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Veröffentlicht am 23.09.2017

Unglaubwürdige Altmänner-Phantasie

Der Preis, den man zahlt
2

Das war wohl nichts. Ich hatte mich auf einen spannenden Roman über die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges gefreut, Spannendes lese ich ohnehin gerne, historische Romane auch und der Spanische Bürgerkrieg ...

Das war wohl nichts. Ich hatte mich auf einen spannenden Roman über die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges gefreut, Spannendes lese ich ohnehin gerne, historische Romane auch und der Spanische Bürgerkrieg ist bei mir mit vielen Lücken durchsetzt , Guernica, Wem die Stunde schlägt, Hemingway und andere Sympathisanten, lange Franco-Herrschaft, Nazis waren auch 'mal dort, das war’s fast.

Die Hauptperson ist Lorenzo Falcó (der Nachname ist auch der Titel des Originals; ich vermute eine Änderung wegen des im deutschsprachigen Raumes bekannten Sängers aus Österreich mit der Betonung auf der anderen Silbe). Falcó nun arbeitet für den Geheimdienstes SNIO, auf Seiten des Franco-Regimes, als „Müllabfuhr“. Er ist kein Überzeugungstäter, eher war es die Seite, die ihn zuerst gefragt hat. Sein Verhalten ähnelt dem Männerbild der ersten James Bond – Filme: gepflegt ins Casino, im Smoking geraucht und getrunken, eine Frau „klar gemacht“ für die schnelle Nummer und irgendwo für eine Tötung gesorgt. Nur: die Welt hat sich doch irgendwie ein wenig geändert. Ja, das Buch ist 1936 angesiedelt, aber warum deshalb der Protagonist die Züge einer Männerphantasie von 1954 tragen soll, ist mir schleierhaft.

Überhaupt, Männerphantasie: da geht er unaufgefordert einer Frau ins Schlafzimmer hinterher und küsst sie. Sie langt ihm eine. Er hält sie fest, sie wehrt sich. Natürlich nicht lange – denn Frauen meinen doch immer „Ja“, wenn sie „Nein“ sagen, oder? Und vor dem „richtigen Mann“ schmilzt doch jede, oder? Ich brauche jetzt wirklich keine „political correctness“, aber das ist doch einen Tick zu viel.

Und überhaupt, die innere Logik. Warum Falcó tut, was er tut, erschloss sich mir lange nicht. Überzeugung? Nein. Dann müsste es Geld sein. Wohl auch nicht. Adrenalinjunkie, suggeriert der Text, als er endlich Fahrt aufnimmt, gut nach der Mitte. Spannend wird es, spät, glaubwürdiger nicht. Da lässt Falcó Kameraden, Menschen, die er mag oder eher bemitleidet, über die Wupper gehen, schämt sich sogar dabei – und eine Person will er plötzlich retten, warum? Weil er sein Herz entdeckt? Der Wandel ist für mich nicht logisch. Dazu überziehen den Roman noch Details wie aus dem Schundroman, welche Feuerzeugmarke, welcher Schneider usw. Im Film müsste „finanziert durch Product Placement“ da stehen, hier wirkt es einfach völlig überzogen. Und gefangene Frauen wurden natürlich vorher vergewaltigt – ja, ich weiß, das geschah – aber irgendwie wirkt es, als wollte man auch nichts auslassen. Und die Katze springt nicht auf Blofelds Schoß, sondern auf den des Admirals, aber so klar sind hier ja Gut und Böse nicht unterschieden.

1 1/2 Sterne jetzt schlicht nur, weil die Grammatik o.k. ist (auch wenn niemand das spanische clandestino mit klandestin, sondern mit heimlich übersetzen sollte; im Deutschen sind das unterschiedliche Sprachniveaus) und das Buch hochwertig aufgemacht ist. Lesen muss man das nicht.

