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Veröffentlicht am 04.11.2020

eine überaus empfehlenswerte, stellenweise wirklich zu Tränen rührende Liebesgeschichte

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Mit Wie die Ruhe vor dem Sturm hat die talentierte Autorin Brittainy C. Cherry erneut eine wundervolle Liebesgeschichte geschrieben, die vom Aufbau her zwar stark an Wenn Donner und Licht sich berühren ...

Mit Wie die Ruhe vor dem Sturm hat die talentierte Autorin Brittainy C. Cherry erneut eine wundervolle Liebesgeschichte geschrieben, die vom Aufbau her zwar stark an Wenn Donner und Licht sich berühren erinnert – auch dort wird zunächst die Beziehung der beiden Protagonisten in ihrer Jugend beleuchtet, ehe sie sich nach einer jahrelangen Trennung schließlich wieder begegnen – ansonsten jedoch von individuellen Charakteren mit einer gänzlich anderen Geschichte handelt.
Der Roman ist, wie man es – sofern man nicht zum ersten Mal eines ihrer Bücher liest – von den anderen Werken der Autorin bereits gewohnt ist, überaus gefühlvoll, sodass die Emotionen der Figuren stets beim Leser ankommen. Im Verlauf der Geschichte erleiden sowohl Greyson als auch Eleanor schreckliche Verluste und brauchen in diesen Momenten jemanden, der ihnen hilft die tiefe Trauer zu überwinden. Sie können den Schmerz des jeweils anderen nachvollziehen, stellen die Bedürfnisse des anderen meist über ihre eigenen und geben einander in den wohl schlimmsten Phasen ihres Lebens den dringend notwendigen Halt.

Verlust und Trauerbewältigung sind demzufolge die zentralen Themen der Geschichte um Eleanor und Grey und Brittainy C. Cherry verarbeitet diese Themen auf sehr sensible und authentische Weise. Die Autorin zeigt wunderbar auf, dass jeder Mensch anders mit einem schmerzlichen Verlust umgeht und es alles andere als hilfreich ist, die Trauernden ständig darauf hinzuweisen, dass das Leben trotzdem weitergeht – als wüssten sie das nicht selbst. Stattdessen sollte man ihnen einfach die Zeit geben, die sie benötigen, um ihre Trauer in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu überwinden. Wer bedauerlicherweise schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, wird den Schmerz, den solch ein Verlust mit sich bringt, sehr gut nachempfinden können. Alle anderen werden diese Erkenntnisse hoffentlich berücksichtigen, wenn in ihrem Umfeld jemand um eine Person trauert.

In vielerlei Hinsicht ist Wie die Ruhe vor dem Sturm kein typischer New Adult Roman, obschon er am ehesten diesem Genre zuzuordnen ist, und das nicht nur, weil kaum intime Szenen vorhanden sind. Das Alter der beiden Protagonisten passt ebenfalls nicht ins übliche Schema – anfangs sind sie noch Teenager, später dürften sie in etwa Mitte dreißig sein. Grey ist zudem nicht nur Witwer, sondern auch Vater zweier Töchter und im zweiten Teil der Handlung somit schon deutlich reifer als es die Hauptfiguren in vergleichbaren New Adult Romanen normalerweise sind. All das wirkt sich aber keinesfalls negativ auf die Bewertung aus.

Schon bei der ersten Begegnung zwischen Eleanor und Grey ist klar erkennbar, dass Greyson ein wundervoller Mensch ist – innerlich und äußerlich. Er ist der einzige, der Ellie nicht auf ihre Zahnspange oder ihre gehäkelten Jacken reduziert, sie deswegen verspottet oder sie eigenartig findet. Vielmehr faszinieren ihn ihre Eigenheiten so sehr, dass er sie aufrichtig näher kennen lernen möchte. Damit sie etwas gemeinsam haben, liest er sogar ihre Lieblingsbücher – spätestens danach ist es um das Herz eines jeden Lesers geschehen. Er unterstützt Ellie in der schwersten Zeit ihres Lebens ohne sie jemals zu bedrängen oder eine Gegenleistung zu erwarten. Obgleich ihre Beziehung damals recht unschuldig bleibt und nie über Küsse hinausgeht, spürt man in jeder Geste wie sehr sie einander lieben.

Aufgrund eines Umzugs und der damit einhergehenden Entfernung zwischen ihnen, bricht ihr Kontakt jedoch irgendwann ab und als Ellie Jahre später in ihre Heimatstadt zurückkehrt, hat Greyson sich nicht nur optisch stark verändert. Der Verlust seiner Frau, an dem er sich selbst die Schuld gibt, hat ihn gezeichnet und einen verschlossenen, unnahbaren und vor allem einsamen Mann aus ihm gemacht. Nun ist es Ellie die Greyson beisteht, wenngleich er ihr das ganz schön schwer macht. Es dauert daher ziemlich lange bis Eleanor wirklich zu dem schroffen Mann durchdringt bzw. er sie an sich heranlässt. Natürlich entwickelt Eleanor dabei wieder Gefühle für Grey – genauso wie umgekehrt – allerdings muss er erst einmal den Verlust seiner Frau überwinden und braucht eine Freundin im Augenblick somit dringender als eine Geliebte.

Besonders schön mitzuerleben ist wie Eleanor Greyson dabei hilft langsam wieder eine Beziehung zu seinen Töchtern aufzubauen bzw. diese zu verbessern. Insbesondere Karla, seine ältere Tochter, nimmt es ihm – verständlicherweise – sehr übel, dass er sich aufgrund seiner Trauer so zurückgezogen und nur noch in die Arbeit gestürzt hat, statt Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Die deutlich jüngere Lorelai ist insofern weit weniger nachtragend und verzeiht ihrem Vater schnell, während Karla einige Zeit braucht, um sicherzugehen, dass ihr nunmehr liebevoller Vater sich nicht erneut von ihnen abwendet.

