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Veröffentlicht am 26.05.2017

Insgesamt ist Skinned ein wirklich interessantes Jugendbuch, das einen nicht nur mit philosophischen Fragen konfrontiert, wie z.B. was eine Persönlichkeit überhaupt ausmacht, sondern auch die verschiedensten Gefühle beim Leser auslöst.

Skinned
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Gleich zu Beginn der Handlung wird man mit Lias neuem Leben und mit der Tatsache konfrontiert, dass sie selbst nicht mehr weiß, wer oder was sie eigentlich ist. Ist sie tot oder lebendig? Mensch oder Maschine? ...

Gleich zu Beginn der Handlung wird man mit Lias neuem Leben und mit der Tatsache konfrontiert, dass sie selbst nicht mehr weiß, wer oder was sie eigentlich ist. Ist sie tot oder lebendig? Mensch oder Maschine? Hat sie wirklich noch einen freien Willen oder sind alle ihre Gefühle und Verhaltensmuster einfach vorprogrammiert?
Als Leser bekommt man einen umfassenden Einblick in Lias Gefühlswelt, die sehr facettenreich ist, und durch den Ich-Erzähler kann man sich gut in sie hinein versetzen. Ihre Gedanken im Hinblick auf ihr neues Wesen sind äußerst nachvollziehbar, obwohl man allerdings auch Verständnis für das Handeln ihrer Eltern, die ihre geliebte Tochter nicht verlieren wollten, hat.
Man versteht, wie Lia sich Auden gegenüber verhält und warum sich aus der anfänglichen Ablehnung schließlich doch eine Freundschaft entwickelt. Auch ihre Furcht gegenüber Jude und den anderen Skinnern oder MechHeads, wie sie selbst genannt werden wollen, die ihren Zustand nicht annähernd so zu verabscheuen scheinen wie Lia, ist mehr als verständlich.
Obwohl Lia nicht der sympathischste Charakter ist, dafür ist sie einfach ein wenig zu eingebildet, hat man trotzdem Mitgefühl für sie und ihre Situation. Umso mehr hasst und verachtet man die Taten ihrer Schwester Zoie, die Lia nicht nur ihre Freunde wegnimmt, sondern ihr auch noch den Freund ausspannt und ihr damit alles nimmt, was sie noch hatte. Ständig verletzt Zoie ihre Schwester und wirft ihr die gemeinsten Sachen an den Kopf, obwohl sie ihre Schwester lieber um Verzeihung bitten sollte, da eigentlich Zoie in dem Auto hätte sitzen sollen.

Auden hingegen ist ein äußerst liebenswerter Charakter, den man auf keinen Fall missen möchte. Es ist schön zu lesen, wie sich zwischen ihm und Lia langsam eine Freundschaft entwickelt. Wie es am Ende schließlich um Auden steht, trifft den Leser dadurch natürlich umso härter.

Die post-apokalyptische Welt, die Robin Wasserman für ihre Geschichte entwickelt hat, erscheint dem Leser widersprüchlich. Während der eine Teil der Bevölkerung, der wohlhabende Teil, wie im Paradies lebt, leben die Menschen in den Städten am Existenzminimum und kommen kaum in den Genuss der neuen Technologien.
Reiche Leute, die genug Bonus haben, können ein nahezu utopisches, hoch technologisiertes Leben führen. Sie können sich Geschlecht und Eigenschaften ihrer Kinder aussuchen, ihre Autos fahren von allein zum Zielort und sie leben länger, da ihre Gesundheit täglich akribisch überwacht wird. Wesentlich schlechter ergeht es allerdings den Menschen in den radioaktiven Städten, die nicht genug Geld haben um sich diesen Luxus leisten zu können.
Teilweise beschreibt die Autorin die neuen Entwicklungen sehr genau, teilweise werden einige Sachen jedoch nur am Rande erwähnt. Auch diese hätte man etwas besser beschreiben und erklären sollen, damit man nicht nur eine vage Vorstellung von dem hat, was sich vielleicht dahinter verbergen könnte.

Der Schreibstil von Robin Wasserman ist fließend, aber auch detailliert. Vor allem die Beschreibung von Lias Unfall und wie sie sich unmittelbar danach gefühlt hat, ist so bildlich, dass man sie sich genau vorstellen kann.

Das Ende des Buches ist in sich zwar relativ abgeschlossen, bleibt durch Lias Entscheidung aber zumindest soweit offen, dass man wissen möchte, wie es mit ihr weiter geht.