Veröffentlicht am 03.01.2021

Absolut nicht für heutige Kinder - eher historisch interessant

Professors Zwillinge / Professors Zwillinge Bubi und Mädi
1

„Bubi und Mädi sind Zwillinge. Wißt ihr, was das ist?“ So beginnt das erste Kapitel des ersten Bandes von insgesamt fünf Bänden.

Ausnahmsweise nehme ich hier einen Teil meines Fazits vorweg:
Dem 1923 ...

„Bubi und Mädi sind Zwillinge. Wißt ihr, was das ist?“ So beginnt das erste Kapitel des ersten Bandes von insgesamt fünf Bänden.

Ausnahmsweise nehme ich hier einen Teil meines Fazits vorweg:
Dem 1923 veröffentlichten Buch merkt man das Alter an. Die Rollenbilder wirken doch arg traditionell – wenn auch nicht gleich zu Beginn des Buches. Zur damaligen Zeit dürften sich nicht wirklich sehr viele jüngere Kinder in dem Lebensstil der Protagonisten wiedergefunden haben – aber vermutlich doch jene, deren Eltern sich den Erwerb von Büchern leisten konnten: Das Milieu ist das gehobene Bildungsbürgertum, es gibt ein Kindermädchen, eine Köchin.

Bubi und Mädi sind Zwillinge und einander innig zugetan. Die Kleinen wachsen wohlbehütet auf im Berlin zwischen den beiden Weltkriegen, wo Vater Paul Winter als Professor an der Sternwarte beschäftigt ist. Die Namen für die Kleinen sind der Herkunft der Mutter aus Süddeutschland geschuldet als „Allgemeinbegriff“ für einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen; eigentlich heißen die beiden Herbert und Suse und werden am ersten November fünf Jahre alt werden.
Die Eltern der Mutter „Fränzl“ leben in Freiburg. Auch Opapa ist Professor, die „große Omama“ wird im Verlauf der Geschichte mit allen den fünfzigsten Geburtstag feiern. Des Vaters Mutter ist wohl Witwe, die „kleine Omama“ wohnt in Berlin mit Hund Prinz. Beide Berliner Haushalte haben Telefone! Zum Haushalt der Familie gehören noch Kinderfrau „Frau Annchen“, die mit beiden Kindern in einem Raum schläft, und Köchin Fräulein Minna (für die Kleinen „Minnachen“). Das Buch begleitet die Kleinkinder durch Sommertage voller Spiele und häufigem Unfug, sogar eine große Reise mit einigen persönlichen Reifungserlebnissen werden sie unternehmen.

Uff. Vorweg, bei uns wurden fast alle Bücher meiner Mutter und ihrer Mutter aufgehoben, und fielen so zwingend irgendwann auch in die Hände meiner Büchersucht. Dazu gehörte auch die „Nesthäkchen“-Reihe von Else Ury, die auch Autorin dieser unbekannteren Reihe war – wenn ich mich richtig erinnere, bekam ich die Zwillinge-Bände selbst, als sie vermutlich in den späten Siebzigern/frühen Achtzigern als Sonderausgabe unserer lokalen Zeitung im Angebot waren. Die meisten Ury-Romane gehören wie beispielsweise auch „Der Trotzkopf“ von Emmy von Rhoden oder die „Pucki“-Reihe von Magda Trott zu den „Backfisch-Romanen“ mit einem sehr traditionellen Mädchen- und Familienbild und begleiten häufig die erwünschte Reifung von durchaus eigenständigen, ambitionierten, auch trotzigen jungen Mädchen in die gesellschaftlichen Normen der Zeit, meist in Ehe mündend unter Aufgabe eigener Ambitionen.

Insofern: ich würde dieses Buch keinem heutigen Kind schenken; es ist eher historisch interessant. Dazu später.