Ebenso schön zu sehen ist, wie Ellie im Verlauf der Geschichte eine Bindung zu den zwei Mädchen aufbaut, was Karla ihr nicht leicht macht. Doch obwohl es ihr als Nanny wichtig ist ihnen näher zu kommen und Zugang zu ihnen zu finden, hat das Wohl der Kinder für sie stets oberste Priorität, sodass sie Greyson auch gegen Karlas ausdrücklichen Wunsch einbezieht, wenn sie es für erforderlich hält. Dass Karla und Lorelai bei Greyson an erster Stelle stehen, ist für sie selbstverständlich, weshalb sie sich nie dazwischen drängen würde.

Wer Hörbücher ebenso schätzt wie Bücher – oder gar lieber mag – der kann außerdem bedenkenlos zur Audio-Version greifen, denn die zwei Sprecher Yesim Meisheit und Nicolás Artajo lesen die wechselnden Perspektiven der Hauptfiguren mit sehr viel Gefühl und sorgen dafür, dass die vielen Stunden wie im Flug vergehen und man auch die weiteren Bände der Reihe, die man sich natürlich keinesfalls entgehen lässt, eher hören als lesen wird.

FAZIT
Wie die Ruhe vor dem Sturm ist eine überaus empfehlenswerte, stellenweise wirklich zu Tränen rührende Liebesgeschichte mit sehr sympathischen Protagonisten, mit denen man die ganze Zeit mitfiebert, deren Beziehung von Respekt und tiefer Zuneigung geprägt ist und denen man einfach nur das Beste wünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2019

überaus empfehlenswert, allerdings nichts für ignorante oder engstirnige Leute

Someone New
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Someone New ist ein ungewöhnlicher New Adult Roman, den man beim noch Lesen großartig findet, der einen im Nachhinein dann jedoch etwas zwiegespalten zurücklässt, je länger man über verschiedene Aspekte ...

Someone New ist ein ungewöhnlicher New Adult Roman, den man beim noch Lesen großartig findet, der einen im Nachhinein dann jedoch etwas zwiegespalten zurücklässt, je länger man über verschiedene Aspekte der Geschichte nachdenkt.
Das Buch beschäftigt sich zweifellos mit einer sehr wichtigen Thematik und man bewundert Laura Kneidl dafür, dass sie sich diesem schwierigen Thema angenommen hat. Insgesamt kommt es am Ende aber leider viel zu kurz und wird auf einigen wenigen Seiten abgehandelt, obwohl es viel mehr Raum benötigt und verdient hätte. Unglücklicherweise wäre bereits die bloße Benennung ein massiver Spoiler, sodass man an dieser Stelle verschweigen muss, worum es eigentlich geht, was überaus schade ist. Doch man kann wohl zumindest verraten, dass die Autorin damit für mehr Vielfalt und Toleranz wirbt.

Die selbstbewusste, Graphic Novel liebende Protagonistin Micah löst beim Leser ebenfalls zwiespältige Gefühle aus, wodurch man so seine Probleme mit ihr hat. Dank der Ich-Perspektive kann man Micahs Gedanken und Gefühle in der Regel zwar nachvollziehen und ihre Reaktionen verstehen, auch wenn man selbst vielleicht völlig anders mit bestimmten Situationen umgehen würde, das führt aber nicht zwingend dazu, dass man ihr Verhalten gutheißt oder für gerechtfertigt hält.

Einerseits ist sie durchaus sympathisch, obschon sie in gewisser Weise eine verwöhnte, reiche Prinzessin ist, die sich bis zum Verschwinden ihres Bruders nie über irgendetwas ernsthaft Sorgen machen musste, vor allem nicht in finanzieller Hinsicht. Doch in Wahrheit verabscheut sie diese oberflächliche High Society Welt und nimmt nur ihren Eltern zuliebe notgedrungen an einigen Veranstaltungen teil. In ihrer Freizeit trägt sie lieber Jeans und Shirts mit Comic-Aufdrucken statt teurer Designer-Kleider und studiert trotz ihrer Yale-Zusage gern am örtlichen College, um in der Nähe von Adrian zu bleiben, den sie weiterhin in ihrer Heimatstadt vermutet. Sie erhält nie eine Antwort, dennoch schreibt sie ihrem Bruder jeden Tag Nachrichten und hält an seinen Lieblingsplätzen immer wieder Ausschau nach ihm.

Manchmal denkt Micah mehr an andere als an sich selbst und versucht deshalb es Menschen recht zu machen, die gar nicht merken, was für ein Opfer sie damit bringt. Sie hängt sehr an ihrem Bruder und macht sich große Sorgen um ihn, gleichzeitig ist sie allerdings auch wütend auf ihn, weil er sich ihr nicht anvertraut und zu ihr ebenfalls den Kontakt abgebrochen hat. Sie ist hin und her gerissen zwischen der Liebe zu ihren Eltern, deren Verhalten sie natürlich ablehnt, die sie aber trotzdem liebt, und der Liebe zu Adrian und hat ein schlechtes Gewissen, weil sie das Geld ihrer Eltern nach wie vor annimmt. Sie versucht ihre Eltern zum Umdenken zu bewegen und die Familie wieder zu vereinen, so hoffnungslos dieses Unterfangen dem Leser erscheinen mag. Sie steht sogar zu ihren finstersten Gedanken bzw. scheut sie sich nicht davor diese offen zuzugeben, wenngleich sie sich dafür schämt.

Die gleiche, schonungslose Offenheit verlangt sie mitunter jedoch von den Menschen, die ihr etwas bedeuten. Da sie selbst keine Geheimnisse vor ihnen haben will, gesteht sie ihnen nicht zu welche vor ihr zu haben. Diese Einstellung ist überaus problematisch. Auch in einer Beziehung sollte man noch Geheimnisse haben dürfen, insbesondere wenn man sich erst seit ein paar Wochen kennt.

