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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2024

Unfassbar beeindruckend – Jahreshighlight!

Liebe ist gewaltig
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Juli wächst in einer scheinbar perfekten Familie auf: Beide Eltern sind Anwälte und sie selbst ist eine ausgezeichnete Schülerin. Doch hinter den gepflegten Fassaden ihres Elternhauses verbirgt sich ein ...

Juli wächst in einer scheinbar perfekten Familie auf: Beide Eltern sind Anwälte und sie selbst ist eine ausgezeichnete Schülerin. Doch hinter den gepflegten Fassaden ihres Elternhauses verbirgt sich ein grausames Geheimnis. Der Vater drängt die Kinder zum Höchstleistung und wendet körperliche Gewalt an, sowohl gegen sie als auch gegen ihre Mutter. Während Juli älter wird, kämpft sie gegen diese Gewalt und versucht, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass es so nicht weitergehen kann. Doch die Mutter weigert sich, die Realität anzuerkennen. Nur ihre Geschwister und eine Maus sind Juli eine Stütze in dieser schwierigen Zeit. Wie kann man sich aus einer solchen Situation befreien, wenn man weder seinen Eltern noch seinen eigenen Erinnerungen trauen kann? Juli beginnt einen langen Kampf, um die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen und die Wahrheit über ihre Vergangenheit ans Licht zu bringen. Über drei Jahrzehnte begleiten wir Juli auf dieser Reise, auf der sie versucht, sich selbst zu heilen und ihre inneren Wunden zu überwinden.

Ich war von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann der Geschichte gezogen und auch im Nachhinein lässt mich das Gelesene einfach nicht los. Das zentrale Thema der häuslichen Gewalt, die Art der Protagonistin mit der Tyrannei und Brutalität ihres Vaters umzugehen ist schockierend, faszinierend und hinterlässt einen starken Eindruck.

Ich konnte sofort eine Bindung zu Juli aufbauen und mich komplett in sie hineinfühlen, auch wenn ich ihre Erfahrungen zum Glück nicht teile. Sie war jedoch so authentisch und rund gezeichnet, dass ich keine Sekunde an ihrer Echtheit zweifelte. Ihre Emotionen waren so unfassbar greifbar, drastisch und spürbar – der Wahnsinn. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin die psychologischen Aspekte der Charaktere und ihre inneren Konflikte einfühlsam und tiefgründig darstellt. Die Reise von Juli, auf der sie um Selbstbestimmung und Heilung kämpft, ist mitreißend und faszinierend zugleich.

Der Schreibsti ist sehr poetisch, kraftvoll, unfassbar klug und obwohl der Schwere des Themas, doch humorvoll und einfach sehr klar. Man fühlt Julis Schmerz, ihre Ängste und ihren unermüdlichen Willen, sich von den Ketten der Vergangenheit zu befreien.

Ich bin nachhaltig stark beeindruckt und werde sicherlich noch eine Weile mit den Gedanken bei Juli und ihrer Geschichte sein. Eine absolute Empfehlung für alle, die nach einer tiefgründigen und berührenden Lektüre suchen.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Einnehmend, fesselnd & einfach grandios!

Yellowface
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June Hayward und Athena Liu haben beide das Potenzial, aufstrebende Literaturstars zu sein. Während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fühlt sich June von der Literaturszene ...

June Hayward und Athena Liu haben beide das Potenzial, aufstrebende Literaturstars zu sein. Während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fühlt sich June von der Literaturszene vernachlässigt. Sie glaubt, dass niemand Interesse an Geschichten von „ganz normalen“ weißen Mädchen hat.

Als June zufällig mit ansieht, wie Athena bei einem Unfall ums Leben kommt, ergreift sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript – einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs. June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Pseudonym Juniper Song. Sie ist überzeugt, dass diese Geschichte erzählt werden muss, unabhängig von ihrem Urheber. Doch nun muss June ihr Geheimnis bewahren und sich fragen, wie weit sie dafür gehen will.

Eine unfassbar kurzweilige Geschichte mit absoluter Soggefahr! Schon die ersten Seiten haben mich komplett in ihren Bann gezogen, weswegen ich das Buch auch in einem Rutsch weggelesen habe.
Der Schreibstil ist der Geschichte angemessen flüssig, humorvoll, sarkastisch und einfach brillant! Ich hab zu jeder Sekunde mitgefühlt, bekam Angst, Herzklopfen und erlebte Junes Achterbahn der Gefühle hautnah mit.