Positiv fällt zu Beginn gar kein Klischee auf: Bubi und Mädi tragen identische Spielkittel, haben die gleichen Kurzhaarfrisuren und spielen gemeinsam. Bubi wünscht sich gar das Schleifchen, das Mädi gelegentlich ins Haar gebunden wird, und spielt gerne mit ihrem Puppenwagen – wenn auch in wilder Fahrt. Mädi hingegen mag Bubis Schaukelpferd „Braunchen“ lieber als ihre Puppen oder deren Wagen, und beide Kinder sind recht wehrhaft gegenüber anderen in der Sandkiste.

Was mich eher nervt, ist die extrem Kleinkind-hafte Sprache: „Mutti sagt, wir sind gansch gleich alt, darum sind wir Schwillinge.“ (Mädi) oder oder „Ich war son groß, wie Mädi noch so klein war, darum muß ich doch viel mehr alt sein.“ (Bubi) – diese wird bis zum Ende durchgehalten und dürfte selbst-lesenden Kinder schlicht nicht mehr genügen. Dazu werden auch die Spielzeuge oder Tiere als Handelnde gesehen, so dass sich die Puppen häufig über die Vernachlässigung durch Mädi beschweren oder Bubi eine Traumreise durch das Fernrohr des Vaters unternimmt. Dazu passt auch die direkte Ansprache durch die Autorin wie im ersten Satz – allenthalben eher für Kinder im Vorschulalter zum Vorlesen. Früher.

Wenn man das genannte ignoriert und weiterliest, kommt man aber über weitere Stolpersteine: ich habe aufgehört zu zählen, wie oft der 4-jährige Bubi nicht weint, weil ein Mann das halt nicht tut. Und dass Mädi die schüchternere von beiden ist, passt sicher auch ins Bild. Wer Kleinkinder kennt, wird sich auch wundern, dass der gleichaltrige Junge der sprachgewandtere von beiden ist; aber natürlich kann das in Einzelfällen sein. Ein Besserwisser, der seine Schwester oft belehrt, und dafür nie getadelt wird, ist er allemal. Die Rute steckt hinter dem Spiegel – und wird auch benutzt, für beide; sicherlich entsprechend der damaligen Gepflogenheiten – und durchaus von der Autorin als erzieherische Warnung an die kleinen Leser formuliert (z.B. „Aber Bubi bekommt vom Vater mit einem anderen Stöckchen Hiebe. Der läuft in seinem Leben nicht wieder davon!“). Insgesamt scheint gerade auch der Vater eher liebevoll-amüsiert auf den Unfug der Kleinen zu reagieren.

Womit ich mich dann komplett schwertue, sind die Begebenheiten auf der Reise in den Schwarzwald. Bei einem einzigen Ausflug im Schwarzwald kommt es zur Begegnung mit den Geschistern „Hansl“ und „Gretl“ (aber ja doch). Gretls Vorbild im fürsorglichen Umgang mit ihrer Puppe sowie die Verachtung von Hansl dafür, dass Bubi doch tatsächlich mit Puppen spielt, sorgen dafür, dass die Kinder bei ihrer Rückkehr brav rollenkonform werden. Und heute regen sich manche Menschen über Bücher auf mit Trans-Kindern oder Kindern mit zwei Vätern…Immerhin, der Stil ist durchgängig angenehm mit viel Humor und Witz.

Else Ury wurde 1877 in eine wohlhabende Familie geboren. In der wilhelmischen Zeit und in der Weimarer Republik gelang es ihr, mit ihren Büchern eine hohe Bekanntheit und einen eigenen Wohlstand zu erwerben, zu einer Zeit, in der es in ihrer Heimat Berlin noch nicht einmal ein einziges Mädchengymnasium gab. Ungeachtet der zu dieser Zeit für eine Frau ungewöhnlichen Verfolgung eigener Talente und Interessen und des Einkommens aus eigener Kraft blieb in ihrem Werk das Frauenbild erhalten, dessen höchste Erfüllung die Ehe und Mutterschaft sind. Der Band „Nesthäkchen und der Weltkrieg“ (Erster Weltkrieg) war gar wegen des Patriotismus und der Verharmlosung des Krieges nach 1945 auf dem Index der Alliierten. Insgesamt propagierte Urys Werk eine Haltung, die auch nach der Machtergreifung Hitlers viele Anhänger in Deutschland fand. Else Ury wurde am 13. Januar 1943 in Auschwitz ermordet. Sie war Jüdin.