Andererseits ist Micah dadurch also gelegentlich sehr aufdringlich und kann es in bestimmten Situationen einfach nicht gut sein lassen. Sie meint es zwar nur gut, ist aber zu verbissen, bohrt zu viel nach und versteift sich viel zu sehr auf eine Theorie, für die es allenfalls vage Anhaltspunkte gibt. Ihre Ungeduld ist irgendwo verständlich, führt jedoch zu völlig überzogenen Reaktionen und Schlussfolgerungen. Sie setzt Julian mehrfach stark unter Druck und gibt ihm nicht die Zeit, die er ganz offenkundig braucht. Dass sie Gefühle für einander haben, ist unverkennbar, doch darüber sollte man nicht vergessen, dass sie sich im Grunde noch gar nicht so lange kennen und echtes Vertrauen nun einmal nicht von heute auf morgen entsteht.

Jeder hat sein eigenes Tempo, aber Micah respektiert Julians weniger rasantes Tempo nicht und verkennt, dass Vertrauen nicht mit hundertprozentiger Ehrlichkeit gleichzusetzen ist. Außerdem unterstellt sie Julian, dass seine Angst davor sein Geheimnis zu enthüllen größer sei als seine Gefühle für sie, dabei hat das eine nicht zwingend etwas mit dem anderen zu tun. Seine Befürchtungen sind zudem mehr als nachvollziehbar, schließlich hat er diesbezüglich in der Vergangenheit nur schlechte Erfahrungen gemacht. Seine Gefühle für Micah sind deshalb jedoch nicht weniger aufrichtig.

Julian ist zu Beginn sehr verschlossen. Man weiß anfangs nur, dass er viel arbeitet, für sein Architektur-Studium brennt und irgendein Geheimnis hat bzw. etwas aus seiner Vergangenheit ihn stark belastet. Er hat viele, hohe Mauern um sich herum errichtet, die Micah mit der Zeit langsam zum Einsturz bringt, wodurch man ihn letztlich besser kennen lernt und lieb gewinnt. Er ist kein Mann der vielen Worte, macht aber mit sehr liebenswerten Gesten deutlich, wie viel er trotz seiner Geheimnisse für Micah empfindet.

Die beiden sind im Grunde ein wirklich tolles Paar und ergänzen sich gut. Micah bringt eine neue Seite an Julian zum Vorschein, was seine Mitbewohner Cassie und Auri sofort bemerken. Man sieht gern dabei zu, wie sie einander näher kommen und die langsame Entwicklung ihrer Beziehung wirkt sehr authentisch. Aus Nachbarn werden erst Freunde, dann Liebende und der dazugehörige Prozess ist stets nachvollziehbar. Zu Problemen kommt es erst als Micah Julian, wie schon beschrieben, zu sehr bedrängt sich ihr zu öffnen, worauf er mit Flucht reagiert.

Dafür, dass sie Julian in einer schweren Zeit ohne zu zögern beisteht sowie für ihre Reaktion auf sein Geständnis, muss man sie wiederum lieben. Etwas enttäuschend ist insofern allerdings die eher unrealistische Umsetzung. Mit dem Ergebnis ist man absolut einverstanden – die große Enthüllung ändert nichts an dem Bild, das man als Leser von Julian hat – Micah gelangt jedoch viel zu schnell zu dieser Erkenntnis und bleibt unwahrscheinlich gelassen. Auch ein toleranter Mensch dürfte wohl mehr als ein paar Minuten und einige wenige Antworten brauchen, um dieses neue Wissen zu verarbeiten.

Ob oder wie schnell man Julians Geheimnis als Leser durchschaut, hängt vermutlich davon ab, wie gut man sich mit gewissen Umständen auskennt. Das Lesevergnügen wird aber selbst dann nicht getrübt, wenn man von Anfang an Bescheid weiß. Viel wichtiger ist nämlich Micahs Reaktion darauf und darüber kann man lediglich Vermutungen anstellen. Unerfreulich ist hingegen, dass der Roman mehr oder weniger mit der Lüftung des Geheimnisses bzw. der Bestätigung des bis dahin gefassten Verdachts endet, danach also nur noch wenige Seiten folgen. An dieser Stelle wurde eindeutig Potenzial verschenkt und nicht genug auf ein ausgewogenes Verhältnis geachtet. Etwas versöhnlich stimmt einen hingegen der schöne Epilog, der knapp ein halbes Jahr später spielt und einen kleinen Ausblick auf die Zukunft der liebgewonnenen Protagonisten und Nebencharaktere gewährt.

Apropos Nebencharaktere: Alle Figuren sind total unterschiedlich und vielseitig – bei Laura Kneidl wird Diversität auf jeden Fall großgeschrieben. Darüber hinaus bleiben sie nicht nur blasses Beiwerk, sondern man lernt sie alle, im Rahmen des Möglichen, etwas besser kennen. Damit zeigt die Autorin auf wunderbare Weise wie facettenreich Menschen eben sind. Da der Roman hauptsächlich von Micah und Julian handelt, geht sie im Hinblick auf die Nebenfiguren natürlich nicht zu sehr auf deren Probleme ein, doch sie sind nicht völlig unwichtig. Im wahren Leben kümmert man sich immerhin auch nicht ständig nur um sich selbst, wenn man Freunde oder Verwandte hat, in deren Leben ebenso wenig alles glatt läuft wie im eigenen.

