Profilbild von Sutchy

Sutchy

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Sutchy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sutchy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2018

Die Definition von Glück

Wie die Erde um die Sonne
0

Ende Juli erschien „Wie die Erde um die Sonne" von Brittainy C. Cherry im Verlagsimprint Lyx des Bastei Lübbe Verlages.



Worum geht's:
Dieses Buch erzählt die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Graham, ...

Ende Juli erschien „Wie die Erde um die Sonne" von Brittainy C. Cherry im Verlagsimprint Lyx des Bastei Lübbe Verlages.



Worum geht's:
Dieses Buch erzählt die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Graham, zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Meine Meinung:
„Wie die Erde um die Sonne" ist der vierte und letzte Band der „Romance Elements"-Buchreihe. Jeder Band ist in sich abgeschlossen und hat gänzlich neue Protagonisten.
Ich hatte wirklich schon oft Bücher von Brittainy C. Cherry in der Hand, doch dieses Buch ist mein erster „New Adult"-Roman der Amerikanerin, die mit „Verliebt in Mr. Daniels" den großen Durchbruch als Selfpublisher schaffte.

Die Autorin bedankt sich im Buch bei ihrem Covermodel Stuart Reardon, was ich ehrlich gesagt sehr entzückend finde. Ich möchte mich an dieser Stelle beim Lyx-Verlag bedanken, der das Cover eins zu eins vom Original übernommen hat. Es ist von der Farbe und dem Hell-Dunkel-Kontrast her wunderschön. Damit harmoniert es hervorragend mit den anderen Coverbildern der Reihe, die alle in Erdtönen gehalten sind.
Der Blick des Mannes auf dem Coverbild ist nachdenklich nach unten zur Seite geneigt. Das passt sehr gut zum Charakter des männlichen Hauptprotagonisten.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Graham, ein Bestsellerautor, der sich, von seiner Frau verlassen, aufopferungsvoll um seine neugeborene Tochter Talon kümmert. Durch seine Kindheit gezeichnet, ist er zu einem Griesgram geworden. Er macht einen kaltherzigen Eindruck, was in seiner Angst zu lieben begründet. Außerdem erscheint er anderen Menschen gegenüber sehr zynisch. Das kommt daher, dass er seinen Kummer in sich hineinfrisst und mit keinem redet. Oder doch?
Ein Nebencharakter im Buch erwähnt, dass Graham durch seine Augen spricht. Was in der Tat sogar der Leser nachempfinden kann.

Die weibliche Hauptprotagonistin ist Lucy. Sie ist, wie sie selbst zugibt: „... die Frau, die alles fühlte."
Ein wahres Wort. Mit ihrer fröhlichen Lebenseinstellung strahlt sie mit der Sonne um die Wette. Zusammen mit ihrer Schwester Mari gehört ihr ein kleiner Blumenladen.
Im Buch wird sie oft als „abgedrehte Hippiebraut" bezeichnet, was sie definitiv ist. Ansonsten ist sie offen und besitzt einen freundlichen Charakter.
Ihr Vater hat die Familie verlassen und ihre Mutter ist an Krebs verstorben. Trotz dieser Rückschläge ist sie optimistisch geblieben und belebt durch ihre sensible Art ihre Mitmenschen.

Diese gegensätzlichen Charaktere treffen genau mein Leserherz. Es heißt ja nicht umsonst, dass Gegensätze sich anziehen. Man erlebt aus erster Hand wie Grahams Herz nach und nach auftaut und er wieder Gefühle zulässt – dank Lucys direkter, gefühlvoller und lustigen Art.

Dank den Nebencharakteren müssen Lucy und Graham jede Menge Schwierigkeiten beseitigen.
Viele davon haben mich zu Herzen gerührt. Doch zwei Charaktere haben mich an den Rand des Wahnsinns getrieben. Damit war ich nicht allein, denn im Rahmen einer Leserunde gab es wirklich heiße Diskussionen über diese beiden Personen, die so unvernünftig und uneinsichtig in ihren Entscheidungen waren. Wer da Genaueres wissen möchte, muss das Buch jedoch selbst lesen.