Meine Sternebewertung ist als "neutral" zu verstehen. Ein Buch seiner Zeit, damals sicher eher teils fortschrittlich (der liebevolle Vater), aber definitiv kein heutiges Kinderbuch.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Der Geist aus der Flasche

Der Tod auf dem Nil
1

O: Death on the Nile, 1937, November; in den USA im Folgejahr. Dieser 22. Kriminalroman von Agatha Christie ist der 15. mit Hercule Poirot. Die deutsche Erstausgabe erschein bei Scherz 1959 übersetzt ...

O: Death on the Nile, 1937, November; in den USA im Folgejahr. Dieser 22. Kriminalroman von Agatha Christie ist der 15. mit Hercule Poirot. Die deutsche Erstausgabe erschein bei Scherz 1959 übersetzt von Susanne Lepsius; leider übersetzte sie hier „Linnet Ridgeway“ als „Linna Ridgeway“, warum auch immer. Meine Ausgabe ist von 1983 mit einem Coverbild aus der Verfilmung von 197 mit Peter Ustinov (genial hinsichtlich der Manierismen von Poirot, jedoch optisch weit entfernt vom kleinen, eierköpfigen, schwarzhaarigen Original – hier bleibt David Suchet der Maßstab). Seit 2005 gibt es eine neue Übersetzung durch Pieke Biermann im Fischer Verlag; vergleiche Wikipedia. Neben Poirot tritt hier zum dritten Mal Colonel Race in Erscheinung wie auch in:

(1) 1963: Der Mann im braunen Anzug – 1924: The Man in the Brown Suit. Standalone, kein sonst wieder in Erscheinung tretender Ermittler, außer eben Race
(2) 1938: Mit offenen Karten/ Karten auf den Tisch – 1936: Cards on the Table. Mit Poirot (zum 13. Mal)
(3) (Der) Tod auf dem Nil – Death on the Nile
(4) 1949: Blausäure – 1945: Sparkling Cyanide, US: Remembered Death. Standalone.


Linna (eigentlich Linnet) Ridgeway gilt als die Frau, die alles hat: sie ist jung, schön, entschlossen und die reiche Erbin eines Millionärs. Lord Charles Windlesham macht ihr einen Heiratsantrag, der sie endgültig in den besten Kreisen etablieren würde. Doch Linna verliebt sich in Simon Doyle und heiratet ihn, noch bevor sie 21 wird. Aber Simon wurde ihr vorgestellt als Verlobter ihrer Schulfreundin Jackie de Bellefort – und die verfolgt das Paar auf der Hochzeitsreise. Als die unfreiwillige Reisegesellschaft in Ägypten ankommt, trifft sie neben verschiedenen anderen Personen dort auch auf Hercule Poirot. Man findet sich auf einer Nilkreuzfahrt wieder – und der Tod ist mit an Bord.

Ich empfinde diesen Roman als einen der modernsten Poirots – da gibt es Stalking, noch bevor man das so genannt hätte, und mit Linna/Linnet und Jackie zwei Protagonistinnen, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen, statt brav auf die Herren der Schöpfung zu warten (man könnte das auf weitere Damen der Reisegruppe ausdehnen; das ist so ein wiederkehrendes Thema der Dame – die Herren kommen nicht immer gut weg bei ihr). Außerdem ist der Aufbau sehr modern, da werden die verschiedenen Protagonisten kapitelweise im Wechsel immer weiter vorgestellt, so dass der Leser zum Zusammenhang immer weiter grübeln kann, was denn passieren mag (wäre nicht der Klappentext, der das Mordopfer vorab verrät, nun ja). Vom eigentlichen Mord erfährt man im Roman erst auf Seite 102 meiner Ausgabe.