Auch wenn June sich die Wahrheit auf ihre ganz eigene Weise hindrehte und ich sie teilweise am liebsten hätte schütteln wollen, weil meine Emotionen mit mir durchzugehen schienen, mochte ich genau das. Die Geschichte hat mich emotional so stark abgeholt, dass kein Blatt zwischen June und mich passte. Auch wenn ich sie wirklich oft nicht verstehen oder nachvollziehen konnte, mich viele Dinge verwirrten (zum Beispiel ihre ständige Auseinandersetzung mit der Irrelevanz ihres Seins), aber dennoch war sie in sich so rund gezeichnet, dass sie mich komplett einnahm.
Auch die Wut und Enttäuschung auf die angrenzende Bubble, die sich eigentlich nur der Wahrheit annahm, war bei mir verstärkt zu spüren. Auch hier werte ich es wieder als Zeichen der Authentizität und kann einfach nicht genug loben.
Am meisten berührt hat mich Athenas Mutter bzw. die einzelnen Szenen mit ihr. Sie war so eine distanzierte, aber freundliche Person, die mich als Außenstehenden zumindest in die Gefühlslage versetzt, die asiatische Kultur zu spüren.

Eine ganz starke Empfehlung für das Buch, da es jetzt schon mein Jahreshighlight ist!

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Highlight

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Es ist der letzte Sommertag vor der Jahrtausendwende, der 31. August 1999. Die großen Ferien sind in vollem Gange und es herrscht eine unfassbare Hitze im Heimatdorf Bodenstein des 15-jährigen Pascals. ...

Es ist der letzte Sommertag vor der Jahrtausendwende, der 31. August 1999. Die großen Ferien sind in vollem Gange und es herrscht eine unfassbare Hitze im Heimatdorf Bodenstein des 15-jährigen Pascals. Eigentlich möchte er nur den Sommer im Skatepark, auf Parties von Oberstufler:innen und im Freibad mit den klassischen Freibadpommes genießen. Doch seit 5 Jahre kann Pascal den Sommer nicht mehr genießen, nicht mehr schwimmen, nicht mehr frei sein. Warum, behält er für sich. Ebenso warum ihn niemand Pascal, sondern alle nur Krüger nennen. Eines Tages kracht Jacky wie ein Komet in seine Welt. Jacky, das geheimnisvolle Mädchen aus dem Zirkus mit den roten buschigen Haaren und den wasserblauen Augen, die keine Angst vor nichts und niemandem zu haben scheint.

Die Geschichte wird aus Pascals aka Krügers Sicht beschrieben. Wir erhalten Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt und werden immer wieder mit kleinen Geschichten aus seinem Notizbuch verwebt, die uns Pascals Leidenschaft noch einmal näher bringt. Ich mochte die Auflockerung und die kreativen Geschichten, die er aufgrund von eben Geschehenem oder noch nicht Geschehenem geschrieben hat.

Allgemein waren die drei Protagonisten wirklich toll gezeichnet. Ich mochte sehr, dass ich sie jederzeit für authentische Teenager:innen gehalten und mich sofort in meine Vergangenheit zurückversetzt gefühlt habe. Der Witz, die Stumpfheit, das Aufdrehen, um mutiger zu erscheinen als man eigentlich war. Dazugehören wollen, Angst haben, Neues ausprobieren – es hat einfach Spaß gemacht, die drei zu begleiten und mit ihnen den letzten Sommertag zu erleben. Die Dynamik, die zwischen ihnen entstanden ist, vor allem als Jacky dazu gekommen ist, war einfach wirklich, wirklich gut.
Auch ein großes Herz für die alte Berger, die mir aufgrund ihrer kantigen Art sofort ans Herz gewachsen ist und von der ich am Ende gern noch ein wenig mehr gelesen hätte.

Ich mocht die Messages, die zwischen gefühlt jeder einzelnen Zeile mitschwangen. Die Entwicklung von den verschiedenen Teilen und die Zusammensetzung zu einem großen Ganzen eben dieses.
Der flüssige Schreibstil, der mir ein paar sehr kurzweilige Lesestunden beschert hat und der mich daran hinderte, das Buch aus der Hand legen zu wollen. Auch wenn mir das große Inferno ein wenig zu drüber gewesen ist, hat es doch irgendwie zu den Charakteren und deren Meta-Entwicklungsschub gepasst. Vor allem der Schlussteil hat mich noch ein wenig nachdenklich zurückgelassen, weil ich ihn nicht erwartet hätte, aber alles darin rundet für mich die Geschichte ab, ohne direkt konstruiert zu wirken.

Ich hab einfach Spaß gehabt und die Geschichte um Krüger, Viktor und Jacky unfassbar genossen.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Herzerwärmende Freundschaft

Am liebsten sitzen alle in der Küche
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Drei Wege, die sich kreuzen. Tille, eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes, ist Ärztin. Yeliz, sehr erfolgreich in der Werbebranche mit Partner Morten aus Dänemark. Almut, frisch getrennte Hausfrau ...

Drei Wege, die sich kreuzen. Tille, eine alleinerziehende Mutter eines Sohnes, ist Ärztin. Yeliz, sehr erfolgreich in der Werbebranche mit Partner Morten aus Dänemark. Almut, frisch getrennte Hausfrau und Vierfachmutter, die sich in ihrem neuen Alltag zu behaupten versucht. Durch den Zufall verbunden, birgt die Freundschaft der drei Frauen so einige Überraschung.