FAZIT
Insgesamt ist Skinned ein wirklich interessantes Jugendbuch, das einen nicht nur mit philosophischen Fragen konfrontiert, wie z.B. was eine Persönlichkeit überhaupt ausmacht, sondern auch die verschiedensten Gefühle beim Leser auslöst. Man empfindet Mitgefühl für Lia, verachtet ihre Schwester Zoie und ist am Ende zutiefst bestürzt über das, was mit Auden geschieht.
Es ist ein spannender Auftakt zu einer Trilogie, deren zweiten Band man gespannt erwartet um zu erfahren, ob Lia sich ihren Platz in der Welt noch erkämpfen kann.

Veröffentlicht am 26.05.2017

Dustlands – Der Herzstein ist vielleicht nicht ganz so fesselnd wie sein Vorgänger, kommt diesem aber sehr nahe und ist damit immer noch wesentlich besser als vergleichbare Mittelbände.

Dustlands - Der Herzstein
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Dustlands – Der Herzstein ist eine sehr gelungene Fortsetzung, die sich in vielerlei Hinsicht stark von ihrem Vorgänger unterscheidet. Die meiste Zeit über weiß man nämlich nicht, wo die Reise hinführen ...

Dustlands – Der Herzstein ist eine sehr gelungene Fortsetzung, die sich in vielerlei Hinsicht stark von ihrem Vorgänger unterscheidet. Die meiste Zeit über weiß man nämlich nicht, wo die Reise hinführen wird, was vielleicht gerade ihren besonderen Reiz ausmacht.
Positiv zu erwähnen ist zunächst, dass der zweite Teil sich im Deutschen nun wesentlich angenehmer und leichter lesen lässt als der Trilogieauftakt. Der Schreibstil ist zwar weiterhin sehr umgangssprachlich, beispielsweise werden häufig die Endungen der Verben verschluckt, im Gegensatz zum Original hat man sich bei der Übersetzung allerdings dazu entschieden die wörtliche Rede nun stets in Anführungszeichen zu setzen, sodass man diese gleich erkennt.

Die ersten hundert Seiten sind noch nicht sehr ereignisreich, aber dennoch interessant und schaffen es durchaus zu fesseln. Zum Einen wegen der Spannungen innerhalb der kleinen Gruppe, vor allem zwischen den Zwillingen Saba und Lugh, zum Anderen, weil Saba, aus deren Perspektive die Handlung hauptsächlich wieder geschildert wird, sich zunehmend eigenartig verhält. Sie hat den Tod von Epona scheinbar nicht überwunden, insbesondere da sie selbst sie getötet hat, und hat große Sehnsucht nach Jack.

Auf Grund seiner dauerhaften Anwesenheit spielt Lugh jetzt eine größere Rolle als im Vorgänger, doch dass man ihn zuvor kaum kennen gelernt hat, bereut man schon nach kurzer Zeit nicht im Geringsten, denn er legt absolut kein liebenswertes, sondern ausschließlich verachtenswertes Benehmen an den Tag. Obwohl er nicht darüber spricht, ist es klar, dass er während der Entführung viel durchgemacht hat, das entschuldigt sein unfaires Verhalten gerade Saba gegenüber aber nicht. Sie hat mindestens ebenso viel durchlitten wie er und ihr Leben riskiert um ihren Bruder zu retten, der nun nichts besseres zu tun hat als ihr vorzuwerfen, dass es nicht schnell genug ging. Er ist reizbar, aggressiv und wird schnell wütend, manchmal aus heiterem Himmel. Selbst Emmi und Tommo gegenüber ist er oft fies und letzterer ist ihm später anscheinend sogar völlig gleichgültig. Er ist kein bisschen dankbar, redet ständig schlecht über Jack und behauptet sogar vehement, dass dieser Saba sowieso nie geliebt hätte und garantiert nirgendwo auf sie wartet.

Vielleicht ist er eifersüchtig, da er nun nicht mehr der einzige und vor allem wichtigste Mann in Sabas und Emmis Leben ist, vielleicht will er sie tatsächlich nur vor einer seiner Meinung nach drohenden Enttäuschung bewahren. Man kennt seine Gedanken oder Gefühle nicht und kann daher nur Mutmaßungen anstellen. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass seine Äußerungen Saba stattdessen nur verletzten, was keineswegs gerechtfertigt ist. Er gibt Saba die Schuld an allem Schlechten, das passiert, dabei ist er selbst es gewesen, der sich unbedingt einmischen musste, wohingegen sie wenigstens versucht hat ihn und Emmi aus ihrer Suche nach Jack herauszuhalten. Als Leser verabscheut man ihn für diese unberechtigten Vorwürfe so sehr, dass man sich schon fast wünscht Saba hätte ihn nie gerettet oder ihn zumindest nicht mehr rechtzeitig gefunden.

