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Veröffentlicht am 08.11.2020

ein fabelhaftes Bilderbuch, das mit einer liebenswerten Titelfigur und wundervollen Illustrationen überzeugen kann

Der kleine Waschbär Waschmichnicht
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Der kleine Waschbär Waschmichnicht ist ein ganz wunderbares Bilderbuch, in dessen Titelfigur man sich gleich auf den ersten Blick verliebt.
Im Gegensatz zu seinen Verwandten ist der kleine Waschbär ziemlich ...

Der kleine Waschbär Waschmichnicht ist ein ganz wunderbares Bilderbuch, in dessen Titelfigur man sich gleich auf den ersten Blick verliebt.
Im Gegensatz zu seinen Verwandten ist der kleine Waschbär ziemlich wasserscheu und zweifelt daher an seiner Identität. Viel lieber sucht er sich jeden Tag ein neues Versteck, um sich vor dem Bad im Fluss zu drücken. Erst als der kleine Waschbär so schlimm stinkt, dass ein Stinktier ihn für einen Artgenossen hält, und er nach einem entsetzten Blick auf sein Spiegelbild feststellt, dass er gar nicht mehr wie ein Waschbär aussieht, nimmt er schließlich doch ein Bad. Und auf einmal findet er das Waschen tatsächlich gar nicht mehr so schlimm, ganz im Gegenteil.

Wer Waschbären nicht schon vorher liebte, tut es spätestens nach diesem amüsanten Bilderbuch, denn sogar völlig verdreckt, zerzaust und mit Eierschale auf dem Ohr ist der kleine Waschbär noch total liebenswert. Knuddeln möchte man ihn dann allerdings lieber erst nach dem Bad. Ebenso putzig ist die kleine Maus, seine ständige, aber leider namenlose Begleitung.

Das Buch bringt einen jedoch nicht nur zum Schmunzeln, es bietet auch die Gelegenheit Kindern Notwendigkeiten des täglichen Lebens schmackhaft zu machen, die sie nicht besonders mögen, wie zum Beispiel das Baden. Die Geschichte des kleinen Waschbären zeigt nämlich, dass manches am Ende gar nicht so schlimm ist wie vielleicht befürchtet und die Alternativen ebenfalls ihre (eventuell unerwünschten) Konsequenzen haben. Womöglich wird den Kindern dadurch also klar, dass es ab und an ganz sinnvoll sein kann auf die Eltern zu hören.

Die fantastischen und überaus niedlichen Illustrationen stammen von Igor Lange. Sie sind sehr farbenfroh und vor allem detailreich, sodass es auf den Zeichnungen viel zu entdecken gibt. Die jeweiligen Textzeilen wurden gekonnt in die stets doppelseitigen Bilder integriert, beispielsweise indem sie auf dafür vorgesehenen, helleren Stellen des Motivs platziert wurden.

FAZIT
Der kleine Waschbär Waschmichnicht ist ein fabelhaftes Bilderbuch, das mit einer liebenswerten Titelfigur und wundervollen Illustrationen überzeugen kann. Nach dem Lesen hofft man auf jeden Fall auf ein weiteres Abenteuer mit dem kleinen Waschbären, der nun ein waschechter Waschbär ist.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

eine fesselnde, schnell gelesene Geschichte mit interessanten Themen über die einzigartige Freundschaft sehr unterschiedlicher Figuren

Für immer Alaska
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Für immer Alaska ist ein toller, überaus empfehlenswerter Roman, der vor allem durch seine vielseitigen Charaktere überzeugen kann, die im Verlauf der Geschichte eine große, jedoch nachvollziehbare Entwicklung ...