In „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ begleiten wir abwechselnd Tille, Almut und Yeliz, deren einzelne Erzählstränge sich langsam zu einem zusammenformen. Ich hab die drei wirklich gern begleitet und Einblicke in ihre Leben bekommen. Ich mochte die Kapitel, die mir die einzelnen Charaktere näher brachten genauso gern wie die, in denen die drei aufeinander trafen und man die Dynamik der Freunschaft gespürt hat.

Jede von ihnen war auf ihre Art und Weise besonders. Tille, die eher ungeschönt, manchmal ein wenig ruppig, eine harte Schale, aber einen sehr weichen Kern hat. Almut, die sich gerne kümmert, aber langsam merkt, dass sie sich selbst dabei ein wenig aus den Augen verloren hat. Yeliz, die sich in der Branche behaupten muss, sich für ein stärkeres Bild der Frau einsetzt und gerne eine Familie hätte und nicht sieht, dass sie bereits eine ganz kleine Familie hat. Ich mochte die drei wirklich, wirklich gern. Sie sind mir wahnsinnig schnell ans Herz gewachsen und waren so toll und authentisch beschrieben, dass ich zu keiner Sekunde ihre Existenz oder ihre Handlungen anzweifelte. Am liebsten wär ich mit ihnen in der Küche gesessen, hätte mit ihnen gelacht und mich mit ihnen auch wieder versöhnt.
Den Halt, den sich die drei zunächst unbekannten Frauen im Laufe der Zeit geben, fand ich einfach überwältigend.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Auch wenn die Handlung nicht wirklich aufgeregt war und vermeintlich belanglose Dinge aus dem Alltag beschrieben wurden, war ich so gepackt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Ich war einfach gern Gast in Tilles, Yeliz und Almuts Leben.

Eine sehr kurzweilige Geschichte, die die Theman Freundschaft, Zusammenhalt, sich neu finden und allgemein das Leben auf ein ganz tolles Level bringen.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Highlight

Hard Land
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„Hard Land“ von Benedict Wells ist ein ergreifender Coming-of-Age-Roman, der den:die Leser:in in die 1980er-Jahre nach Amerika entführt. Die Geschichte erzählt von Sam, einem Teenager, der mit seinen Eltern ...

„Hard Land“ von Benedict Wells ist ein ergreifender Coming-of-Age-Roman, der den:die Leser:in in die 1980er-Jahre nach Amerika entführt. Die Geschichte erzählt von Sam, einem Teenager, der mit seinen Eltern in einer verschlafenen Kleinstadt in Missouri wohnt.

Eine der herausragenden Stärken dieses Romans sind einfach die Charaktere. Sam ist ein faszinierender Protagonist, der sich inmitten der turbulenten Jahre seiner Adoleszenz auf eine emotionale Achterbahnfahrt begibt. Wells gelingt es, die Gefühle und Gedanken eines Jugendlichen authentisch einzufangen und dem:der Leser:in näherzubringen. Sams Entwicklung von einem schüchternen, introvertierten Jungen zu einem selbstbewussten, jungen Mann ist einfach berührend.

Die Freundschaft zwischen Sam und seinen neuen Freunden, darunter Ray und die furchtlose Emily, bildet das Herzstück der Geschichte. Die Dynamik zwischen diesen Charakteren ist lebhaft, herzlich und schlichtweg echt. Ihre gemeinsamen Abenteuer, ihre Herausforderungen und ihr Zusammenhalt sind so schön zu erleben und ließen mir einfach das Herz aufgehen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt beeindruckend. Die Worte sind präzise, gefühlvoll und packend. Die Atmosphäre der 1980er-Jahre in den USA mit all ihren kulturellen und sozialen Veränderungen (für mich) perfekt eingefangen. Die Beschreibungen der Kleinstadt, der Menschen und der Musikszene sind lebendig und lassen den:die Leser:in voll und ganz in diese Zeit eintauchen.

Die Handlung ist einfühlsam und berührend. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über Freundschaft, Liebe, Verlust und die Suche nach Identität. Benedict Wells zeigt auf, wie sich das Leben von Jugendlichen in einer fremden Kultur gestalten kann und wie sie mit den Herausforderungen und Geheimnissen, die das Leben bereithält, umgehen.

Obwohl viele emotionale und tiefgehende Themen angesprochen werden, verliert die Geschichte nie ihren humorvollen und leichten Ton. Sie ist einnehmend und mitreißend, und der:die Leser:in wird auf eine nostalgische Reise in die 1980er-Jahre mitgenommen.

Insgesamt ist „Hard Land“ ein beeindruckender Roman, der mit seinen starken Charakteren, einer bewegenden Handlung und einem fesselnden Schreibstil überzeugt. Die Geschichte berührt das Herz und erinnert uns daran, dass das Leben voller Überraschungen, Freundschaften und Herausforderungen steckt. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die Coming-of-Age-Geschichten schätzen und sich von einem großartigen Erzähler in eine vergangene Zeit entführen lassen möchten.

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