Saba ist dagegen eine sehr sympathische Heldin und man fühlt mit ihr mit, auch wenn man ihre Handlungen vielleicht nicht immer vollkommen nachvollziehen kann. Man leidet mit ihr, weil Lugh so ungerecht zu ihr ist; weil der Verlust von Epona sowie all die anderen Opfer sie stark belasten; als sie doch beginnt an Jack zu zweifeln; und freut sich schließlich mit ihr als sie wieder zu sich sowie ihrer alten Stärke findet und wieder lebendiger wird. Viele ihrer merkwürdigen Träume stellen sich letztlich als Visionen heraus, die sich später erfüllen, worauf im dritten Band möglicherweise etwas näher eingegangen wird. Saba ist offenbar ein gewisses Schicksal vorher bestimmt, über das man leider noch nicht allzu viel erfährt, und sie muss sich entscheiden, ob sie es annehmen will.

Jack vermisst man die meiste Zeit über sehr, denn er taucht dieses Mal leider ausgesprochen selten auf und hat nur wenige, kurze Auftritte. Die Szene aus seiner Perspektive zu Beginn des Buches tröstet einen nur minimal darüber hinweg, sie endet nämlich so spannend, dass man am liebsten sofort wissen würde, was danach geschah. Im Gegensatz zu anderen Charakteren zweifelt man als Leser zudem erst an ihm als Saba das ebenfalls nicht mehr verhindern kann. So richtig kann man sich jedoch trotzdem nicht vorstellen, dass ausgerechnet er zu den Tonton übergelaufen sein soll.

Ab einem gewissen Punkt nimmt die Spannung kontinuierlich zu, sodass man permanent weiterlesen möchte, und Moira Young gelingt es mit absolut unerwarteten Wendungen zu überraschen. Insbesondere die Beziehung zwischen Saba und DeMalo macht einen geradezu sprachlos. Durch seine Verhaltungsweise ihr gegenüber fällt es schwer ihn als Feind zu betrachten, bis man wieder daran erinnert wird, was er und seine Tonton anderen, schwächeren Menschen antun. Er ist schwer zu durchschauen und gibt einem Rätsel auf, deren Lösung man im nächsten Band nur zu gern erhalten möchte, z.B. warum Sabas Herzstein sowohl auf Jack als auch auf ihn reagiert.

Zum Schluss liefert die Autorin erneut einen mitreißenden Showdown ab, der mit einigen traurigen Verlusten verbunden ist und viele Fragen offen lässt, die hoffentlich im dritten Band beantwortet werden. Früher oder später muss Saba entscheiden, was sie tun bzw. welchen Weg sie gehen will.
Das Ende macht das Warten zwar nicht unerträglich, gleichwohl würde man das Finale gern gleich im Anschluss lesen. Insbesondere die letzte Seite aus der Sicht einer anderen, unbekannten Person, für die allerdings nur zwei Charaktere wirklich in Frage kommen, weckt noch einmal zusätzlich die Neugier des Lesers, da sie so bedrohlich klingt.

FAZIT
Dustlands – Der Herzstein ist vielleicht nicht ganz so fesselnd wie sein Vorgänger, kommt diesem aber sehr nahe und ist damit immer noch wesentlich besser als vergleichbare Mittelbände. Es ist zweifellos viel Potenzial für den Abschluss der Reihe vorhanden und es verspricht sehr interessant zu werden. Es bleibt also nur zu hoffen, dass der nächste Teil nicht wieder zwei Jahre auf sich warten lässt!

Veröffentlicht am 26.05.2017

Mit Dustlands – Die Entführung ist Moira Young ein fantastischer Serienauftakt gelungen, dessen Fortsetzung(en) man nun kaum noch erwarten kann.

Dustlands - Die Entführung
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Müsste man Dustlands – Die Entführung in einem Wort beschreiben, gäbe es eigentlich nur ein passendes: fesselnd. Moira Young hat mit diesem Trilogieauftakt ein Buch geschrieben, dass den Leser wirklich ...

