Profilbild von Stephie2309

Stephie2309

Lesejury Star
offline

Stephie2309 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Stephie2309 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2017

Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue ist ein interessanter Jugendthriller, der sich schnell lesen lässt, dem insgesamt aber leider das gewisse Etwas fehlt.

Twin Island. Das Geheimnis der Sophie Crue
0

Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue ist ein guter, spannender Jugendthriller mit Science Fiction Elementen, der insgesamt aber leider nicht ganz mit dem großartigen Debut von Jessica Khoury mithalten ...

Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue ist ein guter, spannender Jugendthriller mit Science Fiction Elementen, der insgesamt aber leider nicht ganz mit dem großartigen Debut von Jessica Khoury mithalten kann.
Guam ist ein sehr interessanter Schauplatz, der durch die Inseln, Strände und Palmen sofort an Urlaub denken lässt, und über dessen Kultur, Geschichte und Einwohner, insbesondere das Volk der Chamorro, man gern noch mehr erfahren hätte, vor allem weil es kein überaus bekannter Teil unserer Welt ist. Bei Skin Island handelt es sich hingegen um eine fiktive, viel kleinere Insel in der Nähe von Guam, von der man sich bekanntermaßen lieber fernhalten sollte. Niemand weiß Genaueres über die Vorgänge dort, doch jeder weiß, dass es besser ist keine Fragen zu stellen, geschweige denn die Insel zu betreten. Deshalb war es für Sophie auch so schwierig einen Piloten zu finden und wäre ihre Freundschaft aus Kindertagen nicht gewesen, hätte Jim sie ebenso wenig dorthin gebracht.

Skin Island birgt nicht nur viele Geheimnisse, sondern genauso viele, zum Teil sogar tödliche, Gefahren, wobei der deutsche Titel leider schon vorzeitige Hinweise auf ersteres gibt. Dass Sophie durch eine List auf die Insel gelockt wurde, ist einem relativ schnell klar. Wer dahinter steckt, erfährt man dagegen erst viel später und das volle Ausmaß des Plans des Drahtziehers erschließt sich einem erst kurz vor Schluss. Es erwarten einen somit viele Überraschungen und ungeahnte Wendungen, denn es gibt weitaus mehr aufzudecken als nur den Grund für Sophies Reise dorthin und welche Forschungen ihre Mutter auf der Insel wirklich betreibt. Das ist nur ein Teil der vielen Mysterien.
Umso schockierender ist daher die volle Wahrheit, die man mit Hilfe verschiedener Puzzleteile erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen kann. Ein paar Dinge hatte man vielleicht schon vermutet, anderes kommt dagegen völlig unerwartet.

Nach einem eher langsamen Einstieg nimmt die Handlung später stark an Fahrt auf und wird zunehmend ereignisreicher. Außerdem wird sie aus verschiedenen Perspektiven, einschließlich der von Sophie und Jim, geschildert, wodurch man stets alle wichtigen Ereignisse um sie im Blick hat, selbst als die beiden sich trennen, und einen Einblick in die Gedanken sowie Gefühle beider Charaktere erhält. Da Jessica Khoury sich dieses Mal jedoch für einen personalen Erzähler entschieden hat, bleibt leider die ganze Zeit über eine gewisse Distanz zwischen dem Leser und den Figuren, besonders Sophie, bestehen und es fällt gelegentlich schwer sich richtig in sie hineinzuversetzen oder mit ihnen mitzufiebern.

Sophie ist eine starke, gleichzeitig aber etwas leichtgläubige und zu vertrauensselige Protagonistin. Ihr Wunsch nach Antworten ist mehr als verständlich, dennoch erscheint ihre Reise nach Guam, ohne ihrem Vater wenigstens Bescheid zu sagen, zudem sehr überstürzt. Umso bewundernswerter ist dafür ihre Beharrlichkeit und man ist froh, dass sie trotz allem, was ihr auf der Insel widerfährt, niemals aufgibt. Sie zeigt sich erstaunlich tapfer, obwohl ihre ganze Welt innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt wird und die unerwarteten Erkenntnisse ein neues Licht auf viele Erinnerungen bzw. Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit werfen, sodass sie eine Menge zu verarbeiten hat, ohne wirklich Zeit dafür zu haben.

Jim ist ein sehr sympathischer und mutiger Held, dem man sich mitunter sogar mehr verbunden fühlt als Sophie. Auch wenn er häufig denkt, dass er sich am besten aus Sophies Problemen heraushalten sollte, hat er ein viel zu großes Herz und zu viel Ehrgefühl um sie tatsächlich im Stich lassen zu können oder sich davonzustehlen. Stattdessen riskiert er mehrfach sein Leben um Sophie zu retten, obschon er sich dadurch nur noch mehr Ärger einhandelt. Es ist bemerkenswert, was er allein durch seinen Willen für Kräfte mobilisiert und für seine furchtlose Unterstützung muss man ihn einfach gern haben.

Zwischen Sophie und Jim entwickeln sich schon bald Gefühle, die tiefer gehen als Freundschaft. Ihre Liebesgeschichte, sofern man sie denn überhaupt so nennen kann, spielt sich jedoch nur sehr dezent im Hintergrund ab, da beide auf der Insel mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben und dabei keine Zeit für Zweisamkeit bleibt. Ihre starken Empfindungen sind vielmehr daran zu erkennen, wie wichtig sie einander sind und was sie bereit sind für den jeweils anderen aufs Spiel zu setzen.