Obwohl die Handlung sehr nach Klischee aussieht, da sich ein alleinerziehender Vater neu verliebt, wird es in diesem Roman nie langweilig. Es gibt so vielen Wendungen, die mich angenehm überrascht haben. Gut, ein paar Sachen waren auch vorhersehbar, doch das macht der wunderbare, gefühlvolle Schreibstil mehr als wett.
Die Liebesbeziehung steht zunächst gar nicht mal im Vordergrund, sondern das Leben von Graham und Talon. Die Beziehung zwischen den beiden Hauptprotagonisten schleicht sich auf leisen Sohlen ins Geschehen. Der frischgebackene Vater wird immer wieder mit Lucy konfrontiert, ob er will oder nicht. Das fängt schon mit dem ‚ungewollten' Kennenlernen an. So kommt es zu wirklich lustigen Szenen und tollen Dialogen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Lucys und Grahams Sicht erzählt. Durch die Ich-Perspektive konnte man sich wunderbar in die jeweiligen Charaktere versetzen. Rückblenden gab es auch ein paar, welche die Geschichte zusätzlich ergänzten.
Der Schreibstil hat mich total geflasht. Er ist flüssig, leicht und voller Emotionen. Wie eine Zündschnur wurden diese hochgepusht bis zum finalen Countdown. Ich lese viel, aber noch nie hat mich ein Buch so emotional ergriffen. Einmal angefangen, konnte man sich dem Buch nicht mehr entziehen. Klar, dass ich auch die anderen Bände der Reihe lesen muss.

„Wie die Erde um die Sonne" ist ein einfacher Liebesroman, der seinem Namen gerecht wird. Er erzählt von der Liebe einer/s Mutter/Vaters, der Liebe zwischen Schwestern, der Liebe von Mann und Frau, aber auch von der Liebe zu Außenstehenden, die zu Familienangehörigen werden. Außerdem zeigt er einem, wie Menschen miteinander umgehen, wie sie Verlust und Krankheit verarbeiten, aber auch, wie herzlos und hart das Leben sein kann.

Fazit:
Die Story ist wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle – von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Die Protagonisten sind aus dem Leben gegriffen, mit einzigartigen Hintergründen. Der Schreibstil mitreißend und fesselnd. Den Namen Brittainy C. Cherry sollte sich jeder merken, der gerne Liebesromane liest!
„Wie die Erde um die Sonne" ist unvergesslich und mein absolutes Lese-Highlight 2018!

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Lyx Verlag und der Lesejury für das Vorab-Leseexemplar und den wunderbaren Teilnehmern der Leserunde bedanken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gefühl
  • Figuren
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 24.07.2018

Klara Himmel is back

Himmelfahrtskommando. Ein Mordsacker-Krimi
0

Im Verlagsimprint MIRA Taschenbuch erschien bei HarperCollins Germany im Juni 2018 „Himmelfahrtskommando“ von Cathrin Moeller.

Worum geht’s?
Cynthia Bernstein liegt tot am Kaffeetisch, neben ihr ein ...

Im Verlagsimprint MIRA Taschenbuch erschien bei HarperCollins Germany im Juni 2018 „Himmelfahrtskommando“ von Cathrin Moeller.

Worum geht’s?
Cynthia Bernstein liegt tot am Kaffeetisch, neben ihr ein Abschiedsbrief. Klara Himmel wittert sofort ein Verbrechen und lässt nichts unversucht, um ihren Verdacht zu bestätigen.


Meine Meinung:
Reisten wir mit Frau Moellers „Wolfgang“ ins südliche Italien, verschlägt es uns nun ins nördliche Mecklenburg-Vorpommern. Ja, man staune, auch in diesem schönen Land spielt so mancher Regionalkrimi. Es ist sogar schon der dritte Band der „Mordsacker“-Serie von Cathrin Moeller. Der zweite, wenn man das Prequel „Mordsstadt“ nicht mitzählt.
Die einzelnen Teile sind unabhängig voneinander lesbar. Allerdings wird im aktuellen Band hier und da vom ersten Mordfall berichtet, leider auch, wer letztendlich der Täter war.