Müsste man Dustlands – Die Entführung in einem Wort beschreiben, gäbe es eigentlich nur ein passendes: fesselnd. Moira Young hat mit diesem Trilogieauftakt ein Buch geschrieben, dass den Leser wirklich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen in seinen Band zieht und welches man aus diesem Grund zwischendurch kaum aus der Hand legen kann bzw. will.
Schon die ersten drei Seiten, die scheinbar unabhängig vom eigentlichen Anfang der Geschichte sind, bilden einen interessanten Einstieg und wecken durch rätselhaften Andeutungen die Neugier des Lesers.
Mit dem Sandsturm und Lughs Entführung kommt schon gleich zu Beginn das erste Mal Spannung auf und diese nimmt von da an kaum noch ab. Eher im Gegenteil, die Handlung wird immer spannender, während man Saba auf ihrer beschwerlichen Suche nach Lugh begleitet.

Immer wieder wird Saba vor neue Herausforderungen gestellt oder in irgendeiner Form aufgehalten. Da Lughs Entführer einen großen Vorsprung haben kann sie nicht einfach ihren Spuren folgen, sondern muss zunächst herausfinden, warum sie gerade Lugh entführt haben und was sie von ihm wollen, wenn sie ihn jemals wieder finden will. Doch wem kann sie trauen? Je mehr Zeit vergeht, desto mehr fragt man sich, ob sie es überhaupt noch rechtzeitig schaffen kann.

Doch Saba gibt niemals die Hoffnung auf und wartet selbst in anscheinend ausweglosen Situationen geduldig auf ihre Chance. Ihre Stärke und ihre Beharrlichkeit sind einfach bewundernswert und machen sie zu einer wahrhaft einzigartigen Protagonistin. Sie zählt nicht unbedingt zu den total sympathischen Heldinnen, die man einfach gern haben muss, ist aber dennoch eine Figur, in die man sich gut hinein versetzen kann und mit der man bis zum Schluss mitfiebert.

Gegen ihren Willen wird Saba auf der unermüdlichen Suche nach ihrem Zwillingsbruder von ihrer kleinen Schwester Emmi begleitet, die manchmal genauso stur ist wie Saba und die man als Leser schon bald sehr ins Herz schlossen hat. Saba gibt Emmi die Schuld am Tod ihrer Mutter und lässt sie das, zumindest zu Beginn, auch deutlich spüren. Mit der Zeit muss sie aber einsehen, dass sie Emmi damit Unrecht getan und ihre kleine Schwester ganz schön unterschätzt hat. Es ist sehr schön zu beobachten, wie Emmi für Saba von einem Klotz am Bein zu einer geliebten Schwester wird um die sie sich genauso sorgt wie um Lugh.

Saba und Emmi sind jedoch nicht die einzigen nennenswerten Figuren in Dustlands – Die Entführung. Im Verlauf der schwierigen Reise kommen immer wieder neue Charaktere hinzu, sowohl liebenswerte als auch verabscheuungswürdige, die Saba entweder helfen wollen oder ihr im Weg stehen. Viele von ihnen, sowohl Freund als auch Feind, sind auf ihre Weise äußerst interessant und man erfährt gern, was es mit ihnen auf sich hat. Während man einigen auf keinen Fall im nächsten Teil wieder begegnen möchte und andere schmerzlich vermissen wird, gibt es aber auch solche, die man unbedingt wieder sehen und noch besser kennen lernen möchte. Zu letzteren zählen allerdings nicht nur die Figuren, die man gern hat, sondern auch eine, die nur ein paar seltene Auftritte hatte und eigentlich ein Feind sein müsste, aber irgendeine besondere Verbindung zu Saba zu haben scheint und daher ziemlich faszinierend ist.

Das Buch hat aber leider auch einen Mangel, zwar nur einen, aber dafür ist es einer, der sich unglücklicherweise durch die gesamte Geschichte zieht: der eigenartige und recht gewöhnungsbedürftige Schreibstil. Mit der Umgangssprache und der Tatsache, dass die Endungen etlicher Wörter, insbesondere der Verben, ständig verschluckt werden, könnte man sich ja noch anfreunden. Wirklich verwirrend ist es aber, jedenfalls am Anfang, dass Moira Young die direkte Rede nie durch Anführungszeichen kennzeichnet, sondern diese einfach weglässt.
Der Roman enthält viele Dialoge, was eigentlich sehr schön ist, aber es ist äußerst schwierig diese als solche bzw. deren Anfang und Ende, schnell zu erkennen. Außerdem nutzt sie fast ausschließlich das Verb ‚sagen’ für Gespräche anstatt auch mal eines der unzähligen anderen Verben für den Ausdruck von Sprache zu verwenden, was auf Dauer ziemlich nervig sein kann.
Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch ein wenig an diesen merkwürdigen Stil und kann wegen der außerordentlich spannenden Handlung sowie der anderen Qualitäten des Buches darüber hinwegsehen. Man empfindet ihn also nicht durchgehend als störend.