Leider sind, was erneut der Realität entspricht, nicht alle Menschen so liebenswert und verständnisvoll wie Julians Mitbewohner Auri und Cassie. Micahs und Adrians Eltern sind herablassend, snobistisch, furchtbar starrköpfig und überaus rückständig in ihrem Denken. Das Ansehen ihrer Familie scheint ihnen wichtiger zu sein als das Wohl ihrer Kinder, die sie von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verbannen, wenn sie sich nicht so verhalten, wie sie es von ihnen erwarten bzw. verlangen. Im Vergleich zu Julians Mutter sind sie aber tatsächlich noch harmlos – traurigerweise. Julians Mutter verhält sich ihrem Sohn gegenüber unfassbar grausam und herzlos. Dafür fehlt einem als Leser jedes Verständnis und man fragt sich ernsthaft, wie man seinem eigenen Kind nur so viel Hass entgegen bringen kann und warum sie sich dann überhaupt die Mühe macht Julian am Telefon über bestimmte Ereignisse in Kenntnis zu setzen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich wie gewohnt angenehm und flüssig lesen. Trotz der vielen Seiten findet man die Geschichte nie langatmig und hat das Buch relativ schnell gelesen, weil man es einfach nicht aus der Hand legen mag, selbst als man der Enthüllung von Julians Geheimnis anfangs noch nicht so entgegen fiebert wie zum Schluss. Die gesamte Handlung wird ausschließlich aus der Sicht von Micah geschildert, sodass es leider keine Szenen aus Julians Perspektive gibt, was vermutlich dazu dienen sollte sein Geheimnis zu wahren. Der Roman enthält zahlreiche, tolle Popkultur-Anspielungen und oftmals zweideutige, um nicht zu sagen anzügliche, Dialoge zwischen Julian und Micah, wenn sie gerade miteinander flirten. Dem Genre entsprechend gibt es zum Ende hin zwei erotische Szenen, von denen eine gut gelungen ist, die andere in genau dem Moment allerdings ein wenig überstürzt wirkt.

Die Geschichte von Julian und Micah ist am Ende abgeschlossen, das Warten auf die Fortsetzung fällt einem daher nicht ganz so schwer. Lesen wird man sie aber auf jeden Fall, denn sowohl Auri als auch Cassie sind unheimlich liebenswert und genau wie Micah ist man als Leser der Meinung, dass sie einfach zusammen gehören.

FAZIT
Someone New ist zwar nicht perfekt und weist hier und da ein paar Schwächen auf, die sich auf die Bewertung auswirken, im Ergebnis überwiegen die positiven Aspekte jedoch die negativen. Die einmalige Liebesgeschichte von Micah und Julian ist daher trotz aller Kritikpunkte überaus empfehlenswert, allerdings nichts für ignorante oder engstirnige Leute.

Veröffentlicht am 08.11.2019

mit Abstand eines der besten New Adult Bücher, die man finden kann

Wenn Donner und Licht sich berühren
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Mit Wenn Donner und Licht sich berühren hat Brittainy C. Cherry einen wahrlich wundervollen und sehr berührenden New Adult Roman geschrieben, der trotz eines kleinen Kritikpunktes auf jeden Fall zu den ...

Mit Wenn Donner und Licht sich berühren hat Brittainy C. Cherry einen wahrlich wundervollen und sehr berührenden New Adult Roman geschrieben, der trotz eines kleinen Kritikpunktes auf jeden Fall zu den besten Werken des Genres zählt.
Die Handlung ist in zwei große Abschnitte unterteilt, wobei der erste einem mitunter sogar noch besser gefällt als der zweite. Zwischen den beiden Teilen liegt eine Zeitspanne von sechs Jahren, auf die insgesamt nicht näher eingegangen wird. Die Geschichte beginnt somit in der Vergangenheit, in der die beiden Protagonisten gerade einmal sechzehn Jahre alt sind, und wird dann nach dem Zeitsprung später in der Gegenwart fortgesetzt.

Jasmine begegnet Elliott, nachdem sie mit ihrer Mutter nach New Orleans gezogen ist, und oberflächlich betrachtet könnten die beiden kaum unterschiedlicher sein. Sie ist wunderschön und beliebt, er ist schmächtig und wird regelmäßig von seinen Mitschülern schikaniert. In Wahrheit haben die zwei jedoch unendlich viel gemeinsam. Sie sehen den jeweils anderen so, wie er wirklich ist, und haben daher ein tiefes Verständnis füreinander.

Elliott ist ein großartiger, unfassbar liebenswerter Protagonist mit einem großen Herz. Er kümmert sich stets um andere und hat so viel Liebe zu geben, dass die Menschen in seinem Umfeld praktisch gezwungen sind sich gut zu fühlen, wenn sie mit ihm zusammen sind. Man leidet mit ihm, wann immer er in der Schule nicht nur gemobbt, sondern sogar körperlich angegriffen, um nicht zu sagen misshandelt wird. Es ist einem unbegreiflich, wie er trotz dieser täglichen Torturen zu so einer freundlichen und aufgeschlossenen Person werden konnte. Vielleicht liegt es an dem Rückhalt, den er immerhin von seiner Familie bekommt, also von seiner Mutter Laura, seiner Schwester Katie und seinem Nachbar TJ, von dem Elliott zudem Musikunterricht bekommt. Bevor er Jasmine begegnet ist, war Musik nämlich Elis einzige Zuflucht.

Jasmine ist ebenfalls von Anfang an sympathisch und hat es im Alltag beinahe genauso schwer wie Elliott, nur dass ihr Kummer durch ihre kalte und herzlose Mutter verursacht wird. Diese kontrolliert das gesamte Leben ihrer Tochter und setzt sie permanent unter Druck, damit sie eines Tages Karriere als Pop-Sängerin macht – um jeden Preis. Egal wie sehr Jazz sich auch bemüht, ihre Mutter ist einfach nie zufrieden und hat statt bedingungsloser Liebe nur harsche Kritik für sie übrig. Die einzige echte Bezugsperson in Jasmines Leben und das genaue Gegenteil von ihrer Mutter ist ihr liebevoller Ziehvater Ray, der sie stets tröstet und versucht ihr zu helfen. Für ihn spielt es keine Rolle, dass er nicht ihr biologischer Vater ist, doch ihre Mutter lässt es aufgrund dieser Tatsache nicht zu, dass er Einfluss auf ihre Erziehung oder ihren Tagesablauf nimmt.