Sophies Mutter Moira steht man indessen eher zwiespältig gegenüber. Dass sie Sophie mit den vielen Lügen nur beschützen wollte, kann man nachvollziehen, zumal das im Hinblick auf die Skrupellosigkeit von Corpus sicherlich notwendig war und sie Sophie offenbar sehr liebt, sodass man sie nicht dafür hassen kann. Vollkommen unbegreiflich ist es allerdings, dass sie die Person, die für all die schlimmen Ereignisse im Verlauf der Geschichte letztendlich verantwortlich ist, noch beschützt, nachdem sie bereits mehrere Menschenleben auf dem Gewissen hat und droht alle anderen aus Rache ebenfalls zu töten, während sie zuvor kein Problem damit hatte jemand anderen, der keinerlei Schuld auf sich geladen hatte, zu opfern um Sophie zu retten.
Als Leser kann man für den psychopathischen Drahtzieher nur Verachtung empfinden. Er mag ein schweres Leben gehabt haben, für das er Mitgefühl verdient, doch nach seinen grauenvollen Taten ist es unmöglich noch Mitleid für ihn aufzubringen.

Twin Island – Das Geheimnis der Sophie Crue zeigt außerdem deutlich, dass Forschung trotz anfänglich guter Absichten manchmal negative Ergebnisse hervorbringt und wie leicht man die Kontrolle verlieren oder auf Abwege geraten kann. Dass Forschung, egal ob nun medizinische oder technische, finanziert werden muss und die meisten Menschen mit den nötigen Mitteln nicht bereit sind in etwas zu investieren, das kein Geld einbringt, was der einzige Grund ist, weshalb es für einige Krankheiten noch immer keine Impfstoffe gibt, obgleich es inzwischen möglich wäre solche zu entwickeln, ist ein Problem, mit dem die heutige Gesellschaft tatsächlich zu kämpfen hat. Die traurige Wahrheit, die Jessica Khoury ihren Lesern vor Augen führt, ist nämlich, dass Forschung nicht oder zumindest nur selten wirklich in den Händen der Wissenschaftler liegt, sondern viel häufiger dem Willen der jeweiligen Investoren ausgesetzt ist.
Victoria Strauss ist ein extremes Beispiel dafür, da auch für sie einzig und allein der Profit zählt und die Wissenschaftler somit jederzeit austauschbar sind. Der medizinische Fortschritt oder die Aussicht Leben zu retten sind ihr völlig gleichgültig. Selbst die menschlichen Forschungsobjekte sind für sie nur Waren, die sie nach ihrem Belieben vernichten kann, wenn sie fehlerhaft sind oder sich nicht genug rentieren. Ihr Leben hat für sie keinerlei Wert und sie betrachtet sie scheinbar nicht einmal als Menschen.

Der Schluss ist eventuell ein wenig unrealistisch, allerdings ist ein positives Ende für ein solches Jugendbuch grundsätzlich durchaus wünschenswert. Da die Realität schon schlimm genug ist, sollte man wenigstens in Büchern noch optimistisch sein dürfen. Zumal der Ausgang nicht völlig undenkbar und zudem mit einigen, traurigen Verlusten verbunden ist, also hart erkämpft wurde. Die weitere Entwicklung bleibt offen, die wichtigsten Fragen wurden jedoch beantwortet.

Hier und da hat die Autorin darüber hinaus kleine Anspielungen auf Die Einzige eingebaut, die man wahrscheinlich nur bemerkt bzw. richtig zu deuten weiß, wenn man den Vorgänger bereits gelesen hat. Generell sind die beiden Bücher aber nur lose miteinander verknüpft, sodass man sie problemlos unabhängig voneinander lesen kann. Es stehen jeweils andere Charaktere mit einer eigenen Geschichte im Mittelpunkt. Die Verbindung besteht lediglich in Corpus, den die verschiedenen Projekte als Geldgeber gemeinsam haben.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Thoughtless – Erstmals verführt ist kein ausschließlich schlechter New Adult Roman, aber auf Grund der unsympathischen Protagonistin Kiera leider auch keiner, den man uneingeschränkt empfehlen kann. Kellan ist hingegen ein sehr liebenswerter Held und ihm

Thoughtless
0

Thoughtless – Erstmals verführt ist leider kein New Adult Roman, den man uneingeschränkt empfehlen kann, was vor allem an der Protagonistin Kiera liegt, denn es ist schwierig bis unmöglich sich mit ihr ...