FAZIT
Mit Dustlands – Die Entführung ist Moira Young ein fantastischer Serienauftakt gelungen, dessen Fortsetzung(en) man nun kaum noch erwarten kann. Es ist eine unglaublich mitreißende Abenteuergeschichte mit viel Nervenkitzel, aber auch ein bisschen Romantik und einem Funken Humor. Wer sich mit den sprachlichen Schwächen abfinden kann, sollte das Buch daher unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 26.05.2017

Ich.Erinnere.Mich. ist der gelungene Abschluss einer ergreifenden Dilogie, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Ich. erinnere. mich.
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Mit Ich.Erinnere.Mich. hat Suzanne Young ihre packende Dilogie gekonnt zum Abschluss gebracht, obgleich der zweite Band nicht gänzlich mit seinem Vorgänger mithalten kann.
Das Buch ist von Anfang an sehr ...

Mit Ich.Erinnere.Mich. hat Suzanne Young ihre packende Dilogie gekonnt zum Abschluss gebracht, obgleich der zweite Band nicht gänzlich mit seinem Vorgänger mithalten kann.
Das Buch ist von Anfang an sehr mitreißend, da Sloane und James auf der Flucht sind und niemandem trauen können. Sie schweben permanent in großer Gefahr, denn falls das Programm sie wieder zu fassen kriegen sollte, könnten sie weit mehr verlieren als nur ein weiteres Mal ihre Erinnerungen an einander.

Das Programm will seine Macht mit allen Mitteln ausweiten und schreckt vor nichts zurück um die Menschen, die versuchen genau das zu verhindern, für immer zum Schweigen zu bringen. Darüber hinaus ist es unbeschreiblich erschreckend zu welchen Maßnahmen das Programm greift um wahrheitsgemäß behaupten zu können zu hundert Prozent erfolgreich zu sein. Für sie zählt einzig und allein, dass die angeblich Infizierten noch am Leben sind, was für sie schon zutrifft, solange sie selbstständig atmen. Hingegen ist es ihnen vollkommen gleichgültig, ob dieses Leben überhaupt noch lebenswert ist, sodass sie bereitwillig die individuelle Persönlichkeit der Patienten zerstören. Ihre Grausamkeit ist also oftmals nur schwer zu ertragen.

Für den Leser ist es absolut unfassbar, dass Ärzte, Krankenschwestern und Betreuer diese grauenvollen Taten nicht verhindern oder gar dabei helfen, obwohl sie im Unterschied zur restlichen Öffentlichkeit genau wissen, was in diesen Einrichtungen vor sich geht. Einige mögen aus der Angst heraus handeln bei Widerstand genauso zu enden, was zwar feige, allerdings immerhin nachvollziehbar ist. Andere scheinen dagegen tatsächlich zu glauben das Richtige zu tun und das ist einfach unbegreiflich.

Natürlich schmerzt es ältere Menschen zutiefst, wenn sie auf Grund der Epidemie ihre Kinder oder Enkelkinder beerdigen müssen, und es ist verständlich, dass sie weitere Selbstmorde verhindern wollen, aber nicht um jeden Preis. Was nützt es, wenn das eigene Kind zwar am Leben, jedoch nur noch ein Schatten seiner selbst ist; eine leere Hülle, ohne Charakter, Erinnerungen oder Gefühle? Das kann es niemals wert sein.

Sloane ist eine starke Heldin, die sogar in scheinbar ausweglosen Situationen kämpft statt aufzugeben und ihre Gefühle nicht länger unterdrückt, sondern ihren Tränen manchmal auch freien Lauf lässt. Man fühlt die ganze Zeit mit ihr mit und vor allem im letzten Drittel bangt man um ihr Leben bzw. ihre Persönlichkeit.