Für immer Alaska ist ein toller, überaus empfehlenswerter Roman, der vor allem durch seine vielseitigen Charaktere überzeugen kann, die im Verlauf der Geschichte eine große, jedoch nachvollziehbare Entwicklung durchleben und an den Herausforderungen wachsen, denen sie sich stellen müssen.
Die Handlung wird abwechselnd aus den Perspektiven der gegensätzlichen Protagonisten Sven und Parker geschildert, wodurch man sich als Leser sehr gut in die zwei Siebtklässler hineinversetzen kann. Die beiden haben mit besonderen Problemen zu kämpfen, zusätzlich zu den Unsicherheiten, die mit einer neuen Klasse und neuen Mitschülern generell verbunden sind, und machen daher im Augenblick eine schwere Phase durch. Obwohl sie dafür eigentlich noch viel zu jung sind, erwecken sie einen sehr verbitterten Eindruck und wirken dadurch zunächst nicht sonderlich liebenswert. Das ändert sich aber später als sie mehr Zeit miteinander verbringen und zusammen sind sie dann gleich viel sympathischer.

Parker hat eine traumatische Situation aus ihrer jüngsten Vergangenheit zu verarbeiten: Sie musste zusehen wie das Geschäft ihrer Eltern überfallen und ihr Vater dabei sogar von einem der Täter angeschossen wurde, die noch immer auf freiem Fuß sind. Hinzu kommt, dass sie ihren Hund Alaska schmerzlich vermisst, den die Familie wegen einer Allergie eines Sohnes abgeben musste. Trotzdem ist Parker nicht sauer auf ihre Geschwister und kümmert sich sehr liebevoll um ihre drei kleinen Brüder. Seit dem Überfall sieht und befürchtet Parker allerdings ständig das Schlimmste und hat große Angst vor einem weiteren schrecklichen Ereignis, das in ihren Augen unausweichlich an der nächsten Ecke lauert. Später gelingt es ihr jedoch diese Furcht zu überwinden und zu erkennen, dass es auch viele schöne Dinge auf der Welt gibt, die man nicht vergessen sollte.

Sven ist seit circa einem Jahr Epileptiker und die Krankheit hat sein Leben seither komplett auf den Kopf gestellt. Die Diagnose bringt viele Einschränkungen mit sich, beispielsweise darf er nicht mehr schwimmen oder Fahrrad fahren, die insbesondere für einen so jungen Menschen nur schwer zu akzeptieren sind. Er fühlt sich häufig wie ein Freak oder ein Außerirdischer, vor allem nachdem andere Menschen zum ersten Mal einen seiner epileptischen Anfälle beobachtet haben. Er versinkt zunehmend in Selbstmitleid, was durchaus nachvollziehbar ist, und sieht an seinem Tiefpunkt keinen Sinn mehr darin überhaupt aufzustehen, wenn er doch genauso gut im Bett auf den nächsten Anfall warten kann. Diese Einstellung ändert sich aber als ihm klar wird, dass es sich dafür nicht mehr lohnt zu leben.

Am Anfang können Parker und Sven sich nicht ausstehen, mit der Zeit raufen sie sich jedoch langsam zusammen und helfen sich gegenseitig einen anderen Blickwinkel auf das Leben zu bekommen. In einer dringenden und ziemlich spannenden Notlage stehen sie einander schließlich sogar bei, obschon sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht miteinander sprechen. Das ist vielleicht der eigentliche Beginn ihrer Freundschaft. Danach setzt Parker mit Hilfe ihrer Klassenkameraden eine wunderbare Idee in die Tat um, die dafür sorgen soll, dass Sven sich in der Schule weniger wie ein Alien fühlt.

Dass sie sich überhaupt besser kennen lernen, verdanken sie übrigens der schon im Titel erwähnten Hündin Alaska. Bei dem Versuch sie zu entführen, wird Parker unerkannt von Sven ertappt und in ein Gespräch verwickelt, das zu weiteren nächtlichen Treffen führt. Alaska gehörte ursprünglich Parker und wurde erst nach der ungewollten Abgabe Svens Assistenzhund. Zunächst weiß er den Golden Retriever nicht zu schätzen und reagiert oft abweisend, weil sie ihn permanent an seine Krankheit erinnert, doch nach und nach entwickeln sie eine tiefe Bindung zueinander, die Svens Leben letztlich auf eine Weise verbessert wie es nur Hunde können.