Thoughtless – Erstmals verführt ist leider kein New Adult Roman, den man uneingeschränkt empfehlen kann, was vor allem an der Protagonistin Kiera liegt, denn es ist schwierig bis unmöglich sich mit ihr zu identifizieren. Sie ist unfassbar unselbstständig, scheint keinerlei Hobbies zu haben und zu Beginn dreht sich ihre ganze Welt nur um Denny. Man macht es ihr nicht zum Vorwurf, dass sie so verliebt in ihn ist, man sollte dabei aber eine eigenständige Persönlichkeit bleiben und auch mal in der Lage sein sich allein zu beschäftigen, statt während der Abwesenheit des anderen überhaupt nichts mit sich selbst anzufangen zu wissen und lächerlicherweise fast in eine Depression zu verfallen, nur weil der andere kurzzeitig in einer anderen Stadt arbeitet.
Sie behauptet ständig optisch nur absolutes Mittelmaß und total unscheinbar zu sein, ihre dazu im völligen Widerspruch stehenden Beschreibungen von sich selbst klingen mangels wirklicher Kritik an ihrem Körper allerdings eher nach dem genauen Gegenteil, wodurch ihr fehlendes Selbstbewusstsein nicht charmant, sondern unglaubwürdig wirkt. Ferner suggeriert sie mit diesen Gedanken schon fast, dass man als Frau hässlich wäre, wenn man nicht wenigstens eine tolle Figur sowie zahlreiche andere Vorzüge hat, weil sogar die eigentlich sehr hübsche Kiera ja schließlich gerade einmal durchschnittlich ist.
Während sie auf den ersten Seiten noch sympathisch erscheint, verliert sie im Laufe der Geschichte jegliches Verständnis oder Mitgefühl des Lesers, weil ihr Verhalten irgendwann kaum noch nachvollziehbar ist und ihre Taten immer unentschuldbarer werden. Dadurch fällt es einem zunehmend schwer gute Eigenschaften an ihr zu entdecken um sie nicht für ihre Begriffsstutzigkeit, ihren grenzenlosen Egoismus oder ihre Heuchelei zu hassen. Sie gibt sich stets unschuldig und prüde, flirtet während Dennys Abwesenheit aber unverhohlen mit Kellan, hält mit ihm Händchen und kuschelt ständig mit ihm auf der Couch, was sie ihrem Freund natürlich verschweigt, obwohl das doch angeblich völlig harmlos ist. Außerdem hintergeht sie Denny letztlich mehr als einmal und ist dabei abgebrüht genug nach ihrem Seitensprung so zu tun als wäre nichts gewesen. Sie weint ständig, obgleich sie diejenige ist, die die beiden Männer permanent mit ihrer Wankelmütigkeit und Selbstbezogenheit verletzt. Schließlich will sie noch bemitleidet werden, weil sie sich zwischen ihnen entscheiden soll.

Denny ist anfangs noch recht liebenswert, wird dann jedoch, was jammerschade ist, immer blasser und verkümmert zu einem beinahe unbedeutenden Anhängsel. Er weiß genau, dass etwas nicht stimmt und Kiera ihm Dinge verschweigt, ihn sogar direkt belügt, stellt sie allerdings nicht ein einziges Mal zur Rede, sondern lässt sich immer wieder ablenken oder nimmt ihre scheinheiligen Ausreden unkommentiert hin.

Generell ist die Beziehung von Kiera und Denny zwar vielleicht süß, einfach und bequem, aber definitiv nicht so, wie man sich eine gute, funktionierende Beziehung vorstellt. Vor allem Kiera ist sehr sprunghaft und neigt zu völlig überzogenen Reaktionen. Statt wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen und vorher miteinander darüber zu sprechen, entscheidet Denny über Kieras Kopf hinweg, was bei ihr wiederum zu einer Überreaktion führt als er sie überraschend damit konfrontiert, was ihn dann leider ebenfalls zu einer folgenschweren Kurzschlusshandlung veranlasst.

Kellan und einige der Nebenfiguren sind, zumindest was die Charaktere betrifft, die wenigen Lichtblicke des Romans. Kellan ist ein sehr liebenswürdiger, tiefgründiger Mann, in dem viel mehr steckt als es auf den ersten Blick erkennbar ist. Sein Rockstar-Image ist nur Fassade und dahinter verbirgt sich ein humorvoller, freundlicher, talentierter Sänger, der sich nach Liebe sehnt. Obwohl er in seinem Leben schon so viel durchmachen müsste, ließ er sein Herz nicht versteinern, sondern ist noch zu viel Liebe fähig, da er nicht an seiner Vergangenheit zerbrochen ist. Wenn Kiera ihn nicht aufgehalten hätte, hätte er sogar die Stadt verlassen um ihrer Beziehung zu Denny nicht zu schaden. Umso schmerzhafter und beinahe unerträglich ist es dabei zuzusehen wie Kiera, die ein Talent dafür hat sich selbst als das Opfer hinzustellen, ihm schrecklich Unrecht tut, indem sie ihn offensichtlich völlig falsch einschätzt, seine Gefühle mit Füßen tritt und ihm andauernd aufs Neue das Herz bricht. Er hat es einfach nicht verdient so von ihr behandelt zu werden, nachdem er ihr so deutlich gezeigt hatte, wie viel sie ihm bedeutet.

Kieras Kollegin Jenny und Kellans Bandmitglieder Griffin, Matt und Evan sind mitunter viel interessanter und liebenswerter als die Protagonistin, doch abgesehen von kurzen Erwähnungen haben sie nur selten richtige Auftritte. Traurigerweise öffnet Jenny Kiera aber nicht die Augen als diese ihr das Herz ausschüttet und damit endlich jemandem von der Sache mit Kellan erzählt. Später mischt sie sich zum Glück jedoch noch ein und sorgt mit Hilfe von Evan für eine klärende Aussprache.