In dieser schweren Zeit retten Eli und Jazz sich gegenseitig und geben einander Hoffnung. Für den jeweils anderen sind sie das Licht in ihrer dunklen Welt. Obwohl man bereits durch den Klappentext weiß, dass es an irgendeinem Punkt unweigerlich zu einer Trennung kommt, kann man sich deshalb lange Zeit über nicht vorstellen, wie es dazu kommen soll. Umso härter trifft einen am Ende des ersten Abschnitts schließlich das schockierende Ereignis, das vor allem Elliotts Leben für immer verändert. Der Schmerz ist kaum zu ertragen und als Leser kann oder vielmehr will man gar nicht glauben, was man gerade liest.

Die Veränderung, die Eli anschließend durchläuft, ist ziemlich krass, aber durchaus verständlich, obschon es einen traurig macht ihn so zu sehen. Er zieht sich vollkommen zurück, stößt alle anderen von sich und errichtet eine Mauer um sich herum. Doch zum Glück lassen die Menschen in seinem Leben ihn trotzdem nicht allein und Jasmine gelingt es irgendwann zu ihm durchzudringen. Dank ihr nähert er sich seinem alten Ich irgendwann langsam wieder an und schafft es letztlich mit der Vergangenheit abzuschließen. Obwohl sie beide sich in der Zwischenzeit sehr verändert haben, sind sie also sind nicht nur in der Vergangenheit ein fantastisches Paar, sondern auch in der Gegenwart.

Jasmines Veränderung ist im Unterschied zu Elis allerdings weniger offensichtlich. An ihr zeigt Brittainy C. Cherry vielmehr sehr anschaulich, dass ein Lächeln nicht immer bedeutet, dass es einem gut geht. Eine emotionale Misshandlung kann genauso schlimme Auswirkungen haben wie eine körperliche. Jazz will es selbst nicht wahrhaben, aber in ihr tobt ein wütender Sturm, weil sie ihre Gefühle so lange unterdrückt hat. Das ist weder gesund noch lässt es die unliebsamen Emotionen einfach verschwinden. Darüber hinaus betont die Autorin die wichtige Erkenntnis, dass der eigene Schmerz nicht automatisch unbedeutend ist, nur weil andere womöglich noch Schlimmeres erlebt haben.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd, vor allem natürlich weil man mit den liebenswürdigen Protagonisten mitfiebert, und rührt mehrfach zu Tränen. Im Verlauf der Geschichte wartet die eine oder andere überraschende Wendung auf den Leser und es gibt zahlreiche gefühlvolle, ebenso wie einige traurige und schmerzhafte Momente. Außerdem steckt die bewegende Geschichte voller wunderbarer Botschaften. Vorhersehbar ist allenfalls der Ausgang der Liebesgeschichte, doch jedes andere Ende wäre in diesem Genre undenkbar, sofern es keine Fortsetzung gibt, was hier nicht der Fall ist, denn die Geschichte um Eli und Jasmine ist in sich abgeschlossen. Kritisieren kann man im Grunde nur, dass die insgesamt nachvollziehbare und wünschenswerte Entwicklung der Charaktere am Ende etwas zu schnell geht, was sich im Endeffekt aber nicht in der Bewertung niederschlägt, da die positiven Aspekte ganz klar überwiegen. Abgesehen vielleicht vom Epilog, der den Leser zum Schluss noch einen Blick auf die Zukunft der Protagonisten zu verschiedenen Zeitpunkten werfen lässt, kommt Wenn Donner und Licht sich berühren überdies erfreulicherweise ganz ohne Kitsch aus.

Da Elliott und Jasmine in der ersten Hälfte noch sehr jung sind, gibt es im Vergleich zu anderen New Adult Romanen hier nur sehr wenige erotische Szenen, eigentlich sogar nur eine, die ausführlicher geschildert wird und noch dazu recht kurz ist. Man hat deshalb jedoch nicht das Gefühl, dass etwas fehlen würde, das Buch kommt nämlich auch prima ohne aus, zumal es zwischen den Charakteren dafür umso heftiger prickelt.

Erwähnenswert sind zudem noch die vielen großartigen Nebenfiguren im Leben von Eli und Jazz, die die Geschichte enorm bereichern und ihr noch mehr Intensität verleihen. So tolle Menschen wie TJ, Elliotts besten Freund Jason oder Jasmines Vater Ray, die in schweren Zeiten ebenfalls zu einem halten, sollte jeder in seinem Leben haben.

Abschließend hervorzuheben ist schließlich noch der wunderschöne und malerische Schreibstil von Brittainy C. Cherry mit den wechselnden Perspektiven, der sich nicht nur angenehm lesen lässt, sondern positiv heraussticht. Des Weiteren hat die Autorin zahlreiche Metaphern und Vergleiche mit musikalischem Bezug eingebaut, passend zur Handlung und den Protagonisten, die als Saxophonist und Jazzliebhaber bzw. Sängerin und Soulliebhaberin natürlich beide Musik lieben.

FAZIT
Wenn Donner und Licht sich berühren erzählt die wahrlich berührende Geschichte zweier außerordentlich liebenswerter Charaktere und ist mit Abstand eines der besten New Adult Bücher, die man finden kann.