Das Ende ist der Autorin im Prinzip gut gelungen, es komm nur leider etwas zu plötzlich und überrumpelt den Leser geradezu. Sie hätte die Geschichte also ruhig noch etwas ausklingen lassen können, das ist im Grunde aber der einzige kleine Kritikpunkt. Zum Ausgleich kann Anna Woltz außerdem mit ihrem angenehmen und flüssigen Schreibstil punkten. Sie beschreibt nicht nur sehr anschaulich, wie Sven sich nach einem Anfall fühlt, sie verleiht seiner Perspektive auch viel Authentizität, indem seine Kapitel bzw. Gedanken mitten im Satz abbrechen, wenn er genau in diesem Moment unerwartet einen Anfall hat.

FAZIT
Für immer Alaska ist eine fesselnde, schnell gelesene Geschichte mit interessanten Themen über die einzigartige Freundschaft sehr unterschiedlicher Figuren, die einander dabei helfen auf die Sonnenseite des Lebens zurückzufinden.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

eine wundervolle, sprachgewaltige Geschichte mit liebenswerten und faszinierenden Figuren

Der Bücherdrache
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Der Bücherdrache ist völlig anders als erwartet, aber trotzdem richtig gut und von der ersten Seite an so fesselnd wie faszinierend, nur leider viel zu schnell gelesen.
Das Buch beginnt und endet mit ein ...

Der Bücherdrache ist völlig anders als erwartet, aber trotzdem richtig gut und von der ersten Seite an so fesselnd wie faszinierend, nur leider viel zu schnell gelesen.
Das Buch beginnt und endet mit ein paar Comic Seiten, in die dann die eigentliche Geschichte eingebettet ist. Der Ich-Erzähler ist zwar im Grunde Hildegunst von Mythenmetz, die Ereignisse um Nathaviel werden allerdings nicht von ihm selbst geschildert. Im Vordergrund steht vielmehr das Abenteuer des nach ihm benannten Buchlings Hildegunst Zwei, der dem bekannten Lindwurm von seiner aufregenden Begegnung mit dem legendenumwobenen Bücherdrachen berichtet. Es handelt sich sozusagen um eine Geschichte in einer Geschichte.

Infolgedessen besteht das Buch größtenteils aus Dialogen bzw. aus dem Monolog des kleinen Buchlings, dessen Erzählung nur gelegentlich kurz durch Nachfragen oder Bemerkungen von Hildegunst unterbrochen wird. Dabei gibt er wiederum innerhalb seines Abenteuers nahezu wortgetreu die gesamte, interessante Lebensgeschichte des Bücherdrachen wieder, wie Nathaviel sie ihm berichtet hat. Der Autor hat also mehrere Geschichten geschickt ineinander verschachtelt, lässt am Ende jedoch offen, ob es sich nun um ein echtes (fiktives) Erlebnis oder lediglich um einen Traum des Lindwurms handelt. Spannend ist diese außergewöhnliche Geschichte in jedem Fall.

Der im Ormsumpf lebende Bücherdrache ist eine ausgesprochen faszinierende Kreatur, die man trotz seiner tödlichen Tendenzen irgendwie ins Herz schließt und der man in späteren Werken gern noch einmal begegnen möchte. Nathaviel ist weise, klug und ein wenig melancholisch. Er hat in seinem Leben viel durchgemacht und man versteht durchaus seine Beweggründe. Einerseits will er sich bloß selbst schützen, andererseits ist er dadurch unendlich einsam, zumal er sich scheinbar sehr gern mit anderen Wesen unterhält. Es grenzt an ein Wunder, dass er noch nicht völlig verrückt geworden ist.

Der Drache ist Orakel und Schatz zugleich, denn neben seinem Geist sind auch seine Schuppen ormdurchtränkt und daher wahnsinnig wertvoll. Sie sind der Grund, warum er lange Zeit gejagt wurde. Um zu Überleben fing er irgendwann an die Besucher zu fressen oder zumindest zu vertreiben, die es nicht mehr nur auf einen Ratschlag, sondern eine seiner Schuppen abgesehen hatten. Dieses Vorgehen war umso wichtiger, da es Nathaviel inzwischen nicht mehr möglich ist die Katakomben zu verlassen. Der arme Drache ist im Ormsumpf gefangen.