James ist trotz seiner Fehler ebenfalls sympathisch und er und Sloane sind ein tolles Paar. Sie müssen einiges durchstehen, schaffen das aber gemeinsam, weil sie selbst in schwierigen Situationen stets zusammenhalten und Vertrauen zueinander haben, weshalb man ihnen nur das Beste wünscht.

Von Realm kann man das allerdings nicht behaupten, er versucht nämlich ständig einen Keil zwischen die beiden zu treiben, was ihm auf Dauer jedoch nicht gelingt. Je mehr man über ihn erfährt, desto mehr verachtet man ihn. Er mag Sloane wirklich lieben und hilft ihr mehrfach, dennoch ist er weder vertrauenswürdig noch liebenswert. Man kann somit gut verstehen, dass Sloane ihm seine Taten wohl nie verzeihen wird.

James und Sloane schließen sich den Rebellen an, aber sie sind nur wenige und können im Endeffekt kaum etwas ausrichten. Ihr Alltag besteht vielmehr aus der Fluht vor dem Programm denn aus dem Kampf gegen es. Zudem lauern unglücklicherweise auch unter den Rebellen Verräter.
Dallas, die man wahrscheinlich als deren Anführerin bezeichnen könnte, mag man anfangs nicht sonderlich, da sie Sloane gegenüber sehr feindselig ist. Erst als man sie etwas besser kennen lernt und ihre Beweggründe versteht, kann man sich schließlich doch ein wenig für sie erwärmen.

Sloane ist nach wie vor im Besitz des Gegenmittels, das sie noch nicht genommen hat, weil sie sich lieber auf die Gegenwart als auf die Vergangenheit konzentrieren möchte. Ferner will sie unbedingt am Leben bleiben und nicht wegen möglicherweise zu trauriger Erinnerungen wieder krank werden. Verschiedene Leute sind nun hinter dieser Pille her: das Programm um sie endgültig zu vernichten, andere um mehr davon herzustellen. Aber ist es tatsächlich ratsam jedem seine Erinnerungen zurückzugeben? Manche würden vielleicht daran zerbrechen. So ergeht es zum Beispiel einer Freundin von Sloane, die ihre wieder aufbrechenden Erinnerungen nicht verkraftet.

Im Verlauf der Handlung wird immer deutlicher, dass das Programm selbst, wie man es schon beim Lesen des Vorgängers vermutet hat, zur Ausbreitung der Epidemie beiträgt, was sie wiederum zu vertuschen versuchen. Zwischendurch kann man sich daher kaum noch vorstellen, dass es den Figuren jemals gelingen wird das Programm zu stoppen, doch zum Glück haben mehr Menschen dieses Ziel als bisher angenommen und die Rebellen erhalten unerwartete Hilfe.

Letztlich nimmt die Geschichte dadurch den erwünschten Ausgang, von den ausschlaggebenden Ereignissen bekommt man jedoch leider so gut wie nichts mit, da am Ende alles viel zu schnell abgehandelt wird. Was wirklich schade ist, denn darüber hätte man gern mehr gelesen als bloß eine rückblickende Zusammenfassung. Außerdem bleibt eine große Frage offen: Warum? Warum war das Programm bereit so weit zu gehen? Aus reiner Machtgier? Um die ganze Gesellschaft zu kontrollieren?

Besonders gelungen ist hingegen das letzte Kapitel, das einen kurzen Ausblick auf die Zukunft von Sloane und James gewährt und eine positive Entwicklung aufzeigt, sowohl im Hinblick auf die Epidemie als auch hinsichtlich der Beziehung von Sloane zu ihren Eltern. Im Epilog geht die Autorin zudem noch einmal auf Dallas ein, wodurch man erfährt, wie es ihr nach der letzten Begegnung ergangen ist.

FAZIT
Ich.Erinnere.Mich. ist der gelungene Abschluss einer ergreifenden Dilogie, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Das schreckliche Schicksal der Figuren nimmt einen mit und die Grausamkeit des Programms versetzt einen in Schrecken, sodass man das Buch erst beruhigt aus der Hand legen kann, wenn man weiß, wie diese Geschichte endet.

Veröffentlicht am 26.05.2017

Ein großartiges Buch, das einen emotional tief berührt und zum Nachdenken anregt.

Du. Wirst. Vergessen.
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Du.Wirst.Vergessen. ist ein sehr beeindruckender Roman, der nicht nur mit interessanten Ansätzen und Ideen, sondern ebenso mit einer äußerst gelungenen Umsetzung überzeugen kann. Suzanne Young sichert ...