Veröffentlicht am 08.11.2019

in vielerlei Hinsicht vollkommen anders als die bisherigen Werke von Colleen Hoover und das nicht unbedingt auf positive Art und Weise

Too Late
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Too Late ist heftig, krass und auch ein bisschen krank. Es enthält Gewalt, Drogenkonsum bzw. – missbrauch, Vergewaltigungen sowie Mord und ist daher definitiv nichts für schwache Nerven. Es ist kein schlechtes ...

Too Late ist heftig, krass und auch ein bisschen krank. Es enthält Gewalt, Drogenkonsum bzw. – missbrauch, Vergewaltigungen sowie Mord und ist daher definitiv nichts für schwache Nerven. Es ist kein schlechtes Buch und durchaus mitreißend, doch es gehört zweifellos nicht zu den besten Werken von Colleen Hoover.
Das liegt im Endeffekt vor allem am Aufbau der Geschichte. Es gibt im Grunde drei aufeinander folgende Showdowns und somit mehrere Stellen, an denen das Buch eigentlich zu Ende ist – und sich so anfühlt – die Handlung dann aber trotzdem fortgesetzt wird. Die Geschichte um Sloan fühlt sich also bereits abgeschlossen an, obwohl man noch bis zu 150 Seiten vor sich hat. Hinzu kommt ein Prolog, der mittendrin unvermittelt auftaucht und so für Verwirrung sorgt. Es wird unweigerlich der Eindruck erweckt als hätte die Autorin das Buch nicht von Anfang bis Ende durchdacht, was im Prinzip stimmt, wie man später im Nachwort erfährt. Colleen Hoover hat das Buch nämlich zunächst kapitelweise online veröffentlicht, nach dem eigentlichen Ende dann doch weiter daran geschrieben und schließlich alles so belassen. Vielleicht ist das Ergebnis in Bezug auf diese spezielle Geschichte nicht ganz unrealistisch, da auch in der Realität nicht immer alles so schnell vorüber ist, wie man es sich möglicherweise wünschen würde, allerdings ist es auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, um nicht zu sagen seltsam, und als Leser kann man zukünftig gern darauf verzichten.

Außerdem unterscheidet sich Too Late schon allein inhaltlich deutlich von anderen Werken der Autorin und des Genres. Während die meisten New Adult Romane, abgesehen von den in der Regel enthaltenen erotischen Szenen, relativ harmlos sind und problemlos von Jugendlichen gelesen werden können, würde man eine Altersbeschränkung wie es sie bei Filmen gibt hier tatsächlich für angebracht halten. Es gibt viele explizite Sexszenen, die in den meisten Fällen schwierig zu beurteilen und alles andere als anregend sind, denn die überwiegende Mehrheit der Intimkontakte scheint nicht gerade einvernehmlich zu sein. Unabhängig von der rechtlichen Möglichkeit der Strafverfolgung ist jeder Geschlechtsverkehr zwischen Asa und Sloan quasi eine Vergewaltigung. Sloan wehrt sich nicht (mehr) und sagt auch nicht (mehr) ausdrücklich nein, das liegt aber nicht etwa daran, dass sie damit einverstanden ist, sondern vielmehr daran, dass sie sich permanent vor Asa fürchtet und um ihr Leben oder wenigstens ihre körperliche Unversehrtheit besorgt ist. Sie weiß inzwischen aus Erfahrung, dass sie es nicht schafft sich erfolgreich gegen Asa zur Wehr zu setzen und lässt ihn gewähren, weil sie es ansonsten nur schlimmer und schmerzhafter für sich macht und es andernfalls noch länger dauern würde. Einige dieser Szenen sind also wirklich kaum zu ertragen.

Trotz der häuslichen Gewalt, die Sloan überdies beinahe tagtäglich erlebt, wird sie jedoch nicht als Opfer dargestellt, da sie sich der Gefahr bewusst ist und sie tapfer erträgt. Sie ist eine starke, clevere und vor allem aufopferungsvolle Protagonistin. Obwohl sie in Asas Nähe manchmal in Lebensgefahr schwebt, bleibt sie ihrem Bruder zuliebe bei ihm und hält durch. Sein Wohlbefinden ist ihr nämlich wichtiger als ihre eigene Sicherheit. Sloan ist also stark genug zu bleiben und nicht etwa zu schwach, um ihn endlich zu verlassen. Zudem hat sie, ungeachtet all seiner Taten, noch immer Gefühle für Asa bzw. den Mann, in den sie sich damals verliebt hatte, wenngleich sie ihn längst nicht mehr so liebt wie früher. Ihre insofern teils widersprüchlichen Gedanken bezüglich Asa sind allerdings durchaus nachvollziehbar.

Asa ist dagegen einfach nur ein kranker, kontrollsüchtiger Narzisst und obschon er ohne Zweifel eine schwere Kindheit hatte, reicht das bei Weitem nicht aus, um ihm als Leser so viel Verständnis entgegen zu bringen wie Sloan und bisweilen sogar Luke/Carter es tun. Sloan hatte ebenfalls keine leichte Kindheit, ist nun aber trotzdem keine sadistische, gewissenlose und gewalttätige Kriminelle. Asa zeigt nie auch nur einen Funken Reue oder Einsicht und ist zu keinerlei Mitgefühl fähig. Egal, was er tut, er ist stets überzeugt im Recht zu sein. Er bildet sich wirklich ein Sloan zu lieben, geilt sich jedoch gleichzeitig an ihrem Schmerz auf. Er nutzt es schamlos aus, dass sie sich ihm zu Dank verpflichtet fühlt, und behandelt sie wie seine persönliche Sklavin. Sloan hat somit nur dann Zeit für sich selbst, wenn sie an der Universität ist oder sonntags ihren Bruder besucht.