Der junge, etwas zu leichtgläubige Buchling Hildegunst Zwei ist einem ebenfalls sehr sympathisch. Er glaubt nichts Interessantes erzählen zu können, dabei ist sein Leben im Ergebnis nicht annähernd so ereignislos oder vorhersehbar wie er denkt. Stattdessen kann er von einem Abenteuer berichten, wie es sicher nicht viele Buchlinge erlebt haben. Es macht Spaß dank ihm eine neue Seite an Zamonien sowie neue Geschöpfe, die in dieser Welt leben, kennenzulernen und eine Geschichte zu lesen, in der einige Buchlinge sowie ein Drache die Hauptakteure sind. Hinzu kommt eine vielversprechende Prophezeiung Nathaviels, die vielleicht – oder eher hoffentlich – noch einmal in anderen Büchern zur Sprache kommt. Das Ende deutet zumindest ein wenig darauf hin.

Darüber hinaus begeistert das Buch vor allem durch die tolle, malerische Sprache von Walter Moers, die langen Sätze und wunderbaren Beschreibungen, deren Klang man sich auf der Zunge zergehen lassen möchte. Die Liebe des Autors zu Büchern und zur Sprache wird folglich nicht nur durch die zamonische Welt, sondern auch durch seine Art zu erzählen deutlich.

Möglicherweise hat der Autor sogar ein paar autobiographische Gedanken einfließen lassen, nämlich als es um die Leiden und Ängste von Schriftstellern geht, die Nathaviel sehr anschaulich beschreibt. Man ist sich nicht ganz sicher, ob es scherzhaft oder als Kritik gemeint ist, dass man sich als Autor gelegentlich zu viele Gedanken über Dinge wie (negative) Rezensionen oder Schreibblockaden macht.

Ebenso fantastisch wie der Schreibstil ist die einzigartige Gestaltung des Buches mit den zahlreichen, vielseitigen Illustrationen des Autors. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die sehenswerten Zeichnungen des Bücherdrachen in seiner ganzen Pracht, die sich über mehrere Doppelseiten erstrecken.

Es handelt sich bei Der Bücherdrache zwar um eine völlig eigenständige und insgesamt überaus empfehlenswerte Geschichte, sodass man die anderen Zamonien-Romane zuvor nicht alle gelesen haben muss, es schadet allerdings nicht, wenn man zumindest schon ein wenig mit der Welt vertraut ist und zum Beispiel weiß, was Buchlinge überhaupt sind.

Zum Abschluss folgt im Übrigen eine Leseprobe aus Die Insel der 1000 Leuchttürme, die auf jeden Fall neugierig auf das gesamte Buch macht – und vielleicht ein erster Hinweis darauf ist, dass dieses Buch als nächstes erscheint, obgleich ein konkreter Erscheinungstermin bislang noch nicht bekannt ist. Hierin dreht sich wieder alles um ein Abenteuer des Lindwurms Hildegunst, der den ersten Abschnitt einer beschwerlichen Reise in einem Brief an seinen Freund Hachmed Ben Kibitzer schildert.

FAZIT
Der Bücherdrache ist eine wundervolle, sprachgewaltige Geschichte mit liebenswerten und faszinierenden Figuren, die viel zu schnell vorbei ist und augenblicklich Lust auf weitere Abenteuer aus Zamonien macht.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

eine fantastische, niemals langweilige Fortsetzung, die man sich als Fan dieser außerordentlich empfehlenswerten Reihe garantiert keinesfalls entgehen lassen wird

Monstress 3
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Monstress – Die Zuflucht ist eine packende, ereignisreiche Fortsetzung, die viele neue Erkenntnisse liefert, sowohl über die komplexe Welt, die Marjorie Liu erschaffen hat, als auch über die Charaktere, ...

