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Veröffentlicht am 09.04.2024

super

Der Store
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Ein Konzern beherrscht die Zukunft. Aufgrund der Klimaveränderungen kann man kaum noch irgendwo leben. Aber ein Onlineversand (ähnlich wie Amazon) hat Abhilfe geschaffen. Erst wurden Gesetze geändert, ...

Ein Konzern beherrscht die Zukunft. Aufgrund der Klimaveränderungen kann man kaum noch irgendwo leben. Aber ein Onlineversand (ähnlich wie Amazon) hat Abhilfe geschaffen. Erst wurden Gesetze geändert, dann der Luftraum privatisiert, sodass die Waren statt mit LKWs nun mit Drohnen ausgeliefert werden. Die Arbeiter wohnen auch in Anlagen des Konzerns. Gewerkschaften, Mindestlohn, Krankenversorgung wurde alles abgeschafft (es gibt zwar eine Krankenversicherung, aber wer ins Krankenhaus will, verliert Punkte und wird so abgestraft). Überstunden werden nicht bezahlt, wer sich weigert, verliert Punkte. Alles ist geregelt und wird kontrolliert mithilfe einer ständig zu tragenden Uhr am Handgelenk. Legt man diese ab, gibt es Alarm. Überwachungskameras sind nicht nötig, denn der Konzern weiß jederzeit wo du bist und mit wem du dich triffst aufgrund deiner Uhr. Ohne Uhr kann man keine Tür öffnen, keinen Aufzugknopf betätigen, nicht bezahlen etc. Die Uhr teilt dir auch mit, wann du eine Toilettenpause machen darfst.

Arbeitet man nicht schnell genug, verliert man Punkte. Bei zuwenig Punkten wird man gefeuert. Alle Waren werden im Akkord verschickt und die Arbeiter müssen in den riesigen Lagerhallen von einem Regal zum anderen rennen, um die Sachen dann auf´s Band zu legen. In dem weit draußen gelegenen Areal, gibt es außer dem Arbeitsplatz Wohnsilos mit winzigen Zimmern und Gemeinschaftstoiletten (und Duschen) auf jeder Etage, einen Vergnügungsbereich mit Restaurants und Kino, einen Technischen Bereich, ein Krankenhaus und Security. Nur Ausgewählte Leute werden überhaupt auf das Gelände gelassen, um Teil der großen Cloudfamilie zu werden, nachdem sie eine Aufnahmeprüfung abgelegt haben.

Die spannende Story wird von 3 Erzählern erzählt. Da ist zum einen Gibson, der Firmengründer von Cloud, der in seinem Blog von seiner Krebserkrankung schreibt und berichtet, wie er die Firma gegründet habe und was er - in seinen Augen - alles zum Wohl der Menschheit beigetragen habe.

Dann haben wir Paxton, der einmal ein Unternehmen gegründet hat, welches dann von Cloud vernichtet wurde, indem sie ihn finanziell ruinierten. Er ist seinen Job als Gefängniswärter leid und hofft auf eine Chance, im Lager zu arbeiten. Beim Einstellungstest, lernt er Zinnia kennen. Sie hat ganz andere Gründe, um sich bei Cloud einzuschleusen. Sie ist mir von den drei Erzählern die Sympathischste.

Die Gestaltung der Kapitel unterstreicht die Handlung, was mir sehr gefällt. Die meisten Kapitel sind mehrere Seiten lang, aber als es um die Eintönigkeit der Tage geht und die Routinen, steht auf jeder Seite der gleiche kurze Text, der den gleichbleibenden Tagesablauf schildert. Überhaupt bin ich begeistert von dem Buch. Es ist spannend, beklemmend, macht nachdenklich, hat überzeugende Charaktere, überraschende Wendungen, deckt menschliche Abgründe auf und ist flüssig geschrieben. Ich habe es in 2 Tagen geradezu verschlungen. Es reicht zwar nicht an Margret Atwoods "Report der Magd" ran, ist aber, wenn man die Entwicklung der letzten Jahre betrachtet, deutlich realistischer und aktueller als der Report der Magd.

Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

ganz nett

Eigenbedarf
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In Berlin kaufen große Investoren Mietshäuser auf und vergraulen die Mieter, um die Wohnungen dann teuer weiterzuverkaufen. In ihrer Not wendet sich ein älteres betroffenes Mieterpaar an die "Gesellschaft ...

In Berlin kaufen große Investoren Mietshäuser auf und vergraulen die Mieter, um die Wohnungen dann teuer weiterzuverkaufen. In ihrer Not wendet sich ein älteres betroffenes Mieterpaar an die "Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen", eine Gruppe von unterschiedlichen Leuten, die sich gegen Unrecht zusammengetan haben. Es gibt Handwerker, einen Computerfachmann, einen Lebensmittelhändler etc. Diese wollen nun den Mietern helfen und sind entsetzt, wie der neue Eigentümer die Mieter rausgraulen will. z.B. werden unter dem Tarnmantel "Renovierung" die Fenster erneuert. Jedoch werden die alten Fenster ausgebaut und der Einbau der neuen verzögert sich bis auf weiteres.

Die Idee, dass es eine Gruppe gibt, die für Gerechtigkeit sorgt ist schön. Der Titel "Eigenbedarf" hat jedoch nichts mit der Handlung zu tun, da der Besitzer nicht auf Eigenbedarf klagt. Auch der Schreibstil ist nicht flüssig und besonders die Dialoge wirken holprig, steif und hölzern. Manche Dinge sollen Spannung aufbauen (z.B. dass der Lebensmittelhändler angesprochen wird von einem Fremden), aber das sind eher nur Versuche und ich habe nicht so recht verstanden, warum diese Dinge überhaupt im Buch vorkamen, denn sie haben nicht wirklich zur Handlung beigetragen. Ich würde sagen, der Autor hat nette Ideen und Potential, aber noch fehlt es bißchen an Substanz und flüssigem Schreiben. Das Thema der Heuschrecken und Miethaie ist gut, die Idee, sich zu wehren auch, aber so eine Lösung des Problems gibt es halt nur in Büchern.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

spannender Krimi mit teils poetischem Schreibstil

Des Abends eisige Stille
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Schon das erste Buch "Des Menschen dunkles Sehnen" hat mich begeistert, vor allem der für einen Krimi ungewöhnliche Schluß. In diesem Band erholt sich Detective Chief Inspector Simon Serrailler von den ...

Schon das erste Buch "Des Menschen dunkles Sehnen" hat mich begeistert, vor allem der für einen Krimi ungewöhnliche Schluß. In diesem Band erholt sich Detective Chief Inspector Simon Serrailler von den Schrecken in Band eins. Man kann aber beide Bücher unabhängig voneinander lesen. Aber er muß seinen Urlaub abkürzen, denn seine behinderte Schwester ist plötzlich schwer krank. Und dann verschwindet der 9jährige David spurlos. Eben hat er noch frühmorgens am Gartentor auf das Auto, das ihn zur Schule bringen soll, gewartet und dann ist er einfach weg. Die Familie zerbricht daran und auch Simons Familie macht Einiges mit. Und die Fahndung wird zum Albtraum.

Spannend, gute, sympathische, authentische Charaktere und ein wundervoller Schreibstil. Ich liebe die Art, wie Susan Hill manchmal fast poetisch schreibt, obwohl es ein Krimi ist. Aber es ist so viel mehr, als ein 08/15 Krimi. z.B., als eine Frau ihrem Mann gesteht, was sie schreckliches getan hat und ihn durch ihr furchtbares Geheimnis mitbelastet und sie Abends schlafen gehen (S. 333) : " ... und der Abstand zwischen den beiden Betten war so breit wie die ganze Welt." Oder als Simon zum Krankenhaus geht, in dem seine Schwester mit dem Tod ringt (S. 23/24) : " Wie hier im Krankenhaus hatten sich so viele Gefühle angestaut, steckten in jeder Ritze, dass man sie einatmete, spürte und roch." Ich werde auf jeden Fall noch weitere Krimis von ihr Lesen und kann dieses Buch sehr empfehlen, auch wenn es jetzt nicht action- oder besonders temporeich ist.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