Das Liebesdreieck zwischen Kiera, Kellan und Denny, das eigentlich spannend und prickelnd sein sollte, ist unglücklicherweise weder das eine noch das andere. Vielmehr empfindet man es mit der Zeit als unglaublich Nerv tötend, da insbesondere Kieras verquere Logik irgendwann überhaupt nicht mehr nachvollziehbar ist. Sie sagt Denny nichts, weil sie ihm nicht wehtun will – als wäre eine Affäre hinter seinem Rücken auf irgendeine Weise weniger verletzend. Sie macht beiden Männern ganz bewusst falsche Hoffnungen und leere Versprechungen um Zeit zu schinden und sich nicht entscheiden zu müssen. Diese Hinhaltetaktik ist schlicht fies, herzlos und feige. Sie hat einfach nur Schuldgefühle und Angst vor Denny Reaktion auf ihren Verrat. Der andauernde Betrug stört sie offenbar nicht, aber die Wahrheit kann sie ihm natürlich unmöglich erzählen.
Darüber hinaus reibt sie dem armen Kellan ihre Beziehung mit Denny unter die Nase, sodass er zusehen bzw. zuhören muss, wie sie sich küssen oder in seinem Haus Sex haben. Doch als Kellan sich wieder mit anderen Frauen vergnügt, flippt sie aus und stellt ihn als Arschloch hin, obwohl sie zuvor genau das gleiche getan hat.

Später ist ihr Verhalten an Dreistigkeit sogar kaum noch zu überbieten, denn nachdem die Missverständnisse geklärt sind und Kellan ihr seine Gefühle gestanden hat, will sie zwar mit ihm zusammen sein, aber ohne sich deshalb von Denny zu trennen oder ihm die Wahrheit zu sagen. Sie redet Kellan sogar ein schlechtes Gewissen ein als er sie bittet sich zu entscheiden, weil er Denny nicht länger hintergehen will, da er damit ja praktisch von ihr verlange Denny zu verletzen.

Es ist einem unbegreiflich, dass Kiera ihre eigenen Emotionen scheinbar bis zum Schluss nicht zu deuten weiß, obwohl ihre Gedanken mehr als deutlich machen, wem ihr Herz wirklich gehört. Sie schläft irgendwann kaum noch mit Denny, redet kaum mit ihm, vermisst ihn nicht, denkt stattdessen permanent nur an Kellan, vermisst ihn schmerzhaft, will ihn unbedingt berühren und redet sich dennoch ein Denny nach wie vor zu lieben und nur mit ihm zusammen sein zu wollen. Das ist geradezu absurd, so offenkundig wie sie längst einen anderen liebt. Zu allem Überfluss begreift sie anscheinend nicht, wie falsch und verletzend ihr ganzes Verhalten ihnen beiden gegenüber war und suhlt sich stattdessen lieber in Selbstmitleid. Mit einer Protagonistin mit mehr Charakter und Anstand wäre die ganze Geschichte somit um Längen besser gewesen.

Trotz der zahlreichen Kritikpunkte ist Thoughtless – Erstmals verführt kein ausschließlich schlechter New Adult Roman. Die Handlung ist immerhin so fesselnd, das man beständig weiterliest und wissen will, wie die Geschichte endet. Ein paar der erotischen Szenen sind S.C. Stephens ebenfalls ganz gut gelungen. Unschön ist allerdings, wie oft die Charaktere beim Sex entweder gar nicht verhüten oder dies mit keinem Wort erwähnt wird.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich flüssig lesen, an einigen Stellen aber stark zu wünschen übrig. Menschen haben eigentlich eine sehr umfangreiche Mimik, auf die drei Protagonisten trifft das jedoch offenbar nicht zu, denn die häufigsten, ständig wiederkehrenden Gesichtsausdrücke sind lächeln und Stirn runzeln. Letzteres liest man tatsächlich über siebzigmal, wodurch es besonders auffällt. Des Weiteren hätte es dem Roman sicher gut getan ein- bis zweihundert Seiten zu streichen um das beinahe endlose Hin und Her, das nach einer Weile stark an den Nerven zerrt, zu verkürzen.

Der extrem überdramatisierte Höhepunkt der Geschichte und die damit verbundenen Entwicklungen sind so überraschend wie schockierend, erscheinen aber äußerst fragwürdig und unglaubwürdig angesichts der völligen Wesensveränderung, die eine der Hauptfiguren dabei an den Tag legt. Das Ende ist in gewisser Hinsicht schön, doch viele Aspekte lassen einen sehr unzufrieden zurück, zum Beispiel der Umstand, dass Kiera die Entscheidung, vor der sie knapp sechshundert Seiten lang geflohen ist, letztlich einfach abgenommen wird statt sie endlich dazu zu zwingen sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und selbst die längst überfällige Wahl zu treffen. Realistischer wäre es eigentlich gewesen, wenn sie als Strafe für ihr selbstsüchtiges Verhalten fairerweise schließlich allein dagestanden hätte. Im Gegensatz zu Kellan hat Kiera nämlich kein Happy End verdient.

Die Handlung ist erst einmal in sich abgeschlossen, sodass eine Fortsetzung nicht zwingend notwendig ist. Falls man bei Gelegenheit trotz allem noch zum zweiten Band greifen sollte, dann ohnehin nur wegen Kellan und in der Hoffnung, dass das herzlose Hin und Her nun endgültig vorbei ist und es daher nur noch besser werden kann.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Wer Hope Forever mochte und Gefallen an Fortsetzungen in Form von Nacherzählungen aus einer anderen Perspektive findet, wird von Looking for Hope trotz kleinerer Mängel sicher gut unterhalten werden. Man sollte diesen zweiten Band jedoch auf keinen Fall z

Looking for Hope
0

Bevor man zu Looking for Hope greift, sollte man wissen, dass es sich dabei nicht um eine gewöhnliche Fortsetzung des Vorgängers handelt, sondern vielmehr um eine Nacherzählung des ersten Bandes aus der ...