Du.Wirst.Vergessen. ist ein sehr beeindruckender Roman, der nicht nur mit interessanten Ansätzen und Ideen, sondern ebenso mit einer äußerst gelungenen Umsetzung überzeugen kann. Suzanne Young sichert sich mit ihrer düsteren Zukunftsversion zunächst die Aufmerksamkeit des Lesers und zieht ihn dann geschickt mehr und mehr in ihren Bann, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag.
Der Schreibstil der Autorin wirkt anfangs ein wenig befremdlich, weil sie statt und/oder häufig einfach nur Kommata verwendet. Sobald man sich daran gewöhnt hat, fällt es einem jedoch kaum noch auf.

Der Kern der Geschichte – eine Selbstmordepidemie unter Jugendlichen – ist eine unbeschreiblich aufwühlende Thematik, die einen nachhaltig beschäftigt und selbst nach dem Lesen noch eine Weile verfolgen wird. Wie es, wahrscheinlich, letztendlich dazu kam, wird nur kurz am Rande erwähnt, aber das ist nicht schlimm, denn viel wesentlicher sind die Konsequenzen, die die Gesellschaft, oder zumindest große Teile davon, daraus gezogen hat.

Obwohl man sich als Leser vor allem mit den selbst betroffenen Protagonisten identifizieren kann, ist man durchaus in der Lage sich in beide „Fronten“ hineinzuversetzen, wodurch man sowohl die Sicht der Eltern als auch die der Jugendlichen sehr gut nachvollziehen kann.

Es ist mehr als verständlich, dass die Erwachsenen zunehmend besorgter um ihre Kinder sind und große Angst davor haben sie durch einen solchen Selbstmord, der inzwischen als ansteckende soziale Krankheit gilt, zu verlieren. Es ist wider die Natur, dass Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen, weshalb sie alles tun wollen um ihre Kinder zu schützen. Dabei entgeht den meisten von ihnen jedoch völlig, unter welchen Druck sie ihre Abkömmlinge dadurch setzen und in welchen Teufelskreis das unweigerlich führt. Da die Schüler nicht nur von den Mitarbeitern des Programms, sondern sogar von den eigenen Eltern, geradezu bespitzelt werden und somit unter permanenter Beobachtung stehen, dürfen sie keinerlei Emotionen mehr zeigen. Wer weint, gilt als depressiv und wird sofort ins Programm gesteckt, sodass sie nicht einmal trauern können, wenn sie einen Freund oder gar ein Familienmitglied verlieren. Sie müssen aufpassen, was sie tun, was sie sagen, wie sie wahrgenommen werden. Dieser Druck ist kaum auszuhalten und für den Leser förmlich greifbar.

Die Angst davor vom Programm, das eigentlich geschaffen wurde um die Selbstmorde zu verhindern, mitgenommen zu werden ist es daher, die bei vielen überhaupt erst zu Suizidgedanken führt. Denn die Therapie des Programms besteht darin, den Jugendlichen sämtliche „infizierte“ Erinnerungen zu nehmen, was alle Erinnerungen an Personen einschließt, die sich das Leben genommen haben oder ebenfalls als gefährdet gelten. Diese Vorstellung ist für viele schlimmer als der Tod, was man durchaus verstehen kann. Wer sind wir schon ohne unsere Vergangenheit?

Die sogenannten Rückkehrer wissen so gut wie nichts mehr über sich oder ihre Vergangenheit, sie sind innerlich leer und werden von all ihren bisherigen Bekanntschaften isoliert. Die einzigen Personen, die man nicht aus ihrem Gedächtnis – und ihrem Leben – streicht, sind ihre Eltern, doch fast alles andere wird ihnen genommen oder vollkommen verdreht. Natürlich alles unter dem Vorwand der „Heilung“ und immerhin kann das Programm eine hundertprozentige Erfolgsrate vorweisen. Nur zu welchem Preis?

Obgleich man beide Seiten der Medaille kennt, ergreift man schon bald Partei für die Jugendlichen, denn so ehrbar das Ziel des Programms ist, so verwerflich sind ihre Methoden. Alles was sie interessiert, ist dass die Jugendlichen überleben, was das für ein Leben ist, ist ihnen jedoch gleichgültig und dieser Auffassung scheint leider auch Sloanes Mutter zu sein. Im Gegensatz zu Sloanes Vater ist es ihr scheinbar egal, ob die Gefühle ihrer Tochter verletzt werden, ob sie unglücklich oder gebrochen ist, solange sie nur am Leben bleibt. Dass sie ihr dadurch vermutlich alles nimmt, was das Leben überhaupt erst lebenswert macht, ignoriert sie einfach. Das ist unverzeihlich und man kann sie dafür einfach nur hassen.

