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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2023

Nichts für sensible Gemüter

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
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Wir lesen hier die Geschichte zweiter sehr brutaler Morde und ihrer Aufklärung. Die Ermittler Milosevic und Frey sind ein eingespieltes Team, das Schweres hinter sich hat. Dieser Fall bringt ...

Wir lesen hier die Geschichte zweiter sehr brutaler Morde und ihrer Aufklärung. Die Ermittler Milosevic und Frey sind ein eingespieltes Team, das Schweres hinter sich hat. Dieser Fall bringt sie wieder an ihre Grenzen, ist er doch beispiellos blutig und verwickelt.

Der Schreibstil ist durchaus packend, wenn auch teilweise sehr drastisch. Die Schilderung der brutal zugerichteten Leichen ist wirklich nichts für schwache Gemüter. Die Darstellung der Protagonisten wirkt authentisch, wenn auch für meine Begriffe das Privatleben von Kommissarin Milosevic meiner Meinung nach zu viel Raum einnimmt. Es scheint der Autorin wichtig zu sein, die gleichgeschlechtliche Beziehung der Kommissarin herauszustellen.

Als weiteres Nebenthema wird sehr detailliert, um nicht zu sagen drastisch, die Vorgehensweise der Billig-Fleischindustrie geschildert. Zugegeben, das ist ein wichtiges und sehr aktuelles Thema, aber in diesem Ausmaß in einem Thriller, der ja zur Unterhaltungsliteratur gehört, fehl am Platz. Dazu kommt, dass diese Schilderungen die Spannung die sich hier ohnehin nur schwer einstellen will abbrechen.
Im Endeffekt wird diese Geschichte zu sehr von den Nebenthemen beherrscht, der eigentlich sehr spannende und verwickelte Kriminalfall tritt sehr in den Hintergrund. Durch die kursiv gedruckten Abschnitte, die aus Tätersicht geschrieben sind, und mit ein wenig Kombinationsgabe weiß man auch schnell, wer der Täter ist. Das ist der Spannung natürlich auch wenig zuträglich. Insgesamt bin ich von diesem Buch doch eher enttäuscht und kann es leider nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Mörderische Freundschaften

Schneesturm
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Zum ersten Mal nach 10 Jahren trifft sich Caras Freundeskreis auf der abgelegenen Insel Inishmore um den Todestag von Caras Mann Cilian gemeinsam zu begehen. Ein Schneesturm schneidet die Insel ...

Zum ersten Mal nach 10 Jahren trifft sich Caras Freundeskreis auf der abgelegenen Insel Inishmore um den Todestag von Caras Mann Cilian gemeinsam zu begehen. Ein Schneesturm schneidet die Insel von der Außenwelt ab. Als dann noch eine Leiche in der stürmischen Bucht gefunden wird, beginnt Cara gegen die Anweisung ihrer Vorgesetzten im Sturm zu ermitteln. Sie muss erkennen, das in ihrer Clique ganz anders ist als sie immer geglaubt hat. Wem kann sie vertrauen?

Der eindringliche, detaillierte Schreibstil hat mich sofort gepackt, ich konnte den Sturm förmlich heulen hören und die Kargheit der Insel spüren. Auch die handelnden Personen sind sehr gut beschrieben, so das sie mir gleich nahe waren. Besonders mit Cara kann ich gut mitfühlen, ihre Zerrissenheit im Verlauf der Ermittlungen ist sehr gut nachvollziehbar. Trotzdem hat sie hartnäckig Hinweis für Hinweis zusammengetragen, bis der Fall klar war. Sehr lange konnte ich nur vermuten, wer der Täter ist, dann war es derjenige, den ich am wenigsten verdächtigt habe. So mag ich das. Besonders gut gefallen hat mir auch, das Cara aus den Ereignissen gestärkt hervorgeht und optimistisch in die Zukunft schaut. Das lässt mich hoffen, dass es weitere Fälle mit der starken Inselpolizistin geben wird.

Mein Fazit: Ein Krimi vom Allerfeinsten, der in einer sehr ungewöhnlichen und interessanten Umgebung spielt. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Total vorhersehbar

Die Eisfischerin vom Helgasjön
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Nach einem Unfall kann Rieke nicht mit ihrem Freund Marco in den Skiurlaub. Mama schickt die zurück gelassene kurzerhand in den Norden, nach Lappland, wo sie prompt ihrer alten Liebe begegnet. ...

Nach einem Unfall kann Rieke nicht mit ihrem Freund Marco in den Skiurlaub. Mama schickt die zurück gelassene kurzerhand in den Norden, nach Lappland, wo sie prompt ihrer alten Liebe begegnet. Ab hier müsste man nicht weiter lesen, denn der Fortgang der Geschichte ist total klar. Lediglich bezüglich Riekes beruflicher Zukunft war ich vom Titel kurz auf den Holzweg geführt worden. Der Schreibstil ist anspruchslos einfach, die Geschichte plätschert sehr seicht dahin und lässt jegliche Spannung vermissen, so dass dieses Buch schnell gelesen ist. Hätte ich es nicht im Rahmen einer Vorablesen-Aktion bekommen, ich hätte es wohl nicht zu Ende gelesen. Ein bisschen mehr Tiefgang wünsche ich mir schon von meiner Lektüre. Ein weiterer Minuspunkt ist meines Erachtens die überhaupt nicht zeitgemäße Hin- und Herfliegerei der Protagonisten. Kaum in Hamburg angekommen, wird schon wieder in den Flieger zurück nach Schweden gestiegen und umgekehrt.
Rieke ist eine schwache Protagonistin. Sie schafft es weder sich gegen ihren egoistischen Freund abzugrenzen noch gegen ihre übergriffige Mutter. Vom Chef lässt sie sich genauso alles gefallen, sie läuft lieber davon statt zu kämpfen und eine klare Kante zu zeigen. Nervig!