nette Idee

Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild
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Wir lernen in diesem Roman mehrere Frauen kennen, erfahren etwas über ihr Leben, ihr Schicksal und ihre Entwicklung. Verbunden sind ihre Schicksale durch ein schlichtes Bild, das eine einfache Ecke eines ...

Wir lernen in diesem Roman mehrere Frauen kennen, erfahren etwas über ihr Leben, ihr Schicksal und ihre Entwicklung. Verbunden sind ihre Schicksale durch ein schlichtes Bild, das eine einfache Ecke eines Zimmers zeigt. Das Bild ist auf dem Cover zu sehen, sodass man es sich immer wieder angucken kann, wenn beschrieben wird, welche Wirkung es auf die verschiedenen Frauen hat oder was sie darin lesen. Wir lesen zunächst über die Malerin selbst und die Entstehung des Bildes. Habe hinten gelesen, dass es sie wirklich gegeben hat. Inwiefern die Entstehungsgeschichte authentisch ist, weiß ich nicht. Danach geht das Bild verloren und taucht wieder bei einer anderen Frau auf usw. Spannend gemacht ist, dass sich auch die Wege der Frauen manchmal kreuzen, ohne dass diese wissen, dass die andere das Bild hat. Ansonsten ist es nicht so spannend. Ich lese sonst Krimis und da ist ein Roman eher langweilig. Langweilig fand ich das Buch nicht, es war schon interessant, über die verschiedenen Lebenswege der Frauen zu lesen, aber besonders spannend war es halt auch nicht. Es ist flüssig geschrieben und die Sprache passt zur Zeit. Wer Romane liebt ist hier sicher richtig.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

enttäuschend

Dänemark – Gekommen, um zu bleiben
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Ich hatte mir ein humorvolles und informatives Buch gewünscht, das ich einer Freundin schenken wollte, die Dänemark liebt und mit dem Gedanken spielt auszuwandern. Dieses Buch ist leider nichts davon, ...

Ich hatte mir ein humorvolles und informatives Buch gewünscht, das ich einer Freundin schenken wollte, die Dänemark liebt und mit dem Gedanken spielt auszuwandern. Dieses Buch ist leider nichts davon, auch wenn der Klappentext etwas anderes sagt. Informationen über Dänemark, was man beim Auswandern beachten sollte, Eigenheiten und Gepflogenheiten kommen hier völlig zu kurz. Es werden Partys und Urlaubsreisen nach Mallorca ausführlichst beschrieben, aber Infos z.B. über das Schulsystem nur kurz erwähnt. Ich habe auf Seite 140 abgebrochen. Es gab zwar einige interessante Infos z.B. über eine zentrale Personenregisternummer, Ferienhäuser oder wie das mit dem Anmelden des Autos ist, aber diese 4 erwähnten Dinge (Schule, CPR Nummer, Ferienhäuser, Auto ummelden) sind die einzigen wirklichen Informationen auf den ersten 140 Seiten. Der Rest ist Selbstdarstellung, Partys, Minijobs, Urlaub auf Mallorca, Beziehungsstress. Und der Humor ? Naja. Vielleicht fehlt mir das nötige Testosteron um z.B. die Beschreibung witzig zu finden, wie geil der Autor ein schnelles Auto finden, von dem er phantasiert (S.30-31 "die Härchen auf dem Unterarm stehen in Sekundenbruchteilen stramm, wie die Kompanie beim Morgenappell" und so geht es endlos weiter.) Dies Buch ist eine große Enttäuschung und ich kann es Dänemarkinteressierten nicht empfehlen. Es ist halt eher ein persönliches Tagebuch.

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