Das „Himmelfahrtskommando“ wirbelt das kleine, aber fiktive Dörfchen „Mordsacker“ ganz schön durcheinander. Trubel gibt es dort nicht nur im Hühnerstall, sondern auch unter den zahlreichen Einwohnern, die authentisch und liebenswert dargestellt sind. Die illustren Figuren reichen von der örtlichen Postbotin, über den Pfarrer bis zum Starkommissar aus der Großstadt. Jede Figur hat ihre Eigenart, welche super zur Geschichte passt. Auch Pauls Nutztiere ergänzen wunderbar das Ensemble. So erleben wir den ersten Nachwuchs im Ziegenstall, oder die Allüren des Diva-Huhnes Pai no joo.

Klara, die sich selbst als Großstadtpflanze bezeichnet, hat es mit ihrer Familie eher unfreiwillig aufs Land verschlagen. Während Paul, der Ehemann und Dorfpolizist, im Landleben geradezu aufblüht, bleiben der ehemaligen Schauspielerin lediglich die eigenen Küchengeräte als Publikum. Ihre Unzufriedenheit mit dem Alltag als Haus- und Ehefrau, sowie ihr Fernweh zur großen Stadt wird überzeugend dargestellt. Kein Wunder also, dass sie sich durch eine Mordermittlung Ablenkung verschaffen möchte.

Zusammen mit ihrer Tochter Sophie und ihrem Tango-Tanzpartner Benjamin, der zufällig auch der örtliche Bestatter ist, macht sie sich auf die Tätersuche. Dabei sind ihre Ermittlungsmethoden unkonventionell, manchmal sogar leicht kriminell. Ihre Spurensuche führt zu herrlich skurrilen Situationen, die den Leser aufs Köstlichste unterhalten. Ungewollt rückt dabei auch die Familie Himmel in den Vordergrund und reiht sich hierbei in eine ganz illustre Truppe ein.

Der Spannungsbogen des Krimiteils zieht sich über die gesamte Länge des Buches und macht Spaß am Miträtseln. Es werden jede Menge Verdachtsmomente gestreut und Verdächtige gibt es gleich einen ganzen Haufen. Besonderen Spaß machte mir Klaras Jagd nach Indizien, wo sie oft vollen Körpereinsatz zeigte und in diversen Verhören auf ihre Fähigkeiten als Schauspielerin zurückgriff.
Die Frage nach Mord oder Selbstmord, ist gut konstruiert. Die Lösung zum Schluss war aus meiner Sicht nicht gänzlich vorhersehbar, sondern bot auch überraschende Wendungen.

Nebenbei wird der rote Faden weitergesponnen, warum es Klara mit ihrer Familie nach Mordsacker verschlagen hat. Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus früheren Bänden, was zu herrlich komischen Verwechslungen führt. Nebenbei muss aber auch noch das jährliche Theaterstück für die Kulturtour auf die Beine gestellt und Klaras Eheglück wieder gekittet werden.

Das Buch hat einen wunderbar leicht-flüssigen Schreibstil, der sich flott weglesen lässt. Die Charaktere sind gefühlvoll geschrieben und schleichen sich einem ins Herz.
Den Leser erwartet eine amüsante Verbrecherjagd, gespickt durch jede Menge witziger Dialoge und ein turbulentes Familienleben. Nie werde ich das Sauerkirschenmassaker in der Anfangsszene vergessen!
Das Örtchen „Mordsacker“ hat schöne Plätze, die ich mir sehr gut vorstellen konnte. Ich habe mich dort sauwohl gefühlt und bin einem Wiederholungsbesuch nicht abgeneigt!


Fazit
Dieses Buch lebt von seinen einzigartigen Charakteren, allen voran Klara Himmel. Es geht runter wie Öl oder wie Annettes Kirschmarzipanmarmelade…
„Himmelfahrtskommando“ ist für Fans von Regionalkrimis, aber auch manch einen Leser von englischen Cosy-Krimis und sicherlich auch als Urlaublektüre zu empfehlen.