So lautet mein Fazit leider: Zeitverschwendung!

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Spionage für Kaiser Wilhelm

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Johanna Gabathuler kommt nach ihrer Zeit als Krankenschwester an der Front ins väterliche Sanatorium in Davos zurück - schwanger von einem gefallenen deutschen Soldaten. Der Umgang des Vaters ...

Johanna Gabathuler kommt nach ihrer Zeit als Krankenschwester an der Front ins väterliche Sanatorium in Davos zurück - schwanger von einem gefallenen deutschen Soldaten. Der Umgang des Vaters mit ihrer Schwangerschaft lässt sie das Vertrauen in die Menschen verlieren. Ihre privilegierte Stellung als Tochter des Hauses und Krankenschwester macht sich der deutsche Geheimdienst zunutze, der im Sanatorium ebenso seine Agenten platziert hat wie die Geheimdienste aller anderen Kriegsparteien. Nun sitzt sie zwischen allen Stühlen und muss sich in einem sehr gefährlichen Umfeld behaupten.

So ganz hat mich dieses Buch nicht überzeugt. Der Schreibstil ist sachlich distanziert, die Figuren sind mir seltsam fremd geblieben und ich konnte in die Handlung nicht wirklich eintauchen. Zudem gibt es einige Wiederholungen, was den Spannungsbogen immer wieder zusammenbrechen lässt. Warum muss ich z.B. jedesmal wenn eine bestimmte Person auftaucht, mehrfach lesen, das sie in ihren Taschenspucknapf spuckt? Auch finde ich die Rückblenden in das Vorleben einiger Personen überflüssig, das waren mir zu viele Nebenschauplätze, die nicht zur Spannung beigetragen haben. Aus diesem Stoff hätte man mehr machen können, so lässt mich das Buch leider unzufrieden zurück. Möglicherweise liegt es daran, das es auf die Fernsehserie zurückgeht und nicht umgekehrt? Eine klare Leseempfehlung kann ich jedenfalls nicht aussprechen.




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Veröffentlicht am 06.11.2023

Sehr gelungene Fortsetzung

Der Cocktailmörderclub
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Nach "Die Dreitagemordgesellschaft" haben wir es hier mit dem zweiten Band der Reihe um Agatha Christies Haushälterin Phyllida Bright zu tun. Hier ist sie beauftragt, einen Amateur-Wettbewerb von Kriminalschriftstellern ...

Nach "Die Dreitagemordgesellschaft" haben wir es hier mit dem zweiten Band der Reihe um Agatha Christies Haushälterin Phyllida Bright zu tun. Hier ist sie beauftragt, einen Amateur-Wettbewerb von Kriminalschriftstellern zu organisieren Als Preis winkt eine Veröffentlichung. Nachdem bei der Eröffnungsveranstaltung der Pfarrer, der für die Bekanntgabe des Siegers verantwortlich ist, tot zusammenbricht, sind Phyllidas ermittlerische Fähigkeiten gefragt.

Der mitreißende Schreibstil ist gewürzt mit einer guten Prise des trockenen englischen Humors, den ich so mag. Die Personen sind auf den Punkt charakterisiert, ich kann sie alle förmlich vor mir sehen und ihre Aktionen vorausahnen. Trotzdem konnte ich mich bis zum Schluss nicht an einem Verdächtigen festbeißen, bin geschwankt wie ein Halm im Wind. Das hat Colleen Cambridge wirklich geschickt eingefädelt. So kann sie die Spannung von Anfang bis Ende hochhalten. Besonders gefallen hat mir die Auflösung im Stile eines Hercule Poirot, der ja immer alle Beteiligten versammelt und die Tat aufdröselt, bis allen klar ist, wer sie begangen hat. Phyllida - bekanntermaßen ein Fan des kleinen Belgiers aus der Feder ihrer Hausherrin - folgt seinem Beispiel. Und hier nochmal ein Kompliment an die Autorin - eine so verwickelte Geschichte so auf den Punkt zu bringen - Chapeau!
Ganz nebenbei bekommen wir einen Einblick in das soziale Gefüge der englischen Herrenhäuser dieser Zeit, was mich ein bisschen an die alte Fernsehserie "Das Haus am Eaton-Place" erinnert. Ich liebe es, zusammen mit Phyllida durch Mallowan Hall zu streifen. Es ist auch eindrucksvoll, zu beobachten, wie Phyllida sich ein Netzwerk von Informanten aufgebaut hat, indem sie mit allen, egal ob Dienstbote oder Herr, einen respektvollen Umgang pflegt. Das gelingt ihr nicht mit Mr. Dobble, dem Butler und mit Chauffeur Bradford, was immer wieder zu amüsanten Wortgefechten führt.

Mein Fazit: Dieser zweite Band der Reihe ist eine ebenso gelungenen Huldigung an Agatha Christie wie der erste. Coleen Cambridge braucht sich vor der Großmeisterin des englischen Krimis nicht zu verstecken. Diese Reihe ist ein Muss für alle Fans dieses Genres - unbedingt empfehlenswert.

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