Ab da folgt die Ermittlung den bewährten Schemen voriger Poirot-Romane, da wird erfasst, wer von den Teilnehmern der Kreuzfahrt mit wem um welche Zeit an welchem Ort war, worin ein Motiv bestehen könnte und welche Wege genommen wurden. Erschwert wird die Ermittlung durch ein Perlendiebstahl, einen Angriff mit einer Schusswaffe und die Gewissheit, dass ein politischer Agitator an Bord vermutet wird (heute würde man wohl von einem Terroristen sprechen). Von den Gästen könnte mehr als eine Person involviert sein und (typisch für Christie) mehr als einmal wird die Wahrheit aus eigennützigen Motiven verschwiegen:

• Tim Allerton und seine Mutter Mrs Allerton, 50. Der Leser folgt ihnen ab Mallorca.
• Joanna Southwood, 27. Sowohl Tims Cousine zweiten Grades als auch eine Freundin von Linna.
• die ältere Miss Marie Van Schuyler, ihre Pflegerin Miss Bowers und ihre „arme Cousine“ Cornelia Robson als Gesellschafterin
• Linnas Vermögensverwalter Mr. Andrew Pennington - er und sein nicht mitreisender Partner Sterndale Rockford erfahren in NY von Linnas Hochzeit.
• Jim Fanthorp. Er und sein nicht mitreisender Onkel William Carmichael glauben nicht, dass Pennington zufällig in Ägypten auf Linna trifft
• Mrs Salome Otterbourne, Autorin anzüglicher Romane, und Tochter Rosalie
• Guido Richetti, Archäologe aus Italien.
• Dr. Bessner - auf dem Schiff. Deutscher? Nein, Arzt aus Österreich
• Mr. Ferguson - der „sozialistische junge Mann“
Schiffsingenieur Fleetwood
• Louise Bourget, Linnas Mädchen

Trivia:
Ägypten ist mehrfach Schauplatz von Christies Romanen, so in:
- Rächende Geister (zur Zeit der Pharaonen)
- "Das Abenteuer des ägyptischen Grabes" - einer Kurzgeschichte in "Poirot rechnet ab"

Referenzen:
Kapitel 6: Referenz zu Poirots schwerstem Fall (bei mir S. 55) "Obwohl ich zugeben muß, daß das genialste und am schwierigsten zu lösende Verbrechen, das mir unter die Hände kam, einer plötzlichen Eingebung zufolge begangen wurde." - hm, welcher Fall mag das sein, der einer plötzlichen Eingebung zufolge begangen wurde? Hm. Ich vermute "Karten auf den Tisch", weil dieser Mord aufgrund einer Bemerkung des Gastgebers spontan begangen wurde.
Vielleicht: Der blaue Express,

Kapitel 11: Referenz zu "Mit offenen Karten": "Hercule Poirot war Oberst Race ein Jahr zuvor in London begegnet. Sie waren beide Gäste eines sehr seltsamen Diners gewesen, das mit dem Tod eines sehr seltsamen Menschen geendet hatte - ihres Gastgebers." (bei mir Seite 89)

Kapitel 12: Miss van Schuyler erwähnt gegenüber Poirot Rufus van Aldin (bei mir S. 93) "Mir ist eben erst zu Ohren gekommen, wer Sie sind, Monsieur Poirot. Ich habe von Ihnen gehört durch meinen alten Freund Rufus van Aldin." Das bezieht sich auf "Der blaue Express"

Kapitel 22: Referenz an Mord im Orientexpress (bei mir S. 160) "Vor Jahren, als ich einen Mordfall im Orientexpress untersuchte, spielte ein roter Kimono eine gewisse Rolle. Er war verschwunden, musste aber noch im Zug sein. Und wo, meinen Sie, fand ich ihn? In meinem eigenen Koffer! Eine unglaubliche Frechheit, nicht wahr?"