Da die Geschichte aus Sloanes Perspektiver erzählt wird und diese dem Programm Dank ihrer verabscheuungswürdigen Mutter nicht entkommen kann, erfährt man aus erster Hand, was mit den angeblich kranken Jugendlichen dort geschieht und wie verloren sie sich nach der Entlassung fühlen. Es zerreißt einem fast das Herz zusehen zu müssen, wie sehr Sloane leidet als man ihr immer mehr Stücke ihrer selbst entreißt und sie beginnt sich selbst zu verlieren; wie sehr sie sich an ihre Erinnerungen klammert und sie dennoch nicht halten kann. Doch zum Glück ist Sloane eine starke, mutige Frau und wehrt sich gegen das Programm so gut sie kann. Sie kann vielleicht nicht verhindern, dass sie sich auf Grund der fehlenden Erinnerungen ziemlich stark verändert, sie wird allerdings auch nicht zu einem völlig anderen Menschen. Sie weiß, dass sie dem Programm nicht trauen darf und einen Weg finden muss, sich aus ihren Klauen zu befreien, wenn sie jemals zu sich selbst zurückfinden will.

Als Leser möchte man natürlich, dass sie außerdem zu James zurückfindet, denn im Unterschied zu den beiden kann man sich gut an ihre tiefen, langjährigen Gefühle füreinander erinnern, wie intensiv sie versucht haben auf einander aufzupassen, und hofft, dass das Schicksal sie erneut zusammen führt. James ist einem nämlich genauso sympathisch wie Sloane, er ist ihre erste große Liebe und sie kennen einander in und auswendig. Nur dem jeweils anderen gegenüber können sie sich vollkommen öffnen, weil sie dasselbe durchlitten haben und verstehen, was der andere fühlt.

Etwas schade ist lediglich, dass die Autorin einerseits sehr offen mit dem Thema Sexualität umgeht und die Intimität ihrer Beziehung nicht verschweigt, sich aber andererseits nicht über das Vorspiel hinauswagt, also den eigentlichen Akt immer unter den Tisch fallen lässt, und erst unmittelbar danach wieder ansetzt.

Im Programm selbst lernt Sloane noch eine weitere Figur kennen, für die sie viel empfindet. Er liebt Sloane, ihr Herz hat diese Gefühle jedoch nie erwidert, sodass keine lästige Dreiecksgeschichte daraus wird. Obwohl er nicht ganz vertrauenswürdig ist und einem seine Vorstellung davon, wie er Sloane am besten schützen kann, nicht gefällt, ist man dankbar für diese Freundschaft, da er ihr in der Not eine große Stütze war und sie auch danach nicht im Stich gelassen hat.

Weil man, einmal abgesehen von den unvermeidlichen Schritten, nie weiß, was als nächstes kommt, während die Handlung sich spürbar weiter zuspitzt, bleibt die Geschichte durchgängig spannend, wobei sie zum Ende hin noch mehr zunimmt. Suzanne Young gelingt es sogar einen mit Enthüllungen zu bestürzen, die auf Grund ihrer Gedächtnislücken eigentlich nur für Sloane neu sind.

Du.Wirst.Vergessen. ist der Auftakt zu einer Dilogie, trotzdem verzichtet die Autorin glücklicherweise auf einen Cliffhanger, sodass man nach den vielen schlimmen Erlebnissen wenigstens einen Moment aufatmen kann. Es ist jedoch klar, dass diese kurze Verschnaufpause nicht lange anhalten wird und da man unbedingt erfahren möchte, wie es mit Sloane und James weiter geht, wird man sich die Fortsetzung keinesfalls entgehen lassen.

FAZIT
Du.Wirst.Vergessen. ist ein großartiges Buch, das einen emotional tief berührt und zum Nachdenken anregt, darüber, was das Leben lebenswert macht und wer man selbst eigentlich ist, was einen ausmacht. All das verpackt Suzanne Young in eine fesselnde Geschichte mit sympathischen Figuren, deren Schicksal einen alles andere als kalt lässt.
Der Kampf gegen das Programm hat begonnen und man kann es kaum erwarten zu erfahren, wer am Ende als Sieger daraus hervor geht!