Vielen Dank an den Mira Taschenbuchverlag für das Leseexemplar und Cathrin Moeller für die tolle Leserunde auf Lovelybooks.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Tod eines Baseballspielers... Sam Holland ermittelt

Unbarmherzig ist die Nacht
0

Im Verlagsimprint MIRA Taschenbuch erschien bei HarperCollins Germany im Mai 2018 „Unbarmherzig ist die Nacht“ von Marie Force.

Worum geht’s?
Der verpasste Wurf eines Baseballspielers kostet der Mannschaft ...

Im Verlagsimprint MIRA Taschenbuch erschien bei HarperCollins Germany im Mai 2018 „Unbarmherzig ist die Nacht“ von Marie Force.

Worum geht’s?
Der verpasste Wurf eines Baseballspielers kostet der Mannschaft „D. C. Federals“ den entscheidenden Sieg. Am nächsten Morgen wird die Leiche des Spielers gefunden. War das die Rache eines enttäuschten Fans?
Lieutnant Samantha Holland soll den Mörder finden.

Die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen, aber um das Lesevergnügen nicht zu beeinträchtigen, sollte man die Reihenfolge einhalten, denn das Buch beinhaltet Spoiler zu den vorherigen Bänden!


Meine Meinung:
Marie Force hat sich mit ihren romantischen Buchreihen in das Herz vieler Leser geschrieben.
„Unbarmherzig ist die Nacht“ ist bereits der 7. Band ihrer Romantic Suspense-Serie „Fatal“, die in Washington D. C. spielt. Für mich war es das erste Buch der Autorin.

In diesem Band ermittelt Sam Holland im Umfeld einer Baseballmannschaft. Hier in Deutschland ist diese Sportart vielleicht nicht so populär wie in Amerika. Der Leser bekommt anfangs ein paar Fachbegriffe um die Ohren gehauen, aber ich habe mich gut zurechtgefunden. Marie Force hat ein wirklich rasantes Baseballspiel beschrieben, dass man als Leser einfach mitfiebern musste. Die Atmosphäre im Stadion war regelrecht zum Greifen.
Gerade dieses Setting war mal etwas ganz anderes.

Wenn man denkt, Sport und Krimi geht nicht, wurde man mit „Unbarmherzig ist die Nacht“ eines Besseren belehrt. Die Autorin schafft kontinuierlich Spannung und bietet viele Verdachtsmöglichkeiten, die zum Miträtseln einladen.
Ich konnte zwar den richtigen Täterkreis ermitteln, wurde vom tatsächlichen Täter aber überrascht.
Dafür empfand ich die Polizeiarbeit im Team sehr gut dargestellt, denn oft wird der Eindruck erweckt, dass der Kommissar den Fall ganz allein löst. Hier war dem nicht so und gerade deswegen, bekommen auch die Nebencharaktere viel Aufmerksamkeit.

Es gibt zahlreiche Familienmitglieder, aber auch Kollegen samt Anhang, die ihre eigene Nebenhandlung bekommen haben und zu fesseln wissen.
Nicht jeder Erzählstrang wird dabei abgeschlossen, sondern soll in zukünftigen Nachfolgebändern zu Ende gesponnen werden.

Junges Blut bekommen die Nebencharaktere durch den kleinen Scotty, dem Adoptivsohn von Sam und Nick. Diese Episoden mit ihm waren einfühlsam und anrührend geschrieben und haben mich an mehr als einer Stelle schmunzeln lassen.

Auch das Liebespaar wusste zu überzeugen. Sam Holland, lebt für ihren Beruf und hat Durchsetzungsvermögen. Egal was kommt, ob Verbrecher, Ex-Kollege oder Mutter eines Mitschülers ihres Adoptivsohnes, sie wird damit fertig.
Nick Cappuano ist Senator und mitten im Wahlkampf. Auch in seinem Beruf gab es Schwierigkeiten, die gelöst werden mussten. Dabei machte er eine durchaus entspannte Figur. Da könnten sich einige deutsche Politiker mal eine Scheibe abschneiden. Nick war mit genauso viel Leidenschaft in seinem Beruf unterwegs wie Sam.
Zusammen sind die zwei ein echtes Traumpaar, das weder seinen Esprit noch seine Anziehungskraft eingebüßt hat. Natürlich sorgen die beiden für manch ‚heiße‘ Szene.