Kapitel 27: Referenz Japp "Mein Freund, Chiefinspektor Japp, kam zu dem Schluß, daß die Diebstähle ..." Bei mir S. 193

Kapitel 27: die Namen der Gemüse könnten auf "Der Mann im braunen Anzug" verweisen

Kapitel 28: S. 202 Referenz zu "Mord in in Mesopotamien" "Ich habe einmal beruflich an einer archäologischen Expedition teilgenommen ..."

Zeitgeist:
S. 13 „Negerkapelle“
Cornelia Robson arbeitet als „arme Verwandte“ als Gesellschafterin für eine Cousine
S. 69 "...obwohl sie wie eine Negersklavin behandelt wird."
S. 85 „Neger“
S. 86 "..einer von diesen kleinen schwarzen Teufeln..." = ein Ägypter

Veröffentlicht am 18.05.2018

Kloake

Tödliche Provence (Hannah Richter 2)
1

Hannah Richter, Ende 30, Kriminalpolizei Köln, ist wieder in Vaison in der Provence, in dem Ort, in dem sie im Vorjahr durch ein EU-Austauschprogramm beruflich war. Durch ihre Freundin Penelope stolpert ...

Hannah Richter, Ende 30, Kriminalpolizei Köln, ist wieder in Vaison in der Provence, in dem Ort, in dem sie im Vorjahr durch ein EU-Austauschprogramm beruflich war. Durch ihre Freundin Penelope stolpert sie eher zufällig in ein Verbrechen, als sie den älteren Herrn besuchen will, mit dem sich Penelope angefreundet hat. Hannah findet Louis Prinderre tot am Fuß seiner Treppe und mag nicht an einen Sturz glauben. Wieso wollte der Nachbar unbedingt an das Grundstück des älteren Herrn? Was ist mit der zwielichtigen Vergangenheit des Bruders der Haushälterin? Und was geschah mit Marc-Henry?

Kurz hintereinander begleitete ich die deutsche Kommissarin zweimal auf Einsatz in der Provence – ungeachtet einiger Andeutungen in diesem Band zum Vorgänger sollte man ihn aber einzeln lesen können. Ich hatte mich auf ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Bekannten aus Teil 1 gefreut, der quirligen Penelope, der Polizistin Emma, dem Original Anatole und seinem Freund, Musikwissenschaftler Serge, sowie Ex-Polizist Nicolas, der Hannah mit väterlichem Rat und gutem Essen zur Seite steht. Wieder führen die Ausflüge der Hobby-Altertumsforscherin gerne an die Wirkstätten der alten Römer, wenn auch etwas weniger als beim ersten Band (das war besonders, das wäre noch steigerungsfähig!). Wieder spielt die lokale Küche eine wichtige Rolle, eher als Hausmannskost (meiner Erfahrung nach eher ungewöhnlich beim Genre der Provence-Krimis und durchaus angenehm – mir gefallen Gerichte, bei denen ich nicht das Gefühl haben muss, der Genuss hinge nur vom Geldbeutel ab wie in so vielen anderen ähnlichen Büchern). Und wieder ist dieses Buch hauptsächlich Krimi, nicht seichte Urlaubslektüre mit „ein bisschen Spannung“.

Im Gegensatz zum ersten Band sind die Szenen hier wenig blutrünstig und ohne sexuelle Gewalt. Mir gefällt, dass man wieder den Gedanken der Protagonisten folgen darf zum Leben allgemein, wenn auch etwas weniger in die Tiefe und weniger zitierfähig als beim ersten Band. Dafür hat man Penelopes „besondere Talente“ nicht allzu vertieft, das war ja doch weniger mein Fall. Mir gefiel die Auflösung des Falles deutlich besser – und in Band 3 würde ich mir Hannah etwas weniger grübelnd wünschen, Männer und Kriminalfälle hin oder her.

Wieder gerne gegebene 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Unter Tieren

In den Fängen des Löwen
1

Bei den Vorbereitungen zu einem Bauprojekt wird von einer Drohne zufällig eine Kinderleiche gefunden, auf grausame Weise ist der kleine Junge aus einem Asylbewerberheim zu Tode gekommen. Die Polizeieinheit ...