Monstress – Die Zuflucht ist eine packende, ereignisreiche Fortsetzung, die viele neue Erkenntnisse liefert, sowohl über die komplexe Welt, die Marjorie Liu erschaffen hat, als auch über die Charaktere, die darin leben. Trotzdem bleiben natürlich weiterhin zahlreiche Fragen offen, deren Antworten man herbeisehnt.
Das Monster, das in Maika lebt, hat inzwischen einen Namen – Zinn – und ist nicht nur immer öfter wach, sondern nimmt mittlerweile eine konkretere Gestalt an. Dennoch bleibt er mit Maika verbunden und kann ohne sie vermutlich nicht existieren. Es ist sehr interessant Zinn nun auch als Charakter kennen zu lernen, nicht nur als Monster. Ihm fehlen allerdings nach wie vor viele Erinnerungen, sodass einige Dinge ungeklärt bleiben. Auf jeden Fall war Zinn der Gefährte der sagenumwobenen Schamanenkaiserin, über die man nun ebenfalls etwas mehr erfährt. Maika trägt ihr Blut in sich und kann daher womöglich sogar die einzigartigen Erfindungen in Gang setzen, die Tausend Jahre überdauert haben.

Die Prophezeiung um Maika schlägt im Verlauf der Handlung eine neue Richtung ein und hat vielleicht eine andere Bedeutung als bisher gedacht. Außerdem rückt die Maske weiter in den Mittelpunkt und man fragt sich, was genau es mit ihr auf sich hat. Immer mehr Figuren sind auf der Suche nach den einzelnen Fragmenten, doch was geschieht, wenn man alle Teile zusammensetzt? Darüber hinaus könnte es eine Rolle spielen, wem das gelingt, denn auf Maika hat die Maske scheinbar eine völlig andere Wirkung als auf andere.

Wegen der anhaltenden Jagd auf Maika bekämpfen sich einige Arkane gegenseitig, anstatt sich auf den bevorstehenden Krieg gegen die Föderation der Menschen vorzubereiten, der wiederum der Grund dafür ist, dass die eigentlich verfeindeten Höfe der Abend- und Morgendämmerung eine Allianz in Betracht ziehen. Diese Ereignisse bekommt man aber nur am Rande mit, da Maika nicht aktiv an diesem Geschehen beteiligt ist und die meisten Szenen sich hauptsächlich um sie drehen. Nur gelegentlich kann man einen Blick auf die Fäden erhaschen, die im Hintergrund gezogen werden und Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte haben.

Zusätzlich zu einem neuen Schauplatz in Gestalt des überaus faszinierenden Pontus, kommen wieder zahlreiche neue Kreaturen und Charaktere hinzu, während bisher kaum ausgestaltete Nebenfiguren näher beleuchtet werden. Offenbar gibt es mehr als eine Figur, die ebenfalls mit einer Kreatur wie Zinn verbunden ist, anders als bei Maika scheinen seine Geschwister ihre sterblichen Wirte jedoch vollkommen zu verschlingen. Die Katze Ren und seine Art bleiben indessen ein großes Rätsel. Sie scheinen einen eigenen Plan zu verfolgen, nur welchen? Auf jeden Fall spioniert Ren für sie.

Das kleine Fuchsmädchen Kippa bekommt, sehr zur Freude des Lesers, im dritten Band viel mehr Raum, um sich als Figur zu entfalten. Man erfährt etwas mehr über ihre Vergangenheit und ihre eigenen Wünsche und Ziele. Sie ist ebenfalls sehr mutig und definitiv nicht länger nur Maikas zunächst unliebsames Anhängsel. Allerdings hat Maika das liebenswerte Fuchsmädchen inzwischen so sehr ins Herz geschlossen, dass sie es unbedingt vor Gefahren schützen will, auch wenn sie das sicher nie offen zugeben würde.

Die Fragen, die am Ende des zweiten Bandes aufkamen, werden noch nicht aufgelöst, die Spannung wird diesbezüglich somit weiter gesteigert. Zudem endet der dritte Teil erstmals mit einem richtigen Cliffhanger, der das Warten auf den nächsten Band umso schwerer macht. Über den Vater von Maika wurde bisher nur gesprochen und das nicht sehr ausführlich, aber es beschleicht einen das Gefühl, dass er bald eine größere Rolle spielen könnte oder gar selbst in Erscheinung treten wird.

