde liegen, sind nicht neu und daher auch kaum zugkräftig. Die einzige, wirklich tolle Sache fand ich, dass Sothard ein Opfer des Stockholm-Syndroms ("Mel" und ihr Bewacher "Nelson") wirklich sehr glaubwürdig und realistisch herüberbringt.

Die Liste der Negativpunkte geht aber noch weiter: Die Handlung weist auch erstaunlich viele logische Schwächen und Inkonsequenzen auf. Ich möchte an dieser Stelle aber nichts weiter von der Handlung verraten, deswegen sage ich nur: Jedem, der dieses Buch liest, werden diese Schwächen auffallen.

Der Stil des Werks, garniert mit unglaublich vielen Fäkalausdrücken und Gossenslang sorgt dann aber letzten Endes doch für ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen, trotzdem ich persönlich mir mehr erhofft hätte. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was der große Meister höchstpersönlich (H. P. Lovecraft) aus diesem Plot für eine meisterliche Story gemacht hätte - aber so werden's halt nur zwei Sterne.