Im Buch gibt es allerdings auch jemanden, der den beiden Liebenden ihr Glück nicht so recht gönnt. Das ist der FBI-Special-Agent Avery Hill.
Es war nicht der erste Auftritt des Special-Agents. Leider kenne ich auch nicht seine Vorgeschichte, aber er sorgt für Zwist zwischen den beiden Liebenden. Dabei tritt er verdammt charmant auf und gewinnt bestimmt nicht nur mein Leserherz. Auf seinen Charakter freue ich mich schon in den Folgebänden.

Marie Force hat mit ihrem wunderbar flüssigen Schreibstil, den liebevollen Charakteren und spritzigen Dialogen mein Herz im Sturm erobert. Ich habe mir sofort Band 1 der „Fatal“-Reihe besorgt und freue mich auf die Anfänge von Sam und Nick.

Fazit
Hände weg Krimifans, Hände weg, wer die anderen Bände noch lesen will!
„Unbarmherzig ist die Nacht“ ist für alle Leser des Genres Romantic Suspense geeignet, die es lieben ihre Ermittler in Serie zu lesen. Einmal angefangen, müssen sofort die anderen Bände der Serie her.



An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Mira Taschenbuch und HarperCollins für das Leseexemplar bedanken.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Zeitreise zu Jane Austen

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
0

„Geht, nun geht schon, sprach der Vogel: Der Mensch
Verträgt nichts sehr viel von der Wirklichkeit.
Zeit Vergangenheit und Zeit Zukunft
Was gewesen wäre und was gewesen ist
Verweisen aufs Gleiche, nämlich ...

„Geht, nun geht schon, sprach der Vogel: Der Mensch
Verträgt nichts sehr viel von der Wirklichkeit.
Zeit Vergangenheit und Zeit Zukunft
Was gewesen wäre und was gewesen ist
Verweisen aufs Gleiche, nämlich das, was ist.“

Mit diesem passenden Spruch, von T.S. Elliot, beginnt der Debütroman „Jane Austen – Jagd auf das verschollene Manuskript“ von Kathleen Flynn, welches im Mai 2018 bei HarperCollins erschienen ist.

Kathleen Flynn ist Redakteurin der New York Times - und lebenslanges Mitglied der Jane Austen Society of North America. Für ihr Debüt hat sie intensiv recherchiert und nicht nur sämtliche Austen-Romane und Sekundärliteratur gelesen, sondern auch die Orte besucht, an denen die Autorin gelebt hat.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei HarperCollins Germany für das Leseexemplar bedanken.

Das Buch „Jane Austen – Jagd auf das verschollene Manuskript“ vereint Liebesroman in der Regency-Zeit mit Science Fiction. Denn die beiden Hauptprotagonisten Rachel und Liam reisen ins Jahr 1815 zurück, um ein verschollenes Manuskript von Jane Austen zu retten. Wird ihnen das gelingen?

Rachel war mir als Charakter mit am sympathischsten. Sie ist Ärztin und darum sind ihr die Menschen in ihrer Umgebung sehr wichtig. So wichtig, dass sie manchmal unüberlegt die guten Sitten überschreitet, um deren Leben zu retten.

Liam ist Schauspieler und konnte sich besonders gut in die Zeit um 1815 integrieren. Von Anfang an hat er die Führung übernommen und sich mit den zur Verfügung stehenden Mittel aus der Zukunft ein Leben mit Rachel in London der Vergangenheit aufgebaut.

Auf einer Abendgesellschaft lernen Rachel und Liam Henry Austen kennen, einen der Brüder der berühmten Schriftstellerin. Durch ihn wollen die beiden Zeitreisenden an Jane und das verschollene Manuskript herankommen. Man kann schließlich zur Regency-Zeit nicht einfach an der Haustür klingeln, sondern muss eingeladen werden.