Neben der einzigartigen Geschichte macht insbesondere das fantastische Artwork von Sana Takeda diesen Graphic Novel weiterhin zu einem wahren Highlight. Die dunklen Farben unterstützen die düstere Atmosphäre und der detailreiche, aufwendige Stil der Künstlerin macht die verschiedenen Panels ausgesprochen sehenswert. Selbst die Hintergründe werden von ihr stets ausgearbeitet. Man nimmt sich gern Zeit, um die Zeichnungen intensiv zu betrachten und genießt es lieber diesen wunderschönen Graphic Novel Seite für Seite zu lesen, statt eilig durch die fesselnde Geschichte zu hetzen. Dafür lohnt es sich so lange auf den nächsten Band warten zu müssen, denn Qualität braucht eben Zeit.

Am Ende eines jeden Kapitels erwartet den Leser im Übrigen wie bisher eine Seite mit ausführlichen Informationen über die bekannte Welt und ihre Geschichte, die sich nicht so einfach in das aktuelle Geschehen integrieren lassen, doch wichtig und hilfreich sind, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen.

FAZIT
Monstress – Die Zuflucht ist eine fantastische, niemals langweilige Fortsetzung, die man sich als Fan dieser außerordentlich empfehlenswerten Reihe garantiert keinesfalls entgehen lassen wird. Wer Monstress nicht kennt, verpasst etwas, denn Marjorie Liu und Sana Takeda haben damit zweifellos die beste Graphic Novel Reihe erschaffen, die man aktuell in die Finger bekommen kann.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

ein überaus empfehlenswertes Buch – nicht nur für Leserinnen mit fremdländischen Wurzeln

Schamlos
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Schamlos ist ein sowohl inhaltlich als auch optisch überaus gelungenes Buch, mit dem die drei jungen Frauen Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz zur Aufklärung über verschiedene Probleme in der ...

Schamlos ist ein sowohl inhaltlich als auch optisch überaus gelungenes Buch, mit dem die drei jungen Frauen Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz zur Aufklärung über verschiedene Probleme in der heutigen Gesellschaft beitragen und mit diversen Vorurteilen aufräumen wollen.
In dem Buch wurden diverse Texte zu unterschiedlichen Themen zusammengestellt, die im Endeffekt aber alle mehr oder weniger die gleiche Botschaft vermitteln bzw. dasselbe Ziel anstreben, nämlich die Freiheit zu haben, man selbst zu sein. Eines der wiederkehrenden Themen ist beispielsweise negative soziale Kontrolle, wobei die Bedeutung dieses Terminus eingangs genauer erläutert wird. Man muss also keine Scheu haben, wenn man mit dem Begriff anfangs noch nichts anfangen kann; die Probleme, die damit gemeint sind, kennt jeder wenigstens zum Teil und viele dürften etwas Ähnliches schon selbst erlebt haben.

Die drei Autorinnen sind Muslimas mit Migrationshintergrund und schildern vor allem viele Konflikte, die mit ihrer Kultur zusammenhängen bzw. mit den Unterschieden zwischen den Kulturen des Landes, in dem sie leben, sowie des Landes, aus dem ihre Eltern stammen. Es ist sehr interessant etwas über die damit verbundenen Schwierigkeiten zu erfahren und diesbezüglich sensibilisiert zu werden, auch wenn man vielleicht nicht selbst betroffen ist, da es sich um gesellschaftliche Problematiken handelt, die jeden etwas angehen und nur gelöst werden können, wenn man überhaupt Kenntnis davon hat. Besonders aufschlussreich ist insofern der Abschnitt über den Hidschab oder das Kopftuch, wie man es hierzulande meist nennt. Es werden sowohl die Vorteile als auch die Nachteile aufgezeigt und am Ende gelangt man zu der Erkenntnis, dass es genauso bevormundend ist Frauen das Tragen des Hidschabs in der Öffentlichkeit zu verbieten wie sie dazu zu zwingen. Kulturelle Unterschiede werden vielfach als Bedrohung angesehen, dabei kann diese Vielfalt das Leben enorm bereichern.