Darüber hinaus betrachtet Asa Sloan als seinen alleinigen Besitz, reduziert sie auf ihren Körper und macht sie zum Objekt seiner Befriedigung, wann immer es ihm beliebt, ohne Rücksicht auf ihre Wünsche oder Gefühle. Sie hat ihm jederzeit für Sex zur Verfügung zu stehen und natürlich treu zu sein, wohingegen er es mit jeder Frau treibt, die sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen kann – und er findet das vollkommen in Ordnung. Deshalb hat es ihn logischerweise total genervt, als Sloan es eine Zeit lang gewagt hat nachts Pyjamas zu tragen, weil es ihm selbstverständlich viel zu mühsam ist, „ihr immer erst die Hose runterschieben zu müssen“, wenn er mitten in der Nacht plötzlich Sex will. Was immer er Sloan antut, er tut es aus „Liebe“ und glaubt tatsächlich, er würde weiterhin bedingungslos von Sloan geliebt werden. Alle gegenteiligen Hinweise werden ignoriert oder so verbogen, dass sie zu seinem abartigen Weltbild passen, sodass er gar nicht wahrnimmt, wie unglücklich sie seinetwegen ist.

Luke/Carter ist in jeder erdenklichen Hinsicht das genaue Gegenteil von Asa und vom ersten Moment an unfassbar liebenswert. Er respektiert Sloan und will, dass es ihr gut geht. Er nimmt nicht nur, sondern ist auch in der Lage Sloan etwas zurückzugeben. Er gibt ihr beispielsweise Halt und Zuneigung, wie sie es zuvor noch nie erlebt hat. Er weckt Gefühle in ihr, von denen sie nicht mehr gedacht hatte sie je wieder zu fühlen. Mit Ausnahme des Geheimnisses seiner wahren Identität – es ist relativ schnell klar, dass es sich bei ihm um einen Undercover Cop bei der Drogenfahndung handelt – ist er von Beginn an absolut aufrichtig zu ihr, was ihn nebenbei bemerkt wesentlich sympathischer macht als den Kollegen, der keine Skrupel hat Frauen für seinen Job zu benutzen.

Die wundervolle Liebesgeschichte zwischen Luke/Carter und Sloan ist trotz der zunehmend schnelleren Entwicklung einer der besten Aspekte dieses Romans. Mit diesem Paar zeigt Colleen Hoover wie eine gesunde Beziehung und ein respektvoller Umgang miteinander aussehen. Der Unterschied zu der missbräuchlichen Beziehung zwischen Asa und Sloan könnte demzufolge kaum offensichtlicher sein.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd und wird überraschenderweise aus drei verschiedenen Ich-Perspektiven geschildert, denen von Sloan, Luke/Carter und Asa. Bei den Kapiteln aus Asas Sicht ist man in der Regel allerdings froh, wenn sie wieder vorbei sind. Einerseits sind sie zwar interessant, andererseits verdeutlicht aber jedes Wort und jede seiner abstoßenden Ansichten nur, was für ein verabscheuungswürdiges Exemplar der Gattung Mensch er ist.

Das (endgültige) Ende ist etwas zu kitschig geraten, dafür sind die jeweiligen Höhepunkte so spannend, dass man das Buch in diesen Momenten unmöglich aus der Hand legen kann. Weniger schön sind hingegen die erkennbaren Schwächen des us-amerikanischen Justizsystems, die die Autorin erneut aufzeigt. Es ist wahrlich erschreckend, wie leicht ein Mörder dort mit seiner Tat davonkommen kann und wie schnell ein gefährlicher Verbrecher wieder auf freien Fuß gesetzt wird.

FAZIT
Too Late ist in vielerlei Hinsicht vollkommen anders als die bisherigen Werke von Colleen Hoover und das nicht unbedingt auf positive Art und Weise. Wer lediglich nach einer gefühlvollen und eher leichten Liebesgeschichte sucht, sollte lieber die Finger davon lassen, denn für dieses Buch sowie die darin enthaltenen Themen muss man eher hart im Nehmen sein.

Veröffentlicht am 12.10.2019

ein wahrlich außergewöhnlicher Fantasy-Roman

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
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Strange The Dreamer - Der Junge, der träumte ist eine wahrlich außergewöhnliche Geschichte, bei der man zügig vorankommt und sich insbesondere dank einiger unerwarteter Wendungen zu keinem Zeitpunkt langweilt, ...

Strange The Dreamer - Der Junge, der träumte ist eine wahrlich außergewöhnliche Geschichte, bei der man zügig vorankommt und sich insbesondere dank einiger unerwarteter Wendungen zu keinem Zeitpunkt langweilt, obwohl die Handlung anfangs nur langsam Fahrt aufnimmt.

Bedauerlicherweise hat der Verlag das Buch aufgeteilt, sodass es sich hierbei im Grunde nur um ein halbes Buch handelt, was man leider auch merkt, denn die Geschichte endet (vorläufig) in genau dem Moment, in dem sie eigentlich gerade erst richtig beginnt. Dennoch sollte man sich diese einzigartige Geschichte auf keinen Fall entgehen lassen.

Zu Beginn muss man sich erst einmal mit der faszinierenden und außergewöhnlichen Welt vertraut machen, die Laini Taylor in diesem Buch erschaffen hat, und lernen sie zu verstehen, denn sie ist anders als alles, was man bisher kennt. Selbst wenn man viel aus dem Genre liest, wird einem vermutlich noch nichts Vergleichbares untergekommen sein. Die Fantasy-Aspekte beschränken sich hier nämlich nicht nur auf magische Orte und phantastische Wesen, sogar die Menschen unterscheiden sich anatomisch von aus. Die zahlreichen fremdländisch klingenden Namen und Begriffe tragen zusätzlich zur magischen Atmosphäre des Buches bei.