Im Buch werden hervorragend die Sitten und Bräuche der englischen Gesellschaft eingefangen. Wie man sich kleidet, wie man mit anderen Personen Umgang pflegt, der häusliche Alltag, besonders aber verdeutlicht er die Stellung der Frau in dieser Zeit. Und aus diesem Grund ist es wirklich ein gelungener Schachzug, dass der Roman aus der Erzählperspektive einer Frau geschrieben ist. Denn Rachel erlebt diese Grenzen am eigenen Leib. Als moderne Ärztin, die wesentlich mehr über den Körper des Menschen weiß, ist sie oft darauf beschränkt nur Zuschauer zu sein und kann nicht wirklich eingreifen.
Des Weiteren wird mit Rachels Erzählperspektive aber auch versucht, dem Schreibstil von Jane Austen zu huldigen. Und ich denke, dass hat die Autorin hier erfolgreich geschafft. Mit Rachels Sicht einer Frau, wie sie ihre Zeit erlebt, gebunden an strengen Konventionen und dem Mann untergeordnet. Verdeutlicht durch Rachels Gedanken: „… diese Frauen nur in Bezug auf die Männer zu sehen, welchen sie heiraten würden…“ Seite 101

Im Buch stehen neben Rachel und Liams Auftrag aber auch die Charaktere und deren Beziehungen untereinander im Mittelpunkt. Ein besonderes Augenmerk wurde hier auf die Familie Austen gelegt. Geschickt werden hier die Familienmitglieder in die Zeitreisegeschichte eingesponnen und auf ihre Schicksale eingegangen.
Dieser Bezug zu Jane Austens Biographie hat mir besonders gefallen, weil ich mich ganz einfach noch nicht so richtig damit beschäftigt habe und das war doch ganz interessant.

Die Liebe kommt im Buch „Jane Austen – Jagd auf das verschollene Manuskript“ auch nicht zu kurz. Im Gegenteil, bietet sich hier reichlich Konfliktmaterial zwischen den Figuren durch eine Dreieckskonstellation. So etwa flirtet Rachel heftig mit Henry Austen und bringt dessen Gefühlswelt durcheinander und Liam reagiert sehr eifersüchtig.
Leider hatte der undurchsichtige und geheimnisvolle Liam bei mir seine Sympathien von Anfang an verspielt und konnte sich nicht gegen den flotten, charmant-humorvollen Henry Austen behaupten.

Ein weiteres wichtiges Thema im Buch ist die Veränderung der Geschichte.
Rachel und Liam haben eine regelrechte Ausbildung für die Regency-Zeit absolviert, sich genau über den Personenkreis um Jane Austen informiert und kennen so natürlich auch deren Schicksal. Sie tarnten sich als Kinder reicher Unternehmer aus Jamaika und schleichen sich in die Londoner Gesellschaft ein. Ständig müssen sie dabei auf der Hut sein nicht aufzufliegen, weil sie unbedacht zu viele Informationen preisgeben.
Ich kann euch nur verraten, dass es einige spannende Verwicklungen gibt. Ob es wirklich Auswirkungen auf die Zukunft gibt, müsst ihr schon selber herausfinden.

Die Zukunft aus der Rachel und Liam kommen, wird nicht genau benannt. Nur wage gibt es kleine Eindrücke aus Rachels Erinnerungen, die hier und dort erwähnt werden. Und sie sieht nicht gerade rosig aus. Katastrophen und die Knappheit von Rohstoffen und Lebensmitteln bestimmen den Alltag, außerdem gibt es wesentliche territoriale Unterschiede in der Bevölkerung. Da will keiner gerne leben. Und so spielen die beiden Zeitreisenden letztendlich mit den Gedanken nicht dorthin zurückzukehren, nachdem sie sich so gut in der Vergangenheit eingefügt haben, Freunde fanden und ihnen genug finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Die Antwort auf diese Frage gibt der Handlung eine zusätzliche Spannung, die bis zum Ende des Romans gehalten werden kann.