Bevor man zu Looking for Hope greift, sollte man wissen, dass es sich dabei nicht um eine gewöhnliche Fortsetzung des Vorgängers handelt, sondern vielmehr um eine Nacherzählung des ersten Bandes aus der Sicht von Dean Holder. Deshalb sollte man diesen nur dann lesen, wenn man so etwas mag und nichts dagegen hat mehr oder weniger die gleiche Handlung noch einmal zu erleben, denn unerwartete Wendungen, insbesondere in Bezug auf die Beziehung von Sky und Holder, kann und wird es somit zwangsläufig nicht geben.
Die Handlung beginnt wenige Tage vor Leslies Selbstmord, dem zweiten einschneidenden Ereignis in Holders Leben. Durch die Schilderung des gesamten Geschehens aus seiner Perspektive kann man seinen Schmerz, seine Trauer sowie seine Wut sehr gut nachempfinden und leidet mit ihm. Etwas befremdlich wirkt es allerdings, dass Holder kurz nach ihrem Tod kein einziges Mal auf den Gedanken kommt, ihre Trennung von Grayson könne der oder zumindest ein Grund für ihre verzweifelte Tat sein, obwohl es eigentlich die naheliegendste Vermutung ist. Man möchte ihm zwar nicht noch mehr Schuldgefühle aufbürden, als er ohnehin schon hat, weil es damit immerhin zum Teil tatsächlich seine Schuld gewesen wäre, doch es kommt einem schon merkwürdig vor. Seinen Gedanken kann man erst viel später entnehmen, warum er der Ansicht ist, dass Grayson nicht der Grund für ihr Handeln war. Diese Überlegungen hätte Colleen Hoover also besser etwas früher einbauen sollen.

Besonders bewegend und eine positive Überraschung sind hingegen die Briefe, die Holder Les nach ihrem Tod schreibt um seine Emotionen zu verarbeiten. Sie gewähren dem Leser nämlich einen noch tieferen Einblick in sein Innerstes.

Grundsätzlich ist es sehr schön einige der bereits bekannten Szenen noch einmal aus Holders Sicht zu erleben und so zu erfahren, wie er sich in einer bestimmten Situation fühlte oder was ihm dabei durch den Kopf ging, zum Beispiel als er Sky das erste Mal begegnete. Natürlich können nicht alle Szenen zwischen ihm und Sky ein weiteres Mal im Detail geschildert werden – das Buch wäre sonst vermutlich ziemlich langweilig – aber leider fühlt es sich trotzdem so an als würde die eine oder andere Szene fehlen, die man selbst für ausgesprochen wichtig erachtet und nur zu gern aus Deans Blickwinkel erlebt hätte. Das betrifft unter anderem die Szene, in der Sky und Holder erstmals auf dem Flugplatz sind und er sie nach ihrer Kindheit fragt sowie ihren gemeinsamen Ausflug zum Flohmarkt, wo Dean Karen zum ersten Mal begegnet, seit er weiß, wer Sky wirklich ist und dass es sehr wahrscheinlich Karen war, die Hope damals entführt hat. In Hope Forever hat sogar Sky die Spannungen zwischen Holder und Karen in diesem Moment gespürt, sodass man sehr gespannt auf Holders Gedanken war. Andere Szenen hätten dafür vielleicht kein zweites Mal so ausführlich beleuchtet werden müssen.

Der Augenblick, in dem Dean zweifelsfrei erkennt, dass Sky tatsächlich Hope ist, ist dagegen jedoch enthalten, und es ist interessant zu erfahren wie sorgfältig Holder mittels Pro-/Contra-Listen seine nächsten Schritte abzuwägen versucht. Skys Wohlergehen hat für ihn in jedem Fall oberste Priorität, er denkt ausschließlich an sie und welche Konsequenzen die Wahrheit wohl für sie hätte. Das macht ihn sogar noch liebenswerter.
Zwischen ihnen besteht eine tiefe Verbundenheit und sie stehen einander in dieser schweren Zeit bei. Er leidet unglaublich mit Sky mit als er erfährt, was ihr Vater ihr angetan an, während sie wiederum ihn tröstet, als er erkennt, dass Les nach Sky zu seinem Opfer wurde und das der wahre Grund für ihren späteren Selbstmord war.

Daniel ist Holder ein genauso toller Freund wie Breckin Sky, nur eben auf eine andere, eigentümliche Art. Für seine Loyalität muss man ihn einfach lieben und seine einmaligen Spitznamen bringen einen oftmals zum Lachen. Durch seine vielen Eigenarten ist Daniel eine wirklich einzigartige Persönlichkeit, die man keinesfalls missen möchte.
Außerdem gibt Daniel dem Leser einen ersten Hinweis auf die Novelle Finding Cinderella, auf die man sich danach bereits freut. Zum Glück wird sie sicher ebenfalls bald ins Deutsche übersetzt.