Bei den Vorbereitungen zu einem Bauprojekt wird von einer Drohne zufällig eine Kinderleiche gefunden, auf grausame Weise ist der kleine Junge aus einem Asylbewerberheim zu Tode gekommen. Die Polizeieinheit rund um Zack Herry und seine Kollegin Deniz Akin nimmt die Ermittlungen auf; bald führt die Aufmerksamkeit eines anderen Bewohners des gleichen Heims sie auf eine heiße Spur. Doch sind die Verdächtigen auch die Mörder des Jungen?
Warnung: nichts für Empfindsame. Es gibt hier wenig, was nicht Bestandteil des Thrillers ist; Opfer sind Kinder (ja, Plural).

Der Roman liest sich wie ein modernes Action-Movie. Beginn, Schnitt, Szenenwechsel, nächster Schnitt, wieder Wechsel. Die Kapitel haben zumeist nur wenige Seiten, dann kommt eine andere Szene, meist in völlig anderem Kontext. Gerade der Beginn nimmt einiges vorweg, was sich an dieser Stelle aus dem Kontext nicht im Ansatz erklärt – der Schreibstil an sich gefiel mir, aber diese Sprünge empfand ich mehr als hektisch denn als rasant, ich brauchte etwas mit dem Buch. Spannend ist die Geschichte, ja, actionreich – aber doch reichlich heftig. Es gibt ja dieses Klischee mit dem „beschädigten Ermittler in einem Buch“. Diesem Buch fehlt dieser – stattdessen sind anscheinen ALLE beschädigt. Der trockene Alkoholiker, der Kokser, der blinde Kommissar, die aus Kurdistan vor Zwangsverheiratung geflohene Kollegin trifft sich mit einer Frau – und natürlich der wohl richtig kaputte Kollege, der glücklich verheiratete dreifache Familienvater, der pünktlich nach Hause geht. Nun ja – etwas viel.

Dazu ist die Handlung selbst düster, Schnee, Januar, der beste Freund des einen Protagonisten ist Drogendealer, die andere Protagonistin kann ihre Gefühle nicht ausdrücken, im Verhörraum wird ein Verdächtiger geprügelt und der Chef der Abteilung löscht die Aufnahmen. Während auf einer Seite Meth genommen wird und dazu Fast Food inhaliert, lesen sich andere Stellen wie eine Designzeitschrift zu Schweden, Arne Jacobsen und so weiter.

Der Band ist der zweite in einer Reihe, der erste hieß „Die Fährte des Wolfes“, im Original „Zack“ nach dem einen der Protagonisten. Dieser zweite heißt im Original Leon (das hat etwas mit der Handlung zu tun und erklärt sich recht früh) – unübersetzt sind noch „Bambi“ (vielleicht „Die Spur des scheuen Rehs“?) und „Heroine“. Ich konnte ohne Vorkenntnisse folgen, es gab aber einige düster-orakelnde Bemerkungen zu früheren Vorfällen. Schön wäre es gewesen, wenn nicht nur aus dem Klappentext hervorgegangen wäre, dass es sich um eine Eliteeinheit handelt – im Buch kam das einmal und sehr spät. Als Kunstgriff scheint es einen „Rahmenfall“ zu geben, der Zacks Hintergrund betrifft und der parallel durch die Bände relevant ist. Clever, so kann man die eigentliche Handlung abschließen und trotzdem einen Cliffhanger positionieren, der aber die Leser nicht völlig vergrätzt. Wie soll ich das ausdrücken? Ich war gerade so in der Stimmung für so ein Buch, der Tag war nicht so toll. Ganz ernst nehmen mag ich das trotzdem nicht – gab es jemanden bei den „Bösen“, der nicht an- oder erschossen wurde???

Nicht gaaaanz schlimm, aber auch nicht wirklich gut. 3 Sterne.