Zusammenfassend waren mir die Charaktere sympathisch, die Handlung überzeugend und gut durchdacht. Es ist ein unterhaltsamer, nachdenklicher Roman über die Regency-Zeit und die Zukunft und auf jedem Fall ein Muss für jeden Jane Austen-Fan!

Veröffentlicht am 03.05.2018

Frost & Payne - Die Jagd beginnt

Frost & Payne - Die mechanischen Kinder 1: Die Jagd beginnt
0

Mit „Frost & Payne: Die Jagd beginnt“ erschien im Mai 2017 im Verlag Greenlight Press. Das Buch ist ein Sammelband der Reihe „Frost & Payne“ von Luzia Pfyl, die bisher nur im eBook-Fromat erschienen sind. ...

Mit „Frost & Payne: Die Jagd beginnt“ erschien im Mai 2017 im Verlag Greenlight Press. Das Buch ist ein Sammelband der Reihe „Frost & Payne“ von Luzia Pfyl, die bisher nur im eBook-Fromat erschienen sind. Es handelt sich hier um eine Serie, die insgesamt 12 Bänder umfassen soll. Bisher sind 11 davon erschienen. Der Finalband soll noch im April 2018 erscheinen!

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Verlag Greenlight Press für das Leseexemplar bedanken.

Luzia Pfyl, lebt, arbeitet und schreibt in Zürich. Angefangen zuschreiben hat sie mit FanFiction. Seit einigen Jahren ist sie, laut eigener Aussage, im ‚Besten Forum der Welt™‘ und macht dort regelmäßig am „National Novel Writing Month“ (NaNoWriMos) mit, einem Schreibprojekt, dessen Ziel es ist während der 30 Tage des Monats November einen Roman mit mindestens 50.000 Wörtern zu verfassen. So ist auch ihr Debüt entstanden und ihre Liebe zum Genre Steampunk wurde geweckt.
Ansonsten schreibt sie gern humorvolle Piratensausen oder Heroics, hauptsächlich während des NaNoWriMos.
Ihr Debütroman "Cesario Aero - Kaiser der Lüfte" wurde für den Deutschen Phantastik Preis und den Seraph 2016 nominiert. „Frost & Payne“ steht auf der Nominierungs-Longlist für den Deutschen Phantastik Preis 2018 als beste deutschsprachige Serie.

„Frost & Payne“ ist eine Steampunk-Serie. Das sollte man wissen, denn nicht jedem liegt dieses Genre. Im Steampunk werden Mode und Kultur des viktorianischen Zeitalters idealisiert und mit meist dampf- oder zahnradbetriebener Technik verknüpft.
Bei „Frost & Payne“ spielt Aether als technisches Novum eine große Rolle. Was genau das ist, wurde wunderschön im Glossar am Ende des Buches erklärt, wie viele andere Begriffe/Personen.

Sehr gut zum Genre passt auch das Buchcover. Zahnräder um den Seriennamen der Protagonisten, der auf einer Metallplatte geprägt ist. Das Luftschiff, als typisches Element des Genres bewegt sich über dem nebelumwobenen London. Die Farben unterstreichen wunderschön die Stimmung.
Und als zentrales Element steht der Schlüssel im Vordergrund, hinter dem sich ein ganz besonderes Geheimnis verbirgt in Form eines Drachen als versteckter Hinweis auf ...
Perfekter geht es nimmer. Ein wirklich gelungener Hingucker!

Lydia Frost besitzt einmalige Fähigkeiten, die sie bisher bei der chinesischen Verbrecherorganisation „Dragons“ eingesetzt hat. Nun hat sie sich mit einer eigenen Agentur von ihrer Ziehfamilie losgesagt und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.
Jackson Payne war Pinkerton in Amerika und ermittelt nun in eigener Sache in London. Gleich bei seinem ersten Auftrag läuft ihm Lydia Frost über den Weg.