Es geht allerdings nicht ausschließlich um Rassismus oder Islamfeindlichkeit, sondern ebenso um Sexismus; einschließlich Slut Shaming und Victim Blaming, und den bekommt man als Frau unabhängig von der Herkunft zu spüren. Geschlechterdiskriminierung ist nach wie vor ein weltweites Problem, obschon es in den verschiedenen Ländern natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt ist bzw. Frauen in manchen Ländern deutlich schlimmer diskriminiert werden als zum Beispiel hier in Europa. Wenn man sich in dieser Hinsicht eine Veränderung wünscht, muss man dazu beitragen diese herbeizuführen, denn das passiert nicht einfach von allein, wie manche denken. Auch in Deutschland mussten Frauen sich etwa das Wahlrecht hart erkämpfen. Solche Rechte werden einem leider nicht geschenkt, doch sich dafür einzusetzen lohnt sich.

Die zahlreichen in dem Buch enthaltenen Alltagsgeschichten verschiedener Frauen beschreiben dabei teils Situationen, die die Autorinnen selbst erlebt haben, und teils solche, die ihnen von anderen erzählt wurden, bei denen die Betroffenen aus unterschiedlichen Gründen aber anonym bleiben wollen. Es ist traurig bis erschütternd, was einige Frauen erlebt haben und andere noch immer durchmachen müssen. Permanente Kontrolle durch andere, die damit einhergehende Paranoia und der Mangel an Freiraum oder Privatsphäre sind nur einige der harmloseren Beispiele.

Die vielen strengen, unzeitgemäßen Regeln mit Doppelmoral – ein Mann, der mit zahlreichen Frauen geschlafen hat, ist in der Regel ein beneideter Frauenheld, wohingegen eine Frau, die mit zahlreichen Männern geschlafen hat, von vielen als Schlampe betrachtet wird – führen oftmals zu einem Doppelleben, das die Psyche junger Menschen stark belastet. Zudem haben diese Frauen oftmals niemanden, mit dem sie über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Aus Angst vor den meist unweigerlichen Schuldzuweisungen können sie sich nicht einmal ihren eigenen Eltern anvertrauen, wenn ihnen Gewalt angetan wurde.

Darüber hinaus enthält das Buch neben einigen, wundervollen Illustrationen von Esra Røise und den Photos der Autorinnen mehrere Gespräche zwischen den drei jungen Frauen untereinander über die entsprechenden Themen sowie eine Liste ungewollter Ratschläge, die man als Frau im Laufe des Lebens so zu hören bekommt. Den einen oder anderen davon kennt man womöglich aus eigener Erfahrung, sodass sich wahrscheinlich jede Frau in dem Buch wiederfinden wird.

Man kann Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz wirklich nur dafür bewundern, dass sie schon in so jungen Jahren den Mut aufbringen offen über diese Dinge zu sprechen und trotz all der Anfeindungen sogar vor vermeintlichen Tabus nicht zurückschrecken. Viele ihrer Aussagen und Botschaften sind allgemeingültig, es spielt somit keine Rolle, welcher Religion man angehört oder wo man herkommt. So betonen sie beispielsweise, dass auch psychische Leiden ernst zu nehmende Krankheiten sind, bei denen ein Gang zum Arzt sinnvoller ist als der Rat oder vielmehr der Vorwurf man solle mehr beten. Fragwürdig sind allerdings die abgedruckten Behauptungen eines Arztes über das Jungfernhäutchen, das jedoch, insoweit bestehen keine Zweifel, ohnehin völlig überbewertet wird.

FAZIT
Schamlos ist ein überaus empfehlenswertes Buch – nicht nur für Leserinnen mit fremdländischen Wurzeln – das keine spezielle Religion oder Kultur als Ganzes an den Pranger stellen will, sondern lediglich die negativen Aspekte, die einem freien Leben entgegen stehen und gegen essentielle Menschenrechte verstoßen. Die Autorinnen machen darin auf reelle, gesellschaftliche Probleme aufmerksam, über die gesprochen werden muss, damit sich etwas ändern kann.

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