Ein Highlight sind darüber hinaus die Anspielungen auf andere Bücher, teilweise von Colleen Hoover selbst, die man als aufmerksamer Leser entdecken kann. Sky liest Holder beispielsweise Weil ich Layken liebe vor und Breckin lädt für Sky Irgendwann für immer von Katja Millay auf ihren eReader.

Das Ende gibt unglücklicherweise noch einmal Anlass zur Kritik. Weniger gelungen ist zum einen die Szene zwischen Holder und seiner Mutter, nachdem er den sehr berührenden Abschiedsbrief seiner Zwillingsschwester, der einem Leslie ein Stückchen näher bringt, endlich gelesen hat. Er stürmt in das Arbeitszimmer seiner Mutter, beendet ruppig ihr Telefonat und schreit sie an, wobei es durchaus verständlich ist, dass er ihr schwere Vorwürfe macht. Seine Wut ist aber viel zu schnell verraucht und schon in der nächsten Sekunde verzeiht er ihr. Selbstverständlich sollte er seiner Mutter vergeben und froh sein, dass Leslie sich jemandem anvertraut hatte, doch diese Kehrtwende kommt einfach viel zu plötzlich und die notwendige Auseinandersetzung hätte länger dauern müssen.
Dem langen Schweigen seiner Mutter steht man als Leser ferner ziemlich zwiegespalten gegenüber. Es ist nachvollziehbar, dass sie Holder nichts von dem Missbrauch seiner Schwester gesagt haben, weil er sich nicht auch daran die Schuld geben sollte und es sicher keine Erfahrung ist, über die man (mit dem eigenen Bruder) gern spricht. Dass sie ihm das Wissen um Hope jahrelang verheimlicht haben, ist allerdings absolut unverständlich. Das einem kleinen Jungen mitzuteilen, mag ja in der Tat riskant sein, Holder war mittlerweile jedoch längst alt genug um ein Geheimnis zu bewahren und hatte ein Recht darauf zu erfahren, dass es Hope gut geht und es kein schwerwiegender Fehler von ihm war ihre Entführung nicht verhindert zu haben. Wenigstens das wären sie ihm schuldig gewesen.

Missglückt sind zum anderen auch die Ergänzungen hinsichtlich Skys Vater, der für den Missbrauch an Leslie trotz Anzeige und Gerichtsverfahren nicht bestraft wurde. Es ist möglicherweise denkbar, dass jemand sich ein- oder gar zweimal herausreden kann, aber dass man sogar mit dem dritten Vorwurf sexuellen Missbrauchs ungestraft davon kommt, ist ausgesprochen unrealistisch. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Leslie laut den Ausführungen im Buch untersucht und von Psychologen befragt wurde. Zumindest die körperlichen Verletzungen, die ein kleines Kind durch solche wiederholt beigebrachten Taten erleidet, wären doch niemals von der Hand zu weisen gewesen. Glaubwürdiger wäre es demnach gewesen, wenn Leslie ihrer Mutter zwar davon erzählt hätte, sie am Ende aber von einem Verfahren Abstand genommen hätten um ihre Tochter mit den Aussagen vor Gericht o.ä. keiner noch größeren, emotionalen Belastung auszusetzen, oder wenn sie es erst nach dem Umzug offenbart hätte und man dann nicht mehr von ihr verlangen wollte an den Ort des Geschehens zurückzukehren und ihrem Peiniger erneut gegenüberzutreten. Diese Aspekte scheint Colleen Hoover folglich nicht gut durchdacht zu haben, was sehr schade ist und so leider für Abstriche sorgt.

Der kurze Ausblick auf die gemeinsame Zukunft von Sky und Holder bzw. Dean und Hope gefällt einem dagegen sehr, man hätte nur wirklich gern noch etwas mehr darüber erfahren.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Bevor die Nacht geht führt den Leser mittels eines interessanten Road Trips durch die deutsche Hauptstadt und ist, vor allem wegen der zarten Liebesgeschichte von Jacob und Kim, eine unterhaltsame, schnell gelesene Lektüre, die sich besonders gut dazu eig

Bevor die Nacht geht
0

Mit Bevor die Nacht geht führt Patrycja Spychalski den Leser auf einem gelungenen kleinen Road Trip durch die Straßen von Berlin und bringt dabei vor allem die Vielseitigkeit der Hauptstadt besonders gut ...

Mit Bevor die Nacht geht führt Patrycja Spychalski den Leser auf einem gelungenen kleinen Road Trip durch die Straßen von Berlin und bringt dabei vor allem die Vielseitigkeit der Hauptstadt besonders gut zur Geltung. Innerhalb Berlins ist kein Kiez wie der andere und man kann völlig verschiedene Welten erkunden. Aus diesem Grund macht es so viel Spaß Jacob und Kim auf ihrer Tour zu begleiten.
Wer selbst aus Berlin kommt, hat seine Freude daran, weil man einerseits manchmal genau weiß, wo die beiden gerade sind und die Gegend vielleicht sogar konkret vor Augen hat, andererseits durch das Buch allerdings auch nach Jahren in der Großstadt noch neue Orte kennenlernen kann, von denen man noch nie etwas gehört hat und die einem somit bisher verborgen geblieben sind.
Wer nicht aus der Region ist, wird jedoch bestimmt ebenfalls Gefallen an der Geschichte finden, da Berlin einfach eine wunderbare Stadt ist, in der es unglaublich viel zu entdecken gibt. Die Autorin schafft es den besonderen Flair Berlins in etlichen Facetten zu zeigen und spätestens nach der Lektüre wird man die Stadt einmal selbst auskundschaften wollen und dabei sicher der einen oder anderen Empfehlung der Heldin folgen.