Das Buch selbst umfasst die ersten drei Bänder der Serie um „Frost & Payne“. Im Einzelnen: 1. Die Schlüsselmacherin, 2. Die mechanischen Kinder und 3. Die Bibliothek des Apothekers.
Die einzelnen Bände sind in kurze Kapitel eingeteilt und lassen sich leicht lesen. Die Geschichte wird abwechselnd mal von Lydia, mal von Payne, aber auch schon mal aus Sicht der Nebencharaktere erzählt. Dadurch konnte man sich sehr gut in die einzelnen Charaktere hineinversetzen.

Schon nach dem ersten Kapitel war ich ein Fan von Lydia Frost. Selbstbewusst eröffnet die ihre eigene Agentur für „Verlorenes und Vermisstes“. Das erfordert Mut und Hartnäckigkeit, denn die Dragons versuchen immer wieder sie für ihre Sache einzuspannen.
Bei ihren Fällen geht Lydia manch unkonventionellen Weg, was ich persönlich immer gerne gelesen habe. Dabei hilft ihr auch ihre außergewöhnliche Gabe, die in der gesamten Serie eine bedeutende Rolle spielen wird.

Paynes Auftritt habe ich hin gefiebert und wurde nicht enttäuscht. Die Art und Weise ihrer ersten Begegnung war einfach nur genial in die Handlung integriert. Payne selbst ist zu Anfang ein wenig geheimnisvoll, aber gerade das fand ich gut. Er taut immer mehr und mehr auf und wir erfahren so, dass er ein vielschichtiger Charakter ist, der etwas Schreckliches erlebt hat.

Das ist eine weitere Gemeinsamkeit der Beiden. In ihrer Vergangenheit sind einige Dinge passiert, die mit den aktuellen Geschehnissen verwoben sind. Jeder der Beiden versucht auf eigene Weise damit umzugehen, längst ist noch nicht alles geklärt.
Bei der Ermittlungsarbeit beim ihrem zweiten Fall agieren Frost & Payne, als ob sie schon jahrelang gemeinsam arbeiten würden. Ein wirklich dynamisches Duo hat sich da gefunden.

Im ersten Band „Die Jagd beginnt“ werden neben den Hauptprotagonisten viele Nebencharaktere eingeführt. Das sind einige und manch einen überfordert das vielleicht. Ich hatte jedoch keine Schwierigkeiten, weil das typisch bei englischen Krimis ist und man so einen großen Kreis von Verdächtigen hat.
Außerdem haben bei „Frost & Payne“ die Nebenfiguren eine besondere Bedeutung, da man nie weiß, ob sie in späteren Bänden noch einmal auftauchen. Denn selbst für einige Nebenfiguren wird ein roter Faden über die gesamten ersten drei Bände gesponnen und wird bestimmt noch fortgeführt.
Dieses Konstrukt ist besonders wichtig, da es hinter den einzelnen Fällen der Agentur einen weiteren großen Handlungsstrang gibt, von dem ich hier nicht zu viel verraten möchte.

Ich liebe ja Geschichten, in denen Bücher eine besondere Rolle spielen. Das ist auch bei „Die Jagd beginnt“ so. Denn in zwei der drei Bände werden Bücher gesucht. Aber nebenbei passiert noch vieles mehr und dann ist da noch die große Hintergrundstory. Immer wieder werden gezielt kleine Puzzlestücke enthüllt und meist endet der Band mit einem gewaltigen Knall…
Tatsächlich ist so viel los, dass es nie langweilig wird. Kann es auch gar nicht, da es ständig Verfolgungsjagden, Explosionen und jede Menge Action gibt. Es ist Wahnsinn, was in den Kapiteln eines Bandes so los ist.

Gekonnt, schließt jeder Band mit einem Cliffhanger, was sehr gut zur Serie passt, den Leser am wirklichen Ende leicht frustriert zurücklässt. Dadurch wird die Neugierde aber zu hundert Prozent angestachelt und die Geschichte bekommt absolut Suchtpotential.



Das Buch vereint sympathische Charaktere mit einer Vielzahl an Handlungssträngen. Die typischen Steampunk-Elemente und Humor runden die Geschichten wunderbar ab.
Von mir gibt auf jeden Fall eine Weiterempfehlung – besonders für Fans des Genres!