Die Autorin beweist damit nicht nur viel Kreativität, sondern auch, dass es durchaus noch möglich ist den Leser mit neuen, fantastischen Ideen zu überraschen. Etwas verwirrend sind lediglich die anfänglichen Zeitsprünge, aufgrund derer man oftmals nicht sicher ist, ob man sich nun gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit befindet. Grundsätzlich begrüßt man es allerdings sehr, dass die Autorin wichtige, vergangene Ereignisse schildert, die helfen das aktuelle Geschehen oder die zwischenmenschlichen Beziehungen besser einzuordnen. Außerdem verleiht sie ihrer Geschichte dadurch mehr Komplexität und Tiefe.

Trotz des personalen Erzählers fühlt man sich den Figuren, vor allem dem Protagonisten Lazlo Strange, sehr verbunden. Der Träumer Lazlo ist von Beginn an sehr sympathisch, insbesondere, aber nicht nur, wegen seiner Liebe für Bücher und Geschichten, die in seinem Umfeld nur wenige nachvollziehen können, geschweige denn teilen. Er ist eher zurückhaltend, beweist später jedoch viel Mut. Optisch macht er bereits im Verlauf (der ersten Hälfte) des ersten Bandes eine enorme Veränderung durch und man ist gespannt auf die charakterliche Entwicklung, die sicher folgen wird. Etwas selbstbewusster tritt er danach auf jeden Fall schon auf. So oder so hat er das Herz - oder vielmehr seine Herzen - am rechten Fleck, weshalb man ihn mit der Zeit richtig lieb gewinnt und gemeinsam mit ihm leidet, wenn er ungerecht behandelt wird.

Vom „Goldjungen“ Thyon, dessen ganze Art und Verhalten einem gegen den Strich gehen, kann man das hingegen nicht behaupten. Daran ändert auch das ihm entgegen gebrachte Mitgefühl aufgrund des enormen Drucks, der auf ihm lastet, nichts. Er ist herablassend, undankbar und schlicht kein netter Mensch.

Ein späterer Perspektivwechsel sorgt für eine weitere Überraschung und einen zweiten, vollkommen anderen Handlungsstrang mit anderen Charakteren und anderem Schauplatz. Durch diesen geschickten Schachzug der Autorin lernt man die mutmaßlichen Feinde zunächst unvoreingenommen kennen, wodurch man den gegnerischen Lagern als Leser einigermaßen neutral gegenüber steht. Man kann sich in beide Gruppen gut hineinversetzen und ihre Haltungen nachvollziehen. Laini Taylor macht außerdem deutlich, dass sie sich zwar optisch unterscheiden mögen, sich innerhalb dafür aber umso ähnlicher sind. Eine simple Einordnung in schwarz und weiß bzw. gut und böse ist somit unmöglich, daher hofft man darauf, dass sich irgendein Kompromiss finden lässt, damit die Konfrontation nicht in einen erneuten Kampf ausartet.

Diesen Wunsch hegt auch Sarai, die man mit der Zeit ebenfalls sehr ins Herz schließt und die sich später möglicherweise zur zweiten Hauptfigur entwickelt. Dank ihrer besonderen Gabe versteht sie ihre vermeintlichen Feinde besser als alle anderen und würde einen gewaltsamen Konflikt daher gern vermeiden. Sie lässt sich schon lange nicht mehr von ihrem Hass auf die Menschen verzehren und wird auch nicht von blinden Rachegelüsten angetrieben. Stattdessen hat sie eine sehr differenzierte Sicht auf die Welt, in der sieht lebt, sieht also Gutes wie Böses, und sehnt sich genauso sehr nach Zuneigung wie Ruby und Sparrow.

Die Geschichte übt von Anfang an eine gewisse Faszination auf den Leser aus, derentwegen man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Allein der Prolog gibt einige Rätsel auf, die selbst am Schluss dieses Buches noch nicht aufgelöst wurden. Es gibt viel Raum für Spekulationen, von denen manche sich als zutreffend erweisen, andere nicht. Sobald man sich an das zweite Setting gewöhnt hat, werden diese Kapitel immer interessanter bis man es letztlich kaum erwarten kann, dass die beiden Handlungsstränge endlich ineinander übergehen und die verschiedenen Figuren sich unweigerlich begegnen. Doch obschon die Handlung irgendwann recht zügig voranschreitet, ist es zumindest im (deutschen) ersten Band leider noch nicht soweit. Ein paar Fragen werden dafür zum Ende hin immerhin schon beantwortet, man wird also nicht unnötig lange auf die Folter gespannt. Zahlreiche andere Fragen bleiben erwartungsgemäß allerdings noch offen.

Am Ende trumpft die Autorin noch einmal mit einer gewaltigen, nicht gerade angenehmen Überraschung auf, die man vielleicht nicht unbedingt als Cliffhanger bezeichnen kann, die einen die zweite Hälfte des ersten Bandes jedoch mindestens genauso inständig herbeisehnen lässt. Glücklicherweise muss man wenigstens nicht allzu lange auf deren Erscheinen warten.

Erwähnenswert ist abschließend vielleicht, dass eine Liebesgeschichte noch nicht vorhanden ist. Im Hinblick auf zwei bestimmte Charaktere könnte sich das später vielleicht ändern, die ersten Ansätze kann man bislang aber allenfalls erahnen. Auf die Bewertung wirkt sich das in keinster Weise negativ aus, denn die Geschichte kommt wunderbar ohne Romantik aus, was nicht heißt, dass man einer solchen Entwicklung grundsätzlich ablehnend gegenüber stünde.


FAZIT

Strange The Dreamer - Der Junge, der träumte ist ein außergewöhnlicher Fantasy-Roman, der sich mit der faszinierenden Idee beschäftigt was passiert, wenn man einer Stadt ihren Namen stiehlt, sie in eine mitreißende Geschichte einkleidet und diese dann auch noch gekonnt erzählt.

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