Kim ist eine sehr ungewöhnliche Hauptfigur mit zum Teil ziemlich schrägen Eigenheiten, doch genau das macht ihren besonderen Charme aus. Sie ist kein unsicheres Mauerblümchen, sondern erfrischend selbstbewusst und direkt. Ihre Energie, die Lebensfreude, die sie sich trotz ihrer schwierigen Lebensumstände erfolgreich bewahrt hat, und ihre Liebe zu Berlin sind regelrecht ansteckend, was auch Jacob schnell feststellt.

Stattdessen übernimmt eher der sympathische, fürsorgliche Protagonist den schüchternen Part und es macht ihn sehr liebenswert, dass er Kim so anziehend findet und ihr gern näher kommen würde, sich anfangs aber noch nicht traut Körperkontakt herzustellen oder sie gar zu küssen, immerhin sind sie sich gerade erst begegnet. Erfreulich ist außerdem, dass Kim ihn dazu veranlasst sich gegenüber seiner Familie mehr durchzusetzen, schließlich ist er alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen und insgesamt alles andere als rücksichtslos.

Es ist schön zu beobachten, wie sie sich im Verlauf ihres Ausflugs näher kommen und sich besser kennenlernen, zumal sie sich gegenseitig ergänzen und darum wirklich gut zusammen passen. Von dem Umstand, dass sie spontan den gesamten Tag miteinander verbringen, einmal abgesehen, ist das nicht einmal unrealistisch, denn in Stunden gemessen verbringen sie so viel Zeit miteinander, wie andere auf einzelne Treffen verteilt über mehrere Tage oder Wochen. Infolgedessen ist es nicht unglaubwürdig, dass sie sich schon bald so zueinander hingezogen fühlen. Sie sind vielleicht noch nicht richtig ineinander verliebt, jedoch auf dem besten Weg dorthin.
Obwohl sich ihnen wohl nur eine einzige Gelegenheit bietet, haben sie ihre Leidenschaft außerdem soweit unter Kontrolle, dass sie mangels eines Verhütungsmittels kein Risiko eingehen und es nicht zum Äußersten kommen lassen. Damit sind sie ein gutes Vorbild für jugendliche Leser, ohne auffällig mit dem Finger darauf zu zeigen oder belehrend zu wirken.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Kim und Jacob, wodurch man sich in beide Figuren gut hineinversetzen kann und stets weiß, was die beiden denken oder empfinden, insbesondere was sie von dem jeweils anderen tatsächlich halten. Dazu findet man am Anfang eines jeden Kapitels eine Ort- sowie Zeitangabe, sodass man ihre Route nachverfolgen kann und später merkt, wie wenig Zeit ihnen gemeinsam noch bleibt ehe sie sich trennen müssen.
Der Schreibstil von Patrycja Spychalski ist nicht überzogen jugendlich, sondern authentisch und lässt sich dadurch sehr angenehm und flüssig lesen. Mit dem Berliner Dialekt übertreibt sie es ebenso wenig.

Die eigentliche Handlung hat, wie viele Road Trips, kaum Spannung zu bieten, da die Geschichte allein von der Tour durch die Stadt lebt und ansonsten nicht allzu viel passiert, kann dafür allerdings mit anderen Qualitäten punkten. Am Schluss ist man genauso traurig wie die Charaktere, dass die Nacht nun bereits vorüber ist und die Sonne ihren unweigerlichen Abschied mit sich bringt, sodass man vielleicht sogar ein Tränchen verdrücken muss. Dank Kim freut sich Jacob aber wenigstens auf die Rückkehr nach Berlin, während er die Stadt zuvor gar nicht schnell genug verlassen konnte.

Das Ende ist sehr offen gehalten und es gibt leider keinen Ausblick auf die Geschehnisse nach Jacobs Jahr im Ausland, doch man kann die Geschichte zumindest für sich selbst weiterspinnen. In einem Jahr kann viel passieren, aber wer optimistisch ist, glaubt natürlich daran, dass die beiden sich wiedersehen.

Veröffentlicht am 07.05.2017

Der Marsianer ist ein sehr gelungener Roman, der nicht nur eingefleischten Science Fiction Fans gefallen wird. Auch Genre-Neulinge werden das realistische Szenario sowie den Humor von Astronaut Mark Watney zu schätzen wissen und folglich bestimmt ihre Fre

Der Marsianer
0

Mit seinem Debutroman präsentiert Andy Weir eine sehr interessante und vor allem außergewöhnliche Geschichte, die einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Der Marsianer ist ein aufregender, origineller ...

Mit seinem Debutroman präsentiert Andy Weir eine sehr interessante und vor allem außergewöhnliche Geschichte, die einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Der Marsianer ist ein aufregender, origineller Science Fiction Roman, dem es zwischendurch auf Grund einiger Längen jedoch oftmals etwas an Spannung mangelt. Es gibt durchaus einige dramatische Momente und brenzlige Situationen; sobald die Gefahr vorüber ist, lässt der Nervenkitzel aber schnell nach und bleibt somit leider nicht kontinuierlich erhalten. Dennoch verfolgt man die ganze Zeit über gebannt die Handlung, weil man natürlich wissen möchte, was noch geschieht. Der Autor kann vor allem die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse zu seinem Vorteil nutzen, denn als Leser war man selbst garantiert noch nie in einer vergleichbaren Situation – kein Mensch auf der Erde war das bisher – und kann das künftige Geschehen nicht schon durch zahlreiche ähnliche Bücher andauernd vorausahnen.
Der Plot umfasst eine ziemlich große Zeitspanne und obwohl es einem gar nicht so lang vorkommt, lebt der Protagonist Mark Watney tatsächlich beinahe zwei Jahre lang allein auf dem Mars. Als einziger Mensch auf dem gesamten Planeten muss er sich dort sehr einsam fühlen und man will sicher nicht mit ihm tauschen, zumal man sich nur schwer vorstellen kann, wie er sich dabei fühlen muss. Das Schicksal spielt ihm mehrfach übel mit und es geht einiges schief, das ihn im Laufe dieser vielen Monate manchmal sogar fast das Leben kostet.

Seine Fähigkeiten und sein Wissen als Ingenieur ermöglichen es ihm jedoch vieles zu reparieren oder neu herzustellen, was ihm schließlich das Leben rettet. Es ist wirklich fraglich, ob es einem der anderen Crew-Mitglieder an Marks Stelle ebenfalls gelungen wäre so lange allein zu überleben.
Seine Intelligenz und sein Einfallsreichtum sind beeindruckend und zu seinem Glück gelingt es ihm selbst in Notlagen seine Kenntnisse auch praktisch anzuwenden. Während des Lesens von Der Marsianer kann man somit vieles lernen, was man vorher noch nicht wusste. Anderes hat man hingegen früher irgendwann selbst einmal in der Schule gelernt, beispielsweise im Chemieunterricht. Ob man sich noch gut genug daran erinnern kann und dieses Wissen in solch einer Lage ebenso gut anzuwenden wüsste wie Mark, ist allerdings zu bezweifeln.

Darüber hinaus macht es Mark sehr sympathisch, dass er es seiner Crew nicht im Geringsten zum Vorwurf macht, dass sie ihn, in dem Glauben er sei tot, zurückgelassen haben. Da es ihm trotz seiner ausweglosen Situation zudem gelingt seinen Humor zu bewahren, ist die Geschichte außerdem überraschend witzig und bringt einen mehrmals zum Schmunzeln. Die Beschreibungen der vielen wissenschaftlichen und technischen Vorgänge sind im Gegensatz dazu bisweilen etwas trocken.
Seine sarkastische, aber dennoch positive Einstellung hilft Mark dabei nicht zu verzweifeln und letztlich aufzugeben, sondern stets weiterzumachen, selbst nachdem sich eine weitere entmutigende Katastrophe ereignet hat. Insbesondere aus diesem Grund fühlt man so sehr mit ihm und hofft auf sein Überleben.

Die Handlung wird in Form von Logbucheinträgen überwiegend aus Marks Perspektive geschildert. Doch zwischendurch gibt es auch immer wieder Szenen aus anderen Blickwinkeln. Dadurch erhält man zum Beispiel kurze Einblicke in die aktuellen Ereignisse auf de Erde, darunter wie die NASA herausfindet, dass Mark noch lebt, wie sie darüber spekulieren, was er in diesem oder jenem Moment tut und wie sie versuchen ihm irgendwie zu helfen. Zahlreiche Menschen sind in Marks Rettung involviert, aber die meisten von ihnen lernt man nur wenig kennen, wodurch sie neben Mark eher blass bleiben und man ihnen recht neutral gegenüber steht.
Einige wenige Szenen betreffen die restliche Crew von Ares 3, leider erfährt man über sie jedoch ebenfalls nicht allzu viel. Ihnen fühlt man sich allerdings schon deshalb verbunden, weil ihnen so viel an Mark liegt und sie nicht zögern als sich ihnen eine Möglichkeit bietet ihn zu retten.
Ein paar andere Abschnitte enthalten lediglich sachliche Schilderungen eines auktorialen Erzählers, die meist den nächsten herben Rückschlag einleiten, indem sie etwa beschreiben, wie kleine, unscheinbare Mängel nun zu schwerwiegenden Folgen führen.

Zum Schluss hin wird es schließlich doch noch richtig spannend und nervenaufreibend. Das Ende ist sehr passend, nur die finale Botschaft ist vielleicht ein wenig übertrieben und ein bisschen unglaubwürdig, denn die Beteiligung an Marks Rettung beruhte nur bei den wenigsten auf selbstlosen Motiven. Möglicherweise soll man die betreffende Aussage aber eher als Appell des Autors verstehen, den man sich dann in der Tat ruhig zu Herzen nehmen kann, da mehr Hilfsbereitschaft der Welt mit Sicherheit nicht schaden würde.

Im Nachhinein stimmt es einen ferner sehr nachdenklich, wenn man sich Marks Situation einmal in der Wirklichkeit vorstellt. Es wäre durchaus nicht unwahrscheinlich, dass tatsächlich hunderte Millionen Dollar investiert würden um den zurückgelassenen Astronauten – einen einzelnen Menschen – zu retten, während man mit einer solchen Summe auch unzähligen anderen Menschen helfen könnte, für deren (Über)Leben sich jedoch unglücklicherweise niemand genügend interessiert.